Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen
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In einer solchen Optik verstehen wir Kirche als offenen und öffentlichen Raum, in dem die Thematisierung des<br />
Ichs aus einem letzten Sinnhorizont möglich ist, in der Erwartung also, in ihr Angebote zu gelingender Identität<br />
zu erfahren. Bei allem, was von Seiten der Kirche getan wird, wäre zu allererst zu fragen: Was bringen all ihre<br />
Unternehmungen für die Einstimmung der Menschen in Gottes Liebe, für die Befähigung zu einer autonomen<br />
auf sich gestellten Lebensführung, zur Gestaltung ihrer vielfältigen Freiheiten im Vertrauen auf Gottes befreiende<br />
Zusage, indem die heutigen Lebenserfahrungen der Menschen in positiver Weise aufgegriffen und die Botschaft<br />
des Evangeliums mit denjenigen Hoffnungen, Befürchtungen und Ängsten verbunden werden, die für sie aus den<br />
Anforderungen der Zeit erwachsen.<br />
Alle pastoralen Bemühungen richten sich auf das eine Ziel, die Menschen im Verlaufe ihres Lebens mit der<br />
Kirche ins Gespräch zu bringen, ihnen Angebote religiöser Selbstfindung zu offerieren, Orte der Begegnung zu<br />
schaffen. Kirche erscheint ihren Mitgliedern so als ein Ort, wo sich für jeden Einzelnen der weite Horizont der<br />
Gottesgeschichte eröffnet, Gott ins Blickfeld tritt und vernehmbar wird. In Prozessen religiöser Selbstvergewisserung<br />
kann es zu Gemeinschaftsbildungen mit unterschiedlichen Profilen kommen, in denen der Einzelne die<br />
seinen eigenen Ansprüchen gemässe Form religiöser Praxis findet.<br />
Das Interesse der Menschen an einer sinndeutenden Vergewisserung der eigenen Lebensgeschichte und des<br />
eigenen Lebensentwurfs muss von der Kirche entschlossener wahrgenommen werden. Sie muss zeigen, wie der<br />
christliche Glaube zum tragfähigen Gehalt lebensgeschichtlicher Sinndeutung werden kann. Dies gelingt ihr,<br />
wenn sie für die Menschen in ihren je individuellen Lebenssituationen zu einem attraktiven wie tragfähigen Ort<br />
zur Deutung ihrer Lebenserfahrungen wird.<br />
3 Kommunikation des Evangeliums als Kernaufgabe der Kirche<br />
Das entscheidend und unterscheidend Christliche ist die Person Jesu Christi. Das Evangelium von Jesus Christus<br />
ist es, was die Kirche zu verkünden hat. Das macht ihr ureigenes und unverwechselbares Profil aus. In der<br />
Auseinandersetzung mit dieser Botschaft und ihrer Aneignung im Glauben liegt der Gewinn für das Leben der<br />
Menschen, zu der die kirchliche Verkündigung einen Weg bahnen oder Zugang schaffen will. Kommunikation<br />
ist für die Kirche fundamental. Eine zutreffende Beschreibung ihrer Aufgabe lautet deshalb “Kommunikation des<br />
Evangeliums”.<br />
Die Vermittlung christlicher Lebensorientierung und Lebensform an möglichst viele Menschen in der Gesellschaft<br />
durch ihre Botschaft (Martyria), über liturgische Feiern (Leiturgia), ihren Dienst (Diakonia) und ihr Gemeinschaftsangebot<br />
(Koinonia) muss ihr erklärtes Ziel sein. Darauf hat sie ihre organisatorische <strong>St</strong>ruktur auszurichten. Dies<br />
ist für ihre Organisationsform bestimmend.<br />
Kommunikation des Evangeliums kann nur gelingen, wenn die Kirche die Vervielfältigung der menschlichen<br />
Lebenswelten in der gegenwärtigen Gesellschaft ernst nimmt und es den Menschen einleuchtend zu machen<br />
vermag. Entfaltet sie ihre Weltsicht und Lebensform lebensnah genug, so kann sich erweisen, welche lebenserhellende<br />
Kraft in ihr steckt. Wann immer Menschen mit Hilfe der christlichen Verkündigung ihr Leben treffend<br />
und evident in einen übergreifenden Sinnhorizont zu stellen vermögen, wird ihnen die Wahrheit des Evangeliums<br />
glaubhaft. Dabei gilt es auch selbstkritisch aufzuspüren, wo Kommunikationsschranken, Kontaktdefizite und<br />
Verständigungsprobleme bestehen.<br />
Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” verbindet sich das Anliegen, die Kommunikationsstrukturen<br />
der Kirche angesichts der Unterschiedlichkeit und Vielgestaltigkeit, in der die Menschen heute leben, zu<br />
verbessern.<br />
4 Am Lebensraum der Menschen orientierte <strong>Seelsorge</strong><br />
Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, die Zeichen von Gottes Wirken in den Lebensräumen der Menschen<br />
zu entdecken und nehmen die Spuren des Religiösen im Alltag in den Blick. Wir fragen, wie Tod und Auferstehung<br />
Jesu Christi heute erfahrbar wird. Dabei setzen wir auf unsere eigenen Fähigkeiten, <strong>St</strong>ärken und<br />
Traditionen, prüfen, was sich in der bisherigen pastoralen und diakonischen Praxis bewährt hat und fädeln uns<br />
da ein, wo es neue Ansätze gibt, die sich weiterzuentwickeln lohnen.<br />
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