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Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen

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<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

(LOS)<br />

in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Inhaltliche Leitvorstellungen


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

Die Kernaussagen des LOS - Projektes<br />

A<br />

Projektplanung und -durchführung...........................................................................10<br />

1 Anstoss<br />

2 Projektskizze<br />

3 Beschlussfassung<br />

4 Einsetzung der <strong>St</strong>euerungsgruppe<br />

5 Partizipativ-prozessuale und problemorientierte Vorgehensweise<br />

6 Zielsetzung<br />

7 Gemeinsame Beschlussfassung der Ergebnisse<br />

8 Definitive Inkraftsetzung<br />

B<br />

Herausforderungen für die Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.............................13<br />

1 Epochaler gesellschaftlicher Umbruch<br />

2 Veränderte Kirchenbindung und verändertes religiöses Bewusstsein<br />

3 Rückläufige Zahl der Katholik(inn)en in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

4 <strong>St</strong>and und Entwicklung des <strong>Seelsorge</strong>personals<br />

5 Finanzielle Ressourcen<br />

C<br />

Auswirkungen des sozialen Wandels auf die Pfarreien...................................17<br />

1 Lockerung des lokalen Zusammenhalts<br />

2 Individualisierung der Lebensgestaltung<br />

3 Wechselnde Beziehungsnetze im Alltag<br />

4 Erweiterung der Kommunikationsformen mit der Kirche<br />

5 Vom gemeinsamen zum individuellen Sonntag<br />

6 Rückzug in die Privatsphäre<br />

7 Distanz zur Kirche durch Normabweichung<br />

8 Eigeninteresse als Teilnahmemotivation<br />

9 Geringere Mobilisierungschancen<br />

10 Vervielfältigung der Lebenswelten<br />

11 Begrenzte Bindungskraft der Pfarreien<br />

12 Locker-pragmatische Pfarreibindung<br />

13 Verbundenheit über die aktive Teilnahme am Pfarreileben hinaus<br />

14 Sakramentale Begleitung an Übergangspunkten des Lebens<br />

15 Anspruch auf selbstbestimmte Beziehung zur Kirche<br />

16 Austrittsgefährdete<br />

17 Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins<br />

18 Erwartungen an die Kirche vor Ort<br />

19 Angeschlagenes Image der Kirche<br />

20 Freiflottierende Religiosität<br />

21 Überforderte <strong>Seelsorge</strong>r<br />

2


D<br />

Ermutigende Aufbrüche in die Zukunft....................................................................26<br />

1 Leistungen der Kirche für die Menschen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

2 Pastorale Profile der <strong>St</strong>adtpfarreien<br />

3 Neue Wege in der <strong>Seelsorge</strong><br />

4 Gegenwärtige und zukünftige Zusammenarbeit in der Einschätzung der<br />

Pfarreiverantwortlichen<br />

4.1 Arbeit in der Pfarrei<br />

4.2 Zusammenarbeit mit anderen Pfarreien heute<br />

4.3 Vorstellungen über die zukünftige Zusammenarbeit in grösseren pastoralen Einheiten<br />

4.4 Rechenschaftsbericht<br />

5 Tätigkeitsprofile der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />

6 Exemplarischer Weg in die Zukunft kirchlicher Arbeit: die Jugendseelsorge<br />

E<br />

Die pastorale Vision der Zukunft: Ein Netzwerk von Christen<br />

in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>......................................................................................................45<br />

1 Eine zeitoffene und lebensdienliche Kirche<br />

2 Die Kirche als Ort der Lebensdeutung und Sinnfindung<br />

3 Kommunikation des Evangeliums als Kernaufgabe der Kirche<br />

4 Am Lebensraum der Menschen orientierte <strong>Seelsorge</strong><br />

5 Bleibende Bedeutung der Pfarreien - ihre Aufgaben<br />

6 Selbstbegrenzung der Pfarreien überwinden<br />

7 Arbeitsteilige überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />

8 Profilbildung der Pfarreien<br />

9 Ein Netz von Begegnungen und Bindungen<br />

10 Ökumenische Zusammenarbeit<br />

F Errichtung von überpfarreilichen <strong>Seelsorge</strong>teams ....................53<br />

1 Mehrwert durch arbeitsteilige Zusammenarbeit in Pastoralteams<br />

2 Gemeinsame Verantwortung für mehrere Pfarreien in ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />

3 Gliederung der <strong>Seelsorge</strong> nach Arbeitsfeldern<br />

4 Grösser der Pastoralteams<br />

5 Anzahl der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

6 Sanfter Einstieg in die pastorale Kooperation<br />

7 Schaffung von “Pastoralen Kompetenzzentren” als weiterer Schritt in der überpfarreilichen Kooperation<br />

G<br />

Kooperation auf <strong>St</strong>adtebene.........................................................................................59<br />

1 Aufgaben auf <strong>St</strong>adtebene<br />

2 Kirchliche Führung auf <strong>St</strong>adtebene<br />

3 Vier pastorale Leistungseinheiten<br />

3.1 Zusammenarbeit der Verantwortlichen für bestimmte Aufgabenfelder in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

3.2 Pastorale Begleitung von Menschen in speziellen Lebenssituationen<br />

3.3 Gesamtstädtische kirchliche Dienste<br />

3.4 Religiös - spirituelle Events<br />

4 Anregungen zur City-Pastoral<br />

3


H<br />

Voraussetzungen einer erfolgreichen Zielverwirklichung..............................64<br />

1 Einübung in pastorale Zusammenarbeit<br />

2 Entwicklung eines Leistungsprofils durch die <strong>Seelsorge</strong>teams<br />

3 Wirkungsorientierte Pastoral<br />

4 Unternehmerischen denken und handeln<br />

5 Vom “Spieler” zum “Trainer”<br />

6 Veränderte Rolle der Pfarreiräte<br />

I<br />

Schritte in die Zukunft......................................................................................................68<br />

1 Das LOS-Projekt braucht eine gemeinsame Vision<br />

2 Das Unternehmen LOS verursacht “Mehraufwand”<br />

3 Eigenständige Konzeptualisierung der Zusammenarbeit durch die Pastoralteams<br />

4 Spirituell-religiöse Profilbildung in den Pfarreien<br />

5 Kreativer Umgang mit Widerständen<br />

6 Kooperationsbereite und zur Kooperation fähige <strong>Seelsorge</strong>r<br />

7 Fachliche Begleitung und Fortbildung<br />

8 Ausarbeitung von “Leistungsvereinbarungen” mit den Pastoralteams<br />

9 Personalplanung und -förderung<br />

4


Vorwort<br />

Das frühe Christentum war vorwiegend eine städtische Religion. Betrachtet man die ersten Missionsbemühungen<br />

in der Apostelgeschichte, so zeigt sich, dass es vor allem städtische Siedlungen waren, wo sich die ersten<br />

christlichen Gemeinden bildeten. Heute müssen die Kirchen insbesondere in den urbanen Regionen einen<br />

Relevanzverlust in Bezug auf die Lebensführung der Menschen hinnehmen. Eine <strong>St</strong>rukturanpassung der pastoralen<br />

Arbeit an die veränderten städtischen Lebensgewohnheiten und -rhythmen ist in der Zwischenzeit unbestritten.<br />

Die Erschliessung neuer pastoraler Räume über die Pfarreien hinaus könnte sich auch für kirchliche<br />

Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in vieler Hinsicht als unerwartet segensreich erweisen, wie sich an Beispielen in<br />

anderen <strong>St</strong>ädten belegen liesse. Der Mut zur Veränderung und Aufbruch lässt die Chancen entdecken, die auch<br />

in einer dramatisch sich wandelnden Gesellschaft für die Sendung der Kirche in der <strong>St</strong>adt bestehen.<br />

Die Gestalt der <strong>St</strong>adt und das Leben ihrer Bewohner hat sich in jeder Hinsicht markant gewandelt. Einem<br />

Wandlungsprozess ausgesetzt sieht sich auch das Wirken der Kirche in der städtischen Gesellschaft. Sie muss<br />

sich immer wieder neu auf die urbanen Lebensbedingungen und Kommunikationsformen einlassen und<br />

einstellen. Die Herausforderung, wie sie die Botschaft des Evangeliums den Menschen in der <strong>St</strong>adt vermitteln<br />

kann, verlangt von ihr, Abschied zu nehmen von überkommenen und ehedem hilfreichen pastoralen <strong>St</strong>rukturen<br />

und sich einem ständigen Suchprozess nach Anschlussfähigkeit des pastoralen Handelns an die sich ständig<br />

veränderte Kommunikationskultur der <strong>St</strong>adt auszusetzen. Hierzu will der vorliegende Grundlagenbericht<br />

Denkanstösse vermitteln und Wege in Zukunft der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> weisen.<br />

Der Bericht nimmt seinen Ausgangspunkt bei den ‘veränderten Umständen’ der Gegenwartsgesellschaft, fragt<br />

nach den <strong>St</strong>ärken und Schwächen der heute noch stark ortsgebundenen Pfarreiseelsorge und entwirft Anregungen<br />

und Impulse zu einer stadtfähigen Kirche.<br />

Der konkrete Anlass zu diesem Grundlagenbericht bildete der Entscheid des Kirchenverwaltungsrates <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>,<br />

eine intensivere Kooperation zwischen den 11 städtischen Pfarreien in Gang zu setzen. Allen Verantwortlichen<br />

gemeinsam war die Überzeugung, dass eine pastorale Umorientierung angesagt ist und sich eine zukunftsfähige<br />

Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> nur mit einem neuen <strong>Seelsorge</strong>konzept verwirklichen lässt. Mit dem Projekt<br />

‘<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>’ (LOS) sollen die dafür notwendigen strukturellen<br />

Voraussetzungen entworfen werden.<br />

Der vorliegende Text ist in der eigens für das Projekt eingesetzten <strong>St</strong>euerungsgruppe diskutiert worden. Er fand<br />

in seinen Grundzügen deren Zustimmung und diente als Grundlage für die Anträge an die zuständigen<br />

Entscheidungsinstanzen.<br />

Neben dem Grundlagenbericht besteht ein Dossier mit den “Pfarreiportraits” der 11 Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<br />

<strong>Gallen</strong> und ein Dokumentationsband mit den Ergebnissen der “Analyse der Arbeitszeit bei den hauptamtlichen<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(innen) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>” und der “Befragung der Pfarreiverantwortlichen zur gegenwärtigen<br />

und zukünftigen Zusammenarbeit”.<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 15. August 2003<br />

Alfred Dubach<br />

Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut (SPI)<br />

Gallusstrasse 24<br />

CH-9001 <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Tel. +41 71 288 50 90<br />

E-Mail: Alfred.Dubach@kath.ch<br />

5


“Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,<br />

an keinem wie an einer Heimat hängen...”<br />

“Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe<br />

bereit zum Abschied sein und Neubeginne.”<br />

Hermann Hesse aus dem Gedicht “<strong>St</strong>ufen”<br />

Kernaussagen des LOS - Projektes<br />

<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

Mit dem Projekt LOS ändert die Blickrichtung der kirchlichen Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Das Projekt steht für<br />

ein neues <strong>Seelsorge</strong>konzept. Der Bezugspunkt der <strong>Seelsorge</strong> ist nicht mehr in erster Linie die ortsgebundene<br />

Pfarrei, sondern der Lebensraum der <strong>St</strong>adt mit einem breitgefächerten Panorama von kirchlichen Diensten,<br />

Anlässen, Orten, Events. Das Unternehmen LOS<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

weitet den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus<br />

lädt ein, gemeinsam zu tun, wozu eine Pfarrei allein nicht im <strong>St</strong>ande oder nicht mehr im <strong>St</strong>ande ist<br />

lässt vielfältige Charismen zur Entfaltung bringen<br />

sichert die Feier der Sakramente in Pfarreien, die aufgrund ihrer Grösse nicht mehr mit einem<br />

Priester besetzt werden können<br />

ermöglicht pastorale Angebote für einen breiteren Interessentenkreis<br />

öffnet den Raum für vielfältigere Erfahrungsgemeinschaften im Glauben<br />

lässt die je eigene Identität einer Pfarrei in der Kooperation mit anderen erkennen und entwickeln<br />

ermöglicht einen flexibleren Einsatz des kirchlichen Personals<br />

macht das kirchliche Leben in der <strong>St</strong>adt bunter und lebensbezogener.<br />

Ins Zentrum der kirchlichen Arbeit rückt die <strong>St</strong>adt als Lebensraum von rund 30'000 Katholik(inn)en. Aus der<br />

Gesamtperspektive der <strong>St</strong>adt gestaltet sich in Zukunft die <strong>Seelsorge</strong>. Das Projekt LOS weist den Weg dahin.<br />

Arbeitsteilige Kooperation - Programmwort des LOS-Projektes<br />

Alle Bemühungen im Rahmen des LOS-Projektes lassen sich auf einen Nenner bringen: Arbeitsteilige Kooperation<br />

auf allen Ebenen und in allen Tätigkeitsfeldern, zwischen den Handlungsebenen, unter den professionellen<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(inne)n, Zusammenarbeit mit und unter den freiwilligen Mitarbeiter(inne)n, sowie zwischen den<br />

Pfarreien. Die Chancen, die in der Zusammenarbeit liegen, sollen konsequent genutzt werden.<br />

Arbeitsteilige Teamarbeit ist die konsequente Antwort auf die zunehmende Komplexität in der pastoralen Arbeit.<br />

Sie führt Menschen zusammen, deren Fähigkeiten einander ergänzen und die sich für eine gemeinsame Sache,<br />

gemeinsame Leistungsziele und einen gemeinsamen Arbeitseinsatz engagieren und sich gegenseitig zur<br />

Verantwortung ziehen.<br />

Arbeitsteilige Kooperation in der <strong>Seelsorge</strong> dehnt ihren Wirkungsraum über den sozialen Wohn- und Nahraum<br />

hinaus aus, um dadurch anschlussfähig zu werden an die heutige Lebensführung der Menschen, die sich nicht<br />

nur im sozialen Nahraum einer Pfarrei vollzieht. Sie eröffnet die Möglichkeit, vielfältige Gelegenheitsstrukturen<br />

zur Kommunikation und Praxis christlicher Sinngehalte auf- und auszubauen.<br />

Dem Zusammenwirken der <strong>Seelsorge</strong>r kommt im LOS-Projekt eine Schlüsselrolle zu. In der Metapher des<br />

‘Spiels’ ausgedrückt, handelt es sich um ein ‘new game’: nicht nur, weil es von den meisten Beteiligten erst<br />

gelernt und eingeübt werden muss. Jedes Pastoralteam wird die Balance finden müssen zwischen orts- und<br />

gruppenbezogenen, zwischen zentralen und dezentralen Leistungsangeboten, zwischen den Pfarreiverantwortlichen<br />

und den pastoralen Fachkräften, zwischen den pastoralen Grunddiensten und dem Eigenprofil der<br />

angeschlossenen Pfarreien.<br />

6


Arbeitsteilige Kooperation kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten in den zentralen Zielvorgaben übereinstimmen,<br />

sich an die Regeln halten und mit offen Karten spielen. Erst eine offene und geistlich getragene<br />

Gesprächs- und Kommunikationskultur wird Zusammenarbeit gelingen lassen.<br />

Ein Netzwerk von Christen<br />

Der Mensch ist der Weg der Kirche, schreibt Johannes Paul II in seiner Enzyklika “Redemtor hominis”. Was die<br />

Menschen bewegt, muss auch die Kirche bewegen. Eine bedingungslose Zuwendung und Hinwendung zum<br />

Menschen bestimmt als Leitziel das LOS-Projekt. Um den Menschen Willen besteht die Kirche.<br />

<strong>Seelsorge</strong> hat sich am menschlichen Leben auszurichten. Die Menschen Gott ein <strong>St</strong>ück näher zu bringen ist ihr<br />

Auftrag. Dies bedeutet, sich auf die Vervielfältigung der Lebenssituationen und Lebensstile in einer <strong>St</strong>adt<br />

einzulassen.<br />

Typisches Merkmal einer <strong>St</strong>adt ist ihr Facettenreichtum an Lebensäusserungen und Lebensstilen. Die Menschen<br />

einer <strong>St</strong>adt bewegen sich in vielen Welten und suchen sich jene kirchlichen Orte und Angebote aus, die ihnen<br />

zusagen. Will die Kirche zu einer Quelle der Hoffnung und Lebenserfüllung für möglichst viele Menschen<br />

werden, braucht es dazu vielfältige Orte und Räume der Begegnung, der spirituellen Erfahrung, des liturgischen<br />

Feierns, der Glaubensvertiefung, der gelebten Solidarität, der Lebensorientierung und Sinnfindung. Daraus<br />

entsteht ein Netzwerk von Beziehungen und Bindungen unter den Christen, ein Netzwerk vielfältiger Kirchenorte.<br />

Kirchliche Arbeit auf drei Ebenen<br />

Pfarrei<br />

In den Pfarreien der <strong>St</strong>adt ereignet sich Kirche am Wohnort. Die Pfarreien bleiben weiterhin vorrangige Orte<br />

kirchlichen Lebens. Als Kirche erlebbar und erkennbar werden sie, wenn sie, bezogen auf die Menschen am<br />

Wohnort, die vier Grundvollzüge der Kirche - Solidarität (Diakonia), Christliches Zeugnis (Martyria), Gottesdienst<br />

(Leiturgia), Gemeinschaft (Koinonia) - in ihrer Breite verlässlich gewährleisten. Dadurch sichert sie den am<br />

betreffenden Ort lebenden Menschen eine grundsätzliche Versorgung mit und Beteiligungsmöglichkeit an den<br />

vier Grundvollzügen der Kirche.<br />

Als Grunddienste einer Pfarrei wären zu nennen<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

Sammlung der Gläubigen zu Gebet und liturgischen Feiern<br />

rituelle Begleitung bei Lebenswenden<br />

religiöse Erziehung der Kinder<br />

diakonische Präsenz<br />

sozial-religiöse Beheimatung ortsgebundener und ortsverbundener Menschen.<br />

Als Ort der Bezeugung Gottes und Begegnung mit Gott stellt die Pfarrei nur noch für eine Minderheit ein<br />

sozialer Bezugspunkt in ihrem Leben dar. Für die Mehrheit geschieht die religiöse Selbstthematisierung weitgehend<br />

ortsunabhängig.<br />

<strong>Seelsorge</strong>einheit<br />

Die ‘<strong>Seelsorge</strong>einheit’ wird zur wichtigsten pastoralen Leistungsebene der professionellen <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n. Eine<br />

Gruppe von <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n leistet in arbeitsteiliger Zusammenarbeit die pastoralen Grunddienste in allen<br />

angeschlossenen Pfarreien. Sie werden nicht mehr für die Arbeit in einer Pfarrei bestellt, sondern übernehmen<br />

die pastorale Verantwortung für einen fest umschriebenen pastoralen Raum.<br />

Die pastoralen Grunddienste in den Pfarreien werden nach Arbeitsfeldern aufgegliedert und arbeitsteilig<br />

wahrgenommen. Als Kernelemente der <strong>Seelsorge</strong>einheiten können genannt werden:<br />

S gemeinsame Verantwortung aller <strong>Seelsorge</strong>r(innen) für die Menschen in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />

S Wahrnehmung der gemeinsamen Verantwortung mittels konsequenter Arbeitsteilung nach Arbeitsfeldern<br />

7


S<br />

S<br />

Übernahme der Verantwortung für bestimmte Arbeitfelder in allen Pfarreien<br />

zentrale Konzeptualisierung der pastoralen Praxisfelder und Lancierung von Projekten bei dezentraler<br />

Durchführung<br />

Mit der Errichtung von <strong>Seelsorge</strong>einheiten verbindet sich ein zweites wichtiges Anliegen: Profilbildung in den<br />

Pfarreien der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (Kapitel E 8, I, 4).Die Pfarreien werden zu Anziehungspunkten für Menschen<br />

mit unterschiedlichen religiösen Vorlieben und Bedürfnissen, in unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensphasen<br />

weit über die jeweilige Pfarrei hinaus. Die spirituell-religiöse Profilbildung wird einer zukünftig noch<br />

regeren Wanderbewegung zwischen den Pfarreien gerecht. Die Menschen suchen sich jene Kontaktorte mit der<br />

Kirche aus, die ihnen für ihre eigene religiöse Selbstthematisierung am besten geeignet erscheinen.<br />

Die Profilbildung in den Pfarreien verlang insgesamt in der seelsorglichen Arbeit nach verstärkter Priorisierung<br />

und Fokussierung der Arbeit, nach einer Konzentration auf die gewählten Arbeitsschwerpunkte. Die verstärkte<br />

Priorisierung der pastoralen Arbeit spielt auf allen Handlungsebenen eine zentrale Rolle. Nur so können die<br />

Vorteile einer sinnvollen Zusammenarbeit genutzt werden. Dies bedeutet aber auch, auf allen Ebenen von<br />

liebgewonnen Aktivitäten Abschied zu nehmen, was die Entwicklung guter Formen des Abschieds ohne Abwertung<br />

des Vergangenen erfordert.<br />

Beide Zielsetzungen: 1) Kooperative Leistung der pastoralen Grunddienste und 2) Profilbildung in den Pfarreien<br />

erfordern einen überpfarreilichen Wirkungsraum. In Anlehnung an das traditionelle Kreismodell der Kirchgemeinde<br />

- in veränderter Zuteilung der Pfarreien - sollen drei <strong>Seelsorge</strong>teams aufgebaut werden. Die Grenzen<br />

der Pfarreien bleiben unangetastet.<br />

<strong>St</strong>adtebene<br />

Die <strong>St</strong>adt bildet die nächst höhere Ebene der pastoralen Kooperation. Auf der Ebene der <strong>St</strong>adt stehen die<br />

folgenden Aufgaben an:<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

Planung und Abstimmung der gesamten kirchlichen Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Kooperation zwischen den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

Koordination der Profilbildung in den Pfarreien.<br />

Leistung der pastoralen gesamtstädtischen Dienste<br />

Betreuung, Begleitung und Controlling des kirchlichen Personals<br />

Qualitätssicherung des pastoralen Angebotes<br />

Die Leiter der Pastoralteams bilden mit dem ‘städtischen Pastoralleiter’ das Leitungsteam der <strong>Seelsorge</strong> in der<br />

<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Ihnen obliegen die Wahrnehmung der oben aufgeführten Aufgaben.<br />

Jede(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) setzt neben ihrer/seiner Arbeit im Pastoralteam 10 - 20 % seiner Zeit für Projekte und<br />

pastorale Unternehmungen auf <strong>St</strong>adtebene ein.<br />

Vier Leistungsbereiche kennzeichnet die pastorale Arbeit auf <strong>St</strong>adtebene:<br />

1. Zusammenarbeit der Verantwortlichen für bestimmte Aufgabenfelder in den ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />

2. pastorale Begleitung von Menschen in speziellen Lebenssituationen<br />

3. gesamtstädtische kirchliche Dienste<br />

4. Religiös - spirituelle Angebote und Events<br />

Vom veränderten Lebensgefühl der Menschen und der territorialen Ausweitung ihrer Lebensbezüge her erfordert<br />

der Lebensraum der <strong>St</strong>adt von Seiten der Kirche grössere Aufmerksamkeit, will sie auf dem Markt der Sinnstiftungen<br />

ihre Botschaft auch in Zukunft zur Geltung bringen. Es geht dabei nicht um einen Abbau christlicher<br />

Gemeindebildung im lokalen Nahraum, sondern um neue Chancen christlicher Gemeinschaftsbildung und<br />

Zurüstung zum Christsein jenseits einer auf die ‘Pfarrgemeinde’ eingeengten Pastoral. Es geht um die Verwirklichung<br />

von Kirche unter gewandelten gesellschaftlichen Bedingungen, um eine Pastoral, die der milieuspezifischen<br />

Differenzierungen in unserer Gesellschaft Rechnung trägt. Es geht um eine Neubestimmung des<br />

Verhältnisses von Pfarreiseelsorge und City-Pastoral, darum, Pastoral als offener Prozess immer mehr zwischen<br />

den Pfarreien zu gestalten.<br />

8


Langfristige Perspektiven<br />

<br />

Förderung der Freiwilligenarbeit<br />

Besonderer Sorgfalt bedarf in Zukunft das Zusammenwirken zwischen professionellen und freiwilligen Mitarbeiter(inne)n.<br />

Grundgelegt ist dieses Zusammenwirken im Selbstverständnis der Kirche. Aufgrund der Taufe<br />

sind die Christinnen und Christen berufen, ihren Gaben und Talenten entsprechend am Aufbau einer lebendigen<br />

Kirche mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen. Die Zukunft der Kirche ist nicht denkbar ohne die<br />

Arbeit freiwilliger Mitarbeiter(innen).<br />

Mit der arbeitsteiligen <strong>Seelsorge</strong> auf der Ebene von ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ wird das pastorale Versorgungsmodell,<br />

in dem ein Professioneller für alles und jedes zuständig ist, durchbrochen und in den Pfarreien Raum geschaffen<br />

für eigenständige freiwillige Mitarbeit. Die Erfahrung lehrt, dass Freiwilligenarbeit nur dort gedeihen kann, wo<br />

die - nur zu verständliche - Versuchung unterlaufen wird, sich von der eigener Verantwortung zu entlasten und<br />

sie an Professionelle abzutreten.<br />

Dem Pfarreirat kommt in Zukunft eine wichtige Planungs- und Koordinationsfunktion in der Pfarreiarbeit zu. Er<br />

übernimmt die Aufgabe, die Arbeit der ehren- und teilamtlich in der Pfarrei Tätigen zu planen und zu koordinieren.<br />

Die seelsorgerlichen Alltagsdienste werden im Masse des Möglichen in die Verantwortung der Pfarreimitglieder<br />

gelegt, die in der Wahrnehmung dieser Deinste von den hauptamtlichen Mitarbeiter(inne)n unterstützt<br />

und begleitet werden.<br />

<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(innen) in neuer Rolle<br />

Die Arbeitsform in Pastoralteams bringt ein neues Berufsverständnis der professionellen Mitarbeiter(inne)n mit<br />

sich als Förderer und Begleiter von freiwilligem Engagement in der Kirche. Einen hohen <strong>St</strong>ellenwert im Leistungsauftrag<br />

der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) kommt der Entdeckung und Förderung der Charismen unter den Pfarreiangehörigen<br />

zu, deren kontinuierliche Ermutigung und Befähigung, ihre Gaben im Dienste des Reiches Gottes einzusetzen.<br />

<br />

Ökumenische Zusammenarbeit<br />

Die ökumenische Zusammenarbeit beschränkt sich heute weitgehend auf persönliche Initiativen einzelner <strong>Seelsorge</strong>r.<br />

Allein der Rückgang der personellen und finanziellen Ressourcen erfordert in Zukunft darüber hinaus<br />

eine engere organisatorische Abstimmung und strukturelle Verflechtung zwischen den beiden grossen Kirchen.<br />

Die Kernaussage auf diesem Hintergrund lautet: ökumenische Zusammenarbeit ist die Norm, Alleingang die<br />

Abweichung.<br />

9


A<br />

Projektplanung und -durchführung<br />

1 Anstoss<br />

In den Jahren 1999/2000 machte sich eine Arbeitsgruppe “<strong>St</strong>andortbestimmung”, eingesetzt von der Verwaltungskommission<br />

der Kirchgemeinde <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Gedanken zur Verbesserung der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<br />

<strong>Gallen</strong>. Die Rede war unter anderem auch von einem pastoralen Konzept. “Ein derartiges <strong>St</strong>rategiepapier”, so<br />

heisst es im Protokoll der Zusammenkunft vom 2. Mai 2000, “könnte die Umsetzung der Grundaufträge der<br />

Kirche (Liturgie, Verkündigung, Diakonie, Gemeinschaft) im Rahmen der unterschiedlichen Pfarreiprofile in der<br />

<strong>St</strong>adt aufzeigen. Dabei dürfte sichtbar werden, welche Dienstleitungen im kleineren pastoralen Rahmen und<br />

welche Angebote gesamtstädtisch zu erbringen wären”.<br />

Parallel zu den Beratungen in der Arbeitsgruppe “<strong>St</strong>andortbestimmung” haben sich der diözesane Priesterrat und<br />

der Rat der hauptamtlichen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) intensiv mit neuen Modellen und Formen der <strong>Seelsorge</strong> auseinandergesetzt.<br />

In den Jahren 1997 und 1998 führte das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) eine<br />

Evaluation der <strong>Seelsorge</strong>verbände in der Schweiz durch, bei der auch die Zusammenarbeit in den <strong>Seelsorge</strong>verbänden<br />

im Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> untersucht wurde.<br />

Die Räte gelangten in ihren Beratungen zur Überzeugung, dass mit der Errichtung von “<strong>Seelsorge</strong>einheiten” ein<br />

zukunftsorientiertes Modell pfarreiübergreifender Kooperation in der <strong>Seelsorge</strong> angestrebt werden sollte. Im<br />

November 2002 erschienen die bischöflichen Regelungen und Weisungen für die Errichtung von <strong>Seelsorge</strong>einheiten.<br />

2 Projektskizze<br />

Die Verwaltungskommission des Kirchenrates der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> beauftragte das Schweizerische Pastoralsoziologischen<br />

Institut (SPI), einen Projektbeschrieb zu verfassen, aus dem hervorgeht, wie sich ein Modell für die<br />

zukünftige <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> entwerfen liesse.<br />

Das SPI erarbeitete die Projektskizze in enger Zusammenarbeit mit einer Projektgruppe, in der die Bistumsleitung,<br />

der Kirchenverwaltungsrat, die Pfarreiräte und die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) der <strong>St</strong>adt vertreten waren. Das<br />

Projekt verstand sich von allem Anfang an als gemeinsames Unternehmen aller, die für die Kirche in der <strong>St</strong>adt<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> Verantwortung tragen.<br />

3 Beschlussfassung<br />

Die Projektgruppe verabschiedetete einstimmig die Projektskizze zuhanden des Kirchenverwaltungsrates. Die<br />

Pfarreibeauftragten der <strong>St</strong>adt sprachen sich ihrerseits für die Durchführung des geplanten Neuorientierungsprozesses<br />

der städtischen <strong>Seelsorge</strong> aus.<br />

An seiner Sitzung vom 21. März 2001 beriet der Kirchenverwaltungsrat den Antrag der Projektgruppe und<br />

beschloss im Einvernehmen mit der Bistumsleitung, ein Leistungsprofil und <strong>St</strong>rukturmodell für die <strong>Seelsorge</strong> in<br />

der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> auszuarbeiten. Er bewilligte den dafür erforderlichen Kredit.<br />

4 Einsetzung der <strong>St</strong>euerungsgruppe<br />

Die Verantwortung für die Durchführung des Projektes übertrug<br />

der Kirchenverwaltungsrat einer “<strong>St</strong>euerungsgruppe”. Sie setzte<br />

sich aus folgenden Personen bzw. Verantwortungsträgern zusammen:<br />

<br />

<br />

Vertretung der Bistumsleitung: Markus Büchel<br />

Vertretung der Pfarreiräte: Johannes Rüegg-<strong>St</strong>ürm,<br />

Niklaus Rohner<br />

10


Vertretung des Kirchenverwaltungsrates: Josef Raschle, Ursula Niedermann<br />

Vertretung der Pfarreibeauftragten: Charlie Wenk, Jakob Breitenmoser<br />

Leiter der Projektgruppe “Künftige Organisation und <strong>St</strong>ruktur der Kirchgemeinde”: Guido Corazza<br />

Projektleitung und -moderation: Thomas Feierabend<br />

Die Projektplanung und -bearbeitung übernahm das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) unter<br />

Leitung von Alfred Dubach Es führte die erforderlichen Erhebungen durch, erarbeitete die Entscheidungsunterlagen<br />

für die <strong>St</strong>euerungsgruppe und verfasste den Abschlussbericht.<br />

Am 2. Juli 2001 traf sich die <strong>St</strong>euergruppe zu ihrer ersten Sitzung.<br />

5 Partizipativ-prozessuale und problemorientierte Vorgehensweise<br />

Angestrebt wurde eine gemeinsame Suche nach optimalen Wegen der Zielerreichung. In den Empfehlungen des<br />

Priesterrates heisst es dazu: “Die Weiterentwicklung von der Pfarrei über den <strong>Seelsorge</strong>verband zu grösseren<br />

<strong>Seelsorge</strong>einheiten muss auf der Basis der Grundoption prozesshaft geschehen”.<br />

Pastorale Planung fängt nicht bei Null an. Sie ist darauf bedacht, Erfahrungen zu nutzen. Pastorale Planung<br />

muss auf das Mitdenken der professionellen und freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen können.<br />

Durch die aktive Beteilung der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) wie auch der Pfarrei- und Kirchenräte schon während des<br />

Planungsprozesses wird der Boden bereitet, dass sie sich mit den erarbeiteten Vorstellungen, Zielen und<br />

Handlungsorientierungen identifizieren können und in einer späteren Phase auch im Sinne des Konzeptes<br />

arbeiten. Der Partizipation und Mitverantwortung setzte die Zeit, die zur Ausarbeitung des Projektes zur Verfügung<br />

stand, Grenzen.<br />

Die Projektskizze umschrieb zum einen die Ziele und <strong>St</strong>rategien in der Abwicklung des Planungsprozesses und<br />

zum anderen die Arbeitsmodule, die dabei durchlaufen werden sollten.<br />

Den Ausgangspunkt für die Neukonzeption der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> bildete eine sorgfältige Analyse<br />

der momentanen <strong>St</strong>ärken und Schwächen der kirchlichen Arbeit in den Pfarreien und auf <strong>St</strong>adtebene nach dem<br />

Dreischritt: Sehen, Urteilen, Handeln. Dabei galt es, “die Welt, in der wir leben, ihre Erwartungen und Bestrebungen<br />

und ihren oft dramatischen Charakter zu erfassen und zu verstehen” (2. Vatikanisches Konzil,<br />

Gaudium et Spes 4) und zu überlegen, welche konkreten Schritte in die Zukunft sich aufdrängen, noch<br />

wirksamer als bis anhin den kirchlichen Auftrag unter den Bedingen der heutigen Zeit zu erfüllen. In der<br />

Evaluation der Situation wird die Dringlichkeit von Verbesserungsmassnahmen sichtbar. Aus der Analyse des<br />

kirchlichen Lebens mit seinen <strong>St</strong>ärken und Schwächen ergeben sich die Herausforderungen für das zukünftige<br />

Handeln und der Bedarf nach neuen Leitperspektiven der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />

Massgebend für die Neustrukturierung der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> war das Selbstverständnis der<br />

Kirche, wie es durch das II. Vatikanische Konzil und die Synode 72 formuliert worden ist. Wegleitend waren<br />

darüber hinaus die “Kriterien für das Leben einer christlichen Gemeinde”, wie sie im Bistumsprojekt “He, was<br />

glaubst Du?” formuliert wurden.<br />

6 Zielsetzung<br />

Die <strong>St</strong>euerungsgruppe setzte sich zum Zielt, für die katholische Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> eine <strong>St</strong>ruktur- und<br />

Arbeitsform zu entwickeln, die den Anforderungen und Bedürfnissen einer veränderten Umwelt entspricht. Mit<br />

dem geplanten Vorhaben sollte eine Vorstellung über eine ziel-, wirkungs-, leistungs-, qualitäts-, menschenorientierte<br />

<strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> als vernetzter Handlungsraum entworfen und eine Verbesserung der<br />

strukturellen und organisatorischen Bedingungen der Pastoral im Dienste der Menschen angestrebt werden.<br />

Am Ende der Konzeptualisierungsphase sollte ein <strong>St</strong>rukturmodell der zukünftigen <strong>Seelsorge</strong> zur Verabschiedung<br />

vorliege, mit Denkanstössen zur praktischen Umsetzung und Impulsen zur Förderung der überpfarreilichen<br />

Zusammenarbeit.<br />

11


Im Zentrum der gesamten Arbeit stand die operative Umsetzung der strategischen Grundoption, wie sie vom<br />

diözesanen Priesterrat und vom Rat der hauptamtlichen Laienseelsorger(innen) formuliert wurde (Brief vom 20.<br />

Oktober 2000 von Bischofsvikar Markus Büchel an alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen)):<br />

“Um die Verantwortung dem Evangelium, den Menschen, der kirchlichen Gemeinschaft und uns selbst gegenüber<br />

wahrnehmen zu können, streben wir an, unseren Dienst vermehrt in <strong>Seelsorge</strong>einheiten, bestehend aus<br />

mehreren Pfarreien oder einer Grosspfarrei, in Zusammenarbeit und in Verantwortung eines <strong>Seelsorge</strong>teams zu<br />

leisten”.<br />

Mit dem Projekt sollten darüber hinaus die folgenden Nebenziele angestrebt werden:<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

zeitliche Entlastung der Mitarbeiter(innen) und <strong>St</strong>eigerung der Zufriedenheit der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in ihrer<br />

Arbeit<br />

zu einem partnerschaftlichen Miteinander von Priestern und Laien gelangen, die gemeinsam Verantwortung<br />

für das Leben des Volk Gottes übernehmen, ohne dabei den je besonderen Auftrag von Priestern<br />

und Laien zu verwischen.<br />

Synergieeffekte erzielen, die zu einem geringeren Kostenaufwand führen<br />

die Identität (das Selbstverständnis) der Kirche und die Leistungen der professionellen und freiwilligen<br />

Mitarbeiter/innen öffentlich sichtbar machen<br />

7 Gemeinsame Beschlussfassung der Ergebnisse<br />

Am Ende der Planungsarbeit werden die Ergebnisse vom Kirchenverwaltungsrat unter Zustimmung von Pfarreiverantwortlichen<br />

verabschiedet. Der Kirchenverwaltungsrat stellt Antrag an den Bischof, das Gestaltungskonzept<br />

für die vernetzte <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zu genehmigen. Werden von einer Seite namhafte Vorbehalte<br />

zur Vorlage gemacht, werden sie von einem Vermittlungsausschuss, bestehend aus Mitgliedern der Pfarreiverantwortlichen<br />

und des Kirchenverwaltungsrates, bereinigt.<br />

8 Definitive Inkraftsetzung<br />

Das Projekt will Wege in die Zukunft öffnen. Der ganze Prozess gliedert sich in vier Phasen:<br />

1. Konzeptualisierungsphase<br />

2. Erprobungsphase<br />

3. Evaluationsphase<br />

4. Feedback-Verarbeitung mit Konzeptadaptation<br />

Das hier in Aussicht genommene Projekt betrifft die erste Phase. Nach Projektabschluss werden die Phasen zwei<br />

bis vier durchlaufen. Die definitive Inkraftsetzung der neuen <strong>Seelsorge</strong>struktur geschieht durch den Bischof.<br />

12


B<br />

Herausforderungen für die Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

1 Epochaler gesellschaftlicher Umbruch<br />

Noch nie in der Geschichte hat sich so Vieles in so kurzer Zeit so sehr verändert. Wir sind Augenzeugen eines<br />

historischen Wandlungsprozesses. Die rasante wirtschaftliche und technologische Entwicklung hat nachhaltig die<br />

Beziehungen der Menschen untereinander verändert, ihre Lebenseinstellungen und Wertorientierungen, hat<br />

überkommene Lebensgewohnheiten umgekrempelt, erzwingt tiefgreifende Restrukturierungen in Wirtschaft und<br />

Politik, erfordert von den Menschen neue Qualitäten im Umgang mit den Anforderungen der Zeit.<br />

In Turbulenzen geraten ist auch die Kirche. Wir alle spüren es. Der Wandel in unserer Gesellschaft macht ihr<br />

schwer zu schaffen. Sie muss lernen, in einer veränderten Gesellschaft zu bestehen. Mit welchen Veränderungsprozessen<br />

sie sich konfrontiert sieht und auf die sie sich einzustellen hat, sollen hier nur in <strong>St</strong>ichworten kurz<br />

genannt werden. Ausführliche Erläuterungen dazu finden sich in der SPI-Broschüre “Pastoraler Orientierungsrahmen<br />

Luzern :<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Freisetzung aus traditionellen Lebenszusammenhängen: Die Kirche wird nur noch als Bereich neben<br />

anderen erlebt.<br />

Enttraditionalisierung des Lebens: Das religiöse Erleben und Handeln löst sich aus festen Zuordnungen.<br />

Die Zugehörigkeit zur Kirche ist keine unwiderruflich feststehende Tatsache mehr.<br />

Wandelbarkeit des Lebens: In einer Gesellschaft, in der sich alles bewegt, ist immer alles auch anders<br />

möglich.<br />

Vervielfältigung der Lebensmöglichkeiten: Die Welt öffnet sich nach vorne<br />

in immer neue Möglichkeiten.<br />

Pluralisierung der Lebensdeutung: Fortan steht Wahrheit im Plural.<br />

Wende im Verhältnis zwischen dem einzelnen und der Gesellschaft: Der<br />

einzelne Mensch selbst und nicht die Gesellschaft - auch nicht die Kirche -<br />

bestimmt, welche Lebensentscheidungen er trifft, welche Wertordnung er<br />

übernimmt.<br />

Wertewandel: An die <strong>St</strong>elle alter Gewissheiten tritt die schöpferische Ungewissheit<br />

der Freiheit und die Auseinandersetzung darüber, was Freiheit<br />

bedeutet.<br />

Zwang zur Wahl: Der Lebenslauf wird zunehmend durch individuelle<br />

Entscheide bestimmt.<br />

<strong>St</strong>ändige Suche nach dem eigenen Selbst: Der Bedarf nach Orientierung<br />

wächst.<br />

Vielfalt sozialer Beziehungen: Soziale Beziehungen werden bunter und<br />

flexibler. Soziale Verpflichtungen und Bindungen geraten vermehrt unter Kosten-Nutzen-Erwägungen.<br />

Bildung neuer “sozialer Milieus”: Weniger der lokale Wohnort schafft Gemeinschaft, sondern gemeinsam<br />

geteilte Lebensstile und -entwürfe.<br />

Unsicherheit als Bestandteil des Lebens: Selbstverständlichkeiten sind immer weniger selbstverständlich,<br />

Gewissheiten immer weniger gewiss. Die Gefahr des Fundamentalismus nimmt zu.<br />

Schwieriger Umgang mit Freiheit - neue Abhängigkeiten: Die mit dem Wertkomplex Freiheit verbundenen<br />

Ambivalenzen, Unsicherheiten, Ängsten, Zwängen, Zwiespältigkeiten, Dilemmata, Überforderungen<br />

Risiken nehmen zu.<br />

Schattenseiten : Zu den Schattenseiten der neuen Freiheit zählen die rücksichtslose Verfolgung der<br />

eigenen Interessen gegenüber anderen, der Natur und den Völkern der Dritten Welt.<br />

2 Veränderte Kirchenbindung und verändertes religiöses Bewusstsein<br />

Die Beziehungen zur Kirche und die Ausgestaltung persönlicher Religiosität bleibt nicht unberührt vom gesellschaftlichen<br />

Wandel. Erst vor dem Hintergrund des religiösen Bewusstseins in der Bevölkerung lassen sich die<br />

Herausforderungen der Kirche angemessen umschreiben.<br />

13


Religiöse Lebenshaltung: Beobachten lässt sich nicht ein Religionsverfall, sondern ein Wandel in der Art<br />

und Weise, wie Religion und Kirchenmitgliedschaft gelebt wird.<br />

Erweiterung des religiösen Sinnhorizontes Die enge Verflechtung von Kirche und Alltag löst sich auf.<br />

Individualisierung und Pluralisierung von Religion: Das religiöse Leben ist weniger als zuvor in einen<br />

Komplex von Tradition, Autorität und Sitte eingebunden.<br />

Dezidiertes Christsein: Regelmässiger Sonntagsgottesdienstbesuch stellt unter den Bedingungen der<br />

heutigen Gesellschaft eine Sonderleistung dar.<br />

Locker-pragmatische Bindung an die Kirche: Nicht mehr der Wochenrhythmus bestimmt die Beziehung zur<br />

Kirche, sondern der biographische Rhythmus. Aus der einst festen Einbindung in die Kirche ist eine<br />

lockere Gelegenheitsbeziehung geworden.<br />

Vage Religiosität als dominante Form von Religion: Man versteht sich grundsätzlich als religiös, lässt sich<br />

aber nicht auf eine bestimmte Option von Religion ein.<br />

Religion als Schlüssel zur Selbstverwirklichung: Die Suche nach einem erfüllten und geglückten Leben ist<br />

zu einem übergeordneten Handlungsprinzip geworden.<br />

Offen für neue Ausdrucksformen von Religiosität: Das Interesse an Formen ausserkirchlicher Religiosität<br />

ist vor allem unter Jugendlichen gewachsen.<br />

Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins: Im Vordergrund heutiger Religiosität steht die Vergewisserung<br />

über das eigene Selbst und nicht das Bekenntnis zu einer Konfession.<br />

Verluste durch Kirchenaustritt: Markant häufiger taucht der Gedanke an einen Kirchenaustritt unter<br />

jungen Kirchenmitgliedern auf.<br />

3 Rückläufige Zahl der Katholik(inn)en in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zählte im Jahre 2001 70'019 Einwohner, nahezu gleich viel wie 20 Jahre zuvor (1980:<br />

71'671 Einwohner).<br />

<strong>St</strong>ark zurückgegangen ist die Zahl der Katholk(inn)en in der <strong>St</strong>adt, von 41'150 im Jahre 1980 auf 33'439 im<br />

Jahre 2001. Von einem Rückgang betroffen ist auch die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche, von 29'190<br />

auf 18'980 Personen.<br />

Die Pfarreien der <strong>St</strong>adt spüren den Rückgang der Katholik(inn)en (1980-2001) in sehr unterschiedlichem Masse.<br />

Über einen Viertel ihrer Kirchenmitglieder verloren die Pfarreien <strong>St</strong>. Fiden (-36,0%), die Dompfarrei (-30,3%),<br />

<strong>St</strong>. Otmar (25,8%), rund einen Fünftel die Pfarrei Heiligkreuz (-20,8%). Es folgt die Pfarrei Bruggen mit -13,2%<br />

und <strong>St</strong>. Georgen mit -6,4%. Nur geringe Einbussen erlitten die Pfarreien <strong>St</strong>. Maria Neudorf (-4,8%), Rotmonten<br />

(-4,8%) und Riethüsli (-1,1%). Leicht erhöht hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder in den Pfarreien Winkeln<br />

(+3,4%) und Halden (+0,3%).<br />

Pfarreiangehörige<br />

1980 2001<br />

Dom 7'643 5'328<br />

<strong>St</strong>. Georgen 2'043 1'913<br />

<strong>St</strong>. Otmar 7'711 5722<br />

Riethüsli 1'247 1'233<br />

<strong>St</strong>. Fiden 3'982 2'547<br />

<strong>St</strong>. Maria 3'775 3'594<br />

Halden 1'976 1'971<br />

Heiligkreuz 4'984 3'948<br />

Rotmonten 1'392 1'325<br />

Bruggen 4'545 3'943<br />

Winkeln 1'852 1'915<br />

Total 41'150 33'439<br />

Gehörten 1980 53,7% der <strong>St</strong>adtbevölkerung der katholischen Kirche an, waren es im Jahre 2001 noch 45,0%.<br />

Zur evangelischen Kirche zählten sich 2001 27,1% der Bevölkerung. Jede(r) Neunte gehört keiner Kirche oder<br />

Religionsgemeinschaft mehr an.<br />

14


Neben den Katholiken und Protestanten stellen die Konfessionslosen die grösste Gruppe mit 7'820 Personen<br />

(2001), gefolgt von den Muslimen (5'486) und den Orthodoxen (3'507).<br />

Seit 1980 kehrten 3'449 Katholik(inn)en der Kirche den Rücken. Traten zwischen 1991 und 1995 zwischen 250-<br />

300 Personen jährlich aus, reduzierte sich ihre Zahl seit 1998 auf 130-150 Personen pro Jahr. Zwischen 1980<br />

und 2001 entschieden sich 244 Personen zum Wiederreintritt.<br />

Mit 27,4% (2001) der Wohnbevölkerung liegt der Anteil der Ausländer(innen) erheblich über der Quote im<br />

Kanton (19,6%). Die grössten Kontingente stellen die Migrant(inn)en aus Ex-Jugoslawien (6'189), Italien (3'512),<br />

Deutschland (2'568), Asien (1'298) und der Türkei (1'050). Schätzungsweise etwas mehr als die Hälfte der<br />

Ausländer(innen) dürften katholisch sein.<br />

4 <strong>St</strong>and und Entwicklung des <strong>Seelsorge</strong>personals<br />

Zu Beginn des Jahres 2002 standen für die seelsorglichen und diakonischen Dienste in den Pfarreien der <strong>St</strong>adt<br />

3'830 <strong>St</strong>ellenprozente zur Verfügung. Dies macht 872 Katholik(inn)en je <strong>Seelsorge</strong>r(in).<br />

Auf eine(n) <strong>Seelsorge</strong>r(in) trifft es heute weniger Katholiken als 1980. Damals betrug die Katholikenzahl je<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(in) 1'029. Beobachten lassen sich beträchtliche Differenzen zwischen einzelnen Pfarreien. Die Zahl<br />

der Katholik(inn)en je <strong>Seelsorge</strong>r(in) schwankt zwischen 671 in der Pfarrei <strong>St</strong>. Georgen und 1'577 in der Pfarrei<br />

Bruggen.<br />

Daneben wirken zwei <strong>Seelsorge</strong>r zu 150% in der Italiener Mission. Weitere Fremdsprachigenseelsorger betreuen<br />

ihre Landsleute in der <strong>St</strong>. <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />

Drei Personen zu je 100 <strong>St</strong>ellenprozenten wirken als Spitalseelsorger(innen). Die <strong>St</strong>udenten an der Universität <strong>St</strong>.<br />

<strong>Gallen</strong> werden von einem eigenen <strong>Seelsorge</strong>r betreut. Eine Person führt zu 50% die Katechetische Arbeitsstelle.<br />

Die Jugendseelsorge wird auf <strong>St</strong>adtebene von der akj ( <strong>St</strong>ellenleiter mit Praktikant/in) koordiniert und inspiriert.<br />

Katholik(inn)en je Pfarrseelsorger(in) (1. Januar 2002)<br />

Pfarrei <strong>St</strong>ellen- Katholiken Katholiken pro<br />

prozente<br />

Seelorger(in)<br />

Bruggen 250% 3'943 1'577<br />

Dom 650% 5'328 820<br />

Heiligkreuz 386% 3'948 1'023<br />

Neudorf-Halden 770% 5'565 723<br />

Neudorf 3'594<br />

Halden 1'971<br />

<strong>St</strong>. Fiden-Rotmonten 496% 3'872 781<br />

<strong>St</strong>. Fiden 2'547<br />

Rotmonten 1'325<br />

<strong>St</strong>. Otmar-Riethüsli 804% 6'955 865<br />

<strong>St</strong>. Otmar 5'722<br />

Riethüsli 1'233<br />

<strong>St</strong>. Georgen 285% 1'913 671<br />

Winkeln 190% 1'915 1'008<br />

<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> 3'831% 33'439 872<br />

1980 4'000% 41'160 1029<br />

Mit 650 <strong>St</strong>ellenprozente arbeiten heute 9 Priester in den Pfarreien der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Ihre Zahl wir sich weiter<br />

reduzieren. Nach Auskunft des Personalamtes kann in 10 Jahren mit rund 300, bestenfalls mit 400 <strong>St</strong>ellenprozenten<br />

gerechnet werden.<br />

15


5 Finanzielle Ressourcen<br />

Einem Gesamtertrag von Fr. 18'176'690.- im Jahre 2001 stand ein Gesamtaufwand von Fr. 17'605'010.-<br />

gegenüber. Der Finanzplan 2001-2005 erwartet Ausgabenüberschüsse zwischen Fr. 200'000.- und Fr.<br />

400'000.- Im Bericht heisst es: “Die Schaffung neuer <strong>St</strong>ellen im Zusammenhang mit der Umsetzung der<br />

pastoralen Schwerpunkte ist nur möglich, wenn durch Kompensation der Personalbestand nicht erhöht werden<br />

muss”.<br />

Der Anteil ‘Personalaufwand’ erhöhte sich in den letzten elf Jahren von 35,0% im Jahre 1990 auf 40,3% im<br />

Jahre 2001.<br />

Erhöht haben sich insbesondere die Löhne für das <strong>Seelsorge</strong>personal.<br />

1990 2001 Zunahme<br />

Löhne <strong>Seelsorge</strong>personal 2'645'865.- 3'909'383.- 47,8%<br />

Löhne Dienstpersonal 1'791'747.- 2'050'731.- 14,5%<br />

Behörden & Kommissionen 83'183.- 93'517.- 12,4%<br />

Teuerung 1990-2001: 26,9%<br />

Der Pro-Kopf-Aufwand je Katholik(in) stieg zwischen 1990 und 2001 um 82.0%. Der Anstieg fiel je nach Pfarrei<br />

sehr unterschiedlich aus, zwischen 11.3% und 132,1%<br />

Die Kosten je Katholik(in) variieren sehr stark nach Pfarreien (2001), zwischen Fr. 226.- bis Fr. 434.-. Jede<br />

Pfarrei braucht eine personelle und infrastrukturelle Basisausstattung. In Pfarreien mit weniger als 2000<br />

Pfarreiangehörigen muss demnach mit höheren Kosten je Katholik(in) gerechnet werden. Zu niedrigen Kosten<br />

führt eine. Konsequente ökumenische Zusammenarbeit. Vom Projekt LOS darf erwartet werden, dass es zu einer<br />

ausgeglicheneren Kostenstruktur in den Pfarreien führt.<br />

Belastet wird die Rechnung der Kirchgemeinde durch den Erhalt und die Pflege von ungenutztem Kirchenraum.<br />

Mit Ausnahme der Kirchen in Halden und Riethüsli werden alle, unabhängig von der Grösse, mindestens zu<br />

80%-100% von Mesmern gepflegt. Mit besserer Bewirtschaftung von Pfarreiräumen liessen sich weitere Kosten<br />

sparen.<br />

Die 11 Pfarrkirchen der <strong>St</strong>adt bieten rund 6'500 Sitzplätze. Dazu kommen 1'381 Sitzplätze in weiteren Kappellen<br />

und Kirchen. Die Auslastung der Pfarrkirchen beträgt gut gerechnet knapp ein Drittel bei “normalen” Sonntagsgottesdiensten.<br />

In den letzten Jahrzehnten ist der Besuch des Sonntagsgottesdienstes kontinuierlich zurückgegangen. Alle<br />

Indikatoren sprechen dafür, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Voraussichtlich dürfte sich die Zahl der<br />

regelmässigen Kirchgänger nochmals um rund die Hälfte reduzieren.<br />

Pfarrkirchen Baujahr Sitzplätze<br />

Dom 1767 900<br />

<strong>St</strong>. Georgen 1932 500<br />

<strong>St</strong>. Otmar 1908 850<br />

<strong>St</strong>. Fiden 1774/79 450<br />

Halden 1986 250<br />

Neudorf 1914/17 1100<br />

Heiligkreuz 1950 640<br />

Bruggen 1936 670<br />

Winkeln 1959 420<br />

Rotmonten 1969 450<br />

Riethüsli 1987 250<br />

16


C<br />

Auswirkungen des sozialen Wandels auf die Pfarreien<br />

Der soziale und kulturelle Wandel der letzten Jahrzehnte blieb nicht ohne Folgen auf die pastorale Arbeit in den<br />

Pfarreien. Diese Herausforderungen sollen im Folgenden kurz beschrieben werden. Damit soll gleichzeitig auch<br />

zum Ausdruck gebracht werden, dass die <strong>Seelsorge</strong> in den Pfarreien der arbeitsteiligen Zusammenarbeit auf<br />

überpfarreilicher Ebene bedarf. Der Blick richtet sich auf jene Herausforderungen, denen sich die territoriale<br />

Pfarreiseelsorge zur Zeit ausgesetzt sieht. Die einen Pfarreien sind davon mehr, andere weniger betroffen. Die<br />

Aussagen basieren auf zahlreichen Untersuchungen zur Situation von Religion und Kirche in der Schweiz.<br />

1 Lockerung des lokalen Zusammenhalts<br />

Das gesellschaftliche Leben vollzog sich bis in die jüngste Zeit auf territorial engem Raum. Pfarrei und Lebensraum,<br />

in dem der einzelne aufwuchs und fast sein ganzes Leben zubrachte, waren eng miteinander verflochten.<br />

Die moderne Dienstleistungsgesellschaft hat den lokalen Lebens- und Versorgungszusammenhang aufgebrochen.<br />

Die Menschen leben in vielfältigen sozialen Beziehungsnetzen über den lokalen Bereich hinaus. Die<br />

Dynamik des Arbeitsmarktes verlangt Mobilität. Mobilität vollzieht leichter, wer nur lockere soziale Bindungen<br />

auf lokaler Ebene eingeht.<br />

Die Pfarrei kann immer weniger auf bestehende örtliche Lebenszusammenhänge und -einbindungen aufbauen.<br />

2 Individualisierung der Lebensgestaltung<br />

In allen entwickelten Industrieländern Europas schwächt sich gegenwärtig die gesellschaftliche und lebensführende<br />

Macht der Kirchen ab. Wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche hat das Phänomen der Deregulierung<br />

auch den religiösen Bereich erfasst. Dieser Wandel bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die<br />

Einbindung der Menschen in die Pfarreien.<br />

Nicht mehr wie einst bestimmen gesellschaftlichte Institutionen, wie jemand zu leben hat. Der einzelne trifft seine<br />

Entscheidungen über seinen Lebensweg in eigener Regie. Dafür existieren Modelle, aber keine bindenden<br />

Vorgaben mehr. Das Leben der Menschen löst sich aus vorgegebenen Fixierungen und wird zur Aufgabe jeder<br />

und jedes einzelnen. Das Leben wird zum Projekt.<br />

3 Wechselnde Beziehungsnetze im Alltag<br />

Soziale Kontakte gestalten sich je länger je mehr nach individuellen Gesichtspunkten und wechseln je nach<br />

Lebenslage und -phase. Die Menschen gehören heute einer Vielzahl von sozialen Gruppen und Organisationen<br />

an, die sie mit unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Erwartungen konfrontieren. Je grösser die Zahl der<br />

sozialen Gruppen, denen jeder einzelne angehört, desto weniger ist es möglich, bei allen gleichermassen<br />

mitzumachen, desto kleiner wird der Ausschnitt, den jede von ihnen im sozialen Leben ihrer Mitglieder umfasst,<br />

desto geringer die Dichte der Beziehungen, desto schwächer die innere Bindung.<br />

Länger dauernde verbindliche lokale Einbindungen kennzeichnen nur noch eine Minderheit der Bevölkerung.<br />

Soziale Beziehungen und Kontaktnetze werden heute individuell hergestellt, erhalten und immer wieder geknüpft.<br />

Ein Netz wechselnder, vielschichtiger und meist loser Beziehungen halten das soziale Leben in der Alltagswelt<br />

zusammen. Diese Beziehungen bilden gelegentlich festere Knoten, zu denen auch kirchliche Kontakte gehören<br />

können.<br />

4 Erweiterung der Kommunikationsformen mit der Kirche<br />

Die Kommunikationsmöglichkeiten mit der Kirche haben sich ausgeweitet. Wer mit ihr in Kommunikation zu<br />

treten versucht, dem stehen heute zahlreiche Kanäle zur Verfügung. Neue Möglichkeiten hat zum Beispiel das<br />

Internet eröffnet. Im Internet können sich Fremde als Vertraute begegnen, es ermöglicht “Intimität auf Distanz”.<br />

Es bietet im wahrsten Sinne Sichtschutz, wo man ihn braucht und gewährt Einblicke, wo man sie wünscht. Wer<br />

nicht an pfarreilichen Begegnungsformen teilnimmt, muss sich nicht von der Kommunikation mit der Kirche<br />

ausgeschlossen fühlen.<br />

17


5 Vom gemeinsamen zum individuellen Sonntag<br />

Wir bewegen uns auf eine kontinuierlich aktive Gesellschaft zu, in der rund um die Uhr produziert, konsumiert<br />

und kommuniziert wird. Dies hat nachhaltige Auswirkungen auf die Lebensweise und den Zeitrhythmus von<br />

gemeinsamer Arbeit und Wochenendruhe. Die Kultur des gemeinsamen Sonntags als herausgehobener Tag, der<br />

die Woche eröffnet oder beendet, und als gemeinsamer Fest- und Feiertag begangen wird, steht zur Disposition.<br />

Der Sonntag, an dem die Christen gemeinsam die Erlösung durch Jesus Christus im Gottesdienst feiern, verliert<br />

seinen Rückhalt in der traditionellen Zeitgliederung des Wochenrhythmus.<br />

6 Rückzug in die Privatsphäre<br />

Die wichtigsten Lebensbereiche der Menschen sind die Geselligkeit in der Freizeit, die häusliche Intimsphäre und<br />

das Erwerbsleben. Sie alle finden an verschiedenen Orten statt. Die Pfarrei spricht die Menschen in erster Linie<br />

in ihrem Privatbereich an. Doch gerade den Privatbereich schirmen die Menschen gerne vom Einfluss gesellschaftlicher<br />

Institutionen ab. Diese Haltung erschwert im starken Masse die Bildung christlicher Gemeinden vor<br />

Ort.<br />

7 Distanz zur Kirche durch Normabweichung<br />

Von der überwiegenden Mehrheit der Kirchenmitglieder lässt sich nicht mehr sagen, dass sie ihr Leben an den<br />

kirchlichen Moralvorstellungen ausrichten. Von der kirchlichen Norm abweichende Lebensführung schafft<br />

Distanz zur Kirche. Negativ auf die Kirchenbindung der jungen Generation wirken sich die kirchlichen Sexualvorstellungen<br />

aus. Je früher z.B. jemand voreheliche sexuelle Beziehungen eingeht, desto distanzierter verhält sie/er<br />

sich im weiteren Leben der Kirche gegenüber. Nicht so sehr religiöse Dissonanzen mit der Kirche oder religiöse<br />

Gleichgültigkeit lässt Menschen auf Distanz zur Kirche gehen, sondern das Gefühl, nicht in Übereinstimmung mit<br />

kirchlichen Normen zu leben.<br />

Rund jede zweite Ehe wird heute geschieden. Geschiedene leben mehr als andere in Distanz zur Kirche.<br />

8 Eigeninteresse als Teilnahmemotivation<br />

Nur auf die persönliche Lebenslage ausgerichtete Angebote motivieren zur Teilnahme am kirchlichen Leben. Die<br />

Überzeugung, auch ohne Kirche an Gott glauben zu können, vertreten 9 von 10 Katholik(inn)en. Dass der<br />

einzelne ein pfarreiliches Angebot in Anspruch nimmt, muss er gute Gründe haben. Chancen in der Bevölkerung<br />

haben nur kirchliche Angebote, die von der Interessen- und Lebenslage ihrer Mitglieder ausgehen.<br />

Ähnliche Erfahrungen und Erlebnisse, gleiche Interessen, Bedürfnisse, Betroffenheiten, miteinander geteiltes<br />

Selbst- und Lebensbewusstsein führen Menschen zu religiösen Anlässen, Ereignissen und Feiern zusammen und<br />

nicht einfach deshalb schon, weil sie am gleichen Ort wohnen.<br />

9 Geringere Mobilisierungschancen<br />

Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war die Pfarrei integraler Bestandteil des lokalen Lebens. Seit<br />

dieser Zeit sieht sich die Kirche gezwungen, aus eigenen Kräften die Mitglieder zur aktiven Teilnahme zu<br />

bewegen. Im Normalfall gelingt es Mitgliederorganisationen unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen<br />

Bedingungen, 3 bis 5 % der Mitglieder für ihre Anliegen und Ziele zu aktivieren. Die übrigen begnügen sich mit<br />

einer passiven Mitgliedschaft. Ihr Interesse an der Kirche bekunden sie mit ihrem Mitgliederbeitrag. Als<br />

“Passivmitglieder” bringen sie den weitaus grössten Teil der kirchlichen Finanzmittel auf. Der Kirche gelingt die<br />

Mobilisierung der Mitglieder für ihre Anliegen nicht besser als dem WWF, dem VCS, den Gewerkschaften oder<br />

den Parteien.<br />

Zu einer aktiven Teilnahme am Pfarreileben lassen sich in erster Linie Menschen bewegen, die bereits auf<br />

vielfältige Art ins lokale Leben eingebunden sind. Es handelt sich um Menschen mit eingeschränkter Mobilität,<br />

die aktiv 0im Vereinsleben mitmachen, wegen ihrer Kinder am örtlichen Leben interessiert sind oder durch ihren<br />

Beruf wohnortsgebundene Dienstleistungen erbringen. Die lokale Einbindung ist für sie ein wichtiger Bestandteil<br />

18


ihrer sozialen Existenz und Identität.<br />

10 Vervielfältigung der Lebenswelten<br />

Den Menschen in den Pfarreien fehlt oft der gemeinsame Nenner, nach dem die Wirklichkeit erfahren und<br />

gedeutet wird. Engere Sozialkontakte setzen ein gemeinsames Muster der Wirklichkeitserfahrung und -deutung<br />

voraus. Die meisten Pfarreien verfügen von ihrer Grösse her nicht über die erforderlichen personellen Ressourcen,<br />

alle Menschen gleichermassen in der Vielfalt ihrer Lebensformen anzusprechen.<br />

Die Soziologen reden von sogenannten “sozialen Milieus” in unserer Gesellschaft. Die Zugehörigkeit zum einen<br />

oder anderen Milieu lässt sich ablesen an der Wohnungseinrichtung, Freizeitgestaltung, Lektüre, Sprache bis hin<br />

zur Kleidung, Beziehung zum eigenen Körper, zu den bevorzugten Fernsehprogrammen und Musikstilen usw.<br />

<strong>St</strong>udien zur heutigen Erlebnisgesellschaft (Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der<br />

Gegenwart, Frankfurt/Main 1992) unterscheiden fünf voneinander deutlich unterscheidbare soziale Milieus;<br />

Bildung, Alter und die soziale <strong>St</strong>ellung spielen eine zentrale Rolle bei der Milieuzugehörigkeit.<br />

Über typische Kurzportraits von Personen aus den einzelnen Milieus lassen sich deren charakterische Merkmale<br />

auf prägnante Art umschreiben (Adaptation der Personenportaits von Michael N. Ebertz in: Aufbruch in der<br />

Kirche, 2003):<br />

Herr U. (Unterhaltungs-Milieu)<br />

Herr U. ist kaum in der Öffentlichkeit sichtbar. Er verschwindet im Fitnessstudio, im Automatensalon, in der<br />

Kneipen- und Diskoszene oder in anderen “Konsumfallen". Indirekt auffällig für andere ist er allenfalls unterwegs<br />

etwa am rasanten Fahrstil erkennbar. Denn der ganze <strong>St</strong>olz des 27-Jährigen Automechanikers ist sein Cabrio<br />

mit Heckspoiler, breiten Reifen und grosser <strong>St</strong>ereoanlage. Er fährt auch gern einfach so durch die Gegend.<br />

Seine Frau war Fliessbandarbeiterin, arbeitet jetzt aber halbtags in einem Supermarkt als Kassierin und geht<br />

manchmal zum Putzen. Sie haben zusammen ein Kind. Ihre Wohnungseinrichtung wurde bei Ikea gekauft.<br />

Sie lesen gern den "Blick", auch Mode- und Sportzeitschriften, sehen im Fernsehen am liebsten amerikanische<br />

Krimis mit viel Action. Politische Diskussionen verabscheuen sie genauso wie Jazz, klassische Konzerte oder<br />

Kunstausstellungen. In der Videothek gehören sie zur <strong>St</strong>ammkundschaft. Überhaupt ist er gern dort, wo “power”<br />

ist, wo was los ist: in der Disco, wo auch Schlager gespielt werden, in der Kneipe, beim Flippern im Automatensalon,<br />

natürlich auf dem Fussballplatz und manchmal auch bei Schützenfest oder in der Volksfestszene.<br />

Zu ihm passt der Satz:” Ich bin das, was ich gerade will". Aber auch seiner Frau geht es darum, sich mit dem zu<br />

versorgen, was man möchte, unbeschwert vom Ehrgeiz dessen, was die <strong>St</strong>udierten "inneres Wachstum" nennen.<br />

Wenn's nicht so teuer wäre (Flug oder so), würden sie mindestens alle zwei Jahre in Miami-Beach Urlaub<br />

machen. Aber so prangt "Miami-Beach" halt nur auf der Vorderseite des T-Shirts. Manchmal kann man's ja auch<br />

im Fernsehen sehen.<br />

Frau S. (Selbstverwirklichungs-Milieu)<br />

Frau S. gehört zu denjenigen, die die Welt, wie ihr Therapeut mal boshaft bemerkte, mit kollektivem Indivi-<br />

19


dualtourismus überziehen.<br />

Wir treffen sie im kommunalen Kino, beim "Griechen" oder beim "Da Pietro"- Freitag Abend auch im Café an<br />

der Ecke, wo sich ein toller Pianist entfaltet und Texte von Kästner oder Brecht rezitiert werden. Dort und in<br />

"ihrem" Bistro meetet sie alte und neue Typen aus ihrem grossen Freundes- und Bekanntenkreis. Sie ist 28 Jahre<br />

alt, alleinstehend mit einem kleinen Kind, wohnt aber in einer WG.<br />

In den letzten Jahren war sie mehrfach umgezogen. Jetzt teilt sie mit einer Freundin, mit der sie auch regelmässig<br />

Sport treibt, die Wohnung. Beide lieben es, Obstkistenstil mit sorgfältig komponiertem Wohnungsdesign zu<br />

kombinieren. "Provisorisch und provozierend, immer etwas schlampig", sagt ihr Vater dazu aus dem kuscheligen<br />

Mief seines Wohnzimmers heraus.<br />

Im Gegensatz zu ihm sieht Frau S. selten fern; wenn, dann Sendungen zu Wissenschaft und Zeitgeschichte. Die<br />

Heimatfilme, die ihre Mutter zum Weinen bringen, findet sie zum Kotzen. Ähnliche Aggressionen spürt sie in sich<br />

aufkommen beim Gedanken an den “Blick”. Sie liesst regelmässig die "WoZ”, den "Spiegel" und das <strong>St</strong>adtmagazin.<br />

Politisch tendiert sie zu den Grünen, beteiligt sich dann und wann mal an einer Demo, hält sich sonst<br />

aber politisch zurück.<br />

Auch sonst zieht sie sich gern um, probiert mal was Neues aus den einschlägigen Boutiquen aus, wo sie gern<br />

herumstöbert, von sportlich über alternativ bis elegant. Der Wechsel von Jeans und T-Shirt zum besonderen<br />

Outfit ist für sie etwas Alltägliches.<br />

Von Beruf ist sie Sozialpädagogin mit therapeutischer Zusatzausbildung. Dazu hat sie sich nach einer längeren<br />

und zugleich intensiven Selbsterfahrungskarriere entschlossen. Sie ist nicht krank, aber Diagnose- und Therapiebedürftigkeit<br />

ist etwas, worauf sie nie mehr verzichten will. Auch spontane Introspektion ("Was sagt mir mein<br />

'Bauch'?") hält sie für wichtig, selbst um alltägliche Entscheidungen immer wieder neu zu fällen. In Meditationsworkshops<br />

und beim kreativen Malen in der VHS (vor einem Jahr) sucht sie ihren inneren Kern freizulegen,<br />

weiterzuentfalten und sich zugleich von ihren fatalen Über-Ich-Bindungen zu befreien. Das Buch “Die wahre<br />

Kraft kommt von innen" hat sie als Schlüsseltext für die eigene Erkenntnis(weiter)arbeit entdeckt und kann es<br />

jeder und jedem weiterempfehlen.<br />

Ein Satz, den sie dort gelesen hat und oft sagt, heisst: “Weil ich es so will".<br />

Herr N. (Niveau-Milieu)<br />

Herrn N. treffen wir im Foyer des Theaters, auswärts auch im Museum. Er geht auf die 60 zu, ist Gymnasiallehrer,<br />

Dr. phil. Seine Dissertation hat er über die Reiseberichte des späten 18. Jahrhunderts geschrieben. Er ist<br />

verheiratet. Seine Frau ist Ärztin und übt ihren Beruf seit der Zeit aus, nachdem die beiden Kinder das Haus<br />

verlassen haben. Abraham studiert internationales Recht an der HSG, Rebekka ist inzwischen selbst Ärztin ind<br />

übt ihren Beruf mit grosser Hingabe aus. Sie ist Vorsitzende des Kuratoriums für die Angehörigen von<br />

MS-Patienten. Herr N. Ist bereits seit Jahren im Rotary Club.<br />

Er liebt es, graue englische Tweed-Jackets zu blauer Hose (Marke Burton) und Krawatte (Marke Oxford) zu<br />

tragen. Zum vergangenen Geburtstag hat ihm seine Gattin ein handgeschneidertes Jacket mit italienischem<br />

Design,aus Kaschmirwolle, geschenkt. Etwas übertrieben, denkt er, trägt aber das gute <strong>St</strong>ück sehr gerne. Am<br />

vergangenen Mittwoch hatte er Gelegenheit, anlässlich einer Vernissage "Nachfolger der Impressionisten" mit<br />

einem der Maler persönlich zu sprechen. Nach der Podiumsdiskussion über die "Zukunft der Una Sancta im<br />

westlichen Kulturraum" trank er mit den beiden daran teilnehmenden französischen Philosophen noch ein Glas<br />

"Chateau Peyraud".<br />

Überhaupt setzt er sich am Ende eines Tages gern in seinen Sessel, geniesst die Händel’schen Flötenkonzerte<br />

und trinkt ein Gläschen "Chateau Peyraud". Ein Buch aus seiner Privatsammlung klassischer Literatur führt seine<br />

Gedanken zum "Wahren, Schönen, Guten", das die barbarische Welt von heute ja so schnell hinter sich zu<br />

lassen droht. Er ist stolz darauf, fast alle Hauptwerke der Nobelpreisträger der letzten 20 Jahre zu seinem Besitz<br />

zu zählen.<br />

Er bezieht eine überlokale Tageszeitung und sammelt die Wochenendglanzbeilagen, deren Lektüre er sich<br />

konzentriert hingibt. Hin und wieder greift er auch darauf zurück, wenn er die Pflicht übernommen hat, einen<br />

Vortrag zu halten.<br />

20


Die lederne Sitzgarnitur in seinem Wohnzimmer ist ein altes Erbstück seiner Familie, die Vitrinen mit kostbarem<br />

Porzellan hat seine Frau geschmackvoll ausgesucht und hinzugekauft. Der Schreibsekretär, geadelt durch einen<br />

englischen Dichter, wurde zu seinem 40. Geburtstag auf einer Auktion erworben. Ein Perserteppich bedeckt den<br />

Parkettboden. Fremde überkommt beim Betreten des Raumes unwillkürlich das Gefühl, leise sein zu müssen.<br />

Er schätzt Virtuosität, Charisma, Eloquenz, Gedächtnisleistung, <strong>St</strong>ilsicherheit, Intelligenz und lehnt schlampige<br />

Kleidung, nachgemachte <strong>St</strong>ilmöbel, Barbiepuppen, das Triviale und Unruhige ab. Dass er eine Disco von innen<br />

kennenlernt, liegt jenseits seines Vorstellungsvermögens, ebenso, in der Öffentlichkeit eine Bratwurst zu essen.<br />

Herr I. (Integrations-Milieu)<br />

Herrn I. treffen wir im Schützenverein und im Kegelclub. Manchmal geht auch seine Frau mit. Sie ist Hausfrau<br />

und hat regelmässig als Verkäuferin beim Oviesse in der Damenkonfektion gearbeitet, solange das - gediegene<br />

- Reihenhaus noch nicht abgezahlt war, an dem sie vieles selber gemacht haben. Jetzt hilft sie noch saisonweise<br />

aus, auch um den Urlaub mitzufinanzieren.<br />

Er ist 50 Jahre alt, Gemeindebeamter bei der Einwohnerkontrolle, fährt einen Audi 80, den er samstags<br />

regelmässig pflegt und auch poliert. Lieber macht er für den Autokauf einige Schulden, als dass er sich mit einer<br />

alten Schrottkiste in der Öffentlichkeit zeigt. Nach einer Erbschaft könnte er sich zwar einen Porsche leisten, aber<br />

das schickt sich “für unsereinen" nicht. Auch der Garten vor dem Haus kann sich sehen lassen.<br />

In der Wohnung ist alles ordentlich, auch die rustikale Bauernecke. Der Kronleuchter ist immer geputzt. An den<br />

Wänden hängen Fotos von den Kindern, bald auch von den Enkelkindern und einige Kunstdrucke mit braunen<br />

Holzrahmen. Darunter ist auch der "Sonntagsspaziergang" von Spitzweg. Auch frische Blumen und eine Reihe<br />

von Büchern stehen da: Angebote von der Buchgemeinschaft.<br />

Beide gehen gern im benachbarten <strong>St</strong>adtwald spazieren. Am liebsten trifft man sich in einer nette Runde, im<br />

Sommer auf der Terrasse oder im Garten. Früher haben sie oft gegrillt. Jetzt probiert Frau I. öfter mal neue<br />

Kochrezepte aus, die sie in der Volkshochschule gelernt hat. In ihrer Freizeit trägt Frau I. das Pfarrblatt aus.<br />

Manchmal gehen sie zusammen ins Theater, auch mal in ein klassisches Konzert, doch eher in die Operette.<br />

Opern schauen sie sich im Fernsehen an, wenn's nicht so modern und aussergewöhnlich zu und her geht.<br />

Überhaupt ist das, was sich schickt, das, was anständig ist, die einzig richtige Möglichkeit, sich auszuleben.<br />

Frau H .(Harmonie-Milieu)<br />

Frau H. ist etwa 50 oder 60 Jahre alt, aber eigentlich kaum in der Öffentlichkeit sichtbar; denn sie neigt dazu,<br />

es sich zu Hause gemütlich zu machen. Draussen wird's ja auch immer gefährlicher, und Gutes von der Welt ist<br />

ohnehin nicht zu erwarten. In der Öffentlichkeit ist Frau H. wie getarnt. Wenn man sie trotz ihrer Unauffälligkeit<br />

sehen will, dann lässt sie sich mit einer Einkaufstasche auf Rädern in der Migros oder in der EPA entdecken.<br />

Man muss schon genau hinsehen, denn der Mantel auf ihrer <strong>St</strong>rickjacke ist zeitlos grau, beige oder oliv. Nur<br />

manchmal trägt sie auf ihrer Dauerwelle einen Hut (Sonderangebot bei C&A). Überhaupt ist modische Extravaganz<br />

nicht ihre Sache. Mögen andere aus dem Rahmen fallen.<br />

Einen Beruf hat sie nicht erlernt, aber sie ist zufrieden, fleissig, sauber und ordentlich und arbeitet stundenweise<br />

noch als Verkäuferin in einer Metzgerei. Ihr Mann geht auf die Rente zu, geht abends manchmal in der Kneipe<br />

um die Ecke ein Bier trinken und donnerstags in den Kirchenchor. Auch nach der Pensionierung werden sie wohl<br />

in ihrer Dreizimmerwohnung bleiben, wo sie ja schon seit 30 Jahren wohnen. Manchmal erlaubt sie sich, an<br />

einer Busswallfahrt oder Kaffeefahrt mit dem netten Reisebüro teilzunehmen, eine heizbare Wolldecke hat sie<br />

gerade erst letzte Woche erstanden. Man weiss ja nicht, wie der Winter wird.<br />

Abends sehen sie gern fern, am liebsten die Hitparade der Volksmusik oder den Musikantenstadel, samstags<br />

"Wetten dass -.." oder so. Leider ist der Kuli nichtmehr im Fernsehen zu sehen. Das war noch ein stattlicher<br />

Mann gewesen.<br />

In ihrem Wohnzimmer liegt über dem gemusterten Teppichboden ein anderer gemusterter Zierteppich, darauf<br />

ein verschnörkeltes Glastischchen mit Spitzendeckchen, die sie sich aus früheren Sommerurlauben in Österreich<br />

mitgebracht haben. Darauf stehen silberne Untersetzer mit Schnapsgläser, geschart um eine Kristallvase. Die<br />

darin stehenden Papierblumen füllen den Raum und zeigen auf eine an der Zimmerdecke befestigten Lampenschirm<br />

mit Blumenmustern. Auf der Fensterbank stehen viele Blumenstöcke dicht beieinander. Alles, auch die<br />

Tapete, ist gemustert und nicht so leer wie bei ihrem Sohn daheim, wo auch noch die Musik, wenn man das<br />

überhaupt Musik nennen kann, so laut ist. Daheim ist halt daheim. Die Schlafzimmertür steht nicht offen. Im Flur<br />

21


hängt ein geschnitzter Spruch: "Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her".<br />

Wenn sie im alles schön sauber gemacht hat (sie kocht ihrem Mann auch gern etwas Gutes; im Gasthaus<br />

werden heutzutage die Teller auch immer grösser und die Beilagen kleiner), liest sie in der Glückspost (die ihr<br />

die Nachbarin immer vor die Tür legt), am liebsten über die Hochzeiten der Hochgestellten. Auch in der<br />

Lokalzeitung liest sie am liebsten die Heiratsanzeigen, gerne auch die Todesanzeigen, montags auch die<br />

Beilagen mit den günstigsten Wochenangeboten.<br />

Das Erscheinungsbild der Pfarreien wird in der Regel vom “Harmonie- und Integrationsmilieu” bestimmt. Von<br />

den Pfarreien am stärksten abgekoppelt sind das “Selbstverwirklichungsmilieu” und das “Unterhaltungsmilieu”,<br />

also die beiden jungen Milieus. Von den Angehörigen des “Niveaumilieus” lässt sich sagen, dass ihr <strong>St</strong>reben<br />

nach Perfektion, Niveau und gehobenem Geschmack sich mit der durchschnittlichen Geselligkeits- und<br />

Frömmigkeitskultur der Pfarreien nicht in Einklang zu bringen ist. Wer, wie die Angehörigen des “Unterhaltungsmilieus”<br />

‘action’ als Lebensausdruck betrachtet, kann mit der Betulichkeit des normalen Pfarreilebens schwerlich<br />

etwas im Sinne haben. Das ”Selbstverwirklichungsmilieu” schliesslich sucht weder Geselligkeit, noch Dauerbindungen,<br />

es sucht Bewegung, Aufbruch und Selbsterfahrung. Mit derartigen Motivationen ist man in den<br />

Pfarreien in aller Regel an der falschen Adresse.<br />

11 Begrenzte Bindungskraft der Pfarreien<br />

Wie überall wo Menschen sich zusammenschliessen, neigen auch die Pfarreien dazu, Menschen zusammenzuführen,<br />

die in Mentalität und sozialem Verhalten zueinander passen. Damit ist gemeint, dass man sich gerne<br />

mit Seinesgleichen zusammenschliesst, mit denen man eine gemeinsame Lebenskultur, gemeinsame Interessen<br />

und Bedürfnisse teilt. Menschen, die anders geartet sind, werden tendenziell ausgegrenzt. Vertrauensvolle<br />

Verbundenheit verträgt keine Fremdheit. Von daher wundert es nicht, dass Verständnisprobleme am stärksten<br />

aus dem Bereich der Jugendarbeit zu registrieren sind.<br />

Den Bemühungen, die Zahl der Aktivmitglieder zu erhöhen,<br />

setzt der Zusammenhang von Einbindung und Ausschliessung<br />

enge Grenzen. In pfarreilichen Gruppierungen<br />

engagieren sich vorab Menschen, die bereits zum<br />

engeren Kreis der kirchlich Verbundenen zählen. Interesse<br />

an pfarreilichen Angeboten über diesen Kreis hinaus<br />

zu wecken, auch im Hinblick auf die Rekrutierung<br />

Ehrenamtlicher, erweist sich in der Regel als schwieriges<br />

Unterfangen.<br />

Die Pfarrei erreicht gut Menschen mit einem ausgesprochenen<br />

Bedürfnis nach Orientierung, Sicherheit und<br />

<strong>St</strong>abilisierung ihres Lebens von aussen. Die Pfarrei ist für<br />

sie ein Ort von vertrauten Ritualen, Gewohnheiten,<br />

Wert- und Moralvorstellungen. Von der Kirche erwarten<br />

diese Menschen Anleitung im Alltag. Hinter den auf die Pfarrei projizierten Bedürfnissen nach Harmonie und<br />

heiler Welt steht der Wunsch nach einer regulierenden Kraft im Leben. Bei der Bewältigung einer oft als<br />

widersprüchlich und unverständlich erfahrenen Welt, die der Verwirklichung ihrer angestrebten Ziele oft enge<br />

Grenzen setzt, wollen sie nicht allein gelassen werden.<br />

Zu einem Religionsmuster dieser Art neigen vor allem Menschen, die in ihrem Beruf gewohnt sind, sich nach<br />

anderen zu richten, in untergeordneter <strong>St</strong>ellung arbeiten, über ein bescheidenes Einkommen verfügen, vorzugsweise<br />

ihren Lebensunterhalt im Kleingewerbe und in der Landwirtschaft verdienen, Menschen mit geringer<br />

Schulbildung, die oft schon auf das Pensionsalter zugehen oder als Rentner(innen) leben.<br />

22


12 Locker-pragmatische Pfarreibindung<br />

Nach Auffassung der meisten Kirchenmitgliedern ist die Kirche in erster Linie für Menschen da, die in irgendeiner<br />

Weise Hilfe und Unterstützung nötig haben. Im Normalfall des Lebens wird Kirche nicht gebraucht. Das<br />

Verhältnis zur Pfarrei gleicht der Beziehung zum Hausarzt: gut, dass es sie gibt; besser, wenn man sie nicht<br />

braucht. Fehlt es an konkreten Anlässen im Leben, drängt sich der Gang zur Kirche nicht auf.<br />

13 Verbundenheit über die aktive Teilnahme am Pfarreileben hinaus<br />

Persönliche Verbundenheit mit der Kirche reicht über den Kreis der aktiven Pfarreimitglieder hinaus. Man kann<br />

davon ausgehen, dass sich fast die Hälfte der Pfarreimitglieder der Kirche innerlich verbunden fühlen.<br />

Eine grundlegende Voraussetzung für die Verbundenheit mit der Kirche sind ein kirchliches Elternhaus sowie<br />

positive Erfahrungen mit der Kirche in der Kinder- und Jugendzeit. Beide Voraussetzungen sind in der jungen<br />

Generation immer weniger gegeben. Die kirchliche Bindung in der nachwachsenden Generation scheint in<br />

einem Umfange rückläufig zu sein, dass die Rede von einem “Traditionsabbruch” nicht übertrieben erscheint.<br />

14 Sakramentale Begleitung an Übergangspunkten des Lebens<br />

Beziehung zur Kirche wird aufgenommen, wenn man das Gefühl hat, dass die Beziehung einem etwas bringt<br />

und zur Bewältigung des Alltags beiträgt. Kosten-Nutzen-Erwägungen bestimmen in hohem Masse das Verhalten<br />

den Pfarreien gegenüber.<br />

Im Vordergrund der Beziehungen zur Pfarrei stehen für rund 60 % der Kirchenmitglieder die rituell-sakramentale<br />

Begleitung bei Lebensübergängen: Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit und Beerdigung. An den<br />

Lebenswenden möchte man nicht auf die Begleitung durch die Kirche verzichten. Ausgedrückt wird damit ein<br />

<strong>St</strong>ück kirchliche Beheimatung, auch wenn darüber hinaus die Beziehung zur Kirche sehr lose bleibt.<br />

15 Anspruch auf selbstbestimmte Beziehung zur Kirche<br />

Die Pfarreien treffen immer mehr auf Menschen mit dem Anspruch, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten.<br />

Was heute zahlreiche Menschen bewegt, was sie anstreben, wofür sie kämpfen, wo für sie der Spass aufhört,<br />

wenn man es ihnen nehmen will, ist der Wunsch nach einem eigenen Leben. Dieser Wunsch bestimmt in hohem<br />

Masse die Aspirationen von Menschen, die in leistungsorientierten anspruchsvollen Dienstleistungsberufen tätig<br />

sind. ‘Erlebe dein Leben’ ist einer der Leitsätze, die ihnen Lebenssinn begründen.<br />

Einen Hang zur Selbststeuerung des Lebens zeichnet Menschen in mittleren und höheren Berufspositionen aus.<br />

Ihre Neigung zu individueller Selbstentfaltung schafft Distanz zu einer Kirche, von der man annimmt, sie enge<br />

mit ihren normativen Vorgaben den individuellen Spielraum in der Lebensführung ein.<br />

16 Austrittsgefährdete<br />

Rund ein Viertel der Pfarreiangehörigen können als austrittsgefährdet bezeichnet werden, unter den 18 bis<br />

35jährigen mehr als ein Drittel. Auch wenn sie schon ab und zu daran gedacht haben, aus der Kirche auszutreten,<br />

lassen sie es in den meisten Fällen bleiben. Je städtischer das Lebensumfeld, je jünger und gebildeter<br />

jemand ist, je weniger konform mit den kirchlichen Moralvorstellungen das Leben verläuft, desto wahrscheinlicher<br />

wird ein Kirchenaustritt.<br />

Die Mitgliedschaft in der Kirche erscheint als eine Zufälligkeit der familiären Herkunft, ohne am Kontakt mit der<br />

Kirche interessiert zu sein, auch nicht an der sakramentalen Begleitung bei Lebensübergängen. Es kann kein<br />

Zweifel bestehen, dass sich die Kirchenaustritte weiter fortsetzen, in welchem Ausmass, lässt sich nicht vorhersagen.<br />

23


17 Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins<br />

Die Tendenz zur religiösen Selbstthematisierung und die Entwicklung eigener Religiosität von innen heraus,<br />

markiert eine Abwendung von einer konfessionell geprägten Religiosität. Im Vordergrund heutiger Religiosität<br />

steht die Vergewisserung über das eigene Selbst, die Frage nach der eigenen Identität und nicht das Bekenntnis<br />

zu einer Konfession. Sofern man religiös noch etwas im Sinn hat, versteht man sich als Christ und nicht als<br />

Katholik oder Protestant.<br />

18 Erwartungen an die Kirche vor Ort<br />

Bemerkenswert ist die fortgesetzte Wertschätzung der Kirche in Meinungsumfragen. Die Grundstimmung den<br />

Kirchen gegenüber ist bei aller Kritik freundlicher als vielfach vermutet. Religion muss sein, die Menschen<br />

brauchen das, so heisst es. Die Kirchen ziehen Erwartungen in vierfacher Hinsicht auf sich:<br />

1. Im Vordergrund der Erwartungen steht eindeutig das soziale Engagement: Zuwendung zu den Schwachen<br />

und denen, die sich nicht selber helfen können.<br />

2. Ob man in der Kirche am Ort mitmacht oder nicht, von ihr wird Sinnvermittlung im Leben erwartet. Die<br />

Chance der Kirche besteht darin, erkenntlich machen zu können, worin der Beitrag der christlichen<br />

Botschaft zur Bewältigung des heutigen Lebens besteht. Hauptquelle persönlicher Religiosität, wenn auch<br />

oft sehr selektiv, ist nach wie vor das Christentum. Falsch ist es, generell von einer nachchristlichen oder<br />

gar areligiösen Gesellschaft zu reden.<br />

3. Kirchenmitgliedschaft wird punktuell aktiviert an Krisen- und Wendepunkten der Lebensgeschichte:<br />

Geburt, Eintritt ins Erwachsenenalter, Heirat, Tod. In den “Zwischenzeiten” tritt die Kirchenmitgliedschaft<br />

in den Hintergrund.<br />

4. Hoher <strong>St</strong>ellenwert wird den Kirchen in der religiösen Erziehung der Kinder zugesprochen.<br />

19 Angeschlagenes Image der Kirche<br />

Schwer zu schaffen macht den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrer Arbeit das angeschlagene<br />

Image der Kirche in der Öffentlichkeit. Das Bild, das sie in der Öffentlichkeit abgibt (autoritär, diskussionsunwillig,<br />

altertümlich, rückständig, unbeweglich, menschenfern), lässt viele Menschen zu ihr auf Distanz gehen.<br />

Negative Schlagzeilen in den Medien verstärken diesen Eindruck. Der Slogan “Jesus ja - Kirche nein” bringt<br />

diese Erfahrung zum Ausdruck.<br />

Welche Haltung die Menschen der Kirche gegenüber einnehmen, hängt wesentlich davon ab, welche Empfindungen,<br />

Gefühle und Vorstellung sie mit ihr verbinden. Je nach dem erscheint sie mehr oder weniger attraktiv,<br />

glaub- und vertrauenswürdig. Ein schlechtes Image beeinträchtigt in hohem Masse die Kommunikation mit den<br />

Menschen und deren Erwartungshaltung gegenüber der Kirche.<br />

Die Wahrnehmung von Kirche lässt zahlreiche Menschen im Erleben und Verhalten auf Distanz gehen. Kirche<br />

erscheint vielen als eine Grösse, die mit der Verwirklichung wichtiger persönlicher Werte nicht allzuviel zutun hat.<br />

Die empfundene Distanz gilt besonders im Blick auf den Anspruch, ein eigenverantwortliches, selbstbestimmtes<br />

Leben zu führen.<br />

Vermisst wird in der Kirche die Förderung und Pflege einer selbstverantworteten autonomen Lebensführung und<br />

der sie stützenden Werte wie Offenheit, Konfliktfähigkeit, Toleranz, Kritikfähigkeit. Gefolgschaft wird der Vorzug<br />

vor Selbstentfaltung gegeben. Wer auf Selbstbestimmung bedacht ist, geht auf Distanz zu ihr.<br />

24


20 Freiflottierende Religiosität<br />

Beobachten lässt sich nicht ein Religionsverfall, sondern ein Rückgang gemeinschaftlich gelebter christlicher<br />

Religiosität.<br />

In dem Masse, wie Religion als “Privatsache” empfunden wird, tritt die aktive Teilnahme am Pfarreileben in den<br />

Hintergrund. Jeder Versuch einer Aktivierung des Pfarreilebens sieht sich mit dem Phänomen der religiösen<br />

Privatisierung konfrontiert. Religion dient vornehmlich der Deutung der eigenen Biographie und wird zur<br />

Interpretation des sozialen Lebens nur mehr im Ausnahmefall gebraucht.<br />

21 Überforderte <strong>Seelsorge</strong>r<br />

Die Persönlichkeit eines Pfarreileiters, seine Umgangsformen, charakterliche Eigenheiten, sein Frömmigkeitsstil,<br />

seine theologischen Vorlieben, seine Vision von Kirche prägen in starkem Masse das Gesicht einer Pfarrei. Er<br />

repräsentiert in seiner Person die Kirche.<br />

<strong>Seelsorge</strong> ist wesentliche Begegnungs- und Beziehungsarbeit. Je weniger <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in einer Pfarrei<br />

wirken, desto grösser ist das Risiko, dass über die Person der <strong>Seelsorge</strong>rin/des <strong>Seelsorge</strong>rs Menschen ausgegrenzt<br />

werden, weil ihnen ihr/sein pastoraler <strong>St</strong>il nicht behagt.<br />

Die Pfarrei umfasst heute Menschen sehr unterschiedlicher Prägung und Lebensstile. Allen alles zu sein, ist einem<br />

<strong>Seelsorge</strong>r nicht mehr möglich. Fehlende Arbeitsteilung führt zu Überlastung und Überforderungen. Es ist nicht<br />

denkbar, dass ein(e) einzelne(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) über alle geforderten Qualitäten in der pastoralen Arbeit verfügt.<br />

25


D<br />

Ermutigende Aufbrüche in die Zukunft<br />

1 Leistungen der Kirche für die Menschen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Allgemein kulturelle Leistungen<br />

Vermittlung von sozialen Grundwerten: Solidarität, Mitmenschlichkeit, Respekt vor dem anderen,<br />

Rücksichtnahme, Gemeinsinn usw.<br />

Ethische Leitwerte in der Ausgestaltung des individuellen und sozialen Lebens<br />

Sozialer Zusammenhalt: Begegnung von Menschen in unterschiedlichen sozialen Lagen und Milieus<br />

Soziale Verantwortung gegenüber der Schöpfung und den Menschen in der Dritten Welt<br />

Pflege von Gesang und geistlicher Musik<br />

Denkmalpflege und Erhaltung von Kulturgütern<br />

Religiöse Sinnvermittlung und Beheimatung<br />

Christentum als Hauptquelle religiöser Sinnvermittlung<br />

Rituelle Begleitung bei Lebenswenden<br />

Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen<br />

Breites religiöses Bildungsangebot<br />

Dezentrale liturgische Angebote insbesondere zum Besuch des Sonntagsgottesdienstes<br />

Konkrete soziale Hilfestellungen<br />

Unterstützung und Begleitung sozial schwacher und gesellschaftlich benachteiligter Menschen<br />

Integration ausländischer Mitbürger(innen)<br />

Gut ausgebaute soziale Dienste<br />

Entwicklungshilfe<br />

Betreuung von inhaftierten Personen<br />

Begleitung von betagten und kranken Menschen<br />

Animation zu zwischenmenschlichen Diensten<br />

Überdurchschnittliche Spendenleistung der kirchlich eingebundenen Bevölkerung<br />

Lokale christliche Gemeindebildung in den Quartieren<br />

<strong>St</strong>ärkung des sozialen Zusammenhalts in den Quartieren der <strong>St</strong>adt<br />

Ort der Begegnung für ältere ortsgebundene und ortsverbundene Menschen<br />

lebendiges Brauchtum<br />

breitgefächertes kirchliches Angebot<br />

<strong>St</strong>ärke in der Kinder- und Altenarbeit<br />

Kirchliches Personal und ehrenamtliche Mitarbeit<br />

hochmotivierte und einsatzfreudige Mitarbeiter(innen)<br />

Ausbau der ehrenamtlichen Mitarbeit<br />

Laien als Hauptträger der kirchlichen Arbeit<br />

überdurchschnittliche Zahl Katholik(inn)en je <strong>Seelsorge</strong>r(in) im Bistumsvergleich<br />

Mitverantwortung der Laien als herausragende Errungenschaft nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil<br />

erste Ansätze überpfarreilicher Zusammenarbeit (z.B. Firmung ab 18)<br />

Suche nach ökumenischer Zusammenarbeit<br />

Professionalisierung der kirchlichen Arbeit in den Bereichen Jugend, Katechese, Sozialdienst, Spitalseelsorge<br />

Kirchliche Infrastruktur<br />

gute infrastrukturelle Ausstattung (Gebäude, Sekretariate usw.)<br />

kompetente und transparente Finanzverwaltung<br />

Bereitstellung von Räumen für Begegnungen und gemeinschaftliche Aktivitäten - nicht nur für die aktiven<br />

Kirchenmitglieder<br />

Öffentliche Präsenz<br />

gute Information über die kirchlichen Aktivitäten im Pfarreiforum<br />

Präsenz im lokalen Radio und Fernsehen<br />

ausbaufähiger Einstieg ins Internet<br />

26


2 Pastorale Profile der <strong>St</strong>adtpfarreien<br />

Profilbildung in den Pfarreien ist ein erklärtes Ziel des Projektes “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt<br />

<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> “. Inwiefern die Pfarreien der <strong>St</strong>adt bereits heute eigene unverkennbare religiös-spirituelle Profile<br />

entwickelt haben, lässt sich dem Dossier “ Portraits der Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>” entnehmen. Die<br />

Pfarreiverantwortlichen sind von uns gebeten worden herauszuarbeiten, was das besondere Profil ihrer Pfarreiarbeit<br />

ausmacht.<br />

Bei der Zusammenführung der Pfarreien zu ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ spielen die verschiedenen pastoralen Kulturen<br />

eine wesentliche Rolle. Die Pfarreiportraits zeigen auf, welche Qualitäten die Pfarreien in die überpfarreiliche<br />

Kooperation einbringen und wie gut sie sich zueinander fügen.<br />

3 Neue Wege in der <strong>Seelsorge</strong><br />

Die Pfarreiverantwortlichen sind von uns gebeten worden, jene pastoralen Initiativen in ihren Pfarreien zu nennen<br />

mit denen sie angesichts der veränderten <strong>Seelsorge</strong>verhältnisse neue Wege in ihrer pastoralen Arbeit eingeschlagen<br />

haben - mit der Hoffnung, den Menschen unter den Bedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft<br />

sinnstiftende Begegnungen mit der Frohbotschaft des Evangeliums zu ermöglichen und zu eröffnen. Berichtet<br />

werden sollte von Unternehmungen in der Pfarrei, in denen etwas von der Gestalt der Kirche von morgen zur<br />

Darstellungen kommt. Neben den ordentlichen Aufgaben in jeder Pfarrei versuchen sie mit den genannten<br />

Aufbrüchen, auf die Vervielfältigung der Lebenslagen unter den Pfarreimitgliedern eine Antwort zu geben und<br />

den unterschiedlichen Bedürfnissen nach religiöser Orientierung in einer unübersichtlich gewordenen Welt<br />

gerecht zu werden. In ihren Darstellungen wird sichtbar, welchen Ressourcen von neuen Erfahrungen und<br />

pastoralen Impulsen sie in die künftigen Pastoralteams einzubringen vermögen. Ihre Antworten auf unsere<br />

Nachfrage sollen so widergegeben werden, wie sie von den Pfarreiverantwortlichen verfasst wurden. Dadurch<br />

soll der spezielle Charakter ihrer Ausführungen gewahrt bleiben.<br />

Dom-Pfarrei<br />

In der Dompfarrei haben sich in den letzten Jahren die folgenden Aufbrü<br />

che entwickelt (Projekte):<br />

• Der Sozialdienst Dom wurde vor allem im Bereich Animation auf alle<br />

Zentrums-Pfarreien ausgedehnt. Die <strong>Seelsorge</strong>r dieser Pfarreien: <strong>St</strong>.<br />

Georgen/ <strong>St</strong>. Otmar/ Riethüsli können für schwierige Klienten den<br />

professionellen Dienst des Sozialdienstes Dom in Anspruch nehmen.<br />

• Zusammenarbeit im Bereich Religionsunterricht Dom/ <strong>St</strong>. Otmar. Der<br />

Katechet von <strong>St</strong>. Otmar nimmt die Koordination des RU beider Pfarreien<br />

wahr.<br />

• Wegbegleiter-Kurs: Einführung und Begleitung der Freiwilligen in der<br />

Diakonie.<br />

• Arbeitslosenprojekt<br />

• Glaubenskurs für Menschen in der zweiten Lebenshälfte<br />

• Exerzitien im Alltag<br />

• Offene Türen des Pfarreiheims Dom am 25. Dezember; Kaffeestube<br />

am Weihnachts-Heiligtag<br />

27


• Domvesper jeden Dienstagabend um 17.30 Uhr im Chorraum der Kathedrale. Wir knüpfen an der Tradition<br />

der Mönche des Klosters vor 200 Jahren an und gestalten dieses Abendlob am Übergang zum Feierabend<br />

mit Gebeten, Gesängen und <strong>St</strong>ille. Menschen aus verschiedenen Generationen nehmen daran teil.<br />

• <strong>St</strong>adtgebet für junge Menschen im Chorraum der Kathedrale.<br />

Pfarrei Halden<br />

Während zwei Jahren fanden Oekumenische Praisemeetings statt. Jugendliche und junge Erwachsene bereiteten<br />

monatlich einen Gottesdienst vor mit viel Kraft und Engagement. Durch einen Generationen- und verschiedene<br />

Ortswechsel ist dieses Gefäss wieder sistiert.<br />

Eine starke Erfahrung war die Erarbeitung des Leitbildes und der Fünfjahresplanung. Die etwa 30-40 Personen,<br />

die sich in diesen Prozess einliessen bilden weiterhin so etwas wie den ideelen Grundstock der Gemeinde.<br />

Zwei Mal haben wir Ehepaare eingeladen zu einem Gottesdienst zur Erneuerung des Trauversprechens. Beide<br />

Male kamen über 70 Paare. Die Einladung und der Gottesdienst wurden als tiefe Bereicherung erfahren – eine<br />

Herausforderung, die eigene Ehe neu zu überdenken angesichts so vieler Scheidungssituationen.<br />

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Meditationsabende im Advent und in der Fastenzeit. Kein einziges Mal<br />

fiel ein solches Angebot aus wegen mangelnder Nachfrage. Seit einem Jahr gibt es den Lichtheilungskreis, wo<br />

die Leute sich monatlich treffen. Zwei Gruppen von je 15 Leuten haben sich für ein halbes Jahr angemeldet.<br />

Kontemplation/Meditation und solidarisches Mitgehen, finanziell, gebetsmässig mit Menschen anderswo prägen<br />

diese Abende. Hochspannend ist es immer<br />

wieder zu sehen, wie Menschen aus verschiedensten<br />

sozialen Schichten hier teilnehmen<br />

und wie solche Abende auch Integrationsund<br />

Psychohygienecharakter haben. Seit zwei<br />

Jahren existiert auch eine Freitagsmittagsmeditation.<br />

Eine kleine Gruppe trifft sich zum<br />

Gebet für Frieden und Versöhnung. Unspektakulär<br />

– aber kräftig<br />

28


Seit 2 Jahren erarbeitet ein ökumenisches Elternbildungsteam Vortrags- und Informationsabende für Erwachsene,<br />

vor allem mit Kindern. Die Dynamik der Gruppe und die Vielfalt der Beziehungen, die durch neue Leute<br />

entstehen, ist eine grosse Hoffnung. – Ein erfreuliches Gefäss sind die ökumenischen Familiengottesdienste.<br />

Meist vorbereitet von einer kleinen Gruppe Erwachsener. Je besser die Einbindung von Kindern in der Vorbereitung<br />

möglich ist, desto besser ist die Erfahrung.<br />

Seit einem Jahr lassen wir von einer Gruppe “religiöse Elternbriefe” 2 x im Jahr verschicken. Dabei laden wir<br />

auch zu familienspezifischen Angeboten ein.<br />

Eine gute Form der Jugendarbeit ist die Vorbereitung und Durchführung von Kinderdiscos. Jugendliche lernen<br />

so in die Verantwortung genommen zu werden und nicht einfach zu konsumieren. Für andere zu organisieren<br />

ist ja gesellschaftlich sonst nicht so in.<br />

Ein Glaubens- und Bibelgesprächskreis ist neu entstanden. Es sind kleine Gruppen, die wie Basisgruppen<br />

funktionieren und wo der Sozialkontakt mindestens so wichtig ist wie der “Glaubenskontakt”.<br />

Die neue Gruppe “Globalance” mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschäftigt sich mit Fragen von<br />

Gerechtigkeit und Frieden. Verschiedene gelungene Aktionen zeigen von hoher Sensibilität und Engagement der<br />

jungen Leute: Clean-clothes-campaign, <strong>St</strong>andaktionen, politisches und kirchliches Engagement.<br />

Eine ganz frische Erfahrung ist der Gottesdienst der Völker und Kulturen mit Beteiligung von über 20 verschiedenen<br />

Nationalitäten und Sprachen mit anschliessendem multikulturellem Mittagessen. Dieser Weg soll in<br />

diesem Jahr weitergegangen werden. Auch der Bazar im Herbst soll unter dem Aspekt: Menschen aus anderen<br />

Ländern – unsere Nachbarn – über die Bühne gehen.<br />

Seit nunmehr 8 Jahren trifft sich eine muslimische Gruppe der Ahmady-Bewegung zum muslimischenFreitagsgebet.<br />

Durch diese neue Form der Begegnung geschieht auch ein Schritt Integration. Als Entschädigung ist diese<br />

Gruppe immer wieder bereit, praktische Arbeiten in der Kirche zu übernehmen: Krippenaufbau/ Ostergeschehen<br />

stellen/ bei Verpackung und Verteilung mithelfen etc.<br />

Ein ganz hoffnungsvolles Zeichen für die Zukunft ist die Zusammenlegung der Pfarrbüros und der Sekretariate<br />

sowie der Jugendarbeiter. Dies gibt eine noch intensivere Zusammenarbeit im ökumenischen Bereich.<br />

Ganz wichtige Erfahrungen sind auch, das gut <strong>St</strong>erbenlassen von Gruppen. Nach 20 Jahren hat sich die<br />

evangelische Frauengruppe aufgelöst. Dies geschah in einem feierlichen Gottesdienst, wo nochmals viel Kraft<br />

spürbar wurde.<br />

In der Jugendarbeit, z.B. Pfadi und offene Angebote – Segeltörns, Schweiz-CH quer durch ist eine pfarreiübergreifende<br />

Zusammenarbeit seit Jahren<br />

selbstverständlich geworden.<br />

Seit zwei Jahren existiert neu eine Kindertanzgruppe,<br />

die immer wieder in Gottesdiensten<br />

auftritt.<br />

Zwei neue Quartiere sind entstanden_ Kublystrasse<br />

und Vogelherdstrasse. Mit ökumenischen<br />

Eröffnungsgottesdiensten versuchten<br />

wir auch kirchlicherseits an die Menschen<br />

heranzukommen. Die Gottesdienste und das<br />

Fest darnach dienen aber auch ganz fest der<br />

sozialen Vernetzung.<br />

Alle Aktivitäten, die neu entstehen sind<br />

selbstverständlich ökumenisch organisiert.<br />

Zusammenarbeit zwischen Neudorf/<strong>St</strong>ephanshorn<br />

und Halden<br />

Zum dritten Mal organisieren wir zusammen mit <strong>St</strong>ephanshorn das East-End-Festival. Einen grossen ökumenischen<br />

Gottesdienst mit anschliessendem Fest, Talentschau und viel Begegnung. Eine Ausstellung von Kunstschaffenden<br />

Laien im Quartier ergänzt dieses Angebot. Es ist eine intensive Zusammenarbeit auf der Ebene von<br />

drei <strong>Seelsorge</strong>teams.<br />

29


Themenzentrierte Zusammenarbeit über die Pfarreien/Gemeinden <strong>St</strong>ephanshorn/Neudorf/Halden. Zum Thema<br />

Diakonie, Jugendarbeit, Liturgie arbeiten die drei <strong>Seelsorge</strong>teams in Teamtagungen zusammen.<br />

Die Vorbereitung der Erstkommunion geschieht zwischen den Unterrichtenden der beiden Gemeinden. Thema.<br />

Lieder, Ateliers und Grundzüge der Eltern-Kind Nachmitage werden gemeinsam erarbeitet. Die Feindurchführung<br />

erfolgt dann den örtlichen Gegebenheit angepasst. Zum dritten Mal läuft nun diese Erfahrung.<br />

Auch in der Vorbereitung des Versöhnungsweges in der 4./5. Klasse gehen wir ähnlich vor.<br />

Ausarbeiten gemeinsam, durchführen getrennt.<br />

Ein ganz wichtiger Schritt für die Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen war die Ferienregelung bezüglich<br />

Gottesdienste. In den Sommerferien ist Samstags 18.00 Uhr in Halden kath. Gottesdienst und Sonntag um<br />

10.00 Uhr im Neudorf. Die Mitglieder der beiden Pfarreien haben den Schritt über die Grenze ohne Probleme<br />

gemacht.<br />

Bewährt hat sich inzwischen auch die gegenseitige Aushilfe-Situation. Bei plötzlicher Krankheit, situationsbedingtem<br />

Ausfall springen wir ohne Probleme für den anderen ein, auch ökumenisch., für Gemeindegottesdienste,<br />

Beerdigungen, Werktagsgottesdienste.<br />

Eine neue Form von Salbungsgottesdiensten ging ökumenisch über die Bühne. Vorbereitung der <strong>Seelsorge</strong>nden<br />

und der Laien, die mitsalbten, gemeinsam und erste Durchführung zusammen mit allen <strong>Seelsorge</strong>nden. Diese<br />

Form des Miteinanders werden wir auch in Zukunft pflegen.<br />

Im Bereich Firmung arbeiten wir intensiv zusammen. Da geschieht die Vernetzung auch mit den Pfareien <strong>St</strong>.<br />

Fiden und Rotmonten.<br />

Das KIDS-Chor-Projekt ruft sporadisch Kinder und Jugendliche zur gesanglichen Mitarbeit für Gottesdienste und<br />

Gemeindeanlässe. Projektarbeit kommt besser an als Dauergruppen.<br />

Pfarrei <strong>St</strong>. Maria Neudorf<br />

Eine gute und prägende Erfahrung war die Erarbeitung eines Leitbildes für<br />

die Pfarrei. Angestossen wurden wir zu dieser Arbeit durch die bevorstehende<br />

Kirchenrenovation. Das Leitbild sollte uns auch Impulse für die<br />

Art und Weise der Neugestaltung unserer Kirche geben. An ihm wollen<br />

wir aber auch die künftige Planung der <strong>Seelsorge</strong> orientieren.<br />

Als besonders weitblickend erwies sich die Gründung des Katholischen<br />

Sozialdienstes Ost im Jahre 1991. (Zusammen mit den Pfarreien Halden<br />

und <strong>St</strong>. Fiden) Er ist wesentlicher Bestandteil unseres <strong>Seelsorge</strong>konzeptes.<br />

Durch die personelle Neubesetzung wurde im vergangenen Jahr der<br />

Bereich Animation ausgebaut. Damit wollen wir unser diakonisches Engagement<br />

unterstützen und anregen lassen. Diakonie als Grundanliegen der<br />

Kirche soll mit den Netzwerken und Beziehungen der Menschen gestaltet<br />

werden: mit Nachbarschaftshilfen, Besuchsgruppen, WegbegleiterInnen<br />

und neuen Formen solidarischen Engagements im städtischen Lebensraum.<br />

Jugendarbeit gesetzt:<br />

Neue Akzente wurden auch in der Familienpastoral, in der Kinder- und<br />

In der Jugendarbeit bahnt sich eine hoffnungsvolle und fruchtbare Zusammenarbeit mit der ökumenischen<br />

Gemeinde Halden, mit dem Kirchkreis <strong>St</strong>ephanshorn und mit dem städtischen Jugendtreff Looping an. (z. B.<br />

Angebot eines Mittagstisches für Jugendliche im Looping) Dadurch können Synergien genutzt und dem<br />

Lebensraum der Jugendlichen besser Rechnung getragen werden.<br />

30


Schwerpunkte der Familien- und Kinderpastoral sind gemeindekatechetische Projekte, in deren Vorbereitung und<br />

Durchführung wir möglichst viele Erwachsene einbinden wollen. Das ist bis jetzt auch in erfreulichem Masse<br />

gelungen. Es zeigt sich, dass sich Eltern und Erwachsene durchaus für zeitlich begrenzte Projekte engagieren<br />

lassen.<br />

Voraussetzung ist eine solide Vorbereitung und Planung der verantwortlichen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und die<br />

Attraktivität der Angebote. Es lohnt sich, die dafür notwendige Zeit und die entsprechenden Mittel einzusetzen.<br />

Uns ist es ein Anliegen, diesen Projekten auch künftig Sorge zu tragen:<br />

• <strong>St</strong>ernsinger-Projekt, das wir mit der ökumenischen Haldengemeinde<br />

und mit dem evangelischen Kirchkreis <strong>St</strong>ephanshorn durchführen<br />

• Erstkommunion-Projekt; Katechetinnen, Eltern, Erstkommunionkinder<br />

und ihre Geschwister kommen für einen Nachmittag zusammen und<br />

vertiefen in verschiedenen Arbeitsformen das Thema der Erstkommunion.<br />

Am vorgängig durchgeführten Elternabend werden Eltern für die<br />

Mitarbeit gewonnen. (Am diesjährigen Nachmittag waren Eltern und<br />

Erstkommunionkinder vollzählig anwesend) Je nach Eignung wird ein<br />

Teil der Arbeit in der Kirche ausgestellt und den Pfarreiangehörigen<br />

zugänglich gemacht.<br />

• Kinderbibeltag: In diesem Projekt sollen Kinder sinnen- und erlebnishaft<br />

Zugang zu einem biblischen Thema finden. (etwa 80 Kinder nehmen<br />

daran teil und 20 bis 30 Erwachsene beteiligen sich an Vorbereitung<br />

und Durchführung)<br />

• Palmbinden: Kinder und Erwachsene binden Palmen und tragen zur<br />

Gestaltung des Palmsonntag-Gottesdienstes mit.<br />

• Martinimarkt: Kinder und Erwachsene basteln zugunsten eines Dritt-Welt-Projektes verschiedene Gegenstände.<br />

• Weihnachts-Werkstatt: Kinder basteln unter Anleitung Weihnachtsgeschenke. Dieses Angebot fand überraschend<br />

grossen Zuspruch.<br />

Pfarrei <strong>St</strong>. Otmar<br />

Wir stellen fest, dass <strong>St</strong>. Otmar als Zentrumspfarrei das Schicksal der<br />

Quartierbevölkerung teilt: Zunahme der anderssprachigen Bevölkerung,<br />

Wegzug der Schweizer Familien und hohe Altersstruktur (mehr als 1200<br />

Pensionierte). Diese Tatsache bestimmt auch unseren seelsorglichen<br />

Dienst. Natürlich setzten wir einige Hoffnung auf den Zuzug im “Von-Wil-<br />

Park” mit den vielen Neuwohnungen. Nach den Sommerferien wollen wir<br />

dort zusammen mit den Protestanten und dem Quartierverein einen Begrüssungsanlass<br />

veranstalten.<br />

Somit sind die “ermutigenden Aufbrüche in die Zukunft” auch demographisch<br />

relativiert. Dennoch geschieht manches und lässt die Hoffnung<br />

lebendig, dass es weitergeht. Vor allem möchte ich nennen:<br />

Unser liturgisches Angebot, das über die Pfarreigrenzen hinaus genutzt<br />

wird (Sonntagabendmesse, Gottesdienste in den Pflegeheimen) und das<br />

sich vor allem durch eine auf die Klassik ausgerichtete Kirchenmusik<br />

auszeichnet (Chor und Orchester zu <strong>St</strong>. Otmar)<br />

Das Bemühen, anderssprachige Mitchristen in der Sakramentenpastoral (Erstkommunion und Firmung) und über<br />

ihre “Mission” anzusprechen.<br />

31


Wir begegnen jedes Jahr bewusst einer anderen Sprachgruppe in gemeinsamer<br />

Eucharistiefeier und anschliessendem Begegnungsfest (bisher:<br />

Italiener, Tamilen, Spanier, Kroaten und dieses Jahr kommen die Portu<br />

giesen dran).<br />

Überpfarreiliche Zusammenarbeit geschieht mit Riethüsli (Liturgie, Bildung,<br />

Pfarreianlässe, VIKO, Kirchenchor....) Wir sind aber auch gegenseitig<br />

kooperativ mit dem Dom (Sozialdienst und Katechese) sowie mit Bruggen<br />

(gegenseitige Aushilfen).<br />

Vikar Grögli ist in der städtischen Jugendarbeit aktiv (<strong>St</strong>adtgebet, Schülergottesdienste<br />

in der Flade, städtische Ministrantenarbeit....) Beat Grögli<br />

wird uns im Sommer verlassen. Gott sei Dank konnten wir bereits einen<br />

Nachfolger festmachen.<br />

Wir <strong>Seelsorge</strong>rInnen versuchen in der Pfarrei allem Zeitgeist zum Trotz das<br />

Feuer des Glaubens lebendig zu erhalten im Sinne des Pauluswortes (das<br />

schon mein Primizspruch war): Wir sind nicht Herren eures Glaubens,<br />

sondern Diener eurer Freude!<br />

Pfarrei Heiligkreuz<br />

Um den Eindruck zu überwinden, es herrsche bezüglich Pfarreierneuerung<br />

<strong>St</strong>illstand, möchte ich nachfolgend einige hoffnungsvolle Entwicklungen<br />

aufzeigen für die Pfarrei Heiligkreuz.<br />

80% dieser Anlässe sind in den letzten 5 Jahren entstanden. Das <strong>Seelsorge</strong>team<br />

hat dabei fast immer die inspirierende Rolle und bewältigt<br />

einen grossen Teil der anfallenden Aufgaben. Die schon länger bestehenden<br />

Anlässe mit Zukunftspotential sind kursiv gedruckt. Abgesehen von<br />

wenigen Ausnahmen werden die langjährigen Gruppen- und Vereinsanlässe<br />

nicht erwähnt.<br />

• Kinder- und Jugendarbeit:<br />

- monatliche Kinderfiiren (20-30 Teilnehmer)<br />

- Pfarreispielgruppen (35 Kinder, ermöglicht Kontakt zu fremdländischen Eltern)<br />

- Deutschkurs für Kleinkinder (ca. 8 Kinder)<br />

- Workeshop fürs Erstkommunikanten und Eltern (80 –– 100 Teilnehmer)<br />

- Erstkommunion-Lager (20 Kinder)<br />

- Firmateliers mit Firmlingen und Eltern ( 10-15 Ateliers mit mindestens 10 Teilnehmern)<br />

- Religionsausflüge (2x 100 –– 130 Kinder)<br />

- Bibeltage mit Eltern (2x 150 Teilnehmer)<br />

- Fronleichnamsprozession durchs Quartier (250 Teilnehmer)<br />

- <strong>St</strong>. Antoino Fest: Wallfahrtskirche –– Missione (300 Teilnehmer)<br />

- Martinsfeier, Umzug, Besuch im Pflegheim und Fest (150-200 Teilnehmer)<br />

- Kinderfasnacht (150 Teilnehmer)<br />

- Bögg verbrennen (Jungwacht und Blauring: 400 Teilnehmer)<br />

- Sponsorkonzert der Kinder fürs Fastenopfer (80 - 100 Teilnehmer)<br />

- Kindermusicals (500 Besucher)<br />

- Gottesdienste und Andachten mit Jungwacht und Blauring (5-6 x , 40-80 Teilnehmer)<br />

- Jungwachtlager (50-60), Blauringlager (25 Teilnehmer)<br />

- Ministranten: Neuaufbau, leicht wachsend (30 Kinder und Jugendliche)<br />

32


• Erwachsene<br />

- Geburtstags- und Weihnachtsbesuche ab 75 (480 im Jahr)<br />

- Seniorenausflug (90 Teilnehmer)<br />

- Begleiter- und Besucherkurse (10 Teilnehmer)<br />

- Fastenwoche (8 - 15 Teilnehmer)<br />

- Exerzitien im Alltag (17 Teilnehmer)<br />

- Adventsrundgang (60 -80 Teilnehmer)<br />

- Geistliches Musical (1500 Teilnehmer)<br />

- Ausstellungen (bisher 9 Ausstellungen mit ca. 200- 400 Besuchern)<br />

- 3- 4 mal Frauenzmorgen (30 Teilnehmerinnen)<br />

- Vinzenzkonferenz (10 Mitglieder, ca. 30 Hilfestellungen und Begleitun<br />

gen für ca. 80 Personen)<br />

- 3 - 4 Kirchenkonzerte mit durchschnittlich 60-80 Zuhörern<br />

- ca. 5 Vorträge im Jahr zwischen 40 - 150 Teilnehmern<br />

- Gruppe Schule-Quartier-Kirche (5x 25 Teilnehmer + Anlässe)<br />

- Quartiertreff zur Integration und Aufbau von Beziehungen (erst gestartet)<br />

(Die Häufigkeit bezieht sich auf ein Jahr.)<br />

Pfarrei <strong>St</strong>. Peter + Paul Rotmonten<br />

In der Pfarrei Peter + Paul, Rotmonten, arbeiten<br />

wir in den letzten Jahren u.a. an folgenden<br />

Schwerpunkten der Pastoral, die wir als<br />

zukunftsträchtig erachten:<br />

KINDER-UND JUGENDPASTORAL:<br />

• Durch eine ‚Wegkatechese’ zur Sakramentenpastoral<br />

(Erstkommunion und Firmung<br />

vor allem) suchen wir die Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern und schaffen so<br />

neue Räume des Begegnens und religiösen<br />

Suchens und Findens.<br />

• Das Projekt ‚Firmung ab 18’ ist schon früh<br />

unterstützt und vorbereitet worden durch<br />

<strong>Seelsorge</strong>team und Pfarreirat.<br />

• Neu und erfolgreich in unserem Angebot sind nebst den Kinderfeiern auch ‚Chrabbel-feiern’, die auch einen<br />

guten Kontakt mit jungen Eltern nach der Taufe ihrer Kinder aufrecht erhalten. Sie sind, ebenso wie die<br />

• Ferienwochen für Kinder, ein oekumenisches Angebot.<br />

• Nebst den regelmässigen Familiengottesdiensten ist das Projekt ‚<strong>St</strong>ernsingen’ in sehr gutem Wachstum<br />

begriffen und es beteiligen sich neu auch evangelische Kinder dabei.<br />

• Die Zusammenarbeit im oekumenischen Religionsunterricht auf der Unter- und. z.T. Mittelstufe, ebenso wie<br />

oekumenische Schülergottesdienste, verhelfen durch Zusammenarbeit mit der Schule zu neuen Kontakten<br />

und bauen ‚Schwellenängste’ ab.<br />

• In diesem Zusammenhang verstehen wir auch das Gastrecht für den Mittagstisch im Pfarreiheim als<br />

diakonischen Dienst.<br />

• Für das Wachsen der Jugendarbeit setzen wir uns ein mit Abendveranstaltungen und Weekends für die<br />

Oberstufenschüler, welche städtische und auswärtige Schulen besuchen.<br />

• Die Ministrantenarbeit ist ein gelungener Ausbau zu eigentlicher Jugendarbeit.<br />

• In Zusammenarbeit mit der akj sind wir engagiert an den Projekten ’Radio 2000’ und ‚CH-querdurch’.<br />

33


OEKUMENE:<br />

Eine Oekumenegruppe sucht zusammen mit den <strong>Seelsorge</strong>rn nach vermehrtem Zusammenarbeiten.<br />

Regelmässige oekumenische Gottesdienste und verschiedenste Gemeindeanlässe (Pfarrei-resp. Altersnachmittage,<br />

Erwachsenenbildung, gesellige Anlässe u.a. ) verbinden uns als Christ(inn)en und lassen uns erfahren,<br />

dass wir über Konfessionsgrenzen hinweg viele Gemeinsamkeiten haben, die uns in unseren Wohnquartieren<br />

hier Heimat geben.<br />

SPIRITUALITÄT:<br />

Regelmässige Meditationsangebote und <strong>St</strong>illezeiten, ebenso wie ‚Besinnungsmorgen im Advent’ und Fastenwochen<br />

ergänzen das Angebot des Kirchenjahres.<br />

KIRCHENMUSIK:<br />

Die traditionellen musikalischen Angebote (z.T. charakteristische Höhepunkte in Rotmonten) werden ergänzt<br />

durch ‚Neue Musik’. Das sind Angebote im akkustisch und stilistisch geeigneten Kirchenraum, die nebst den<br />

traditionellen, auch neue und jüngere Zuhörer ansprechen und mit der Kirche vertraut machen wollen.<br />

Pfarrei Riethüsli<br />

Soziologische Voraussetzungen<br />

Die Pfarrei Riethüsli hat entsprechend den sozio-kulturellen Bedingungen des Quartiers einen “dörflichen”<br />

Charakter. In den letzten Jahren scheint dies noch zugenommen zu haben, da im Riethüsli viele Familien ein<br />

Eigenheim erworben haben und sich für das gesellschaftliche Leben im Quartier interessieren. Riethüsli ist keine<br />

“Durchgangsstation”. Die Menschen die hier leben, haben sich mehrheitlich für längere Zeit niedergelassen.<br />

Gesellschaftliche Funktionen und Diakonie<br />

Die Pfarrei Riethüsli ist eine ausgesprochene<br />

Quartierpfarrei. Die Menschen zeigen ein<br />

relativ grosses Interesse am Geschehen und<br />

Leben der Pfarrei. Sie wird als feste Institution<br />

im Quartier wahrgenommen und ist eine der<br />

wichtigen gemeinschaftsstiftenden Institutionen<br />

im Quartier. Ein Beispiel: Sie stellt seit<br />

ca.10 Jahren eine Vertretung im Vorstand des<br />

Quartiervereins. In dieser Entwicklung sind<br />

verschiedene neue Funktionen in der Pfarrei<br />

gewachsen. Sie organisiert u.a. meinungsbildende<br />

Veranstaltungen zu verschiedenen<br />

gesellschaftspolitischen Themen. Vertreter der<br />

Pfarrei werden zur Mitarbeit bei Schul- und<br />

Quartierprojekten eingeladen. Hinzu kommt,<br />

dass die Pfarrei Räume zur Begegnung zur<br />

Verfügung gestellt und somit Gastgeberin<br />

verschiedener gesellschaftlicher Veranstaltungen<br />

ist – ausser für parteipolitische.<br />

Ein wichtiger Träger der gesellschaftlichen Anliegen ist der Frauenkreis Riethüsli (analog Frauen- und Müttergemeinschaft).<br />

Der Verein wächst und verjüngt sich zu Zeit.<br />

Pfarreirat und <strong>Seelsorge</strong>r legen bei dieser Entwicklung auch Wert auf das christliche “Profil” der Pfarrei. Wir<br />

möchten uns klar als Kirche im ganzheitlichen Sinne verstehen. Darum ist die Pfarrei auch ein Ort der “Nachbarschaftshilfe”.<br />

An Gewicht gewonnen hat die “Aktion Sunnestrahl”, einer Gruppe von Pensionierten, welche<br />

Betreuungs- und Vermittlungsdienste für die Mitmenschen im Quartier übernimmt. Im Rahmen dieser Aktion ist<br />

auch ein “Offener Mittagstisch” entstanden. Einmal pro Woche verbringen zwischen 15 und 30 Personen die<br />

Mittagszeit gemeinsam bei einem feinen und doch günstigen Mittagessen, das von Freiwilligen regelmässig<br />

zubereitet wird. Auch Menschen von ausserhalb sind regelmässig unter den Gästen anzutreffen.<br />

34


Vico und freiwilliger Hilfsverein West tragen den sozialen Bedürfnissen wesentlich Rechnung. Die sozial geschwächten<br />

Mitmenschen im Quartier sind vor allem Alleinerziehende. Hier setzt auch die Gruppe Junger<br />

Familien an. Sie entstand aus dem “Frauenkreis” und übernimmt eine weitere wichtige Funktion des sozialen<br />

Lebens. Chrabbelgruppe, Mütter/Vätertreff und Angebote für Eltern und ihre Kinder sind ihr Anliegen. Aus dieser<br />

Gruppe entstand auch der “Chrabbelgottesdienst”, der monatlich stattfindet. Die Gruppe Junger Familien ist<br />

interessenbezogen. Auch Familien der umliegenden Pfarreien zählen sich dazu, da es in anderen familienärmeren<br />

Quartieren keine solche Gruppierung gibt.<br />

Vielfältige und familienbezogene Liturgie<br />

Die Liturgie im Riethüsli ist lebendig (zum leid von einigen zu lebendig). Mit “Lebendigkeit” umschreibe ich die<br />

Formen und Gestaltungen der Gottesdienste. Taizé-Feiern haben ihren Platz, auch Rosenkranzgebete und<br />

Anbetungen. Die Sprache ist meistens Schweizerdeutsch. Die Gottesdienstgemeinde ist fast ausschliesslich aus<br />

dem Quartier, bis auf einige “Gäste” bei den speziellen “Events”, wie Palmsonntag (mit Musikern oder Gästen<br />

aus den südlichen Kontinenten), Taizé-Gottesdienste, “Jodlermesse”, etc.<br />

Eine Analyse des Pfarreilebens lässt sichtbar werden, in welche Richtung sich das Pfarreileben bewegt hat. So ist<br />

eine klare Tendenz in Richtung Familie-Eltern-Kinder festzustellen. Auch im liturgischen Bereich. Die Kirche<br />

Riethüsli mit ihrer stubenähnlichen Atmosphäre bietet sich geradezu an, familienfreundliche Liturgien zu feiern.<br />

Nebst den altersgerechten Gottesdiensten, sind familienfreundliche Gottesdienste keine Seltenheit. Eine<br />

Kantorengruppe (wir haben keinen Kirchenchor) begleitet seit zwei Jahren regelmässig neues und rhythmisches<br />

Liedgut. Der Gottesdienst soll aber nicht allein das Gefühl von “Riethüsli-katholisch” vermitteln. Gäste, welche<br />

den Gottesdienst als Liturginnen und Liturgen und MusikerInnen mitfeiern, haben ihren festen Platz im Jahreskalender<br />

der Pfarrei.<br />

Aus der Familienbezogenheit hat sich auch die schöne Tradition von “Familientagen” entwickelt. Gemeinsam<br />

mit der Pfarrei <strong>St</strong>. Otmar (<strong>Seelsorge</strong>verband) feiern wir jährlich einmal einen Gottesdienst auf der Solitüde mit<br />

anschliessendem Begegnungsfest. Der Erfolg zahlt sich aus. Dieser Tag wird von sehr vielen Personen in der<br />

Pfarrei mitgetragen und miterlebt. Alle zwei Jahre bleiben an einem Frühsommersonntag die Kirchentüren<br />

geschlossen und mit Car oder Zug reist die Pfarrei an einen besonderen Kraft- oder Wallfahrtsort in der Region.<br />

Als eine Art “Familienwallfahrt” (es kommen Menschen zwischen 1 und 90 Jahre mit) füllt sich der Car mit<br />

erstaunlich vielen Menschen (letztes Jahr 75 Personen bei 1200 Katholik(inn)en. Der Tag steht unter einem<br />

Anliegen wie “Zukunft der Pfarrei” oder “Hoffnung auf Frieden” (in diesem Jahr). In <strong>St</strong>ernmärschen bricht man<br />

zum gemeinsamen Ziel auf. Unterwegs gibt es Gesprächsrunden, deren Ergebnisse im gemeinsamen Gottesdienst<br />

vorgetragen oder dargestellt werden. Auch das gesellschaftliche Moment (gemeinsames “Brötle”) darf<br />

nicht zu kurz kommen.<br />

In den letzten 5 Jahren haben sich auch Familienferien oder Pfarreireisen entwickelt, die einem Bedürfnis von<br />

vielen entsprechen.<br />

Wenig ökumenische Zusammenarbeit<br />

Der Vorstellung des <strong>Seelsorge</strong>rs entsprechend ist die Ökumene im Riethüsli ein ”<strong>St</strong>iefkind”. Leider findet sich auf<br />

evangelischer Seite keine entsprechende kirchliche “Partnerin”. Die Ökumene beschränkt sich auf Suppentage<br />

und Gottesdienste. Die <strong>St</strong>rukturen der evangelischen Schwesterkirche sind anders. Es fehlen gemeinsame<br />

Visionen und Ziele.<br />

Ebenso ist die Zusammenarbeit mit der Grosspfarrei <strong>St</strong>. Otmar stagnierend. Dies liegt nicht bei den <strong>Seelsorge</strong>nden,<br />

die eigentlich nichts unversucht lassen, dass sich die Pfarreien öfters begegnen. Vielmehr sind die<br />

differenten Voraussetzungen ausschlaggebend für die schwierigen Kontaktpunkte: <strong>St</strong>. Otmar: 5x mehr Katholiken,<br />

klassische <strong>St</strong>adtpfarrei, hoher Ausländeranteil, gewachsene Traditionen. Riethüsli: Kleinpfarrei, dörflich,<br />

junge Pfarrei, niedriger Ausländeranteil, wenige Traditionen.<br />

Dass die Menschen mehr Bereitschaft zeigen, zwischen den Pfarreien zu “wandern” , bleibt eine dauernde<br />

Herausforderung an die <strong>Seelsorge</strong>nden. Nichts desto trotz setzten wir auf die wenigen guten Berührungspunkte:<br />

Flurgottesdienst und 2003 gemeinsamer Bibelsonntag und Glaubenskurs.<br />

35


Pfarrei <strong>St</strong>. Fiden<br />

Seit den Glaubenswochen 1990 zum Thema<br />

"Christliche Gemeinde am Übergang zu einem<br />

neuen Jahrtausend" haben wir als Reaktion<br />

auf den wachsenden Pluralismus der<br />

Lebensstile und Kulturen in unserer Gemeinde<br />

und in Rücksichtnahme auf den zunehmenden<br />

Individualismus in unserer Gesellschaft<br />

folgende Neuaufbrüche gewagt:<br />

S Gesprächskreis"Leben und Glauben": monatlicher<br />

Treffpunkt von 10-16 Personen<br />

zum Austausch über Erfahrungen mit heute<br />

gelebtem Glauben (drei solcher Kreise)<br />

S Gesprächskreis "Christ und Politik": monatlicher<br />

Treff von Interessierten zu Fragen<br />

und Problemen in unserer <strong>St</strong>adt mit<br />

Zuzug von Experten zu einzelnen Themen<br />

(Armut, Drogen)<br />

S Gesprächskreis "Christ und Trauer": monatlicher Treffpunkt mit Menschen, die ihren Partner verloren haben<br />

und gemeinsam mit Schicksalsgefährten ihre Trauer verarbeiten wollen.<br />

S Glaubensgespräch alle zweiMonate nach dem Frauengottesdienst: offenes Gespräch zu alle aktuellen<br />

Glaubensfragen. Dies als Übung und Befähigung, solche Gespräche auch daheim im Kreis von Freunden<br />

und Nachbarn selber zu führen.<br />

S Filmgespräch zu "2000 Jahre Christentum": monatliches Gespräch zu der dreizehnteiligen Sendung 2000<br />

Jahre Christentum". Jeweils 45' Film dann 45-60' Aussprache über das jeweilige Kapitel Kirchengeschichte.<br />

Zur Zeit diskutieren wir die TV-Reihe von Hans Küng "Spurensuche". Ziel: im Spiegel der Weltreligionen<br />

unsere eigene Identität erkennen.<br />

S Alle zwei Jahre organisieren wir eine 10 Tage dauernde Pfarreireise, die jeweils unter einem Thema der<br />

Kirchengeschichte steht. Dieses Jahr z.B. "Die Gothik und ihre Spiritualität in Geschichte und Gegenwart. Wir<br />

versuchen unsere christliche Tradition kennen zu lernen und zu verstehen. Dazu gehört die Begegnung mit<br />

regionaler Kultur (Literatur, Musik, Gastronomie ect).<br />

S Oekumenische Glaubenswochen 2000: zum ersten Mal haben wir die 14 Tage dauernden Glaubenswochen<br />

gemeinsam mit unserer reformierten Nachbargemeinde gestaltet. Die Vorträge und Ateliers, die Gottesdienste<br />

und musikalischen Veranstaltungen standen unter dem Thema "Sehn-sucht".Von der Grundbefindlichkeit<br />

des Menschen als Sehnsucht zu den negativen Erfahrungen von Sucht und zu den positiven<br />

Erfahrungen von Befreiung aus Suchtverfallenheit. In 11 Ateliers konnte man sich mit Therapeuten besprechen<br />

und Rat holen sowie kleine Übungen machen.<br />

36


Pfarrei Winkeln<br />

Ermutigende Aufbrüche der letzten Jahre:<br />

- Das Winkler Evangeliar als Gemeinschaftswerk<br />

der Pfarrei: Als beachtenswertes Gemeinschaftswerk<br />

der Pfarrei Bruder Klaus, das<br />

in den letzten Jahren entstanden ist, darf nach<br />

wie vor das "Winkler Evangeliar" genannt<br />

werden. Über 70 Personen haben über 200<br />

Evangelien der Sonn- und Festtage abgeschrieben<br />

und teilweise kunstvoll verzieht.<br />

Verlangt waren lediglich Handschrift, Texttreue<br />

und Lesbarkeit. Die konkrete Gestaltung<br />

war freigestellt. Beim ganzen Werdegang war<br />

erfreulich, mit wieviel Engagement die vielen<br />

Leute mitgemacht haben. Man konnte auch<br />

spüren, dass sie sich nicht nur beim Schreiben<br />

und Gestalten sehr viel Mühe gegeben<br />

haben, sondern sich auch persönlich mit dem Text befassten, den sie zu schreiben hatten. Freude macht<br />

schliesslich das sichtbare Ergebnis, die grosse Vielfalt in Schrift und Gestaltung. Sie reicht von einfacher<br />

Handschrift des Alltags über verschiedene <strong>St</strong>ufen von Kalligraphie bis zu eigentlicher Kunstschrift. Und vor allem<br />

- es ist ein Gemeinschaftswerk entstanden, das an jedem Sonntag neu Freude macht und gebraucht wird: Aus<br />

diesem Buch wird in jedem Sonntagsgottesdienst das Evangelium verkündet.<br />

S Kapellenwanderung im Advent: Anlässlich der Glaubenswochen auf dem Weg zum Jahr 2000 wurde eine<br />

Kapellenwanderung auf dem Kapellenweg Appenzell durchgeführt. Was als einmaliges Angebot gedacht<br />

war, hat sich zu einer schönen Tradition entwickelt. Jedes Jahr im Advent kommen ca. 60 Personen, darunter<br />

auch etliche Familien mit Kindern zusammen, zu einer besinnlichen Wanderung zu einigen Kirchen und<br />

Kapellen in unserer Region.<br />

S<br />

S<br />

Zusammenarbeit von Pfarrei Winkeln und Kolpingfamilie <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in der Erwachsenenbildung: Eine schöne<br />

Zusammenarbeit, die sich in den letzten Jahren fest eingespielt hat, geht dahin, dass jedes Jahr in der<br />

Fastenzeit die Kolpingfamilie <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> und die Pfarrei Winkeln mit den Pfarreivereinen gemeinsam zu einem<br />

stets gut besuchten Vortragsabend zu einem wichtigen Glaubensthema einladen.<br />

Gemeinsame Ministrantenreise nach Rom: Für den Herbst dieses Jahres planen die Pfarreien Bruggen und<br />

Winkeln für die beiden Ministrantengruppen eine gemeinsame Reise nach Rom. Teilnahmeberechtigt sind die<br />

Ministranten ab der 2. Oberstufe. Diese oder eine ähnliche Reise sollen dann alle drei Jahre wiederholt<br />

werden.<br />

Pfarrei Bruggen<br />

37<br />

Neben den üblichen Gottesdiensten, auch für<br />

Kinder, Suppentage, Erwachsenenbildung<br />

und Vereinswesen haben wir versucht, in der<br />

Oekumene mit unsern evangelischen Mitchristen<br />

enger zusammenzuarbeiten. Dies ist<br />

uns gelungen im Bereich des schulischen Religionsunterrichtes,<br />

wo wir zum Teil die Katechese<br />

oekumenisch erteilen. Offen in diesem<br />

Bereich ist die Bezahlung für konfessionslose<br />

Eltern, wo auf der Ebene der Kirchgemeinden<br />

die Höhe des Betrages nicht koordiniert ist.<br />

Ferner gestalteten wir in den letzten Jahren<br />

gemeinsam: die Heilfastenwoche, die Senior(inn)ennachmittage<br />

sowie den -ausflug, die<br />

Erwachsenenbildung und vor allem die Geburtstagsparty<br />

für die 55, die 60- sowie die<br />

65-Jährigen. Damit möchten wir vor allem


eine Altersstufe ansprechen, die sonst "leicht" verlorengeht. Der Anlass hat sich gut eingebürgert und ist<br />

allgemein beliebt. - Unsere Frauengemeinschaft sowie die evangelischen Frauen haben sich zusammengeschlossen<br />

zu einem Verein unter Führung der katholischen Frauengemeinschaft.<br />

Nicht gelungen ist uns bis jetzt eine gemeinsame Aktion zur Thematik "Armut unter uns". Die beiden <strong>Seelsorge</strong>teams<br />

haben zwar miteinander ein Seminar zu dieser Thematik durchgeführt. Dabei aber blieb es. Geplant wäre<br />

gewesen, das Thema in die Gemeinden hineinzutragen und die Armutsbetroffenen direkt anzusprechen. Ebenso<br />

wäre eine Aktion "Fremde unter uns" geplant gewesen; sie ist bis jetzt nicht zustande gekommen.<br />

In der Kinderarbeit haben wir nebst dem üblichen - Chrabbelfiire, Kinderfiire für die 1./2.-Klässlerlnnen sowie<br />

die 3.-Klässler(innen) und oekumenische Gottesdienste - einen Chor für Kinder - "Palmiros Tonhüpfer" - auf die<br />

Beine gestellt. Ferner haben wir Gelegenheit geschaffen zum Binden von Palmkreuzen am Samstag vor dem<br />

Palmsonntag und haben die Einstudierung und Aufführung von Krippenspielen in den Gottesdiensten von<br />

Weihnachten gefördert und dies mit den Kindern selber getan. Ferner haben wir die <strong>St</strong>ernsingeraktion wieder<br />

eingeführt und die Firmlinge dazu aufgemuntert und sie mit ihnen eingeübt. Diese <strong>St</strong>ernsingeraktion ist in der<br />

Zwischenzeit zu einer schönen und nicht wieder wegzudenkenden Tradition geworden.<br />

In der Jugendarbeit haben wir eine Jugendgruppe - "Giovanezza" - sowie den Jugendchor "Power voice"<br />

aufgebaut. Während erstere noch ganz im Aufbau begriffen ist und es sich noch nicht zeigt, ob sie überlebt, ist<br />

der letztere kräftig und gesund und hat laufend mehr Mitglieder. Daneben tun wir das Übliche: Weekends für<br />

Pfadi- und Blauringleiter(innen) sowie für den Jugendchor usw.<br />

Im Vereinswesen stand die Umbenennung des 3.-Weltvereins in "claro" an. Dies war verbunden mit stärkerer<br />

Bewusstseinsbildung der Mitglieder(innen). Der claroVerein versucht, in der Pfarrei Bewusstseinsbildung zu<br />

betreiben und gestaltet den Gottesdienst zum Weltmissionssonntag sowie den oekumenischen Gottesdienst zum<br />

Suppenzmittag mit. Grosse Schwierigkeiten sind, neue MitarbeiterInnen zu finden sowie das mangelnde Interesse<br />

und die mangelnde Unterstützung des claro-Ladens im Pfarreiheim.<br />

Die jüngeren Frauen haben in unserer Frauengemeinschaft eine neue, relativ freie Heimat. Sie können selber ein<br />

Programm zusammenstellen und sind in allem frei, ausser dass sie unserer Frauengemeinschaft angeschlossen<br />

sind.<br />

Junge Familien suchten wir in der Vergangenheit in die Pfarrei zu integrieren, indem wir eigene Anlässe für sie<br />

durchführten, z.B. Wanderungen mit gemeinsamem Bräteln im Sommer und durch bewusstes Ansprechen in den<br />

Gottesdiensten sowie durch eigene Bildungsangebote.<br />

Dem Pfarreirat versuchten wir mehr Profil und Biss zu geben, indem wir ihm Probleme der Pastoral bewusst<br />

vorgelegt und ihn "problembewusst" gemacht haben.<br />

In der Zusammenarbeit mit andern Pfarreien haben wir mit Winkeln die Bussfeiern sowie im Sommer die<br />

Gottesdienste gemeinsam und pflegen die Zusammenarbeit im Religionsunterricht auf der Oberstufe mit den<br />

Pfarreien <strong>St</strong>. Otmar und Bruder Klaus, Winkeln.<br />

38


Pfarrei <strong>St</strong>. Georgen<br />

Folgende pastorale Projekte und Aufbrüche haben sich in den vergangenen<br />

Jahren in der Pfarrei <strong>St</strong>.Georgen entwickelt:<br />

! Okumene<br />

In der Pfarrei <strong>St</strong>. Georgen ist ein grosser ökumenischer Aufbruch<br />

im Gange. Auch wenn die intensiv angestrebte “gemeinsam verantwortete<br />

und gemeinsam geleitete Eucharistie-Abendmahlsfeier”<br />

in <strong>St</strong>.Georgen nicht verwirklicht werden konnte, so bleibt der<br />

ökumenische Geist doch lebendig. Dies zeigt sich in folgendem:<br />

1. Eucharistische Gastfreundschaft mit Kanzeltausch, einmal<br />

im Jahr<br />

2. Mitwirkung unseres Kirchenchors im evangelischen<br />

Gottesdienst, einmal im Jahr<br />

3. Ökumenische Gottesdienste<br />

- für Familien mit Kindern im Vorschulalter _ “Familienfeiern”<br />

- für Kinder der Unterstufe der Primarschule _ “Sonntigsfiiren”<br />

- für Familien mit Kindern der Primarschule _ Familiengottesdienste, Rorategottesdienst<br />

4. <strong>St</strong>ernsinger-Projekt, neu ökumenisch durchgeführt<br />

5. gemeinsame Sitzung von Kirchkreiskommission und Pfarreirat, einmal im Jahr<br />

! Liturgie<br />

Um unsere Liturgie lebendig, lebensnah und bunt zu gestalten, haben sich in letzter Zeit folgende<br />

Aufbrüche entwickelt:<br />

1. Aktive Beteiligung von Kindern und Erwachsenen bei Familiengottesdiensten und bei Rorategottesdiensten;<br />

Palmenbinden für den Palmsonntg; musikalische Gestaltung von Gottesdiensten<br />

durch die Flötengruppe, die Jugendband, die Jugendmusik und den Kirchenchor, der in<br />

den letzten Jahren einen neuen Aufschwung erlebt hat.<br />

2. Liturgie-Begleitgruppe: Sie begleitet kritisch-aufbauend unsere Gottesdienste und die Innenraumgestaltung<br />

unserer Kirche.<br />

3. Frauen-Liturgiegruppe: Sie gestaltet Gottesdienste an Werktagen.<br />

! Freiwilligenarbeit<br />

Der Arbeit der vielen Freiwilligen in unserer Pfarrei wird vermehrt Beachtung geschenkt durch Begleitung<br />

und Unterstützung einerseits und durch Anerkennung und Wertschätzung andererseits.<br />

! Dem Leben auf der Spur<br />

Gesprächsgruppe von Erwachsenen aus unterschiedlichen Alters- und Lebenssituationen, die miteinander<br />

Alltagsfragen vertiefen, Konfliktsituationen bearbeiten und nach Lösungen suchen.<br />

! Zusammenarbeit mit anderen Pfarreien<br />

1. Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst Dom<br />

Für unsere soziale Arbeit können wir neu die professionelle<br />

Unterstützung des Sozialdienstes Dom in Anspruch<br />

nehmen.<br />

2. <strong>St</strong>adtgebet für junge Menschen im Chorraum der Kathedrale.<br />

39


4 Gegenwärtige und zukünftige Zusammenarbeit in der Einschätzung<br />

der Pfarreiverantwortlichen<br />

Im Rahmen des Projektes “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” sind alle 11 Pfarreiverantwortlichen gefragt worden<br />

nach der Zusammenarbeit in der eigenen Pfarrei, mit anderen Pfarreien, welche Aufgaben sie den einzelnen<br />

pastoralen Ebenen: Pfarrei, <strong>Seelsorge</strong>einheit, <strong>St</strong>adt zuordnen und welche Vorstellungen sie über die Formen<br />

zukünftiger überpfarreilicher Zusammenarbeit haben. Ihre Antworten können im Dokumentationsband “Befragung<br />

der Pfarreiverantwortlichen zur gegenwärtigen und zukünftigen Zusammenarbeit” nachgelesen werden.<br />

Karin Roth verfasste das nachfolgende zusammenfassende Meinungsbild zu den gestellten Fragen:<br />

4.1 Arbeit in der Pfarrei<br />

<strong>St</strong>ärken/Schwächen der Pfarreiarbeit heute<br />

Die Antworten lassen sich unterteilen in persönliche, strukturelle und soziodemographische <strong>St</strong>ärken/Schwächen.<br />

Fast alle (8/11) führen die Mentalität der Unverbindlichkeit und Beliebigkeit als Schwäche an. Dies ist ein<br />

soziodemographisches Faktum, welches sich aus der Bevölkerungsstruktur herleitet und sich nicht beeinflussen<br />

lässt. Hinsichtlich des LOS-Projektes interessieren uns v.a. die strukturellen.<br />

7/11 Pfarreien nennen explizit, dass das Quartier und das aktive Vereinsleben als Gradmesser des Quartiergeistes<br />

dienen, an dem sich alles entscheidet und der schlussendlich identitätsstiftend wirkt. Es scheint, dass sich<br />

gute <strong>Seelsorge</strong> am Kriterium der räumlichen Nähe misst. Überspitzt formuliert würde dann die Gleichung<br />

folgendermassen lauten: guter Quartiersgeist = gute Pfarrei= gute <strong>Seelsorge</strong>.<br />

Das <strong>Seelsorge</strong>kriterium der räumlichen Nähe bzw. des guten Quartiergeistes gerät durch die soziodemographischen<br />

Veränderungen empfindlich ins Wanken. Wie könnte auf andere Weise als über den Quartiersgeist ein<br />

Wir-Gefühl erzeugt werden?<br />

Die große Mehrheit der Pfarreien nennt als Schwäche den Bereich der Diakonie/Sozialarbeit. Dabei fällt auf,<br />

dass dies besonders von den Pfarreien im Westen genannt wurde.<br />

Als persönliche pfarreibezogene <strong>St</strong>ärken wurden dreimal der liturgische Bereich genannt.<br />

Zielsetzung in der eigenen Arbeit<br />

Die Mehrheit der Pfarreien haben die Integration der ausländischen Bevölkerung zu einem ihrer Hauptanliegen<br />

gemacht. Dabei lassen sich verschiedene Vorgehensweisen erkennen: Fünf Pfarreien erwähnen, dass sie dabei<br />

bewusst auf starre Vorgaben verzichten. <strong>St</strong>attdessen haben sie keine kurz- bis mittelfristige oder projektbezogene<br />

Ziele gesetzt mit einem Minimum an <strong>St</strong>rukturen. Dieser bewusste Hinwendung zum pragmatischen Vorgehen<br />

scheint ein Plus für diese Pfarreien auf dem Weg zur Integration darzustellen.<br />

Arbeitsteilung in der Pfarrei<br />

Die Teamarbeit ist klar in Ressorts unterteilt. Die Ressortsverantwortlichen handeln autonom. Je nach Teamgrösse<br />

teilen sich mehrere <strong>Seelsorge</strong>r(innen) ein Ressort. Die Teamarbeit wird von der Mehrheit der Pfarreien als<br />

eine Absprache von Generalisten gesehen und weniger als Auffächerung von Arbeitsfeldern im Sinne vermehrter<br />

Spezialisierung. Als eigenständige Arbeitsbereiche werden am ehesten Jugendarbeit und Sozialarbeit gesehen.<br />

In diesen Ressorts arbeiten spezifisch dafür ausgebildete Personen.<br />

Zielpopulation<br />

Alle Pfarreien nennen als Zielpopulation die Kinder und deren Eltern, Jugendliche und Senioren. Zwei Pfarreien<br />

mit einem hohen Ausländeranteil nennen explizit die Ausländer als Adressaten. Eine Pfarrei wendet sich allen<br />

ökumenisch offenen Personen zu. Jedoch werden kinderlose Personen oder Eltern schulentlassener Jugendlichen<br />

da und dort über Vereine angesprochen (z.B. KAB) aber tendenziell schwerer von den Pfarreien erreicht.<br />

Ökumenische Zusammenarbeit<br />

Alle Pfarreien nehmen die ökumenische Zusammenarbeit wahr. Nebst dem liturgischen Bereich werden 4x die<br />

Zusammenarbeit im Bildungsbereich und 3x die Zusammenarbeit im Jugend- und Seniorenbereich genannt. Sie<br />

machen dabei mehrheitlich auch gute bis sehr gute Erfahrungen.<br />

40


Als Hindernisse für eine fruchtbarere Zusammenarbeit werden strukturelle und persönliche Gründe (emotionale<br />

(Vor-)Urteile) angegeben. Zwei Pfarreien beziehen in die ökumenische Zusammenarbeit auch die christkatholische<br />

bzw. die serbisch-orthodoxe Gemeinde mit ein.<br />

Leidensdruck<br />

Beim Leidensdruck kann man die Antworten wie bei 1.1 in persönliche, strukturelle und soziodemographische<br />

Gründe unterteilen.<br />

<strong>St</strong>rukturelle Gründe wurden von fünf Pfarreien genannt. Dabei wurden die gängigen Bilder der katholischen<br />

Amtskirche erwähnt, die in den Köpfen der Pfarreimitglieder vorherrschen, die aber von den Pfarreien nur sehr<br />

schwer zu beeinflussen sind.<br />

6/11 Pfarreibeauftragten verneinen einen Leidensdruck, da sie die Gründe für “mangelnde Nachfrage” nicht bei<br />

der Pfarrei bzw. der Kirche suchen. Entweder haben sie sich persönlich eine pragmatische Haltung angeeignet<br />

(“man beschränkt sich auf das Machbare”, “man respektiert die Freiheit der Kinder Gottes”) oder sie sehen die<br />

Grundprobleme bei den soziologischen, persönlich nicht beeinflussbaren, Umwälzungen.<br />

4.2 Zusammenarbeit mit anderen Pfarreien heute<br />

Bereits bestehende Kooperation mit Pfarreien<br />

Das Spektrum des Kooperationsgrades variiert beträchtlich. Über die Zusammenarbeit im liturgischen Bereich<br />

innerhalb der <strong>Seelsorge</strong>verbände hinaus bestehen sporadisch stattfindende freiwillige personenbezogene<br />

Zusammenschlüsse bis hin zu gemeinsamer Planung und Durchführung von Projekten im Bereich Liturgie,<br />

Katechese (Projekt Firmung ab 18), Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und dem Sozialdienst.<br />

Erfahrungen mit überpfarreilicher Arbeit<br />

Eine überwältigende Mehrheit (9 von 11 Pfarreien) hat positive Erfahrungen gesammelt. Bei zwei Pfarrei<br />

gestaltet sich eine Zusammenarbeit aus personellen oder soziodemographischen Unterschieden schwierig,<br />

grundsätzlich wird sie aber erwünscht. Vier Pfarreien erwähnen die daraus resultierende Entlastung und den<br />

breiteren Informationsaustausch.<br />

Drei Pfarreien befürchten, dass dabei dem Identitätsverlust der Pfarrei Vorschub geleistet wird.<br />

4.3 Vorstellungen über die zukünftige Zusammenarbeit in grösseren<br />

pastoralen Einheiten<br />

Persönliche Vorstellungen bezüglich <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />

7 von 11 Pfarreien äussern sich skeptisch. Die Ursache ihrer distanzierten Haltung ist vor allem in der Angst zu<br />

suchen, dass durch die Schaffung grösserer Einheiten die Beziehungsarbeit - welche für den Quartiersgeist so<br />

unabdingbar scheint - vernachlässigt wird und so keine <strong>Seelsorge</strong> mehr geleistet werden kann. Die Pfarreien,<br />

die sich positiv äussern, führen die Entlastung der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) durch gegenseitige Motivation, Informationsaustausch<br />

und Unterstützung zurück.<br />

Bei den positiv wie auch den skeptisch gestimmten Pfarreien liegt jedoch der Wunsch zugrunde, dass die aktive<br />

<strong>Seelsorge</strong> vor Ort gewährleistet bleiben muss (“Ein einheitliches Konzept soll regional verankert und durch die<br />

Pfarreimitarbeiter bedürfnisorientiert umgesetzt werden”).<br />

Arbeitsfelder, die sich für eine überpfarreiliche Kooperation eignen<br />

7 von 11 Pfarreien sehen in der Katechese einen Bereich für die überpfarreiliche Koordination. Je 6 Pfarreien<br />

nennen den Bereich der Sozialarbeit, der Bildung und des liturgischer Bereichs (Absprache des Predigtplans,<br />

Gottesdienstzeiten etc). 3 Pfarreien würden einen geistigen/spirituellen Austausch aller <strong>Seelsorge</strong>nden in einer<br />

SE begrüssen (hier würde sogar eine Pfarrei mitmachen, die den SE ansonsten negativ gegenübersteht).<br />

41


Aufgaben einer Bezugsperson<br />

8 von 11 Pfarreien betonen, dass die Bezugsperson analog zu den Pfarreiverantwortlichen heute, die Beziehungsarbeit<br />

vor Ort gewährleisten soll. 5 Pfarreien sehen die hauptsächliche Aufgabe der Bezugsperson in der<br />

Koordination.<br />

Von zwei Pfarreien wird vorgeschlagen, dass ähnlich wie beim Bundesrat, jede Bezugsperson in einem festgelegten<br />

Turnus für eine bestimmte Zeit die Gesamtkoordination in der SE übernimmt (Planung, Administration).<br />

Eine Pfarrei erwähnte, dass die Bezugsperson, die die Gesamtleitung der SE innehat, geweiht (d.h. Priester) sein<br />

müsse.<br />

Der Austausch könnte innerhalb der SE auf zwei Ebenen stattfinden:<br />

1.1 Unter den Bezugspersonen bezüglich der Gesamtkoordination<br />

1.2 Unter den <strong>Seelsorge</strong>rn in verschiedenen Bereichen um den Dienst vor Ort zu gewährleisten.<br />

Die Grenzen der Pfarreien werden durchlässig d.h. falls Pfarrei 2 in der Katechese freie Kapazitäten hat, können<br />

die Pfarreien 1 und/oder 3 diese in Anspruch nehmen.<br />

[Dieses von einigen Pfarreien vorgeschlagene Modell würde dem eines verbindlicheren <strong>Seelsorge</strong>verbands<br />

entsprechen; wäre eigentlich grundsätzlich nicht Neues, KR].<br />

Pfarreien für eine Kooperation<br />

Prinzipiell wurden Verbindungen angegeben, die sich entweder am Prinzip der räumlichen Nähe oder dem der<br />

Ähnlichkeit orientieren.<br />

5x wurde die SE Dom/<strong>St</strong>.Georgen genannt, wobei 2x die Kombination mit Rotmonten erwähnt wurde und 1x mit<br />

dem Riethüsli.<br />

5x genannt wurde die SE Bruggen/Winkeln/<strong>St</strong>. Otmar, dabei wurde von 2 Pfarreien das Riethüsli mit genannt.<br />

5x wurde die SE Neudorf/Halden/<strong>St</strong>. Fiden erwähnt (2x wurde die Kombination mit Heiligkreuz und 1x mit<br />

Rotmonten erwähnt).<br />

Anzahl der Kooperationseinheiten<br />

Der Mittelwert der genannten Anzahl Einheiten liegt bei 3-4 Einheiten.<br />

Eigenes Geben und Nehmen in einer Kooperationseinheit<br />

Ausnahmslos alle Pfarreien sind bereit, ihre Angebote anderen Pfarreien zukommen zu lassen. 5x zeigten sich<br />

Pfarreien bereit, anderen Pfarreien im Bereich Bildung auszuhelfen, 4 Pfarreien wünschen Unterstützung im<br />

Bereich der Diakonie /Sozialarbeit. Die Nachfrage besteht, wenn überhaupt, vor allem im Bereich der Diakonie<br />

und Jugendarbeit, beides Bereiche, die mittlerweile eine spezialisierte Ausbildung verlangen. Ansonsten decken<br />

sich Angebot und Nachfrage kaum.<br />

4.4 Rechenschaftspflicht<br />

Hier fällt die starke Trennung zwischen dem theoretischen und praktischen Sachverhalt auf. Theoretisch sind die<br />

Pfarreibeauftragten dem Bischof unterstellt. Praktisch fühlen sie sich jedoch dem<br />

<strong>Seelsorge</strong>rteam und dem eigenen Gewissen verantwortlich. Dies lässt sich darauf<br />

zurückführen, dass der Visitationsbericht, das offizielle Evaluationsinstrument des<br />

Ordinariats, mehrheitlich als ungenügend empfunden wird.<br />

Die eigentliche Evaluation der Arbeit geschieht im Team.<br />

42


5 Tätigkeitsprofile der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />

Ausgehend von einer Analyse der Arbeitszeit bei den hauptamtlichen <strong>Seelsorge</strong>r/innen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

und der Befragung der Pfarreiverantwortlichen zur gegenwärtigen und zukünftigen Zusammenarbeit ergibt sich<br />

ein sehr breitgefächertes Bild von <strong>Seelsorge</strong>. Während bei einzelnen Pfarreien die seit jeher bekannte Konzeption<br />

von <strong>Seelsorge</strong> (noch) gut umgesetzt werden kann, sind andere Pfarreien bereits zum Anwenden neuer Pastoralkonzepte<br />

z.B. Schwerpunktpastoral, ökumenische <strong>Seelsorge</strong>, partielle überpfarreiliche <strong>Seelsorge</strong> etc. übergegangen.<br />

Aufgrund der oben erwähnten Untersuchungen lässt sich dennoch ein Tätigkeitsprofil im Sinne von<br />

allgemeinen Tendenzen skizzieren:<br />

Die Arbeit in den einzelnen Pfarreien ist vorwiegend auf Kinder, deren Eltern, Jugendliche und ältere Menschen<br />

im Quartier ausgerichtet. Erwachsene ohne Kinder werden von den Vereinen der Pfarrei kaum mehr erreicht Die<br />

wachsende Mobilität macht sich auch bei der Jugendarbeit bemerkbar. <strong>Seelsorge</strong> wird als Beziehungsarbeit im<br />

Quartier betrachtet. Der Quartiersgeist fungiert als Gradmesser der <strong>Seelsorge</strong>arbeit. Dies zeigt auch die<br />

Meinung, dass die Integration der verschiedenen Bevölkerungsgruppen innerhalb der Pfarreien ein vordringliches<br />

Thema sei. Die Definition der <strong>Seelsorge</strong> als Beziehungsarbeit wiederspiegelt sich in der Arbeitszeitanalyse<br />

der Pfarreibeauftragten und der Pastoralassistent(inn)en: Beziehungsarbeit lässt sich nicht auf Bürozeiten<br />

festlegen und ist auch sehr vielfältig, zumal sich die obenerwähnten Bezugsgruppen immer mehr individualisieren.<br />

In der Arbeitszeitanalyse zeigt sich dies in der Verteilung der Arbeitszeit auf die Wochentage und die<br />

Tageszeiten: Jeder Tag ist ein möglicher Arbeitstag. Dementsprechend hoch sind die Arbeitspensen von<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(innen). Arbeitszeit und Freizeit sind vermischt.<br />

Obwohl in allen Pfarreien Pflichtenhefte bestehen, sind die Arbeitsbereiche der Pfarreibeauftragten und<br />

Pastoralassistent(inn)en nie klar voneinander abgegrenzt. Sie sind eigentliche “Generalisten”, welche in allen<br />

Bereichen potentiell tätig sein können und die Aufgaben unter sich aufteilen. Ergänzt werden die <strong>Seelsorge</strong>teams<br />

der Pfarreien durch Jugendarbeiter(innen) und Sozialarbeiter(innen). Sie sind die eigentlichen “Spezialisten”, da<br />

sie ein Hauptaufgabengebiet zu 40-50% innehaben.<br />

Wie aus der Arbeitszeitanalyse ersichtlich wird, tragen die “Spezialisten” massgeblich zur Entlastung der<br />

“Generalisten” bei: Z.B. ist die Sozialarbeit in <strong>St</strong>. Fiden/Rotmonten mit 1,1% unterdurchschnittlich im Vergleich<br />

zu den übrigen Pfarreien, die im Durchschnitt 4,6 % ihres Arbeitsvolumens für diesen Bereich aufwenden. Das<br />

bedeutet aber keineswegs, dass Diakonie vernachlässigt würde: Sie ist delegiert an “Spezialisten” (Sozialdienst-<br />

Ost).<br />

Die überpfarreiliche Zusammenarbeit besteht in den Bereichen der Katechese, Liturgie, Erwachsenenbildung,<br />

Jugendarbeit und Sozialarbeit. Die Zusammenarbeit beschränkt sich auf kurzfristige Einsätze nach Bedarf und<br />

ist nicht im eigentlichen Sinne organisiert. Die ökumenische Zusammenarbeit bewegt sich in einem ähnlichen<br />

Rahmen. Mehrheitlich wurden gute bis sehr gute Erfahrungen mit überpfarreilicher und ökumenischer Zusammenarbeit<br />

gemacht. Erwähnt wurden im Speziellen die daraus resultierende Entlastung und den breiteren<br />

Informationsaustausch. Der zeitliche Aufwand zur Bewältigung von pfarreilichen Leitungs- und<br />

Administrationsaufgaben liegt in den <strong>Seelsorge</strong>verbänden unter dem Durschnittswert der Einzelpfarreien.<br />

Text Karin Roth<br />

6 Exemplarischer Weg in die Zukunft kirchlicher Arbeit: die<br />

Jugendseelsorge<br />

Die Jugendarbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> kann als Pilotprojekt für arbeitsteilige Zusammenarbeit in den anderen<br />

pastoralen Aufgabenfeldern gelten. Hier wird eine gute, vernetzte, ressourcenorientierte und qualifizierte Arbeit<br />

geleistet, welche vieles von dem schon aufnimmt und erreicht, was das LOS-Projekt vorsieht. Die nachfolgenden<br />

Ausführungen verfasste der <strong>St</strong>ellenleiter der akj, Damian Kaeser-Casutt:<br />

Seit etlichen Jahren befindet sich die kirchliche Jugendarbeit im <strong>Dekanat</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in einem Prozess, welcher<br />

neben der Professionalisierung der Jugendarbeit in den Pfarreien auch eine kontinuierliche Entwicklung zur<br />

überpfarreilichen Zusammenarbeit und gebracht hat. Aus dieser guten und bewährten Zusammenarbeit ist ein<br />

Team (kjds) entstanden, welches sich regelmässig trifft und alle Belange der Jugendarbeit miteinander bespricht<br />

und beschliesst. Die akj leitet diese Runde.<br />

43


So ist im Jahr 2001 ein Leitbild entstanden, in dem die Jugendarbeitenden im <strong>Dekanat</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in<br />

einem Leitziel und fünf Leitsätzen ihre Zielsetzungen für die kirchliche Jugendarbeit in Absprache mit den<br />

<strong>Seelsorge</strong>teams im <strong>Dekanat</strong> festgelegt haben:<br />

Leitziel:<br />

Kirchliche Jugendarbeit fördert die Beziehungsfähigkeit des jungen Menschen zu sich,<br />

zu anderen, zur Welt und zu Gott.<br />

Sie orientiert sich am Leben und an der Botschaft von Jesus.<br />

1. Leitsatz<br />

Kirchliche Jugendarbeit nimmt jeden Menschen als eigenständige Person (Subjekt) wahr.<br />

2. Leitsatz<br />

Kirchliche Jugendarbeit schafft Räume und ermöglicht Erlebnisse zur Subjektwerdung Jugendlicher in Gemeinschaft.<br />

3. Leitsatz<br />

Kirchliche Jugendarbeit lebt authentische und verbindliche Beziehungen.<br />

4. Leitsatz<br />

Kirchliche Jugendarbeit fördert und fordert Mitverantwortung von Jugendlichen.<br />

5. Leitsatz<br />

Kirchliche Jugendarbeit schafft Orte für Erfahrungen von: „Es gibt mehr als Alles“.<br />

In folgenden Punkten zeigt sich die Zusammenarbeit konkret:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Wir haben seit Jahren ein gemeinsames Programm, welches allen Jugendlichen der <strong>St</strong>adt zugänglich<br />

ist. Neben der laufenden qualitativen <strong>St</strong>eigerung in diesen Projekten, haben wir dabei auch quantitativen<br />

Erfolg.<br />

Wir geben die Jugend- und Infozeitschrift „orange“ heraus, welche allen ca. 2700 Jugendlichen im<br />

<strong>Dekanat</strong> viermal jährlich ins Haus geschickt wird.<br />

Der grosse Teil dieser Projekte geschieht in Kooperation mehrerer Pfarreien, bis hin zur Beteiligung aller<br />

Pfarreien im <strong>Dekanat</strong>.<br />

Die Hälfte der Projekte findet in ökumenischer Zusammenarbeit statt.<br />

Jedes Projekt wird sorgfältig in einer möglichst hohen Partizipationsstufe mit Jugendlichen realisiert.<br />

Wir setzen uns jährlich Ziele für unsere gemeinsame Arbeit.<br />

Alle Jugendarbeitenden setzen sich unter der Begleitung der akj ihre Jahresziele und informieren ihre<br />

Vorgesetzten darüber.<br />

Alle Jugendarbeitenden reflektieren ihre Arbeitspraxis in regelmässiger Praxisberatung auf der akj.<br />

Wir informieren in einem jährlichen Jahresbericht alle Vorgesetzten und interessierten Personen über<br />

unsere Arbeit.<br />

Über die Zusammenarbeit mit der DAJU und den weiteren akj’s im Bistum, sowie über die JUSESO-<br />

Tagungen sind wir vernetzt in der Jugendarbeit im Bistum <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>.<br />

Wir sind durch die JAK-JugendarbeiterInnen-Konferenz vernetzt<br />

mit den evangelischen und städtischen JugendarbeiterInnen auf<br />

dem Platz <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />

44


E<br />

Die pastorale Vision der Zukunft: Ein Netzwerk von Christen<br />

in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

1 Eine zeitoffene und lebensdienliche Kirche<br />

Wir verstehen uns als Volkskirche. Ihr Grundanliegen besteht darin, den Menschen Wege zu einem erfüllten<br />

Leben aus dem christlichen Glauben zu eröffnen. Die ganze biblische Botschaft verkündet Gott als ein Gott des<br />

Lebens. Gott schenkt allen Menschen Leben. Eine bedingungslose Zuwendung und Hinwendung aus dem Ja<br />

Gottes zum Menschen in Jesus Christus bestimmt unser Handeln. Um der Menschen willen bestehen wir als<br />

Kirche. Sie hält den Himmel offen für alle Menschen. Den Himmel offen halten für alle heisst: Wer es mit uns zu<br />

tun bekommt, muss das Gefühl haben, dass ihm in allem, was er erlebt und hört, Lebenserfüllung nach Joh.<br />

10.10 widerfährt: ”Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben, Leben im Überfluss”.<br />

Eine menschenoffene Kirche zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf die Menschen zugeht, ihnen ihr Gesicht<br />

zuwendet und stellvertretend den Menschen Gottes Hand entgegenstreckt. In diesem Leitbild wird ein Kirchenverständnis<br />

zum Ausdruck gebracht, dessen Schwerpunkt in der Einladung, Begleitungen, in der argumentativen<br />

Orientierung, in der Lebenshilfe, in der wechselseitigen Erschliessung geglückten Lebens liegt, in der Offenheit<br />

für eine Vielfalt christlicher Lebensäusserungen.<br />

Als Ort der Bezeugung Gottes und Begegnung mit Gott lässt die Kirche unterschiedliche Intensitäten religiösen<br />

Erlebens und Handelns zu, unterschiedliche Grade der Verbundenheit mit ihr. Jede Form der Ausgrenzung liegt<br />

ihr fern. Aus der Kirche wird niemand ausgeschlossen. Wer gehen will, muss selber gehen. Sie versteht sich als<br />

Ort, in dem Christsein gelernt und eingeübt werden kann, an dem miteinander darüber nachgedacht und<br />

gestritten wird, als Ort religiöser Selbstbindung, in dem Kirchenerfahrung gemacht werden kann. In Kauf wird<br />

dabei genommen, dass sich die Menschen in unterschiedlichem Masse auf diese Möglichkeit einlassen.<br />

Kirche in ihrer volkskirchlichen Erscheinungsform zeichnet sich dadurch aus, dass sie die vielfältigen Glaubensäusserungen<br />

und gelebten Formen von Frömmigkeit in konstruktiver Weise zu integrieren vermag.<br />

2 Die Kirche als Ort der Lebensdeutung und Sinnfindung<br />

Die Unübersichtlichkeit unserer Gesellschaft macht es dem Einzelnen zunehmend schwerer für sich zu beantworten,<br />

was den Sinn seines Lebens ausmacht. Die Leute haben eine ausgeprägte religiöse Sehnsucht, die sie<br />

auf sehr unterschiedliche Weise ausleben. Was es braucht, ist eine Kirche, die den Menschen auf vielfältige Art<br />

die Erfahrung von Lebenssinn aus der evangelischen Botschaft zu eröffnen vermag: Du bist gewollt, Dir kommt<br />

eine unverlierbare Würde zu, Dein Leben ist auf keinen Fall umsonst. Was die Kirche tut, muss von der Art sein,<br />

dass es den einzelnen Menschen hilft, zu sich selbst zu finden.<br />

45


In einer solchen Optik verstehen wir Kirche als offenen und öffentlichen Raum, in dem die Thematisierung des<br />

Ichs aus einem letzten Sinnhorizont möglich ist, in der Erwartung also, in ihr Angebote zu gelingender Identität<br />

zu erfahren. Bei allem, was von Seiten der Kirche getan wird, wäre zu allererst zu fragen: Was bringen all ihre<br />

Unternehmungen für die Einstimmung der Menschen in Gottes Liebe, für die Befähigung zu einer autonomen<br />

auf sich gestellten Lebensführung, zur Gestaltung ihrer vielfältigen Freiheiten im Vertrauen auf Gottes befreiende<br />

Zusage, indem die heutigen Lebenserfahrungen der Menschen in positiver Weise aufgegriffen und die Botschaft<br />

des Evangeliums mit denjenigen Hoffnungen, Befürchtungen und Ängsten verbunden werden, die für sie aus den<br />

Anforderungen der Zeit erwachsen.<br />

Alle pastoralen Bemühungen richten sich auf das eine Ziel, die Menschen im Verlaufe ihres Lebens mit der<br />

Kirche ins Gespräch zu bringen, ihnen Angebote religiöser Selbstfindung zu offerieren, Orte der Begegnung zu<br />

schaffen. Kirche erscheint ihren Mitgliedern so als ein Ort, wo sich für jeden Einzelnen der weite Horizont der<br />

Gottesgeschichte eröffnet, Gott ins Blickfeld tritt und vernehmbar wird. In Prozessen religiöser Selbstvergewisserung<br />

kann es zu Gemeinschaftsbildungen mit unterschiedlichen Profilen kommen, in denen der Einzelne die<br />

seinen eigenen Ansprüchen gemässe Form religiöser Praxis findet.<br />

Das Interesse der Menschen an einer sinndeutenden Vergewisserung der eigenen Lebensgeschichte und des<br />

eigenen Lebensentwurfs muss von der Kirche entschlossener wahrgenommen werden. Sie muss zeigen, wie der<br />

christliche Glaube zum tragfähigen Gehalt lebensgeschichtlicher Sinndeutung werden kann. Dies gelingt ihr,<br />

wenn sie für die Menschen in ihren je individuellen Lebenssituationen zu einem attraktiven wie tragfähigen Ort<br />

zur Deutung ihrer Lebenserfahrungen wird.<br />

3 Kommunikation des Evangeliums als Kernaufgabe der Kirche<br />

Das entscheidend und unterscheidend Christliche ist die Person Jesu Christi. Das Evangelium von Jesus Christus<br />

ist es, was die Kirche zu verkünden hat. Das macht ihr ureigenes und unverwechselbares Profil aus. In der<br />

Auseinandersetzung mit dieser Botschaft und ihrer Aneignung im Glauben liegt der Gewinn für das Leben der<br />

Menschen, zu der die kirchliche Verkündigung einen Weg bahnen oder Zugang schaffen will. Kommunikation<br />

ist für die Kirche fundamental. Eine zutreffende Beschreibung ihrer Aufgabe lautet deshalb “Kommunikation des<br />

Evangeliums”.<br />

Die Vermittlung christlicher Lebensorientierung und Lebensform an möglichst viele Menschen in der Gesellschaft<br />

durch ihre Botschaft (Martyria), über liturgische Feiern (Leiturgia), ihren Dienst (Diakonia) und ihr Gemeinschaftsangebot<br />

(Koinonia) muss ihr erklärtes Ziel sein. Darauf hat sie ihre organisatorische <strong>St</strong>ruktur auszurichten. Dies<br />

ist für ihre Organisationsform bestimmend.<br />

Kommunikation des Evangeliums kann nur gelingen, wenn die Kirche die Vervielfältigung der menschlichen<br />

Lebenswelten in der gegenwärtigen Gesellschaft ernst nimmt und es den Menschen einleuchtend zu machen<br />

vermag. Entfaltet sie ihre Weltsicht und Lebensform lebensnah genug, so kann sich erweisen, welche lebenserhellende<br />

Kraft in ihr steckt. Wann immer Menschen mit Hilfe der christlichen Verkündigung ihr Leben treffend<br />

und evident in einen übergreifenden Sinnhorizont zu stellen vermögen, wird ihnen die Wahrheit des Evangeliums<br />

glaubhaft. Dabei gilt es auch selbstkritisch aufzuspüren, wo Kommunikationsschranken, Kontaktdefizite und<br />

Verständigungsprobleme bestehen.<br />

Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” verbindet sich das Anliegen, die Kommunikationsstrukturen<br />

der Kirche angesichts der Unterschiedlichkeit und Vielgestaltigkeit, in der die Menschen heute leben, zu<br />

verbessern.<br />

4 Am Lebensraum der Menschen orientierte <strong>Seelsorge</strong><br />

Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, die Zeichen von Gottes Wirken in den Lebensräumen der Menschen<br />

zu entdecken und nehmen die Spuren des Religiösen im Alltag in den Blick. Wir fragen, wie Tod und Auferstehung<br />

Jesu Christi heute erfahrbar wird. Dabei setzen wir auf unsere eigenen Fähigkeiten, <strong>St</strong>ärken und<br />

Traditionen, prüfen, was sich in der bisherigen pastoralen und diakonischen Praxis bewährt hat und fädeln uns<br />

da ein, wo es neue Ansätze gibt, die sich weiterzuentwickeln lohnen.<br />

46


Der Begriff ‘Lebensraum’ bezeichnet unterschiedliche eigenständige soziale Räume, in denen sich die Menschen<br />

bewegen. Sie leben gleichzeitig in vielen sozialen Räumen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

der familiäre Lebensraum: Die Familie gehört in unserer Gesellschaft zu den wichtigsten Räumen<br />

persönlicher Selbstfindung und -entwicklung. Durch die Identifikation mit seinen Eltern wird das Kind<br />

fähig, sich als sich selbst und mit sich selbst zu identifizieren, seine eigene Identität zu finden.<br />

der geographisch-soziale Raum, der durch die Lebensfunktionen von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen,<br />

Freizeit, Ausbildung, Religion usw. gebildet wird. Er reicht weit über den sozialen Nahraum hinaus.<br />

die Organisationsräume: Die soziale Landschaft moderner Gesellschaften wird beherrscht von Organisationen.<br />

Sie streben eine möglichst rationelle Zielverwirklichung in den verschieden Teilbereichen der<br />

Gesellschaft (Politik, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Polizei, Verkehr, Schulen usw.) an. Jede(r) einzelne<br />

gehört einer Vielzahl von Organisationen an.<br />

der Lebensraum als “soziales Milieu”: Entsprechend der individuellen Eigenarten haben sich unterschiedliche<br />

Lebensraum-Muster ausgebildet, die charakteristisch sind für die Lebensgestaltung, die<br />

Wertorientierungen, die Selbsteinschätzung, den Lebensentwurf usw. der Menschen in diesen Milieus.<br />

Das Wahrnehmen von dem, was die Menschen bewegt, die “Adressatenorientierung” bildet ein wichtiges<br />

Kriterium einer lebensorientierten Pastoral. Sie sucht die Chance, die Menschen in den verschiedenen Lebensräumen<br />

diakonisch, assistierend mit der christlichen Überlieferung in Berührung zu bringen Adressatenorientierte<br />

pastorale Arbeit heisst, von den Lebenslagen, Lebensproblemen und -bedürfnissen her zu denken.<br />

Will die Kirche weiterhin Volkskirche bleiben und nicht nur für ein bestimmtes Segment der Bevölkerung von<br />

etwa 5 % da sein, muss sie konsequent nach den spirituellen Bedürfnissen der Menschen in ihrer jeweiligen<br />

Alltagswelt fragen. Verschiedenartige Menschen brauchen verschiedenartige Angebote. Dies gilt für die<br />

Gottesdienste wie für die Gemeindebildung und die Orte der religiös-spirituellen Identitätsfindung. Was für die<br />

einen gut ist, muss nicht auch von anderen als lebenseröffnend und -erfüllend erfahren werden. So entsteht ein<br />

kirchliches Netzwerk aus vielen verschiedenartigen Knoten und Verbindungsfäden.<br />

Wohnen am gleichen Ort kann Gemeinschaft unter den Mitbewohnern stiften, doch längst nicht mehr für alle.<br />

Den sozialen Nahraum bewohnen häufig Menschen, mit denen man kaum etwas anderes gemeinsam hat, als<br />

am selben Ort zu wohnen. Mehr verbunden fühlt man sich mit Menschen, mit denen man eine gleiche Lebenslage<br />

teilt, ein ähnliches Schicksal, gemeinsame Vorlieben, insbesondere die Art, sein Leben zu erleben.<br />

Übereinstimmung im Lebensgefühl, im Selbstverständnis, in den Aspirationen, die das Leben durchziehen, in<br />

dem, was Spass macht, was man für wichtig hält, wovon man nicht lassen kann, schafft Verbundenheit (Vergleiche<br />

dazu Abschnitt C, 10).<br />

Wer um die Eigenheiten der sozialen Milieus in unserer Gesellschaft weiss, fühlt sich eher in der Lage, seine<br />

Arbeit als <strong>Seelsorge</strong>r(in) “adressatenorientiert” zu gestalten. Die Milieuzugehörigkeit steuert in hohem Masse das<br />

persönliche Verhältnis zur Religion und die Beziehung zur Institution Kirche. Von den Mentalitätsstrukturen der<br />

jeweiligen sozialen Milieus hängt ab, zu welchen Formen religiösen Erlebens und Handelns die Menschen<br />

Zugang finden und sich von ihnen angesprochen fühlen.<br />

5 Bleibende Bedeutung der Pfarreien - ihre Aufgaben<br />

In Kontakt mit der Bevölkerung am Wohnort<br />

Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) verkörpern und repräsentieren in ihrer Person für die Bevölkerung die Kirche. Sie stehen<br />

für all das, was Kirche ausmacht. Es kann nicht ausdrücklich genug unterstrichen werden: in ihnen begegnet den<br />

Menschen Kirche. Die Kirche ist für sie der “Pfarrer”, der “Pfarrer” die Kirche. Es braucht die personale Präsenz<br />

von Kirche im “Pfarrer” am Wohnort. Geschätzt werden die Seelsoger(innen) vor allem als Gesprächspartner,<br />

als Ansprechperson in schwierigen Lebenslagen, als Bürge für den Sinn und Wert des Lebens.<br />

Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bilden die wichtigsten Kontaktstellen der Bevölkerung mit der Kirche. Das “Pfarramt” wird<br />

vor allem aufgesucht bei herausragenden Ereignissen im Verlauf des Lebens, bei Erschütterungen in den<br />

Grundfesten des privaten Lebens.<br />

Wie die meisten Menschen froh sind, in ihrer Nähe einen Arzt zu wissen, so wünschen sie sich die Präsenz der<br />

Kirche an ihrem Wohnort. Wichtig ist, dass es in zumutbarer Distanz einen “Pfarrer” gibt, der bei Bedarf<br />

kontaktiert werden kann.<br />

47


Sammlung der Gläubigen zu Gebet und liturgischen Feiern<br />

Unverzichtbare Aufgabe der Kirche ist die erinnernde, zur Umkehr einladende,<br />

versöhnende und befreiende, mit Christus verbindende und<br />

danksagende Feier seiner Gegenwart: Gottesdienste mit der Eucharistie<br />

als Zentrum. Im gottesdienstlichen Tun besinnt sich die Kirche darauf, dass<br />

Christus ihr einziger Herr ist, von dem her sie lebt, glaubt, hofft und liebt,<br />

in der gläubigen Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi<br />

und im hoffenden Vertrauen auf Gottes Geist.<br />

Die meisten Kirchenmitglieder schätzen es, wenn an ihrem Wohnort regelmässig<br />

Gottesdienst gefeiert wird, auch wenn sie daran nur selten teilnehmen.<br />

Eine der ersten Aufgaben der künftigen Pastoralteams wird es sein,<br />

einen Gottesdienstplan auszuarbeiten für die Pfarreien in ihrem Zuständigkeitsbereich.<br />

In den bischöflichen Richtlinien für die <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

heisst es: “Das Team gewährleistet in allen Pfarreien der <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />

im Rahmen der Möglichkeiten und Kräfte die sonntägliche Eucharistiefeier.<br />

Die Priester im Team stehen insbesondere für die Leitung der sonntäglichen<br />

Eucharistie zur Verfügung”.<br />

Rituelle Begleitung bei Lebenswenden<br />

Für die meisten Menschen macht sich die Kirchenmitgliedschaft an der sakramentalen Begleitung bei Lebenswenden<br />

fest. An den Brennpunkten der Biographie, an den Zäsuren des Lebens wird rituelle Begleitung von der<br />

Kirche gewünscht. Sie symbolisiert ein <strong>St</strong>ück kirchliche Beheimatung, auch wenn darüber hinaus die Beziehung<br />

zur Kirche sehr locker bleibt.<br />

An Lebenswenden möchte man nicht auf die Begleitung durch die Kirche verzichten. An den <strong>St</strong>ellen und<br />

Einbrüchen, die den Fluss des Lebens unterbrechen, an den Übergängen des Lebens, will man sich der<br />

Heilszusage Gottes versichern und Vertrauen schöpfen, trotz aller Gefährdungen und des Schuldigwerdens mit<br />

Gottes Hilfe die Zukunft bestehen zu können. Kirchenmitgliedschaft wird punktuell aktiviert an den Krisen- und<br />

Schnittpunkten der Lebensgeschichte. In den “Zwischenzeiten” tritt die Kirchenmitgliedschaft in den Hintergrund.<br />

Die Begegnung und sakramentale Begleitung in diesen Lebensmomenten kommt in der <strong>Seelsorge</strong> vorrangige<br />

Bedeutung zu. Die Begegnung mit Glaube und Kirche an solchen Zäsuren ist eine entscheidende Kirchenerfahrung.<br />

Hier sind Glaube und Kirche präsent in emotional hochbedeutsamen Lebensphasen, hier entscheidet<br />

sich, ob die Kirche als stärkend als orientierend erfahren wird oder nicht.<br />

Taufe, Erstkommunion, Firmung, Trauung, Beerdigung können Anknüpfungspunkte für die Kontakt- und<br />

Beziehungspflege sein wie auch zur jeweiligen sozialen Umwelt der betroffenen Personen.<br />

Die vorrangige Kompetenz der Kirche liegt in der Selbstvergewisserung von Menschen bei Lebensübergängen<br />

und den Wechselfällen ihres Lebenslaufs: Schicksalsschläge, Krankheit, Tod. Trauerarbeit, eine integrale<br />

<strong>Seelsorge</strong> bei Todeserfahrungen stellen den Ernstfalls des Kircheseins dar. Dies wird auch von den Kirchenmitgliedern<br />

so gesehen.<br />

Religiöse Erziehung der Kinder<br />

Religiöse Beheimatung geschieht in der Kindheit. Entscheidend ist, was in den<br />

ersten Lebensjahren bis zum Einstieg ins Berufsleben geschieht. Deshalb kommt<br />

der Elternarbeit und der <strong>Seelsorge</strong> unter Kindern und Jugendlichen eine enorme<br />

und gegenüber früher wesentlich grössere Bedeutung zu.<br />

Die Fakten in religionssoziologischen <strong>St</strong>udien sprechen eine deutliche Sprache.<br />

Positive Erfahrungen mit der Kirche in der Kinder- und Jugendzeit sind eine grundlegende<br />

Voraussetzung für die Verbundenheit mit der Kirche in den späteren<br />

Jahren.<br />

48


Die Verbundenheit mit der Kirche kann zwar in späteren Lebensphasen aus unterschiedlichen Gründen wieder<br />

schwinden, die Bindung an die Kirche in der Kinder- und Jugendzeit ist jedoch die Voraussetzung für ein engeres<br />

Verhältnis im späteren Leben.<br />

Die Chance von Kindern und Jugendlichen mit der Kirche in Kontakt zu kommen, sind in der heutigen Generation<br />

drastisch gesunken. Ein heute aufwachsendes Kind erlebt kaum mehr eine ihm unmittelbar einleuchtende<br />

Notwendigkeit von Kirche.<br />

Bindung an die Kirche stellt sich nicht mehr über die Eltern und die gesellschaftlichen Institutionen wie selbstverständlich<br />

ein. Sie muss von der Kirche aktiv aufgebaut werden. Diese Herausforderung wird von der Kirche noch<br />

nicht klar genug wahrgenommen.<br />

Diakonische Präsenz<br />

Die Diakoniearbeit vor Ort wird im Diakoniekonzept von 1998 in erster Linie als Aufgabe von engagierten<br />

Freiwilligen betrachtet. Diese können aber ihre Aufgabe nur leisten, wenn sie auf die Unterstützung und<br />

Begleitung professioneller Sozialdienste zählen können. Professionelle Sozialarbeiter gehören zu jedem Pastoralteam<br />

in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Zu ihren Hauptaufgaben gehört die Multiplikatorenarbeit, die Ausarbeitung von<br />

diakonischen Projekten und die Übernahme und Begleitung von schwierigen Einzelfällen.<br />

Glaubwürdigkeit und damit auch Wertschätzung gewinnt die Kirche über ihren diakonischen Dienst am<br />

Menschen. Diakonie ist das Bemühen der Kirche, die Gesellschaft auf “ein Leben in Fülle” (Joh. 10,10) für alle<br />

Menschen hin zu verändern. Die Bibel spricht von der Verheissung des Reich Gottes für alle Menschen. Für Jesus<br />

ist das Reich Gottes angebrochen, wenn den Hungrigen zu essen gegebenen wird, die Armen versorgt, die<br />

Kranken geheilt, die Sünder versöhnt, die Fremden aufgenommen die Ausgestossenen Willkommen geheissen<br />

und die Unterdrückten befreit werden, wenn die Armen die frohe Botschaft von Gottes Liebe hören und allen die<br />

Fülle des Lebens zuteil wird (Vgl. Lk 4, 16-21; Mt 11, 4-6; 25, 31-46).<br />

Die Mehrheit der Kirchenmitglieder, Kirchenferne wie Kirchennahe, sind sich darin einig, dass die Kirche vor<br />

allem da ist für alle, die in irgendeiner Weise Hilfe und <strong>St</strong>ütze brauchen. Christlich soll die Kirche sein im<br />

einfachen Sinn, den dieses Wort nach allgemeinem Verständnis hat: Nächstenliebe und anderen helfen, Rücksichtnahme,<br />

Zuwendung zu den Schwachen und denen, die sich nicht helfen können. Ein wesentliches Moment,<br />

die Kirchenmitgliedschaft nicht aufzukündigen, liegt gerade in den Leistungen, die die Kirche im sozialen Bereich<br />

für die Gesellschaft bringt. Dass der Gedanke an einen Kirchenaustritt nicht in die Tat umgesetzt wird, ist in<br />

vielen Fällen zweifellos dem sozialen Engagement der Kirche zu verdanken. Etwas zugespitzt gesagt: ohne<br />

Diakonie würde noch schneller noch mehr aus der Kirche austreten.<br />

Miteinander Kirche leben<br />

Für eine Minderheit der Pfarreiangehörigen bildet die Pfarrei einen wichtigen Lebensmittelpunkt, in der sie eine<br />

sozial-religiöse Beheimatung finden. Sie gehen regelmässig Sonntag für Sonntag in den Gottesdienst, nehmen<br />

an den geselligen Anlässen teil und etliche setzen darüber hinaus einen Teil ihrer Freizeit für das kirchliche Leben<br />

ein. Der Kontakt mit den Menschen am Ort, die Verbundenheit mit dem Wohnquartier ist ihnen ein wichtiges<br />

Anliegen. Pfarreiliche Gemeinschaftsbildung hat nur dort eine Chance, wo ein ausgesprochenes Quartierbewusstsein<br />

vorhanden ist und die Menschen am Ort in vielfältiger Kommunikation untereinander stehen.<br />

6 Selbstbegrenzung der Pfarreien überwinden<br />

Kirchliche Arbeit wird bis heute in starkem Masse vom Ideal der aktiven lebendigen Pfarrei geleitet die sich durch<br />

eine hohe Teilnahme der Menschen am Pfarreileben auszeichnet. Als Idealtyp eines Christen wird der praktizierende<br />

Katholik betrachtet. Zentrales Kennzeichen einer lebendigen Pfarrei ist eine möglichst hohe Zahl aktiver<br />

Kirchenmitglieder. Mitmachen bildet den Massstab für vorbildliche Kirchenzugehörigkeit. Diese Vorstellungen<br />

eines vorbildlichen Christen geistert bis heute noch in vielen Köpfen herum. Zum Vorschein kommen sie z.B.<br />

dann, wenn Erfolg in der Jugendarbeit an der Anzahl Jugendlicher im Sonntagsgottesdienst gemessen wird.<br />

Oder jemand sagt beim Besuch des Pfarrers, er sei kein guter Katholik, weil er nicht jeden Sonntag in die Kirche<br />

gehe. Er reagiert damit auf eine Erwartung, von der er glaubt, der Pfarrer hege sie ihm gegenüber.<br />

Hartnäckig hält sich in der kirchlichen Arbeit die Vorstellung der autonomen Pfarrei mit einem autonomen<br />

Pfarreiverantwortlichen. Im Blickfeld der Verantwortung steht die Pfarrei. Alles andere wird als Zusatzleistung<br />

betrachtet.<br />

49


Die Qualität eines Christen wird vorzugsweise an seiner Verbundenheit mit den Mitchristen am Ort gemessen.<br />

Kirchliche Arbeit baut fasst ausschliesslich auf Pfarreibildung am Ort. Jede Pfarrei bemüht sich um ein eigenes<br />

kirchliches Programm.<br />

Obwohl die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) sehr viel Zeit, Motivation und Energie in ihre Arbeit investieren, müssen sie zur<br />

Kenntnis nehmen, dass es zunehmend weniger gelingt, die Menschen in ein aktives Pfarreileben einzubinden.<br />

Nicht nur die Zahl der Gottesdienstbesucher ist rückläufig, sondern auch der Kreis derjenigen ist enger geworden,<br />

der eine feste Bindung an die Pfarrgemeinde hat und auch noch ein freiwilliges Engagement übernimmt.<br />

Trotz aller Bemühungen ist es nicht zum erhofften Umschwung gekommen. Öfter ist die Frage zu hören: “Was<br />

sollen wir dann noch alles tun, damit der Glaube die Menschen anspricht? Hat unser Mühen überhaupt noch<br />

einen Sinn? Trotz immer grösserer Anstrengungen sind wir offensichtlich immer erfolgloser. Das erzeugt<br />

Ratlosigkeit und nicht selten Resignation.<br />

Das durchschnittliche Pfarreileben leidet an Begrenzungen, die sich mit grossen Anstrengungen nicht überwinden<br />

lassen. In Abschnitt C werden diese Begrenzungen beschrieben. Pfarreien versammeln in erster Linie Menschen<br />

in ähnlichen Lebenslagen und von ähnlicher Denkart mit denselben ästhetischen Vorlieben. Sie teilen zusammen<br />

eine Weltsicht und ein Lebensgefühl und grenzen dadurch andere aus. Gemeinschaft verträgt nur beschränkt<br />

Fremdheit.<br />

Auf sich selbst gestellt, ist es ihnen nicht möglich, die Vielfalt der menschlichen Lebensräume heute einzufangen.<br />

In einer individuell pluralisierten und mobilen Gesellschaft reicht es nicht mehr aus, <strong>Seelsorge</strong> auf den Wohnraum<br />

der Menschen zu beschränken. Anders als in früheren Zeiten ist der Lebensraum der Menschen nicht mehr<br />

mit ihrem Wohnraum deckungsgleich. Die Verengungen auf eine pfarreiorientierte <strong>Seelsorge</strong> müssen aufgebrochen<br />

werden. Eine an den konkreten Lebensräumen und Biographien der Menschen orientierte und von dort her<br />

organisierte Pastoral ist die Aufgabe für die Zukunft.<br />

Es gilt, die Enge der Pfarreien zu sprengen, die Türen und Fenster wieder zu öffnen und mit möglichst vielen<br />

Menschen in einen kreativen, auch provokativen Dialog über das Evangelium einzutreten. Für einen derartigen<br />

Aufbruch gibt es in unserer Kirche noch zuviel Angst, gar Tendenzen zur Verschliessung und Abgrenzung von der<br />

Gesellschaft.<br />

7 Arbeitsteilige überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />

In den Überlegungen zum Umfeld, in dem die Kirche heute wirkt, hat sich gezeigt, dass nur eine überpfarreiliche<br />

arbeitsteilige Zusammenarbeit der Vervielfältigung der Lebenslagen, Lebensstile und biographischen Lebenssituationen<br />

der Menschen gerecht zu werden vermag. Einer immer vielschichtiger gewordenen Gesellschaft kann<br />

nur mit einer differenzierten, am Leben der Menschen orientierten <strong>Seelsorge</strong> begegnet werden. Die Zeit, dass<br />

eine Pfarrei allen Menschen alles bietet, ist vorbei. Wir haben es nicht mehr mit einem homogenen Menschentyp<br />

zu tun.<br />

Eine arbeitsteilige Zusammenarbeit in pastoralen Teams eröffnet die Möglichkeit, Menschen in ihren unterschiedlichsten<br />

Lebenslagen und sozialen Kontexten gezielter anzusprechen. Gottesdienste und liturgische Feiern,<br />

die Menschen inspirieren wollen, müssen deren Lebensgefühl ansprechen.<br />

Eine lebensweltorientierte <strong>Seelsorge</strong> braucht grössere Einzugsbereiche, in denen potenziell genügend Menschen<br />

eines Lebensstilmusters leben, für die der christliche Glaube einen sinngebenden Bezugspunkt für ihre eigene<br />

Lebenswelt abgeben könnte.<br />

Arbeitsteilige Zusammenarbeit soll Kräfte frei machen für eine missionarische Offensive. Mit ihr wird eine andere<br />

Optik in der pastoralen Arbeit angestrebt. <strong>St</strong>att krankhaft und defensiv das Augenmerk darauf zu richten, den<br />

Rückgang der kirchlichen Beteiligung in den Pfarreien zu stoppen, richtet sich der Blick darauf, jenen 80% bis<br />

90 % der Kirchenmitglieder nachzuspüren, die ausserhalb des pfarreilichen Gemeindelebens stehen und nach<br />

einer neuen spirituellen Qualität in ihrem Leben suchen und sich mit der Banalität unserer Gesellschaftskultur<br />

nicht abfinden wollen.<br />

Mit der Förderung und Entwicklung einer arbeitsteiligen Zusammenarbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> sollen möglichst<br />

gute Rahmenbedingungen und die erforderlichen Potenziale geschaffen werden, die es den <strong>Seelsorge</strong>r(innen)<br />

50


ermöglichen sollen, die lebenskundliche Deutungskompetenz der Kirche, ihre Lehre und Verkündigung auf die<br />

Vielfalt der Lebenskontexte hin bestmöglich zur Entfaltung zu bringen. In der kirchlichen Arbeit, in der Liturgie,<br />

Verkündigung und im diakonischen Engagement müssen die Menschen wieder stärker das Gefühl gewinnen,<br />

dass sie vorkommen mit ihrem eigenen Erleben und ihren eigenen Fragen. Für eine differenzierte, lebenssituationsbezogene<br />

kirchliche Arbeit bietet die arbeitsteilige Zusammenarbeit grössere Chancen als die traditionell<br />

pfarreibezogene Arbeit.<br />

8 Profilbildung der Pfarreien<br />

Eine der Antworten auf die Vervielfältigung der Lebenslagen und Lebensmilieus lautet: Profilbildung der<br />

Pfarreien. Die eine Pfarrei sucht ein konsequentes Zusammenleben und Miteinander der Konfessionen, während<br />

die nächste ihr Profil in meditativen Angeboten findet, eine andere pflegt die sozialcaritative<br />

Arbeit oder sucht wegen des hohen Anteils an Ausländer(innen) eine<br />

multikulturelle Ausrichtung und wieder eine andere setzt vielleicht den Schwerpunkt<br />

auf Kirchenmusik oder will für alle jene da sein, die eine anspruchsvollere Auseinandersetzung<br />

mit dem christlichen Glauben suchen usw. Die Profilbildung führt zu<br />

einer stärkeren Wanderbewegung zwischen den Pfarreien<br />

In <strong>St</strong>ädten muss heute über die Pfarreien hinaus viel grossräumiger und mit weiteren<br />

Horizonten pastoral gedacht werden. Wir müssen uns fragen, ob personell und<br />

thematisch genügend Schwerpunkte mit verschiedensten geistlich-pastoralen<br />

Profilen gesetzt werden. Die Kirche könnte wieder vermehrt erfahren werden als ein<br />

Netz christlicher Begegnungsorte, wodurch der voranschreitenden Überalterung<br />

und Verengungen in den Pfarreien begegnet werden könnte. Wir müssen damit<br />

rechnen, dass immer mehr Menschen, denen der Glaube noch einen gewissen<br />

Einsatz an Zeit, Beweglichkeit und Engagement Wert ist, bevorzugt dort hingehen,<br />

wo ihre Suche nach erlebbarer Gemeinschaft und guter spiritueller Nahrung erfüllt<br />

wird. Zu denken wäre an Pfarreien mit gut gestalteten Familiengottesdiensten, mit einer anspruchsvollen und<br />

liebevoll gepflegten Erwachsenenliturgie (gerade was die Musik, Gebetstexte, Predigt anbelangt), mit traditioneller<br />

katholischer Frömmigkeit, mit Heilgottesdiensten, mit künstlerischen sozialen oder politischen Akzentsetzungen.<br />

Solche Pfarreien können Anziehungspunkte weit über die Pfarreigrenzen hinaus sein.<br />

Dies bedeutet eine grosse Herausforderung. Besitzstandsdenken und eine pfarreizentrierte Arbeitsweise müssen<br />

aufgegeben werden, die Vorstellung, auf noch so kleiner Flamme in jeder Pfarrei alle gewohnten pastoralen<br />

Menüs anzubieten.<br />

9 Ein Netz von Begegnungen und Bindungen<br />

Soziale Beziehungen und Kontaktnetze werden heute individuell hergestellt, erhalten und immer wieder geknüpft.<br />

Ein filigranes Netz von Beziehungen, Bindungen halten das kirchliche Leben zusammen. Auf diesem verzweigten<br />

System von Bändern werden Ideen, Vorstellungen und Lebensbilder transportiert. Gelegentlich kommt es in<br />

diesem Netzwerk von Bindungen und Beziehungen zur Bildung festerer Knoten und kirchlicher Beheimatungen.<br />

Eine der wichtigsten Knotenpunkte im Beziehungsnetz der Kirche werden auch in Zukunft die christlichen<br />

Gemeinden vor Ort sein.<br />

Dem Gedanken der Kirche als Netzwerk kommt innovative Bedeutung zu. Er ermöglicht, die lebensweltliche<br />

Vielfalt aufzugreifen und in die pastorale Arbeit einzubeziehen. Die Entfaltungsvielfalt der Indiviuen inem sozialen<br />

Lebenraum wird ernst genommen. Die Entdeckung, Förderung und Vernetzung der gegebenen Vielfalt in einem<br />

sozialen Lebensraum wird in der künftigen <strong>Seelsorge</strong> zu einer vorrangigen Aufgabe.<br />

Die Denkform des Netzwerkes<br />

S lenkt den Blick auf die Vernetzung der unterschiedlichen Fähigkeiten und Charismen in der Kirche<br />

S betont die Bedeutung der unterschiedlichen Formen christlicher Gemeindebildung<br />

S zielt auf Austauschprozesse zwischen vielfältigen Ausgestaltungsformen von Christsein<br />

S will Vielfalt in differenzierte Einheit zusammenführen<br />

S ermöglicht optimale Entfaltungsmöglichkeiten für unterschiedliche christliche Lebenspraxis<br />

S<br />

bring eine neue Aufmerksamkeit für Themen und Kontexte, in denen Menschen die Frage nach dem<br />

Sinn des Lebens stellen<br />

10 Ökumenische Zusammenarbeit<br />

51


Mit der evangelischen Kirche des Kantons <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> verbindet uns das Motto, das sie ihrem Leitbild voranstellt:<br />

offen für Gott und die Menschen. Bei allen theologischen Differenzen geht es beiden Kirchen darum, den<br />

Menschen Gottes Botschaft als lebenseröffnend zu vermitteln. Die Kernaussage auf diesem Hintergrund lautet:<br />

ökumenische Kooperation ist die Norm, Alleingang die Abweichung.<br />

Die Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins kann im Umgang mit den Kirchenmitgliedern nicht einfach<br />

übergangen werden. Viele Christinnen und Christen fühlen sich heute nicht mehr ausschliesslich einer Konfession<br />

verpflichtet, sondern stehen der eigenen Tradition in ähnlicher kritischer Offenheit gegenüber wie derjenigen,<br />

die sie durch den Ehepartner oder andere nahestehende Menschen kennegelernt haben. Das einst so klare<br />

“entweder/oder” zwischen den Konfessionen ist für viele Menschen zu einem vorsichtigen “sowohl/als auch”<br />

geworden.<br />

Ohne Ökumene keine Zukunft für die Kirchen. Wenn Jesus Christus das eine Fundament bildet, das alle<br />

Christen vereint, dann können und dürfen wir die Spaltung der einen Kirche Jesu Christi nicht selbstzufrieden<br />

hinnehmen.<br />

Es gilt, konfessionelle Unterschiede als Reichtum der je eigenen Tradition wahrzunehmen; noch stärker ist jedoch<br />

das Gemeinsame zu betonen: der eine Glaube und die eine Taufe. Als Kirche sind wir herausgefordert, durch<br />

ökumenische Ausstrahlung ein Gegengewicht zur Zersplitterung in der Welt zu setzen.<br />

In unserem kirchlichen Alltag denken wir oft zuerst an die eigene Arbeit in unserer Kirche, erst dann geht es um<br />

die Frage, wie Ökumene zu gestalten sei. Es ist ein Umdenken nötig, das unserem ökumenischen Alltag neue<br />

Energien verleihen könnte. Wir sollten uns vermehrt fragen, warum wir etwas nicht gemeinsam mit unseren<br />

Schwesternkirchen unternehmen. Wenn wir uns in bestimmten Dingen noch für ein getrenntes Vorgehen<br />

entscheiden, müsste das begründet werden.<br />

52


F<br />

Errichtung von überpfarreilichen Pastoralteams<br />

Boden unter den Füssen gewinnt die Kirche nur mit mutigen, einschneidenden Schritten in die Zukunft. Wichtig<br />

dabei ist es, klare Zielvorstellungen vor Augen zu haben, die den Aufbruch in die Zukunft Schritt für Schritt leiten<br />

sollen. Was einst blühen soll, muss Zeit zum Wachsen haben.<br />

Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” sollen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden,<br />

sich auf den Weg in die Zukunft aufzumachen. Veränderungsschritte lassen sich nicht “von oben” verordnen,<br />

sondern müssen “von unten” wachsen. Den Ausgangspunkt bildet das schöpferische Potential der Gegenwart.<br />

Bloss graduelle Verbesserungen des Bestehenden reichen dabei nicht aus. Grundlegende Veränderungsschritte<br />

müssen getan werden. Die im Folgenden genannten Leitziele skizzieren die Richtung, in welche diese Änderungsschritte<br />

im Rahmen des Projektes “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>r” in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zu gehen<br />

hätten.<br />

1 Mehrwert durch arbeitsteilige Zusammenarbeit in Pastoralteams<br />

Die wesentlichste und wichtigste Zielsetzung ist die Etablierung arbeitsteiliger pastoraler Teams in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<br />

<strong>Gallen</strong>. Der Zusammenarbeit zwischen den <strong>Seelsorge</strong>r(innen) kommt im Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong><br />

<strong>Seelsorge</strong>” eine Schlüsselrolle zu.<br />

Im Zentrum der Bemühungen um eine neues <strong>Seelsorge</strong>konzept in die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> stehen nicht strukturelle<br />

Veränderungen wie die Zusammenführung mehrerer Pfarreien zu einer ‘<strong>Seelsorge</strong>einheit‘, sondern die Förderung,<br />

der Aufbau und die Pflege intensiverer Zusammenarbeit unter den pastoralen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Darauf haben sich die Anstrengungen in den nächsten Jahren zu konzentrieren.<br />

Aus der intensiveren Teamarbeit wird sich zeigen müssen, wie gross letztendlich die territoriale Wirkungsraum<br />

sein muss, in dem arbeitsteilige Zusammenarbeit Sinn macht. Zukunftsentscheidend wird sein, wieweit Teamarbeit<br />

unter den <strong>Seelsorge</strong>r(innen) gelingt. Die endgültige Grösse des territorialen Verantwortungsbereichs<br />

entwickelt sich aus dieser Teamarbeit.<br />

Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) müssen davon überzeugt sein, dass über arbeitsteilige Zusammenarbeit Mehrwert erzeugt<br />

wird. Der Gewinn für die Kirchenmitglieder wie auch für die Mitarbeiter(innen) muss grösser sein, als wenn<br />

jede(r) einzelne <strong>Seelsorge</strong>r(in) für sich arbeitet.<br />

Eine solche Zielsetzung macht nur Sinn, wenn von einer arbeitsteiligen Teamarbeit erwartet werden kann, dass<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

sie den Anforderungen einer veränderten Umwelt gerechter wird<br />

sich die Qualität der pastoralen Dienstleistungen verbessert<br />

sie zu Synergieeffekten und Entlastungen der pastoralen Mitarbeiter(innen) führt<br />

sich die berufliche Zufriedenheit durch gegenseitige Unterstützung, Inspiration und Erfahrungsaustausch<br />

erhöht<br />

sie die gemeinsame Verantwortung des kirchlichen Personals stärkt<br />

die Fähigkeiten der einzelnen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) besser zum Zuge kommen<br />

die Menschen in ihrer sehr unterschiedlichen Lebenslagen gezielter angesprochen werden können.<br />

2 Gemeinsame Verantwortung für mehrere Pfarreien in ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />

Der Verantwortungsbereich der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) weitet sich über die Pfarrei hinaus auf mehrere Pfarreien. Der<br />

Verantwortungsbereich mehrere <strong>Seelsorge</strong>r heisst nach den Richtlinien des Bistums ‘<strong>Seelsorge</strong>einheit’. Als<br />

Kernelemente der Aufgaben auf der Ebene der <strong>Seelsorge</strong>einheiten können genannt werden:<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

Leistung der pastoralen Grunddienste, wie sie in Abschnitt E 5 beschrieben werden<br />

gemeinsame Verantwortung aller <strong>Seelsorge</strong>r(innen) für die Menschen in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />

Wahrnehmung der gemeinsamen Verantwortung über konsequente Arbeitsteilung nach Arbeitsfeldern<br />

zentrale Übernahme der Verantwortung für das zugewiesene Arbeitsfeld in allen Pfarreien<br />

53


S religiös-spirituelle Profilbildung in den Pfarreien (Abschnitt E 8)<br />

Die <strong>Seelsorge</strong>einheit wird zur prioritären pastoralen Leistungseebene. Eine Gruppe von <strong>Seelsorge</strong>rn übernimmt<br />

in arbeitsteiliger Zusammenarbeit unter der Leitung eines Teammitgliedes die pastorale Arbeit für eine grösseren<br />

territorialen Lebensraum. Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) wirken je nach Zuständigkeit in allen angeschlossenen Pfarreien.<br />

Sie werden nicht mehr für die Arbeit in einer Pfarrei bestellt, sondern für einen fest umschriebenen pastoralen<br />

Raum mit klar festgeschriebenen Zuständigkeiten.<br />

<strong>Seelsorge</strong> ist in starkem Masse personengebunden. Je mehr <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in einer Pfarrei wirken, desto<br />

grösser wird die Chance, einer/einem <strong>Seelsorge</strong>r(in) zu begegnen, zu der/dem man eine persönliche Beziehung<br />

findet.<br />

Die <strong>Seelsorge</strong>einheit ist der Aktionsraum eines <strong>Seelsorge</strong>teams. Die zusammengeschlossenen Pfarreien müssen<br />

von der Zusammensetzung der Bevölkerung her keine homogene Einheit bilden mit relativ engem Kommunikationsnetz.<br />

Gemeinsame Veranstaltungen und Anlässe für alle Kirchenangehörigen in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />

werden eher die Ausnahme sein. Hingegen wird in einzelnen Fällen zu überlegen sein, ob pastorale Dienste für<br />

Menschen in weniger alltäglichen Lebenssituationen für die jeweilige Personengruppe gemeinsam oder dezentral<br />

anzubieten wären.<br />

Die wichtigsten konstituierenden Elemente pastoraler Zusammenarbeit in <strong>Seelsorge</strong>einheiten werden im<br />

Leitfaden des Bistums ausgeführt.<br />

3 Gliederung der <strong>Seelsorge</strong> nach Arbeitsfeldern<br />

Die Schaffung von pastoralen Teams hat zum Ziel, dass die Teammitglieder untereinander die Aufgaben<br />

aufteilen und schwerpunktmässig für einzelne pastorale Teilbereiche die Verantwortung in mehreren Pfarreien<br />

übernehmen. Arbeitsteilige Zusammenarbeit beinhaltet nicht ein Zusammenwirken von Personen, die alle das<br />

Gleiche machen, sondern von Personen mit unterschiedlichen Fachkompetenzen.<br />

Das Anforderungsprofil für die Pfarrer, Pfarreibeauftragten, Pastoralassistent(inn)en als pastorale “Allrounder”<br />

ist äusserst vielfältig. Sie sollen alles machen: die Kinder lehren, Taufgespräche führen, Kranken beistehen,<br />

predigen, Veranstaltungen organisieren, mit Ausgetretenen das Gespräch suchen, Kontakt- und Beziehungsarbeit<br />

leisten, verschiedenen Frömmigkeitsstilen gerecht werden, zielgruppenorientierte Gottesdienste halten,<br />

ehrenamtliche Mitarbeit fördern, Gruppen leiten usw. Das Zeitinventar zeigt, das alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen) der <strong>St</strong>adt<br />

erstellten (vgl. dazu die Dokumentation “Analyse der Zeitbudgets von <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

im Rahmen des Projektes ‘<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>’ LOS”), dass etliche <strong>Seelsorge</strong>r(innen) sich kaum<br />

einen freien Tag gönnen. Permanente Überbeanspruchung kann die Folge sein.<br />

Als erste Aufgabe steht in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit die Aufgliederung der pastoralen Dienste nach Arbeitsfeldern<br />

an. Grundlage für diese Aufteilung bildet der Aufgabenkatalog, wie er für die Erfassung der Arbeitszeiten<br />

verwendet wurde. Aus dem Zeitinventar ergeben sich die zeitlichen Aufwendungen für die jeweiligen Arbeitsfelder.<br />

Jede/jeder <strong>Seelsorge</strong>r(in) erhält eine Umschreibung der Leistungen, die von Ihr/ihm erwartet werden. Der<br />

Aufgabenbeschrieb ist integrierter Bestandteil der Anstellung.<br />

Eine Schwierigkeit besteht darin, eine Balance zu finden zwischen dem bisherigen <strong>Seelsorge</strong>rtyp mit seiner<br />

vielfältigen Aufgabenstellung und der Ausgliederung von pastoralen Handlungsfeldern zu eigenständigen<br />

spezialisierten <strong>Seelsorge</strong>sparten. Die Errichtung von <strong>Seelsorge</strong>teams ermöglicht eine weitergehendere Auffächerung<br />

der pastoralen Dienste als wie bisher üblich. Wieweit die Arbeitsteilung in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />

gehen soll, wird in jeder <strong>Seelsorge</strong>einheit unter den beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n eigens auszuhandeln sein.<br />

Neben den Berufsfeldern Jugendarbeit, Katechese und Sozialdienst, die schon heute von speziell ausgebildeten<br />

Mitarbeiter(innen) wahrgenommen werden, liessen sich in den pastoralen Teams folgende Arbeitsschwerpunkte<br />

für die einzelnen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) denken:<br />

S<br />

S<br />

S<br />

religiöse Kindererziehung im Vorschulalter und pastorale Begleitung von Eltern mit Kleinkindern, miteingeschlossen<br />

die Taufpastoral bis zur Erstkommunion, Pflege familiärer Religiosität<br />

Projekt Firmung<br />

Ehevorbereitung, Ehepastoral, Trauung, Verarbeitung von Partnerschaftsproblemen, Beziehungsarbeit in<br />

der Ehe<br />

54


S Pastoral in der dritten Lebensphase: Seniorenarbeit, <strong>St</strong>erbebegleitung, Trauerverarbeitung, Arbeit in<br />

Betagtenheimen<br />

S Krankenseelsorge: Krankenbesuche, -kommunion, -salbung<br />

S Kinder im schulpflichtigen Alter: Zusammenarbeit mit den Katechet(inn)en, Blauring/Jungwacht, Pfadi,<br />

Mini-Präsesarbeit, Projektarbeit mit schulpflichtigen Kindern<br />

S Mitarbeit in der Erwachsenenbildung<br />

S Öffentlichkeitsarbeit: Organisation von Anlässen, Werbung für kirchliche Veranstaltungen, grafische<br />

Gestaltung von Informationsmaterial, Berichterstattung in den Medien<br />

S Umgang mit Ausgetretenen<br />

S Professionelle Betreuung von freiwilligen Mitarbeiter(inne)n<br />

S Gemeindeaufbau: gesellige Anlässe, Wallfahrten, Treffpunkte, Vernetzung mit der Quartierarbeit,<br />

Kontaktpflege<br />

S Ökumenische Zusammenarbeit: Pflege der Kontakte mit den<br />

Mitarbeitenden in der evangelischen Kirche<br />

Jedes Pastoralteam wird die Balance finden müssen zwischen der<br />

territorialen und funktionalen Aufteilung der pastoralen Arbeit, zwischen<br />

den Pfarreibeauftragten und pastoralen Fachkräften, zwischen<br />

den pastoralen Grunddiensten und dem Eigenprofil der angeschlossenen<br />

Pfarreien.<br />

Jeder Pfarrei wird im Pastoralteam im Einvernehmen mit dem Pfarreirat<br />

ein Pfarreibeauftragter zugeteilt. Seine Aufgabe besteht insbesondere<br />

darin,<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

für den Zusammenhalt und ein gutes Klima in der Pfarrei zu<br />

sorgen<br />

ein offenes Ohr zu haben für die Anliegen der Pfarreiangehörigen<br />

als primäre Ansprechperson für die Pfarreimitglieder zu wirken<br />

die Interessen der Pfarrei im <strong>Seelsorge</strong>team wahrzunehmen<br />

dem Pfarreirat zur Seite zu stehen<br />

die Anliegen des Pastoralteams in die Pfarreiarbeit einzubringen<br />

Eine weitere Fragestellung, die im Zusammenhang mit der Arbeitsteilung in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten angesprochen<br />

werden muss, ist das Verhältnis zwischen professioneller und ehrenamtlicher Arbeit. Wieweit hat sich in<br />

Zukunft das Profil des <strong>Seelsorge</strong>berufes in Richtung auf die Begleitung und Animation von Freiwilligenarbeit hin<br />

zu entwickeln? (Vgl. dazu Abschnitt H 4/5)<br />

In Anbetracht der bescheidenen Zahl von Priestern gehört zu den zentralen Koordinationsleistungen der<br />

<strong>Seelsorge</strong>einheiten die Abstimmung des Gottesdienstangebotes.<br />

Ein(e) <strong>Seelsorge</strong>r(in) übernimmt die Verpflichtung zur Moderation der Zusammenarbeit in der <strong>Seelsorge</strong>einheit.<br />

Die/der Teamleiter(in) wird auf Vorschlag des Teams vom Bischof ernannt. Ihre/Seine Arbeit wird es sein, die<br />

Kooperationsformen unter den <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n auszuhandeln und verbindlich zu regeln. Er sorgt für die<br />

Einhaltung der eingegangenen Verbindlichkeiten. Je nach Fähigkeiten und Kompetenzen des <strong>Seelsorge</strong>personals<br />

wird die Zusammenarbeit unterschiedlich nach <strong>Seelsorge</strong>einheiten auszugestalten sein. Entscheidend ist, dass<br />

darin jede(r) einzelne(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) ihr/sein Können zur Entfaltung bringen kann und aus der Zusammenarbeit<br />

Inspirationen erhält für seinen ihr/ihm anvertrauten Arbeitsbereich. Bringt die Zusammenarbeit keinen Mehrwert<br />

für jede(n) einzelne(n) <strong>Seelsorge</strong>r(in), wird sie als lästige Mehrbelastung empfunden und gelangt nicht zur<br />

Entfaltung.<br />

4 Grösse der Pastoralteams<br />

Jede <strong>Seelsorge</strong>einheit muss aus einer Mindestzahl von <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bestehen, soll eine arbeitsteilige<br />

Zusammenarbeit Sinn machen. Eine Teamgrösse um die 6-10 Personen hat sich nach bisherigen Erfahrungen<br />

als günstig erwiesen. <strong>Seelsorge</strong>einheiten mit mehr als einem Priester sind weniger krisenanfällig. Nach Aussage<br />

des Personalamtes werden der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in Zukunft nicht mehr als 3-4 voll einsatzfähige<br />

Priester zur Verfügung stehen.<br />

55


Zur Zeit fallen 872 Katholik(inn)en auf eine/einen <strong>Seelsorge</strong>r(in) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, die nebenamtlichen<br />

Katechet(inn)en mitgezählt. Die Anzahl Katholik(inn)en pro <strong>Seelsorge</strong>r(in) hat sich in den beiden letzten Jahrzehnten<br />

sukzessive verringert. 1980 fielen auf eine/einen <strong>Seelsorge</strong>r(in) 1028 Katholik(inn)en .<br />

Folgende Argumente sprechen dafür, in Zukunft von einer/einem <strong>Seelsorge</strong>r(in) auf rund 1000-1200 Katholik(inn)en<br />

auszugehen:<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

Im Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> fallen schätzungsweise zwischen 1200 und 1300 Katholik(inn)en auf eine/einen<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(in). Die nebenamtlichen Katechet(inn)en sind dabei nicht mitgerechnet.<br />

Die Zusammenarbeit in <strong>Seelsorge</strong>einheiten bewirkt eine effizientere Arbeitsweise und damit Arbeitsentlastung.<br />

Die Nachfrage nach kirchlichen Diensten wird weiter nachlassen.<br />

Die pastorale Arbeit wird wirkungsorientiert angelegt. Dienste, die nicht die erwartete Wirkung erbringen,<br />

werden zur Disposition gestellt.<br />

Die Kirchgemeinde wird mit geringeren finanziellen Mitteln zurechtkommen müssen.<br />

Über eine Erhöhung der Katholik(inn)enzahl pro <strong>Seelsorge</strong>r(in) werden Mittel frei für gesamtstädtische<br />

pastorale Projekte.<br />

Der Bericht “Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> 1990” aus dem Jahre 1973 rechnete damals mit 1000 Katholik(inn)en pro<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(in) in der Basisseelsorge. Mit der gleichen Anzahl Personen je <strong>Seelsorge</strong>r(in) rechnet zum Beispiel<br />

auch die Personalplanung der reformierten Kirche im Kanton Graubünden Sie wird als “Ideale Grösse” für ein<br />

Pfarramt erachtet (Reformierte Presse 2003, Nr, 22)<br />

5 Anzahl der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Die Zahl der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ hängt wesentlich von der Grösse der pastoralen Teams, der Ausdifferenzierung<br />

der pastoralen Arbeitsfelder und der Zahl der zur Verfügung stehenden Priester ab. Als weitere<br />

Kriterien können genannt werden: Einzugsbereich von Schulkreisen, Berücksichtigung von Zentrumsbildungen<br />

mit ihrem Einzugsbereich, Pfarreizugehörigkeit eines Quartiers vor der eigenen Pfarreigründung, geographisch<br />

geschlossenes Gebiet, gute verkehrstechnische Erschliessung. Sozial-kulturelle Ausgeglichenheit erleichtert das<br />

Zusammenwirken, historische Animositäten zwischen Quartieren erschweren sie.<br />

Die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> liegt in einem von Nordosten nach Südwesten sich erstreckenden Hochtal. Sie bildet ein<br />

schmales Siedlungsband über eine Länge von 11,8 km. In Anlehnung an die Topographie der <strong>St</strong>adt kennt die<br />

Kirchgemeinde seit jeher eine Einteilung der Pfarreien in drei Kreise: Ost, Zentrum, West. Nach diesem<br />

Kreismodell liesse sich auch die Errichtung der <strong>Seelsorge</strong>einheiten vornehmen.<br />

Die Zahl der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und Katholik(inn)en in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> legt eine Zusammenführung der 11<br />

Pfarreien zu drei <strong>Seelsorge</strong>einheiten nahe. Welche Pfarreien zusammen eine <strong>Seelsorge</strong>einheit bilden sollen,<br />

muss erst noch in Abwägung aller vorgebrachten Argumente endgültig entschieden werden. Mehrere Varianten<br />

sind zur Zeit im Gespräch. Welche Zuteilung auch immer vorgenommen wird, es gilt darauf zu achten,<br />

Pastoralteams mit einer ausreichenden Zahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu schaffen und grosse<br />

Unterschiede in der Katholikenzahl zu vermeiden.<br />

Aus der nachfolgenden Tabelle wird modellhaft ersichtlich, welche Auswirkungen eine Gruppierung der<br />

Pfarreien in drei Einheiten auf die zukünftige Grösse der Pastoralteams und die Zahl der dazugehörenden<br />

Katholik(inn)en hat. Je nach der endgültigen Zuordnung der Pfarreien zu einer der drei <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

variiert die Zahl der Katholik(innen) und Teammitglieder.<br />

56


Pastoralkreise (<strong>Seelsorge</strong>einheiten) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Pastoralkreise<br />

Pfarreien<br />

Katholiken<br />

2002<br />

Katholiken<br />

2010<br />

pro 1000<br />

Katholiken<br />

pro 1200<br />

Katholiken<br />

Zentrum<br />

Dom<br />

<strong>St</strong>. Georgen<br />

Riethüsli<br />

Rotmonten<br />

53281<br />

1913<br />

1233<br />

1325<br />

9799<br />

4316 -19 %<br />

1894 - 1 %<br />

1085 -12 %<br />

1206 - 9 %<br />

8501<br />

6,8 <strong>Seelsorge</strong>r<br />

1,7 nebenamtl.<br />

Katecheten<br />

5,7 <strong>Seelsorge</strong>r<br />

1,4 nebenamtl.<br />

Katecheten<br />

Ost<br />

<strong>St</strong>. Fiden<br />

Neudorf<br />

Halden<br />

Heiligkreuz<br />

2547<br />

3594<br />

1971<br />

3948<br />

12060<br />

1859 -27 %<br />

3306 - 8 %<br />

1675 -15 %<br />

3434 -13 %<br />

10274<br />

8,2 <strong>Seelsorge</strong>r<br />

2,1 nebenamtl.<br />

Katecheten<br />

6,8 <strong>Seelsorge</strong>r<br />

1,8 nebenamtl.<br />

Katecheten<br />

West<br />

Otmar<br />

Bruggen<br />

Winkeln<br />

5722<br />

3943<br />

1915<br />

11580<br />

4749 -17 %<br />

3588 - 9 %<br />

1742 - 9 %<br />

10079<br />

8,1 <strong>Seelsorge</strong>r<br />

2 nebenamtl.<br />

Katecheten<br />

6,7 <strong>Seelsorge</strong>r<br />

1,6 nebenamtl.<br />

Katecheten<br />

6 Sanfter Einstieg in die pastorale Kooperation<br />

Der Weg der Pfarreien hin zu überpfarreilicher Zusammenarbeit kann nicht von heute auf morgen zurückgelegt<br />

werden. Es ist ein Prozess, der sich in Phasen entwickelt. Eine erste Phase zu Beginn könnte die Zusammenarbeit<br />

nach dem Modell “Lose Kooperation” sein. Überall dort, wo noch keine überpfarreiliche Zusammenarbeit in der<br />

<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> besteht, könnte dieses Modell den Einstieg in eine kooperative <strong>Seelsorge</strong> erleichtern. Man wird<br />

sich aber stets vor Augen haben müssen, dass die pastorale Kooperation innerhalb einer festgesetzten Zeit<br />

darüber hinaus gehen muss.<br />

Die Errichtung von ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ kann in der <strong>St</strong>adt. <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> nicht nahtlos an bestehende Kooperationsformen<br />

im Sinne der bisherigen ‘<strong>Seelsorge</strong>verbände’ anknüpfen. Etliche Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> kennen<br />

nur eine sehr bescheidene oder überhaupt keine Kooperation mit anderen Pfarreien. Von daher kann es sich<br />

nahelegen, den Weg zu intensiverer Kooperation vorerst über Formen von loserer Zusammenarbeit zu suchen.<br />

57


Sukzessive werden <strong>St</strong>rukturelemente der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ in die Zusammenarbeit eingebaut. Das Modell<br />

‘Lose Kooperation’würde gleichsam eine Einführungsphase in eine intensivere und verbindlichere Art der<br />

Kooperation darstellen. Das Modell ‘Lose Kooperation’ würde in diesem Sinne eine erste <strong>St</strong>ufe auf dem Weg zu<br />

einer arbeitsteiligen <strong>Seelsorge</strong> bedeuten.<br />

Der <strong>Seelsorge</strong>einheit setzt sich in einer ersten zeitlich beschränkten Phase aus selbständigen und eigenverantwortlichen<br />

Pfarreien zusammen. Der Zusammenschluss hätte in einer ersten Phase zum Ziel:<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

einen Priester miteinander zu teilen<br />

sporadische gegenseitige Dienste: z. B. Kanzeltausch<br />

gelegentlich gemeinsame Planung von pastoralen Projekten, z.B. musikalische Umrahmung von<br />

Gottesdiensten, Erstkommunion, Firmung<br />

gegenseitige Hilfe in Notfällen, Ferienvertretung<br />

Erfahrungsaustausch, gegenseitige <strong>St</strong>ützung in der Arbeit<br />

Abstimmung der Gottesdienstzeiten<br />

Begegnungen zwischen den Pfarreiräten<br />

gegenseitige Bekanntmachung und Einladung zu Pfarreianlässen<br />

Bestimmend für die Arbeit nach dem Modell ‘Lose Kooperation’ bleib für eine befristete Zeit die Selbstversorgung<br />

der Pfarreien. Im Verlaufe der Zeit werden immer mehr Aufgaben in die gemeinsame Verantwortung der<br />

Pastoralteams übernommen. Eine arbeitsteilige Zusammenarbeit im Pastoralteam wird Schritt für Schritt<br />

eingeübt.<br />

Die Zusammenarbeit nach dem Modell “Lose Kooperation” hat eher lockeren Charakter, ohne schriftliche<br />

Vereinbarungen und ausformulierter Aufgabenteilung. Sie ist wenig verbindlich geregelt. Zusammenarbeit<br />

basiert in starkem Masse auf der Kooperationswilligkeit und -fähigkeit der beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(innen).<br />

Als Grundperspektive für die Zusammenarbeit nach dem Modell ‘Lockere Kooperation’ gilt: einander als<br />

selbständige Pfarreien annehmen und je nach Persönlichkeitsprofil und persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben<br />

der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) miteinander wirksam werden.<br />

7 Schaffung von “Pastoralen Kompetenzzentren” als weiterer Schritt in<br />

der überpfarreilichen Kooperation<br />

Ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit über das LOS-Projekt hinaus würde die Errichtung von pastoralen<br />

“Kompetenzzentren” bedeuten, von denen aus die gesamte Arbeit in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit geplant, koordiniert<br />

und geleistet wird. Für die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> würde dies die Führung von 3-4 pastoralen Zentren bedeuten. Die<br />

<strong>St</strong>ärken und Schwächen von solchen Kirchenzentren wäre sorgfältig abzuwägen.<br />

Alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bilden an einem Ort eine Arbeitsgemeinschaft. Ein für alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen) gemeinsamer<br />

Arbeitsort erleichtert in entscheidendem Masse die gegenseitige Information, Kommunikation und Abstimmung<br />

der Arbeit sowie die Errichtung einer leistungsfähigen Administration. Besprechungen untereinander lassen sich<br />

jederzeit arrangieren. Die täglichen Kontakte untereinander tragen wesentlich zur Teambildung bei. Eine solche<br />

Bürogemeinschaft schliesst nicht aus, dass die “Pfarreibeauftragten” zusätzlich vor Ort ein Sprechzimmer zur<br />

Verfügung und an ihrem Wirkungsort ihren Wohnsitz haben.<br />

Weitere administrative Erleichterungen würden sich ergeben, wenn alle Pfarreien in der <strong>Seelsorge</strong>einheit zur<br />

einer einzigen Grosspfarrei zusammengeschlossen werden. Die bisherigen Pfarreien würden zu territorialen<br />

Untereinheiten einer Grosspfarrei, in der Christen vor Ort Gemeinde bilden. Gemeindebildung vor Ort bedingt<br />

nicht notwendigerweise die administrative Selbstständigkeit einer Pfarrei.<br />

58


G<br />

Kooperation auf <strong>St</strong>adtebene<br />

1 Aufgaben auf <strong>St</strong>adtebene<br />

Die <strong>St</strong>adt bildet die nächst höhere Ebene der pastoralen Kooperation. Geht es auf der Ebene der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />

um eine wirksame und effiziente Wahrnehmung der pastoralen Grunddienste und die Profilbildung in<br />

den Pfarreien, stehen auf <strong>St</strong>adtebene die folgenden Aufgaben an:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Planung und Abstimmung der gesamten kirchlichen Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

Kooperation zwischen den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

Koordination der Profilbildung in den Pfarreien<br />

Betreuung, Begleitung und Controlling des kirchlichen Personals<br />

Leistung der pastoralen gesamtstädtischen Dienste<br />

Projektierung und Durchführung von religiösen Events in der <strong>St</strong>adt<br />

Qualitätssicherung des pastoralen Angebotes<br />

2 Kirchliche Führung auf <strong>St</strong>adtebene<br />

Die Leiter der <strong>Seelsorge</strong>einheiten bilden mit dem ‘städtischen Pastoralleiter’ das Führungsteam der <strong>Seelsorge</strong> in<br />

der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Diesem Führungsteam obliegt die Wahrnehmung der oben aufgeführten Aufgaben.<br />

Der ‘städtische Pastoralleiter’ nimmt vollzeitlich seine Aufgaben wahr. Bereits der Bericht “Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

1990" aus dem Jahre 1973 sah zwei halbe <strong>St</strong>ellen für die <strong>Dekanat</strong>sleitung vor. Ihm obliegt insbesondere die<br />

Personalführung, <strong>St</strong>ellenbesetzung, die Koordination zwischen den <strong>Seelsorge</strong>einheiten, die Konzeptualisierung<br />

der städtischen Dienstleistungen, die Qualitätssicherung des pastoralen Angebotes. Kommt es zur Anstellung<br />

eines ‘städtischen Pastoralleiters, muss dessen Aufgaben und Kompetenzen mit der Verantwortlichkeiten des<br />

Dekans abgestimmt werden.<br />

Neben der planerischen nimmt der ‘städtische Pastoralleiter’ eine andere, weniger offensichtliche, eher latente<br />

und dennoch äusserst wichtige und wirksame symbolische Führung wahr. Von ihm müssen die kirchlichen<br />

Mitarbeiter(innen) sagen können: “Wir haben volles Vertrauen in ihn”; “Er hat eine Zukunftsvision, die uns<br />

anspornt”; “Er ermöglicht uns, alte Probleme in neuem Licht zu sehen”; “Er berät, fördert und unterstützt uns,<br />

falls es notwendig ist”.<br />

3 Vier pastorale Leistungseinheiten<br />

3.1 Zusammenarbeit der Verantwortlichen für bestimmte Aufgabenfelder<br />

in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

Die Verantwortlichen für einzelne pastorale Arbeitsfelder in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten bilden auf <strong>St</strong>adtebene eine<br />

Arbeitsgemeinschaft. Sie dienen der gegenseitigen Information, dem Meinungsaustausches und der gegenseitigen<br />

Beratung und Hilfe. Sie arbeiten für ihren Arbeitsbereich Qualitätsstandards aus, die in allen <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

gelten sollen. Die Durchführung pastoraler Projekte wie z.B. die Firmung, Erstkommunion, religiöse<br />

Begleitung von Eltern mit Kleinkindern, werden gemeinsam geplant. Sie überlegen untereinander, welche<br />

Dienste oder Veranstaltungen in ihrem Arbeitsbereich auf welcher Handlungsebene anzubieten wären. Als<br />

exemplarisches Beispiel liesse sich auch hier die Kooperationsgemeinschaft der Jugendseelsorger(innen)<br />

anführen.<br />

Jede(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) wird darauf verpflichtet, ca. 10 % ihrer/seiner Arbeit für Aufgaben in der jeweiligen<br />

Arbeitsgemeinschaft vorzusehen. Nur in ausserordentlichen Fällen sollen eigene spezielle <strong>St</strong>ellen für die Arbeit<br />

auf <strong>St</strong>adtebene geschaffen werden. Sie wird in Teamarbeit von den Verantwortlichen in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />

geleistet.


59<br />

60


3.2 Pastorale Begleitung von Menschen in speziellen Lebenssituationen<br />

Gemeint sind Personengruppen, deren religiöse Begleitung besondere Kompetenzen von Seiten der Verantwortlichen<br />

erfordern oder denen wegen ihrer bescheidenen Zahl in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten nicht genügend<br />

Beachtung geschenkt werden kann: fremdsprachige Minoritäten, Gefangene, Behinderte, Kranke in den<br />

Spitälern und Pflegeheimen, Hochschulstudenten, Gewerbeschüler usw.. Für die jeweiligen Personengruppen<br />

sind, wie dies bereits heute der Fall ist, Beauftragte je nach Leistungsanspruch voll oder teilzeitlich tätig.<br />

3.3 Gesamtstädtische kirchliche Dienste<br />

Im Unterschied zur regelmässigen seelsorglichen Betreuung von bestimmten Personengruppen handelt es sich<br />

hier um kirchliche Dienstleitungen für die gesamte Bevölkerung, für bestimmte Personengruppen in der ganzen<br />

<strong>St</strong>adt oder das kirchliche Personal. Sie übersteigen das Leistungsvermögen einer <strong>Seelsorge</strong>einheit und erfordern<br />

spezielle Kompetenzen. Solche Dienste werden bereits heute geleistet:<br />

in der Jugendarbeit: <strong>St</strong>adtgebet für junge Leute, Angebote der Arbeitsstelle für kirchliche Jugendarbeit<br />

in der Medienarbeit: TeleOstschweiz, Radio aktuell, Radio ri<br />

in der Erwachsenenbildung: Vorlesungsreihe an der HSG, Angebote der jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft,<br />

des offenen Hauses <strong>St</strong>. Fiden, des Bibelwerkes, Podien zu gesellschaftspolitischen<br />

Themen, Vorträge<br />

in der Ehe- und Familienpastoral: Ehe- und Familienberatung, Ehevorbereitungskurse, Kurse für<br />

Eheleute<br />

im Bereich der Diakonie: offenes Haus <strong>St</strong>. Fiden, Carisatt-Laden<br />

in der Katechese: Arbeit der katechetischen Arbeitsstelle<br />

geistliche Musik: Orgelkonzerte<br />

religiöse Kultur: <strong>St</strong>iftsbibliothek<br />

Für pastorale Dienste wie die Notfall-<strong>Seelsorge</strong>, Beichtgelegenheit, Betreuung von Wiedereintretenden in die<br />

Kirche, Konvertitenunterricht, Glaubenskurse, Pilgerreisen, Planung und Durchführung der jährlichen<br />

Fastenopfer-Aktion usw. ist die <strong>St</strong>adt die adäquate Handlungsebene.<br />

3.4 Religiös - spirituelle Events<br />

Die Erfahrung zeigt: zahlreiche Menschen lassen sich nicht mehr in das Leben der Pfarreien in den Quartieren<br />

einbinden. Sie lassen sich jedoch ansprechen über gelegentlich spirituell-religiöse Angebote. Über vielfältige<br />

Ereignisse und Events lassen sich Kontakte zu Menschen schaffen, die auf dem Weg zu sich selbst, zu anderen<br />

und zu Gott Hilfe von der Kirche erhoffen. Das Spektrum recht von Kirchenkonzerten, Podiumsdiskussionen zu<br />

aktuellen Gesellschaftsfragen, Festgottesdiensten in der Kathedrale, OLMA-Gottesdienste, Gottesdienste zu<br />

speziellen Gedenktagen (z.B. Flüchtlingssonntag), Nacht der Lichter bis hin zu Pilgerfahrten, Exerzitien im Alltag,<br />

Seniorenakademie, Adventsmeditationen, Gottesdienste für Verliebte usw..<br />

4 Anregungen zur City-Pastoral<br />

Was von kirchlicher Seite heute auf <strong>St</strong>adtebene geschieht, verdankt sich fast ausschliesslich der Initiative<br />

einzelner Personen oder Arbeitsgruppen. Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) fühlen sich in erster Linie gegenüber ihren<br />

Pfarreiangehörigen verantwortlich. Vom veränderten Lebensgefühl der Menschen und der territorialen Ausweitung<br />

ihrer Lebensbezüge her wäre dem Lebensraum der <strong>St</strong>adt von Seiten der Kirche grössere Aufmerksamkeit<br />

zu schenken, will sie auf dem Markt der Sinnstiftungen ihre Botschaft auch in Zukunft zur Geltung bringen. Es<br />

geht dabei nicht um einen Abbau von christlicher Gemeindebildung im lokalen Nahraum, sondern um neue<br />

Chancen christlicher Gemeinschaftsbildung und Zurüstung zum Christsein jenseits einer auf die “Pfarrgemeinde”<br />

eingeengten Pastoral. Es geht um die Verwirklichung von Kirche unter gewandelten gesellschaftlichen Bedingungen.<br />

Es geht um eine Neubestimmung des Verhältnisses von Pfarreiseelsorge und City-Pastoral, darum, Pastoral<br />

als offenen Prozess immer mehr zwischen den Pfarreien zu gestalten. Eine solche Pastoral schliesst die thematischen<br />

Relevanzen im Leben an, an die spirituellen Bedürfnisse und existentiellen Grenzerfahrungen und trägt<br />

der milieuspezifischen Differenzierungen in unserer Gesellschaft Rechnung.<br />

61


City-Pastoral ist innovations- und experimentierfreudig. Mit ihr wird neues Terrain betreten, sie braucht einen<br />

“langen Atem”, setzt aber auch Ziele und Kriterien zur Evaluation der Effektivität und Effizienz der Arbeit auf<br />

<strong>St</strong>adtebene.<br />

Kirche in der <strong>St</strong>adt zu gestalten stellt eine besondere Herausforderung dar. City-Pastoral beinhaltet, als Kirahe<br />

“resonanzfähig” zu bleiben für die existentiellen Sinnfragen und -erwartungen von Menschen, die weniger in<br />

einer Pfarrei beheimatet sind. Die veränderten Lebensrhythmen der <strong>St</strong>adt bringen für den Lebensdienst der<br />

Kirchen neue Aufgaben. Für das Konzept einer City-Pastoral gelten einige grundlegende Kriterien:<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

Die Angebote im Rahmen der City-Pastoral verstehen sich neben vereinzelten verbindlicheren Engagements<br />

in erster Linie als niederschwellig aber verlässlich, damit Menschen einfach jederzeit kommen und<br />

ohne Verpflichtung wieder gehen können. Die Suchenden und Interessierten bestimmen selbst die Nähe<br />

und Distanz ihrer Beziehung zur Kirche. Sie muss sich einlassen auf die “Passantantenmentalität” des<br />

<strong>St</strong>ädters, der Angebote unverbindlich prüfen möchte, der langfristige Bindungen scheut. Entscheidend ist<br />

eine Ausstrahlung, die deutlich werden lässt, wer kommen will, eingeladen und willkommen ist, so wie<br />

sie/er ist.<br />

Beide Seiten, die City-Pastoral und die Pfarreiseelsorge müssen erkennen, wo der jeweilige Gewinn liegt.<br />

Die punktuelle und offene Kommunikation der City-Pastoral ergänzt die gemeinschaftsbezogene und<br />

heimatgebenden Orte der Pfarreien.<br />

City-Pastoral versteht sich als Diakonie gegenüber der in der <strong>St</strong>adt lebenden Menschen. Indem sie ihr<br />

musikalisches, künstlerisches, spirituelles, diakonisches, erwachsenenbildnerischen Ressourcen auf<br />

vielfältige Weise einbringt, leistet sie eine wichtigen Beitrag zum sozialen und kulturellen Leben der <strong>St</strong>adt.<br />

City-Pastoral kann nur in ökumenischer Kooperation gelingen. Die ökumenische Zusammenarbeit ist eine<br />

Frage der Glaubwürdigkeit für die City-Pastoral. Menschen, die nur wenig Bezug zur Kirche haben,<br />

erscheinen die Kirchen glaubwürdiger, wenn sie gemeinsam auftreten.<br />

Wichtig ist des Weiteren, ein klar erkennbares Profil zu entwickeln, deutliche Akzente zu setzen und durch<br />

eine intensive Öffentlichkeitsarbeit dieses Profil nach aussen hin sichtbar zu machen.<br />

Besonders hinsichtlich des zeitlichen Rahmens der Angebote gilt es, auf die Bedürfnisse der Menschen,<br />

die sich in der <strong>St</strong>adt bewegen, Rücksicht zu nehmen.<br />

Die City-Pastoral braucht eine treibende Kraft, die dazu die erforderlichen Kompetenzen mitbringt.<br />

City-Pastoral lädt zu kreativem Handeln ein. Gefragt ist eine Kirche, die sich mit dem Menschen auf die Suche<br />

begibt und Raum bietet für ihre religiöse Sehnsüchte; eine Kirche, die die Möglichkeit bietet, neue Formen<br />

auszuprobieren, um dem eigenen Glauben Ausdruck zu geben. Eine solche Kirche erlaubt es sich und anderen<br />

zu experimentieren, Neues zu wagen. Anregungen zu einer City-Pastoral geben die nachfolgenden Beispiele:<br />

Ein Ort der Trauer<br />

Verlust, Abschied, <strong>St</strong>erben und Tod gehören zu den existenziellen Grenzerfahrungen im Leben. An einem Ort der<br />

Trauer können Menschen in <strong>St</strong>ille, durch Entzünden einer Kerze oder durch den Eintrag ins ausliegende<br />

Trauerbuch Schicksalsschläge in ihrem Leben verarbeiten, Trost und Kraft für die Bewältigung des Alltags finden,<br />

verstorbener Angehöriger oder Freunde gedenken, zu festgelegten Zeiten mit Trauerbegleitern das Gespräch<br />

suchen. Ein Mal im Monat gibt es in diesem Raum eine Gedenkfeier.<br />

Eine Jugendkirche<br />

Die Jugendkirche steht für ein Mehr an Lebensaustausch und Kommunikation zwischen Jugendlichen und Kirche.<br />

Dass es sich hier um ein “schwieriges” Verhältnis handelt, braucht nicht weiter ausgeführt zu werden.<br />

Im Alltag der Pfarreien sind die Jugendlichen kaum mehr sichtbar: es ist nicht mehr viel los in unserer Jugendarbeit...<br />

nach der Firmung sind sie weg... die meisten erreichen wir nicht... Bei derlei “Frust”, aber auch bei der<br />

Beobachtung, dass es in erster Linie junge Leute sind, die dann beim Einstieg ins Erwachsenenalter ihre<br />

Kirchenmitgliedschaft ganz aufkündigen, stellen sich immer wieder Fragen nach anderen Wegen der Jugendarbeit<br />

und -pastoral. Wenn Jugendliche zu vielerei “Konkurrenzen” abwandern, wenn sich Pfarreijugend auf<br />

bestimmte Kreise und Milieus “verengt”, wenn vieles in den Gemeinden, nicht zuletzt Gottesdienste nahezu<br />

“jugendfrei”, nämlich ohne junge Menschen stattfinden, fragt sich, ob unsere Pfarreien noch richtig “verkabelt”<br />

sind, ob Kommunikationswege und -netze noch funktionieren, ob die Lebenswelt von Jugendlichen in den<br />

Pfarreien hinreichend vorkommt, ob man sich noch in einer gemeinsamen Sprache verständigen kann. Es lassen<br />

sich aber immer auch wieder Wege finden, auf denen spürbar wird: es stimmt so nicht, dass die Jugendlichen<br />

62


desinteressiert, nicht ansprechbar, hedonistisch, a-religiös usw. sind. Mit einer Jugendkirche könnte Neues in<br />

Bewegung kommen.<br />

Unsere Kirche muss neue Wege finden, wenn sie grosse Teile der Jugend nicht gänzlich verlieren will. Dazu<br />

bedarf es Experimente. Die Jugendkirche will in diese Richtung aufbrechen: für die Jugendlichen, zu den<br />

Jugendlichen und vor allem konsequent mit den Jugendlichen.<br />

Das Neue an dem Experiment soll vor allem darin liegen, dass Räume für die Pastoral und Glaubensvermittlung<br />

“jenseits der Pfarreien” erschlossen werden: Räume, die sich von der Orientierung am “Wohnraum” und<br />

Nahraum des unmittelbaren <strong>St</strong>adtviertels, der Familie, der lokalen Pfarrei lösen und sich mehr mit dem “Lebensraum”<br />

der “Adressaten” decken: die Spielräume öffnen für Ausdrucks- und Kommunikationsformen der<br />

Jugendkultur, und zwar nicht in ständiger Reibung mit einer von Erwachsenen geprägten Pfarreikultur. Mit<br />

“niederschwelligen” Angeboten sollen Zugänge auch zur Lebenswelt jener Jugendlichen entstehen, die aus dem<br />

Rahmen explizit kirchlicher und pfarreilicher Jugendarbeit bisher völlig herausfallen.<br />

Familienkirche<br />

Analog zur Jugendkirche lässt sich eine Familienkirche denken, in der die Lebenswelt junger Erwachsener mit<br />

Kindern im Mittelpunkt der spirituellen, liturgischen, erwachsenenbildnerischen und diakonischen Aktivitäten<br />

steht.<br />

Ein Haus der Kirchen mitten in der <strong>St</strong>adt<br />

Zu reden und den Kontakt zu suchen ist auch “täglich auf dem Markt mit denen, die gerade zugegen” sind (Apg<br />

17,17).<br />

Ein Haus der Kirche in der <strong>St</strong>adt und für die <strong>St</strong>adt. Mit Menschen Kontakt aufzunehmen, die nur “auf Zeit”<br />

religiös sind, kann nur gelingen, wenn es ein Ambiente gibt, das solche Flaneure und Pendler in Sachen Religion<br />

anspricht. Gesucht ist ein Ambiente, das bereits mit seiner Architektur erkennen lässt, was in ihm erlebt werden<br />

kann: Diskretion, voraussetzungslose Zuwendung und absichtslose Gastfreundschaft. Genau das ist es, was<br />

selbstbewusste Zeitgenossen wollen: selber Nähe und Distanz bestimmen, selber dosieren zwischen Engagement<br />

und Zurückhaltung und sich nicht durch rigide Teilnahmebedingungen einbinden lassen.<br />

Religiösen “Passanten” wird man mit dem Angebot pfarreilicher Zugehörigkeit nicht gerecht.<br />

Ein offenes Haus der Kirche hat genügend “geschützte” Ecken, in denen Ratsuchende kompetente Gesprächspartner(innen)<br />

finden, Menschen vom städtischen Trubel eine “Auszeit” nehmen können, Buchstabierungen zu<br />

den Grundthemen des christlichen Glaubens stattfinden. Es werden Hearings und Diskussion zu zeitaktuellen<br />

Fragen durchgeführt. Prominente aus Kirche und Kultur stehen Red und Antwort an “runden Tischen”. Hier wird<br />

die Welt ins Gebet genommen.<br />

Es geht darum, kontextsensibel und resonanzfähig in die städtischen Lebenswelten offen und öffentlich das<br />

Evangelium zu praktizieren. <strong>St</strong>att den schrumpfenden Pfarreien noch mehr zuzumuten und mit dieser Überforderung<br />

ihr Versagen zu programmieren, muss es darum gehen, neue Orte und <strong>St</strong>rukturen kirchlicher<br />

Antreffbarkeit dort zu ermöglichen, wo ein Kommen und Gehen der Menschen herrscht. Die City-Kirche <strong>St</strong>.<br />

Leonhard und das offene Haus <strong>St</strong>. Fiden schlagen solche neuen Wege ein oder<br />

z.B. auch die ökumenische Bahnhofkirche in Zürich.<br />

Orte geistlich-spiritueller Selbstfindung und Zugehörigkeit jenseits der Pfarreien<br />

Die heutige Gesellschaft ist zutiefst geprägt von einer Grundspannung: dem<br />

<strong>St</strong>reben nach freier Selbstfindung und zugleich nach sozialer Verankerung des<br />

eigenen Lebens. Ein lebensraumorientierter pastoraler Ansatz kirchlicher Arbeit<br />

wird beide Grundströmungen aufzunehmen haben. Es werden Orte und Räume<br />

für neue Gotteserfahrungen zu erschliessen und anzubieten sein, in denen sich<br />

Selbstfindung und Zugehörigkeit, die über das eigene Leben hinausreichen,<br />

gebunden an die Christusgestalt, vermitteln lassen.<br />

Medard Kehl hat dafür den Ausdruck “kommunikative Glaubensmilieus” geprägt.<br />

Bilden die Pfarreien für einen kleiner werdenden, ortsbezogenen, überalterten Teil<br />

63


der Bevölkerung den Kristallisationspunkt ihres religiösen Lebens, braucht es darüber hinaus neue Zellen von<br />

christlichen Erfahrungen in sehr vielfältiger Ausprägung, in denen die persönliche Lebens- und Glaubenssituation<br />

zur Sprache gebracht und mit dem christlichen Glauben verknüpft werden kann. Nicht religiöser Betrieb prägen<br />

dann die Atmosphäre, sondern der Aufbau einer personalen Beziehung zu Gott und untereinander.<br />

Auf solche Intensivformen spirituellen Lebens werden sich wohl nur eine sehr begrenzte Zahl von Kirchenmitgliedern<br />

einlassen. Frei und bewusst gewählt erweisen sie sich als sehr labil und zerbrechlich. Zu denken wäre<br />

da z.B. an geistige Zentren, die aus der Spiritualität eines Ordensgründers leben. Als besonders ausgeprägte<br />

Formen solcher “kommunikativer Glaubensmilieus” wären die sogenannten “neuen geistlichen Bewegungen”<br />

zu nennen. Die Initiierung solcher geistlicher Zentren erfordert viel Geduld und Gespür für die Sehnsüchte in<br />

unserer Zeit.<br />

Nicht aus dem Blickfeld entlassen werden darf die Frage nach neuen Formen missionarischer Präsenz im<br />

städtischen Kontext. Für die Zukunft wird über eine bis anhin vernachlässigte missionarische Präsenz nachzudenken<br />

sein: ein Netz von Lebensgemeinschaften, Kommunitäten, von “<strong>St</strong>adtklöstern”, die christliches Leben<br />

exemplarisch sichtbar machen, neue <strong>St</strong>ile einer ökumenischen Spiritualität im Alltag entwickeln, wahre Orte<br />

christlicher Gastfreundschaft.<br />

Bildung und Begegnung in der dritten Lebensphase<br />

Die beiden grossen Kirchen in der <strong>St</strong>adt Zürich führen jährlich eine Vortragsreihe für Seniorinnen und Senioren<br />

durch. Das Thema 2002 war “Halt an, wo läufst du hin?”. Sie finden jeweils im Herbst statt, von 10.30 - 11.00<br />

Uhr morgens. Die Vortragsreihe, die explizit auf die Situation der Seniorinnen und Senioren ausgelegt ist, findet<br />

starke Resonanz. Zwischen 300-400 Personen nehmen an den einzelnen Veranstaltungen teil.<br />

Eine Spiritualität des Heilens<br />

Jahrhundertelang und auch heute in vielen Religionen und Kulturen waren und sind Krankheit und Gesundheit<br />

elementare religiöse Themen. Heilen ist immer auch eine geistig-religiöse Angelegenheit.<br />

Untersuchungen belegen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Wer an eine positive transzendente Kraft glaubt, bewältigt Lebenskrisen, <strong>St</strong>ress und psychosoziale<br />

Konflikte leichter.<br />

Damit sind diese Menschen weniger fällig für stressbedingte und psychosomatische Krankheiten, der<br />

Glaube wirkt damit präventiv.<br />

Bei physisch und psychischen Erkrankungen fördert er das Vertrauen auf Heilung und begünstigt damit<br />

den Heilungsprozess.<br />

Glaube in diesem Sinne beeinflusst den Lebensstil: Gläubige konsumieren deutlich weniger Alkohol,<br />

Tabak, Tabletten und andere Drogen, sie haben deshalb weniger unter deren Folgen und auch weniger<br />

unter Suchtproblemen zu leiden.<br />

Ein positiv, vertrauender gläubiger Mensch erlebt die letzte Lebensphase weniger angstvoll und verzweifelt<br />

und kann häufig das <strong>St</strong>erben besser akzeptieren.<br />

Eine Spiritualität des Heilens, eine heilsame Spiritualität so zeigt sich, ist eine Spiritualität, die das Ich überschreitet,<br />

vertrauensvoll überschreitet hin auf ein höheres Wesen, auf Gott und liebevoll überschreitet hin auf die<br />

Mitmenschen. Eine Spiritualität des Heilwerdens ist eine Haltung der Öffnung für das Leben, für alles Lebendige,<br />

eine positive liebevolle Zuwendung zum Leben auch mit seinen Schattenseiten. Eine Spiritualität des Heilens ist,<br />

um es mit einem Wort zu sagen, eine Lebenshaltung der Hingabe an Gott, an die Mitmenschen, an alles, was<br />

lebt. In dem einen Satz: Wer sein Leben hingibt, der wird es gewinnen, ist alles gesagt. (Text aus: Brigitte Fuchs,<br />

Hilft der Glaube? Eine Spiritualität des Heilens, Manuskript, 2004).<br />

Suizidseelsorge<br />

Die Schweiz weist eine der höchsten Suizidraten in Europa auf. Für die Suizidseelsorge braucht es ein gutes<br />

Einfühlungsvermögen, um Suizidgefährdete zu betreuen und von Suizid betroffene Angehörige zu begleiten. Eine<br />

weitere Aufgabe könnte sein, in der Suizidprävention mitzuarbeiten.<br />

H<br />

Voraussetzungen einer erfolgreichen Zielverwirklichung<br />

64


1 Einübung in pastorale Zusammenarbeit<br />

Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> haben sich in der Charta vom 30. April 2002 zu verbindlicher<br />

Zusammenarbeit untereinander verpflichtet: “Die Zusammenarbeit soll prozesshaft und in grosser Transparenz<br />

wachsen und schliesslich zu verbindlichen Entscheidungen führen”.<br />

Die Entwicklung von pastoralen Teams hängt auf Gedeih und Verderben von der Entwicklung einer nachhaltigen<br />

Kooperationsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit sowie einem geschickten Personalmanagement ab. Die<br />

Entwicklung eines kooperationsfreundlichen Kontextes ist eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende<br />

Bedingung für das ‘Funktionieren’ von Arbeitsgemeinschaften. Die Kooperationsbereitschaft ist unter den<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(innen) sehr unterschiedlich entwickelt. Die meisten unter ihnen pflegen bisher nur eine sehr minimale<br />

Kooperation über die Grenzen der Pfarrei hinaus.<br />

Erfolgreiche Teamarbeit muss gelernt und eingeübt werden. Jedes Team besteht aus Mitgliedern mit verschiedenen<br />

Fähigkeiten, Fachkompetenzen sowie unterschiedlichen Charakteren und Persönlichkeitsprofilen. Um<br />

gemeinsam Erfolg haben zu können, bedarf es einer sorgfältigen Teambildung. Dem Teambildungsprozess muss<br />

grösste Bedeutung geschenkt werden. Dazu stehen diverse Instrumente und Methoden zur Verfügung. Teamentwicklung<br />

in Verbindung mit Zielorientierung sichert längerfristig erfolgreiches Handeln.<br />

2 Entwicklung eines Leistungsprofils durch die <strong>Seelsorge</strong>teams<br />

Zu den Kernaufgaben eines jeden <strong>Seelsorge</strong>teams gehört neben der formalen Regelung der Verantwortlichkeiten<br />

und Kompetenzen die Ausarbeitung von gemeinsamen Leitideen des Handelns - eine eigene Profil- und<br />

Schwerpunktsetzung.<br />

Die Ausarbeitung eines sogenannten praxisbezogenen pastoralen Orientierungsrahmens ist Sache der einzelnen<br />

Teams. Sie kennen die Bedürfnisse vor Ort am besten. Sie müssen sich die Frage stellen: Wohin sehen wir uns<br />

von Gott geführt? Was sind die speziellen Bedürfnisse der§ Bevölkerung vor Ort? Welche konkreten Ziele<br />

ergeben sich aus unseren Leitideen? Mit welchen <strong>St</strong>rategien und Massnahmen wollen wir sie erreichen?<br />

Arbeitsunterlagen für die Selbstfindung von pastoralen Teams sind genug vorhanden. Ein Coaching von aussen<br />

kann dabei gute Dienste leisten.<br />

Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen den <strong>Seelsorge</strong>teams sichert eine gegenseitige Abstimmung.<br />

Indem ein <strong>Seelsorge</strong>team ihre eigene Profil- und Schwerpunktbildung selbst an die Hand nimmt, vermögen sich<br />

die Beteiligten mit den Perspektiven ihrer Arbeit zu identifizieren.<br />

3 Wirkungsorientierte Pastoral<br />

Wie Teamarbeit muss auch pastorale Planung gelernt werden. Die einzelnen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bringen dafür<br />

sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Anregungen und Impulse für die Ausarbeitung von pastoralen<br />

Leistungsprofilen vermitteln Erkenntnisse aus Managementmodellen von Non-Profit-Organisationen (NPO).<br />

In der strategischen Planung ihrer Arbeit zeigen die meisten Pfarreien markante Schwächen. Sie leben aus der<br />

spontanen Bewältigung des Alltags ohne sich mittelfristige Ziele zu setzen und Aussagen darüber zu machen,<br />

nach welchen Kriterien erhoffte Wirkungen gemessen werden sollen. Schriftliche Unterlage zu Arbeitskonzepten,<br />

Jahreszielen oder auch Aufgabenbeschriebe sind selten. Arbeitsteilung beruht auf vagen mündlichen Absprachen.<br />

In den letzten Jahren haben sich etliche Pfarreien ein Leitbild erarbeitet. Vorstellung darüber, nach<br />

welchen Regeln wirkungsorientierte pastorale Planung zu geschehen hätte, fehlen weitgehend.<br />

Ob die pastorale Arbeit in den Pfarreien Wind in die Segel kriegt und nicht ziellos vor sich hin dümpelt, hängt<br />

u.a. von systematischer Planungsarbeit ab.<br />

Mit Einsichten aus dem New-Public-Management haben in den letzten Jahren zahlreiche öffentliche Verwaltungen<br />

versucht, ihre Dienste besser auf die Bedürfnisse der Bürger hin auszurichten. Ihre Erfahrungen<br />

ermutigen, dass es sich lohnen könnte, vermehrt auch in der Kirche auf Leitvorstellungen des New-Public-<br />

Managements zu setzen.<br />

Die Leitideen des New-Public-Management zielen in folgende Richtungen:<br />

65


Wirkungsorientierte Zielsetzung<br />

Nicht das, was man glaubt, es sei gut für die Menschen in der Kirche, gibt den Massstab für die pastorale Arbeit<br />

ab, sondern die Wirkung, die erzielt werden soll. Diese Wirkungen müssen so präzise wie möglich umschrieben<br />

werden. Mit Hilfe von Indikatoren soll gesagt werden, woran sie gemessen werden sollen. Damit wird die Basis<br />

gelegt, Erfolge und Misseerfolge an einigermassen verlässlichen Massstäben abschätzen zu können und eine<br />

transparente Evaluation der erbrachten Leistungen vorzunehmen. Mit einer systematischen Reflexion der erzielten<br />

Wirkungen kann für künftige Unternehmungen gelernt werden. Was nicht den erhofften Nutzen erbringt, wir<br />

nicht mehr ausgeführt.<br />

Beobachtung des Umfeldes<br />

Je intensiver man sich der Situation stellt, den Problemen und Schwierigkeiten nachgeht und die Handlungschancen<br />

auslotet, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass man bei der Konzeptualisierung des Leistungsangebotes<br />

nicht ins Leere läuft. Schwierigkeiten können bereits bei der Interpretation der momentanen Lage<br />

auftreten. Uneinigkeit über zu erbringende Leistungen haben ihre Ursachen oft in einer unterschiedlichen<br />

Wahrnehmung von Problemlagen. Eine Klärung der Aufgabenstellung wird schwierig, wenn man nicht zu einer<br />

gemeinsamen Einschätzung der Wirklichkeit gelangt, in die schliesslich zielgerichtet eingegriffen werden soll.<br />

Ein wichtiger Gesichtspunkt dabei ist, den Wirkfaktoren nachzuspüren, die in einem bestimmten Arbeitsfeld<br />

wirken und so zu einer realistischen Einschätzung der Einflussmöglichkeiten zu gelangen. Um nicht betriebsblind<br />

zu werden und relevante Zusammenhänge zu übersehen, empfiehlt es sich, im Team zu arbeiten. Lieber ein Mal<br />

zuviel überlegen als mit Einschätzungen der Wirklichkeit zu arbeiten, die sich später als falsch erweisen. Ihre<br />

normative Denkart verleitet viele Theologen, die Situationsanalyse in ihrer Bedeutung zu unterschätzen.<br />

Zukunfts- und Zielorientierung<br />

Dazu gehört, Chancen, Gefahren und Probleme in einem Arbeitsfeld frühzeitig zu erkennen sowie eine systematische<br />

und methodische Auseinandersetzung mit der Zukunft, strategische Schwerpunktplanung, der Aufbau<br />

eines kohärenten Zielsetzungs-, Planungs- und Controllingprozesses.<br />

Effizienzorientierung<br />

Angestrebt wird ein zielgerichteter, wirkungsvoller und nutzbringender Einsatz von Massnahmen und Mitteln zur<br />

Realisierung eines bestmöglichen Kosten-Nutzen-Verhältnisses.<br />

Projektorientierte Arbeitsgestaltung<br />

Die gesamte Arbeit wird in Projekte gefasst. Sie enthalten Aussagen über Ziele, Zielgruppe(n), Qualitätskriterien,<br />

erwünschte Wirkungen, Evaluation, Zeithorizont, Kooperationspartner, Tätigkeiten, Arbeitszeit, Kosten. Die<br />

einzelnen Projekte werden zu Leistungseinheiten zusammengefasst.<br />

Qualitätssicherung und -kontrolle<br />

Im Vordergrund der Qualitätssicherung steht die Mitarbeiterförderung durch Weiterbildung, Mitarbeitergespräche,<br />

Supervision, ein motivierendes Arbeitsklima und die periodische Evaluation von Wirkungen, die mit der<br />

eigenen Arbeit erzielt werden sollen. Damit werden wesentliche Voraussetzungen für eine effektive und effiziente<br />

Arbeitsgestaltung geschaffen.<br />

Die wichtigste Ressource der Kirche sind ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Sorge um motivierte Mitarbeiter(innen)<br />

erfordert höchste Aufmerksamkeit. Die Arbeit muss Spass machen, sollen sich Erfolge einstellen.<br />

In jährlichen Mitarbeitergesprächen wird eine periodische <strong>St</strong>andortbestimmung vorgenommen, persönliche Ziele<br />

festgelegt, Massnahmen werden erörtert, welche der persönlichen Fortentwicklung am Arbeitsplatz dienen.<br />

Controlling besteht in einer systematischen Gegenüberstellung von Zielen, Massnahmen und anvisierten<br />

Erfolgen. Erfolgskontrolle wäre eine wesentliche Komponente der Qualitätssicherung. Sie soll ihren Teil dazu<br />

beitragen, bessere Wege zu gehen, dazuzulernen, neue Möglichkeiten zu entdecken, evtl. Zielvorgaben zu<br />

revidieren, veränderten Rahmenbedingungen gerechter zu werden. Sie bedeutet auch, sich rückzuversichern, auf<br />

dem richtigen Weg zu sein.<br />

66


Kommunikation nach Innen und Aussen<br />

Ohne aktive Kommunikation kommt pastorale Arbeit nicht aus. Sie ist ein zentraler Aspekt bei der Entwicklung<br />

von Dienstleistungen, Akzeptanz herzustellen, Goodwill zu erzeugen, eine “Corporate Identity” aufzubauen und<br />

zu pflegen.<br />

Kommunikation ist gewissermassen die Blutbahn der Arbeit in <strong>Seelsorge</strong>einheiten. Verengen sie sich, leidet die<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Gute Kommunikation nach aussen setzt eine Kultur des Dialoges in der eigenen Unternehmung voraus.<br />

Kommunikation schafft Vertrauen und damit die Basis für gelungene Kooperation. Ohne Kommunikation keine<br />

Kooperation.<br />

4 Unternehmerisch denken und handeln<br />

Veränderungen im Blick auf die Zukunft beginnen im Kopf. Entscheidend für die Zukunft sind nicht so sehr<br />

bessere <strong>St</strong>rukturen, sondern der Geist, der die Arbeit beflügelt.<br />

Wir müssen lernen, in einem schärfer werdenden Wettbewerb um die Loyalität und Aufmerksamkeit der<br />

Menschen zu bestehen.<br />

Dies setzt eine unternehmerische Einstellung voraus, indem die heutigen Veränderungen nicht als Bedrohung,<br />

sondern als Chance gesehen werden, aus der die Kirche in kräftiger Gestalt hervorgeht. Das heisst, den Mut<br />

haben, Dinge in Frage zu stellen, Neues zu versuchen, Experimente zu wagen, Fehler zu riskieren, sich von<br />

festgefahrenen Verhaltensweisen zu befreien, heisst <strong>St</strong>reben nach Verbesserung in allem, was getan wird. Dafür<br />

müssen wir die notwendigen Voraussetzungen schaffen durch Förderung der Eigeninitiative und Selbstverantwortung,<br />

Teamgeist, durch aktives Fördern der Mitarbeiter, durch ein Arbeitsklima, das aufstellt, Motivation<br />

durch gemeinsame Werte und Ziele.<br />

Der einfachste Weg, alles beim Alten zu belassen und sich vor Veränderungen zu schützen, bietet die Redeweise<br />

vom “Gesundschrumpfen der Kirche”. Wer in der heutigen Form des kirchlichen Lebens nicht mitmachen will,<br />

der bleibt eben draussen.<br />

Unsere Leitperspektive kann nicht heissen: Retten, was zu retten ist, sondern mit Überzeugung und mit Selbstvertrauen<br />

auf die Menschen zu zugehen und ihnen aufzeigen, dass die Botschaft des Evangeliums ein “Leben in<br />

Fülle” (Joh 10,10) zu ermöglichen vermag.<br />

Die Herausforderungen sind äusserst vielfältig. Sie zwingen uns, neue und nichtvertraute Wege einzuschlagen.<br />

Sie lassen die Frage danach stellen, ob unsere etablierten Anschauungen, Konzepte und Vorgehensweisen am<br />

Ende ihrer Brauchbarkeit angelangt sind und noch ausreichend in der Lage sind, mit Veränderungen ziel- und<br />

wirkungsorientiert umzugehen oder durch neue Leitwerte und Verhaltensweisen ersetzt werden müssen. Handlungskonzepte<br />

und Erfahrungen, die uns bislang geleitet haben, stehen zur Überprüfung an. Lässt man den<br />

Dingen ihren Lauf, droht der Kirche gesellschaftliche Marginalisierung.<br />

Der Kirche bleibt keine andere Wahl, als sich den Herausforderungen zu stellen. Es würde ihrem evangelischen<br />

Auftrag widersprechen, sich mutlos in den Gang der Dinge zu schicken und vor den Widerwärtigkeiten der Zeit<br />

zu kapitulieren. Eine solche Versuchung zeigt von geringem Vertrauen in die eigenen Kräfte und nicht von einer<br />

unternehmerischen Einstellung.<br />

Innovativer und kreativer Unternehmungsgeist wird abverlangt<br />

in einer Gesellschaft, die durch ständigen sozialen<br />

Wandel gekennzeichnet ist. Es ist unübersehbar, dass uns<br />

in den nächsten Jahren Veränderungen bevorstehen, die<br />

sich derzeit kaum abschätzen lassen.<br />

67


5 Vom “Spieler” zum “Trainer”<br />

Die Rolle der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) wechselt sozusagen vom “Spieler” zum “Trainer”. Sie übernehmen weniger<br />

Spieler - als vielmehr Trainerfunktionen.<br />

Bisher gestalteten die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) das Spiel. Sie waren Torhüter, Abwehrspieler, Libero und <strong>St</strong>ürmer<br />

zugleich - und die Gemeinde schaute zu und bewertete das Spiel.<br />

In Zukunft wird es so sein, dass sie nicht mehr an vorderster <strong>St</strong>elle das “Spiel” bestreiten. Jedenfalls nicht mehr<br />

alleine. Viele der früheren Zuschauer werden auf das Spielfeld gewechselt sein. Sie werden die Erfahrung<br />

machen, dass Fussballspielen viel mehr Freude macht als zuschauen. Es kann sein, dass die/der <strong>Seelsorge</strong>r(innen)<br />

als eine Art “Spieler-Trainer” selber mitspielt, aber dann als einer unter vielen. Das hauptsächliche<br />

Spiel bestreiten die anderen. Wenn es nicht gut läuft, dann wird man tatsächlich fragen müssen ob die/der<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(in) seine Arbeit gut gemacht hat. Aber dann liegt der Fehler nicht darin, dass er selber nicht genug<br />

gespielt, sondern sie/er ihre/seine Leute nicht gut genug trainiert hat.<br />

Ohne die/den <strong>Seelsorge</strong>r(in) läuft in den Pfarreien nichts. Die Pfarreien sind heute ausgesprochen seelsorgerzentriert.<br />

Auf der anderen Seite hat sich ein Anspruch- und Servicedenken breitgemacht. Der Dienst der <strong>Seelsorge</strong>r<br />

lässt sich mit einer Mutter vergleichen, die zu ihrem Kind sagt: “Du brauchst nicht laufen zu lernen. Ich laufe ein<br />

Leben lang für dich”.<br />

Hinter dem Postulat, die Rolle der <strong>Seelsorge</strong>r neu zu definieren, steht, wie unschwerlich zu erraten ist, die<br />

neutestamentliche Konzeption des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen: “Er (Jesus) hat einige als Apostel<br />

eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen<br />

zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden” (Eph. 4, 11-12).<br />

Mit dem Modell der arbeitsteiligen <strong>Seelsorge</strong> soll das pastorale Versorgungsmodell, in dem ein Professioneller<br />

für alles und jedes zuständig ist, durchbrochen und Raum geschaffen werden für die Mitverantwortung aller im<br />

Sinne des “Volk-Gottes”-Gedankes. Die Erfahrung lehrt, dass Freiwillligenarbeit nur dort zu gedeihen vermag,<br />

wo die nur zu verständliche Versuchung unterlaufen wird, sich von eigener Verantwortung zu entlasten und sie<br />

an eigens dafür angestellte und bezahlte Expertinnen und Experten abzutreten.<br />

Es gibt in einigen Pfarreien schon Gemeindemitglieder, die aufgrund einer besonderen Ausbildung besondere<br />

Qualifikationen für die Ausbildung pastoraler Alltagsdienste mitbringen, etwas Gemeindemitglieder mit einer<br />

Zusatzausbildung über theologische Kurse. Aufgabe von pastoralen Teams ist es, für die Befähigung solche<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sorge zu tragen.<br />

6 Veränderte Rolle der Pfarreiräte<br />

Untersuchungen zeigen, dass die Pfarreiräte oft große Mühe bekunden, ein eigenständiges Selbstverständnis<br />

neben dem Kirchenrat und einen angemessenen Platz im Leben der Pfarreien zu finden. Entsprechend schwierig<br />

gestaltet sich die Suche nach geeigneten Mitarbeiter(inne)n. Allzusehr sind Pfarreiräte vom Wohlwollen der<br />

<strong>Seelsorge</strong>r(innen) abhängig.<br />

Sollte die pastorale Arbeit in den Pfarreien in Zukunft stärker von ehren- und teilamtlichen Mitarbeiter(inne)n<br />

übernommen werden, könnte der Pfarreirat eine Führungsfunktion in Kooperation mit einer Bezugsperson<br />

übernehmen. Der Pfarreirat bestünde nicht wie bisher aus gewählten Pfarreimitgliedern, sondern aus Verantwortlichen<br />

für die verschiedenen pastoralen Dienste in der Pfarrei. Sie nehmen ihre Aufgabe in offizieller<br />

Beauftragung von Seiten der Kirche wahr. Ein solcher Pfarreirat übernähme die Aufgabe, die Arbeit der ehrenund<br />

teilamtlichen in der Pfarrei Tätigen zu planen und zu koordinieren.<br />

Die seelsorgerlichen Alltagsdienste werden im Masse des Möglichen in die Verantwortung der Pfarreimitglieder<br />

gelegt, die in diesen Aufgaben von den hauptamtlichen Mitarbeiter(inne)n unterstützt werden. Die Verantwortlichen<br />

für die verschiedenen Dienste üben ihre Aufgabe in der Regel ehrenamtlich, im Einzelfall auch nebenamtlich<br />

oder in einer Teilzeitbeschäftigung aus. Die besondere Aufgabe des Gemeindeleiters ist die Führung,<br />

Motivation, Ausbildung, fachliche Begleitung und Fortbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter(innen). Hinzu<br />

kommt, mit den Verantwortlichen der verschiedenen Dienste vor Ort die gesamte <strong>Seelsorge</strong>arbeit der Pfarrei zu<br />

planen. Die Durchführung der pastoralen Alltagsdienste liegt in den Händen von Pfarreimitgliedern, als<br />

Bezugsperson obliegt ihr/ihm die Planung und Koordination der Arbeit.<br />

68


I<br />

Schritte in die Zukunft<br />

Mit dem vorliegenden Bericht ist die strategische Phase im Rahmen des LOS-Projektes abgeschlossen. Die Phase<br />

der praktischen Umsetzung kann nun beginnen. Die folgenden Ausführungen sind als Denkanstösse gedacht,<br />

die entworfenen Leitperspektiven einer lebensraumorientierten <strong>Seelsorge</strong> zielstrebig und schrittweise in die Tat<br />

umzusetzen. Geschieht dies nicht, verkommt das Projekt zu einer bloss verbalen Deklaration des guten Willens<br />

ohne Folgen.<br />

1 Das LOS-Projekt braucht eine gemeinsame Vision<br />

Entscheidend für den Erfolg der Unternehmung LOS ist seine konzeptionelle Kraft, die Überzeugung: “Gemeinsam<br />

eröffnen wir der Kirche Zukunft in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Miteinander sind wir stark”. Überpfarreiliche<br />

Kooperation braucht als Motor die Aussicht auf Gewinn, ein “Mehr” gegenüber dem, was eine Pfarrei alleine<br />

sein, tun und haben kann.<br />

Das Projekt LOS ist ein “Unternehmen mit Gewinn-Erwartung”. Es muss immer wieder deutlich gemacht werden,<br />

welche Vorteile eine zukünftige arbeitsteilige Zusammenarbeit unter den <strong>Seelsorge</strong>r(inne) in Pastoralteams für die<br />

Menschen in den beteiligten Pfarreien hat:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

das Pfarreileben stärken durch neue Impulse und Partner aus den Nachbarpfarreien<br />

spezielle pastorale Angebote für einen breiteren Interessentenkreis öffnen<br />

den Raum öffnen für vielfältigere Erfahrungsgemeinschaften im Glauben<br />

die je eigene Identität der Pfarrei in der Kooperation mit anderen erkennen und entwickeln<br />

Pastorale Dienste, die in einer kleinen Pfarrei nicht genügend “Nachfrage” erleben, können eine<br />

tragfähigere Basis gewinnen<br />

<strong>Seelsorge</strong>teams bringen ein breiteres Spektrum von Kompetenzen, Interessen und Neigungen in die<br />

Pfarreiarbeit ein und machen das kirchliche Leben für jede einzelne Pfarrei bunter. Die Fixierung auf eine<br />

einzige hauptamtliche Versorger-Figur wird durchbrochen.<br />

die besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse des <strong>Seelsorge</strong>personals überpfarreilich nutzen<br />

begrenzte persönliche und finanzielle Ressourcen gemeinsam fruchtbarer und phantasievoller einsetzen<br />

Die Vision, das zukünftige Handeln der Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zu inspirieren und voranzubringen, verleiht<br />

dem LOS-Projekt den notwendigen Schub. Ohne diesen Schub bleiben Erfolge aus. Es stirbt ab, bevor es zu<br />

gedeihen begonnen hat. Von dieser Vision muss erzählt und gesprochen werden:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Berichterstattung über gelungene Projekte überpfarreilicher Zusammenarbeit<br />

Preisverleihung alle zwei Jahre durch eine Jury für ein Projekt, das die Leitideen des LOS exemplarisch<br />

umgesetzt hat<br />

Vorstellung der LOS-Leitideen in allen Pfarreiräten<br />

In einem ‘Flyer’: “Kräfte sammeln, Zukunft gestalten. Pastoralteams eröffnen neue Chancen” wird über<br />

die Leitperspektiven des LOS informiert.<br />

Periodisch wird ein “Ideentag” zum Thema “ Zukunftsfähige Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>” durchgeführt,<br />

auf dem mit <strong>St</strong>änden und in Workshops Ideen und Projekte zur “<strong>Lebensraumorientierte</strong>n <strong>Seelsorge</strong>”<br />

vorgestellt werden.<br />

In “Zukunfswerkstätten” im Westen, Zentrum und Osten der <strong>St</strong>adt werden die Potentiale einer pfarreiübergreifenden<br />

Pastoral ausgelotet.<br />

“Aufbruch-Gottesdienst”, in dem sich Ermutigung und Zurüstung durch Gottes Geist ereignet, der<br />

gemeinsame Wille zur Zusammenarbeit bekundet wird, Hoffnungen und Befürchtungen vor Gott<br />

getragen werden. Der Bischof spricht ein besonderes Wort der Würdigung und der Ermutigung aus.<br />

Der Anstoss für das LOS-Projekt gab der Mangel an Priestern. Doch das Projekt reduziert sich nicht auf<br />

“Mangelverwaltung”. Es eröffnet neue hoffnungsvolle Perspektiven der Verwirklichung von Kirche in einer<br />

veränderten Gesellschaft, auf die voranschreitende Pluralisierung des Lebens angemessen zu reagieren<br />

und eine pluralitätsfähige Pastoral zu entwickeln.. Entscheidend sind die Perspektiven, die sich mit dem<br />

LOS-Projekt eröffnen, gemeinsam im Lebensraum der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> Kirche im Sinne des Zweiten<br />

Vatikanischen Konzils als “Volk Gottes” zu gestalten.Nicht Mangelerfahrung, sondern Zukunftsgestaltung<br />

ist die Begründung für das Unternehmen LOS.<br />

Mit einer öffentlichen Thematisierung des Unternehmens LOS im nächsten Jahr soll eine positive<br />

Grundstimmung gegenüber dem Projekt geschaffen werden.<br />

69


Ein Ideenpool wird eingerichtet, in dem alle Anliegen, Anregungen, Bedenken und Ängste eingebracht<br />

werden können und von verantwortlicher <strong>St</strong>elle bearbeitet werden.<br />

Die öffentliche Diskussion um das LOS wird von einer zentralen <strong>St</strong>elle aus entworfen, inspiriert und<br />

koordiniert.<br />

2 Das Unternehmen LOS verursacht “Mehraufwand”<br />

Überpfarreiliche Kooperation stellt sich nicht von selbst ein. Sie ist nicht zum Nulltarif zu haben. Ohne personelle,<br />

zeitliche und finanziellen Investitionen stellt sich der erhoffte Gewinn nicht ein.<br />

Das Unternehmen LOS braucht in einer ersten Phase einen Mehraufwand an Zeit vonseiten der <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

und <strong>Seelsorge</strong>rn und finanzielle Investitionen vonseiten der Kirchgemeinde. Höhere Kosten verursachen die<br />

Weiterbildungsprogramme für die pastoralen Mitarbeiter(innen) und die Beauftragung externer Moderatoren, die<br />

den Aufbau der Pastoralteams begleiten und deren Arbeit voranbringen. Dieser Mehraufwand ist ausdrücklich<br />

zu benennen, zu würdigen und gleichzeitig auch sorgfältig zu kontrollieren.<br />

In den kommenden Jahren wird in der Kirchgemeinderechnung ein eigener Budgetposten “Lebensraumorienterte<br />

<strong>Seelsorge</strong>” vorzusehen sein. Jährlich wird Rechenschaft über die Verwendung der Gelder und die erzielten<br />

Fortschritte abgegeben.<br />

3 Eigenständige Konzeptualisierung der Zusammenarbeit durch die<br />

Pastoralteams<br />

Der Weg der Pfarreien zu gemeinsamer Wahrnehmung der pastoralen Aufgaben in Pastoralteams kann nicht<br />

von heute auf morgen zurückgelegt werden. Es ist ein Prozess, der sich in Phasen entwickelt.<br />

Etliche Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> kennen nur eine sehr bescheidene oder überhaupt keine Kooperation<br />

mit anderen Pfarreien. Die Ausgangslage, sich auf eine überpfarreiliche Kooperation einzulassen, variiert von<br />

Pfarrei zu Pfarrei.<br />

Überpfarreiliches pastorales Handeln braucht ein hohes Mass an Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung<br />

der beteiligten Pfarreien. Grundsätzlich gilt: Es gibt nicht die eine optimale Lösung, deren Realisierung immer<br />

und überall erstrebt werden sollte; vielmehr kommt es auf die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort an - auf<br />

kirchliche und örtliche Traditionen ebenso wie auf die in den einzelnen Pfarreien aktiven bzw. aktivierbaren<br />

haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, auf ihre Vorstellungen von wünschenswerten Formen und gutem <strong>St</strong>il<br />

eines Miteinander-Arbeitens.<br />

Zur praktischen Umsetzung des LOS-Projektes auf der Ebene der Pastoralteams sind die folgenden Schritte ins<br />

Auge zu fassen:<br />

1. Der Einstieg in das Unternehmen LOS geschieht an drei Orten: im Osten, Zentrum und Westen der <strong>St</strong>adt.<br />

Die <strong>Seelsorge</strong>rinnen und <strong>Seelsorge</strong>r gruppieren sich zu drei Pastoralteams.<br />

2. Jeweils ein(e) <strong>Seelsorge</strong>r(in) wird auf Vorschlag des Pastoralteams mit der Teamleitung vom Bischof<br />

beauftragt.<br />

3 Vorrangige Aufgabe der Pastoralteams ist die arbeitsteilige Leistung der pastoralen Grunddienste in den<br />

Pfarreien. Diese Aufgabe soll als erste angegangen werden. Die beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(innen) entwickeln<br />

miteinander eine Vorstellung, wie sie dabei vorgehen wollen:<br />

<br />

<br />

<br />

Wegleitend für diese Arbeit ist der Dreischritt: Sehen, Urteilen, Handeln, nach dem auch das Bistumsprojekt<br />

“He! was glaubst Du?” abgelaufen ist.<br />

In einer ersten Phase geben sich die beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(innen) Rechenschaft über die Arbeit und<br />

pastoralen Prioritäten in den betroffenen Pfarreien wie auch über die Zeitinvestitionen in die jeweiligen<br />

pastoralen Arbeitsfelder. Dazu stehen ihnen die Pfarreiporträts und das Zeitinventar zur Verfügung.<br />

Jede(r) einzelne <strong>Seelsorge</strong>r(in) überlegt für sich, in welchem Tätigkeitsbereich seine Fähigkeiten am<br />

wirksamsten zur Entfaltung kommen könnten. Eine arbeitsteilige Zusammenarbeit kann nur gelingen,<br />

wenn eine Balance zwischen den Herausforderungen der kirchlichen Arbeit und den vorhandenen<br />

70


personellen Ressourcen gefunden werden kann. Zusammenarbeit basiert auf einer abgestimmten<br />

Arbeitsaufteilung unter den Teammitgliedern.<br />

Die gesamte pastorale Arbeit wird in Aufgabenfelder aufgeteilt. Sie enthalten Aussagen über Ziele,<br />

Zielgruppen, Qualitätskriterien, erwünschte Wirkungen, Evaluation, Zeithorizonte, Kooperationspartner,<br />

Tätigkeiten, Zeitaufwand und Kosten. Die einzelnen Aufgabenfelder werden zu Leistungseinheiten<br />

zusammengefasst, die für eine(n) pastorale(n) Mitarbeiter(in) einen Tätigkeitsschwerpunkt<br />

abgeben können.<br />

4. Die drei Pastoralteams legen ein Konzept vor, wie sie die zu leistende Arbeit in arbeitsteiliger Zusammenarbeit<br />

bewältigen wollen.<br />

5. Liegt ein Grobkonzept zur Entwicklung arbeitsteiliger Zusammenarbeit im Pastoralteam vor, werden erste<br />

Gehversuche zu intensiverer Kooperation unternommen.Dabei ist zu lernen, welche Wege begehbar sind<br />

und was das Gehvermögen der Leute, des betroffenen pastoralen Personals, erträgt oder überfordert. Es<br />

geht um die Erprobung angemessener Wege und Modelle der Kooperation. Sie lassen sich nicht vom<br />

Schreibtisch aus entwerfen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Jeder Fortschritt wird ausdrücklich registriert und mit Wertschätzung belegt. Rückschläge dürfen nicht<br />

entmutigen, sie gehören unvermeidlich zu einem solchen Veränderungsprozess.<br />

Periodisch wird es ein “Marschhalt” eingelegt, Bilanz gezogen und die nächsten Schritte werden<br />

festgelegt.<br />

Erfahrungen mit Elementen eines kooperativen Miteinanders liegen an vielen <strong>St</strong>ellen bereits vor. Von<br />

diesen guten Erfahrungen ist auszugehen.<br />

Ein erster bescheidener Schritt in Richtung Kooperation heisst “gegenseitiges Lernen”. Gute Erfahrungen<br />

mit pastoralen Projekten werden herausgearbeitet, um von diesen zu lernen. Bestehendes bleibt<br />

erhalten, so wie es ist; aber es wird ergänzt durch die Übernahme der guten Erfahrungen anderer.<br />

Um einem Prozess auf dem Weg zu gelingender Kooperation zu fördern, sind folgende Arbeitsprinzipien<br />

einzuhalten: Kommunikation, Partizipation, Transparenz, Effizienz, Wirkungs- und Adressatenorientierung.<br />

Bei der Entwicklung von Kooperation tauchen immer wieder bestimmte Arbeitsschritte auf:<br />

Die Wirklichkeit wahrnehmen und reflektieren in Bezug auf<br />

- die jeweilige Umwelt der Pfarreien mit ihren kommunalen Eigenheiten, Lebensweisen der<br />

Bevölkerung, Mentalitäten usw.<br />

- die jeweilige Pfarreikultur: Ziele, Traditionen, personelle Ressourcen, Verbundenheitsprofile<br />

usw.<br />

Ziele präziser fassen und konkrete Schritte unternehmen. Konkrete Zielgruppen und Arbeitsfelder<br />

werden aufgespürt, auf die sich die Zusammenarbeit in einer ersten Zeit konzentriert.<br />

Den Fortgang überprüfen und würdigen. Nach einer gewissen Zeit praktischer Gehversuche braucht<br />

es eine “Auszeit”, in der Rückschau gehalten wird. Dank wird ausgesprochen und Engagement<br />

entsprechend gewürdigt. Faktoren, die zum Gelingen beigetragen oder die einen Fortschritt<br />

behindert haben, sollen festgehalten und reflektiert werden, bevor man weitere Schritte ins Auge<br />

fasst.<br />

Durch schrittweise Wahrnehmung der Situation des jeweils anderen und die Suche nach pragmatischen<br />

Lösungen gelingt es, eine konstruktive Arbeitskultur zu entwickeln.<br />

6. Bereits heute bestehen im sozialen Bereich überpfarreiliche <strong>St</strong>ellen im Zentrum und Osten der <strong>St</strong>adt. Das<br />

Diakoniekonzept für das <strong>Dekanat</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> aus dem Jahre 1998 sah vor, dass im Westen der <strong>St</strong>adt ein<br />

neuer Sozialdienst eingerichtet werden soll. Die Errichtung eines solchen Sozialdienstes ist in der Zwischenzeit<br />

in die Wege geleitet.<br />

7. Die Liturgie gehört zu den Kernaufgaben des kirchlichen Dienstes. Gesucht werden muss eine dem<br />

Leistungspotential der zur Verfügung stehenden Priester angepasste Abstimmung der Gottesdienstzeiten<br />

und -formen, die Bündelung der kirchenmusikalischen Möglichkeiten unter den beteiligten Pfarreien. Eine<br />

Neuordnung des Angebotes an Gottesdiensten in den einzelnen <strong>Seelsorge</strong>einheiten ist unumgänglich.<br />

Anhaltspunkte dazu liefern die Gottesdienstbesucherzahlen in den Pfarreiportraits.<br />

8. Mit Angeboten und Initiativen, die in einer einzelnen Pfarrei nicht genügend “nachgefragt” werden, z. B.<br />

im musischen und meditativen Bereich, liessen sich auf der Ebene der <strong>Seelsorge</strong>einheit breitere Personenkreise<br />

ansprechen<br />

71


9. Grenzen öffnen liessen sich mit wechselseitigen Einladungen zu kirchlichen Anlässen wie z.B. durch<br />

gemeinsame kirchenmusikalische Highlights.<br />

10. Zu den zentralen Diensten in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit gehören Absprachen gegenseitiger Ferien- und<br />

Krankheitsvertretungen, Predigtpläne usw..<br />

11. Bei überpfarreilichen religiösen Anlässen wird immer zu überlegen sein, auf welcher Ebene sie<br />

durchgeführt werden sollen: auf der Ebene der <strong>St</strong>adt oder dezentral im Osten, Zentrum und Westen<br />

der <strong>St</strong>adt.<br />

4 Spirituell-religiöse Profilbildung in den Pfarreien<br />

Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” rückt die <strong>St</strong>adt als Lebensraum der Menschen ins Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit. Die Aufgaben auf dieser Ebene werden im Abschnitt G umschrieben. Die Gesamtverantwortung<br />

für die kirchliche Arbeit nach dem Modell “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” übernimmt der “städtische<br />

Pastoralleiter”. Er nimmt diese Aufgabe in enger Kooperation mit den Leitern der Pastoralteams wahr. Die<br />

Einsetzung eines “städtischen Pastoralleiters” geschieht gleichzeitig mit der Errichtung der drei pastoralen Teams<br />

in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Im Vordergrund der Arbeit dieses Leitungsteams steht in den nächsten Jahren die<br />

spirituell-religiöse Profilbildung in den Pfarreien<br />

Mit dem LOS-Projekt wird ein zweites wichtiges Ziel verfolgt: ein Gewinn an kirchlichem Profil in den Pfarreien<br />

der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Die Profile der einzelnen Pfarreien müssen<br />

sichtbar gemacht und gewürdigt werden. Wenn sich die Pfarreien<br />

zusammentun sollen, müssen sie zunächst einmal wissen, wer<br />

sie selbst sind. Wo dabei Unterschiede zwischen den Pfarreien<br />

sichtbar werden, können diese als gemeinsamer Schatz verstanden<br />

werden. Sie bereichern das zukünftige kirchliche Leben<br />

in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Besonderheiten der einzelnen Pfarreien werden gewürdigt,<br />

herausgearbeitet und es wird überlegt, wie die<br />

bewährten <strong>St</strong>ärken sich weiter zur Entfaltung bringen<br />

lassen.<br />

Die Kirche kann wachsende Bedeutung für die Menschen<br />

bekommen, wenn sie sich stärker in Richtung der unterschiedlichen<br />

Milieus profiliert, die im jeweiligen Nah-<br />

Raum der kooperierenden Pfarreien zu finden sind. Pfarrei<br />

A könnte sich z.B. profilieren durch ein ausgeprägte Bildungsangebot für Akademiker, Pfarrei B könnte<br />

den Schwerpunkt auf Familien mit Kindern legen und Pfarrei C ein besonders diakonisches Profil<br />

entwickeln - ohne jeweils andere Aufgaben zu übersehen. Die eine Pfarrei kann auf die andere verweisen<br />

und ihr den Grossteil eines spezifischen kirchlichen Handlungsfeldes überlassen.<br />

Überpfarreiliche Zusammenarbeit kann zur Profilierung einzelner Pfarreien beitragen, wenn in Absprache<br />

miteinander einzelne Arbeitsbereiche aufgegeben und von anderen qualifiziert ausgestaltet werden. Dafür<br />

braucht es den Mut, sich von manchen Dingen (vielleicht auch von Personen?) zu verabschieden.<br />

Die Entwicklung unterschiedlicher pastoraler Profile in den Pfarreien auf dem Hintergrund des sozialen<br />

und kulturellen Veränderungsprozesses müssen organisch an die bestehenden pfarreilichen Identitäten<br />

anschliessen. Folgende Kriterien hätten diesen Entwicklungsprozess zu steuern:<br />

S die“Identitätskerne” einer Pfarrei im Blick auf die vergemeinschaftenden Anlässe, spirituellen Ausdrucksformen<br />

und Ästhetiken, pastoralen Zielsetzungen und Prioritäten formulieren<br />

S sich durch komplementäre spirituelle Traditionen bereichern lassen<br />

S vorhandene kulturelle und religiöse Potentiale ausloten<br />

S alltägliche Vernetzungsformen und Lebensschwerpunkte der Menschen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />

beachten.<br />

S Potentiale einer eigenständigen spirituellen Identität zur Beheimatung von zeitgenössischen Lebenskulturen<br />

über die Pfarreigrenzen hinaus nutzen<br />

5 Kreativer Umgang mit Widerständen<br />

72


Rascher Wandel schafft Vertrautheitsdefizite. Kinder, die sich in unbekannter Umwelt bewegen, tragen ihre<br />

eiserne Ration an Vertrautem überall bei sich - ihren Teddybären. Der Teddybär für den einen oder anderen in<br />

der kirchlichen Arbeit ist die vertraute Welt der Pfarrei.<br />

Das Unternehmen LOS verunsichert und erzeugt Verlustängste, die Sorge um den Verlust pfarreilicher Identität.<br />

Pfarreiübergreifende Kooperation wird als ‘künstlich’ empfunden, gegenüber der naturwüchsigen Verbundenheit<br />

am Ort. Werden, so fragen sich manche, nicht die soziale Geborgenheit und Überschaubarkeit, die Identifikationssymbole:<br />

unser Pfarrer, unsere Kirche, unser Friedhof, unser Kirchenchor, unsere Jubla aufs Spiel gesetzt?<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Vorhandene Ängste sind ernst zu nehmen, auch wenn sie oft nur begrenzte Gültigkeit haben. In unsicheren<br />

Zeiten neigen Menschen dazu, ihre eigenen Welten zu pflegen. Mit solchen Verhaltenweisen muss<br />

auch das LOS-Projekt rechnen. Es muss genügend Zeit zur Verfügung stehen, um berechtigte Anfragen,<br />

Widerstände und Beschwernisse im Blick auf eine Kooperation wahrzunehmen und aufzuarbeiten.<br />

Erhoffte positive Wirkungen einer verstärkten Öffnung werden den zu erwartenden Schwierigkeiten<br />

gegenüber gestellt.<br />

In der Organisationsentwicklung gibt es einen wichtigen Grundsatz: Wer gegen den Widerstand kämpft,<br />

stärkt ihn. Wer mit ihm geht, kann neue kreative Wege gehen.<br />

Besonders aktive Pfarreimitglieder sind oft pfarreiorientiert und identifizieren sich nachdrücklich mit der<br />

eigenen Pfarrei; der Gedanke an überpfarreiliche Kooperation erscheint ihnen daher nicht selten fremd<br />

und löst Verlustängste aus. Oft werden neue veränderte Formen als “<strong>St</strong>örung”, als Bedrohung einer ihnen<br />

liebgewonnenen Tradition empfunden. Interesse und Offenheit müssen hier in einem sorgfältig geplanten<br />

Prozess erst geweckt werden.<br />

Die Entwicklung von pastoralen Teams sollte nicht mit einem sehr hochgesteckten Ziel begonnen werden,<br />

das viele Beteiligte und Betroffene sachlich und emotional überfordert und damit Energie in der Mobilisierung<br />

von Widerstand bindet. Erfolgsversprechender kann es sein, zunächst kleine, überschaubare -<br />

und gegebenenfalls revidierbare Schritte zu planen, deren Wert sich an Erfahrungen prüfen lässt.<br />

6 Kooperationsbereite und zur Kooperation fähige <strong>Seelsorge</strong>r<br />

Von den <strong>Seelsorge</strong>rinnen und <strong>Seelsorge</strong>rn ist eine grundsätzliche Bereitschaft zu gemeinsamer Arbeit unerlässlich.<br />

Es ist eine Binsenweisheit, dass überpfarreiliche Arbeit nur fruchtbar sein kann, wenn sie von denen, die sie<br />

tun sollen, auch gewollt wird. In der Entwicklung überpfarreilicher Zusammenarbeit nehmen die <strong>Seelsorge</strong>nden<br />

eine zentrale, wenn nicht gar die entscheidende Rolle ein.<br />

Der Wille zur Zusammenarbeit ist nicht bei allen <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n gleichermassen ausgeprägt. Die Haltung:<br />

“Die Kröte müssen wir wohl schlucken” reicht allein nicht aus. Kooperation muss gewollt werden.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Dass Kooperation nicht gewollt wird, liegt sicher auch daran, dass man die Dinge gerne so lässt, wie sie<br />

sind. Ohne intensive Überzeugungs- und Motivationsarbeit, auch über persönliche Gespräche, bleibt das<br />

LOS-Projekt toter Buchstabe.<br />

Die wichtigste Grundlage überpfarreilicher Zusammenarbeit ist die Ausbildung einer “Teamkultur”. Die<br />

<strong>Seelsorge</strong>nden überlegen sich, wie sie gepflegt und gefördert werden kann.<br />

Kooperation setzt bei den Beteiligten ein Mindestmass an wechselseitigem Interesse aneinander und<br />

Sympathie für einander voraus, gegenseitige Akzeptanz auf zwischenmenschlicher Ebene. Je geringer<br />

diese in der Anfangsphase ausgeprägt ist, desto begrenzter sind die Ziele einer Zusammenarbeit zu<br />

formulieren, desto sorgfältiger sind erste Schritte zu planen<br />

Gute gemeinsame Erfahrungen können dazu beitragen, dass Sympathie und Interesse wachsen.<br />

Vor dem Einstieg in die Kooperation muss geklärt werden, inwieweit gegenseitige Aversionen und<br />

Vorbehalte bestehen und wie sie abgebaut werden könnten. Unterschwellig dahinmottende emotionale<br />

Konflikte bringen Kooperationen über kurz oder lang zum Scheitern.<br />

Der Umgang zwischen Professionellen und Freiwilligen erfordert besonderes Geschick. Das Potential an<br />

Freiwilligen ist vorhanden, wenn es gelingt, die Menschen durch neue Anerkennungsformen und angemessene<br />

Rahmenbedingungen für die Mitarbeit zu motivieren. Die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen<br />

ist ein Schlüssel zur Gestaltung der Zukunft von Kirche.<br />

73


7 Fachliche Begleitung und Fortbildung<br />

Welche Resultate die Bemühungen um Kooperation zeitigen, hängt wesentlich von einer sorgfältigen Ausgestaltung<br />

des Planungsprozesses ab. Ohne Begleitung von aussen lässt sich die geplante Umstellung in der<br />

pastoralen Arbeit kaum bewältigen.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Jedes <strong>Seelsorge</strong>team tut gut daran, den Prozess der Verständigung über die Formen der Zusammenarbeit<br />

von aussen begleiten zu lassen. Die Arbeit in einem Team verlang soziale, personale, fachliche und<br />

methodische Fähigkeiten, die bei den Teammitgliedern in unterschiedlichem Masse ausgeprägt sind. Die<br />

Moderation bezweckt, das Team mit diesen Aspekten vertraut zu machen und dessen Mitglieder in der<br />

Anwendung der entsprechenden Regeln zu unterstützen.<br />

Unter dem kirchlichen Personal gibt es “Zugvögel” und “Nesthocker”. Die Qualität einer Beratung von<br />

aussen bemisst sich daran, zwischen diesen Kräften eine Balance herzustellen und allen Beteiligten<br />

deutlich zu machen: beide Positionen haben ihre Berechtigung.<br />

Die Schaffung von <strong>Seelsorge</strong>teams wird langwierig und anspruchsvoll sein. Neben kleinen - manchmal<br />

auch grösseren - Fortschritten kann es immer wieder Phasen der <strong>St</strong>agnation, mehr oder weniger heftiger<br />

Rückschläge und manchmal auch die Notwendigkeit von Kursänderungen geben. Hilfe von aussen z.B.<br />

in Gestalt von Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung kann die unmittelbar Beteiligten auf einem<br />

solchen Weg unterstützen und entlasten.<br />

Alle Beteiligten in einem Team müssen offen über ihre Interessen, über vorhandene Spannungen und<br />

Unklarheiten reden können. Konflikte zu entziffern und ihre Botschaft zu verstehen, kann man lernen. Eine<br />

geeignete Hilfe dazu bietet die Supervision.<br />

Ein Hauptthema der <strong>Dekanat</strong>sweiterbildungskurse wird die Einübung in Teamarbeit und -entwicklung<br />

sein.<br />

Im Pastoralkurs muss das Thema “Kooperation” integriert werden.<br />

Zu(r) Teamleiter(in) werden Personen bestimmt, die über langjährige Erfahrung in Teamarbeit verfügen<br />

oder sich über Kurse die einschlägigen Fähigkeiten und Kenntnisse in Teamentwicklungen erworben<br />

haben. Den Teamleitenden kommt in der Teamentwicklung eine Schlüsselrolle zu.<br />

Im Projekt LOS kommt der Mitarbeit von freiwilligen Mitarbeiter(innen) in der Pfarreiarbeit eine besondere<br />

Bedeutung zu. Es werden Schulung und Trainings in den verschiedenen Feldern der Pastoral<br />

angeboten.<br />

Das Gewinnen, Befähigen und Begleiten von Freiwilligen prägt in Zukunft in starkem Masse die Arbeit<br />

der professionellen Mitarbeiter(innen). Dem Umgang mit Freiwilligen ist höchste Aufmerksamkeit in der<br />

Weiterbildung zu schenken.<br />

Die Rahmenbedingungen zur Förderung der Freiwilligenmitarbeit, wie sie vom diözesanen <strong>Seelsorge</strong>rat<br />

ausgearbeitet wurden, werden konsequent umgesetzt.<br />

8 Ausarbeitung von “Leistungsvereinbarungen” mit den Pastoralteams<br />

Als Fazit aus bisherigen Bemühungen um überpfarreiliche Zusammenarbeit lässt sich feststellen: Kooperation zu<br />

früh in verbindlichen Abmachungen festzuschreiben und ihr damit ein Corsett anzulegen, ist nicht förderlich.<br />

Wichtiger ist es, eine Kultur der Kooperation auszubilden aus der heraus sich verbindliche Abmachungen<br />

entwickeln.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Am Ende des Team-Bildungsprozesses wird mit den Pastoralteams eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen,<br />

in der die Leistungserwartungen gegenüber dem gesamten Team umschrieben werden mit den<br />

Beiträgen, die von jedem einzelnen Mitglied zur Zielerreichung erwartet werden.<br />

In den Leistungsvereinbarungen werden auch Aussagen gemacht zu den Formen der Evaluation und des<br />

Controllings als Instrumente der Selbststeuerung innerhalb des Teams. Sie stehen im Dienste der Qualitätssicherung<br />

und der Optimierung der eigenen Arbeitsweise.<br />

Die Teammoderatoren werden dazu verpflichtet, jährlich Mitarbeitergespräche durchzuführen. Dazu steht<br />

ein standardisierter Gesprächsleitfaden zur Verfügung.<br />

Leistungsvereinbarungen beinhalten eine neue Arbeitsphilosophie. Es werden nicht mehr Aufgaben<br />

aufgelistet, sondern Ziele vereinbart, die den Mitarbeiter(inne)n den operativen Spielraum für Eigenverantwortung<br />

eröffnen, eigenständig und kreativ Mittel und Wege zu deren Verwirklichung zu entwerfen.<br />

Damit die Ausarbeitung von Leistungsvereinbarungen erfolgreich verläuft, ist zu beachten:<br />

1. Es werden Ziele vereinbart, nicht einzelne Tätigkeiten.<br />

2. Ziele werden vereinbart, nicht vorgegeben.<br />

74


3. Ziele müssen qualitativ aber auch quantitativ festgelegt werden.<br />

4. Einzelziele sind in einer Gesamtstrategie eingebettet.<br />

5. Zielsetzungen und verfügbare Mittel sind aufeinander abgestimmt.<br />

6. Zielerreichung wird evaluiert und kontrolliert.<br />

7. Die Evaluation ist Grundlage für die weitere Planung.<br />

<br />

<br />

Kooperation gelingt nur, wenn in den <strong>Seelsorge</strong>teams Rollen- und Aufgabenklarheit, Verlässlichkeit und<br />

Verbindlichkeit gegenüber Abmachungen bestehen. Kooperationen bedingen klare Absprachen. Alle<br />

Beteiligten müssen genau Bescheid wissen, wie ihr Auftrag und ihre Rolle definiert und eingebettet ist in<br />

ein kooperatives Vorhaben und welche Befugnisse zum Auftrag gehören.<br />

Besondere Aufmerksamkeit ist der Intergration der Priester in die Teamarbeit zu schenken. <strong>St</strong>ehen der<br />

<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in Zukunft bestenfalls 3 bis 4 Priester zur Verfügung, birgt dies die Gefahr in sich, dass<br />

sie zwischen unterschiedlichen Gottesdienstkulturen in den Pfarreien hin- und herpendeln und ausführen<br />

müssen, was andere entworfen haben. <strong>Seelsorge</strong>teams werden daher sorgfältig auf die Integration der<br />

Priester in die Teamarbeit zu achten haben.<br />

9 Personalplanung und -förderung<br />

Personalpolitisch muss gewährleistet werden, dass für die <strong>Seelsorge</strong>teams fähige und kooperationswillige<br />

Mitarbeiter(innen) gefunden werden können. Ohne eine aktive und zielgerichtete Personalpolitik und <strong>St</strong>ellenbesetzung<br />

von Seiten der Bistumsleitung scheitert das Unternehmen LOS.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Veränderung im kirchlichen Berufsfeld verlangt neue Berufsqualifikationen, die über die Berufsausbildung<br />

erworben werden müssen.<br />

Eine aktive Personalpolitik gibt sich Rechenschaft über die personellen Ressourcen, die für eine erfolgreiche<br />

Umsetzung des pastoralen Modells “<strong>Seelsorge</strong>einheiten” erforderlich sind.<br />

Eine kooperative Pastoral erfordert eine vorausschauende Personalförderung.<br />

Teamfähigkeit wird zu einem der wichtigsten Selektionskriterien für den pastoralen Dienst.<br />

Bestehende Kooperationen dürfen bei <strong>St</strong>ellenbesetzungen nicht gefährdet werden. Am Prozess der<br />

<strong>St</strong>ellenbesetzungen müssen in geeigneter Weise alle betroffenen Teammitglieder einbezogen werden.<br />

Untereinander muss abgesprochen werden, welche Anforderungen ein (e) Kandidat(in) zu erfüllen hätte.<br />

Neubesetzungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind bereits im Blick auf die Zukunft vorzunehmen. Dies<br />

setzt voraus, dass in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit so schnell wie möglich erste Grobkonzepte pastoraler<br />

Zusammenarbeit ausgearbeitet werden.<br />

75


Literaturverzeichnis<br />

Belok Manfred 2002, Zwischen Vision und Planung. Auf dem Weg zu einer kooperativen und lebensweltorientierten<br />

Pastoral. Ansätze und Erfahrungen aus 11 Bistümern in Deutschland, Paderborn<br />

<strong>Dekanat</strong>svorstand des <strong>Dekanat</strong>es Basel-<strong>St</strong>adt 2000, Pastoralkonzept II<br />

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