03.11.2013 Aufrufe

Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bis zum I. Weltkrieg wurde das Kochen <strong>der</strong> Gevatterin für die Wöchnerin sehr in Ehren gehalten, in den zwanziger<br />

Jahren wurde es nur noch selten geübt. Auch wurden jetzt öfters Verwandte als Taufpaten genommen,<br />

was früher gar nie vorkam. Dadurch wurde für die Kin<strong>der</strong> die Verwandtschaft kleiner lind damit natürlich auch<br />

die Weihnachts- und Ostergeschenke, was weniger erfreulich für sie war.<br />

Militärdienst<br />

Die Namenstafel <strong>der</strong> Gefallenen des I. Weltkrieges entnahm ich einer Fotografie des Kriegerdenkmals, die<br />

ich <strong>von</strong> Frau Barbara Häckl geb. Scheirich erhielt, so konnten die Namen <strong>von</strong> 78 <strong>der</strong> besten unserer jungen<br />

.Männer dem Vergessenwerden entzogen werden, wie sie es verdienten.<br />

Im 21. Lebensjahr wurden die Burschen für den Wehrdienst gemustert. Die Rekruten, die 1914 an <strong>der</strong> Reihe<br />

waren, gingen abends in Gruppen in den Gassen spazieren und sangen wie die Rekruten früherer Jahre dieses<br />

Rekrutenlied:<br />

Wie ist doch die Unruh in <strong>der</strong> Welt nur gar so groß,<br />

daß wir junge, junge Burschen schon Soldaten müssen sein.<br />

Nach Banlak müssen wir ziehen, dort lassen wir uns visidieren,<br />

ob wir taugen, ob wir taugen, ob wir taugen ins Feld.<br />

Was nützet uns dem Hauptmann seine Red und sein Zorn.<br />

Unser Vater, unsere Mutter, die uns aufgezogen ha'm.<br />

Der Hauptmann stand draußen, schauet seine Leute an:<br />

Seid lustig, seid fröhlich, 's kommet keiner mehr da<strong>von</strong>.<br />

Nur die Rekruten durften dieses Lied singen; erst nach ihrem Einrücken konnte es <strong>der</strong> nachfolgende Jahrgang<br />

singen. Die meisten rückten gerne ein, und blieb einer "untauglich", so schämte er sich dessen. An Löhnung<br />

erhielt ein Infanterist in jener Zeit 8 Kreuzer und 16 Heller, trotzdem sagten die meisten nach den acht Wochen<br />

Ausbrldungszeit, die Zeit die sie dort verlebt hätten, sei ihre schönste Zeit gewesen.<br />

Der unselige I. Weltkrieg for<strong>der</strong>te <strong>von</strong> unserer <strong>Gemeinde</strong> 78 Gefallene. In einem Büchlein über das 29. Infanterieregiment<br />

waren viele <strong>Zichydorf</strong>er aufgeführt mit Angaben, wofür sie eine Tapferkeitsmedaille erhalten hatten.<br />

Als ich 1918 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkam, habe ich das Büchlein gelesen, ich kann mich<br />

aber nur noch an das erinnern, was über Rudolf Kaiser darin stand: er holte drei Kosaken vom Pferde, einen<br />

nach dem an<strong>der</strong>en; welche Medaille er dafür bekam, weiß ich nicht, denn er hatte alle, manche doppelt. Bei<br />

Ausbruch des Krieges war er Feldwebel, am Ende des Krieges Offiziersstellvertreter. Ein an<strong>der</strong>er sei noch erwähnt,<br />

<strong>der</strong> als einziger aus <strong>Zichydorf</strong> die goldene Tapferkeitsmedaille trug, nämlich Wilhelm Brücker; als Zugführer<br />

erstürmte er mit seinen Kameraden in Italien einen wichtigen Stützpunkt, wofür er zum Feldwebel beför<strong>der</strong>t<br />

und mit <strong>der</strong> goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet wurde<br />

Weniger schöne Zeiten kamen für die Soldaten nach dem I. Weltkrieg, in <strong>der</strong> jugoslawischen Zeit. Viele wurden<br />

nach Mazedonien einberufen und nicht wenige da<strong>von</strong> brachten die Malaria mit nach Hause. Ein junger Mann<br />

starb ein bis zwei Jahre nach seiner Rückkehr sogar daran. Die schwäbischen Bauernsöhne wurden meistens zur<br />

Kavallerie eingezogen, und nach ihrem Wehrdienst mußten sie ständig ein Pferd mit Sattel, Decken und allem,<br />

was dazu gehörte, für den Kriegsfall bereithalten, was öfters überprüft wurde.<br />

Dann kam <strong>der</strong> unselige deutsch-jugoslawische Krieg, und zwar so rasch, daß kaum Reservisten eingezogen<br />

wurden, aber unsere Pferde nahm man uns auf Nimmerwie<strong>der</strong>sehen. Trotz <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Kämpfe hatte <strong>Zichydorf</strong><br />

doch einen Gefallenen zu beklagen: Johann Rager, geb. am 6. Dezember 1914, gefallen am 9. April 1941-<br />

bei Resan im Süden Jugoslawiens. Er war Verpflegungs-Offizier im Range eines Oberleutnants, und er fiel, als<br />

er an die Front ging, um die Löhnung auszuzahlen.<br />

Doch noch einmal zurück zum Militär vor 1914. Die meisten kamen, nachdem sie Anfang Oktober eingerückt<br />

waren, auf Weihnachten zum ersten Mal in Urlaub. Viele <strong>von</strong> ihnen gingen in die Unteroffiziersschule<br />

und kamen nach ihrer Dienstzeit, die bei den Kaiserlichen drei Jahre, bei den Honved (ungarische Landwehr)<br />

zwei Jahre und bei <strong>der</strong> Marine vier Jahre betrug, als Korporal, Zugführer o<strong>der</strong> als Feldwebel <strong>der</strong> Reserve zurück.<br />

Der Feldwebel <strong>der</strong> Reserve hatte bei einer Waffenübung o<strong>der</strong> im Kriegsfalle den Rang eines Feldwebels. Manchen<br />

Zugführern wurde bei <strong>der</strong> Entlassung <strong>der</strong> Antrag gemacht, sich als Weiterdienen<strong>der</strong> zu verpflichten; da<strong>von</strong><br />

machten nur wenige Gebrauch, meines Wissens ein Georg Müller, <strong>der</strong> beim 7. Honved-Regiment in Panschova<br />

diente. Beim Reitenlernen auf <strong>der</strong> Hutweide sah ich Josef Martin, <strong>der</strong> Polizeioffizier war. Im I. Weltkrieg war<br />

ein Mann aus <strong>Zichydorf</strong> General, es war dies General Blaskowitsch, <strong>der</strong> Sohn vom Boldi-Vetter, Ältere unter<br />

uns kannten ihn noch; er wohnte neben dem Kin<strong>der</strong>garten in dem Haus, in dem später <strong>der</strong> Stationsvorstehe'<br />

Martinek wohnte.<br />

Johann Blaskovitsch, geb. 1870 in <strong>Zichydorf</strong>, im I. Weltkrieg General <strong>der</strong> Train, war verheiratet mit Magori<br />

Etelka, die Kin<strong>der</strong> hießen Wilhelm, Marianna und Ladislaus. Er ward während des Krieges mit vielen Auszeichnungen<br />

hoch dekoriert und starb am 29. S. 1939 Budapest, wo seine Witwe und die Kin<strong>der</strong> noch leben.<br />

Matthias Hadesbeck, geb. am 7.12.1888, rückte zu den Pionieren nach Segedin ein, ließ sich nach Temesvar<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!