04.11.2013 Aufrufe

Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen

Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen

Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In einer solchen Optik verstehen wir Kirche als offenen und öffentlichen Raum, in dem die Thematisierung des<br />

Ichs aus einem letzten Sinnhorizont möglich ist, in der Erwartung also, in ihr Angebote zu gelingender Identität<br />

zu erfahren. Bei allem, was von Seiten der Kirche getan wird, wäre zu allererst zu fragen: Was bringen all ihre<br />

Unternehmungen für die Einstimmung der Menschen in Gottes Liebe, für die Befähigung zu einer autonomen<br />

auf sich gestellten Lebensführung, zur Gestaltung ihrer vielfältigen Freiheiten im Vertrauen auf Gottes befreiende<br />

Zusage, indem die heutigen Lebenserfahrungen der Menschen in positiver Weise aufgegriffen und die Botschaft<br />

des Evangeliums mit denjenigen Hoffnungen, Befürchtungen und Ängsten verbunden werden, die für sie aus den<br />

Anforderungen der Zeit erwachsen.<br />

Alle pastoralen Bemühungen richten sich auf das eine Ziel, die Menschen im Verlaufe ihres Lebens mit der<br />

Kirche ins Gespräch zu bringen, ihnen Angebote religiöser Selbstfindung zu offerieren, Orte der Begegnung zu<br />

schaffen. Kirche erscheint ihren Mitgliedern so als ein Ort, wo sich für jeden Einzelnen der weite Horizont der<br />

Gottesgeschichte eröffnet, Gott ins Blickfeld tritt und vernehmbar wird. In Prozessen religiöser Selbstvergewisserung<br />

kann es zu Gemeinschaftsbildungen mit unterschiedlichen Profilen kommen, in denen der Einzelne die<br />

seinen eigenen Ansprüchen gemässe Form religiöser Praxis findet.<br />

Das Interesse der Menschen an einer sinndeutenden Vergewisserung der eigenen Lebensgeschichte und des<br />

eigenen Lebensentwurfs muss von der Kirche entschlossener wahrgenommen werden. Sie muss zeigen, wie der<br />

christliche Glaube zum tragfähigen Gehalt lebensgeschichtlicher Sinndeutung werden kann. Dies gelingt ihr,<br />

wenn sie für die Menschen in ihren je individuellen Lebenssituationen zu einem attraktiven wie tragfähigen Ort<br />

zur Deutung ihrer Lebenserfahrungen wird.<br />

3 Kommunikation des Evangeliums als Kernaufgabe der Kirche<br />

Das entscheidend und unterscheidend Christliche ist die Person Jesu Christi. Das Evangelium von Jesus Christus<br />

ist es, was die Kirche zu verkünden hat. Das macht ihr ureigenes und unverwechselbares Profil aus. In der<br />

Auseinandersetzung mit dieser Botschaft und ihrer Aneignung im Glauben liegt der Gewinn für das Leben der<br />

Menschen, zu der die kirchliche Verkündigung einen Weg bahnen oder Zugang schaffen will. Kommunikation<br />

ist für die Kirche fundamental. Eine zutreffende Beschreibung ihrer Aufgabe lautet deshalb “Kommunikation des<br />

Evangeliums”.<br />

Die Vermittlung christlicher Lebensorientierung und Lebensform an möglichst viele Menschen in der Gesellschaft<br />

durch ihre Botschaft (Martyria), über liturgische Feiern (Leiturgia), ihren Dienst (Diakonia) und ihr Gemeinschaftsangebot<br />

(Koinonia) muss ihr erklärtes Ziel sein. Darauf hat sie ihre organisatorische <strong>St</strong>ruktur auszurichten. Dies<br />

ist für ihre Organisationsform bestimmend.<br />

Kommunikation des Evangeliums kann nur gelingen, wenn die Kirche die Vervielfältigung der menschlichen<br />

Lebenswelten in der gegenwärtigen Gesellschaft ernst nimmt und es den Menschen einleuchtend zu machen<br />

vermag. Entfaltet sie ihre Weltsicht und Lebensform lebensnah genug, so kann sich erweisen, welche lebenserhellende<br />

Kraft in ihr steckt. Wann immer Menschen mit Hilfe der christlichen Verkündigung ihr Leben treffend<br />

und evident in einen übergreifenden Sinnhorizont zu stellen vermögen, wird ihnen die Wahrheit des Evangeliums<br />

glaubhaft. Dabei gilt es auch selbstkritisch aufzuspüren, wo Kommunikationsschranken, Kontaktdefizite und<br />

Verständigungsprobleme bestehen.<br />

Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” verbindet sich das Anliegen, die Kommunikationsstrukturen<br />

der Kirche angesichts der Unterschiedlichkeit und Vielgestaltigkeit, in der die Menschen heute leben, zu<br />

verbessern.<br />

4 Am Lebensraum der Menschen orientierte <strong>Seelsorge</strong><br />

Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, die Zeichen von Gottes Wirken in den Lebensräumen der Menschen<br />

zu entdecken und nehmen die Spuren des Religiösen im Alltag in den Blick. Wir fragen, wie Tod und Auferstehung<br />

Jesu Christi heute erfahrbar wird. Dabei setzen wir auf unsere eigenen Fähigkeiten, <strong>St</strong>ärken und<br />

Traditionen, prüfen, was sich in der bisherigen pastoralen und diakonischen Praxis bewährt hat und fädeln uns<br />

da ein, wo es neue Ansätze gibt, die sich weiterzuentwickeln lohnen.<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!