Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...
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was er getragen, dann kommt <strong>der</strong> Tod und macht ein End." Er hatte für jeden ein passendes Lied, wie z. B.:<br />
"Ob arm, ob reich, im Tode sind wir alle gleich. Nur kurze Zeit wird man noch sagen, in diesem Grab ruht<br />
<strong>der</strong> und <strong>der</strong>, dann wird das Kreuz, <strong>der</strong> Stein zerfallen und dann denkt unserer niemand mehr." O<strong>der</strong> "Es<br />
ist die Stelle, wo des Lebens Macht sich ächzend bricht, hier herrscht nur Tod und Nacht, es ist die Schwelle<br />
einer an<strong>der</strong>en Welt, die uns das Dunkel noch verborgen hält. Darum bete und halte, was <strong>der</strong> Glaube lehrt,<br />
er ist es, <strong>der</strong> im Tode Mut gewährt."<br />
Der Leichenverein stellte den Fahnenträger und vier Träger, die den Sarg aus dem Hause trugen. Nachdem<br />
<strong>der</strong> Priester und <strong>der</strong> Kantor die Gebete verrichtet hatten, hoben die Träger den Sarg auf den Totenwagen.<br />
Im Friedhof trugen sie den Sarg zum Grab und senkten ihn hinab. Der Fahnenträger trug beim Begräbnis<br />
die Fahne, und er besorgte das Kassieren des Beitrages bei den Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Beim Tode <strong>von</strong> Jugendlichen waren junge Burschen die Träger. Sie ließen sich <strong>von</strong> Mädchen Sträussehen<br />
anfertigen. Sie kamen auch zur täglichen Totenwache. Die Träger und Fahnenträger trugen schwarze<br />
Uniformen. War ein Mitglied des Rosenkranzvereins gestorben, trug man auch die Rosenkranzfahne mit.<br />
Unter Leitung <strong>von</strong> Herrn Direktorlehrer Schell sangen die Vereinsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> verstorbenen Vereinsschwester<br />
am Grabe zum Abschied ein Lied. War ein Sänger gestorben, sang <strong>der</strong> Gesangverein im Hofe und<br />
am Grabe ebenfalls ein Abschiedslied.<br />
Herr Direktorlehrer Schell war fast vierzig Jahre lang bis zu seinem Tode am 26. August 1943 Kantor<br />
und hat in dieser Zeit sicherlich über tausend Tote zu ihrer letzten Ruhestätte hinaus begleitet. Er war auch<br />
bei allen Messen, ob Frühmesse, Roratemesse, Hochamt, Requiem, Maiandacht und was es noch geben<br />
mag, anwesend. Es war ihm vergönnt, in <strong>der</strong> geweihten Heimaterde seine letzte Ruhe zu finden. Gott<br />
gebe ihm mit all den dort Ruhenden die ewige Ruhe, sie mögen alle in Frieden ruhen.<br />
Die <strong>Zichydorf</strong>er empfanden für ihre Toten immer große Dankbarkeit. Sie wußten, daß sie ihnen viel<br />
Dank schuldeten, denn alle hatten viel gearbeitet und für ihre Kin<strong>der</strong> gespart. Daß die Nachkommen dies<br />
wußten, zeigten auch die drei Kapellen, die für Verstorbene erbaut worden waren. Eine vierte Kapelle war<br />
nach dem Erlöschen <strong>der</strong> Cholera <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> aus Dankbarkeit erstellt worden.<br />
Es wurden auch viele Gruften erbaut. Um das Jahr 1910 bauten drei Brü<strong>der</strong> eine Gruft, was jeden einen<br />
Waggon, also dreißig Tonnen Weizen kostete. In dieser Gruft wurden nur zwei <strong>von</strong> ihnen zur Ruhe gebettet,<br />
<strong>der</strong> dritte mußte in einem Lager sein Leben lassen und ruht in einem Massengrab. Es waren dies die<br />
Brü<strong>der</strong> Hasenfratz.<br />
Wer in <strong>der</strong> Reihe begraben wurde, zahlte nicht für sein Grab. Nur wer sich einen Platz auswählen wollte,<br />
mußte dafür bezahlen. Ein Grab mußte ein Klafter tief sein, das sind 190 cm, und hatte dreißig Jahre Ruhezeit.<br />
Jetzt will ich <strong>von</strong> einigen beson<strong>der</strong>en Begebenheiten berichten. 1863 o<strong>der</strong> 1864 wurde ein berüchtigter<br />
Pferdedieb namens Mihael Schik aus Urmenyhaza durch den Strang am Kleegarten im Grundloch hingerichtet<br />
und auch dort begraben. Aber, wie die Alten sagten, haben seine Verwandten ihn sicher nachts<br />
aus diesem Grab heraus geholt und ihn auf dem Friedhof beerdigt.<br />
Der Feldhüter Peter Fellinger wurde im Jahre 1916, als er Maisdiebe beim Diebstahl ertappte, <strong>von</strong><br />
diesen erschlagen; es waren wie<strong>der</strong> Leute aus Urmenyhaza. Lorenz Adatschi und Michael Jung, die mit ihm<br />
Feldhüter waren, wurden daraufhin verhaftet. Michael Jung wurde <strong>von</strong> Gendarm Szekeresch im Arrest<br />
erschlagen und dann <strong>von</strong> ihm aufgehängt, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Lorenz Adatschi war bis<br />
Kriegsende in Betschkerek in Haft. Im Jahre 1922 erhielt die <strong>Gemeinde</strong> die Meldung, daß ein Ungar auf dem<br />
Sterbebett gestanden habe, er habe Peter Fellinger erschlagen und wenn noch jemand in Haft sei, möge man<br />
ihn frei lassen.<br />
Als man im Jahre 1920 o<strong>der</strong> 1921 wie gewohnt den Namenstag <strong>von</strong> König Peter feierte, wurde auf dem<br />
Marktplatz vor dem <strong>Gemeinde</strong>haus ein Böller geladen und unter vielen Schiwieo-Rufen gezündet, wobei<br />
Matthias Gajo <strong>von</strong> einem Splitter tödlich getroffen wurde.<br />
Um die Mitte o<strong>der</strong> Ende <strong>der</strong> zwanziger Jahre wurde ein Mann namens Johannes Niesner, Wagner, vermißt,<br />
<strong>der</strong> nicht mehr zurückkehrte. Einige wollten ihn in Pantschowa gesehen haben, an<strong>der</strong>e sprachen <strong>von</strong><br />
Mord, auf alle Fälle blieb er verschollen.<br />
Leidens- und Lagerzeit nach dem II. Weltkrieg<br />
Beim Einmarsch <strong>der</strong> deutschen Truppen am Karfreitag 1941 erschoss ein deutscher Soldat ohne Grund<br />
o<strong>der</strong> zur Einschüchterung einen Serben. Der Erschossene war völlig unschuldig. Für diese Tat mußten im<br />
Oktober 1944 dann mehr als hun<strong>der</strong>t Männer <strong>von</strong> <strong>Zichydorf</strong> sterben, sie wurden in Werschetz und Weiskirchen<br />
erschossen. Im Herbst 1944, als die Russen und Partisanen kamen, kehrten manche Männer <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Wehrmacht zurück, in <strong>der</strong> Hoffnung, mit ihren Frauen und Kin<strong>der</strong>n flüchten zu können. Aber es war<br />
meist zu spät zur Flucht. Alle Männer bis über sechzig Jahre alt wurden nach Werschetz gebracht. Dort<br />
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