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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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Im Mittelgang standen die großen Mädchen, links und rechts <strong>der</strong> Seitentür standen die Wie<strong>der</strong>holungsschüler,<br />

Sonntagsschüler genannt, weil sie sonntags in <strong>der</strong> Kirche Religionsunterricht erhielten. Keiner unter 16 Jahren<br />

durfte auf die Empore, außer zwei bis drei Schulbuben zum Läuten. Dies än<strong>der</strong>te sich später, auch mußten die<br />

Wie<strong>der</strong>holungsschüler nicht mehr an <strong>der</strong> Seitentüre stehen und ihren Unterricht erhielten sie in <strong>der</strong> Schule. An<br />

den Seitentüren standen dann die Frauen; waren bei Beginn des Gottesdienstes in den Bänken Plätze frei, so<br />

setzten sie sich dorthin. Wenn wenig o<strong>der</strong> kein Platz in den Bänken war, blieben auch die Männer stehen.<br />

In unserem Bericht darf auch eine Beschreibung <strong>von</strong> Trauung und Hochzeit nicht fehlen. Zumeist hatten<br />

die Eltern schon alles abgesprochen, bevor <strong>der</strong> junge Mann die Eltern <strong>der</strong> Braut aufsuchte und um die Hand<br />

<strong>der</strong> Tochter anhielt. Dann wird <strong>der</strong> Tag bestimmt, an dem eingeschrieben wird, und die Beistände werden dazu<br />

eingeladen. An diesem Tage gehen die Brautleute, bei<strong>der</strong> Väter und die Beistände zum Standesamt, wo sie das<br />

Aufgebot bestellen, und dann zum Pfarrhaus, wo dasselbe geschieht. Wie<strong>der</strong> zuhause angekommen, wird <strong>der</strong><br />

Tag mit einem Festessen begangen. Dabei wird im Beisein <strong>der</strong> Beistände <strong>von</strong> den Eltern <strong>der</strong> Brautleute auch<br />

gesagt, was und wieviel sie den Kin<strong>der</strong>n an Geld und Gut zum Anfang und Aufbau einer eigenen Wirtschaft<br />

mitgeben. Was hier ausgesagt wurde, verpflichtete wie ein Vertrag, man sprach deshalb auch nicht <strong>von</strong> Verlobung,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>von</strong> Versprechen.<br />

An den nächsten drei Sonntagen wurde die versprochene Ehe in <strong>der</strong> Kirche verkündet. Während dieser Zeit<br />

trafen Brautleute und Eltern ihre Vorbereitungen zum Ehrentag. Die jungen Leute wünschten sich eine große<br />

Hochzeit, denn da das Brautgeschenk ihnen gehörte, war dies ihr Vorteil ; alle Auslagen waren <strong>von</strong> den Eltern<br />

zu tragen. So wurde besprochen, wer alles geladen werden soll. Sofern die Taufpaten lebten, waren immer sie<br />

die Beistände, ihre Kin<strong>der</strong> wenn möglich Brautführer und Kranzlrnädel, wobei zu überlegen war, wie diese Paare<br />

zusammengestellt werden sollten, welches Mädel mit welchem Burschen geladen werden soll. War man sich<br />

über alles einig, gingen Bräutigam und Braut zum Einladen <strong>der</strong> Jugend in das Gasthaus, wo Tanzunterhaltung<br />

war. Sie tanzten einen Tanz, dann begab sich die Braut unter die Mädchen, <strong>der</strong> Bräutigam unter die Burschen,<br />

um jedem zu sagen, mit wem er geladen ist. Um noch jüngere einzuladen, gingen sie abends zu <strong>der</strong>en Eltern zur<br />

Einladung. Zum Einladen <strong>der</strong> Verheirateten kamen die Burschen eines abends in das Hochzeitshaus, wo sie<br />

Listen bekamen, wen sie einzuladen hatten. Dazu bekam je<strong>der</strong> eine Flasche Wein, geschmückt mit schönen<br />

Bän<strong>der</strong>n, und jedem wurde ein Rosmarinzweiglein aufgesteckt. Kamen sie nun in ein Haus, grüßten sie und<br />

sagten: "Hier kommen zwei ausgesandte Boten vom Herrn Bräutigam und seiner vielgeliebten Jungfrau Braut.<br />

Sollt Euch rücken, sollt Euch schmücken, alle Klei<strong>der</strong> z'am flicken, damit, wenn's angeht, ein Fleck am an<strong>der</strong>n<br />

steht. Sollt Messer und Gabel mitbringen und 's Maul daheim lassen. Sollt am Ehrentag kommen." Dann<br />

wird Wein angeboten, Tag und Zeit des Ehrentages genannt, und dann geht es weiter zum nächsten Ehepaar.<br />

Der genannte Einladungsspruch ist einer <strong>von</strong> mehreren, die es gab.<br />

Dann erkundigten sich die Frauen, wann und wo mit dem Mehlspeis-Backen begonnen wird, um selbst mithelfen<br />

zu können. Dazu nahm jede etwas Butter, Eier, Zucker o<strong>der</strong> sonst etwas zum Backen mit und machte<br />

etwas Gutes daraus. An den ersten Tagen wurde haltbares Backwerk gemacht, an den letzten Tagen vor <strong>der</strong><br />

Hochzeit wurden die weniger haltbaren Sachen gebacken.<br />

Einige Tage vor <strong>der</strong> Hochzeit tragen die geladenen Mädchen <strong>von</strong> den geladenen Gästen Geschirr zusammen,<br />

so Teller, Schüsseln usw. Sie verzieren auch Rosmarinzweige mit farbigen Bändchen, wo<strong>von</strong> je<strong>der</strong> Gast einen angesteckt<br />

bekam. Dies besorgen die Mädchen bei <strong>der</strong> Ankunft <strong>der</strong> Gäste.<br />

Am Vorabend <strong>der</strong> Hochzeit brachte das Brautpaar die Brautklei<strong>der</strong> zur Patin, die die Braut ankleiden muß.<br />

Am Ehrentag besuchten Braut und Bräutigam die Frühmesse, beichten und kommunizieren. Nach dem Frühstück<br />

geht die Braut zur Patin. Früh ankommende Gäste erhalten Kaffee und Kuchen, sonst Kuchen und Wein.<br />

Ist alles zusammengekommen, stellt man auf, um die Braut abzuholen, und zwar in folgen<strong>der</strong> Reihenfolge:<br />

Voran Brautführer und Kranzljungfer, dann die Jugend nach Alter und Verwandtschaftsgrad, nach den Kin<strong>der</strong>n<br />

kommen die Beistände, dann die an<strong>der</strong>en Gäste und schließlich die Musik. Der Bräutigam ging neben Brautführer<br />

und Kranzljungfer. Im Hochzeitshaus angekommen gaben die Gäste <strong>der</strong> Braut Weihwasser, dann wurde<br />

zum Kirchgang aufgestellt, dabei durfte kein Mann neben seiner eigenen Frau gehen. Von den Beiständen<br />

trägt je<strong>der</strong> einen Liter Wein mit. Der Hochzeitszug führt zuerst zum Standesamt, wo die standesamtliche<br />

Trauung vollzogen wird, dann geht es weiter zur Kirche. Auf den Altar stellen die Beistände den mitgeführten<br />

Wein und einen schönen, in einen Apfel o<strong>der</strong> eine Zitrone gesteckten Rosmarinzweig. Braut und Bräutigam<br />

knien auf den Stufen zum Altar nie<strong>der</strong>. Der Priester fragt sie: "Marianna, ich frage Dich, bist Du geneigt,<br />

den hier erschienenen Jakob zu Deinem rechtmäßigen Gemahl zu nehmen?", dann: "Jakob, ich frage Dich,<br />

bist Du geneigt, die hier erschienene Marianna zu Deiner rechtmäßigen Gemahlin zu nehmen?". Nach dem<br />

"Ja" <strong>der</strong> beiden sprach <strong>der</strong> Priester: "So schwöret einan<strong>der</strong> einen feierlichen Eid und saget mir die Worte<br />

des Schwures einzeln nach." Die Kranzljungfrau legt jetzt <strong>der</strong> Braut das Rosmarinkränzchen auf den Kopf,<br />

wie auch vorher bei den Fragen. Dann spricht <strong>der</strong> Priester die Worte vor: "Also helfe mir Gott, die Seligste<br />

Jungfrau Maria und alle Heiligen Gottes, daß ich Dich, Jakob; liebe, liebend dich nicht verlassen werde bis zu<br />

meinem o<strong>der</strong> Deinem Tode, unter keiner Wi<strong>der</strong>wärtigkeit und Not, also helfe mir Gott." Das Rosmarinkränzchen<br />

wird jetzt Jakob auf den Kopf gelegt, und <strong>der</strong> Priester wie<strong>der</strong>holt die Worte des Schwures: "Also helfe<br />

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