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Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen

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17 Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins<br />

Die Tendenz zur religiösen Selbstthematisierung und die Entwicklung eigener Religiosität von innen heraus,<br />

markiert eine Abwendung von einer konfessionell geprägten Religiosität. Im Vordergrund heutiger Religiosität<br />

steht die Vergewisserung über das eigene Selbst, die Frage nach der eigenen Identität und nicht das Bekenntnis<br />

zu einer Konfession. Sofern man religiös noch etwas im Sinn hat, versteht man sich als Christ und nicht als<br />

Katholik oder Protestant.<br />

18 Erwartungen an die Kirche vor Ort<br />

Bemerkenswert ist die fortgesetzte Wertschätzung der Kirche in Meinungsumfragen. Die Grundstimmung den<br />

Kirchen gegenüber ist bei aller Kritik freundlicher als vielfach vermutet. Religion muss sein, die Menschen<br />

brauchen das, so heisst es. Die Kirchen ziehen Erwartungen in vierfacher Hinsicht auf sich:<br />

1. Im Vordergrund der Erwartungen steht eindeutig das soziale Engagement: Zuwendung zu den Schwachen<br />

und denen, die sich nicht selber helfen können.<br />

2. Ob man in der Kirche am Ort mitmacht oder nicht, von ihr wird Sinnvermittlung im Leben erwartet. Die<br />

Chance der Kirche besteht darin, erkenntlich machen zu können, worin der Beitrag der christlichen<br />

Botschaft zur Bewältigung des heutigen Lebens besteht. Hauptquelle persönlicher Religiosität, wenn auch<br />

oft sehr selektiv, ist nach wie vor das Christentum. Falsch ist es, generell von einer nachchristlichen oder<br />

gar areligiösen Gesellschaft zu reden.<br />

3. Kirchenmitgliedschaft wird punktuell aktiviert an Krisen- und Wendepunkten der Lebensgeschichte:<br />

Geburt, Eintritt ins Erwachsenenalter, Heirat, Tod. In den “Zwischenzeiten” tritt die Kirchenmitgliedschaft<br />

in den Hintergrund.<br />

4. Hoher <strong>St</strong>ellenwert wird den Kirchen in der religiösen Erziehung der Kinder zugesprochen.<br />

19 Angeschlagenes Image der Kirche<br />

Schwer zu schaffen macht den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrer Arbeit das angeschlagene<br />

Image der Kirche in der Öffentlichkeit. Das Bild, das sie in der Öffentlichkeit abgibt (autoritär, diskussionsunwillig,<br />

altertümlich, rückständig, unbeweglich, menschenfern), lässt viele Menschen zu ihr auf Distanz gehen.<br />

Negative Schlagzeilen in den Medien verstärken diesen Eindruck. Der Slogan “Jesus ja - Kirche nein” bringt<br />

diese Erfahrung zum Ausdruck.<br />

Welche Haltung die Menschen der Kirche gegenüber einnehmen, hängt wesentlich davon ab, welche Empfindungen,<br />

Gefühle und Vorstellung sie mit ihr verbinden. Je nach dem erscheint sie mehr oder weniger attraktiv,<br />

glaub- und vertrauenswürdig. Ein schlechtes Image beeinträchtigt in hohem Masse die Kommunikation mit den<br />

Menschen und deren Erwartungshaltung gegenüber der Kirche.<br />

Die Wahrnehmung von Kirche lässt zahlreiche Menschen im Erleben und Verhalten auf Distanz gehen. Kirche<br />

erscheint vielen als eine Grösse, die mit der Verwirklichung wichtiger persönlicher Werte nicht allzuviel zutun hat.<br />

Die empfundene Distanz gilt besonders im Blick auf den Anspruch, ein eigenverantwortliches, selbstbestimmtes<br />

Leben zu führen.<br />

Vermisst wird in der Kirche die Förderung und Pflege einer selbstverantworteten autonomen Lebensführung und<br />

der sie stützenden Werte wie Offenheit, Konfliktfähigkeit, Toleranz, Kritikfähigkeit. Gefolgschaft wird der Vorzug<br />

vor Selbstentfaltung gegeben. Wer auf Selbstbestimmung bedacht ist, geht auf Distanz zu ihr.<br />

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