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Geschichte der Gemeinde Zichydorf, von J. Achtzehner - Zichydorf.h ...

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einen Haufen zusammengekehrt, und dann kommt die Putzmühle an die Reihe, mit <strong>der</strong> alles gereinigt<br />

wird. Auf die erste Dreschmaschine im Jahre 1865 folgten bald weitere.<br />

1906 kaufte mein Vater Fel<strong>der</strong> <strong>von</strong> Michael Wagner, auf denen dieser um 1900 teilweise Raps angebaut<br />

hatte, und da<strong>von</strong> ging um 1909 o<strong>der</strong> 1910 so schöner Raps auf, daß man ihn stehen ließ. Als er<br />

reif und gemäht war, trugen wir einen großen Platz frei, <strong>der</strong> umgeackert wurde. Und nun konnte ich<br />

sehen, wie man auf einem Acker einen Tretplatz herrichtet zum Austreten des Rapses. Alle Pferde<br />

wurden auf diesen Platz geführt, bis <strong>der</strong> Bodenzu Staub getreten war. Gegen Abend wurde <strong>der</strong> Platz<br />

sehr naß gemacht und mit viel Spreu abgedeckt. Am nächsten Tag wurde <strong>der</strong> Platz wie<strong>der</strong> <strong>von</strong> den<br />

Pferden glatt getreten. Gegen Mittag konnte <strong>der</strong> Platz dann abgeräumt werden, und das Austreten des<br />

Rapses konnte beginnen. Wir hatten, solange mein Vater lebte, jedes Jahr ein bis zwei Joch Gerste<br />

"getreten': "Damit sie es lernen", meinte mein Vater dazu. Auch Luzerne und Rotklee haben wir<br />

viel auf diese Weise ausgetreten, bis dann 1923 o<strong>der</strong> 1924 die Brü<strong>der</strong> Hasenfratz einen Kleereiber anschafften.<br />

Es dauerte nur wenige Jahre, dann waren schon sechs o<strong>der</strong> mehr Kleereiber im Ort. Weil<br />

<strong>der</strong> Kleesamen, <strong>von</strong> dem jährlich mehrere Waggone erzeugt wurde, einen so guten Preis erzielte, wurde<br />

er "Goldsamen" genannt.<br />

Das Korn wurde ausgeklopft. Dazu wurden alle Bänke zusammengesucht, auch die Ziegeltische dienten<br />

gut dazu an denen zehn und mehr Leute standen und das Korn ausklopften. Das Stroh wurde<br />

auf „Schap" gebunden und aufbewahrt, um Seile (Bandl) zu machen zum Binden des Maislaubes. Der<br />

Rest da<strong>von</strong> wurde ausgetreten, sonst wurde nichts mehr ausgetreten. Nur eine Familie Stöber hatte<br />

1919 ihren ganzen Weizen getreten. Dabei blieben mehrere Fruchttristen (Weizenschober) uber den Winter<br />

stehen, wodurch ihnen große Schaden entstanden ist.<br />

Eine Partie Drescher waren zwanzig Personen: Maschinist, Heizer, zwei Einleger, drei Partien zu vier<br />

Mann und vier "Spreu-Mädel", die natürlich auch Frauen sein konnten, aber doch "Spreu-Mädel" hiessen.<br />

Die Einleger lösten sich ab nach Vereinbarung, meistens nach 20 Sack. Während <strong>der</strong> eine oben<br />

einlegte, überwachte und schmierte <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die Maschine. Von den Männern sind vier auf <strong>der</strong> Triste<br />

zum Hergeben <strong>der</strong> Garben, vier auf dem Stroh, um zu setzen, zwei sind an den Säcken, einer setzt Spreu<br />

und einer schneidet die Garben auf und reicht sie dem Einleger hin. Von den Mädeln ziehen zwei die<br />

Spreu unter <strong>der</strong> Maschine hervor, die an<strong>der</strong>en zwei tragen sie zur Triste. Alle bleiben einen halben Tag<br />

auf ihren Plätzen, dann wechseln sie. Bevor um 1910 Elevatoren eingeführt wurden, waren vier Mann<br />

mit Strohtragen beschäftigt. Anfangs mußten die Dampfmaschinen, die die Dreschmaschine antrieben,<br />

<strong>von</strong> Pferden zu den Dreschplätzen gezogen werden. Die Dreschplätze wurden dazu auf abgeernteten<br />

Weizenfel<strong>der</strong>n hergerichtet, wo viele im Abstand <strong>von</strong> 20 Metern ihre Weizentristen zusammensetzten.<br />

Da wurde die Dampfmaschine (die "Lokomotive") ebenso wie <strong>der</strong> Dreschkasten auf Pfosten (Dielen)<br />

gehoben und <strong>von</strong> den Männern zur nächsten Triste geschoben. War das Dreschen beendet, mußten Stroh<br />

und Spreu heimgefahren werden.<br />

Um das Jahr 1908 erwarb die Spar- und Kreditgenossenschaft eine Dreschmaschine mit Motorbetrieb,<br />

die in meist kleinere Höfe zum Dreschen gefahren ist, und innerhalb <strong>der</strong> nächsten beiden Jahre wurde<br />

eine "Lokomotive" nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu Selbstfahrern umgebaut, damit je<strong>der</strong> im Hofe dreschen konnte,<br />

was er an Stroh und Spreu benötigte; das übrige konnte je<strong>der</strong> auf seinem eigenen Acker zusammenführen<br />

und Stroh und Spreu nach Belieben stehen lassen. Das überschüssige Stroh wurde früher immer zum<br />

Brennen <strong>von</strong> Ziegeln (Backsteinen) verwertet. Dies ging zurück, als nach dem Bau des Ringofens keine<br />

Ziegel mehr verkauft, son<strong>der</strong>n nur noch für den eigenen Bedarf gebrannt werden durfte.<br />

Beim Schneiden <strong>der</strong> Ernte war fast alles in den Weizenfel<strong>der</strong>n; die meisten Werkstätten waren geschlossen,<br />

alles war beim „Brotverdienen". Es wurde immer um einen Teil gemäht. Der Schnitter bekam das<br />

zehnte Mandl (Kreuz), und auch die Drescher bekamen für ihre Arbeit Prozente. Auch an<strong>der</strong>e bekamen<br />

vom Erntesegen, so die Kuh- und Schweinehirten, die nach <strong>der</strong> Zahl ihrer Tiere bestimmte Liter Weizen<br />

erhielten, die Weingartenhüter bekamen nach <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Parzellen, und auch <strong>der</strong> Rasierer erhielt Weizen<br />

für seine Arbeit während des Jahres, <strong>der</strong> Schmied wurde mit Spitzfrucht für das Schärfen <strong>der</strong> Pflugschar<br />

entlohnt. So sorgte also alles zunächst für das tägliche Brot. Die Drescher bekamen auf jedem<br />

Hof ihren "Riß". Dieser wurde in einen Raum geschüttet und an jedem Sonntag geteilt. Je nach Ernteausfall<br />

bekam eine Person oft 200 kg. in <strong>der</strong> Woche. Der Maschinist bekam das Seine extra, und er zahlte<br />

den Heizer.<br />

Sehr hoch hat bei uns immer auch die Viehzucht gestanden. Beginnen wir bei <strong>der</strong> Pferdezucht, die<br />

für die Landwirtschaft sehr wichtig war. Etwa bis zur Jahrhun<strong>der</strong>twende besaßen wir zwei <strong>Gemeinde</strong>hengste,<br />

und zwar einen Braunen mit Namen Nonius und einen Fuchs namens Tibor, ein Englisches Vollblut.<br />

Danach kamen die in Mezöhegyes gezüchteten und in Werschetz stationierten staatlichen Hengste<br />

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