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Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen

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5 Vom gemeinsamen zum individuellen Sonntag<br />

Wir bewegen uns auf eine kontinuierlich aktive Gesellschaft zu, in der rund um die Uhr produziert, konsumiert<br />

und kommuniziert wird. Dies hat nachhaltige Auswirkungen auf die Lebensweise und den Zeitrhythmus von<br />

gemeinsamer Arbeit und Wochenendruhe. Die Kultur des gemeinsamen Sonntags als herausgehobener Tag, der<br />

die Woche eröffnet oder beendet, und als gemeinsamer Fest- und Feiertag begangen wird, steht zur Disposition.<br />

Der Sonntag, an dem die Christen gemeinsam die Erlösung durch Jesus Christus im Gottesdienst feiern, verliert<br />

seinen Rückhalt in der traditionellen Zeitgliederung des Wochenrhythmus.<br />

6 Rückzug in die Privatsphäre<br />

Die wichtigsten Lebensbereiche der Menschen sind die Geselligkeit in der Freizeit, die häusliche Intimsphäre und<br />

das Erwerbsleben. Sie alle finden an verschiedenen Orten statt. Die Pfarrei spricht die Menschen in erster Linie<br />

in ihrem Privatbereich an. Doch gerade den Privatbereich schirmen die Menschen gerne vom Einfluss gesellschaftlicher<br />

Institutionen ab. Diese Haltung erschwert im starken Masse die Bildung christlicher Gemeinden vor<br />

Ort.<br />

7 Distanz zur Kirche durch Normabweichung<br />

Von der überwiegenden Mehrheit der Kirchenmitglieder lässt sich nicht mehr sagen, dass sie ihr Leben an den<br />

kirchlichen Moralvorstellungen ausrichten. Von der kirchlichen Norm abweichende Lebensführung schafft<br />

Distanz zur Kirche. Negativ auf die Kirchenbindung der jungen Generation wirken sich die kirchlichen Sexualvorstellungen<br />

aus. Je früher z.B. jemand voreheliche sexuelle Beziehungen eingeht, desto distanzierter verhält sie/er<br />

sich im weiteren Leben der Kirche gegenüber. Nicht so sehr religiöse Dissonanzen mit der Kirche oder religiöse<br />

Gleichgültigkeit lässt Menschen auf Distanz zur Kirche gehen, sondern das Gefühl, nicht in Übereinstimmung mit<br />

kirchlichen Normen zu leben.<br />

Rund jede zweite Ehe wird heute geschieden. Geschiedene leben mehr als andere in Distanz zur Kirche.<br />

8 Eigeninteresse als Teilnahmemotivation<br />

Nur auf die persönliche Lebenslage ausgerichtete Angebote motivieren zur Teilnahme am kirchlichen Leben. Die<br />

Überzeugung, auch ohne Kirche an Gott glauben zu können, vertreten 9 von 10 Katholik(inn)en. Dass der<br />

einzelne ein pfarreiliches Angebot in Anspruch nimmt, muss er gute Gründe haben. Chancen in der Bevölkerung<br />

haben nur kirchliche Angebote, die von der Interessen- und Lebenslage ihrer Mitglieder ausgehen.<br />

Ähnliche Erfahrungen und Erlebnisse, gleiche Interessen, Bedürfnisse, Betroffenheiten, miteinander geteiltes<br />

Selbst- und Lebensbewusstsein führen Menschen zu religiösen Anlässen, Ereignissen und Feiern zusammen und<br />

nicht einfach deshalb schon, weil sie am gleichen Ort wohnen.<br />

9 Geringere Mobilisierungschancen<br />

Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war die Pfarrei integraler Bestandteil des lokalen Lebens. Seit<br />

dieser Zeit sieht sich die Kirche gezwungen, aus eigenen Kräften die Mitglieder zur aktiven Teilnahme zu<br />

bewegen. Im Normalfall gelingt es Mitgliederorganisationen unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen<br />

Bedingungen, 3 bis 5 % der Mitglieder für ihre Anliegen und Ziele zu aktivieren. Die übrigen begnügen sich mit<br />

einer passiven Mitgliedschaft. Ihr Interesse an der Kirche bekunden sie mit ihrem Mitgliederbeitrag. Als<br />

“Passivmitglieder” bringen sie den weitaus grössten Teil der kirchlichen Finanzmittel auf. Der Kirche gelingt die<br />

Mobilisierung der Mitglieder für ihre Anliegen nicht besser als dem WWF, dem VCS, den Gewerkschaften oder<br />

den Parteien.<br />

Zu einer aktiven Teilnahme am Pfarreileben lassen sich in erster Linie Menschen bewegen, die bereits auf<br />

vielfältige Art ins lokale Leben eingebunden sind. Es handelt sich um Menschen mit eingeschränkter Mobilität,<br />

die aktiv 0im Vereinsleben mitmachen, wegen ihrer Kinder am örtlichen Leben interessiert sind oder durch ihren<br />

Beruf wohnortsgebundene Dienstleistungen erbringen. Die lokale Einbindung ist für sie ein wichtiger Bestandteil<br />

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