Lebensraumorientierte Seelsorge - (Dekanat) St.Gallen
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<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />
(LOS)<br />
in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Inhaltliche Leitvorstellungen
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort<br />
Die Kernaussagen des LOS - Projektes<br />
A<br />
Projektplanung und -durchführung...........................................................................10<br />
1 Anstoss<br />
2 Projektskizze<br />
3 Beschlussfassung<br />
4 Einsetzung der <strong>St</strong>euerungsgruppe<br />
5 Partizipativ-prozessuale und problemorientierte Vorgehensweise<br />
6 Zielsetzung<br />
7 Gemeinsame Beschlussfassung der Ergebnisse<br />
8 Definitive Inkraftsetzung<br />
B<br />
Herausforderungen für die Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.............................13<br />
1 Epochaler gesellschaftlicher Umbruch<br />
2 Veränderte Kirchenbindung und verändertes religiöses Bewusstsein<br />
3 Rückläufige Zahl der Katholik(inn)en in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
4 <strong>St</strong>and und Entwicklung des <strong>Seelsorge</strong>personals<br />
5 Finanzielle Ressourcen<br />
C<br />
Auswirkungen des sozialen Wandels auf die Pfarreien...................................17<br />
1 Lockerung des lokalen Zusammenhalts<br />
2 Individualisierung der Lebensgestaltung<br />
3 Wechselnde Beziehungsnetze im Alltag<br />
4 Erweiterung der Kommunikationsformen mit der Kirche<br />
5 Vom gemeinsamen zum individuellen Sonntag<br />
6 Rückzug in die Privatsphäre<br />
7 Distanz zur Kirche durch Normabweichung<br />
8 Eigeninteresse als Teilnahmemotivation<br />
9 Geringere Mobilisierungschancen<br />
10 Vervielfältigung der Lebenswelten<br />
11 Begrenzte Bindungskraft der Pfarreien<br />
12 Locker-pragmatische Pfarreibindung<br />
13 Verbundenheit über die aktive Teilnahme am Pfarreileben hinaus<br />
14 Sakramentale Begleitung an Übergangspunkten des Lebens<br />
15 Anspruch auf selbstbestimmte Beziehung zur Kirche<br />
16 Austrittsgefährdete<br />
17 Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins<br />
18 Erwartungen an die Kirche vor Ort<br />
19 Angeschlagenes Image der Kirche<br />
20 Freiflottierende Religiosität<br />
21 Überforderte <strong>Seelsorge</strong>r<br />
2
D<br />
Ermutigende Aufbrüche in die Zukunft....................................................................26<br />
1 Leistungen der Kirche für die Menschen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
2 Pastorale Profile der <strong>St</strong>adtpfarreien<br />
3 Neue Wege in der <strong>Seelsorge</strong><br />
4 Gegenwärtige und zukünftige Zusammenarbeit in der Einschätzung der<br />
Pfarreiverantwortlichen<br />
4.1 Arbeit in der Pfarrei<br />
4.2 Zusammenarbeit mit anderen Pfarreien heute<br />
4.3 Vorstellungen über die zukünftige Zusammenarbeit in grösseren pastoralen Einheiten<br />
4.4 Rechenschaftsbericht<br />
5 Tätigkeitsprofile der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />
6 Exemplarischer Weg in die Zukunft kirchlicher Arbeit: die Jugendseelsorge<br />
E<br />
Die pastorale Vision der Zukunft: Ein Netzwerk von Christen<br />
in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>......................................................................................................45<br />
1 Eine zeitoffene und lebensdienliche Kirche<br />
2 Die Kirche als Ort der Lebensdeutung und Sinnfindung<br />
3 Kommunikation des Evangeliums als Kernaufgabe der Kirche<br />
4 Am Lebensraum der Menschen orientierte <strong>Seelsorge</strong><br />
5 Bleibende Bedeutung der Pfarreien - ihre Aufgaben<br />
6 Selbstbegrenzung der Pfarreien überwinden<br />
7 Arbeitsteilige überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />
8 Profilbildung der Pfarreien<br />
9 Ein Netz von Begegnungen und Bindungen<br />
10 Ökumenische Zusammenarbeit<br />
F Errichtung von überpfarreilichen <strong>Seelsorge</strong>teams ....................53<br />
1 Mehrwert durch arbeitsteilige Zusammenarbeit in Pastoralteams<br />
2 Gemeinsame Verantwortung für mehrere Pfarreien in ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />
3 Gliederung der <strong>Seelsorge</strong> nach Arbeitsfeldern<br />
4 Grösser der Pastoralteams<br />
5 Anzahl der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
6 Sanfter Einstieg in die pastorale Kooperation<br />
7 Schaffung von “Pastoralen Kompetenzzentren” als weiterer Schritt in der überpfarreilichen Kooperation<br />
G<br />
Kooperation auf <strong>St</strong>adtebene.........................................................................................59<br />
1 Aufgaben auf <strong>St</strong>adtebene<br />
2 Kirchliche Führung auf <strong>St</strong>adtebene<br />
3 Vier pastorale Leistungseinheiten<br />
3.1 Zusammenarbeit der Verantwortlichen für bestimmte Aufgabenfelder in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
3.2 Pastorale Begleitung von Menschen in speziellen Lebenssituationen<br />
3.3 Gesamtstädtische kirchliche Dienste<br />
3.4 Religiös - spirituelle Events<br />
4 Anregungen zur City-Pastoral<br />
3
H<br />
Voraussetzungen einer erfolgreichen Zielverwirklichung..............................64<br />
1 Einübung in pastorale Zusammenarbeit<br />
2 Entwicklung eines Leistungsprofils durch die <strong>Seelsorge</strong>teams<br />
3 Wirkungsorientierte Pastoral<br />
4 Unternehmerischen denken und handeln<br />
5 Vom “Spieler” zum “Trainer”<br />
6 Veränderte Rolle der Pfarreiräte<br />
I<br />
Schritte in die Zukunft......................................................................................................68<br />
1 Das LOS-Projekt braucht eine gemeinsame Vision<br />
2 Das Unternehmen LOS verursacht “Mehraufwand”<br />
3 Eigenständige Konzeptualisierung der Zusammenarbeit durch die Pastoralteams<br />
4 Spirituell-religiöse Profilbildung in den Pfarreien<br />
5 Kreativer Umgang mit Widerständen<br />
6 Kooperationsbereite und zur Kooperation fähige <strong>Seelsorge</strong>r<br />
7 Fachliche Begleitung und Fortbildung<br />
8 Ausarbeitung von “Leistungsvereinbarungen” mit den Pastoralteams<br />
9 Personalplanung und -förderung<br />
4
Vorwort<br />
Das frühe Christentum war vorwiegend eine städtische Religion. Betrachtet man die ersten Missionsbemühungen<br />
in der Apostelgeschichte, so zeigt sich, dass es vor allem städtische Siedlungen waren, wo sich die ersten<br />
christlichen Gemeinden bildeten. Heute müssen die Kirchen insbesondere in den urbanen Regionen einen<br />
Relevanzverlust in Bezug auf die Lebensführung der Menschen hinnehmen. Eine <strong>St</strong>rukturanpassung der pastoralen<br />
Arbeit an die veränderten städtischen Lebensgewohnheiten und -rhythmen ist in der Zwischenzeit unbestritten.<br />
Die Erschliessung neuer pastoraler Räume über die Pfarreien hinaus könnte sich auch für kirchliche<br />
Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in vieler Hinsicht als unerwartet segensreich erweisen, wie sich an Beispielen in<br />
anderen <strong>St</strong>ädten belegen liesse. Der Mut zur Veränderung und Aufbruch lässt die Chancen entdecken, die auch<br />
in einer dramatisch sich wandelnden Gesellschaft für die Sendung der Kirche in der <strong>St</strong>adt bestehen.<br />
Die Gestalt der <strong>St</strong>adt und das Leben ihrer Bewohner hat sich in jeder Hinsicht markant gewandelt. Einem<br />
Wandlungsprozess ausgesetzt sieht sich auch das Wirken der Kirche in der städtischen Gesellschaft. Sie muss<br />
sich immer wieder neu auf die urbanen Lebensbedingungen und Kommunikationsformen einlassen und<br />
einstellen. Die Herausforderung, wie sie die Botschaft des Evangeliums den Menschen in der <strong>St</strong>adt vermitteln<br />
kann, verlangt von ihr, Abschied zu nehmen von überkommenen und ehedem hilfreichen pastoralen <strong>St</strong>rukturen<br />
und sich einem ständigen Suchprozess nach Anschlussfähigkeit des pastoralen Handelns an die sich ständig<br />
veränderte Kommunikationskultur der <strong>St</strong>adt auszusetzen. Hierzu will der vorliegende Grundlagenbericht<br />
Denkanstösse vermitteln und Wege in Zukunft der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> weisen.<br />
Der Bericht nimmt seinen Ausgangspunkt bei den ‘veränderten Umständen’ der Gegenwartsgesellschaft, fragt<br />
nach den <strong>St</strong>ärken und Schwächen der heute noch stark ortsgebundenen Pfarreiseelsorge und entwirft Anregungen<br />
und Impulse zu einer stadtfähigen Kirche.<br />
Der konkrete Anlass zu diesem Grundlagenbericht bildete der Entscheid des Kirchenverwaltungsrates <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>,<br />
eine intensivere Kooperation zwischen den 11 städtischen Pfarreien in Gang zu setzen. Allen Verantwortlichen<br />
gemeinsam war die Überzeugung, dass eine pastorale Umorientierung angesagt ist und sich eine zukunftsfähige<br />
Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> nur mit einem neuen <strong>Seelsorge</strong>konzept verwirklichen lässt. Mit dem Projekt<br />
‘<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>’ (LOS) sollen die dafür notwendigen strukturellen<br />
Voraussetzungen entworfen werden.<br />
Der vorliegende Text ist in der eigens für das Projekt eingesetzten <strong>St</strong>euerungsgruppe diskutiert worden. Er fand<br />
in seinen Grundzügen deren Zustimmung und diente als Grundlage für die Anträge an die zuständigen<br />
Entscheidungsinstanzen.<br />
Neben dem Grundlagenbericht besteht ein Dossier mit den “Pfarreiportraits” der 11 Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<br />
<strong>Gallen</strong> und ein Dokumentationsband mit den Ergebnissen der “Analyse der Arbeitszeit bei den hauptamtlichen<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(innen) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>” und der “Befragung der Pfarreiverantwortlichen zur gegenwärtigen<br />
und zukünftigen Zusammenarbeit”.<br />
<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, 15. August 2003<br />
Alfred Dubach<br />
Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut (SPI)<br />
Gallusstrasse 24<br />
CH-9001 <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Tel. +41 71 288 50 90<br />
E-Mail: Alfred.Dubach@kath.ch<br />
5
“Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,<br />
an keinem wie an einer Heimat hängen...”<br />
“Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe<br />
bereit zum Abschied sein und Neubeginne.”<br />
Hermann Hesse aus dem Gedicht “<strong>St</strong>ufen”<br />
Kernaussagen des LOS - Projektes<br />
<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />
Mit dem Projekt LOS ändert die Blickrichtung der kirchlichen Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Das Projekt steht für<br />
ein neues <strong>Seelsorge</strong>konzept. Der Bezugspunkt der <strong>Seelsorge</strong> ist nicht mehr in erster Linie die ortsgebundene<br />
Pfarrei, sondern der Lebensraum der <strong>St</strong>adt mit einem breitgefächerten Panorama von kirchlichen Diensten,<br />
Anlässen, Orten, Events. Das Unternehmen LOS<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
weitet den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus<br />
lädt ein, gemeinsam zu tun, wozu eine Pfarrei allein nicht im <strong>St</strong>ande oder nicht mehr im <strong>St</strong>ande ist<br />
lässt vielfältige Charismen zur Entfaltung bringen<br />
sichert die Feier der Sakramente in Pfarreien, die aufgrund ihrer Grösse nicht mehr mit einem<br />
Priester besetzt werden können<br />
ermöglicht pastorale Angebote für einen breiteren Interessentenkreis<br />
öffnet den Raum für vielfältigere Erfahrungsgemeinschaften im Glauben<br />
lässt die je eigene Identität einer Pfarrei in der Kooperation mit anderen erkennen und entwickeln<br />
ermöglicht einen flexibleren Einsatz des kirchlichen Personals<br />
macht das kirchliche Leben in der <strong>St</strong>adt bunter und lebensbezogener.<br />
Ins Zentrum der kirchlichen Arbeit rückt die <strong>St</strong>adt als Lebensraum von rund 30'000 Katholik(inn)en. Aus der<br />
Gesamtperspektive der <strong>St</strong>adt gestaltet sich in Zukunft die <strong>Seelsorge</strong>. Das Projekt LOS weist den Weg dahin.<br />
Arbeitsteilige Kooperation - Programmwort des LOS-Projektes<br />
Alle Bemühungen im Rahmen des LOS-Projektes lassen sich auf einen Nenner bringen: Arbeitsteilige Kooperation<br />
auf allen Ebenen und in allen Tätigkeitsfeldern, zwischen den Handlungsebenen, unter den professionellen<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(inne)n, Zusammenarbeit mit und unter den freiwilligen Mitarbeiter(inne)n, sowie zwischen den<br />
Pfarreien. Die Chancen, die in der Zusammenarbeit liegen, sollen konsequent genutzt werden.<br />
Arbeitsteilige Teamarbeit ist die konsequente Antwort auf die zunehmende Komplexität in der pastoralen Arbeit.<br />
Sie führt Menschen zusammen, deren Fähigkeiten einander ergänzen und die sich für eine gemeinsame Sache,<br />
gemeinsame Leistungsziele und einen gemeinsamen Arbeitseinsatz engagieren und sich gegenseitig zur<br />
Verantwortung ziehen.<br />
Arbeitsteilige Kooperation in der <strong>Seelsorge</strong> dehnt ihren Wirkungsraum über den sozialen Wohn- und Nahraum<br />
hinaus aus, um dadurch anschlussfähig zu werden an die heutige Lebensführung der Menschen, die sich nicht<br />
nur im sozialen Nahraum einer Pfarrei vollzieht. Sie eröffnet die Möglichkeit, vielfältige Gelegenheitsstrukturen<br />
zur Kommunikation und Praxis christlicher Sinngehalte auf- und auszubauen.<br />
Dem Zusammenwirken der <strong>Seelsorge</strong>r kommt im LOS-Projekt eine Schlüsselrolle zu. In der Metapher des<br />
‘Spiels’ ausgedrückt, handelt es sich um ein ‘new game’: nicht nur, weil es von den meisten Beteiligten erst<br />
gelernt und eingeübt werden muss. Jedes Pastoralteam wird die Balance finden müssen zwischen orts- und<br />
gruppenbezogenen, zwischen zentralen und dezentralen Leistungsangeboten, zwischen den Pfarreiverantwortlichen<br />
und den pastoralen Fachkräften, zwischen den pastoralen Grunddiensten und dem Eigenprofil der<br />
angeschlossenen Pfarreien.<br />
6
Arbeitsteilige Kooperation kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten in den zentralen Zielvorgaben übereinstimmen,<br />
sich an die Regeln halten und mit offen Karten spielen. Erst eine offene und geistlich getragene<br />
Gesprächs- und Kommunikationskultur wird Zusammenarbeit gelingen lassen.<br />
Ein Netzwerk von Christen<br />
Der Mensch ist der Weg der Kirche, schreibt Johannes Paul II in seiner Enzyklika “Redemtor hominis”. Was die<br />
Menschen bewegt, muss auch die Kirche bewegen. Eine bedingungslose Zuwendung und Hinwendung zum<br />
Menschen bestimmt als Leitziel das LOS-Projekt. Um den Menschen Willen besteht die Kirche.<br />
<strong>Seelsorge</strong> hat sich am menschlichen Leben auszurichten. Die Menschen Gott ein <strong>St</strong>ück näher zu bringen ist ihr<br />
Auftrag. Dies bedeutet, sich auf die Vervielfältigung der Lebenssituationen und Lebensstile in einer <strong>St</strong>adt<br />
einzulassen.<br />
Typisches Merkmal einer <strong>St</strong>adt ist ihr Facettenreichtum an Lebensäusserungen und Lebensstilen. Die Menschen<br />
einer <strong>St</strong>adt bewegen sich in vielen Welten und suchen sich jene kirchlichen Orte und Angebote aus, die ihnen<br />
zusagen. Will die Kirche zu einer Quelle der Hoffnung und Lebenserfüllung für möglichst viele Menschen<br />
werden, braucht es dazu vielfältige Orte und Räume der Begegnung, der spirituellen Erfahrung, des liturgischen<br />
Feierns, der Glaubensvertiefung, der gelebten Solidarität, der Lebensorientierung und Sinnfindung. Daraus<br />
entsteht ein Netzwerk von Beziehungen und Bindungen unter den Christen, ein Netzwerk vielfältiger Kirchenorte.<br />
Kirchliche Arbeit auf drei Ebenen<br />
Pfarrei<br />
In den Pfarreien der <strong>St</strong>adt ereignet sich Kirche am Wohnort. Die Pfarreien bleiben weiterhin vorrangige Orte<br />
kirchlichen Lebens. Als Kirche erlebbar und erkennbar werden sie, wenn sie, bezogen auf die Menschen am<br />
Wohnort, die vier Grundvollzüge der Kirche - Solidarität (Diakonia), Christliches Zeugnis (Martyria), Gottesdienst<br />
(Leiturgia), Gemeinschaft (Koinonia) - in ihrer Breite verlässlich gewährleisten. Dadurch sichert sie den am<br />
betreffenden Ort lebenden Menschen eine grundsätzliche Versorgung mit und Beteiligungsmöglichkeit an den<br />
vier Grundvollzügen der Kirche.<br />
Als Grunddienste einer Pfarrei wären zu nennen<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
Sammlung der Gläubigen zu Gebet und liturgischen Feiern<br />
rituelle Begleitung bei Lebenswenden<br />
religiöse Erziehung der Kinder<br />
diakonische Präsenz<br />
sozial-religiöse Beheimatung ortsgebundener und ortsverbundener Menschen.<br />
Als Ort der Bezeugung Gottes und Begegnung mit Gott stellt die Pfarrei nur noch für eine Minderheit ein<br />
sozialer Bezugspunkt in ihrem Leben dar. Für die Mehrheit geschieht die religiöse Selbstthematisierung weitgehend<br />
ortsunabhängig.<br />
<strong>Seelsorge</strong>einheit<br />
Die ‘<strong>Seelsorge</strong>einheit’ wird zur wichtigsten pastoralen Leistungsebene der professionellen <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n. Eine<br />
Gruppe von <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n leistet in arbeitsteiliger Zusammenarbeit die pastoralen Grunddienste in allen<br />
angeschlossenen Pfarreien. Sie werden nicht mehr für die Arbeit in einer Pfarrei bestellt, sondern übernehmen<br />
die pastorale Verantwortung für einen fest umschriebenen pastoralen Raum.<br />
Die pastoralen Grunddienste in den Pfarreien werden nach Arbeitsfeldern aufgegliedert und arbeitsteilig<br />
wahrgenommen. Als Kernelemente der <strong>Seelsorge</strong>einheiten können genannt werden:<br />
S gemeinsame Verantwortung aller <strong>Seelsorge</strong>r(innen) für die Menschen in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />
S Wahrnehmung der gemeinsamen Verantwortung mittels konsequenter Arbeitsteilung nach Arbeitsfeldern<br />
7
S<br />
S<br />
Übernahme der Verantwortung für bestimmte Arbeitfelder in allen Pfarreien<br />
zentrale Konzeptualisierung der pastoralen Praxisfelder und Lancierung von Projekten bei dezentraler<br />
Durchführung<br />
Mit der Errichtung von <strong>Seelsorge</strong>einheiten verbindet sich ein zweites wichtiges Anliegen: Profilbildung in den<br />
Pfarreien der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> (Kapitel E 8, I, 4).Die Pfarreien werden zu Anziehungspunkten für Menschen<br />
mit unterschiedlichen religiösen Vorlieben und Bedürfnissen, in unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensphasen<br />
weit über die jeweilige Pfarrei hinaus. Die spirituell-religiöse Profilbildung wird einer zukünftig noch<br />
regeren Wanderbewegung zwischen den Pfarreien gerecht. Die Menschen suchen sich jene Kontaktorte mit der<br />
Kirche aus, die ihnen für ihre eigene religiöse Selbstthematisierung am besten geeignet erscheinen.<br />
Die Profilbildung in den Pfarreien verlang insgesamt in der seelsorglichen Arbeit nach verstärkter Priorisierung<br />
und Fokussierung der Arbeit, nach einer Konzentration auf die gewählten Arbeitsschwerpunkte. Die verstärkte<br />
Priorisierung der pastoralen Arbeit spielt auf allen Handlungsebenen eine zentrale Rolle. Nur so können die<br />
Vorteile einer sinnvollen Zusammenarbeit genutzt werden. Dies bedeutet aber auch, auf allen Ebenen von<br />
liebgewonnen Aktivitäten Abschied zu nehmen, was die Entwicklung guter Formen des Abschieds ohne Abwertung<br />
des Vergangenen erfordert.<br />
Beide Zielsetzungen: 1) Kooperative Leistung der pastoralen Grunddienste und 2) Profilbildung in den Pfarreien<br />
erfordern einen überpfarreilichen Wirkungsraum. In Anlehnung an das traditionelle Kreismodell der Kirchgemeinde<br />
- in veränderter Zuteilung der Pfarreien - sollen drei <strong>Seelsorge</strong>teams aufgebaut werden. Die Grenzen<br />
der Pfarreien bleiben unangetastet.<br />
<strong>St</strong>adtebene<br />
Die <strong>St</strong>adt bildet die nächst höhere Ebene der pastoralen Kooperation. Auf der Ebene der <strong>St</strong>adt stehen die<br />
folgenden Aufgaben an:<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
Planung und Abstimmung der gesamten kirchlichen Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Kooperation zwischen den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
Koordination der Profilbildung in den Pfarreien.<br />
Leistung der pastoralen gesamtstädtischen Dienste<br />
Betreuung, Begleitung und Controlling des kirchlichen Personals<br />
Qualitätssicherung des pastoralen Angebotes<br />
Die Leiter der Pastoralteams bilden mit dem ‘städtischen Pastoralleiter’ das Leitungsteam der <strong>Seelsorge</strong> in der<br />
<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Ihnen obliegen die Wahrnehmung der oben aufgeführten Aufgaben.<br />
Jede(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) setzt neben ihrer/seiner Arbeit im Pastoralteam 10 - 20 % seiner Zeit für Projekte und<br />
pastorale Unternehmungen auf <strong>St</strong>adtebene ein.<br />
Vier Leistungsbereiche kennzeichnet die pastorale Arbeit auf <strong>St</strong>adtebene:<br />
1. Zusammenarbeit der Verantwortlichen für bestimmte Aufgabenfelder in den ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />
2. pastorale Begleitung von Menschen in speziellen Lebenssituationen<br />
3. gesamtstädtische kirchliche Dienste<br />
4. Religiös - spirituelle Angebote und Events<br />
Vom veränderten Lebensgefühl der Menschen und der territorialen Ausweitung ihrer Lebensbezüge her erfordert<br />
der Lebensraum der <strong>St</strong>adt von Seiten der Kirche grössere Aufmerksamkeit, will sie auf dem Markt der Sinnstiftungen<br />
ihre Botschaft auch in Zukunft zur Geltung bringen. Es geht dabei nicht um einen Abbau christlicher<br />
Gemeindebildung im lokalen Nahraum, sondern um neue Chancen christlicher Gemeinschaftsbildung und<br />
Zurüstung zum Christsein jenseits einer auf die ‘Pfarrgemeinde’ eingeengten Pastoral. Es geht um die Verwirklichung<br />
von Kirche unter gewandelten gesellschaftlichen Bedingungen, um eine Pastoral, die der milieuspezifischen<br />
Differenzierungen in unserer Gesellschaft Rechnung trägt. Es geht um eine Neubestimmung des<br />
Verhältnisses von Pfarreiseelsorge und City-Pastoral, darum, Pastoral als offener Prozess immer mehr zwischen<br />
den Pfarreien zu gestalten.<br />
8
Langfristige Perspektiven<br />
<br />
Förderung der Freiwilligenarbeit<br />
Besonderer Sorgfalt bedarf in Zukunft das Zusammenwirken zwischen professionellen und freiwilligen Mitarbeiter(inne)n.<br />
Grundgelegt ist dieses Zusammenwirken im Selbstverständnis der Kirche. Aufgrund der Taufe<br />
sind die Christinnen und Christen berufen, ihren Gaben und Talenten entsprechend am Aufbau einer lebendigen<br />
Kirche mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen. Die Zukunft der Kirche ist nicht denkbar ohne die<br />
Arbeit freiwilliger Mitarbeiter(innen).<br />
Mit der arbeitsteiligen <strong>Seelsorge</strong> auf der Ebene von ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ wird das pastorale Versorgungsmodell,<br />
in dem ein Professioneller für alles und jedes zuständig ist, durchbrochen und in den Pfarreien Raum geschaffen<br />
für eigenständige freiwillige Mitarbeit. Die Erfahrung lehrt, dass Freiwilligenarbeit nur dort gedeihen kann, wo<br />
die - nur zu verständliche - Versuchung unterlaufen wird, sich von der eigener Verantwortung zu entlasten und<br />
sie an Professionelle abzutreten.<br />
Dem Pfarreirat kommt in Zukunft eine wichtige Planungs- und Koordinationsfunktion in der Pfarreiarbeit zu. Er<br />
übernimmt die Aufgabe, die Arbeit der ehren- und teilamtlich in der Pfarrei Tätigen zu planen und zu koordinieren.<br />
Die seelsorgerlichen Alltagsdienste werden im Masse des Möglichen in die Verantwortung der Pfarreimitglieder<br />
gelegt, die in der Wahrnehmung dieser Deinste von den hauptamtlichen Mitarbeiter(inne)n unterstützt<br />
und begleitet werden.<br />
<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(innen) in neuer Rolle<br />
Die Arbeitsform in Pastoralteams bringt ein neues Berufsverständnis der professionellen Mitarbeiter(inne)n mit<br />
sich als Förderer und Begleiter von freiwilligem Engagement in der Kirche. Einen hohen <strong>St</strong>ellenwert im Leistungsauftrag<br />
der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) kommt der Entdeckung und Förderung der Charismen unter den Pfarreiangehörigen<br />
zu, deren kontinuierliche Ermutigung und Befähigung, ihre Gaben im Dienste des Reiches Gottes einzusetzen.<br />
<br />
Ökumenische Zusammenarbeit<br />
Die ökumenische Zusammenarbeit beschränkt sich heute weitgehend auf persönliche Initiativen einzelner <strong>Seelsorge</strong>r.<br />
Allein der Rückgang der personellen und finanziellen Ressourcen erfordert in Zukunft darüber hinaus<br />
eine engere organisatorische Abstimmung und strukturelle Verflechtung zwischen den beiden grossen Kirchen.<br />
Die Kernaussage auf diesem Hintergrund lautet: ökumenische Zusammenarbeit ist die Norm, Alleingang die<br />
Abweichung.<br />
9
A<br />
Projektplanung und -durchführung<br />
1 Anstoss<br />
In den Jahren 1999/2000 machte sich eine Arbeitsgruppe “<strong>St</strong>andortbestimmung”, eingesetzt von der Verwaltungskommission<br />
der Kirchgemeinde <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Gedanken zur Verbesserung der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<br />
<strong>Gallen</strong>. Die Rede war unter anderem auch von einem pastoralen Konzept. “Ein derartiges <strong>St</strong>rategiepapier”, so<br />
heisst es im Protokoll der Zusammenkunft vom 2. Mai 2000, “könnte die Umsetzung der Grundaufträge der<br />
Kirche (Liturgie, Verkündigung, Diakonie, Gemeinschaft) im Rahmen der unterschiedlichen Pfarreiprofile in der<br />
<strong>St</strong>adt aufzeigen. Dabei dürfte sichtbar werden, welche Dienstleitungen im kleineren pastoralen Rahmen und<br />
welche Angebote gesamtstädtisch zu erbringen wären”.<br />
Parallel zu den Beratungen in der Arbeitsgruppe “<strong>St</strong>andortbestimmung” haben sich der diözesane Priesterrat und<br />
der Rat der hauptamtlichen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) intensiv mit neuen Modellen und Formen der <strong>Seelsorge</strong> auseinandergesetzt.<br />
In den Jahren 1997 und 1998 führte das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) eine<br />
Evaluation der <strong>Seelsorge</strong>verbände in der Schweiz durch, bei der auch die Zusammenarbeit in den <strong>Seelsorge</strong>verbänden<br />
im Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> untersucht wurde.<br />
Die Räte gelangten in ihren Beratungen zur Überzeugung, dass mit der Errichtung von “<strong>Seelsorge</strong>einheiten” ein<br />
zukunftsorientiertes Modell pfarreiübergreifender Kooperation in der <strong>Seelsorge</strong> angestrebt werden sollte. Im<br />
November 2002 erschienen die bischöflichen Regelungen und Weisungen für die Errichtung von <strong>Seelsorge</strong>einheiten.<br />
2 Projektskizze<br />
Die Verwaltungskommission des Kirchenrates der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> beauftragte das Schweizerische Pastoralsoziologischen<br />
Institut (SPI), einen Projektbeschrieb zu verfassen, aus dem hervorgeht, wie sich ein Modell für die<br />
zukünftige <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> entwerfen liesse.<br />
Das SPI erarbeitete die Projektskizze in enger Zusammenarbeit mit einer Projektgruppe, in der die Bistumsleitung,<br />
der Kirchenverwaltungsrat, die Pfarreiräte und die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) der <strong>St</strong>adt vertreten waren. Das<br />
Projekt verstand sich von allem Anfang an als gemeinsames Unternehmen aller, die für die Kirche in der <strong>St</strong>adt<br />
<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> Verantwortung tragen.<br />
3 Beschlussfassung<br />
Die Projektgruppe verabschiedetete einstimmig die Projektskizze zuhanden des Kirchenverwaltungsrates. Die<br />
Pfarreibeauftragten der <strong>St</strong>adt sprachen sich ihrerseits für die Durchführung des geplanten Neuorientierungsprozesses<br />
der städtischen <strong>Seelsorge</strong> aus.<br />
An seiner Sitzung vom 21. März 2001 beriet der Kirchenverwaltungsrat den Antrag der Projektgruppe und<br />
beschloss im Einvernehmen mit der Bistumsleitung, ein Leistungsprofil und <strong>St</strong>rukturmodell für die <strong>Seelsorge</strong> in<br />
der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> auszuarbeiten. Er bewilligte den dafür erforderlichen Kredit.<br />
4 Einsetzung der <strong>St</strong>euerungsgruppe<br />
Die Verantwortung für die Durchführung des Projektes übertrug<br />
der Kirchenverwaltungsrat einer “<strong>St</strong>euerungsgruppe”. Sie setzte<br />
sich aus folgenden Personen bzw. Verantwortungsträgern zusammen:<br />
<br />
<br />
Vertretung der Bistumsleitung: Markus Büchel<br />
Vertretung der Pfarreiräte: Johannes Rüegg-<strong>St</strong>ürm,<br />
Niklaus Rohner<br />
10
Vertretung des Kirchenverwaltungsrates: Josef Raschle, Ursula Niedermann<br />
Vertretung der Pfarreibeauftragten: Charlie Wenk, Jakob Breitenmoser<br />
Leiter der Projektgruppe “Künftige Organisation und <strong>St</strong>ruktur der Kirchgemeinde”: Guido Corazza<br />
Projektleitung und -moderation: Thomas Feierabend<br />
Die Projektplanung und -bearbeitung übernahm das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) unter<br />
Leitung von Alfred Dubach Es führte die erforderlichen Erhebungen durch, erarbeitete die Entscheidungsunterlagen<br />
für die <strong>St</strong>euerungsgruppe und verfasste den Abschlussbericht.<br />
Am 2. Juli 2001 traf sich die <strong>St</strong>euergruppe zu ihrer ersten Sitzung.<br />
5 Partizipativ-prozessuale und problemorientierte Vorgehensweise<br />
Angestrebt wurde eine gemeinsame Suche nach optimalen Wegen der Zielerreichung. In den Empfehlungen des<br />
Priesterrates heisst es dazu: “Die Weiterentwicklung von der Pfarrei über den <strong>Seelsorge</strong>verband zu grösseren<br />
<strong>Seelsorge</strong>einheiten muss auf der Basis der Grundoption prozesshaft geschehen”.<br />
Pastorale Planung fängt nicht bei Null an. Sie ist darauf bedacht, Erfahrungen zu nutzen. Pastorale Planung<br />
muss auf das Mitdenken der professionellen und freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen können.<br />
Durch die aktive Beteilung der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) wie auch der Pfarrei- und Kirchenräte schon während des<br />
Planungsprozesses wird der Boden bereitet, dass sie sich mit den erarbeiteten Vorstellungen, Zielen und<br />
Handlungsorientierungen identifizieren können und in einer späteren Phase auch im Sinne des Konzeptes<br />
arbeiten. Der Partizipation und Mitverantwortung setzte die Zeit, die zur Ausarbeitung des Projektes zur Verfügung<br />
stand, Grenzen.<br />
Die Projektskizze umschrieb zum einen die Ziele und <strong>St</strong>rategien in der Abwicklung des Planungsprozesses und<br />
zum anderen die Arbeitsmodule, die dabei durchlaufen werden sollten.<br />
Den Ausgangspunkt für die Neukonzeption der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> bildete eine sorgfältige Analyse<br />
der momentanen <strong>St</strong>ärken und Schwächen der kirchlichen Arbeit in den Pfarreien und auf <strong>St</strong>adtebene nach dem<br />
Dreischritt: Sehen, Urteilen, Handeln. Dabei galt es, “die Welt, in der wir leben, ihre Erwartungen und Bestrebungen<br />
und ihren oft dramatischen Charakter zu erfassen und zu verstehen” (2. Vatikanisches Konzil,<br />
Gaudium et Spes 4) und zu überlegen, welche konkreten Schritte in die Zukunft sich aufdrängen, noch<br />
wirksamer als bis anhin den kirchlichen Auftrag unter den Bedingen der heutigen Zeit zu erfüllen. In der<br />
Evaluation der Situation wird die Dringlichkeit von Verbesserungsmassnahmen sichtbar. Aus der Analyse des<br />
kirchlichen Lebens mit seinen <strong>St</strong>ärken und Schwächen ergeben sich die Herausforderungen für das zukünftige<br />
Handeln und der Bedarf nach neuen Leitperspektiven der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />
Massgebend für die Neustrukturierung der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> war das Selbstverständnis der<br />
Kirche, wie es durch das II. Vatikanische Konzil und die Synode 72 formuliert worden ist. Wegleitend waren<br />
darüber hinaus die “Kriterien für das Leben einer christlichen Gemeinde”, wie sie im Bistumsprojekt “He, was<br />
glaubst Du?” formuliert wurden.<br />
6 Zielsetzung<br />
Die <strong>St</strong>euerungsgruppe setzte sich zum Zielt, für die katholische Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> eine <strong>St</strong>ruktur- und<br />
Arbeitsform zu entwickeln, die den Anforderungen und Bedürfnissen einer veränderten Umwelt entspricht. Mit<br />
dem geplanten Vorhaben sollte eine Vorstellung über eine ziel-, wirkungs-, leistungs-, qualitäts-, menschenorientierte<br />
<strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> als vernetzter Handlungsraum entworfen und eine Verbesserung der<br />
strukturellen und organisatorischen Bedingungen der Pastoral im Dienste der Menschen angestrebt werden.<br />
Am Ende der Konzeptualisierungsphase sollte ein <strong>St</strong>rukturmodell der zukünftigen <strong>Seelsorge</strong> zur Verabschiedung<br />
vorliege, mit Denkanstössen zur praktischen Umsetzung und Impulsen zur Förderung der überpfarreilichen<br />
Zusammenarbeit.<br />
11
Im Zentrum der gesamten Arbeit stand die operative Umsetzung der strategischen Grundoption, wie sie vom<br />
diözesanen Priesterrat und vom Rat der hauptamtlichen Laienseelsorger(innen) formuliert wurde (Brief vom 20.<br />
Oktober 2000 von Bischofsvikar Markus Büchel an alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen)):<br />
“Um die Verantwortung dem Evangelium, den Menschen, der kirchlichen Gemeinschaft und uns selbst gegenüber<br />
wahrnehmen zu können, streben wir an, unseren Dienst vermehrt in <strong>Seelsorge</strong>einheiten, bestehend aus<br />
mehreren Pfarreien oder einer Grosspfarrei, in Zusammenarbeit und in Verantwortung eines <strong>Seelsorge</strong>teams zu<br />
leisten”.<br />
Mit dem Projekt sollten darüber hinaus die folgenden Nebenziele angestrebt werden:<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
zeitliche Entlastung der Mitarbeiter(innen) und <strong>St</strong>eigerung der Zufriedenheit der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in ihrer<br />
Arbeit<br />
zu einem partnerschaftlichen Miteinander von Priestern und Laien gelangen, die gemeinsam Verantwortung<br />
für das Leben des Volk Gottes übernehmen, ohne dabei den je besonderen Auftrag von Priestern<br />
und Laien zu verwischen.<br />
Synergieeffekte erzielen, die zu einem geringeren Kostenaufwand führen<br />
die Identität (das Selbstverständnis) der Kirche und die Leistungen der professionellen und freiwilligen<br />
Mitarbeiter/innen öffentlich sichtbar machen<br />
7 Gemeinsame Beschlussfassung der Ergebnisse<br />
Am Ende der Planungsarbeit werden die Ergebnisse vom Kirchenverwaltungsrat unter Zustimmung von Pfarreiverantwortlichen<br />
verabschiedet. Der Kirchenverwaltungsrat stellt Antrag an den Bischof, das Gestaltungskonzept<br />
für die vernetzte <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zu genehmigen. Werden von einer Seite namhafte Vorbehalte<br />
zur Vorlage gemacht, werden sie von einem Vermittlungsausschuss, bestehend aus Mitgliedern der Pfarreiverantwortlichen<br />
und des Kirchenverwaltungsrates, bereinigt.<br />
8 Definitive Inkraftsetzung<br />
Das Projekt will Wege in die Zukunft öffnen. Der ganze Prozess gliedert sich in vier Phasen:<br />
1. Konzeptualisierungsphase<br />
2. Erprobungsphase<br />
3. Evaluationsphase<br />
4. Feedback-Verarbeitung mit Konzeptadaptation<br />
Das hier in Aussicht genommene Projekt betrifft die erste Phase. Nach Projektabschluss werden die Phasen zwei<br />
bis vier durchlaufen. Die definitive Inkraftsetzung der neuen <strong>Seelsorge</strong>struktur geschieht durch den Bischof.<br />
12
B<br />
Herausforderungen für die Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
1 Epochaler gesellschaftlicher Umbruch<br />
Noch nie in der Geschichte hat sich so Vieles in so kurzer Zeit so sehr verändert. Wir sind Augenzeugen eines<br />
historischen Wandlungsprozesses. Die rasante wirtschaftliche und technologische Entwicklung hat nachhaltig die<br />
Beziehungen der Menschen untereinander verändert, ihre Lebenseinstellungen und Wertorientierungen, hat<br />
überkommene Lebensgewohnheiten umgekrempelt, erzwingt tiefgreifende Restrukturierungen in Wirtschaft und<br />
Politik, erfordert von den Menschen neue Qualitäten im Umgang mit den Anforderungen der Zeit.<br />
In Turbulenzen geraten ist auch die Kirche. Wir alle spüren es. Der Wandel in unserer Gesellschaft macht ihr<br />
schwer zu schaffen. Sie muss lernen, in einer veränderten Gesellschaft zu bestehen. Mit welchen Veränderungsprozessen<br />
sie sich konfrontiert sieht und auf die sie sich einzustellen hat, sollen hier nur in <strong>St</strong>ichworten kurz<br />
genannt werden. Ausführliche Erläuterungen dazu finden sich in der SPI-Broschüre “Pastoraler Orientierungsrahmen<br />
Luzern :<br />
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Freisetzung aus traditionellen Lebenszusammenhängen: Die Kirche wird nur noch als Bereich neben<br />
anderen erlebt.<br />
Enttraditionalisierung des Lebens: Das religiöse Erleben und Handeln löst sich aus festen Zuordnungen.<br />
Die Zugehörigkeit zur Kirche ist keine unwiderruflich feststehende Tatsache mehr.<br />
Wandelbarkeit des Lebens: In einer Gesellschaft, in der sich alles bewegt, ist immer alles auch anders<br />
möglich.<br />
Vervielfältigung der Lebensmöglichkeiten: Die Welt öffnet sich nach vorne<br />
in immer neue Möglichkeiten.<br />
Pluralisierung der Lebensdeutung: Fortan steht Wahrheit im Plural.<br />
Wende im Verhältnis zwischen dem einzelnen und der Gesellschaft: Der<br />
einzelne Mensch selbst und nicht die Gesellschaft - auch nicht die Kirche -<br />
bestimmt, welche Lebensentscheidungen er trifft, welche Wertordnung er<br />
übernimmt.<br />
Wertewandel: An die <strong>St</strong>elle alter Gewissheiten tritt die schöpferische Ungewissheit<br />
der Freiheit und die Auseinandersetzung darüber, was Freiheit<br />
bedeutet.<br />
Zwang zur Wahl: Der Lebenslauf wird zunehmend durch individuelle<br />
Entscheide bestimmt.<br />
<strong>St</strong>ändige Suche nach dem eigenen Selbst: Der Bedarf nach Orientierung<br />
wächst.<br />
Vielfalt sozialer Beziehungen: Soziale Beziehungen werden bunter und<br />
flexibler. Soziale Verpflichtungen und Bindungen geraten vermehrt unter Kosten-Nutzen-Erwägungen.<br />
Bildung neuer “sozialer Milieus”: Weniger der lokale Wohnort schafft Gemeinschaft, sondern gemeinsam<br />
geteilte Lebensstile und -entwürfe.<br />
Unsicherheit als Bestandteil des Lebens: Selbstverständlichkeiten sind immer weniger selbstverständlich,<br />
Gewissheiten immer weniger gewiss. Die Gefahr des Fundamentalismus nimmt zu.<br />
Schwieriger Umgang mit Freiheit - neue Abhängigkeiten: Die mit dem Wertkomplex Freiheit verbundenen<br />
Ambivalenzen, Unsicherheiten, Ängsten, Zwängen, Zwiespältigkeiten, Dilemmata, Überforderungen<br />
Risiken nehmen zu.<br />
Schattenseiten : Zu den Schattenseiten der neuen Freiheit zählen die rücksichtslose Verfolgung der<br />
eigenen Interessen gegenüber anderen, der Natur und den Völkern der Dritten Welt.<br />
2 Veränderte Kirchenbindung und verändertes religiöses Bewusstsein<br />
Die Beziehungen zur Kirche und die Ausgestaltung persönlicher Religiosität bleibt nicht unberührt vom gesellschaftlichen<br />
Wandel. Erst vor dem Hintergrund des religiösen Bewusstseins in der Bevölkerung lassen sich die<br />
Herausforderungen der Kirche angemessen umschreiben.<br />
13
Religiöse Lebenshaltung: Beobachten lässt sich nicht ein Religionsverfall, sondern ein Wandel in der Art<br />
und Weise, wie Religion und Kirchenmitgliedschaft gelebt wird.<br />
Erweiterung des religiösen Sinnhorizontes Die enge Verflechtung von Kirche und Alltag löst sich auf.<br />
Individualisierung und Pluralisierung von Religion: Das religiöse Leben ist weniger als zuvor in einen<br />
Komplex von Tradition, Autorität und Sitte eingebunden.<br />
Dezidiertes Christsein: Regelmässiger Sonntagsgottesdienstbesuch stellt unter den Bedingungen der<br />
heutigen Gesellschaft eine Sonderleistung dar.<br />
Locker-pragmatische Bindung an die Kirche: Nicht mehr der Wochenrhythmus bestimmt die Beziehung zur<br />
Kirche, sondern der biographische Rhythmus. Aus der einst festen Einbindung in die Kirche ist eine<br />
lockere Gelegenheitsbeziehung geworden.<br />
Vage Religiosität als dominante Form von Religion: Man versteht sich grundsätzlich als religiös, lässt sich<br />
aber nicht auf eine bestimmte Option von Religion ein.<br />
Religion als Schlüssel zur Selbstverwirklichung: Die Suche nach einem erfüllten und geglückten Leben ist<br />
zu einem übergeordneten Handlungsprinzip geworden.<br />
Offen für neue Ausdrucksformen von Religiosität: Das Interesse an Formen ausserkirchlicher Religiosität<br />
ist vor allem unter Jugendlichen gewachsen.<br />
Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins: Im Vordergrund heutiger Religiosität steht die Vergewisserung<br />
über das eigene Selbst und nicht das Bekenntnis zu einer Konfession.<br />
Verluste durch Kirchenaustritt: Markant häufiger taucht der Gedanke an einen Kirchenaustritt unter<br />
jungen Kirchenmitgliedern auf.<br />
3 Rückläufige Zahl der Katholik(inn)en in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zählte im Jahre 2001 70'019 Einwohner, nahezu gleich viel wie 20 Jahre zuvor (1980:<br />
71'671 Einwohner).<br />
<strong>St</strong>ark zurückgegangen ist die Zahl der Katholk(inn)en in der <strong>St</strong>adt, von 41'150 im Jahre 1980 auf 33'439 im<br />
Jahre 2001. Von einem Rückgang betroffen ist auch die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche, von 29'190<br />
auf 18'980 Personen.<br />
Die Pfarreien der <strong>St</strong>adt spüren den Rückgang der Katholik(inn)en (1980-2001) in sehr unterschiedlichem Masse.<br />
Über einen Viertel ihrer Kirchenmitglieder verloren die Pfarreien <strong>St</strong>. Fiden (-36,0%), die Dompfarrei (-30,3%),<br />
<strong>St</strong>. Otmar (25,8%), rund einen Fünftel die Pfarrei Heiligkreuz (-20,8%). Es folgt die Pfarrei Bruggen mit -13,2%<br />
und <strong>St</strong>. Georgen mit -6,4%. Nur geringe Einbussen erlitten die Pfarreien <strong>St</strong>. Maria Neudorf (-4,8%), Rotmonten<br />
(-4,8%) und Riethüsli (-1,1%). Leicht erhöht hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder in den Pfarreien Winkeln<br />
(+3,4%) und Halden (+0,3%).<br />
Pfarreiangehörige<br />
1980 2001<br />
Dom 7'643 5'328<br />
<strong>St</strong>. Georgen 2'043 1'913<br />
<strong>St</strong>. Otmar 7'711 5722<br />
Riethüsli 1'247 1'233<br />
<strong>St</strong>. Fiden 3'982 2'547<br />
<strong>St</strong>. Maria 3'775 3'594<br />
Halden 1'976 1'971<br />
Heiligkreuz 4'984 3'948<br />
Rotmonten 1'392 1'325<br />
Bruggen 4'545 3'943<br />
Winkeln 1'852 1'915<br />
Total 41'150 33'439<br />
Gehörten 1980 53,7% der <strong>St</strong>adtbevölkerung der katholischen Kirche an, waren es im Jahre 2001 noch 45,0%.<br />
Zur evangelischen Kirche zählten sich 2001 27,1% der Bevölkerung. Jede(r) Neunte gehört keiner Kirche oder<br />
Religionsgemeinschaft mehr an.<br />
14
Neben den Katholiken und Protestanten stellen die Konfessionslosen die grösste Gruppe mit 7'820 Personen<br />
(2001), gefolgt von den Muslimen (5'486) und den Orthodoxen (3'507).<br />
Seit 1980 kehrten 3'449 Katholik(inn)en der Kirche den Rücken. Traten zwischen 1991 und 1995 zwischen 250-<br />
300 Personen jährlich aus, reduzierte sich ihre Zahl seit 1998 auf 130-150 Personen pro Jahr. Zwischen 1980<br />
und 2001 entschieden sich 244 Personen zum Wiederreintritt.<br />
Mit 27,4% (2001) der Wohnbevölkerung liegt der Anteil der Ausländer(innen) erheblich über der Quote im<br />
Kanton (19,6%). Die grössten Kontingente stellen die Migrant(inn)en aus Ex-Jugoslawien (6'189), Italien (3'512),<br />
Deutschland (2'568), Asien (1'298) und der Türkei (1'050). Schätzungsweise etwas mehr als die Hälfte der<br />
Ausländer(innen) dürften katholisch sein.<br />
4 <strong>St</strong>and und Entwicklung des <strong>Seelsorge</strong>personals<br />
Zu Beginn des Jahres 2002 standen für die seelsorglichen und diakonischen Dienste in den Pfarreien der <strong>St</strong>adt<br />
3'830 <strong>St</strong>ellenprozente zur Verfügung. Dies macht 872 Katholik(inn)en je <strong>Seelsorge</strong>r(in).<br />
Auf eine(n) <strong>Seelsorge</strong>r(in) trifft es heute weniger Katholiken als 1980. Damals betrug die Katholikenzahl je<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(in) 1'029. Beobachten lassen sich beträchtliche Differenzen zwischen einzelnen Pfarreien. Die Zahl<br />
der Katholik(inn)en je <strong>Seelsorge</strong>r(in) schwankt zwischen 671 in der Pfarrei <strong>St</strong>. Georgen und 1'577 in der Pfarrei<br />
Bruggen.<br />
Daneben wirken zwei <strong>Seelsorge</strong>r zu 150% in der Italiener Mission. Weitere Fremdsprachigenseelsorger betreuen<br />
ihre Landsleute in der <strong>St</strong>. <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />
Drei Personen zu je 100 <strong>St</strong>ellenprozenten wirken als Spitalseelsorger(innen). Die <strong>St</strong>udenten an der Universität <strong>St</strong>.<br />
<strong>Gallen</strong> werden von einem eigenen <strong>Seelsorge</strong>r betreut. Eine Person führt zu 50% die Katechetische Arbeitsstelle.<br />
Die Jugendseelsorge wird auf <strong>St</strong>adtebene von der akj ( <strong>St</strong>ellenleiter mit Praktikant/in) koordiniert und inspiriert.<br />
Katholik(inn)en je Pfarrseelsorger(in) (1. Januar 2002)<br />
Pfarrei <strong>St</strong>ellen- Katholiken Katholiken pro<br />
prozente<br />
Seelorger(in)<br />
Bruggen 250% 3'943 1'577<br />
Dom 650% 5'328 820<br />
Heiligkreuz 386% 3'948 1'023<br />
Neudorf-Halden 770% 5'565 723<br />
Neudorf 3'594<br />
Halden 1'971<br />
<strong>St</strong>. Fiden-Rotmonten 496% 3'872 781<br />
<strong>St</strong>. Fiden 2'547<br />
Rotmonten 1'325<br />
<strong>St</strong>. Otmar-Riethüsli 804% 6'955 865<br />
<strong>St</strong>. Otmar 5'722<br />
Riethüsli 1'233<br />
<strong>St</strong>. Georgen 285% 1'913 671<br />
Winkeln 190% 1'915 1'008<br />
<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> 3'831% 33'439 872<br />
1980 4'000% 41'160 1029<br />
Mit 650 <strong>St</strong>ellenprozente arbeiten heute 9 Priester in den Pfarreien der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Ihre Zahl wir sich weiter<br />
reduzieren. Nach Auskunft des Personalamtes kann in 10 Jahren mit rund 300, bestenfalls mit 400 <strong>St</strong>ellenprozenten<br />
gerechnet werden.<br />
15
5 Finanzielle Ressourcen<br />
Einem Gesamtertrag von Fr. 18'176'690.- im Jahre 2001 stand ein Gesamtaufwand von Fr. 17'605'010.-<br />
gegenüber. Der Finanzplan 2001-2005 erwartet Ausgabenüberschüsse zwischen Fr. 200'000.- und Fr.<br />
400'000.- Im Bericht heisst es: “Die Schaffung neuer <strong>St</strong>ellen im Zusammenhang mit der Umsetzung der<br />
pastoralen Schwerpunkte ist nur möglich, wenn durch Kompensation der Personalbestand nicht erhöht werden<br />
muss”.<br />
Der Anteil ‘Personalaufwand’ erhöhte sich in den letzten elf Jahren von 35,0% im Jahre 1990 auf 40,3% im<br />
Jahre 2001.<br />
Erhöht haben sich insbesondere die Löhne für das <strong>Seelsorge</strong>personal.<br />
1990 2001 Zunahme<br />
Löhne <strong>Seelsorge</strong>personal 2'645'865.- 3'909'383.- 47,8%<br />
Löhne Dienstpersonal 1'791'747.- 2'050'731.- 14,5%<br />
Behörden & Kommissionen 83'183.- 93'517.- 12,4%<br />
Teuerung 1990-2001: 26,9%<br />
Der Pro-Kopf-Aufwand je Katholik(in) stieg zwischen 1990 und 2001 um 82.0%. Der Anstieg fiel je nach Pfarrei<br />
sehr unterschiedlich aus, zwischen 11.3% und 132,1%<br />
Die Kosten je Katholik(in) variieren sehr stark nach Pfarreien (2001), zwischen Fr. 226.- bis Fr. 434.-. Jede<br />
Pfarrei braucht eine personelle und infrastrukturelle Basisausstattung. In Pfarreien mit weniger als 2000<br />
Pfarreiangehörigen muss demnach mit höheren Kosten je Katholik(in) gerechnet werden. Zu niedrigen Kosten<br />
führt eine. Konsequente ökumenische Zusammenarbeit. Vom Projekt LOS darf erwartet werden, dass es zu einer<br />
ausgeglicheneren Kostenstruktur in den Pfarreien führt.<br />
Belastet wird die Rechnung der Kirchgemeinde durch den Erhalt und die Pflege von ungenutztem Kirchenraum.<br />
Mit Ausnahme der Kirchen in Halden und Riethüsli werden alle, unabhängig von der Grösse, mindestens zu<br />
80%-100% von Mesmern gepflegt. Mit besserer Bewirtschaftung von Pfarreiräumen liessen sich weitere Kosten<br />
sparen.<br />
Die 11 Pfarrkirchen der <strong>St</strong>adt bieten rund 6'500 Sitzplätze. Dazu kommen 1'381 Sitzplätze in weiteren Kappellen<br />
und Kirchen. Die Auslastung der Pfarrkirchen beträgt gut gerechnet knapp ein Drittel bei “normalen” Sonntagsgottesdiensten.<br />
In den letzten Jahrzehnten ist der Besuch des Sonntagsgottesdienstes kontinuierlich zurückgegangen. Alle<br />
Indikatoren sprechen dafür, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Voraussichtlich dürfte sich die Zahl der<br />
regelmässigen Kirchgänger nochmals um rund die Hälfte reduzieren.<br />
Pfarrkirchen Baujahr Sitzplätze<br />
Dom 1767 900<br />
<strong>St</strong>. Georgen 1932 500<br />
<strong>St</strong>. Otmar 1908 850<br />
<strong>St</strong>. Fiden 1774/79 450<br />
Halden 1986 250<br />
Neudorf 1914/17 1100<br />
Heiligkreuz 1950 640<br />
Bruggen 1936 670<br />
Winkeln 1959 420<br />
Rotmonten 1969 450<br />
Riethüsli 1987 250<br />
16
C<br />
Auswirkungen des sozialen Wandels auf die Pfarreien<br />
Der soziale und kulturelle Wandel der letzten Jahrzehnte blieb nicht ohne Folgen auf die pastorale Arbeit in den<br />
Pfarreien. Diese Herausforderungen sollen im Folgenden kurz beschrieben werden. Damit soll gleichzeitig auch<br />
zum Ausdruck gebracht werden, dass die <strong>Seelsorge</strong> in den Pfarreien der arbeitsteiligen Zusammenarbeit auf<br />
überpfarreilicher Ebene bedarf. Der Blick richtet sich auf jene Herausforderungen, denen sich die territoriale<br />
Pfarreiseelsorge zur Zeit ausgesetzt sieht. Die einen Pfarreien sind davon mehr, andere weniger betroffen. Die<br />
Aussagen basieren auf zahlreichen Untersuchungen zur Situation von Religion und Kirche in der Schweiz.<br />
1 Lockerung des lokalen Zusammenhalts<br />
Das gesellschaftliche Leben vollzog sich bis in die jüngste Zeit auf territorial engem Raum. Pfarrei und Lebensraum,<br />
in dem der einzelne aufwuchs und fast sein ganzes Leben zubrachte, waren eng miteinander verflochten.<br />
Die moderne Dienstleistungsgesellschaft hat den lokalen Lebens- und Versorgungszusammenhang aufgebrochen.<br />
Die Menschen leben in vielfältigen sozialen Beziehungsnetzen über den lokalen Bereich hinaus. Die<br />
Dynamik des Arbeitsmarktes verlangt Mobilität. Mobilität vollzieht leichter, wer nur lockere soziale Bindungen<br />
auf lokaler Ebene eingeht.<br />
Die Pfarrei kann immer weniger auf bestehende örtliche Lebenszusammenhänge und -einbindungen aufbauen.<br />
2 Individualisierung der Lebensgestaltung<br />
In allen entwickelten Industrieländern Europas schwächt sich gegenwärtig die gesellschaftliche und lebensführende<br />
Macht der Kirchen ab. Wie alle anderen gesellschaftlichen Bereiche hat das Phänomen der Deregulierung<br />
auch den religiösen Bereich erfasst. Dieser Wandel bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die<br />
Einbindung der Menschen in die Pfarreien.<br />
Nicht mehr wie einst bestimmen gesellschaftlichte Institutionen, wie jemand zu leben hat. Der einzelne trifft seine<br />
Entscheidungen über seinen Lebensweg in eigener Regie. Dafür existieren Modelle, aber keine bindenden<br />
Vorgaben mehr. Das Leben der Menschen löst sich aus vorgegebenen Fixierungen und wird zur Aufgabe jeder<br />
und jedes einzelnen. Das Leben wird zum Projekt.<br />
3 Wechselnde Beziehungsnetze im Alltag<br />
Soziale Kontakte gestalten sich je länger je mehr nach individuellen Gesichtspunkten und wechseln je nach<br />
Lebenslage und -phase. Die Menschen gehören heute einer Vielzahl von sozialen Gruppen und Organisationen<br />
an, die sie mit unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Erwartungen konfrontieren. Je grösser die Zahl der<br />
sozialen Gruppen, denen jeder einzelne angehört, desto weniger ist es möglich, bei allen gleichermassen<br />
mitzumachen, desto kleiner wird der Ausschnitt, den jede von ihnen im sozialen Leben ihrer Mitglieder umfasst,<br />
desto geringer die Dichte der Beziehungen, desto schwächer die innere Bindung.<br />
Länger dauernde verbindliche lokale Einbindungen kennzeichnen nur noch eine Minderheit der Bevölkerung.<br />
Soziale Beziehungen und Kontaktnetze werden heute individuell hergestellt, erhalten und immer wieder geknüpft.<br />
Ein Netz wechselnder, vielschichtiger und meist loser Beziehungen halten das soziale Leben in der Alltagswelt<br />
zusammen. Diese Beziehungen bilden gelegentlich festere Knoten, zu denen auch kirchliche Kontakte gehören<br />
können.<br />
4 Erweiterung der Kommunikationsformen mit der Kirche<br />
Die Kommunikationsmöglichkeiten mit der Kirche haben sich ausgeweitet. Wer mit ihr in Kommunikation zu<br />
treten versucht, dem stehen heute zahlreiche Kanäle zur Verfügung. Neue Möglichkeiten hat zum Beispiel das<br />
Internet eröffnet. Im Internet können sich Fremde als Vertraute begegnen, es ermöglicht “Intimität auf Distanz”.<br />
Es bietet im wahrsten Sinne Sichtschutz, wo man ihn braucht und gewährt Einblicke, wo man sie wünscht. Wer<br />
nicht an pfarreilichen Begegnungsformen teilnimmt, muss sich nicht von der Kommunikation mit der Kirche<br />
ausgeschlossen fühlen.<br />
17
5 Vom gemeinsamen zum individuellen Sonntag<br />
Wir bewegen uns auf eine kontinuierlich aktive Gesellschaft zu, in der rund um die Uhr produziert, konsumiert<br />
und kommuniziert wird. Dies hat nachhaltige Auswirkungen auf die Lebensweise und den Zeitrhythmus von<br />
gemeinsamer Arbeit und Wochenendruhe. Die Kultur des gemeinsamen Sonntags als herausgehobener Tag, der<br />
die Woche eröffnet oder beendet, und als gemeinsamer Fest- und Feiertag begangen wird, steht zur Disposition.<br />
Der Sonntag, an dem die Christen gemeinsam die Erlösung durch Jesus Christus im Gottesdienst feiern, verliert<br />
seinen Rückhalt in der traditionellen Zeitgliederung des Wochenrhythmus.<br />
6 Rückzug in die Privatsphäre<br />
Die wichtigsten Lebensbereiche der Menschen sind die Geselligkeit in der Freizeit, die häusliche Intimsphäre und<br />
das Erwerbsleben. Sie alle finden an verschiedenen Orten statt. Die Pfarrei spricht die Menschen in erster Linie<br />
in ihrem Privatbereich an. Doch gerade den Privatbereich schirmen die Menschen gerne vom Einfluss gesellschaftlicher<br />
Institutionen ab. Diese Haltung erschwert im starken Masse die Bildung christlicher Gemeinden vor<br />
Ort.<br />
7 Distanz zur Kirche durch Normabweichung<br />
Von der überwiegenden Mehrheit der Kirchenmitglieder lässt sich nicht mehr sagen, dass sie ihr Leben an den<br />
kirchlichen Moralvorstellungen ausrichten. Von der kirchlichen Norm abweichende Lebensführung schafft<br />
Distanz zur Kirche. Negativ auf die Kirchenbindung der jungen Generation wirken sich die kirchlichen Sexualvorstellungen<br />
aus. Je früher z.B. jemand voreheliche sexuelle Beziehungen eingeht, desto distanzierter verhält sie/er<br />
sich im weiteren Leben der Kirche gegenüber. Nicht so sehr religiöse Dissonanzen mit der Kirche oder religiöse<br />
Gleichgültigkeit lässt Menschen auf Distanz zur Kirche gehen, sondern das Gefühl, nicht in Übereinstimmung mit<br />
kirchlichen Normen zu leben.<br />
Rund jede zweite Ehe wird heute geschieden. Geschiedene leben mehr als andere in Distanz zur Kirche.<br />
8 Eigeninteresse als Teilnahmemotivation<br />
Nur auf die persönliche Lebenslage ausgerichtete Angebote motivieren zur Teilnahme am kirchlichen Leben. Die<br />
Überzeugung, auch ohne Kirche an Gott glauben zu können, vertreten 9 von 10 Katholik(inn)en. Dass der<br />
einzelne ein pfarreiliches Angebot in Anspruch nimmt, muss er gute Gründe haben. Chancen in der Bevölkerung<br />
haben nur kirchliche Angebote, die von der Interessen- und Lebenslage ihrer Mitglieder ausgehen.<br />
Ähnliche Erfahrungen und Erlebnisse, gleiche Interessen, Bedürfnisse, Betroffenheiten, miteinander geteiltes<br />
Selbst- und Lebensbewusstsein führen Menschen zu religiösen Anlässen, Ereignissen und Feiern zusammen und<br />
nicht einfach deshalb schon, weil sie am gleichen Ort wohnen.<br />
9 Geringere Mobilisierungschancen<br />
Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war die Pfarrei integraler Bestandteil des lokalen Lebens. Seit<br />
dieser Zeit sieht sich die Kirche gezwungen, aus eigenen Kräften die Mitglieder zur aktiven Teilnahme zu<br />
bewegen. Im Normalfall gelingt es Mitgliederorganisationen unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen<br />
Bedingungen, 3 bis 5 % der Mitglieder für ihre Anliegen und Ziele zu aktivieren. Die übrigen begnügen sich mit<br />
einer passiven Mitgliedschaft. Ihr Interesse an der Kirche bekunden sie mit ihrem Mitgliederbeitrag. Als<br />
“Passivmitglieder” bringen sie den weitaus grössten Teil der kirchlichen Finanzmittel auf. Der Kirche gelingt die<br />
Mobilisierung der Mitglieder für ihre Anliegen nicht besser als dem WWF, dem VCS, den Gewerkschaften oder<br />
den Parteien.<br />
Zu einer aktiven Teilnahme am Pfarreileben lassen sich in erster Linie Menschen bewegen, die bereits auf<br />
vielfältige Art ins lokale Leben eingebunden sind. Es handelt sich um Menschen mit eingeschränkter Mobilität,<br />
die aktiv 0im Vereinsleben mitmachen, wegen ihrer Kinder am örtlichen Leben interessiert sind oder durch ihren<br />
Beruf wohnortsgebundene Dienstleistungen erbringen. Die lokale Einbindung ist für sie ein wichtiger Bestandteil<br />
18
ihrer sozialen Existenz und Identität.<br />
10 Vervielfältigung der Lebenswelten<br />
Den Menschen in den Pfarreien fehlt oft der gemeinsame Nenner, nach dem die Wirklichkeit erfahren und<br />
gedeutet wird. Engere Sozialkontakte setzen ein gemeinsames Muster der Wirklichkeitserfahrung und -deutung<br />
voraus. Die meisten Pfarreien verfügen von ihrer Grösse her nicht über die erforderlichen personellen Ressourcen,<br />
alle Menschen gleichermassen in der Vielfalt ihrer Lebensformen anzusprechen.<br />
Die Soziologen reden von sogenannten “sozialen Milieus” in unserer Gesellschaft. Die Zugehörigkeit zum einen<br />
oder anderen Milieu lässt sich ablesen an der Wohnungseinrichtung, Freizeitgestaltung, Lektüre, Sprache bis hin<br />
zur Kleidung, Beziehung zum eigenen Körper, zu den bevorzugten Fernsehprogrammen und Musikstilen usw.<br />
<strong>St</strong>udien zur heutigen Erlebnisgesellschaft (Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der<br />
Gegenwart, Frankfurt/Main 1992) unterscheiden fünf voneinander deutlich unterscheidbare soziale Milieus;<br />
Bildung, Alter und die soziale <strong>St</strong>ellung spielen eine zentrale Rolle bei der Milieuzugehörigkeit.<br />
Über typische Kurzportraits von Personen aus den einzelnen Milieus lassen sich deren charakterische Merkmale<br />
auf prägnante Art umschreiben (Adaptation der Personenportaits von Michael N. Ebertz in: Aufbruch in der<br />
Kirche, 2003):<br />
Herr U. (Unterhaltungs-Milieu)<br />
Herr U. ist kaum in der Öffentlichkeit sichtbar. Er verschwindet im Fitnessstudio, im Automatensalon, in der<br />
Kneipen- und Diskoszene oder in anderen “Konsumfallen". Indirekt auffällig für andere ist er allenfalls unterwegs<br />
etwa am rasanten Fahrstil erkennbar. Denn der ganze <strong>St</strong>olz des 27-Jährigen Automechanikers ist sein Cabrio<br />
mit Heckspoiler, breiten Reifen und grosser <strong>St</strong>ereoanlage. Er fährt auch gern einfach so durch die Gegend.<br />
Seine Frau war Fliessbandarbeiterin, arbeitet jetzt aber halbtags in einem Supermarkt als Kassierin und geht<br />
manchmal zum Putzen. Sie haben zusammen ein Kind. Ihre Wohnungseinrichtung wurde bei Ikea gekauft.<br />
Sie lesen gern den "Blick", auch Mode- und Sportzeitschriften, sehen im Fernsehen am liebsten amerikanische<br />
Krimis mit viel Action. Politische Diskussionen verabscheuen sie genauso wie Jazz, klassische Konzerte oder<br />
Kunstausstellungen. In der Videothek gehören sie zur <strong>St</strong>ammkundschaft. Überhaupt ist er gern dort, wo “power”<br />
ist, wo was los ist: in der Disco, wo auch Schlager gespielt werden, in der Kneipe, beim Flippern im Automatensalon,<br />
natürlich auf dem Fussballplatz und manchmal auch bei Schützenfest oder in der Volksfestszene.<br />
Zu ihm passt der Satz:” Ich bin das, was ich gerade will". Aber auch seiner Frau geht es darum, sich mit dem zu<br />
versorgen, was man möchte, unbeschwert vom Ehrgeiz dessen, was die <strong>St</strong>udierten "inneres Wachstum" nennen.<br />
Wenn's nicht so teuer wäre (Flug oder so), würden sie mindestens alle zwei Jahre in Miami-Beach Urlaub<br />
machen. Aber so prangt "Miami-Beach" halt nur auf der Vorderseite des T-Shirts. Manchmal kann man's ja auch<br />
im Fernsehen sehen.<br />
Frau S. (Selbstverwirklichungs-Milieu)<br />
Frau S. gehört zu denjenigen, die die Welt, wie ihr Therapeut mal boshaft bemerkte, mit kollektivem Indivi-<br />
19
dualtourismus überziehen.<br />
Wir treffen sie im kommunalen Kino, beim "Griechen" oder beim "Da Pietro"- Freitag Abend auch im Café an<br />
der Ecke, wo sich ein toller Pianist entfaltet und Texte von Kästner oder Brecht rezitiert werden. Dort und in<br />
"ihrem" Bistro meetet sie alte und neue Typen aus ihrem grossen Freundes- und Bekanntenkreis. Sie ist 28 Jahre<br />
alt, alleinstehend mit einem kleinen Kind, wohnt aber in einer WG.<br />
In den letzten Jahren war sie mehrfach umgezogen. Jetzt teilt sie mit einer Freundin, mit der sie auch regelmässig<br />
Sport treibt, die Wohnung. Beide lieben es, Obstkistenstil mit sorgfältig komponiertem Wohnungsdesign zu<br />
kombinieren. "Provisorisch und provozierend, immer etwas schlampig", sagt ihr Vater dazu aus dem kuscheligen<br />
Mief seines Wohnzimmers heraus.<br />
Im Gegensatz zu ihm sieht Frau S. selten fern; wenn, dann Sendungen zu Wissenschaft und Zeitgeschichte. Die<br />
Heimatfilme, die ihre Mutter zum Weinen bringen, findet sie zum Kotzen. Ähnliche Aggressionen spürt sie in sich<br />
aufkommen beim Gedanken an den “Blick”. Sie liesst regelmässig die "WoZ”, den "Spiegel" und das <strong>St</strong>adtmagazin.<br />
Politisch tendiert sie zu den Grünen, beteiligt sich dann und wann mal an einer Demo, hält sich sonst<br />
aber politisch zurück.<br />
Auch sonst zieht sie sich gern um, probiert mal was Neues aus den einschlägigen Boutiquen aus, wo sie gern<br />
herumstöbert, von sportlich über alternativ bis elegant. Der Wechsel von Jeans und T-Shirt zum besonderen<br />
Outfit ist für sie etwas Alltägliches.<br />
Von Beruf ist sie Sozialpädagogin mit therapeutischer Zusatzausbildung. Dazu hat sie sich nach einer längeren<br />
und zugleich intensiven Selbsterfahrungskarriere entschlossen. Sie ist nicht krank, aber Diagnose- und Therapiebedürftigkeit<br />
ist etwas, worauf sie nie mehr verzichten will. Auch spontane Introspektion ("Was sagt mir mein<br />
'Bauch'?") hält sie für wichtig, selbst um alltägliche Entscheidungen immer wieder neu zu fällen. In Meditationsworkshops<br />
und beim kreativen Malen in der VHS (vor einem Jahr) sucht sie ihren inneren Kern freizulegen,<br />
weiterzuentfalten und sich zugleich von ihren fatalen Über-Ich-Bindungen zu befreien. Das Buch “Die wahre<br />
Kraft kommt von innen" hat sie als Schlüsseltext für die eigene Erkenntnis(weiter)arbeit entdeckt und kann es<br />
jeder und jedem weiterempfehlen.<br />
Ein Satz, den sie dort gelesen hat und oft sagt, heisst: “Weil ich es so will".<br />
Herr N. (Niveau-Milieu)<br />
Herrn N. treffen wir im Foyer des Theaters, auswärts auch im Museum. Er geht auf die 60 zu, ist Gymnasiallehrer,<br />
Dr. phil. Seine Dissertation hat er über die Reiseberichte des späten 18. Jahrhunderts geschrieben. Er ist<br />
verheiratet. Seine Frau ist Ärztin und übt ihren Beruf seit der Zeit aus, nachdem die beiden Kinder das Haus<br />
verlassen haben. Abraham studiert internationales Recht an der HSG, Rebekka ist inzwischen selbst Ärztin ind<br />
übt ihren Beruf mit grosser Hingabe aus. Sie ist Vorsitzende des Kuratoriums für die Angehörigen von<br />
MS-Patienten. Herr N. Ist bereits seit Jahren im Rotary Club.<br />
Er liebt es, graue englische Tweed-Jackets zu blauer Hose (Marke Burton) und Krawatte (Marke Oxford) zu<br />
tragen. Zum vergangenen Geburtstag hat ihm seine Gattin ein handgeschneidertes Jacket mit italienischem<br />
Design,aus Kaschmirwolle, geschenkt. Etwas übertrieben, denkt er, trägt aber das gute <strong>St</strong>ück sehr gerne. Am<br />
vergangenen Mittwoch hatte er Gelegenheit, anlässlich einer Vernissage "Nachfolger der Impressionisten" mit<br />
einem der Maler persönlich zu sprechen. Nach der Podiumsdiskussion über die "Zukunft der Una Sancta im<br />
westlichen Kulturraum" trank er mit den beiden daran teilnehmenden französischen Philosophen noch ein Glas<br />
"Chateau Peyraud".<br />
Überhaupt setzt er sich am Ende eines Tages gern in seinen Sessel, geniesst die Händel’schen Flötenkonzerte<br />
und trinkt ein Gläschen "Chateau Peyraud". Ein Buch aus seiner Privatsammlung klassischer Literatur führt seine<br />
Gedanken zum "Wahren, Schönen, Guten", das die barbarische Welt von heute ja so schnell hinter sich zu<br />
lassen droht. Er ist stolz darauf, fast alle Hauptwerke der Nobelpreisträger der letzten 20 Jahre zu seinem Besitz<br />
zu zählen.<br />
Er bezieht eine überlokale Tageszeitung und sammelt die Wochenendglanzbeilagen, deren Lektüre er sich<br />
konzentriert hingibt. Hin und wieder greift er auch darauf zurück, wenn er die Pflicht übernommen hat, einen<br />
Vortrag zu halten.<br />
20
Die lederne Sitzgarnitur in seinem Wohnzimmer ist ein altes Erbstück seiner Familie, die Vitrinen mit kostbarem<br />
Porzellan hat seine Frau geschmackvoll ausgesucht und hinzugekauft. Der Schreibsekretär, geadelt durch einen<br />
englischen Dichter, wurde zu seinem 40. Geburtstag auf einer Auktion erworben. Ein Perserteppich bedeckt den<br />
Parkettboden. Fremde überkommt beim Betreten des Raumes unwillkürlich das Gefühl, leise sein zu müssen.<br />
Er schätzt Virtuosität, Charisma, Eloquenz, Gedächtnisleistung, <strong>St</strong>ilsicherheit, Intelligenz und lehnt schlampige<br />
Kleidung, nachgemachte <strong>St</strong>ilmöbel, Barbiepuppen, das Triviale und Unruhige ab. Dass er eine Disco von innen<br />
kennenlernt, liegt jenseits seines Vorstellungsvermögens, ebenso, in der Öffentlichkeit eine Bratwurst zu essen.<br />
Herr I. (Integrations-Milieu)<br />
Herrn I. treffen wir im Schützenverein und im Kegelclub. Manchmal geht auch seine Frau mit. Sie ist Hausfrau<br />
und hat regelmässig als Verkäuferin beim Oviesse in der Damenkonfektion gearbeitet, solange das - gediegene<br />
- Reihenhaus noch nicht abgezahlt war, an dem sie vieles selber gemacht haben. Jetzt hilft sie noch saisonweise<br />
aus, auch um den Urlaub mitzufinanzieren.<br />
Er ist 50 Jahre alt, Gemeindebeamter bei der Einwohnerkontrolle, fährt einen Audi 80, den er samstags<br />
regelmässig pflegt und auch poliert. Lieber macht er für den Autokauf einige Schulden, als dass er sich mit einer<br />
alten Schrottkiste in der Öffentlichkeit zeigt. Nach einer Erbschaft könnte er sich zwar einen Porsche leisten, aber<br />
das schickt sich “für unsereinen" nicht. Auch der Garten vor dem Haus kann sich sehen lassen.<br />
In der Wohnung ist alles ordentlich, auch die rustikale Bauernecke. Der Kronleuchter ist immer geputzt. An den<br />
Wänden hängen Fotos von den Kindern, bald auch von den Enkelkindern und einige Kunstdrucke mit braunen<br />
Holzrahmen. Darunter ist auch der "Sonntagsspaziergang" von Spitzweg. Auch frische Blumen und eine Reihe<br />
von Büchern stehen da: Angebote von der Buchgemeinschaft.<br />
Beide gehen gern im benachbarten <strong>St</strong>adtwald spazieren. Am liebsten trifft man sich in einer nette Runde, im<br />
Sommer auf der Terrasse oder im Garten. Früher haben sie oft gegrillt. Jetzt probiert Frau I. öfter mal neue<br />
Kochrezepte aus, die sie in der Volkshochschule gelernt hat. In ihrer Freizeit trägt Frau I. das Pfarrblatt aus.<br />
Manchmal gehen sie zusammen ins Theater, auch mal in ein klassisches Konzert, doch eher in die Operette.<br />
Opern schauen sie sich im Fernsehen an, wenn's nicht so modern und aussergewöhnlich zu und her geht.<br />
Überhaupt ist das, was sich schickt, das, was anständig ist, die einzig richtige Möglichkeit, sich auszuleben.<br />
Frau H .(Harmonie-Milieu)<br />
Frau H. ist etwa 50 oder 60 Jahre alt, aber eigentlich kaum in der Öffentlichkeit sichtbar; denn sie neigt dazu,<br />
es sich zu Hause gemütlich zu machen. Draussen wird's ja auch immer gefährlicher, und Gutes von der Welt ist<br />
ohnehin nicht zu erwarten. In der Öffentlichkeit ist Frau H. wie getarnt. Wenn man sie trotz ihrer Unauffälligkeit<br />
sehen will, dann lässt sie sich mit einer Einkaufstasche auf Rädern in der Migros oder in der EPA entdecken.<br />
Man muss schon genau hinsehen, denn der Mantel auf ihrer <strong>St</strong>rickjacke ist zeitlos grau, beige oder oliv. Nur<br />
manchmal trägt sie auf ihrer Dauerwelle einen Hut (Sonderangebot bei C&A). Überhaupt ist modische Extravaganz<br />
nicht ihre Sache. Mögen andere aus dem Rahmen fallen.<br />
Einen Beruf hat sie nicht erlernt, aber sie ist zufrieden, fleissig, sauber und ordentlich und arbeitet stundenweise<br />
noch als Verkäuferin in einer Metzgerei. Ihr Mann geht auf die Rente zu, geht abends manchmal in der Kneipe<br />
um die Ecke ein Bier trinken und donnerstags in den Kirchenchor. Auch nach der Pensionierung werden sie wohl<br />
in ihrer Dreizimmerwohnung bleiben, wo sie ja schon seit 30 Jahren wohnen. Manchmal erlaubt sie sich, an<br />
einer Busswallfahrt oder Kaffeefahrt mit dem netten Reisebüro teilzunehmen, eine heizbare Wolldecke hat sie<br />
gerade erst letzte Woche erstanden. Man weiss ja nicht, wie der Winter wird.<br />
Abends sehen sie gern fern, am liebsten die Hitparade der Volksmusik oder den Musikantenstadel, samstags<br />
"Wetten dass -.." oder so. Leider ist der Kuli nichtmehr im Fernsehen zu sehen. Das war noch ein stattlicher<br />
Mann gewesen.<br />
In ihrem Wohnzimmer liegt über dem gemusterten Teppichboden ein anderer gemusterter Zierteppich, darauf<br />
ein verschnörkeltes Glastischchen mit Spitzendeckchen, die sie sich aus früheren Sommerurlauben in Österreich<br />
mitgebracht haben. Darauf stehen silberne Untersetzer mit Schnapsgläser, geschart um eine Kristallvase. Die<br />
darin stehenden Papierblumen füllen den Raum und zeigen auf eine an der Zimmerdecke befestigten Lampenschirm<br />
mit Blumenmustern. Auf der Fensterbank stehen viele Blumenstöcke dicht beieinander. Alles, auch die<br />
Tapete, ist gemustert und nicht so leer wie bei ihrem Sohn daheim, wo auch noch die Musik, wenn man das<br />
überhaupt Musik nennen kann, so laut ist. Daheim ist halt daheim. Die Schlafzimmertür steht nicht offen. Im Flur<br />
21
hängt ein geschnitzter Spruch: "Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her".<br />
Wenn sie im alles schön sauber gemacht hat (sie kocht ihrem Mann auch gern etwas Gutes; im Gasthaus<br />
werden heutzutage die Teller auch immer grösser und die Beilagen kleiner), liest sie in der Glückspost (die ihr<br />
die Nachbarin immer vor die Tür legt), am liebsten über die Hochzeiten der Hochgestellten. Auch in der<br />
Lokalzeitung liest sie am liebsten die Heiratsanzeigen, gerne auch die Todesanzeigen, montags auch die<br />
Beilagen mit den günstigsten Wochenangeboten.<br />
Das Erscheinungsbild der Pfarreien wird in der Regel vom “Harmonie- und Integrationsmilieu” bestimmt. Von<br />
den Pfarreien am stärksten abgekoppelt sind das “Selbstverwirklichungsmilieu” und das “Unterhaltungsmilieu”,<br />
also die beiden jungen Milieus. Von den Angehörigen des “Niveaumilieus” lässt sich sagen, dass ihr <strong>St</strong>reben<br />
nach Perfektion, Niveau und gehobenem Geschmack sich mit der durchschnittlichen Geselligkeits- und<br />
Frömmigkeitskultur der Pfarreien nicht in Einklang zu bringen ist. Wer, wie die Angehörigen des “Unterhaltungsmilieus”<br />
‘action’ als Lebensausdruck betrachtet, kann mit der Betulichkeit des normalen Pfarreilebens schwerlich<br />
etwas im Sinne haben. Das ”Selbstverwirklichungsmilieu” schliesslich sucht weder Geselligkeit, noch Dauerbindungen,<br />
es sucht Bewegung, Aufbruch und Selbsterfahrung. Mit derartigen Motivationen ist man in den<br />
Pfarreien in aller Regel an der falschen Adresse.<br />
11 Begrenzte Bindungskraft der Pfarreien<br />
Wie überall wo Menschen sich zusammenschliessen, neigen auch die Pfarreien dazu, Menschen zusammenzuführen,<br />
die in Mentalität und sozialem Verhalten zueinander passen. Damit ist gemeint, dass man sich gerne<br />
mit Seinesgleichen zusammenschliesst, mit denen man eine gemeinsame Lebenskultur, gemeinsame Interessen<br />
und Bedürfnisse teilt. Menschen, die anders geartet sind, werden tendenziell ausgegrenzt. Vertrauensvolle<br />
Verbundenheit verträgt keine Fremdheit. Von daher wundert es nicht, dass Verständnisprobleme am stärksten<br />
aus dem Bereich der Jugendarbeit zu registrieren sind.<br />
Den Bemühungen, die Zahl der Aktivmitglieder zu erhöhen,<br />
setzt der Zusammenhang von Einbindung und Ausschliessung<br />
enge Grenzen. In pfarreilichen Gruppierungen<br />
engagieren sich vorab Menschen, die bereits zum<br />
engeren Kreis der kirchlich Verbundenen zählen. Interesse<br />
an pfarreilichen Angeboten über diesen Kreis hinaus<br />
zu wecken, auch im Hinblick auf die Rekrutierung<br />
Ehrenamtlicher, erweist sich in der Regel als schwieriges<br />
Unterfangen.<br />
Die Pfarrei erreicht gut Menschen mit einem ausgesprochenen<br />
Bedürfnis nach Orientierung, Sicherheit und<br />
<strong>St</strong>abilisierung ihres Lebens von aussen. Die Pfarrei ist für<br />
sie ein Ort von vertrauten Ritualen, Gewohnheiten,<br />
Wert- und Moralvorstellungen. Von der Kirche erwarten<br />
diese Menschen Anleitung im Alltag. Hinter den auf die Pfarrei projizierten Bedürfnissen nach Harmonie und<br />
heiler Welt steht der Wunsch nach einer regulierenden Kraft im Leben. Bei der Bewältigung einer oft als<br />
widersprüchlich und unverständlich erfahrenen Welt, die der Verwirklichung ihrer angestrebten Ziele oft enge<br />
Grenzen setzt, wollen sie nicht allein gelassen werden.<br />
Zu einem Religionsmuster dieser Art neigen vor allem Menschen, die in ihrem Beruf gewohnt sind, sich nach<br />
anderen zu richten, in untergeordneter <strong>St</strong>ellung arbeiten, über ein bescheidenes Einkommen verfügen, vorzugsweise<br />
ihren Lebensunterhalt im Kleingewerbe und in der Landwirtschaft verdienen, Menschen mit geringer<br />
Schulbildung, die oft schon auf das Pensionsalter zugehen oder als Rentner(innen) leben.<br />
22
12 Locker-pragmatische Pfarreibindung<br />
Nach Auffassung der meisten Kirchenmitgliedern ist die Kirche in erster Linie für Menschen da, die in irgendeiner<br />
Weise Hilfe und Unterstützung nötig haben. Im Normalfall des Lebens wird Kirche nicht gebraucht. Das<br />
Verhältnis zur Pfarrei gleicht der Beziehung zum Hausarzt: gut, dass es sie gibt; besser, wenn man sie nicht<br />
braucht. Fehlt es an konkreten Anlässen im Leben, drängt sich der Gang zur Kirche nicht auf.<br />
13 Verbundenheit über die aktive Teilnahme am Pfarreileben hinaus<br />
Persönliche Verbundenheit mit der Kirche reicht über den Kreis der aktiven Pfarreimitglieder hinaus. Man kann<br />
davon ausgehen, dass sich fast die Hälfte der Pfarreimitglieder der Kirche innerlich verbunden fühlen.<br />
Eine grundlegende Voraussetzung für die Verbundenheit mit der Kirche sind ein kirchliches Elternhaus sowie<br />
positive Erfahrungen mit der Kirche in der Kinder- und Jugendzeit. Beide Voraussetzungen sind in der jungen<br />
Generation immer weniger gegeben. Die kirchliche Bindung in der nachwachsenden Generation scheint in<br />
einem Umfange rückläufig zu sein, dass die Rede von einem “Traditionsabbruch” nicht übertrieben erscheint.<br />
14 Sakramentale Begleitung an Übergangspunkten des Lebens<br />
Beziehung zur Kirche wird aufgenommen, wenn man das Gefühl hat, dass die Beziehung einem etwas bringt<br />
und zur Bewältigung des Alltags beiträgt. Kosten-Nutzen-Erwägungen bestimmen in hohem Masse das Verhalten<br />
den Pfarreien gegenüber.<br />
Im Vordergrund der Beziehungen zur Pfarrei stehen für rund 60 % der Kirchenmitglieder die rituell-sakramentale<br />
Begleitung bei Lebensübergängen: Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit und Beerdigung. An den<br />
Lebenswenden möchte man nicht auf die Begleitung durch die Kirche verzichten. Ausgedrückt wird damit ein<br />
<strong>St</strong>ück kirchliche Beheimatung, auch wenn darüber hinaus die Beziehung zur Kirche sehr lose bleibt.<br />
15 Anspruch auf selbstbestimmte Beziehung zur Kirche<br />
Die Pfarreien treffen immer mehr auf Menschen mit dem Anspruch, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten.<br />
Was heute zahlreiche Menschen bewegt, was sie anstreben, wofür sie kämpfen, wo für sie der Spass aufhört,<br />
wenn man es ihnen nehmen will, ist der Wunsch nach einem eigenen Leben. Dieser Wunsch bestimmt in hohem<br />
Masse die Aspirationen von Menschen, die in leistungsorientierten anspruchsvollen Dienstleistungsberufen tätig<br />
sind. ‘Erlebe dein Leben’ ist einer der Leitsätze, die ihnen Lebenssinn begründen.<br />
Einen Hang zur Selbststeuerung des Lebens zeichnet Menschen in mittleren und höheren Berufspositionen aus.<br />
Ihre Neigung zu individueller Selbstentfaltung schafft Distanz zu einer Kirche, von der man annimmt, sie enge<br />
mit ihren normativen Vorgaben den individuellen Spielraum in der Lebensführung ein.<br />
16 Austrittsgefährdete<br />
Rund ein Viertel der Pfarreiangehörigen können als austrittsgefährdet bezeichnet werden, unter den 18 bis<br />
35jährigen mehr als ein Drittel. Auch wenn sie schon ab und zu daran gedacht haben, aus der Kirche auszutreten,<br />
lassen sie es in den meisten Fällen bleiben. Je städtischer das Lebensumfeld, je jünger und gebildeter<br />
jemand ist, je weniger konform mit den kirchlichen Moralvorstellungen das Leben verläuft, desto wahrscheinlicher<br />
wird ein Kirchenaustritt.<br />
Die Mitgliedschaft in der Kirche erscheint als eine Zufälligkeit der familiären Herkunft, ohne am Kontakt mit der<br />
Kirche interessiert zu sein, auch nicht an der sakramentalen Begleitung bei Lebensübergängen. Es kann kein<br />
Zweifel bestehen, dass sich die Kirchenaustritte weiter fortsetzen, in welchem Ausmass, lässt sich nicht vorhersagen.<br />
23
17 Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins<br />
Die Tendenz zur religiösen Selbstthematisierung und die Entwicklung eigener Religiosität von innen heraus,<br />
markiert eine Abwendung von einer konfessionell geprägten Religiosität. Im Vordergrund heutiger Religiosität<br />
steht die Vergewisserung über das eigene Selbst, die Frage nach der eigenen Identität und nicht das Bekenntnis<br />
zu einer Konfession. Sofern man religiös noch etwas im Sinn hat, versteht man sich als Christ und nicht als<br />
Katholik oder Protestant.<br />
18 Erwartungen an die Kirche vor Ort<br />
Bemerkenswert ist die fortgesetzte Wertschätzung der Kirche in Meinungsumfragen. Die Grundstimmung den<br />
Kirchen gegenüber ist bei aller Kritik freundlicher als vielfach vermutet. Religion muss sein, die Menschen<br />
brauchen das, so heisst es. Die Kirchen ziehen Erwartungen in vierfacher Hinsicht auf sich:<br />
1. Im Vordergrund der Erwartungen steht eindeutig das soziale Engagement: Zuwendung zu den Schwachen<br />
und denen, die sich nicht selber helfen können.<br />
2. Ob man in der Kirche am Ort mitmacht oder nicht, von ihr wird Sinnvermittlung im Leben erwartet. Die<br />
Chance der Kirche besteht darin, erkenntlich machen zu können, worin der Beitrag der christlichen<br />
Botschaft zur Bewältigung des heutigen Lebens besteht. Hauptquelle persönlicher Religiosität, wenn auch<br />
oft sehr selektiv, ist nach wie vor das Christentum. Falsch ist es, generell von einer nachchristlichen oder<br />
gar areligiösen Gesellschaft zu reden.<br />
3. Kirchenmitgliedschaft wird punktuell aktiviert an Krisen- und Wendepunkten der Lebensgeschichte:<br />
Geburt, Eintritt ins Erwachsenenalter, Heirat, Tod. In den “Zwischenzeiten” tritt die Kirchenmitgliedschaft<br />
in den Hintergrund.<br />
4. Hoher <strong>St</strong>ellenwert wird den Kirchen in der religiösen Erziehung der Kinder zugesprochen.<br />
19 Angeschlagenes Image der Kirche<br />
Schwer zu schaffen macht den kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrer Arbeit das angeschlagene<br />
Image der Kirche in der Öffentlichkeit. Das Bild, das sie in der Öffentlichkeit abgibt (autoritär, diskussionsunwillig,<br />
altertümlich, rückständig, unbeweglich, menschenfern), lässt viele Menschen zu ihr auf Distanz gehen.<br />
Negative Schlagzeilen in den Medien verstärken diesen Eindruck. Der Slogan “Jesus ja - Kirche nein” bringt<br />
diese Erfahrung zum Ausdruck.<br />
Welche Haltung die Menschen der Kirche gegenüber einnehmen, hängt wesentlich davon ab, welche Empfindungen,<br />
Gefühle und Vorstellung sie mit ihr verbinden. Je nach dem erscheint sie mehr oder weniger attraktiv,<br />
glaub- und vertrauenswürdig. Ein schlechtes Image beeinträchtigt in hohem Masse die Kommunikation mit den<br />
Menschen und deren Erwartungshaltung gegenüber der Kirche.<br />
Die Wahrnehmung von Kirche lässt zahlreiche Menschen im Erleben und Verhalten auf Distanz gehen. Kirche<br />
erscheint vielen als eine Grösse, die mit der Verwirklichung wichtiger persönlicher Werte nicht allzuviel zutun hat.<br />
Die empfundene Distanz gilt besonders im Blick auf den Anspruch, ein eigenverantwortliches, selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen.<br />
Vermisst wird in der Kirche die Förderung und Pflege einer selbstverantworteten autonomen Lebensführung und<br />
der sie stützenden Werte wie Offenheit, Konfliktfähigkeit, Toleranz, Kritikfähigkeit. Gefolgschaft wird der Vorzug<br />
vor Selbstentfaltung gegeben. Wer auf Selbstbestimmung bedacht ist, geht auf Distanz zu ihr.<br />
24
20 Freiflottierende Religiosität<br />
Beobachten lässt sich nicht ein Religionsverfall, sondern ein Rückgang gemeinschaftlich gelebter christlicher<br />
Religiosität.<br />
In dem Masse, wie Religion als “Privatsache” empfunden wird, tritt die aktive Teilnahme am Pfarreileben in den<br />
Hintergrund. Jeder Versuch einer Aktivierung des Pfarreilebens sieht sich mit dem Phänomen der religiösen<br />
Privatisierung konfrontiert. Religion dient vornehmlich der Deutung der eigenen Biographie und wird zur<br />
Interpretation des sozialen Lebens nur mehr im Ausnahmefall gebraucht.<br />
21 Überforderte <strong>Seelsorge</strong>r<br />
Die Persönlichkeit eines Pfarreileiters, seine Umgangsformen, charakterliche Eigenheiten, sein Frömmigkeitsstil,<br />
seine theologischen Vorlieben, seine Vision von Kirche prägen in starkem Masse das Gesicht einer Pfarrei. Er<br />
repräsentiert in seiner Person die Kirche.<br />
<strong>Seelsorge</strong> ist wesentliche Begegnungs- und Beziehungsarbeit. Je weniger <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in einer Pfarrei<br />
wirken, desto grösser ist das Risiko, dass über die Person der <strong>Seelsorge</strong>rin/des <strong>Seelsorge</strong>rs Menschen ausgegrenzt<br />
werden, weil ihnen ihr/sein pastoraler <strong>St</strong>il nicht behagt.<br />
Die Pfarrei umfasst heute Menschen sehr unterschiedlicher Prägung und Lebensstile. Allen alles zu sein, ist einem<br />
<strong>Seelsorge</strong>r nicht mehr möglich. Fehlende Arbeitsteilung führt zu Überlastung und Überforderungen. Es ist nicht<br />
denkbar, dass ein(e) einzelne(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) über alle geforderten Qualitäten in der pastoralen Arbeit verfügt.<br />
25
D<br />
Ermutigende Aufbrüche in die Zukunft<br />
1 Leistungen der Kirche für die Menschen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Allgemein kulturelle Leistungen<br />
Vermittlung von sozialen Grundwerten: Solidarität, Mitmenschlichkeit, Respekt vor dem anderen,<br />
Rücksichtnahme, Gemeinsinn usw.<br />
Ethische Leitwerte in der Ausgestaltung des individuellen und sozialen Lebens<br />
Sozialer Zusammenhalt: Begegnung von Menschen in unterschiedlichen sozialen Lagen und Milieus<br />
Soziale Verantwortung gegenüber der Schöpfung und den Menschen in der Dritten Welt<br />
Pflege von Gesang und geistlicher Musik<br />
Denkmalpflege und Erhaltung von Kulturgütern<br />
Religiöse Sinnvermittlung und Beheimatung<br />
Christentum als Hauptquelle religiöser Sinnvermittlung<br />
Rituelle Begleitung bei Lebenswenden<br />
Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen<br />
Breites religiöses Bildungsangebot<br />
Dezentrale liturgische Angebote insbesondere zum Besuch des Sonntagsgottesdienstes<br />
Konkrete soziale Hilfestellungen<br />
Unterstützung und Begleitung sozial schwacher und gesellschaftlich benachteiligter Menschen<br />
Integration ausländischer Mitbürger(innen)<br />
Gut ausgebaute soziale Dienste<br />
Entwicklungshilfe<br />
Betreuung von inhaftierten Personen<br />
Begleitung von betagten und kranken Menschen<br />
Animation zu zwischenmenschlichen Diensten<br />
Überdurchschnittliche Spendenleistung der kirchlich eingebundenen Bevölkerung<br />
Lokale christliche Gemeindebildung in den Quartieren<br />
<strong>St</strong>ärkung des sozialen Zusammenhalts in den Quartieren der <strong>St</strong>adt<br />
Ort der Begegnung für ältere ortsgebundene und ortsverbundene Menschen<br />
lebendiges Brauchtum<br />
breitgefächertes kirchliches Angebot<br />
<strong>St</strong>ärke in der Kinder- und Altenarbeit<br />
Kirchliches Personal und ehrenamtliche Mitarbeit<br />
hochmotivierte und einsatzfreudige Mitarbeiter(innen)<br />
Ausbau der ehrenamtlichen Mitarbeit<br />
Laien als Hauptträger der kirchlichen Arbeit<br />
überdurchschnittliche Zahl Katholik(inn)en je <strong>Seelsorge</strong>r(in) im Bistumsvergleich<br />
Mitverantwortung der Laien als herausragende Errungenschaft nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil<br />
erste Ansätze überpfarreilicher Zusammenarbeit (z.B. Firmung ab 18)<br />
Suche nach ökumenischer Zusammenarbeit<br />
Professionalisierung der kirchlichen Arbeit in den Bereichen Jugend, Katechese, Sozialdienst, Spitalseelsorge<br />
Kirchliche Infrastruktur<br />
gute infrastrukturelle Ausstattung (Gebäude, Sekretariate usw.)<br />
kompetente und transparente Finanzverwaltung<br />
Bereitstellung von Räumen für Begegnungen und gemeinschaftliche Aktivitäten - nicht nur für die aktiven<br />
Kirchenmitglieder<br />
Öffentliche Präsenz<br />
gute Information über die kirchlichen Aktivitäten im Pfarreiforum<br />
Präsenz im lokalen Radio und Fernsehen<br />
ausbaufähiger Einstieg ins Internet<br />
26
2 Pastorale Profile der <strong>St</strong>adtpfarreien<br />
Profilbildung in den Pfarreien ist ein erklärtes Ziel des Projektes “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt<br />
<strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> “. Inwiefern die Pfarreien der <strong>St</strong>adt bereits heute eigene unverkennbare religiös-spirituelle Profile<br />
entwickelt haben, lässt sich dem Dossier “ Portraits der Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>” entnehmen. Die<br />
Pfarreiverantwortlichen sind von uns gebeten worden herauszuarbeiten, was das besondere Profil ihrer Pfarreiarbeit<br />
ausmacht.<br />
Bei der Zusammenführung der Pfarreien zu ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ spielen die verschiedenen pastoralen Kulturen<br />
eine wesentliche Rolle. Die Pfarreiportraits zeigen auf, welche Qualitäten die Pfarreien in die überpfarreiliche<br />
Kooperation einbringen und wie gut sie sich zueinander fügen.<br />
3 Neue Wege in der <strong>Seelsorge</strong><br />
Die Pfarreiverantwortlichen sind von uns gebeten worden, jene pastoralen Initiativen in ihren Pfarreien zu nennen<br />
mit denen sie angesichts der veränderten <strong>Seelsorge</strong>verhältnisse neue Wege in ihrer pastoralen Arbeit eingeschlagen<br />
haben - mit der Hoffnung, den Menschen unter den Bedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft<br />
sinnstiftende Begegnungen mit der Frohbotschaft des Evangeliums zu ermöglichen und zu eröffnen. Berichtet<br />
werden sollte von Unternehmungen in der Pfarrei, in denen etwas von der Gestalt der Kirche von morgen zur<br />
Darstellungen kommt. Neben den ordentlichen Aufgaben in jeder Pfarrei versuchen sie mit den genannten<br />
Aufbrüchen, auf die Vervielfältigung der Lebenslagen unter den Pfarreimitgliedern eine Antwort zu geben und<br />
den unterschiedlichen Bedürfnissen nach religiöser Orientierung in einer unübersichtlich gewordenen Welt<br />
gerecht zu werden. In ihren Darstellungen wird sichtbar, welchen Ressourcen von neuen Erfahrungen und<br />
pastoralen Impulsen sie in die künftigen Pastoralteams einzubringen vermögen. Ihre Antworten auf unsere<br />
Nachfrage sollen so widergegeben werden, wie sie von den Pfarreiverantwortlichen verfasst wurden. Dadurch<br />
soll der spezielle Charakter ihrer Ausführungen gewahrt bleiben.<br />
Dom-Pfarrei<br />
In der Dompfarrei haben sich in den letzten Jahren die folgenden Aufbrü<br />
che entwickelt (Projekte):<br />
• Der Sozialdienst Dom wurde vor allem im Bereich Animation auf alle<br />
Zentrums-Pfarreien ausgedehnt. Die <strong>Seelsorge</strong>r dieser Pfarreien: <strong>St</strong>.<br />
Georgen/ <strong>St</strong>. Otmar/ Riethüsli können für schwierige Klienten den<br />
professionellen Dienst des Sozialdienstes Dom in Anspruch nehmen.<br />
• Zusammenarbeit im Bereich Religionsunterricht Dom/ <strong>St</strong>. Otmar. Der<br />
Katechet von <strong>St</strong>. Otmar nimmt die Koordination des RU beider Pfarreien<br />
wahr.<br />
• Wegbegleiter-Kurs: Einführung und Begleitung der Freiwilligen in der<br />
Diakonie.<br />
• Arbeitslosenprojekt<br />
• Glaubenskurs für Menschen in der zweiten Lebenshälfte<br />
• Exerzitien im Alltag<br />
• Offene Türen des Pfarreiheims Dom am 25. Dezember; Kaffeestube<br />
am Weihnachts-Heiligtag<br />
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• Domvesper jeden Dienstagabend um 17.30 Uhr im Chorraum der Kathedrale. Wir knüpfen an der Tradition<br />
der Mönche des Klosters vor 200 Jahren an und gestalten dieses Abendlob am Übergang zum Feierabend<br />
mit Gebeten, Gesängen und <strong>St</strong>ille. Menschen aus verschiedenen Generationen nehmen daran teil.<br />
• <strong>St</strong>adtgebet für junge Menschen im Chorraum der Kathedrale.<br />
Pfarrei Halden<br />
Während zwei Jahren fanden Oekumenische Praisemeetings statt. Jugendliche und junge Erwachsene bereiteten<br />
monatlich einen Gottesdienst vor mit viel Kraft und Engagement. Durch einen Generationen- und verschiedene<br />
Ortswechsel ist dieses Gefäss wieder sistiert.<br />
Eine starke Erfahrung war die Erarbeitung des Leitbildes und der Fünfjahresplanung. Die etwa 30-40 Personen,<br />
die sich in diesen Prozess einliessen bilden weiterhin so etwas wie den ideelen Grundstock der Gemeinde.<br />
Zwei Mal haben wir Ehepaare eingeladen zu einem Gottesdienst zur Erneuerung des Trauversprechens. Beide<br />
Male kamen über 70 Paare. Die Einladung und der Gottesdienst wurden als tiefe Bereicherung erfahren – eine<br />
Herausforderung, die eigene Ehe neu zu überdenken angesichts so vieler Scheidungssituationen.<br />
Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Meditationsabende im Advent und in der Fastenzeit. Kein einziges Mal<br />
fiel ein solches Angebot aus wegen mangelnder Nachfrage. Seit einem Jahr gibt es den Lichtheilungskreis, wo<br />
die Leute sich monatlich treffen. Zwei Gruppen von je 15 Leuten haben sich für ein halbes Jahr angemeldet.<br />
Kontemplation/Meditation und solidarisches Mitgehen, finanziell, gebetsmässig mit Menschen anderswo prägen<br />
diese Abende. Hochspannend ist es immer<br />
wieder zu sehen, wie Menschen aus verschiedensten<br />
sozialen Schichten hier teilnehmen<br />
und wie solche Abende auch Integrationsund<br />
Psychohygienecharakter haben. Seit zwei<br />
Jahren existiert auch eine Freitagsmittagsmeditation.<br />
Eine kleine Gruppe trifft sich zum<br />
Gebet für Frieden und Versöhnung. Unspektakulär<br />
– aber kräftig<br />
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Seit 2 Jahren erarbeitet ein ökumenisches Elternbildungsteam Vortrags- und Informationsabende für Erwachsene,<br />
vor allem mit Kindern. Die Dynamik der Gruppe und die Vielfalt der Beziehungen, die durch neue Leute<br />
entstehen, ist eine grosse Hoffnung. – Ein erfreuliches Gefäss sind die ökumenischen Familiengottesdienste.<br />
Meist vorbereitet von einer kleinen Gruppe Erwachsener. Je besser die Einbindung von Kindern in der Vorbereitung<br />
möglich ist, desto besser ist die Erfahrung.<br />
Seit einem Jahr lassen wir von einer Gruppe “religiöse Elternbriefe” 2 x im Jahr verschicken. Dabei laden wir<br />
auch zu familienspezifischen Angeboten ein.<br />
Eine gute Form der Jugendarbeit ist die Vorbereitung und Durchführung von Kinderdiscos. Jugendliche lernen<br />
so in die Verantwortung genommen zu werden und nicht einfach zu konsumieren. Für andere zu organisieren<br />
ist ja gesellschaftlich sonst nicht so in.<br />
Ein Glaubens- und Bibelgesprächskreis ist neu entstanden. Es sind kleine Gruppen, die wie Basisgruppen<br />
funktionieren und wo der Sozialkontakt mindestens so wichtig ist wie der “Glaubenskontakt”.<br />
Die neue Gruppe “Globalance” mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschäftigt sich mit Fragen von<br />
Gerechtigkeit und Frieden. Verschiedene gelungene Aktionen zeigen von hoher Sensibilität und Engagement der<br />
jungen Leute: Clean-clothes-campaign, <strong>St</strong>andaktionen, politisches und kirchliches Engagement.<br />
Eine ganz frische Erfahrung ist der Gottesdienst der Völker und Kulturen mit Beteiligung von über 20 verschiedenen<br />
Nationalitäten und Sprachen mit anschliessendem multikulturellem Mittagessen. Dieser Weg soll in<br />
diesem Jahr weitergegangen werden. Auch der Bazar im Herbst soll unter dem Aspekt: Menschen aus anderen<br />
Ländern – unsere Nachbarn – über die Bühne gehen.<br />
Seit nunmehr 8 Jahren trifft sich eine muslimische Gruppe der Ahmady-Bewegung zum muslimischenFreitagsgebet.<br />
Durch diese neue Form der Begegnung geschieht auch ein Schritt Integration. Als Entschädigung ist diese<br />
Gruppe immer wieder bereit, praktische Arbeiten in der Kirche zu übernehmen: Krippenaufbau/ Ostergeschehen<br />
stellen/ bei Verpackung und Verteilung mithelfen etc.<br />
Ein ganz hoffnungsvolles Zeichen für die Zukunft ist die Zusammenlegung der Pfarrbüros und der Sekretariate<br />
sowie der Jugendarbeiter. Dies gibt eine noch intensivere Zusammenarbeit im ökumenischen Bereich.<br />
Ganz wichtige Erfahrungen sind auch, das gut <strong>St</strong>erbenlassen von Gruppen. Nach 20 Jahren hat sich die<br />
evangelische Frauengruppe aufgelöst. Dies geschah in einem feierlichen Gottesdienst, wo nochmals viel Kraft<br />
spürbar wurde.<br />
In der Jugendarbeit, z.B. Pfadi und offene Angebote – Segeltörns, Schweiz-CH quer durch ist eine pfarreiübergreifende<br />
Zusammenarbeit seit Jahren<br />
selbstverständlich geworden.<br />
Seit zwei Jahren existiert neu eine Kindertanzgruppe,<br />
die immer wieder in Gottesdiensten<br />
auftritt.<br />
Zwei neue Quartiere sind entstanden_ Kublystrasse<br />
und Vogelherdstrasse. Mit ökumenischen<br />
Eröffnungsgottesdiensten versuchten<br />
wir auch kirchlicherseits an die Menschen<br />
heranzukommen. Die Gottesdienste und das<br />
Fest darnach dienen aber auch ganz fest der<br />
sozialen Vernetzung.<br />
Alle Aktivitäten, die neu entstehen sind<br />
selbstverständlich ökumenisch organisiert.<br />
Zusammenarbeit zwischen Neudorf/<strong>St</strong>ephanshorn<br />
und Halden<br />
Zum dritten Mal organisieren wir zusammen mit <strong>St</strong>ephanshorn das East-End-Festival. Einen grossen ökumenischen<br />
Gottesdienst mit anschliessendem Fest, Talentschau und viel Begegnung. Eine Ausstellung von Kunstschaffenden<br />
Laien im Quartier ergänzt dieses Angebot. Es ist eine intensive Zusammenarbeit auf der Ebene von<br />
drei <strong>Seelsorge</strong>teams.<br />
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Themenzentrierte Zusammenarbeit über die Pfarreien/Gemeinden <strong>St</strong>ephanshorn/Neudorf/Halden. Zum Thema<br />
Diakonie, Jugendarbeit, Liturgie arbeiten die drei <strong>Seelsorge</strong>teams in Teamtagungen zusammen.<br />
Die Vorbereitung der Erstkommunion geschieht zwischen den Unterrichtenden der beiden Gemeinden. Thema.<br />
Lieder, Ateliers und Grundzüge der Eltern-Kind Nachmitage werden gemeinsam erarbeitet. Die Feindurchführung<br />
erfolgt dann den örtlichen Gegebenheit angepasst. Zum dritten Mal läuft nun diese Erfahrung.<br />
Auch in der Vorbereitung des Versöhnungsweges in der 4./5. Klasse gehen wir ähnlich vor.<br />
Ausarbeiten gemeinsam, durchführen getrennt.<br />
Ein ganz wichtiger Schritt für die Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen war die Ferienregelung bezüglich<br />
Gottesdienste. In den Sommerferien ist Samstags 18.00 Uhr in Halden kath. Gottesdienst und Sonntag um<br />
10.00 Uhr im Neudorf. Die Mitglieder der beiden Pfarreien haben den Schritt über die Grenze ohne Probleme<br />
gemacht.<br />
Bewährt hat sich inzwischen auch die gegenseitige Aushilfe-Situation. Bei plötzlicher Krankheit, situationsbedingtem<br />
Ausfall springen wir ohne Probleme für den anderen ein, auch ökumenisch., für Gemeindegottesdienste,<br />
Beerdigungen, Werktagsgottesdienste.<br />
Eine neue Form von Salbungsgottesdiensten ging ökumenisch über die Bühne. Vorbereitung der <strong>Seelsorge</strong>nden<br />
und der Laien, die mitsalbten, gemeinsam und erste Durchführung zusammen mit allen <strong>Seelsorge</strong>nden. Diese<br />
Form des Miteinanders werden wir auch in Zukunft pflegen.<br />
Im Bereich Firmung arbeiten wir intensiv zusammen. Da geschieht die Vernetzung auch mit den Pfareien <strong>St</strong>.<br />
Fiden und Rotmonten.<br />
Das KIDS-Chor-Projekt ruft sporadisch Kinder und Jugendliche zur gesanglichen Mitarbeit für Gottesdienste und<br />
Gemeindeanlässe. Projektarbeit kommt besser an als Dauergruppen.<br />
Pfarrei <strong>St</strong>. Maria Neudorf<br />
Eine gute und prägende Erfahrung war die Erarbeitung eines Leitbildes für<br />
die Pfarrei. Angestossen wurden wir zu dieser Arbeit durch die bevorstehende<br />
Kirchenrenovation. Das Leitbild sollte uns auch Impulse für die<br />
Art und Weise der Neugestaltung unserer Kirche geben. An ihm wollen<br />
wir aber auch die künftige Planung der <strong>Seelsorge</strong> orientieren.<br />
Als besonders weitblickend erwies sich die Gründung des Katholischen<br />
Sozialdienstes Ost im Jahre 1991. (Zusammen mit den Pfarreien Halden<br />
und <strong>St</strong>. Fiden) Er ist wesentlicher Bestandteil unseres <strong>Seelsorge</strong>konzeptes.<br />
Durch die personelle Neubesetzung wurde im vergangenen Jahr der<br />
Bereich Animation ausgebaut. Damit wollen wir unser diakonisches Engagement<br />
unterstützen und anregen lassen. Diakonie als Grundanliegen der<br />
Kirche soll mit den Netzwerken und Beziehungen der Menschen gestaltet<br />
werden: mit Nachbarschaftshilfen, Besuchsgruppen, WegbegleiterInnen<br />
und neuen Formen solidarischen Engagements im städtischen Lebensraum.<br />
Jugendarbeit gesetzt:<br />
Neue Akzente wurden auch in der Familienpastoral, in der Kinder- und<br />
In der Jugendarbeit bahnt sich eine hoffnungsvolle und fruchtbare Zusammenarbeit mit der ökumenischen<br />
Gemeinde Halden, mit dem Kirchkreis <strong>St</strong>ephanshorn und mit dem städtischen Jugendtreff Looping an. (z. B.<br />
Angebot eines Mittagstisches für Jugendliche im Looping) Dadurch können Synergien genutzt und dem<br />
Lebensraum der Jugendlichen besser Rechnung getragen werden.<br />
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Schwerpunkte der Familien- und Kinderpastoral sind gemeindekatechetische Projekte, in deren Vorbereitung und<br />
Durchführung wir möglichst viele Erwachsene einbinden wollen. Das ist bis jetzt auch in erfreulichem Masse<br />
gelungen. Es zeigt sich, dass sich Eltern und Erwachsene durchaus für zeitlich begrenzte Projekte engagieren<br />
lassen.<br />
Voraussetzung ist eine solide Vorbereitung und Planung der verantwortlichen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und die<br />
Attraktivität der Angebote. Es lohnt sich, die dafür notwendige Zeit und die entsprechenden Mittel einzusetzen.<br />
Uns ist es ein Anliegen, diesen Projekten auch künftig Sorge zu tragen:<br />
• <strong>St</strong>ernsinger-Projekt, das wir mit der ökumenischen Haldengemeinde<br />
und mit dem evangelischen Kirchkreis <strong>St</strong>ephanshorn durchführen<br />
• Erstkommunion-Projekt; Katechetinnen, Eltern, Erstkommunionkinder<br />
und ihre Geschwister kommen für einen Nachmittag zusammen und<br />
vertiefen in verschiedenen Arbeitsformen das Thema der Erstkommunion.<br />
Am vorgängig durchgeführten Elternabend werden Eltern für die<br />
Mitarbeit gewonnen. (Am diesjährigen Nachmittag waren Eltern und<br />
Erstkommunionkinder vollzählig anwesend) Je nach Eignung wird ein<br />
Teil der Arbeit in der Kirche ausgestellt und den Pfarreiangehörigen<br />
zugänglich gemacht.<br />
• Kinderbibeltag: In diesem Projekt sollen Kinder sinnen- und erlebnishaft<br />
Zugang zu einem biblischen Thema finden. (etwa 80 Kinder nehmen<br />
daran teil und 20 bis 30 Erwachsene beteiligen sich an Vorbereitung<br />
und Durchführung)<br />
• Palmbinden: Kinder und Erwachsene binden Palmen und tragen zur<br />
Gestaltung des Palmsonntag-Gottesdienstes mit.<br />
• Martinimarkt: Kinder und Erwachsene basteln zugunsten eines Dritt-Welt-Projektes verschiedene Gegenstände.<br />
• Weihnachts-Werkstatt: Kinder basteln unter Anleitung Weihnachtsgeschenke. Dieses Angebot fand überraschend<br />
grossen Zuspruch.<br />
Pfarrei <strong>St</strong>. Otmar<br />
Wir stellen fest, dass <strong>St</strong>. Otmar als Zentrumspfarrei das Schicksal der<br />
Quartierbevölkerung teilt: Zunahme der anderssprachigen Bevölkerung,<br />
Wegzug der Schweizer Familien und hohe Altersstruktur (mehr als 1200<br />
Pensionierte). Diese Tatsache bestimmt auch unseren seelsorglichen<br />
Dienst. Natürlich setzten wir einige Hoffnung auf den Zuzug im “Von-Wil-<br />
Park” mit den vielen Neuwohnungen. Nach den Sommerferien wollen wir<br />
dort zusammen mit den Protestanten und dem Quartierverein einen Begrüssungsanlass<br />
veranstalten.<br />
Somit sind die “ermutigenden Aufbrüche in die Zukunft” auch demographisch<br />
relativiert. Dennoch geschieht manches und lässt die Hoffnung<br />
lebendig, dass es weitergeht. Vor allem möchte ich nennen:<br />
Unser liturgisches Angebot, das über die Pfarreigrenzen hinaus genutzt<br />
wird (Sonntagabendmesse, Gottesdienste in den Pflegeheimen) und das<br />
sich vor allem durch eine auf die Klassik ausgerichtete Kirchenmusik<br />
auszeichnet (Chor und Orchester zu <strong>St</strong>. Otmar)<br />
Das Bemühen, anderssprachige Mitchristen in der Sakramentenpastoral (Erstkommunion und Firmung) und über<br />
ihre “Mission” anzusprechen.<br />
31
Wir begegnen jedes Jahr bewusst einer anderen Sprachgruppe in gemeinsamer<br />
Eucharistiefeier und anschliessendem Begegnungsfest (bisher:<br />
Italiener, Tamilen, Spanier, Kroaten und dieses Jahr kommen die Portu<br />
giesen dran).<br />
Überpfarreiliche Zusammenarbeit geschieht mit Riethüsli (Liturgie, Bildung,<br />
Pfarreianlässe, VIKO, Kirchenchor....) Wir sind aber auch gegenseitig<br />
kooperativ mit dem Dom (Sozialdienst und Katechese) sowie mit Bruggen<br />
(gegenseitige Aushilfen).<br />
Vikar Grögli ist in der städtischen Jugendarbeit aktiv (<strong>St</strong>adtgebet, Schülergottesdienste<br />
in der Flade, städtische Ministrantenarbeit....) Beat Grögli<br />
wird uns im Sommer verlassen. Gott sei Dank konnten wir bereits einen<br />
Nachfolger festmachen.<br />
Wir <strong>Seelsorge</strong>rInnen versuchen in der Pfarrei allem Zeitgeist zum Trotz das<br />
Feuer des Glaubens lebendig zu erhalten im Sinne des Pauluswortes (das<br />
schon mein Primizspruch war): Wir sind nicht Herren eures Glaubens,<br />
sondern Diener eurer Freude!<br />
Pfarrei Heiligkreuz<br />
Um den Eindruck zu überwinden, es herrsche bezüglich Pfarreierneuerung<br />
<strong>St</strong>illstand, möchte ich nachfolgend einige hoffnungsvolle Entwicklungen<br />
aufzeigen für die Pfarrei Heiligkreuz.<br />
80% dieser Anlässe sind in den letzten 5 Jahren entstanden. Das <strong>Seelsorge</strong>team<br />
hat dabei fast immer die inspirierende Rolle und bewältigt<br />
einen grossen Teil der anfallenden Aufgaben. Die schon länger bestehenden<br />
Anlässe mit Zukunftspotential sind kursiv gedruckt. Abgesehen von<br />
wenigen Ausnahmen werden die langjährigen Gruppen- und Vereinsanlässe<br />
nicht erwähnt.<br />
• Kinder- und Jugendarbeit:<br />
- monatliche Kinderfiiren (20-30 Teilnehmer)<br />
- Pfarreispielgruppen (35 Kinder, ermöglicht Kontakt zu fremdländischen Eltern)<br />
- Deutschkurs für Kleinkinder (ca. 8 Kinder)<br />
- Workeshop fürs Erstkommunikanten und Eltern (80 –– 100 Teilnehmer)<br />
- Erstkommunion-Lager (20 Kinder)<br />
- Firmateliers mit Firmlingen und Eltern ( 10-15 Ateliers mit mindestens 10 Teilnehmern)<br />
- Religionsausflüge (2x 100 –– 130 Kinder)<br />
- Bibeltage mit Eltern (2x 150 Teilnehmer)<br />
- Fronleichnamsprozession durchs Quartier (250 Teilnehmer)<br />
- <strong>St</strong>. Antoino Fest: Wallfahrtskirche –– Missione (300 Teilnehmer)<br />
- Martinsfeier, Umzug, Besuch im Pflegheim und Fest (150-200 Teilnehmer)<br />
- Kinderfasnacht (150 Teilnehmer)<br />
- Bögg verbrennen (Jungwacht und Blauring: 400 Teilnehmer)<br />
- Sponsorkonzert der Kinder fürs Fastenopfer (80 - 100 Teilnehmer)<br />
- Kindermusicals (500 Besucher)<br />
- Gottesdienste und Andachten mit Jungwacht und Blauring (5-6 x , 40-80 Teilnehmer)<br />
- Jungwachtlager (50-60), Blauringlager (25 Teilnehmer)<br />
- Ministranten: Neuaufbau, leicht wachsend (30 Kinder und Jugendliche)<br />
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• Erwachsene<br />
- Geburtstags- und Weihnachtsbesuche ab 75 (480 im Jahr)<br />
- Seniorenausflug (90 Teilnehmer)<br />
- Begleiter- und Besucherkurse (10 Teilnehmer)<br />
- Fastenwoche (8 - 15 Teilnehmer)<br />
- Exerzitien im Alltag (17 Teilnehmer)<br />
- Adventsrundgang (60 -80 Teilnehmer)<br />
- Geistliches Musical (1500 Teilnehmer)<br />
- Ausstellungen (bisher 9 Ausstellungen mit ca. 200- 400 Besuchern)<br />
- 3- 4 mal Frauenzmorgen (30 Teilnehmerinnen)<br />
- Vinzenzkonferenz (10 Mitglieder, ca. 30 Hilfestellungen und Begleitun<br />
gen für ca. 80 Personen)<br />
- 3 - 4 Kirchenkonzerte mit durchschnittlich 60-80 Zuhörern<br />
- ca. 5 Vorträge im Jahr zwischen 40 - 150 Teilnehmern<br />
- Gruppe Schule-Quartier-Kirche (5x 25 Teilnehmer + Anlässe)<br />
- Quartiertreff zur Integration und Aufbau von Beziehungen (erst gestartet)<br />
(Die Häufigkeit bezieht sich auf ein Jahr.)<br />
Pfarrei <strong>St</strong>. Peter + Paul Rotmonten<br />
In der Pfarrei Peter + Paul, Rotmonten, arbeiten<br />
wir in den letzten Jahren u.a. an folgenden<br />
Schwerpunkten der Pastoral, die wir als<br />
zukunftsträchtig erachten:<br />
KINDER-UND JUGENDPASTORAL:<br />
• Durch eine ‚Wegkatechese’ zur Sakramentenpastoral<br />
(Erstkommunion und Firmung<br />
vor allem) suchen wir die Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern und schaffen so<br />
neue Räume des Begegnens und religiösen<br />
Suchens und Findens.<br />
• Das Projekt ‚Firmung ab 18’ ist schon früh<br />
unterstützt und vorbereitet worden durch<br />
<strong>Seelsorge</strong>team und Pfarreirat.<br />
• Neu und erfolgreich in unserem Angebot sind nebst den Kinderfeiern auch ‚Chrabbel-feiern’, die auch einen<br />
guten Kontakt mit jungen Eltern nach der Taufe ihrer Kinder aufrecht erhalten. Sie sind, ebenso wie die<br />
• Ferienwochen für Kinder, ein oekumenisches Angebot.<br />
• Nebst den regelmässigen Familiengottesdiensten ist das Projekt ‚<strong>St</strong>ernsingen’ in sehr gutem Wachstum<br />
begriffen und es beteiligen sich neu auch evangelische Kinder dabei.<br />
• Die Zusammenarbeit im oekumenischen Religionsunterricht auf der Unter- und. z.T. Mittelstufe, ebenso wie<br />
oekumenische Schülergottesdienste, verhelfen durch Zusammenarbeit mit der Schule zu neuen Kontakten<br />
und bauen ‚Schwellenängste’ ab.<br />
• In diesem Zusammenhang verstehen wir auch das Gastrecht für den Mittagstisch im Pfarreiheim als<br />
diakonischen Dienst.<br />
• Für das Wachsen der Jugendarbeit setzen wir uns ein mit Abendveranstaltungen und Weekends für die<br />
Oberstufenschüler, welche städtische und auswärtige Schulen besuchen.<br />
• Die Ministrantenarbeit ist ein gelungener Ausbau zu eigentlicher Jugendarbeit.<br />
• In Zusammenarbeit mit der akj sind wir engagiert an den Projekten ’Radio 2000’ und ‚CH-querdurch’.<br />
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OEKUMENE:<br />
Eine Oekumenegruppe sucht zusammen mit den <strong>Seelsorge</strong>rn nach vermehrtem Zusammenarbeiten.<br />
Regelmässige oekumenische Gottesdienste und verschiedenste Gemeindeanlässe (Pfarrei-resp. Altersnachmittage,<br />
Erwachsenenbildung, gesellige Anlässe u.a. ) verbinden uns als Christ(inn)en und lassen uns erfahren,<br />
dass wir über Konfessionsgrenzen hinweg viele Gemeinsamkeiten haben, die uns in unseren Wohnquartieren<br />
hier Heimat geben.<br />
SPIRITUALITÄT:<br />
Regelmässige Meditationsangebote und <strong>St</strong>illezeiten, ebenso wie ‚Besinnungsmorgen im Advent’ und Fastenwochen<br />
ergänzen das Angebot des Kirchenjahres.<br />
KIRCHENMUSIK:<br />
Die traditionellen musikalischen Angebote (z.T. charakteristische Höhepunkte in Rotmonten) werden ergänzt<br />
durch ‚Neue Musik’. Das sind Angebote im akkustisch und stilistisch geeigneten Kirchenraum, die nebst den<br />
traditionellen, auch neue und jüngere Zuhörer ansprechen und mit der Kirche vertraut machen wollen.<br />
Pfarrei Riethüsli<br />
Soziologische Voraussetzungen<br />
Die Pfarrei Riethüsli hat entsprechend den sozio-kulturellen Bedingungen des Quartiers einen “dörflichen”<br />
Charakter. In den letzten Jahren scheint dies noch zugenommen zu haben, da im Riethüsli viele Familien ein<br />
Eigenheim erworben haben und sich für das gesellschaftliche Leben im Quartier interessieren. Riethüsli ist keine<br />
“Durchgangsstation”. Die Menschen die hier leben, haben sich mehrheitlich für längere Zeit niedergelassen.<br />
Gesellschaftliche Funktionen und Diakonie<br />
Die Pfarrei Riethüsli ist eine ausgesprochene<br />
Quartierpfarrei. Die Menschen zeigen ein<br />
relativ grosses Interesse am Geschehen und<br />
Leben der Pfarrei. Sie wird als feste Institution<br />
im Quartier wahrgenommen und ist eine der<br />
wichtigen gemeinschaftsstiftenden Institutionen<br />
im Quartier. Ein Beispiel: Sie stellt seit<br />
ca.10 Jahren eine Vertretung im Vorstand des<br />
Quartiervereins. In dieser Entwicklung sind<br />
verschiedene neue Funktionen in der Pfarrei<br />
gewachsen. Sie organisiert u.a. meinungsbildende<br />
Veranstaltungen zu verschiedenen<br />
gesellschaftspolitischen Themen. Vertreter der<br />
Pfarrei werden zur Mitarbeit bei Schul- und<br />
Quartierprojekten eingeladen. Hinzu kommt,<br />
dass die Pfarrei Räume zur Begegnung zur<br />
Verfügung gestellt und somit Gastgeberin<br />
verschiedener gesellschaftlicher Veranstaltungen<br />
ist – ausser für parteipolitische.<br />
Ein wichtiger Träger der gesellschaftlichen Anliegen ist der Frauenkreis Riethüsli (analog Frauen- und Müttergemeinschaft).<br />
Der Verein wächst und verjüngt sich zu Zeit.<br />
Pfarreirat und <strong>Seelsorge</strong>r legen bei dieser Entwicklung auch Wert auf das christliche “Profil” der Pfarrei. Wir<br />
möchten uns klar als Kirche im ganzheitlichen Sinne verstehen. Darum ist die Pfarrei auch ein Ort der “Nachbarschaftshilfe”.<br />
An Gewicht gewonnen hat die “Aktion Sunnestrahl”, einer Gruppe von Pensionierten, welche<br />
Betreuungs- und Vermittlungsdienste für die Mitmenschen im Quartier übernimmt. Im Rahmen dieser Aktion ist<br />
auch ein “Offener Mittagstisch” entstanden. Einmal pro Woche verbringen zwischen 15 und 30 Personen die<br />
Mittagszeit gemeinsam bei einem feinen und doch günstigen Mittagessen, das von Freiwilligen regelmässig<br />
zubereitet wird. Auch Menschen von ausserhalb sind regelmässig unter den Gästen anzutreffen.<br />
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Vico und freiwilliger Hilfsverein West tragen den sozialen Bedürfnissen wesentlich Rechnung. Die sozial geschwächten<br />
Mitmenschen im Quartier sind vor allem Alleinerziehende. Hier setzt auch die Gruppe Junger<br />
Familien an. Sie entstand aus dem “Frauenkreis” und übernimmt eine weitere wichtige Funktion des sozialen<br />
Lebens. Chrabbelgruppe, Mütter/Vätertreff und Angebote für Eltern und ihre Kinder sind ihr Anliegen. Aus dieser<br />
Gruppe entstand auch der “Chrabbelgottesdienst”, der monatlich stattfindet. Die Gruppe Junger Familien ist<br />
interessenbezogen. Auch Familien der umliegenden Pfarreien zählen sich dazu, da es in anderen familienärmeren<br />
Quartieren keine solche Gruppierung gibt.<br />
Vielfältige und familienbezogene Liturgie<br />
Die Liturgie im Riethüsli ist lebendig (zum leid von einigen zu lebendig). Mit “Lebendigkeit” umschreibe ich die<br />
Formen und Gestaltungen der Gottesdienste. Taizé-Feiern haben ihren Platz, auch Rosenkranzgebete und<br />
Anbetungen. Die Sprache ist meistens Schweizerdeutsch. Die Gottesdienstgemeinde ist fast ausschliesslich aus<br />
dem Quartier, bis auf einige “Gäste” bei den speziellen “Events”, wie Palmsonntag (mit Musikern oder Gästen<br />
aus den südlichen Kontinenten), Taizé-Gottesdienste, “Jodlermesse”, etc.<br />
Eine Analyse des Pfarreilebens lässt sichtbar werden, in welche Richtung sich das Pfarreileben bewegt hat. So ist<br />
eine klare Tendenz in Richtung Familie-Eltern-Kinder festzustellen. Auch im liturgischen Bereich. Die Kirche<br />
Riethüsli mit ihrer stubenähnlichen Atmosphäre bietet sich geradezu an, familienfreundliche Liturgien zu feiern.<br />
Nebst den altersgerechten Gottesdiensten, sind familienfreundliche Gottesdienste keine Seltenheit. Eine<br />
Kantorengruppe (wir haben keinen Kirchenchor) begleitet seit zwei Jahren regelmässig neues und rhythmisches<br />
Liedgut. Der Gottesdienst soll aber nicht allein das Gefühl von “Riethüsli-katholisch” vermitteln. Gäste, welche<br />
den Gottesdienst als Liturginnen und Liturgen und MusikerInnen mitfeiern, haben ihren festen Platz im Jahreskalender<br />
der Pfarrei.<br />
Aus der Familienbezogenheit hat sich auch die schöne Tradition von “Familientagen” entwickelt. Gemeinsam<br />
mit der Pfarrei <strong>St</strong>. Otmar (<strong>Seelsorge</strong>verband) feiern wir jährlich einmal einen Gottesdienst auf der Solitüde mit<br />
anschliessendem Begegnungsfest. Der Erfolg zahlt sich aus. Dieser Tag wird von sehr vielen Personen in der<br />
Pfarrei mitgetragen und miterlebt. Alle zwei Jahre bleiben an einem Frühsommersonntag die Kirchentüren<br />
geschlossen und mit Car oder Zug reist die Pfarrei an einen besonderen Kraft- oder Wallfahrtsort in der Region.<br />
Als eine Art “Familienwallfahrt” (es kommen Menschen zwischen 1 und 90 Jahre mit) füllt sich der Car mit<br />
erstaunlich vielen Menschen (letztes Jahr 75 Personen bei 1200 Katholik(inn)en. Der Tag steht unter einem<br />
Anliegen wie “Zukunft der Pfarrei” oder “Hoffnung auf Frieden” (in diesem Jahr). In <strong>St</strong>ernmärschen bricht man<br />
zum gemeinsamen Ziel auf. Unterwegs gibt es Gesprächsrunden, deren Ergebnisse im gemeinsamen Gottesdienst<br />
vorgetragen oder dargestellt werden. Auch das gesellschaftliche Moment (gemeinsames “Brötle”) darf<br />
nicht zu kurz kommen.<br />
In den letzten 5 Jahren haben sich auch Familienferien oder Pfarreireisen entwickelt, die einem Bedürfnis von<br />
vielen entsprechen.<br />
Wenig ökumenische Zusammenarbeit<br />
Der Vorstellung des <strong>Seelsorge</strong>rs entsprechend ist die Ökumene im Riethüsli ein ”<strong>St</strong>iefkind”. Leider findet sich auf<br />
evangelischer Seite keine entsprechende kirchliche “Partnerin”. Die Ökumene beschränkt sich auf Suppentage<br />
und Gottesdienste. Die <strong>St</strong>rukturen der evangelischen Schwesterkirche sind anders. Es fehlen gemeinsame<br />
Visionen und Ziele.<br />
Ebenso ist die Zusammenarbeit mit der Grosspfarrei <strong>St</strong>. Otmar stagnierend. Dies liegt nicht bei den <strong>Seelsorge</strong>nden,<br />
die eigentlich nichts unversucht lassen, dass sich die Pfarreien öfters begegnen. Vielmehr sind die<br />
differenten Voraussetzungen ausschlaggebend für die schwierigen Kontaktpunkte: <strong>St</strong>. Otmar: 5x mehr Katholiken,<br />
klassische <strong>St</strong>adtpfarrei, hoher Ausländeranteil, gewachsene Traditionen. Riethüsli: Kleinpfarrei, dörflich,<br />
junge Pfarrei, niedriger Ausländeranteil, wenige Traditionen.<br />
Dass die Menschen mehr Bereitschaft zeigen, zwischen den Pfarreien zu “wandern” , bleibt eine dauernde<br />
Herausforderung an die <strong>Seelsorge</strong>nden. Nichts desto trotz setzten wir auf die wenigen guten Berührungspunkte:<br />
Flurgottesdienst und 2003 gemeinsamer Bibelsonntag und Glaubenskurs.<br />
35
Pfarrei <strong>St</strong>. Fiden<br />
Seit den Glaubenswochen 1990 zum Thema<br />
"Christliche Gemeinde am Übergang zu einem<br />
neuen Jahrtausend" haben wir als Reaktion<br />
auf den wachsenden Pluralismus der<br />
Lebensstile und Kulturen in unserer Gemeinde<br />
und in Rücksichtnahme auf den zunehmenden<br />
Individualismus in unserer Gesellschaft<br />
folgende Neuaufbrüche gewagt:<br />
S Gesprächskreis"Leben und Glauben": monatlicher<br />
Treffpunkt von 10-16 Personen<br />
zum Austausch über Erfahrungen mit heute<br />
gelebtem Glauben (drei solcher Kreise)<br />
S Gesprächskreis "Christ und Politik": monatlicher<br />
Treff von Interessierten zu Fragen<br />
und Problemen in unserer <strong>St</strong>adt mit<br />
Zuzug von Experten zu einzelnen Themen<br />
(Armut, Drogen)<br />
S Gesprächskreis "Christ und Trauer": monatlicher Treffpunkt mit Menschen, die ihren Partner verloren haben<br />
und gemeinsam mit Schicksalsgefährten ihre Trauer verarbeiten wollen.<br />
S Glaubensgespräch alle zweiMonate nach dem Frauengottesdienst: offenes Gespräch zu alle aktuellen<br />
Glaubensfragen. Dies als Übung und Befähigung, solche Gespräche auch daheim im Kreis von Freunden<br />
und Nachbarn selber zu führen.<br />
S Filmgespräch zu "2000 Jahre Christentum": monatliches Gespräch zu der dreizehnteiligen Sendung 2000<br />
Jahre Christentum". Jeweils 45' Film dann 45-60' Aussprache über das jeweilige Kapitel Kirchengeschichte.<br />
Zur Zeit diskutieren wir die TV-Reihe von Hans Küng "Spurensuche". Ziel: im Spiegel der Weltreligionen<br />
unsere eigene Identität erkennen.<br />
S Alle zwei Jahre organisieren wir eine 10 Tage dauernde Pfarreireise, die jeweils unter einem Thema der<br />
Kirchengeschichte steht. Dieses Jahr z.B. "Die Gothik und ihre Spiritualität in Geschichte und Gegenwart. Wir<br />
versuchen unsere christliche Tradition kennen zu lernen und zu verstehen. Dazu gehört die Begegnung mit<br />
regionaler Kultur (Literatur, Musik, Gastronomie ect).<br />
S Oekumenische Glaubenswochen 2000: zum ersten Mal haben wir die 14 Tage dauernden Glaubenswochen<br />
gemeinsam mit unserer reformierten Nachbargemeinde gestaltet. Die Vorträge und Ateliers, die Gottesdienste<br />
und musikalischen Veranstaltungen standen unter dem Thema "Sehn-sucht".Von der Grundbefindlichkeit<br />
des Menschen als Sehnsucht zu den negativen Erfahrungen von Sucht und zu den positiven<br />
Erfahrungen von Befreiung aus Suchtverfallenheit. In 11 Ateliers konnte man sich mit Therapeuten besprechen<br />
und Rat holen sowie kleine Übungen machen.<br />
36
Pfarrei Winkeln<br />
Ermutigende Aufbrüche der letzten Jahre:<br />
- Das Winkler Evangeliar als Gemeinschaftswerk<br />
der Pfarrei: Als beachtenswertes Gemeinschaftswerk<br />
der Pfarrei Bruder Klaus, das<br />
in den letzten Jahren entstanden ist, darf nach<br />
wie vor das "Winkler Evangeliar" genannt<br />
werden. Über 70 Personen haben über 200<br />
Evangelien der Sonn- und Festtage abgeschrieben<br />
und teilweise kunstvoll verzieht.<br />
Verlangt waren lediglich Handschrift, Texttreue<br />
und Lesbarkeit. Die konkrete Gestaltung<br />
war freigestellt. Beim ganzen Werdegang war<br />
erfreulich, mit wieviel Engagement die vielen<br />
Leute mitgemacht haben. Man konnte auch<br />
spüren, dass sie sich nicht nur beim Schreiben<br />
und Gestalten sehr viel Mühe gegeben<br />
haben, sondern sich auch persönlich mit dem Text befassten, den sie zu schreiben hatten. Freude macht<br />
schliesslich das sichtbare Ergebnis, die grosse Vielfalt in Schrift und Gestaltung. Sie reicht von einfacher<br />
Handschrift des Alltags über verschiedene <strong>St</strong>ufen von Kalligraphie bis zu eigentlicher Kunstschrift. Und vor allem<br />
- es ist ein Gemeinschaftswerk entstanden, das an jedem Sonntag neu Freude macht und gebraucht wird: Aus<br />
diesem Buch wird in jedem Sonntagsgottesdienst das Evangelium verkündet.<br />
S Kapellenwanderung im Advent: Anlässlich der Glaubenswochen auf dem Weg zum Jahr 2000 wurde eine<br />
Kapellenwanderung auf dem Kapellenweg Appenzell durchgeführt. Was als einmaliges Angebot gedacht<br />
war, hat sich zu einer schönen Tradition entwickelt. Jedes Jahr im Advent kommen ca. 60 Personen, darunter<br />
auch etliche Familien mit Kindern zusammen, zu einer besinnlichen Wanderung zu einigen Kirchen und<br />
Kapellen in unserer Region.<br />
S<br />
S<br />
Zusammenarbeit von Pfarrei Winkeln und Kolpingfamilie <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in der Erwachsenenbildung: Eine schöne<br />
Zusammenarbeit, die sich in den letzten Jahren fest eingespielt hat, geht dahin, dass jedes Jahr in der<br />
Fastenzeit die Kolpingfamilie <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> und die Pfarrei Winkeln mit den Pfarreivereinen gemeinsam zu einem<br />
stets gut besuchten Vortragsabend zu einem wichtigen Glaubensthema einladen.<br />
Gemeinsame Ministrantenreise nach Rom: Für den Herbst dieses Jahres planen die Pfarreien Bruggen und<br />
Winkeln für die beiden Ministrantengruppen eine gemeinsame Reise nach Rom. Teilnahmeberechtigt sind die<br />
Ministranten ab der 2. Oberstufe. Diese oder eine ähnliche Reise sollen dann alle drei Jahre wiederholt<br />
werden.<br />
Pfarrei Bruggen<br />
37<br />
Neben den üblichen Gottesdiensten, auch für<br />
Kinder, Suppentage, Erwachsenenbildung<br />
und Vereinswesen haben wir versucht, in der<br />
Oekumene mit unsern evangelischen Mitchristen<br />
enger zusammenzuarbeiten. Dies ist<br />
uns gelungen im Bereich des schulischen Religionsunterrichtes,<br />
wo wir zum Teil die Katechese<br />
oekumenisch erteilen. Offen in diesem<br />
Bereich ist die Bezahlung für konfessionslose<br />
Eltern, wo auf der Ebene der Kirchgemeinden<br />
die Höhe des Betrages nicht koordiniert ist.<br />
Ferner gestalteten wir in den letzten Jahren<br />
gemeinsam: die Heilfastenwoche, die Senior(inn)ennachmittage<br />
sowie den -ausflug, die<br />
Erwachsenenbildung und vor allem die Geburtstagsparty<br />
für die 55, die 60- sowie die<br />
65-Jährigen. Damit möchten wir vor allem
eine Altersstufe ansprechen, die sonst "leicht" verlorengeht. Der Anlass hat sich gut eingebürgert und ist<br />
allgemein beliebt. - Unsere Frauengemeinschaft sowie die evangelischen Frauen haben sich zusammengeschlossen<br />
zu einem Verein unter Führung der katholischen Frauengemeinschaft.<br />
Nicht gelungen ist uns bis jetzt eine gemeinsame Aktion zur Thematik "Armut unter uns". Die beiden <strong>Seelsorge</strong>teams<br />
haben zwar miteinander ein Seminar zu dieser Thematik durchgeführt. Dabei aber blieb es. Geplant wäre<br />
gewesen, das Thema in die Gemeinden hineinzutragen und die Armutsbetroffenen direkt anzusprechen. Ebenso<br />
wäre eine Aktion "Fremde unter uns" geplant gewesen; sie ist bis jetzt nicht zustande gekommen.<br />
In der Kinderarbeit haben wir nebst dem üblichen - Chrabbelfiire, Kinderfiire für die 1./2.-Klässlerlnnen sowie<br />
die 3.-Klässler(innen) und oekumenische Gottesdienste - einen Chor für Kinder - "Palmiros Tonhüpfer" - auf die<br />
Beine gestellt. Ferner haben wir Gelegenheit geschaffen zum Binden von Palmkreuzen am Samstag vor dem<br />
Palmsonntag und haben die Einstudierung und Aufführung von Krippenspielen in den Gottesdiensten von<br />
Weihnachten gefördert und dies mit den Kindern selber getan. Ferner haben wir die <strong>St</strong>ernsingeraktion wieder<br />
eingeführt und die Firmlinge dazu aufgemuntert und sie mit ihnen eingeübt. Diese <strong>St</strong>ernsingeraktion ist in der<br />
Zwischenzeit zu einer schönen und nicht wieder wegzudenkenden Tradition geworden.<br />
In der Jugendarbeit haben wir eine Jugendgruppe - "Giovanezza" - sowie den Jugendchor "Power voice"<br />
aufgebaut. Während erstere noch ganz im Aufbau begriffen ist und es sich noch nicht zeigt, ob sie überlebt, ist<br />
der letztere kräftig und gesund und hat laufend mehr Mitglieder. Daneben tun wir das Übliche: Weekends für<br />
Pfadi- und Blauringleiter(innen) sowie für den Jugendchor usw.<br />
Im Vereinswesen stand die Umbenennung des 3.-Weltvereins in "claro" an. Dies war verbunden mit stärkerer<br />
Bewusstseinsbildung der Mitglieder(innen). Der claroVerein versucht, in der Pfarrei Bewusstseinsbildung zu<br />
betreiben und gestaltet den Gottesdienst zum Weltmissionssonntag sowie den oekumenischen Gottesdienst zum<br />
Suppenzmittag mit. Grosse Schwierigkeiten sind, neue MitarbeiterInnen zu finden sowie das mangelnde Interesse<br />
und die mangelnde Unterstützung des claro-Ladens im Pfarreiheim.<br />
Die jüngeren Frauen haben in unserer Frauengemeinschaft eine neue, relativ freie Heimat. Sie können selber ein<br />
Programm zusammenstellen und sind in allem frei, ausser dass sie unserer Frauengemeinschaft angeschlossen<br />
sind.<br />
Junge Familien suchten wir in der Vergangenheit in die Pfarrei zu integrieren, indem wir eigene Anlässe für sie<br />
durchführten, z.B. Wanderungen mit gemeinsamem Bräteln im Sommer und durch bewusstes Ansprechen in den<br />
Gottesdiensten sowie durch eigene Bildungsangebote.<br />
Dem Pfarreirat versuchten wir mehr Profil und Biss zu geben, indem wir ihm Probleme der Pastoral bewusst<br />
vorgelegt und ihn "problembewusst" gemacht haben.<br />
In der Zusammenarbeit mit andern Pfarreien haben wir mit Winkeln die Bussfeiern sowie im Sommer die<br />
Gottesdienste gemeinsam und pflegen die Zusammenarbeit im Religionsunterricht auf der Oberstufe mit den<br />
Pfarreien <strong>St</strong>. Otmar und Bruder Klaus, Winkeln.<br />
38
Pfarrei <strong>St</strong>. Georgen<br />
Folgende pastorale Projekte und Aufbrüche haben sich in den vergangenen<br />
Jahren in der Pfarrei <strong>St</strong>.Georgen entwickelt:<br />
! Okumene<br />
In der Pfarrei <strong>St</strong>. Georgen ist ein grosser ökumenischer Aufbruch<br />
im Gange. Auch wenn die intensiv angestrebte “gemeinsam verantwortete<br />
und gemeinsam geleitete Eucharistie-Abendmahlsfeier”<br />
in <strong>St</strong>.Georgen nicht verwirklicht werden konnte, so bleibt der<br />
ökumenische Geist doch lebendig. Dies zeigt sich in folgendem:<br />
1. Eucharistische Gastfreundschaft mit Kanzeltausch, einmal<br />
im Jahr<br />
2. Mitwirkung unseres Kirchenchors im evangelischen<br />
Gottesdienst, einmal im Jahr<br />
3. Ökumenische Gottesdienste<br />
- für Familien mit Kindern im Vorschulalter _ “Familienfeiern”<br />
- für Kinder der Unterstufe der Primarschule _ “Sonntigsfiiren”<br />
- für Familien mit Kindern der Primarschule _ Familiengottesdienste, Rorategottesdienst<br />
4. <strong>St</strong>ernsinger-Projekt, neu ökumenisch durchgeführt<br />
5. gemeinsame Sitzung von Kirchkreiskommission und Pfarreirat, einmal im Jahr<br />
! Liturgie<br />
Um unsere Liturgie lebendig, lebensnah und bunt zu gestalten, haben sich in letzter Zeit folgende<br />
Aufbrüche entwickelt:<br />
1. Aktive Beteiligung von Kindern und Erwachsenen bei Familiengottesdiensten und bei Rorategottesdiensten;<br />
Palmenbinden für den Palmsonntg; musikalische Gestaltung von Gottesdiensten<br />
durch die Flötengruppe, die Jugendband, die Jugendmusik und den Kirchenchor, der in<br />
den letzten Jahren einen neuen Aufschwung erlebt hat.<br />
2. Liturgie-Begleitgruppe: Sie begleitet kritisch-aufbauend unsere Gottesdienste und die Innenraumgestaltung<br />
unserer Kirche.<br />
3. Frauen-Liturgiegruppe: Sie gestaltet Gottesdienste an Werktagen.<br />
! Freiwilligenarbeit<br />
Der Arbeit der vielen Freiwilligen in unserer Pfarrei wird vermehrt Beachtung geschenkt durch Begleitung<br />
und Unterstützung einerseits und durch Anerkennung und Wertschätzung andererseits.<br />
! Dem Leben auf der Spur<br />
Gesprächsgruppe von Erwachsenen aus unterschiedlichen Alters- und Lebenssituationen, die miteinander<br />
Alltagsfragen vertiefen, Konfliktsituationen bearbeiten und nach Lösungen suchen.<br />
! Zusammenarbeit mit anderen Pfarreien<br />
1. Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst Dom<br />
Für unsere soziale Arbeit können wir neu die professionelle<br />
Unterstützung des Sozialdienstes Dom in Anspruch<br />
nehmen.<br />
2. <strong>St</strong>adtgebet für junge Menschen im Chorraum der Kathedrale.<br />
39
4 Gegenwärtige und zukünftige Zusammenarbeit in der Einschätzung<br />
der Pfarreiverantwortlichen<br />
Im Rahmen des Projektes “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” sind alle 11 Pfarreiverantwortlichen gefragt worden<br />
nach der Zusammenarbeit in der eigenen Pfarrei, mit anderen Pfarreien, welche Aufgaben sie den einzelnen<br />
pastoralen Ebenen: Pfarrei, <strong>Seelsorge</strong>einheit, <strong>St</strong>adt zuordnen und welche Vorstellungen sie über die Formen<br />
zukünftiger überpfarreilicher Zusammenarbeit haben. Ihre Antworten können im Dokumentationsband “Befragung<br />
der Pfarreiverantwortlichen zur gegenwärtigen und zukünftigen Zusammenarbeit” nachgelesen werden.<br />
Karin Roth verfasste das nachfolgende zusammenfassende Meinungsbild zu den gestellten Fragen:<br />
4.1 Arbeit in der Pfarrei<br />
<strong>St</strong>ärken/Schwächen der Pfarreiarbeit heute<br />
Die Antworten lassen sich unterteilen in persönliche, strukturelle und soziodemographische <strong>St</strong>ärken/Schwächen.<br />
Fast alle (8/11) führen die Mentalität der Unverbindlichkeit und Beliebigkeit als Schwäche an. Dies ist ein<br />
soziodemographisches Faktum, welches sich aus der Bevölkerungsstruktur herleitet und sich nicht beeinflussen<br />
lässt. Hinsichtlich des LOS-Projektes interessieren uns v.a. die strukturellen.<br />
7/11 Pfarreien nennen explizit, dass das Quartier und das aktive Vereinsleben als Gradmesser des Quartiergeistes<br />
dienen, an dem sich alles entscheidet und der schlussendlich identitätsstiftend wirkt. Es scheint, dass sich<br />
gute <strong>Seelsorge</strong> am Kriterium der räumlichen Nähe misst. Überspitzt formuliert würde dann die Gleichung<br />
folgendermassen lauten: guter Quartiersgeist = gute Pfarrei= gute <strong>Seelsorge</strong>.<br />
Das <strong>Seelsorge</strong>kriterium der räumlichen Nähe bzw. des guten Quartiergeistes gerät durch die soziodemographischen<br />
Veränderungen empfindlich ins Wanken. Wie könnte auf andere Weise als über den Quartiersgeist ein<br />
Wir-Gefühl erzeugt werden?<br />
Die große Mehrheit der Pfarreien nennt als Schwäche den Bereich der Diakonie/Sozialarbeit. Dabei fällt auf,<br />
dass dies besonders von den Pfarreien im Westen genannt wurde.<br />
Als persönliche pfarreibezogene <strong>St</strong>ärken wurden dreimal der liturgische Bereich genannt.<br />
Zielsetzung in der eigenen Arbeit<br />
Die Mehrheit der Pfarreien haben die Integration der ausländischen Bevölkerung zu einem ihrer Hauptanliegen<br />
gemacht. Dabei lassen sich verschiedene Vorgehensweisen erkennen: Fünf Pfarreien erwähnen, dass sie dabei<br />
bewusst auf starre Vorgaben verzichten. <strong>St</strong>attdessen haben sie keine kurz- bis mittelfristige oder projektbezogene<br />
Ziele gesetzt mit einem Minimum an <strong>St</strong>rukturen. Dieser bewusste Hinwendung zum pragmatischen Vorgehen<br />
scheint ein Plus für diese Pfarreien auf dem Weg zur Integration darzustellen.<br />
Arbeitsteilung in der Pfarrei<br />
Die Teamarbeit ist klar in Ressorts unterteilt. Die Ressortsverantwortlichen handeln autonom. Je nach Teamgrösse<br />
teilen sich mehrere <strong>Seelsorge</strong>r(innen) ein Ressort. Die Teamarbeit wird von der Mehrheit der Pfarreien als<br />
eine Absprache von Generalisten gesehen und weniger als Auffächerung von Arbeitsfeldern im Sinne vermehrter<br />
Spezialisierung. Als eigenständige Arbeitsbereiche werden am ehesten Jugendarbeit und Sozialarbeit gesehen.<br />
In diesen Ressorts arbeiten spezifisch dafür ausgebildete Personen.<br />
Zielpopulation<br />
Alle Pfarreien nennen als Zielpopulation die Kinder und deren Eltern, Jugendliche und Senioren. Zwei Pfarreien<br />
mit einem hohen Ausländeranteil nennen explizit die Ausländer als Adressaten. Eine Pfarrei wendet sich allen<br />
ökumenisch offenen Personen zu. Jedoch werden kinderlose Personen oder Eltern schulentlassener Jugendlichen<br />
da und dort über Vereine angesprochen (z.B. KAB) aber tendenziell schwerer von den Pfarreien erreicht.<br />
Ökumenische Zusammenarbeit<br />
Alle Pfarreien nehmen die ökumenische Zusammenarbeit wahr. Nebst dem liturgischen Bereich werden 4x die<br />
Zusammenarbeit im Bildungsbereich und 3x die Zusammenarbeit im Jugend- und Seniorenbereich genannt. Sie<br />
machen dabei mehrheitlich auch gute bis sehr gute Erfahrungen.<br />
40
Als Hindernisse für eine fruchtbarere Zusammenarbeit werden strukturelle und persönliche Gründe (emotionale<br />
(Vor-)Urteile) angegeben. Zwei Pfarreien beziehen in die ökumenische Zusammenarbeit auch die christkatholische<br />
bzw. die serbisch-orthodoxe Gemeinde mit ein.<br />
Leidensdruck<br />
Beim Leidensdruck kann man die Antworten wie bei 1.1 in persönliche, strukturelle und soziodemographische<br />
Gründe unterteilen.<br />
<strong>St</strong>rukturelle Gründe wurden von fünf Pfarreien genannt. Dabei wurden die gängigen Bilder der katholischen<br />
Amtskirche erwähnt, die in den Köpfen der Pfarreimitglieder vorherrschen, die aber von den Pfarreien nur sehr<br />
schwer zu beeinflussen sind.<br />
6/11 Pfarreibeauftragten verneinen einen Leidensdruck, da sie die Gründe für “mangelnde Nachfrage” nicht bei<br />
der Pfarrei bzw. der Kirche suchen. Entweder haben sie sich persönlich eine pragmatische Haltung angeeignet<br />
(“man beschränkt sich auf das Machbare”, “man respektiert die Freiheit der Kinder Gottes”) oder sie sehen die<br />
Grundprobleme bei den soziologischen, persönlich nicht beeinflussbaren, Umwälzungen.<br />
4.2 Zusammenarbeit mit anderen Pfarreien heute<br />
Bereits bestehende Kooperation mit Pfarreien<br />
Das Spektrum des Kooperationsgrades variiert beträchtlich. Über die Zusammenarbeit im liturgischen Bereich<br />
innerhalb der <strong>Seelsorge</strong>verbände hinaus bestehen sporadisch stattfindende freiwillige personenbezogene<br />
Zusammenschlüsse bis hin zu gemeinsamer Planung und Durchführung von Projekten im Bereich Liturgie,<br />
Katechese (Projekt Firmung ab 18), Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und dem Sozialdienst.<br />
Erfahrungen mit überpfarreilicher Arbeit<br />
Eine überwältigende Mehrheit (9 von 11 Pfarreien) hat positive Erfahrungen gesammelt. Bei zwei Pfarrei<br />
gestaltet sich eine Zusammenarbeit aus personellen oder soziodemographischen Unterschieden schwierig,<br />
grundsätzlich wird sie aber erwünscht. Vier Pfarreien erwähnen die daraus resultierende Entlastung und den<br />
breiteren Informationsaustausch.<br />
Drei Pfarreien befürchten, dass dabei dem Identitätsverlust der Pfarrei Vorschub geleistet wird.<br />
4.3 Vorstellungen über die zukünftige Zusammenarbeit in grösseren<br />
pastoralen Einheiten<br />
Persönliche Vorstellungen bezüglich <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />
7 von 11 Pfarreien äussern sich skeptisch. Die Ursache ihrer distanzierten Haltung ist vor allem in der Angst zu<br />
suchen, dass durch die Schaffung grösserer Einheiten die Beziehungsarbeit - welche für den Quartiersgeist so<br />
unabdingbar scheint - vernachlässigt wird und so keine <strong>Seelsorge</strong> mehr geleistet werden kann. Die Pfarreien,<br />
die sich positiv äussern, führen die Entlastung der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) durch gegenseitige Motivation, Informationsaustausch<br />
und Unterstützung zurück.<br />
Bei den positiv wie auch den skeptisch gestimmten Pfarreien liegt jedoch der Wunsch zugrunde, dass die aktive<br />
<strong>Seelsorge</strong> vor Ort gewährleistet bleiben muss (“Ein einheitliches Konzept soll regional verankert und durch die<br />
Pfarreimitarbeiter bedürfnisorientiert umgesetzt werden”).<br />
Arbeitsfelder, die sich für eine überpfarreiliche Kooperation eignen<br />
7 von 11 Pfarreien sehen in der Katechese einen Bereich für die überpfarreiliche Koordination. Je 6 Pfarreien<br />
nennen den Bereich der Sozialarbeit, der Bildung und des liturgischer Bereichs (Absprache des Predigtplans,<br />
Gottesdienstzeiten etc). 3 Pfarreien würden einen geistigen/spirituellen Austausch aller <strong>Seelsorge</strong>nden in einer<br />
SE begrüssen (hier würde sogar eine Pfarrei mitmachen, die den SE ansonsten negativ gegenübersteht).<br />
41
Aufgaben einer Bezugsperson<br />
8 von 11 Pfarreien betonen, dass die Bezugsperson analog zu den Pfarreiverantwortlichen heute, die Beziehungsarbeit<br />
vor Ort gewährleisten soll. 5 Pfarreien sehen die hauptsächliche Aufgabe der Bezugsperson in der<br />
Koordination.<br />
Von zwei Pfarreien wird vorgeschlagen, dass ähnlich wie beim Bundesrat, jede Bezugsperson in einem festgelegten<br />
Turnus für eine bestimmte Zeit die Gesamtkoordination in der SE übernimmt (Planung, Administration).<br />
Eine Pfarrei erwähnte, dass die Bezugsperson, die die Gesamtleitung der SE innehat, geweiht (d.h. Priester) sein<br />
müsse.<br />
Der Austausch könnte innerhalb der SE auf zwei Ebenen stattfinden:<br />
1.1 Unter den Bezugspersonen bezüglich der Gesamtkoordination<br />
1.2 Unter den <strong>Seelsorge</strong>rn in verschiedenen Bereichen um den Dienst vor Ort zu gewährleisten.<br />
Die Grenzen der Pfarreien werden durchlässig d.h. falls Pfarrei 2 in der Katechese freie Kapazitäten hat, können<br />
die Pfarreien 1 und/oder 3 diese in Anspruch nehmen.<br />
[Dieses von einigen Pfarreien vorgeschlagene Modell würde dem eines verbindlicheren <strong>Seelsorge</strong>verbands<br />
entsprechen; wäre eigentlich grundsätzlich nicht Neues, KR].<br />
Pfarreien für eine Kooperation<br />
Prinzipiell wurden Verbindungen angegeben, die sich entweder am Prinzip der räumlichen Nähe oder dem der<br />
Ähnlichkeit orientieren.<br />
5x wurde die SE Dom/<strong>St</strong>.Georgen genannt, wobei 2x die Kombination mit Rotmonten erwähnt wurde und 1x mit<br />
dem Riethüsli.<br />
5x genannt wurde die SE Bruggen/Winkeln/<strong>St</strong>. Otmar, dabei wurde von 2 Pfarreien das Riethüsli mit genannt.<br />
5x wurde die SE Neudorf/Halden/<strong>St</strong>. Fiden erwähnt (2x wurde die Kombination mit Heiligkreuz und 1x mit<br />
Rotmonten erwähnt).<br />
Anzahl der Kooperationseinheiten<br />
Der Mittelwert der genannten Anzahl Einheiten liegt bei 3-4 Einheiten.<br />
Eigenes Geben und Nehmen in einer Kooperationseinheit<br />
Ausnahmslos alle Pfarreien sind bereit, ihre Angebote anderen Pfarreien zukommen zu lassen. 5x zeigten sich<br />
Pfarreien bereit, anderen Pfarreien im Bereich Bildung auszuhelfen, 4 Pfarreien wünschen Unterstützung im<br />
Bereich der Diakonie /Sozialarbeit. Die Nachfrage besteht, wenn überhaupt, vor allem im Bereich der Diakonie<br />
und Jugendarbeit, beides Bereiche, die mittlerweile eine spezialisierte Ausbildung verlangen. Ansonsten decken<br />
sich Angebot und Nachfrage kaum.<br />
4.4 Rechenschaftspflicht<br />
Hier fällt die starke Trennung zwischen dem theoretischen und praktischen Sachverhalt auf. Theoretisch sind die<br />
Pfarreibeauftragten dem Bischof unterstellt. Praktisch fühlen sie sich jedoch dem<br />
<strong>Seelsorge</strong>rteam und dem eigenen Gewissen verantwortlich. Dies lässt sich darauf<br />
zurückführen, dass der Visitationsbericht, das offizielle Evaluationsinstrument des<br />
Ordinariats, mehrheitlich als ungenügend empfunden wird.<br />
Die eigentliche Evaluation der Arbeit geschieht im Team.<br />
42
5 Tätigkeitsprofile der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />
Ausgehend von einer Analyse der Arbeitszeit bei den hauptamtlichen <strong>Seelsorge</strong>r/innen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
und der Befragung der Pfarreiverantwortlichen zur gegenwärtigen und zukünftigen Zusammenarbeit ergibt sich<br />
ein sehr breitgefächertes Bild von <strong>Seelsorge</strong>. Während bei einzelnen Pfarreien die seit jeher bekannte Konzeption<br />
von <strong>Seelsorge</strong> (noch) gut umgesetzt werden kann, sind andere Pfarreien bereits zum Anwenden neuer Pastoralkonzepte<br />
z.B. Schwerpunktpastoral, ökumenische <strong>Seelsorge</strong>, partielle überpfarreiliche <strong>Seelsorge</strong> etc. übergegangen.<br />
Aufgrund der oben erwähnten Untersuchungen lässt sich dennoch ein Tätigkeitsprofil im Sinne von<br />
allgemeinen Tendenzen skizzieren:<br />
Die Arbeit in den einzelnen Pfarreien ist vorwiegend auf Kinder, deren Eltern, Jugendliche und ältere Menschen<br />
im Quartier ausgerichtet. Erwachsene ohne Kinder werden von den Vereinen der Pfarrei kaum mehr erreicht Die<br />
wachsende Mobilität macht sich auch bei der Jugendarbeit bemerkbar. <strong>Seelsorge</strong> wird als Beziehungsarbeit im<br />
Quartier betrachtet. Der Quartiersgeist fungiert als Gradmesser der <strong>Seelsorge</strong>arbeit. Dies zeigt auch die<br />
Meinung, dass die Integration der verschiedenen Bevölkerungsgruppen innerhalb der Pfarreien ein vordringliches<br />
Thema sei. Die Definition der <strong>Seelsorge</strong> als Beziehungsarbeit wiederspiegelt sich in der Arbeitszeitanalyse<br />
der Pfarreibeauftragten und der Pastoralassistent(inn)en: Beziehungsarbeit lässt sich nicht auf Bürozeiten<br />
festlegen und ist auch sehr vielfältig, zumal sich die obenerwähnten Bezugsgruppen immer mehr individualisieren.<br />
In der Arbeitszeitanalyse zeigt sich dies in der Verteilung der Arbeitszeit auf die Wochentage und die<br />
Tageszeiten: Jeder Tag ist ein möglicher Arbeitstag. Dementsprechend hoch sind die Arbeitspensen von<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(innen). Arbeitszeit und Freizeit sind vermischt.<br />
Obwohl in allen Pfarreien Pflichtenhefte bestehen, sind die Arbeitsbereiche der Pfarreibeauftragten und<br />
Pastoralassistent(inn)en nie klar voneinander abgegrenzt. Sie sind eigentliche “Generalisten”, welche in allen<br />
Bereichen potentiell tätig sein können und die Aufgaben unter sich aufteilen. Ergänzt werden die <strong>Seelsorge</strong>teams<br />
der Pfarreien durch Jugendarbeiter(innen) und Sozialarbeiter(innen). Sie sind die eigentlichen “Spezialisten”, da<br />
sie ein Hauptaufgabengebiet zu 40-50% innehaben.<br />
Wie aus der Arbeitszeitanalyse ersichtlich wird, tragen die “Spezialisten” massgeblich zur Entlastung der<br />
“Generalisten” bei: Z.B. ist die Sozialarbeit in <strong>St</strong>. Fiden/Rotmonten mit 1,1% unterdurchschnittlich im Vergleich<br />
zu den übrigen Pfarreien, die im Durchschnitt 4,6 % ihres Arbeitsvolumens für diesen Bereich aufwenden. Das<br />
bedeutet aber keineswegs, dass Diakonie vernachlässigt würde: Sie ist delegiert an “Spezialisten” (Sozialdienst-<br />
Ost).<br />
Die überpfarreiliche Zusammenarbeit besteht in den Bereichen der Katechese, Liturgie, Erwachsenenbildung,<br />
Jugendarbeit und Sozialarbeit. Die Zusammenarbeit beschränkt sich auf kurzfristige Einsätze nach Bedarf und<br />
ist nicht im eigentlichen Sinne organisiert. Die ökumenische Zusammenarbeit bewegt sich in einem ähnlichen<br />
Rahmen. Mehrheitlich wurden gute bis sehr gute Erfahrungen mit überpfarreilicher und ökumenischer Zusammenarbeit<br />
gemacht. Erwähnt wurden im Speziellen die daraus resultierende Entlastung und den breiteren<br />
Informationsaustausch. Der zeitliche Aufwand zur Bewältigung von pfarreilichen Leitungs- und<br />
Administrationsaufgaben liegt in den <strong>Seelsorge</strong>verbänden unter dem Durschnittswert der Einzelpfarreien.<br />
Text Karin Roth<br />
6 Exemplarischer Weg in die Zukunft kirchlicher Arbeit: die<br />
Jugendseelsorge<br />
Die Jugendarbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> kann als Pilotprojekt für arbeitsteilige Zusammenarbeit in den anderen<br />
pastoralen Aufgabenfeldern gelten. Hier wird eine gute, vernetzte, ressourcenorientierte und qualifizierte Arbeit<br />
geleistet, welche vieles von dem schon aufnimmt und erreicht, was das LOS-Projekt vorsieht. Die nachfolgenden<br />
Ausführungen verfasste der <strong>St</strong>ellenleiter der akj, Damian Kaeser-Casutt:<br />
Seit etlichen Jahren befindet sich die kirchliche Jugendarbeit im <strong>Dekanat</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in einem Prozess, welcher<br />
neben der Professionalisierung der Jugendarbeit in den Pfarreien auch eine kontinuierliche Entwicklung zur<br />
überpfarreilichen Zusammenarbeit und gebracht hat. Aus dieser guten und bewährten Zusammenarbeit ist ein<br />
Team (kjds) entstanden, welches sich regelmässig trifft und alle Belange der Jugendarbeit miteinander bespricht<br />
und beschliesst. Die akj leitet diese Runde.<br />
43
So ist im Jahr 2001 ein Leitbild entstanden, in dem die Jugendarbeitenden im <strong>Dekanat</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in<br />
einem Leitziel und fünf Leitsätzen ihre Zielsetzungen für die kirchliche Jugendarbeit in Absprache mit den<br />
<strong>Seelsorge</strong>teams im <strong>Dekanat</strong> festgelegt haben:<br />
Leitziel:<br />
Kirchliche Jugendarbeit fördert die Beziehungsfähigkeit des jungen Menschen zu sich,<br />
zu anderen, zur Welt und zu Gott.<br />
Sie orientiert sich am Leben und an der Botschaft von Jesus.<br />
1. Leitsatz<br />
Kirchliche Jugendarbeit nimmt jeden Menschen als eigenständige Person (Subjekt) wahr.<br />
2. Leitsatz<br />
Kirchliche Jugendarbeit schafft Räume und ermöglicht Erlebnisse zur Subjektwerdung Jugendlicher in Gemeinschaft.<br />
3. Leitsatz<br />
Kirchliche Jugendarbeit lebt authentische und verbindliche Beziehungen.<br />
4. Leitsatz<br />
Kirchliche Jugendarbeit fördert und fordert Mitverantwortung von Jugendlichen.<br />
5. Leitsatz<br />
Kirchliche Jugendarbeit schafft Orte für Erfahrungen von: „Es gibt mehr als Alles“.<br />
In folgenden Punkten zeigt sich die Zusammenarbeit konkret:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wir haben seit Jahren ein gemeinsames Programm, welches allen Jugendlichen der <strong>St</strong>adt zugänglich<br />
ist. Neben der laufenden qualitativen <strong>St</strong>eigerung in diesen Projekten, haben wir dabei auch quantitativen<br />
Erfolg.<br />
Wir geben die Jugend- und Infozeitschrift „orange“ heraus, welche allen ca. 2700 Jugendlichen im<br />
<strong>Dekanat</strong> viermal jährlich ins Haus geschickt wird.<br />
Der grosse Teil dieser Projekte geschieht in Kooperation mehrerer Pfarreien, bis hin zur Beteiligung aller<br />
Pfarreien im <strong>Dekanat</strong>.<br />
Die Hälfte der Projekte findet in ökumenischer Zusammenarbeit statt.<br />
Jedes Projekt wird sorgfältig in einer möglichst hohen Partizipationsstufe mit Jugendlichen realisiert.<br />
Wir setzen uns jährlich Ziele für unsere gemeinsame Arbeit.<br />
Alle Jugendarbeitenden setzen sich unter der Begleitung der akj ihre Jahresziele und informieren ihre<br />
Vorgesetzten darüber.<br />
Alle Jugendarbeitenden reflektieren ihre Arbeitspraxis in regelmässiger Praxisberatung auf der akj.<br />
Wir informieren in einem jährlichen Jahresbericht alle Vorgesetzten und interessierten Personen über<br />
unsere Arbeit.<br />
Über die Zusammenarbeit mit der DAJU und den weiteren akj’s im Bistum, sowie über die JUSESO-<br />
Tagungen sind wir vernetzt in der Jugendarbeit im Bistum <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>.<br />
Wir sind durch die JAK-JugendarbeiterInnen-Konferenz vernetzt<br />
mit den evangelischen und städtischen JugendarbeiterInnen auf<br />
dem Platz <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />
44
E<br />
Die pastorale Vision der Zukunft: Ein Netzwerk von Christen<br />
in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
1 Eine zeitoffene und lebensdienliche Kirche<br />
Wir verstehen uns als Volkskirche. Ihr Grundanliegen besteht darin, den Menschen Wege zu einem erfüllten<br />
Leben aus dem christlichen Glauben zu eröffnen. Die ganze biblische Botschaft verkündet Gott als ein Gott des<br />
Lebens. Gott schenkt allen Menschen Leben. Eine bedingungslose Zuwendung und Hinwendung aus dem Ja<br />
Gottes zum Menschen in Jesus Christus bestimmt unser Handeln. Um der Menschen willen bestehen wir als<br />
Kirche. Sie hält den Himmel offen für alle Menschen. Den Himmel offen halten für alle heisst: Wer es mit uns zu<br />
tun bekommt, muss das Gefühl haben, dass ihm in allem, was er erlebt und hört, Lebenserfüllung nach Joh.<br />
10.10 widerfährt: ”Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben, Leben im Überfluss”.<br />
Eine menschenoffene Kirche zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf die Menschen zugeht, ihnen ihr Gesicht<br />
zuwendet und stellvertretend den Menschen Gottes Hand entgegenstreckt. In diesem Leitbild wird ein Kirchenverständnis<br />
zum Ausdruck gebracht, dessen Schwerpunkt in der Einladung, Begleitungen, in der argumentativen<br />
Orientierung, in der Lebenshilfe, in der wechselseitigen Erschliessung geglückten Lebens liegt, in der Offenheit<br />
für eine Vielfalt christlicher Lebensäusserungen.<br />
Als Ort der Bezeugung Gottes und Begegnung mit Gott lässt die Kirche unterschiedliche Intensitäten religiösen<br />
Erlebens und Handelns zu, unterschiedliche Grade der Verbundenheit mit ihr. Jede Form der Ausgrenzung liegt<br />
ihr fern. Aus der Kirche wird niemand ausgeschlossen. Wer gehen will, muss selber gehen. Sie versteht sich als<br />
Ort, in dem Christsein gelernt und eingeübt werden kann, an dem miteinander darüber nachgedacht und<br />
gestritten wird, als Ort religiöser Selbstbindung, in dem Kirchenerfahrung gemacht werden kann. In Kauf wird<br />
dabei genommen, dass sich die Menschen in unterschiedlichem Masse auf diese Möglichkeit einlassen.<br />
Kirche in ihrer volkskirchlichen Erscheinungsform zeichnet sich dadurch aus, dass sie die vielfältigen Glaubensäusserungen<br />
und gelebten Formen von Frömmigkeit in konstruktiver Weise zu integrieren vermag.<br />
2 Die Kirche als Ort der Lebensdeutung und Sinnfindung<br />
Die Unübersichtlichkeit unserer Gesellschaft macht es dem Einzelnen zunehmend schwerer für sich zu beantworten,<br />
was den Sinn seines Lebens ausmacht. Die Leute haben eine ausgeprägte religiöse Sehnsucht, die sie<br />
auf sehr unterschiedliche Weise ausleben. Was es braucht, ist eine Kirche, die den Menschen auf vielfältige Art<br />
die Erfahrung von Lebenssinn aus der evangelischen Botschaft zu eröffnen vermag: Du bist gewollt, Dir kommt<br />
eine unverlierbare Würde zu, Dein Leben ist auf keinen Fall umsonst. Was die Kirche tut, muss von der Art sein,<br />
dass es den einzelnen Menschen hilft, zu sich selbst zu finden.<br />
45
In einer solchen Optik verstehen wir Kirche als offenen und öffentlichen Raum, in dem die Thematisierung des<br />
Ichs aus einem letzten Sinnhorizont möglich ist, in der Erwartung also, in ihr Angebote zu gelingender Identität<br />
zu erfahren. Bei allem, was von Seiten der Kirche getan wird, wäre zu allererst zu fragen: Was bringen all ihre<br />
Unternehmungen für die Einstimmung der Menschen in Gottes Liebe, für die Befähigung zu einer autonomen<br />
auf sich gestellten Lebensführung, zur Gestaltung ihrer vielfältigen Freiheiten im Vertrauen auf Gottes befreiende<br />
Zusage, indem die heutigen Lebenserfahrungen der Menschen in positiver Weise aufgegriffen und die Botschaft<br />
des Evangeliums mit denjenigen Hoffnungen, Befürchtungen und Ängsten verbunden werden, die für sie aus den<br />
Anforderungen der Zeit erwachsen.<br />
Alle pastoralen Bemühungen richten sich auf das eine Ziel, die Menschen im Verlaufe ihres Lebens mit der<br />
Kirche ins Gespräch zu bringen, ihnen Angebote religiöser Selbstfindung zu offerieren, Orte der Begegnung zu<br />
schaffen. Kirche erscheint ihren Mitgliedern so als ein Ort, wo sich für jeden Einzelnen der weite Horizont der<br />
Gottesgeschichte eröffnet, Gott ins Blickfeld tritt und vernehmbar wird. In Prozessen religiöser Selbstvergewisserung<br />
kann es zu Gemeinschaftsbildungen mit unterschiedlichen Profilen kommen, in denen der Einzelne die<br />
seinen eigenen Ansprüchen gemässe Form religiöser Praxis findet.<br />
Das Interesse der Menschen an einer sinndeutenden Vergewisserung der eigenen Lebensgeschichte und des<br />
eigenen Lebensentwurfs muss von der Kirche entschlossener wahrgenommen werden. Sie muss zeigen, wie der<br />
christliche Glaube zum tragfähigen Gehalt lebensgeschichtlicher Sinndeutung werden kann. Dies gelingt ihr,<br />
wenn sie für die Menschen in ihren je individuellen Lebenssituationen zu einem attraktiven wie tragfähigen Ort<br />
zur Deutung ihrer Lebenserfahrungen wird.<br />
3 Kommunikation des Evangeliums als Kernaufgabe der Kirche<br />
Das entscheidend und unterscheidend Christliche ist die Person Jesu Christi. Das Evangelium von Jesus Christus<br />
ist es, was die Kirche zu verkünden hat. Das macht ihr ureigenes und unverwechselbares Profil aus. In der<br />
Auseinandersetzung mit dieser Botschaft und ihrer Aneignung im Glauben liegt der Gewinn für das Leben der<br />
Menschen, zu der die kirchliche Verkündigung einen Weg bahnen oder Zugang schaffen will. Kommunikation<br />
ist für die Kirche fundamental. Eine zutreffende Beschreibung ihrer Aufgabe lautet deshalb “Kommunikation des<br />
Evangeliums”.<br />
Die Vermittlung christlicher Lebensorientierung und Lebensform an möglichst viele Menschen in der Gesellschaft<br />
durch ihre Botschaft (Martyria), über liturgische Feiern (Leiturgia), ihren Dienst (Diakonia) und ihr Gemeinschaftsangebot<br />
(Koinonia) muss ihr erklärtes Ziel sein. Darauf hat sie ihre organisatorische <strong>St</strong>ruktur auszurichten. Dies<br />
ist für ihre Organisationsform bestimmend.<br />
Kommunikation des Evangeliums kann nur gelingen, wenn die Kirche die Vervielfältigung der menschlichen<br />
Lebenswelten in der gegenwärtigen Gesellschaft ernst nimmt und es den Menschen einleuchtend zu machen<br />
vermag. Entfaltet sie ihre Weltsicht und Lebensform lebensnah genug, so kann sich erweisen, welche lebenserhellende<br />
Kraft in ihr steckt. Wann immer Menschen mit Hilfe der christlichen Verkündigung ihr Leben treffend<br />
und evident in einen übergreifenden Sinnhorizont zu stellen vermögen, wird ihnen die Wahrheit des Evangeliums<br />
glaubhaft. Dabei gilt es auch selbstkritisch aufzuspüren, wo Kommunikationsschranken, Kontaktdefizite und<br />
Verständigungsprobleme bestehen.<br />
Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” verbindet sich das Anliegen, die Kommunikationsstrukturen<br />
der Kirche angesichts der Unterschiedlichkeit und Vielgestaltigkeit, in der die Menschen heute leben, zu<br />
verbessern.<br />
4 Am Lebensraum der Menschen orientierte <strong>Seelsorge</strong><br />
Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, die Zeichen von Gottes Wirken in den Lebensräumen der Menschen<br />
zu entdecken und nehmen die Spuren des Religiösen im Alltag in den Blick. Wir fragen, wie Tod und Auferstehung<br />
Jesu Christi heute erfahrbar wird. Dabei setzen wir auf unsere eigenen Fähigkeiten, <strong>St</strong>ärken und<br />
Traditionen, prüfen, was sich in der bisherigen pastoralen und diakonischen Praxis bewährt hat und fädeln uns<br />
da ein, wo es neue Ansätze gibt, die sich weiterzuentwickeln lohnen.<br />
46
Der Begriff ‘Lebensraum’ bezeichnet unterschiedliche eigenständige soziale Räume, in denen sich die Menschen<br />
bewegen. Sie leben gleichzeitig in vielen sozialen Räumen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
der familiäre Lebensraum: Die Familie gehört in unserer Gesellschaft zu den wichtigsten Räumen<br />
persönlicher Selbstfindung und -entwicklung. Durch die Identifikation mit seinen Eltern wird das Kind<br />
fähig, sich als sich selbst und mit sich selbst zu identifizieren, seine eigene Identität zu finden.<br />
der geographisch-soziale Raum, der durch die Lebensfunktionen von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen,<br />
Freizeit, Ausbildung, Religion usw. gebildet wird. Er reicht weit über den sozialen Nahraum hinaus.<br />
die Organisationsräume: Die soziale Landschaft moderner Gesellschaften wird beherrscht von Organisationen.<br />
Sie streben eine möglichst rationelle Zielverwirklichung in den verschieden Teilbereichen der<br />
Gesellschaft (Politik, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Polizei, Verkehr, Schulen usw.) an. Jede(r) einzelne<br />
gehört einer Vielzahl von Organisationen an.<br />
der Lebensraum als “soziales Milieu”: Entsprechend der individuellen Eigenarten haben sich unterschiedliche<br />
Lebensraum-Muster ausgebildet, die charakteristisch sind für die Lebensgestaltung, die<br />
Wertorientierungen, die Selbsteinschätzung, den Lebensentwurf usw. der Menschen in diesen Milieus.<br />
Das Wahrnehmen von dem, was die Menschen bewegt, die “Adressatenorientierung” bildet ein wichtiges<br />
Kriterium einer lebensorientierten Pastoral. Sie sucht die Chance, die Menschen in den verschiedenen Lebensräumen<br />
diakonisch, assistierend mit der christlichen Überlieferung in Berührung zu bringen Adressatenorientierte<br />
pastorale Arbeit heisst, von den Lebenslagen, Lebensproblemen und -bedürfnissen her zu denken.<br />
Will die Kirche weiterhin Volkskirche bleiben und nicht nur für ein bestimmtes Segment der Bevölkerung von<br />
etwa 5 % da sein, muss sie konsequent nach den spirituellen Bedürfnissen der Menschen in ihrer jeweiligen<br />
Alltagswelt fragen. Verschiedenartige Menschen brauchen verschiedenartige Angebote. Dies gilt für die<br />
Gottesdienste wie für die Gemeindebildung und die Orte der religiös-spirituellen Identitätsfindung. Was für die<br />
einen gut ist, muss nicht auch von anderen als lebenseröffnend und -erfüllend erfahren werden. So entsteht ein<br />
kirchliches Netzwerk aus vielen verschiedenartigen Knoten und Verbindungsfäden.<br />
Wohnen am gleichen Ort kann Gemeinschaft unter den Mitbewohnern stiften, doch längst nicht mehr für alle.<br />
Den sozialen Nahraum bewohnen häufig Menschen, mit denen man kaum etwas anderes gemeinsam hat, als<br />
am selben Ort zu wohnen. Mehr verbunden fühlt man sich mit Menschen, mit denen man eine gleiche Lebenslage<br />
teilt, ein ähnliches Schicksal, gemeinsame Vorlieben, insbesondere die Art, sein Leben zu erleben.<br />
Übereinstimmung im Lebensgefühl, im Selbstverständnis, in den Aspirationen, die das Leben durchziehen, in<br />
dem, was Spass macht, was man für wichtig hält, wovon man nicht lassen kann, schafft Verbundenheit (Vergleiche<br />
dazu Abschnitt C, 10).<br />
Wer um die Eigenheiten der sozialen Milieus in unserer Gesellschaft weiss, fühlt sich eher in der Lage, seine<br />
Arbeit als <strong>Seelsorge</strong>r(in) “adressatenorientiert” zu gestalten. Die Milieuzugehörigkeit steuert in hohem Masse das<br />
persönliche Verhältnis zur Religion und die Beziehung zur Institution Kirche. Von den Mentalitätsstrukturen der<br />
jeweiligen sozialen Milieus hängt ab, zu welchen Formen religiösen Erlebens und Handelns die Menschen<br />
Zugang finden und sich von ihnen angesprochen fühlen.<br />
5 Bleibende Bedeutung der Pfarreien - ihre Aufgaben<br />
In Kontakt mit der Bevölkerung am Wohnort<br />
Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) verkörpern und repräsentieren in ihrer Person für die Bevölkerung die Kirche. Sie stehen<br />
für all das, was Kirche ausmacht. Es kann nicht ausdrücklich genug unterstrichen werden: in ihnen begegnet den<br />
Menschen Kirche. Die Kirche ist für sie der “Pfarrer”, der “Pfarrer” die Kirche. Es braucht die personale Präsenz<br />
von Kirche im “Pfarrer” am Wohnort. Geschätzt werden die Seelsoger(innen) vor allem als Gesprächspartner,<br />
als Ansprechperson in schwierigen Lebenslagen, als Bürge für den Sinn und Wert des Lebens.<br />
Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bilden die wichtigsten Kontaktstellen der Bevölkerung mit der Kirche. Das “Pfarramt” wird<br />
vor allem aufgesucht bei herausragenden Ereignissen im Verlauf des Lebens, bei Erschütterungen in den<br />
Grundfesten des privaten Lebens.<br />
Wie die meisten Menschen froh sind, in ihrer Nähe einen Arzt zu wissen, so wünschen sie sich die Präsenz der<br />
Kirche an ihrem Wohnort. Wichtig ist, dass es in zumutbarer Distanz einen “Pfarrer” gibt, der bei Bedarf<br />
kontaktiert werden kann.<br />
47
Sammlung der Gläubigen zu Gebet und liturgischen Feiern<br />
Unverzichtbare Aufgabe der Kirche ist die erinnernde, zur Umkehr einladende,<br />
versöhnende und befreiende, mit Christus verbindende und<br />
danksagende Feier seiner Gegenwart: Gottesdienste mit der Eucharistie<br />
als Zentrum. Im gottesdienstlichen Tun besinnt sich die Kirche darauf, dass<br />
Christus ihr einziger Herr ist, von dem her sie lebt, glaubt, hofft und liebt,<br />
in der gläubigen Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi<br />
und im hoffenden Vertrauen auf Gottes Geist.<br />
Die meisten Kirchenmitglieder schätzen es, wenn an ihrem Wohnort regelmässig<br />
Gottesdienst gefeiert wird, auch wenn sie daran nur selten teilnehmen.<br />
Eine der ersten Aufgaben der künftigen Pastoralteams wird es sein,<br />
einen Gottesdienstplan auszuarbeiten für die Pfarreien in ihrem Zuständigkeitsbereich.<br />
In den bischöflichen Richtlinien für die <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
heisst es: “Das Team gewährleistet in allen Pfarreien der <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />
im Rahmen der Möglichkeiten und Kräfte die sonntägliche Eucharistiefeier.<br />
Die Priester im Team stehen insbesondere für die Leitung der sonntäglichen<br />
Eucharistie zur Verfügung”.<br />
Rituelle Begleitung bei Lebenswenden<br />
Für die meisten Menschen macht sich die Kirchenmitgliedschaft an der sakramentalen Begleitung bei Lebenswenden<br />
fest. An den Brennpunkten der Biographie, an den Zäsuren des Lebens wird rituelle Begleitung von der<br />
Kirche gewünscht. Sie symbolisiert ein <strong>St</strong>ück kirchliche Beheimatung, auch wenn darüber hinaus die Beziehung<br />
zur Kirche sehr locker bleibt.<br />
An Lebenswenden möchte man nicht auf die Begleitung durch die Kirche verzichten. An den <strong>St</strong>ellen und<br />
Einbrüchen, die den Fluss des Lebens unterbrechen, an den Übergängen des Lebens, will man sich der<br />
Heilszusage Gottes versichern und Vertrauen schöpfen, trotz aller Gefährdungen und des Schuldigwerdens mit<br />
Gottes Hilfe die Zukunft bestehen zu können. Kirchenmitgliedschaft wird punktuell aktiviert an den Krisen- und<br />
Schnittpunkten der Lebensgeschichte. In den “Zwischenzeiten” tritt die Kirchenmitgliedschaft in den Hintergrund.<br />
Die Begegnung und sakramentale Begleitung in diesen Lebensmomenten kommt in der <strong>Seelsorge</strong> vorrangige<br />
Bedeutung zu. Die Begegnung mit Glaube und Kirche an solchen Zäsuren ist eine entscheidende Kirchenerfahrung.<br />
Hier sind Glaube und Kirche präsent in emotional hochbedeutsamen Lebensphasen, hier entscheidet<br />
sich, ob die Kirche als stärkend als orientierend erfahren wird oder nicht.<br />
Taufe, Erstkommunion, Firmung, Trauung, Beerdigung können Anknüpfungspunkte für die Kontakt- und<br />
Beziehungspflege sein wie auch zur jeweiligen sozialen Umwelt der betroffenen Personen.<br />
Die vorrangige Kompetenz der Kirche liegt in der Selbstvergewisserung von Menschen bei Lebensübergängen<br />
und den Wechselfällen ihres Lebenslaufs: Schicksalsschläge, Krankheit, Tod. Trauerarbeit, eine integrale<br />
<strong>Seelsorge</strong> bei Todeserfahrungen stellen den Ernstfalls des Kircheseins dar. Dies wird auch von den Kirchenmitgliedern<br />
so gesehen.<br />
Religiöse Erziehung der Kinder<br />
Religiöse Beheimatung geschieht in der Kindheit. Entscheidend ist, was in den<br />
ersten Lebensjahren bis zum Einstieg ins Berufsleben geschieht. Deshalb kommt<br />
der Elternarbeit und der <strong>Seelsorge</strong> unter Kindern und Jugendlichen eine enorme<br />
und gegenüber früher wesentlich grössere Bedeutung zu.<br />
Die Fakten in religionssoziologischen <strong>St</strong>udien sprechen eine deutliche Sprache.<br />
Positive Erfahrungen mit der Kirche in der Kinder- und Jugendzeit sind eine grundlegende<br />
Voraussetzung für die Verbundenheit mit der Kirche in den späteren<br />
Jahren.<br />
48
Die Verbundenheit mit der Kirche kann zwar in späteren Lebensphasen aus unterschiedlichen Gründen wieder<br />
schwinden, die Bindung an die Kirche in der Kinder- und Jugendzeit ist jedoch die Voraussetzung für ein engeres<br />
Verhältnis im späteren Leben.<br />
Die Chance von Kindern und Jugendlichen mit der Kirche in Kontakt zu kommen, sind in der heutigen Generation<br />
drastisch gesunken. Ein heute aufwachsendes Kind erlebt kaum mehr eine ihm unmittelbar einleuchtende<br />
Notwendigkeit von Kirche.<br />
Bindung an die Kirche stellt sich nicht mehr über die Eltern und die gesellschaftlichen Institutionen wie selbstverständlich<br />
ein. Sie muss von der Kirche aktiv aufgebaut werden. Diese Herausforderung wird von der Kirche noch<br />
nicht klar genug wahrgenommen.<br />
Diakonische Präsenz<br />
Die Diakoniearbeit vor Ort wird im Diakoniekonzept von 1998 in erster Linie als Aufgabe von engagierten<br />
Freiwilligen betrachtet. Diese können aber ihre Aufgabe nur leisten, wenn sie auf die Unterstützung und<br />
Begleitung professioneller Sozialdienste zählen können. Professionelle Sozialarbeiter gehören zu jedem Pastoralteam<br />
in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Zu ihren Hauptaufgaben gehört die Multiplikatorenarbeit, die Ausarbeitung von<br />
diakonischen Projekten und die Übernahme und Begleitung von schwierigen Einzelfällen.<br />
Glaubwürdigkeit und damit auch Wertschätzung gewinnt die Kirche über ihren diakonischen Dienst am<br />
Menschen. Diakonie ist das Bemühen der Kirche, die Gesellschaft auf “ein Leben in Fülle” (Joh. 10,10) für alle<br />
Menschen hin zu verändern. Die Bibel spricht von der Verheissung des Reich Gottes für alle Menschen. Für Jesus<br />
ist das Reich Gottes angebrochen, wenn den Hungrigen zu essen gegebenen wird, die Armen versorgt, die<br />
Kranken geheilt, die Sünder versöhnt, die Fremden aufgenommen die Ausgestossenen Willkommen geheissen<br />
und die Unterdrückten befreit werden, wenn die Armen die frohe Botschaft von Gottes Liebe hören und allen die<br />
Fülle des Lebens zuteil wird (Vgl. Lk 4, 16-21; Mt 11, 4-6; 25, 31-46).<br />
Die Mehrheit der Kirchenmitglieder, Kirchenferne wie Kirchennahe, sind sich darin einig, dass die Kirche vor<br />
allem da ist für alle, die in irgendeiner Weise Hilfe und <strong>St</strong>ütze brauchen. Christlich soll die Kirche sein im<br />
einfachen Sinn, den dieses Wort nach allgemeinem Verständnis hat: Nächstenliebe und anderen helfen, Rücksichtnahme,<br />
Zuwendung zu den Schwachen und denen, die sich nicht helfen können. Ein wesentliches Moment,<br />
die Kirchenmitgliedschaft nicht aufzukündigen, liegt gerade in den Leistungen, die die Kirche im sozialen Bereich<br />
für die Gesellschaft bringt. Dass der Gedanke an einen Kirchenaustritt nicht in die Tat umgesetzt wird, ist in<br />
vielen Fällen zweifellos dem sozialen Engagement der Kirche zu verdanken. Etwas zugespitzt gesagt: ohne<br />
Diakonie würde noch schneller noch mehr aus der Kirche austreten.<br />
Miteinander Kirche leben<br />
Für eine Minderheit der Pfarreiangehörigen bildet die Pfarrei einen wichtigen Lebensmittelpunkt, in der sie eine<br />
sozial-religiöse Beheimatung finden. Sie gehen regelmässig Sonntag für Sonntag in den Gottesdienst, nehmen<br />
an den geselligen Anlässen teil und etliche setzen darüber hinaus einen Teil ihrer Freizeit für das kirchliche Leben<br />
ein. Der Kontakt mit den Menschen am Ort, die Verbundenheit mit dem Wohnquartier ist ihnen ein wichtiges<br />
Anliegen. Pfarreiliche Gemeinschaftsbildung hat nur dort eine Chance, wo ein ausgesprochenes Quartierbewusstsein<br />
vorhanden ist und die Menschen am Ort in vielfältiger Kommunikation untereinander stehen.<br />
6 Selbstbegrenzung der Pfarreien überwinden<br />
Kirchliche Arbeit wird bis heute in starkem Masse vom Ideal der aktiven lebendigen Pfarrei geleitet die sich durch<br />
eine hohe Teilnahme der Menschen am Pfarreileben auszeichnet. Als Idealtyp eines Christen wird der praktizierende<br />
Katholik betrachtet. Zentrales Kennzeichen einer lebendigen Pfarrei ist eine möglichst hohe Zahl aktiver<br />
Kirchenmitglieder. Mitmachen bildet den Massstab für vorbildliche Kirchenzugehörigkeit. Diese Vorstellungen<br />
eines vorbildlichen Christen geistert bis heute noch in vielen Köpfen herum. Zum Vorschein kommen sie z.B.<br />
dann, wenn Erfolg in der Jugendarbeit an der Anzahl Jugendlicher im Sonntagsgottesdienst gemessen wird.<br />
Oder jemand sagt beim Besuch des Pfarrers, er sei kein guter Katholik, weil er nicht jeden Sonntag in die Kirche<br />
gehe. Er reagiert damit auf eine Erwartung, von der er glaubt, der Pfarrer hege sie ihm gegenüber.<br />
Hartnäckig hält sich in der kirchlichen Arbeit die Vorstellung der autonomen Pfarrei mit einem autonomen<br />
Pfarreiverantwortlichen. Im Blickfeld der Verantwortung steht die Pfarrei. Alles andere wird als Zusatzleistung<br />
betrachtet.<br />
49
Die Qualität eines Christen wird vorzugsweise an seiner Verbundenheit mit den Mitchristen am Ort gemessen.<br />
Kirchliche Arbeit baut fasst ausschliesslich auf Pfarreibildung am Ort. Jede Pfarrei bemüht sich um ein eigenes<br />
kirchliches Programm.<br />
Obwohl die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) sehr viel Zeit, Motivation und Energie in ihre Arbeit investieren, müssen sie zur<br />
Kenntnis nehmen, dass es zunehmend weniger gelingt, die Menschen in ein aktives Pfarreileben einzubinden.<br />
Nicht nur die Zahl der Gottesdienstbesucher ist rückläufig, sondern auch der Kreis derjenigen ist enger geworden,<br />
der eine feste Bindung an die Pfarrgemeinde hat und auch noch ein freiwilliges Engagement übernimmt.<br />
Trotz aller Bemühungen ist es nicht zum erhofften Umschwung gekommen. Öfter ist die Frage zu hören: “Was<br />
sollen wir dann noch alles tun, damit der Glaube die Menschen anspricht? Hat unser Mühen überhaupt noch<br />
einen Sinn? Trotz immer grösserer Anstrengungen sind wir offensichtlich immer erfolgloser. Das erzeugt<br />
Ratlosigkeit und nicht selten Resignation.<br />
Das durchschnittliche Pfarreileben leidet an Begrenzungen, die sich mit grossen Anstrengungen nicht überwinden<br />
lassen. In Abschnitt C werden diese Begrenzungen beschrieben. Pfarreien versammeln in erster Linie Menschen<br />
in ähnlichen Lebenslagen und von ähnlicher Denkart mit denselben ästhetischen Vorlieben. Sie teilen zusammen<br />
eine Weltsicht und ein Lebensgefühl und grenzen dadurch andere aus. Gemeinschaft verträgt nur beschränkt<br />
Fremdheit.<br />
Auf sich selbst gestellt, ist es ihnen nicht möglich, die Vielfalt der menschlichen Lebensräume heute einzufangen.<br />
In einer individuell pluralisierten und mobilen Gesellschaft reicht es nicht mehr aus, <strong>Seelsorge</strong> auf den Wohnraum<br />
der Menschen zu beschränken. Anders als in früheren Zeiten ist der Lebensraum der Menschen nicht mehr<br />
mit ihrem Wohnraum deckungsgleich. Die Verengungen auf eine pfarreiorientierte <strong>Seelsorge</strong> müssen aufgebrochen<br />
werden. Eine an den konkreten Lebensräumen und Biographien der Menschen orientierte und von dort her<br />
organisierte Pastoral ist die Aufgabe für die Zukunft.<br />
Es gilt, die Enge der Pfarreien zu sprengen, die Türen und Fenster wieder zu öffnen und mit möglichst vielen<br />
Menschen in einen kreativen, auch provokativen Dialog über das Evangelium einzutreten. Für einen derartigen<br />
Aufbruch gibt es in unserer Kirche noch zuviel Angst, gar Tendenzen zur Verschliessung und Abgrenzung von der<br />
Gesellschaft.<br />
7 Arbeitsteilige überpfarreiliche Zusammenarbeit<br />
In den Überlegungen zum Umfeld, in dem die Kirche heute wirkt, hat sich gezeigt, dass nur eine überpfarreiliche<br />
arbeitsteilige Zusammenarbeit der Vervielfältigung der Lebenslagen, Lebensstile und biographischen Lebenssituationen<br />
der Menschen gerecht zu werden vermag. Einer immer vielschichtiger gewordenen Gesellschaft kann<br />
nur mit einer differenzierten, am Leben der Menschen orientierten <strong>Seelsorge</strong> begegnet werden. Die Zeit, dass<br />
eine Pfarrei allen Menschen alles bietet, ist vorbei. Wir haben es nicht mehr mit einem homogenen Menschentyp<br />
zu tun.<br />
Eine arbeitsteilige Zusammenarbeit in pastoralen Teams eröffnet die Möglichkeit, Menschen in ihren unterschiedlichsten<br />
Lebenslagen und sozialen Kontexten gezielter anzusprechen. Gottesdienste und liturgische Feiern,<br />
die Menschen inspirieren wollen, müssen deren Lebensgefühl ansprechen.<br />
Eine lebensweltorientierte <strong>Seelsorge</strong> braucht grössere Einzugsbereiche, in denen potenziell genügend Menschen<br />
eines Lebensstilmusters leben, für die der christliche Glaube einen sinngebenden Bezugspunkt für ihre eigene<br />
Lebenswelt abgeben könnte.<br />
Arbeitsteilige Zusammenarbeit soll Kräfte frei machen für eine missionarische Offensive. Mit ihr wird eine andere<br />
Optik in der pastoralen Arbeit angestrebt. <strong>St</strong>att krankhaft und defensiv das Augenmerk darauf zu richten, den<br />
Rückgang der kirchlichen Beteiligung in den Pfarreien zu stoppen, richtet sich der Blick darauf, jenen 80% bis<br />
90 % der Kirchenmitglieder nachzuspüren, die ausserhalb des pfarreilichen Gemeindelebens stehen und nach<br />
einer neuen spirituellen Qualität in ihrem Leben suchen und sich mit der Banalität unserer Gesellschaftskultur<br />
nicht abfinden wollen.<br />
Mit der Förderung und Entwicklung einer arbeitsteiligen Zusammenarbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> sollen möglichst<br />
gute Rahmenbedingungen und die erforderlichen Potenziale geschaffen werden, die es den <strong>Seelsorge</strong>r(innen)<br />
50
ermöglichen sollen, die lebenskundliche Deutungskompetenz der Kirche, ihre Lehre und Verkündigung auf die<br />
Vielfalt der Lebenskontexte hin bestmöglich zur Entfaltung zu bringen. In der kirchlichen Arbeit, in der Liturgie,<br />
Verkündigung und im diakonischen Engagement müssen die Menschen wieder stärker das Gefühl gewinnen,<br />
dass sie vorkommen mit ihrem eigenen Erleben und ihren eigenen Fragen. Für eine differenzierte, lebenssituationsbezogene<br />
kirchliche Arbeit bietet die arbeitsteilige Zusammenarbeit grössere Chancen als die traditionell<br />
pfarreibezogene Arbeit.<br />
8 Profilbildung der Pfarreien<br />
Eine der Antworten auf die Vervielfältigung der Lebenslagen und Lebensmilieus lautet: Profilbildung der<br />
Pfarreien. Die eine Pfarrei sucht ein konsequentes Zusammenleben und Miteinander der Konfessionen, während<br />
die nächste ihr Profil in meditativen Angeboten findet, eine andere pflegt die sozialcaritative<br />
Arbeit oder sucht wegen des hohen Anteils an Ausländer(innen) eine<br />
multikulturelle Ausrichtung und wieder eine andere setzt vielleicht den Schwerpunkt<br />
auf Kirchenmusik oder will für alle jene da sein, die eine anspruchsvollere Auseinandersetzung<br />
mit dem christlichen Glauben suchen usw. Die Profilbildung führt zu<br />
einer stärkeren Wanderbewegung zwischen den Pfarreien<br />
In <strong>St</strong>ädten muss heute über die Pfarreien hinaus viel grossräumiger und mit weiteren<br />
Horizonten pastoral gedacht werden. Wir müssen uns fragen, ob personell und<br />
thematisch genügend Schwerpunkte mit verschiedensten geistlich-pastoralen<br />
Profilen gesetzt werden. Die Kirche könnte wieder vermehrt erfahren werden als ein<br />
Netz christlicher Begegnungsorte, wodurch der voranschreitenden Überalterung<br />
und Verengungen in den Pfarreien begegnet werden könnte. Wir müssen damit<br />
rechnen, dass immer mehr Menschen, denen der Glaube noch einen gewissen<br />
Einsatz an Zeit, Beweglichkeit und Engagement Wert ist, bevorzugt dort hingehen,<br />
wo ihre Suche nach erlebbarer Gemeinschaft und guter spiritueller Nahrung erfüllt<br />
wird. Zu denken wäre an Pfarreien mit gut gestalteten Familiengottesdiensten, mit einer anspruchsvollen und<br />
liebevoll gepflegten Erwachsenenliturgie (gerade was die Musik, Gebetstexte, Predigt anbelangt), mit traditioneller<br />
katholischer Frömmigkeit, mit Heilgottesdiensten, mit künstlerischen sozialen oder politischen Akzentsetzungen.<br />
Solche Pfarreien können Anziehungspunkte weit über die Pfarreigrenzen hinaus sein.<br />
Dies bedeutet eine grosse Herausforderung. Besitzstandsdenken und eine pfarreizentrierte Arbeitsweise müssen<br />
aufgegeben werden, die Vorstellung, auf noch so kleiner Flamme in jeder Pfarrei alle gewohnten pastoralen<br />
Menüs anzubieten.<br />
9 Ein Netz von Begegnungen und Bindungen<br />
Soziale Beziehungen und Kontaktnetze werden heute individuell hergestellt, erhalten und immer wieder geknüpft.<br />
Ein filigranes Netz von Beziehungen, Bindungen halten das kirchliche Leben zusammen. Auf diesem verzweigten<br />
System von Bändern werden Ideen, Vorstellungen und Lebensbilder transportiert. Gelegentlich kommt es in<br />
diesem Netzwerk von Bindungen und Beziehungen zur Bildung festerer Knoten und kirchlicher Beheimatungen.<br />
Eine der wichtigsten Knotenpunkte im Beziehungsnetz der Kirche werden auch in Zukunft die christlichen<br />
Gemeinden vor Ort sein.<br />
Dem Gedanken der Kirche als Netzwerk kommt innovative Bedeutung zu. Er ermöglicht, die lebensweltliche<br />
Vielfalt aufzugreifen und in die pastorale Arbeit einzubeziehen. Die Entfaltungsvielfalt der Indiviuen inem sozialen<br />
Lebenraum wird ernst genommen. Die Entdeckung, Förderung und Vernetzung der gegebenen Vielfalt in einem<br />
sozialen Lebensraum wird in der künftigen <strong>Seelsorge</strong> zu einer vorrangigen Aufgabe.<br />
Die Denkform des Netzwerkes<br />
S lenkt den Blick auf die Vernetzung der unterschiedlichen Fähigkeiten und Charismen in der Kirche<br />
S betont die Bedeutung der unterschiedlichen Formen christlicher Gemeindebildung<br />
S zielt auf Austauschprozesse zwischen vielfältigen Ausgestaltungsformen von Christsein<br />
S will Vielfalt in differenzierte Einheit zusammenführen<br />
S ermöglicht optimale Entfaltungsmöglichkeiten für unterschiedliche christliche Lebenspraxis<br />
S<br />
bring eine neue Aufmerksamkeit für Themen und Kontexte, in denen Menschen die Frage nach dem<br />
Sinn des Lebens stellen<br />
10 Ökumenische Zusammenarbeit<br />
51
Mit der evangelischen Kirche des Kantons <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> verbindet uns das Motto, das sie ihrem Leitbild voranstellt:<br />
offen für Gott und die Menschen. Bei allen theologischen Differenzen geht es beiden Kirchen darum, den<br />
Menschen Gottes Botschaft als lebenseröffnend zu vermitteln. Die Kernaussage auf diesem Hintergrund lautet:<br />
ökumenische Kooperation ist die Norm, Alleingang die Abweichung.<br />
Die Nivellierung des konfessionellen Bewusstseins kann im Umgang mit den Kirchenmitgliedern nicht einfach<br />
übergangen werden. Viele Christinnen und Christen fühlen sich heute nicht mehr ausschliesslich einer Konfession<br />
verpflichtet, sondern stehen der eigenen Tradition in ähnlicher kritischer Offenheit gegenüber wie derjenigen,<br />
die sie durch den Ehepartner oder andere nahestehende Menschen kennegelernt haben. Das einst so klare<br />
“entweder/oder” zwischen den Konfessionen ist für viele Menschen zu einem vorsichtigen “sowohl/als auch”<br />
geworden.<br />
Ohne Ökumene keine Zukunft für die Kirchen. Wenn Jesus Christus das eine Fundament bildet, das alle<br />
Christen vereint, dann können und dürfen wir die Spaltung der einen Kirche Jesu Christi nicht selbstzufrieden<br />
hinnehmen.<br />
Es gilt, konfessionelle Unterschiede als Reichtum der je eigenen Tradition wahrzunehmen; noch stärker ist jedoch<br />
das Gemeinsame zu betonen: der eine Glaube und die eine Taufe. Als Kirche sind wir herausgefordert, durch<br />
ökumenische Ausstrahlung ein Gegengewicht zur Zersplitterung in der Welt zu setzen.<br />
In unserem kirchlichen Alltag denken wir oft zuerst an die eigene Arbeit in unserer Kirche, erst dann geht es um<br />
die Frage, wie Ökumene zu gestalten sei. Es ist ein Umdenken nötig, das unserem ökumenischen Alltag neue<br />
Energien verleihen könnte. Wir sollten uns vermehrt fragen, warum wir etwas nicht gemeinsam mit unseren<br />
Schwesternkirchen unternehmen. Wenn wir uns in bestimmten Dingen noch für ein getrenntes Vorgehen<br />
entscheiden, müsste das begründet werden.<br />
52
F<br />
Errichtung von überpfarreilichen Pastoralteams<br />
Boden unter den Füssen gewinnt die Kirche nur mit mutigen, einschneidenden Schritten in die Zukunft. Wichtig<br />
dabei ist es, klare Zielvorstellungen vor Augen zu haben, die den Aufbruch in die Zukunft Schritt für Schritt leiten<br />
sollen. Was einst blühen soll, muss Zeit zum Wachsen haben.<br />
Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” sollen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden,<br />
sich auf den Weg in die Zukunft aufzumachen. Veränderungsschritte lassen sich nicht “von oben” verordnen,<br />
sondern müssen “von unten” wachsen. Den Ausgangspunkt bildet das schöpferische Potential der Gegenwart.<br />
Bloss graduelle Verbesserungen des Bestehenden reichen dabei nicht aus. Grundlegende Veränderungsschritte<br />
müssen getan werden. Die im Folgenden genannten Leitziele skizzieren die Richtung, in welche diese Änderungsschritte<br />
im Rahmen des Projektes “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>r” in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zu gehen<br />
hätten.<br />
1 Mehrwert durch arbeitsteilige Zusammenarbeit in Pastoralteams<br />
Die wesentlichste und wichtigste Zielsetzung ist die Etablierung arbeitsteiliger pastoraler Teams in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<br />
<strong>Gallen</strong>. Der Zusammenarbeit zwischen den <strong>Seelsorge</strong>r(innen) kommt im Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong><br />
<strong>Seelsorge</strong>” eine Schlüsselrolle zu.<br />
Im Zentrum der Bemühungen um eine neues <strong>Seelsorge</strong>konzept in die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> stehen nicht strukturelle<br />
Veränderungen wie die Zusammenführung mehrerer Pfarreien zu einer ‘<strong>Seelsorge</strong>einheit‘, sondern die Förderung,<br />
der Aufbau und die Pflege intensiverer Zusammenarbeit unter den pastoralen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Darauf haben sich die Anstrengungen in den nächsten Jahren zu konzentrieren.<br />
Aus der intensiveren Teamarbeit wird sich zeigen müssen, wie gross letztendlich die territoriale Wirkungsraum<br />
sein muss, in dem arbeitsteilige Zusammenarbeit Sinn macht. Zukunftsentscheidend wird sein, wieweit Teamarbeit<br />
unter den <strong>Seelsorge</strong>r(innen) gelingt. Die endgültige Grösse des territorialen Verantwortungsbereichs<br />
entwickelt sich aus dieser Teamarbeit.<br />
Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) müssen davon überzeugt sein, dass über arbeitsteilige Zusammenarbeit Mehrwert erzeugt<br />
wird. Der Gewinn für die Kirchenmitglieder wie auch für die Mitarbeiter(innen) muss grösser sein, als wenn<br />
jede(r) einzelne <strong>Seelsorge</strong>r(in) für sich arbeitet.<br />
Eine solche Zielsetzung macht nur Sinn, wenn von einer arbeitsteiligen Teamarbeit erwartet werden kann, dass<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
sie den Anforderungen einer veränderten Umwelt gerechter wird<br />
sich die Qualität der pastoralen Dienstleistungen verbessert<br />
sie zu Synergieeffekten und Entlastungen der pastoralen Mitarbeiter(innen) führt<br />
sich die berufliche Zufriedenheit durch gegenseitige Unterstützung, Inspiration und Erfahrungsaustausch<br />
erhöht<br />
sie die gemeinsame Verantwortung des kirchlichen Personals stärkt<br />
die Fähigkeiten der einzelnen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) besser zum Zuge kommen<br />
die Menschen in ihrer sehr unterschiedlichen Lebenslagen gezielter angesprochen werden können.<br />
2 Gemeinsame Verantwortung für mehrere Pfarreien in ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />
Der Verantwortungsbereich der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) weitet sich über die Pfarrei hinaus auf mehrere Pfarreien. Der<br />
Verantwortungsbereich mehrere <strong>Seelsorge</strong>r heisst nach den Richtlinien des Bistums ‘<strong>Seelsorge</strong>einheit’. Als<br />
Kernelemente der Aufgaben auf der Ebene der <strong>Seelsorge</strong>einheiten können genannt werden:<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
Leistung der pastoralen Grunddienste, wie sie in Abschnitt E 5 beschrieben werden<br />
gemeinsame Verantwortung aller <strong>Seelsorge</strong>r(innen) für die Menschen in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />
Wahrnehmung der gemeinsamen Verantwortung über konsequente Arbeitsteilung nach Arbeitsfeldern<br />
zentrale Übernahme der Verantwortung für das zugewiesene Arbeitsfeld in allen Pfarreien<br />
53
S religiös-spirituelle Profilbildung in den Pfarreien (Abschnitt E 8)<br />
Die <strong>Seelsorge</strong>einheit wird zur prioritären pastoralen Leistungseebene. Eine Gruppe von <strong>Seelsorge</strong>rn übernimmt<br />
in arbeitsteiliger Zusammenarbeit unter der Leitung eines Teammitgliedes die pastorale Arbeit für eine grösseren<br />
territorialen Lebensraum. Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) wirken je nach Zuständigkeit in allen angeschlossenen Pfarreien.<br />
Sie werden nicht mehr für die Arbeit in einer Pfarrei bestellt, sondern für einen fest umschriebenen pastoralen<br />
Raum mit klar festgeschriebenen Zuständigkeiten.<br />
<strong>Seelsorge</strong> ist in starkem Masse personengebunden. Je mehr <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in einer Pfarrei wirken, desto<br />
grösser wird die Chance, einer/einem <strong>Seelsorge</strong>r(in) zu begegnen, zu der/dem man eine persönliche Beziehung<br />
findet.<br />
Die <strong>Seelsorge</strong>einheit ist der Aktionsraum eines <strong>Seelsorge</strong>teams. Die zusammengeschlossenen Pfarreien müssen<br />
von der Zusammensetzung der Bevölkerung her keine homogene Einheit bilden mit relativ engem Kommunikationsnetz.<br />
Gemeinsame Veranstaltungen und Anlässe für alle Kirchenangehörigen in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />
werden eher die Ausnahme sein. Hingegen wird in einzelnen Fällen zu überlegen sein, ob pastorale Dienste für<br />
Menschen in weniger alltäglichen Lebenssituationen für die jeweilige Personengruppe gemeinsam oder dezentral<br />
anzubieten wären.<br />
Die wichtigsten konstituierenden Elemente pastoraler Zusammenarbeit in <strong>Seelsorge</strong>einheiten werden im<br />
Leitfaden des Bistums ausgeführt.<br />
3 Gliederung der <strong>Seelsorge</strong> nach Arbeitsfeldern<br />
Die Schaffung von pastoralen Teams hat zum Ziel, dass die Teammitglieder untereinander die Aufgaben<br />
aufteilen und schwerpunktmässig für einzelne pastorale Teilbereiche die Verantwortung in mehreren Pfarreien<br />
übernehmen. Arbeitsteilige Zusammenarbeit beinhaltet nicht ein Zusammenwirken von Personen, die alle das<br />
Gleiche machen, sondern von Personen mit unterschiedlichen Fachkompetenzen.<br />
Das Anforderungsprofil für die Pfarrer, Pfarreibeauftragten, Pastoralassistent(inn)en als pastorale “Allrounder”<br />
ist äusserst vielfältig. Sie sollen alles machen: die Kinder lehren, Taufgespräche führen, Kranken beistehen,<br />
predigen, Veranstaltungen organisieren, mit Ausgetretenen das Gespräch suchen, Kontakt- und Beziehungsarbeit<br />
leisten, verschiedenen Frömmigkeitsstilen gerecht werden, zielgruppenorientierte Gottesdienste halten,<br />
ehrenamtliche Mitarbeit fördern, Gruppen leiten usw. Das Zeitinventar zeigt, das alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen) der <strong>St</strong>adt<br />
erstellten (vgl. dazu die Dokumentation “Analyse der Zeitbudgets von <strong>Seelsorge</strong>r(innen) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
im Rahmen des Projektes ‘<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>’ LOS”), dass etliche <strong>Seelsorge</strong>r(innen) sich kaum<br />
einen freien Tag gönnen. Permanente Überbeanspruchung kann die Folge sein.<br />
Als erste Aufgabe steht in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit die Aufgliederung der pastoralen Dienste nach Arbeitsfeldern<br />
an. Grundlage für diese Aufteilung bildet der Aufgabenkatalog, wie er für die Erfassung der Arbeitszeiten<br />
verwendet wurde. Aus dem Zeitinventar ergeben sich die zeitlichen Aufwendungen für die jeweiligen Arbeitsfelder.<br />
Jede/jeder <strong>Seelsorge</strong>r(in) erhält eine Umschreibung der Leistungen, die von Ihr/ihm erwartet werden. Der<br />
Aufgabenbeschrieb ist integrierter Bestandteil der Anstellung.<br />
Eine Schwierigkeit besteht darin, eine Balance zu finden zwischen dem bisherigen <strong>Seelsorge</strong>rtyp mit seiner<br />
vielfältigen Aufgabenstellung und der Ausgliederung von pastoralen Handlungsfeldern zu eigenständigen<br />
spezialisierten <strong>Seelsorge</strong>sparten. Die Errichtung von <strong>Seelsorge</strong>teams ermöglicht eine weitergehendere Auffächerung<br />
der pastoralen Dienste als wie bisher üblich. Wieweit die Arbeitsteilung in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit<br />
gehen soll, wird in jeder <strong>Seelsorge</strong>einheit unter den beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n eigens auszuhandeln sein.<br />
Neben den Berufsfeldern Jugendarbeit, Katechese und Sozialdienst, die schon heute von speziell ausgebildeten<br />
Mitarbeiter(innen) wahrgenommen werden, liessen sich in den pastoralen Teams folgende Arbeitsschwerpunkte<br />
für die einzelnen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) denken:<br />
S<br />
S<br />
S<br />
religiöse Kindererziehung im Vorschulalter und pastorale Begleitung von Eltern mit Kleinkindern, miteingeschlossen<br />
die Taufpastoral bis zur Erstkommunion, Pflege familiärer Religiosität<br />
Projekt Firmung<br />
Ehevorbereitung, Ehepastoral, Trauung, Verarbeitung von Partnerschaftsproblemen, Beziehungsarbeit in<br />
der Ehe<br />
54
S Pastoral in der dritten Lebensphase: Seniorenarbeit, <strong>St</strong>erbebegleitung, Trauerverarbeitung, Arbeit in<br />
Betagtenheimen<br />
S Krankenseelsorge: Krankenbesuche, -kommunion, -salbung<br />
S Kinder im schulpflichtigen Alter: Zusammenarbeit mit den Katechet(inn)en, Blauring/Jungwacht, Pfadi,<br />
Mini-Präsesarbeit, Projektarbeit mit schulpflichtigen Kindern<br />
S Mitarbeit in der Erwachsenenbildung<br />
S Öffentlichkeitsarbeit: Organisation von Anlässen, Werbung für kirchliche Veranstaltungen, grafische<br />
Gestaltung von Informationsmaterial, Berichterstattung in den Medien<br />
S Umgang mit Ausgetretenen<br />
S Professionelle Betreuung von freiwilligen Mitarbeiter(inne)n<br />
S Gemeindeaufbau: gesellige Anlässe, Wallfahrten, Treffpunkte, Vernetzung mit der Quartierarbeit,<br />
Kontaktpflege<br />
S Ökumenische Zusammenarbeit: Pflege der Kontakte mit den<br />
Mitarbeitenden in der evangelischen Kirche<br />
Jedes Pastoralteam wird die Balance finden müssen zwischen der<br />
territorialen und funktionalen Aufteilung der pastoralen Arbeit, zwischen<br />
den Pfarreibeauftragten und pastoralen Fachkräften, zwischen<br />
den pastoralen Grunddiensten und dem Eigenprofil der angeschlossenen<br />
Pfarreien.<br />
Jeder Pfarrei wird im Pastoralteam im Einvernehmen mit dem Pfarreirat<br />
ein Pfarreibeauftragter zugeteilt. Seine Aufgabe besteht insbesondere<br />
darin,<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
für den Zusammenhalt und ein gutes Klima in der Pfarrei zu<br />
sorgen<br />
ein offenes Ohr zu haben für die Anliegen der Pfarreiangehörigen<br />
als primäre Ansprechperson für die Pfarreimitglieder zu wirken<br />
die Interessen der Pfarrei im <strong>Seelsorge</strong>team wahrzunehmen<br />
dem Pfarreirat zur Seite zu stehen<br />
die Anliegen des Pastoralteams in die Pfarreiarbeit einzubringen<br />
Eine weitere Fragestellung, die im Zusammenhang mit der Arbeitsteilung in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten angesprochen<br />
werden muss, ist das Verhältnis zwischen professioneller und ehrenamtlicher Arbeit. Wieweit hat sich in<br />
Zukunft das Profil des <strong>Seelsorge</strong>berufes in Richtung auf die Begleitung und Animation von Freiwilligenarbeit hin<br />
zu entwickeln? (Vgl. dazu Abschnitt H 4/5)<br />
In Anbetracht der bescheidenen Zahl von Priestern gehört zu den zentralen Koordinationsleistungen der<br />
<strong>Seelsorge</strong>einheiten die Abstimmung des Gottesdienstangebotes.<br />
Ein(e) <strong>Seelsorge</strong>r(in) übernimmt die Verpflichtung zur Moderation der Zusammenarbeit in der <strong>Seelsorge</strong>einheit.<br />
Die/der Teamleiter(in) wird auf Vorschlag des Teams vom Bischof ernannt. Ihre/Seine Arbeit wird es sein, die<br />
Kooperationsformen unter den <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n auszuhandeln und verbindlich zu regeln. Er sorgt für die<br />
Einhaltung der eingegangenen Verbindlichkeiten. Je nach Fähigkeiten und Kompetenzen des <strong>Seelsorge</strong>personals<br />
wird die Zusammenarbeit unterschiedlich nach <strong>Seelsorge</strong>einheiten auszugestalten sein. Entscheidend ist, dass<br />
darin jede(r) einzelne(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) ihr/sein Können zur Entfaltung bringen kann und aus der Zusammenarbeit<br />
Inspirationen erhält für seinen ihr/ihm anvertrauten Arbeitsbereich. Bringt die Zusammenarbeit keinen Mehrwert<br />
für jede(n) einzelne(n) <strong>Seelsorge</strong>r(in), wird sie als lästige Mehrbelastung empfunden und gelangt nicht zur<br />
Entfaltung.<br />
4 Grösse der Pastoralteams<br />
Jede <strong>Seelsorge</strong>einheit muss aus einer Mindestzahl von <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bestehen, soll eine arbeitsteilige<br />
Zusammenarbeit Sinn machen. Eine Teamgrösse um die 6-10 Personen hat sich nach bisherigen Erfahrungen<br />
als günstig erwiesen. <strong>Seelsorge</strong>einheiten mit mehr als einem Priester sind weniger krisenanfällig. Nach Aussage<br />
des Personalamtes werden der <strong>Seelsorge</strong> in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in Zukunft nicht mehr als 3-4 voll einsatzfähige<br />
Priester zur Verfügung stehen.<br />
55
Zur Zeit fallen 872 Katholik(inn)en auf eine/einen <strong>Seelsorge</strong>r(in) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, die nebenamtlichen<br />
Katechet(inn)en mitgezählt. Die Anzahl Katholik(inn)en pro <strong>Seelsorge</strong>r(in) hat sich in den beiden letzten Jahrzehnten<br />
sukzessive verringert. 1980 fielen auf eine/einen <strong>Seelsorge</strong>r(in) 1028 Katholik(inn)en .<br />
Folgende Argumente sprechen dafür, in Zukunft von einer/einem <strong>Seelsorge</strong>r(in) auf rund 1000-1200 Katholik(inn)en<br />
auszugehen:<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
Im Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> fallen schätzungsweise zwischen 1200 und 1300 Katholik(inn)en auf eine/einen<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(in). Die nebenamtlichen Katechet(inn)en sind dabei nicht mitgerechnet.<br />
Die Zusammenarbeit in <strong>Seelsorge</strong>einheiten bewirkt eine effizientere Arbeitsweise und damit Arbeitsentlastung.<br />
Die Nachfrage nach kirchlichen Diensten wird weiter nachlassen.<br />
Die pastorale Arbeit wird wirkungsorientiert angelegt. Dienste, die nicht die erwartete Wirkung erbringen,<br />
werden zur Disposition gestellt.<br />
Die Kirchgemeinde wird mit geringeren finanziellen Mitteln zurechtkommen müssen.<br />
Über eine Erhöhung der Katholik(inn)enzahl pro <strong>Seelsorge</strong>r(in) werden Mittel frei für gesamtstädtische<br />
pastorale Projekte.<br />
Der Bericht “Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> 1990” aus dem Jahre 1973 rechnete damals mit 1000 Katholik(inn)en pro<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(in) in der Basisseelsorge. Mit der gleichen Anzahl Personen je <strong>Seelsorge</strong>r(in) rechnet zum Beispiel<br />
auch die Personalplanung der reformierten Kirche im Kanton Graubünden Sie wird als “Ideale Grösse” für ein<br />
Pfarramt erachtet (Reformierte Presse 2003, Nr, 22)<br />
5 Anzahl der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Die Zahl der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ hängt wesentlich von der Grösse der pastoralen Teams, der Ausdifferenzierung<br />
der pastoralen Arbeitsfelder und der Zahl der zur Verfügung stehenden Priester ab. Als weitere<br />
Kriterien können genannt werden: Einzugsbereich von Schulkreisen, Berücksichtigung von Zentrumsbildungen<br />
mit ihrem Einzugsbereich, Pfarreizugehörigkeit eines Quartiers vor der eigenen Pfarreigründung, geographisch<br />
geschlossenes Gebiet, gute verkehrstechnische Erschliessung. Sozial-kulturelle Ausgeglichenheit erleichtert das<br />
Zusammenwirken, historische Animositäten zwischen Quartieren erschweren sie.<br />
Die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> liegt in einem von Nordosten nach Südwesten sich erstreckenden Hochtal. Sie bildet ein<br />
schmales Siedlungsband über eine Länge von 11,8 km. In Anlehnung an die Topographie der <strong>St</strong>adt kennt die<br />
Kirchgemeinde seit jeher eine Einteilung der Pfarreien in drei Kreise: Ost, Zentrum, West. Nach diesem<br />
Kreismodell liesse sich auch die Errichtung der <strong>Seelsorge</strong>einheiten vornehmen.<br />
Die Zahl der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) und Katholik(inn)en in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> legt eine Zusammenführung der 11<br />
Pfarreien zu drei <strong>Seelsorge</strong>einheiten nahe. Welche Pfarreien zusammen eine <strong>Seelsorge</strong>einheit bilden sollen,<br />
muss erst noch in Abwägung aller vorgebrachten Argumente endgültig entschieden werden. Mehrere Varianten<br />
sind zur Zeit im Gespräch. Welche Zuteilung auch immer vorgenommen wird, es gilt darauf zu achten,<br />
Pastoralteams mit einer ausreichenden Zahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu schaffen und grosse<br />
Unterschiede in der Katholikenzahl zu vermeiden.<br />
Aus der nachfolgenden Tabelle wird modellhaft ersichtlich, welche Auswirkungen eine Gruppierung der<br />
Pfarreien in drei Einheiten auf die zukünftige Grösse der Pastoralteams und die Zahl der dazugehörenden<br />
Katholik(inn)en hat. Je nach der endgültigen Zuordnung der Pfarreien zu einer der drei <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
variiert die Zahl der Katholik(innen) und Teammitglieder.<br />
56
Pastoralkreise (<strong>Seelsorge</strong>einheiten) in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Pastoralkreise<br />
Pfarreien<br />
Katholiken<br />
2002<br />
Katholiken<br />
2010<br />
pro 1000<br />
Katholiken<br />
pro 1200<br />
Katholiken<br />
Zentrum<br />
Dom<br />
<strong>St</strong>. Georgen<br />
Riethüsli<br />
Rotmonten<br />
53281<br />
1913<br />
1233<br />
1325<br />
9799<br />
4316 -19 %<br />
1894 - 1 %<br />
1085 -12 %<br />
1206 - 9 %<br />
8501<br />
6,8 <strong>Seelsorge</strong>r<br />
1,7 nebenamtl.<br />
Katecheten<br />
5,7 <strong>Seelsorge</strong>r<br />
1,4 nebenamtl.<br />
Katecheten<br />
Ost<br />
<strong>St</strong>. Fiden<br />
Neudorf<br />
Halden<br />
Heiligkreuz<br />
2547<br />
3594<br />
1971<br />
3948<br />
12060<br />
1859 -27 %<br />
3306 - 8 %<br />
1675 -15 %<br />
3434 -13 %<br />
10274<br />
8,2 <strong>Seelsorge</strong>r<br />
2,1 nebenamtl.<br />
Katecheten<br />
6,8 <strong>Seelsorge</strong>r<br />
1,8 nebenamtl.<br />
Katecheten<br />
West<br />
Otmar<br />
Bruggen<br />
Winkeln<br />
5722<br />
3943<br />
1915<br />
11580<br />
4749 -17 %<br />
3588 - 9 %<br />
1742 - 9 %<br />
10079<br />
8,1 <strong>Seelsorge</strong>r<br />
2 nebenamtl.<br />
Katecheten<br />
6,7 <strong>Seelsorge</strong>r<br />
1,6 nebenamtl.<br />
Katecheten<br />
6 Sanfter Einstieg in die pastorale Kooperation<br />
Der Weg der Pfarreien hin zu überpfarreilicher Zusammenarbeit kann nicht von heute auf morgen zurückgelegt<br />
werden. Es ist ein Prozess, der sich in Phasen entwickelt. Eine erste Phase zu Beginn könnte die Zusammenarbeit<br />
nach dem Modell “Lose Kooperation” sein. Überall dort, wo noch keine überpfarreiliche Zusammenarbeit in der<br />
<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> besteht, könnte dieses Modell den Einstieg in eine kooperative <strong>Seelsorge</strong> erleichtern. Man wird<br />
sich aber stets vor Augen haben müssen, dass die pastorale Kooperation innerhalb einer festgesetzten Zeit<br />
darüber hinaus gehen muss.<br />
Die Errichtung von ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ kann in der <strong>St</strong>adt. <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> nicht nahtlos an bestehende Kooperationsformen<br />
im Sinne der bisherigen ‘<strong>Seelsorge</strong>verbände’ anknüpfen. Etliche Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> kennen<br />
nur eine sehr bescheidene oder überhaupt keine Kooperation mit anderen Pfarreien. Von daher kann es sich<br />
nahelegen, den Weg zu intensiverer Kooperation vorerst über Formen von loserer Zusammenarbeit zu suchen.<br />
57
Sukzessive werden <strong>St</strong>rukturelemente der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’ in die Zusammenarbeit eingebaut. Das Modell<br />
‘Lose Kooperation’würde gleichsam eine Einführungsphase in eine intensivere und verbindlichere Art der<br />
Kooperation darstellen. Das Modell ‘Lose Kooperation’ würde in diesem Sinne eine erste <strong>St</strong>ufe auf dem Weg zu<br />
einer arbeitsteiligen <strong>Seelsorge</strong> bedeuten.<br />
Der <strong>Seelsorge</strong>einheit setzt sich in einer ersten zeitlich beschränkten Phase aus selbständigen und eigenverantwortlichen<br />
Pfarreien zusammen. Der Zusammenschluss hätte in einer ersten Phase zum Ziel:<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
einen Priester miteinander zu teilen<br />
sporadische gegenseitige Dienste: z. B. Kanzeltausch<br />
gelegentlich gemeinsame Planung von pastoralen Projekten, z.B. musikalische Umrahmung von<br />
Gottesdiensten, Erstkommunion, Firmung<br />
gegenseitige Hilfe in Notfällen, Ferienvertretung<br />
Erfahrungsaustausch, gegenseitige <strong>St</strong>ützung in der Arbeit<br />
Abstimmung der Gottesdienstzeiten<br />
Begegnungen zwischen den Pfarreiräten<br />
gegenseitige Bekanntmachung und Einladung zu Pfarreianlässen<br />
Bestimmend für die Arbeit nach dem Modell ‘Lose Kooperation’ bleib für eine befristete Zeit die Selbstversorgung<br />
der Pfarreien. Im Verlaufe der Zeit werden immer mehr Aufgaben in die gemeinsame Verantwortung der<br />
Pastoralteams übernommen. Eine arbeitsteilige Zusammenarbeit im Pastoralteam wird Schritt für Schritt<br />
eingeübt.<br />
Die Zusammenarbeit nach dem Modell “Lose Kooperation” hat eher lockeren Charakter, ohne schriftliche<br />
Vereinbarungen und ausformulierter Aufgabenteilung. Sie ist wenig verbindlich geregelt. Zusammenarbeit<br />
basiert in starkem Masse auf der Kooperationswilligkeit und -fähigkeit der beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(innen).<br />
Als Grundperspektive für die Zusammenarbeit nach dem Modell ‘Lockere Kooperation’ gilt: einander als<br />
selbständige Pfarreien annehmen und je nach Persönlichkeitsprofil und persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben<br />
der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) miteinander wirksam werden.<br />
7 Schaffung von “Pastoralen Kompetenzzentren” als weiterer Schritt in<br />
der überpfarreilichen Kooperation<br />
Ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit über das LOS-Projekt hinaus würde die Errichtung von pastoralen<br />
“Kompetenzzentren” bedeuten, von denen aus die gesamte Arbeit in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit geplant, koordiniert<br />
und geleistet wird. Für die <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> würde dies die Führung von 3-4 pastoralen Zentren bedeuten. Die<br />
<strong>St</strong>ärken und Schwächen von solchen Kirchenzentren wäre sorgfältig abzuwägen.<br />
Alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bilden an einem Ort eine Arbeitsgemeinschaft. Ein für alle <strong>Seelsorge</strong>r(innen) gemeinsamer<br />
Arbeitsort erleichtert in entscheidendem Masse die gegenseitige Information, Kommunikation und Abstimmung<br />
der Arbeit sowie die Errichtung einer leistungsfähigen Administration. Besprechungen untereinander lassen sich<br />
jederzeit arrangieren. Die täglichen Kontakte untereinander tragen wesentlich zur Teambildung bei. Eine solche<br />
Bürogemeinschaft schliesst nicht aus, dass die “Pfarreibeauftragten” zusätzlich vor Ort ein Sprechzimmer zur<br />
Verfügung und an ihrem Wirkungsort ihren Wohnsitz haben.<br />
Weitere administrative Erleichterungen würden sich ergeben, wenn alle Pfarreien in der <strong>Seelsorge</strong>einheit zur<br />
einer einzigen Grosspfarrei zusammengeschlossen werden. Die bisherigen Pfarreien würden zu territorialen<br />
Untereinheiten einer Grosspfarrei, in der Christen vor Ort Gemeinde bilden. Gemeindebildung vor Ort bedingt<br />
nicht notwendigerweise die administrative Selbstständigkeit einer Pfarrei.<br />
58
G<br />
Kooperation auf <strong>St</strong>adtebene<br />
1 Aufgaben auf <strong>St</strong>adtebene<br />
Die <strong>St</strong>adt bildet die nächst höhere Ebene der pastoralen Kooperation. Geht es auf der Ebene der ‘<strong>Seelsorge</strong>einheiten’<br />
um eine wirksame und effiziente Wahrnehmung der pastoralen Grunddienste und die Profilbildung in<br />
den Pfarreien, stehen auf <strong>St</strong>adtebene die folgenden Aufgaben an:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Planung und Abstimmung der gesamten kirchlichen Arbeit in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
Kooperation zwischen den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
Koordination der Profilbildung in den Pfarreien<br />
Betreuung, Begleitung und Controlling des kirchlichen Personals<br />
Leistung der pastoralen gesamtstädtischen Dienste<br />
Projektierung und Durchführung von religiösen Events in der <strong>St</strong>adt<br />
Qualitätssicherung des pastoralen Angebotes<br />
2 Kirchliche Führung auf <strong>St</strong>adtebene<br />
Die Leiter der <strong>Seelsorge</strong>einheiten bilden mit dem ‘städtischen Pastoralleiter’ das Führungsteam der <strong>Seelsorge</strong> in<br />
der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Diesem Führungsteam obliegt die Wahrnehmung der oben aufgeführten Aufgaben.<br />
Der ‘städtische Pastoralleiter’ nimmt vollzeitlich seine Aufgaben wahr. Bereits der Bericht “Bistum <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
1990" aus dem Jahre 1973 sah zwei halbe <strong>St</strong>ellen für die <strong>Dekanat</strong>sleitung vor. Ihm obliegt insbesondere die<br />
Personalführung, <strong>St</strong>ellenbesetzung, die Koordination zwischen den <strong>Seelsorge</strong>einheiten, die Konzeptualisierung<br />
der städtischen Dienstleistungen, die Qualitätssicherung des pastoralen Angebotes. Kommt es zur Anstellung<br />
eines ‘städtischen Pastoralleiters, muss dessen Aufgaben und Kompetenzen mit der Verantwortlichkeiten des<br />
Dekans abgestimmt werden.<br />
Neben der planerischen nimmt der ‘städtische Pastoralleiter’ eine andere, weniger offensichtliche, eher latente<br />
und dennoch äusserst wichtige und wirksame symbolische Führung wahr. Von ihm müssen die kirchlichen<br />
Mitarbeiter(innen) sagen können: “Wir haben volles Vertrauen in ihn”; “Er hat eine Zukunftsvision, die uns<br />
anspornt”; “Er ermöglicht uns, alte Probleme in neuem Licht zu sehen”; “Er berät, fördert und unterstützt uns,<br />
falls es notwendig ist”.<br />
3 Vier pastorale Leistungseinheiten<br />
3.1 Zusammenarbeit der Verantwortlichen für bestimmte Aufgabenfelder<br />
in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
Die Verantwortlichen für einzelne pastorale Arbeitsfelder in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten bilden auf <strong>St</strong>adtebene eine<br />
Arbeitsgemeinschaft. Sie dienen der gegenseitigen Information, dem Meinungsaustausches und der gegenseitigen<br />
Beratung und Hilfe. Sie arbeiten für ihren Arbeitsbereich Qualitätsstandards aus, die in allen <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
gelten sollen. Die Durchführung pastoraler Projekte wie z.B. die Firmung, Erstkommunion, religiöse<br />
Begleitung von Eltern mit Kleinkindern, werden gemeinsam geplant. Sie überlegen untereinander, welche<br />
Dienste oder Veranstaltungen in ihrem Arbeitsbereich auf welcher Handlungsebene anzubieten wären. Als<br />
exemplarisches Beispiel liesse sich auch hier die Kooperationsgemeinschaft der Jugendseelsorger(innen)<br />
anführen.<br />
Jede(r) <strong>Seelsorge</strong>r(in) wird darauf verpflichtet, ca. 10 % ihrer/seiner Arbeit für Aufgaben in der jeweiligen<br />
Arbeitsgemeinschaft vorzusehen. Nur in ausserordentlichen Fällen sollen eigene spezielle <strong>St</strong>ellen für die Arbeit<br />
auf <strong>St</strong>adtebene geschaffen werden. Sie wird in Teamarbeit von den Verantwortlichen in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten<br />
geleistet.
59<br />
60
3.2 Pastorale Begleitung von Menschen in speziellen Lebenssituationen<br />
Gemeint sind Personengruppen, deren religiöse Begleitung besondere Kompetenzen von Seiten der Verantwortlichen<br />
erfordern oder denen wegen ihrer bescheidenen Zahl in den <strong>Seelsorge</strong>einheiten nicht genügend<br />
Beachtung geschenkt werden kann: fremdsprachige Minoritäten, Gefangene, Behinderte, Kranke in den<br />
Spitälern und Pflegeheimen, Hochschulstudenten, Gewerbeschüler usw.. Für die jeweiligen Personengruppen<br />
sind, wie dies bereits heute der Fall ist, Beauftragte je nach Leistungsanspruch voll oder teilzeitlich tätig.<br />
3.3 Gesamtstädtische kirchliche Dienste<br />
Im Unterschied zur regelmässigen seelsorglichen Betreuung von bestimmten Personengruppen handelt es sich<br />
hier um kirchliche Dienstleitungen für die gesamte Bevölkerung, für bestimmte Personengruppen in der ganzen<br />
<strong>St</strong>adt oder das kirchliche Personal. Sie übersteigen das Leistungsvermögen einer <strong>Seelsorge</strong>einheit und erfordern<br />
spezielle Kompetenzen. Solche Dienste werden bereits heute geleistet:<br />
in der Jugendarbeit: <strong>St</strong>adtgebet für junge Leute, Angebote der Arbeitsstelle für kirchliche Jugendarbeit<br />
in der Medienarbeit: TeleOstschweiz, Radio aktuell, Radio ri<br />
in der Erwachsenenbildung: Vorlesungsreihe an der HSG, Angebote der jüdisch-christlichen Arbeitsgemeinschaft,<br />
des offenen Hauses <strong>St</strong>. Fiden, des Bibelwerkes, Podien zu gesellschaftspolitischen<br />
Themen, Vorträge<br />
in der Ehe- und Familienpastoral: Ehe- und Familienberatung, Ehevorbereitungskurse, Kurse für<br />
Eheleute<br />
im Bereich der Diakonie: offenes Haus <strong>St</strong>. Fiden, Carisatt-Laden<br />
in der Katechese: Arbeit der katechetischen Arbeitsstelle<br />
geistliche Musik: Orgelkonzerte<br />
religiöse Kultur: <strong>St</strong>iftsbibliothek<br />
Für pastorale Dienste wie die Notfall-<strong>Seelsorge</strong>, Beichtgelegenheit, Betreuung von Wiedereintretenden in die<br />
Kirche, Konvertitenunterricht, Glaubenskurse, Pilgerreisen, Planung und Durchführung der jährlichen<br />
Fastenopfer-Aktion usw. ist die <strong>St</strong>adt die adäquate Handlungsebene.<br />
3.4 Religiös - spirituelle Events<br />
Die Erfahrung zeigt: zahlreiche Menschen lassen sich nicht mehr in das Leben der Pfarreien in den Quartieren<br />
einbinden. Sie lassen sich jedoch ansprechen über gelegentlich spirituell-religiöse Angebote. Über vielfältige<br />
Ereignisse und Events lassen sich Kontakte zu Menschen schaffen, die auf dem Weg zu sich selbst, zu anderen<br />
und zu Gott Hilfe von der Kirche erhoffen. Das Spektrum recht von Kirchenkonzerten, Podiumsdiskussionen zu<br />
aktuellen Gesellschaftsfragen, Festgottesdiensten in der Kathedrale, OLMA-Gottesdienste, Gottesdienste zu<br />
speziellen Gedenktagen (z.B. Flüchtlingssonntag), Nacht der Lichter bis hin zu Pilgerfahrten, Exerzitien im Alltag,<br />
Seniorenakademie, Adventsmeditationen, Gottesdienste für Verliebte usw..<br />
4 Anregungen zur City-Pastoral<br />
Was von kirchlicher Seite heute auf <strong>St</strong>adtebene geschieht, verdankt sich fast ausschliesslich der Initiative<br />
einzelner Personen oder Arbeitsgruppen. Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) fühlen sich in erster Linie gegenüber ihren<br />
Pfarreiangehörigen verantwortlich. Vom veränderten Lebensgefühl der Menschen und der territorialen Ausweitung<br />
ihrer Lebensbezüge her wäre dem Lebensraum der <strong>St</strong>adt von Seiten der Kirche grössere Aufmerksamkeit<br />
zu schenken, will sie auf dem Markt der Sinnstiftungen ihre Botschaft auch in Zukunft zur Geltung bringen. Es<br />
geht dabei nicht um einen Abbau von christlicher Gemeindebildung im lokalen Nahraum, sondern um neue<br />
Chancen christlicher Gemeinschaftsbildung und Zurüstung zum Christsein jenseits einer auf die “Pfarrgemeinde”<br />
eingeengten Pastoral. Es geht um die Verwirklichung von Kirche unter gewandelten gesellschaftlichen Bedingungen.<br />
Es geht um eine Neubestimmung des Verhältnisses von Pfarreiseelsorge und City-Pastoral, darum, Pastoral<br />
als offenen Prozess immer mehr zwischen den Pfarreien zu gestalten. Eine solche Pastoral schliesst die thematischen<br />
Relevanzen im Leben an, an die spirituellen Bedürfnisse und existentiellen Grenzerfahrungen und trägt<br />
der milieuspezifischen Differenzierungen in unserer Gesellschaft Rechnung.<br />
61
City-Pastoral ist innovations- und experimentierfreudig. Mit ihr wird neues Terrain betreten, sie braucht einen<br />
“langen Atem”, setzt aber auch Ziele und Kriterien zur Evaluation der Effektivität und Effizienz der Arbeit auf<br />
<strong>St</strong>adtebene.<br />
Kirche in der <strong>St</strong>adt zu gestalten stellt eine besondere Herausforderung dar. City-Pastoral beinhaltet, als Kirahe<br />
“resonanzfähig” zu bleiben für die existentiellen Sinnfragen und -erwartungen von Menschen, die weniger in<br />
einer Pfarrei beheimatet sind. Die veränderten Lebensrhythmen der <strong>St</strong>adt bringen für den Lebensdienst der<br />
Kirchen neue Aufgaben. Für das Konzept einer City-Pastoral gelten einige grundlegende Kriterien:<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
S<br />
Die Angebote im Rahmen der City-Pastoral verstehen sich neben vereinzelten verbindlicheren Engagements<br />
in erster Linie als niederschwellig aber verlässlich, damit Menschen einfach jederzeit kommen und<br />
ohne Verpflichtung wieder gehen können. Die Suchenden und Interessierten bestimmen selbst die Nähe<br />
und Distanz ihrer Beziehung zur Kirche. Sie muss sich einlassen auf die “Passantantenmentalität” des<br />
<strong>St</strong>ädters, der Angebote unverbindlich prüfen möchte, der langfristige Bindungen scheut. Entscheidend ist<br />
eine Ausstrahlung, die deutlich werden lässt, wer kommen will, eingeladen und willkommen ist, so wie<br />
sie/er ist.<br />
Beide Seiten, die City-Pastoral und die Pfarreiseelsorge müssen erkennen, wo der jeweilige Gewinn liegt.<br />
Die punktuelle und offene Kommunikation der City-Pastoral ergänzt die gemeinschaftsbezogene und<br />
heimatgebenden Orte der Pfarreien.<br />
City-Pastoral versteht sich als Diakonie gegenüber der in der <strong>St</strong>adt lebenden Menschen. Indem sie ihr<br />
musikalisches, künstlerisches, spirituelles, diakonisches, erwachsenenbildnerischen Ressourcen auf<br />
vielfältige Weise einbringt, leistet sie eine wichtigen Beitrag zum sozialen und kulturellen Leben der <strong>St</strong>adt.<br />
City-Pastoral kann nur in ökumenischer Kooperation gelingen. Die ökumenische Zusammenarbeit ist eine<br />
Frage der Glaubwürdigkeit für die City-Pastoral. Menschen, die nur wenig Bezug zur Kirche haben,<br />
erscheinen die Kirchen glaubwürdiger, wenn sie gemeinsam auftreten.<br />
Wichtig ist des Weiteren, ein klar erkennbares Profil zu entwickeln, deutliche Akzente zu setzen und durch<br />
eine intensive Öffentlichkeitsarbeit dieses Profil nach aussen hin sichtbar zu machen.<br />
Besonders hinsichtlich des zeitlichen Rahmens der Angebote gilt es, auf die Bedürfnisse der Menschen,<br />
die sich in der <strong>St</strong>adt bewegen, Rücksicht zu nehmen.<br />
Die City-Pastoral braucht eine treibende Kraft, die dazu die erforderlichen Kompetenzen mitbringt.<br />
City-Pastoral lädt zu kreativem Handeln ein. Gefragt ist eine Kirche, die sich mit dem Menschen auf die Suche<br />
begibt und Raum bietet für ihre religiöse Sehnsüchte; eine Kirche, die die Möglichkeit bietet, neue Formen<br />
auszuprobieren, um dem eigenen Glauben Ausdruck zu geben. Eine solche Kirche erlaubt es sich und anderen<br />
zu experimentieren, Neues zu wagen. Anregungen zu einer City-Pastoral geben die nachfolgenden Beispiele:<br />
Ein Ort der Trauer<br />
Verlust, Abschied, <strong>St</strong>erben und Tod gehören zu den existenziellen Grenzerfahrungen im Leben. An einem Ort der<br />
Trauer können Menschen in <strong>St</strong>ille, durch Entzünden einer Kerze oder durch den Eintrag ins ausliegende<br />
Trauerbuch Schicksalsschläge in ihrem Leben verarbeiten, Trost und Kraft für die Bewältigung des Alltags finden,<br />
verstorbener Angehöriger oder Freunde gedenken, zu festgelegten Zeiten mit Trauerbegleitern das Gespräch<br />
suchen. Ein Mal im Monat gibt es in diesem Raum eine Gedenkfeier.<br />
Eine Jugendkirche<br />
Die Jugendkirche steht für ein Mehr an Lebensaustausch und Kommunikation zwischen Jugendlichen und Kirche.<br />
Dass es sich hier um ein “schwieriges” Verhältnis handelt, braucht nicht weiter ausgeführt zu werden.<br />
Im Alltag der Pfarreien sind die Jugendlichen kaum mehr sichtbar: es ist nicht mehr viel los in unserer Jugendarbeit...<br />
nach der Firmung sind sie weg... die meisten erreichen wir nicht... Bei derlei “Frust”, aber auch bei der<br />
Beobachtung, dass es in erster Linie junge Leute sind, die dann beim Einstieg ins Erwachsenenalter ihre<br />
Kirchenmitgliedschaft ganz aufkündigen, stellen sich immer wieder Fragen nach anderen Wegen der Jugendarbeit<br />
und -pastoral. Wenn Jugendliche zu vielerei “Konkurrenzen” abwandern, wenn sich Pfarreijugend auf<br />
bestimmte Kreise und Milieus “verengt”, wenn vieles in den Gemeinden, nicht zuletzt Gottesdienste nahezu<br />
“jugendfrei”, nämlich ohne junge Menschen stattfinden, fragt sich, ob unsere Pfarreien noch richtig “verkabelt”<br />
sind, ob Kommunikationswege und -netze noch funktionieren, ob die Lebenswelt von Jugendlichen in den<br />
Pfarreien hinreichend vorkommt, ob man sich noch in einer gemeinsamen Sprache verständigen kann. Es lassen<br />
sich aber immer auch wieder Wege finden, auf denen spürbar wird: es stimmt so nicht, dass die Jugendlichen<br />
62
desinteressiert, nicht ansprechbar, hedonistisch, a-religiös usw. sind. Mit einer Jugendkirche könnte Neues in<br />
Bewegung kommen.<br />
Unsere Kirche muss neue Wege finden, wenn sie grosse Teile der Jugend nicht gänzlich verlieren will. Dazu<br />
bedarf es Experimente. Die Jugendkirche will in diese Richtung aufbrechen: für die Jugendlichen, zu den<br />
Jugendlichen und vor allem konsequent mit den Jugendlichen.<br />
Das Neue an dem Experiment soll vor allem darin liegen, dass Räume für die Pastoral und Glaubensvermittlung<br />
“jenseits der Pfarreien” erschlossen werden: Räume, die sich von der Orientierung am “Wohnraum” und<br />
Nahraum des unmittelbaren <strong>St</strong>adtviertels, der Familie, der lokalen Pfarrei lösen und sich mehr mit dem “Lebensraum”<br />
der “Adressaten” decken: die Spielräume öffnen für Ausdrucks- und Kommunikationsformen der<br />
Jugendkultur, und zwar nicht in ständiger Reibung mit einer von Erwachsenen geprägten Pfarreikultur. Mit<br />
“niederschwelligen” Angeboten sollen Zugänge auch zur Lebenswelt jener Jugendlichen entstehen, die aus dem<br />
Rahmen explizit kirchlicher und pfarreilicher Jugendarbeit bisher völlig herausfallen.<br />
Familienkirche<br />
Analog zur Jugendkirche lässt sich eine Familienkirche denken, in der die Lebenswelt junger Erwachsener mit<br />
Kindern im Mittelpunkt der spirituellen, liturgischen, erwachsenenbildnerischen und diakonischen Aktivitäten<br />
steht.<br />
Ein Haus der Kirchen mitten in der <strong>St</strong>adt<br />
Zu reden und den Kontakt zu suchen ist auch “täglich auf dem Markt mit denen, die gerade zugegen” sind (Apg<br />
17,17).<br />
Ein Haus der Kirche in der <strong>St</strong>adt und für die <strong>St</strong>adt. Mit Menschen Kontakt aufzunehmen, die nur “auf Zeit”<br />
religiös sind, kann nur gelingen, wenn es ein Ambiente gibt, das solche Flaneure und Pendler in Sachen Religion<br />
anspricht. Gesucht ist ein Ambiente, das bereits mit seiner Architektur erkennen lässt, was in ihm erlebt werden<br />
kann: Diskretion, voraussetzungslose Zuwendung und absichtslose Gastfreundschaft. Genau das ist es, was<br />
selbstbewusste Zeitgenossen wollen: selber Nähe und Distanz bestimmen, selber dosieren zwischen Engagement<br />
und Zurückhaltung und sich nicht durch rigide Teilnahmebedingungen einbinden lassen.<br />
Religiösen “Passanten” wird man mit dem Angebot pfarreilicher Zugehörigkeit nicht gerecht.<br />
Ein offenes Haus der Kirche hat genügend “geschützte” Ecken, in denen Ratsuchende kompetente Gesprächspartner(innen)<br />
finden, Menschen vom städtischen Trubel eine “Auszeit” nehmen können, Buchstabierungen zu<br />
den Grundthemen des christlichen Glaubens stattfinden. Es werden Hearings und Diskussion zu zeitaktuellen<br />
Fragen durchgeführt. Prominente aus Kirche und Kultur stehen Red und Antwort an “runden Tischen”. Hier wird<br />
die Welt ins Gebet genommen.<br />
Es geht darum, kontextsensibel und resonanzfähig in die städtischen Lebenswelten offen und öffentlich das<br />
Evangelium zu praktizieren. <strong>St</strong>att den schrumpfenden Pfarreien noch mehr zuzumuten und mit dieser Überforderung<br />
ihr Versagen zu programmieren, muss es darum gehen, neue Orte und <strong>St</strong>rukturen kirchlicher<br />
Antreffbarkeit dort zu ermöglichen, wo ein Kommen und Gehen der Menschen herrscht. Die City-Kirche <strong>St</strong>.<br />
Leonhard und das offene Haus <strong>St</strong>. Fiden schlagen solche neuen Wege ein oder<br />
z.B. auch die ökumenische Bahnhofkirche in Zürich.<br />
Orte geistlich-spiritueller Selbstfindung und Zugehörigkeit jenseits der Pfarreien<br />
Die heutige Gesellschaft ist zutiefst geprägt von einer Grundspannung: dem<br />
<strong>St</strong>reben nach freier Selbstfindung und zugleich nach sozialer Verankerung des<br />
eigenen Lebens. Ein lebensraumorientierter pastoraler Ansatz kirchlicher Arbeit<br />
wird beide Grundströmungen aufzunehmen haben. Es werden Orte und Räume<br />
für neue Gotteserfahrungen zu erschliessen und anzubieten sein, in denen sich<br />
Selbstfindung und Zugehörigkeit, die über das eigene Leben hinausreichen,<br />
gebunden an die Christusgestalt, vermitteln lassen.<br />
Medard Kehl hat dafür den Ausdruck “kommunikative Glaubensmilieus” geprägt.<br />
Bilden die Pfarreien für einen kleiner werdenden, ortsbezogenen, überalterten Teil<br />
63
der Bevölkerung den Kristallisationspunkt ihres religiösen Lebens, braucht es darüber hinaus neue Zellen von<br />
christlichen Erfahrungen in sehr vielfältiger Ausprägung, in denen die persönliche Lebens- und Glaubenssituation<br />
zur Sprache gebracht und mit dem christlichen Glauben verknüpft werden kann. Nicht religiöser Betrieb prägen<br />
dann die Atmosphäre, sondern der Aufbau einer personalen Beziehung zu Gott und untereinander.<br />
Auf solche Intensivformen spirituellen Lebens werden sich wohl nur eine sehr begrenzte Zahl von Kirchenmitgliedern<br />
einlassen. Frei und bewusst gewählt erweisen sie sich als sehr labil und zerbrechlich. Zu denken wäre<br />
da z.B. an geistige Zentren, die aus der Spiritualität eines Ordensgründers leben. Als besonders ausgeprägte<br />
Formen solcher “kommunikativer Glaubensmilieus” wären die sogenannten “neuen geistlichen Bewegungen”<br />
zu nennen. Die Initiierung solcher geistlicher Zentren erfordert viel Geduld und Gespür für die Sehnsüchte in<br />
unserer Zeit.<br />
Nicht aus dem Blickfeld entlassen werden darf die Frage nach neuen Formen missionarischer Präsenz im<br />
städtischen Kontext. Für die Zukunft wird über eine bis anhin vernachlässigte missionarische Präsenz nachzudenken<br />
sein: ein Netz von Lebensgemeinschaften, Kommunitäten, von “<strong>St</strong>adtklöstern”, die christliches Leben<br />
exemplarisch sichtbar machen, neue <strong>St</strong>ile einer ökumenischen Spiritualität im Alltag entwickeln, wahre Orte<br />
christlicher Gastfreundschaft.<br />
Bildung und Begegnung in der dritten Lebensphase<br />
Die beiden grossen Kirchen in der <strong>St</strong>adt Zürich führen jährlich eine Vortragsreihe für Seniorinnen und Senioren<br />
durch. Das Thema 2002 war “Halt an, wo läufst du hin?”. Sie finden jeweils im Herbst statt, von 10.30 - 11.00<br />
Uhr morgens. Die Vortragsreihe, die explizit auf die Situation der Seniorinnen und Senioren ausgelegt ist, findet<br />
starke Resonanz. Zwischen 300-400 Personen nehmen an den einzelnen Veranstaltungen teil.<br />
Eine Spiritualität des Heilens<br />
Jahrhundertelang und auch heute in vielen Religionen und Kulturen waren und sind Krankheit und Gesundheit<br />
elementare religiöse Themen. Heilen ist immer auch eine geistig-religiöse Angelegenheit.<br />
Untersuchungen belegen:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wer an eine positive transzendente Kraft glaubt, bewältigt Lebenskrisen, <strong>St</strong>ress und psychosoziale<br />
Konflikte leichter.<br />
Damit sind diese Menschen weniger fällig für stressbedingte und psychosomatische Krankheiten, der<br />
Glaube wirkt damit präventiv.<br />
Bei physisch und psychischen Erkrankungen fördert er das Vertrauen auf Heilung und begünstigt damit<br />
den Heilungsprozess.<br />
Glaube in diesem Sinne beeinflusst den Lebensstil: Gläubige konsumieren deutlich weniger Alkohol,<br />
Tabak, Tabletten und andere Drogen, sie haben deshalb weniger unter deren Folgen und auch weniger<br />
unter Suchtproblemen zu leiden.<br />
Ein positiv, vertrauender gläubiger Mensch erlebt die letzte Lebensphase weniger angstvoll und verzweifelt<br />
und kann häufig das <strong>St</strong>erben besser akzeptieren.<br />
Eine Spiritualität des Heilens, eine heilsame Spiritualität so zeigt sich, ist eine Spiritualität, die das Ich überschreitet,<br />
vertrauensvoll überschreitet hin auf ein höheres Wesen, auf Gott und liebevoll überschreitet hin auf die<br />
Mitmenschen. Eine Spiritualität des Heilwerdens ist eine Haltung der Öffnung für das Leben, für alles Lebendige,<br />
eine positive liebevolle Zuwendung zum Leben auch mit seinen Schattenseiten. Eine Spiritualität des Heilens ist,<br />
um es mit einem Wort zu sagen, eine Lebenshaltung der Hingabe an Gott, an die Mitmenschen, an alles, was<br />
lebt. In dem einen Satz: Wer sein Leben hingibt, der wird es gewinnen, ist alles gesagt. (Text aus: Brigitte Fuchs,<br />
Hilft der Glaube? Eine Spiritualität des Heilens, Manuskript, 2004).<br />
Suizidseelsorge<br />
Die Schweiz weist eine der höchsten Suizidraten in Europa auf. Für die Suizidseelsorge braucht es ein gutes<br />
Einfühlungsvermögen, um Suizidgefährdete zu betreuen und von Suizid betroffene Angehörige zu begleiten. Eine<br />
weitere Aufgabe könnte sein, in der Suizidprävention mitzuarbeiten.<br />
H<br />
Voraussetzungen einer erfolgreichen Zielverwirklichung<br />
64
1 Einübung in pastorale Zusammenarbeit<br />
Die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> haben sich in der Charta vom 30. April 2002 zu verbindlicher<br />
Zusammenarbeit untereinander verpflichtet: “Die Zusammenarbeit soll prozesshaft und in grosser Transparenz<br />
wachsen und schliesslich zu verbindlichen Entscheidungen führen”.<br />
Die Entwicklung von pastoralen Teams hängt auf Gedeih und Verderben von der Entwicklung einer nachhaltigen<br />
Kooperationsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit sowie einem geschickten Personalmanagement ab. Die<br />
Entwicklung eines kooperationsfreundlichen Kontextes ist eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende<br />
Bedingung für das ‘Funktionieren’ von Arbeitsgemeinschaften. Die Kooperationsbereitschaft ist unter den<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(innen) sehr unterschiedlich entwickelt. Die meisten unter ihnen pflegen bisher nur eine sehr minimale<br />
Kooperation über die Grenzen der Pfarrei hinaus.<br />
Erfolgreiche Teamarbeit muss gelernt und eingeübt werden. Jedes Team besteht aus Mitgliedern mit verschiedenen<br />
Fähigkeiten, Fachkompetenzen sowie unterschiedlichen Charakteren und Persönlichkeitsprofilen. Um<br />
gemeinsam Erfolg haben zu können, bedarf es einer sorgfältigen Teambildung. Dem Teambildungsprozess muss<br />
grösste Bedeutung geschenkt werden. Dazu stehen diverse Instrumente und Methoden zur Verfügung. Teamentwicklung<br />
in Verbindung mit Zielorientierung sichert längerfristig erfolgreiches Handeln.<br />
2 Entwicklung eines Leistungsprofils durch die <strong>Seelsorge</strong>teams<br />
Zu den Kernaufgaben eines jeden <strong>Seelsorge</strong>teams gehört neben der formalen Regelung der Verantwortlichkeiten<br />
und Kompetenzen die Ausarbeitung von gemeinsamen Leitideen des Handelns - eine eigene Profil- und<br />
Schwerpunktsetzung.<br />
Die Ausarbeitung eines sogenannten praxisbezogenen pastoralen Orientierungsrahmens ist Sache der einzelnen<br />
Teams. Sie kennen die Bedürfnisse vor Ort am besten. Sie müssen sich die Frage stellen: Wohin sehen wir uns<br />
von Gott geführt? Was sind die speziellen Bedürfnisse der§ Bevölkerung vor Ort? Welche konkreten Ziele<br />
ergeben sich aus unseren Leitideen? Mit welchen <strong>St</strong>rategien und Massnahmen wollen wir sie erreichen?<br />
Arbeitsunterlagen für die Selbstfindung von pastoralen Teams sind genug vorhanden. Ein Coaching von aussen<br />
kann dabei gute Dienste leisten.<br />
Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen den <strong>Seelsorge</strong>teams sichert eine gegenseitige Abstimmung.<br />
Indem ein <strong>Seelsorge</strong>team ihre eigene Profil- und Schwerpunktbildung selbst an die Hand nimmt, vermögen sich<br />
die Beteiligten mit den Perspektiven ihrer Arbeit zu identifizieren.<br />
3 Wirkungsorientierte Pastoral<br />
Wie Teamarbeit muss auch pastorale Planung gelernt werden. Die einzelnen <strong>Seelsorge</strong>r(innen) bringen dafür<br />
sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Anregungen und Impulse für die Ausarbeitung von pastoralen<br />
Leistungsprofilen vermitteln Erkenntnisse aus Managementmodellen von Non-Profit-Organisationen (NPO).<br />
In der strategischen Planung ihrer Arbeit zeigen die meisten Pfarreien markante Schwächen. Sie leben aus der<br />
spontanen Bewältigung des Alltags ohne sich mittelfristige Ziele zu setzen und Aussagen darüber zu machen,<br />
nach welchen Kriterien erhoffte Wirkungen gemessen werden sollen. Schriftliche Unterlage zu Arbeitskonzepten,<br />
Jahreszielen oder auch Aufgabenbeschriebe sind selten. Arbeitsteilung beruht auf vagen mündlichen Absprachen.<br />
In den letzten Jahren haben sich etliche Pfarreien ein Leitbild erarbeitet. Vorstellung darüber, nach<br />
welchen Regeln wirkungsorientierte pastorale Planung zu geschehen hätte, fehlen weitgehend.<br />
Ob die pastorale Arbeit in den Pfarreien Wind in die Segel kriegt und nicht ziellos vor sich hin dümpelt, hängt<br />
u.a. von systematischer Planungsarbeit ab.<br />
Mit Einsichten aus dem New-Public-Management haben in den letzten Jahren zahlreiche öffentliche Verwaltungen<br />
versucht, ihre Dienste besser auf die Bedürfnisse der Bürger hin auszurichten. Ihre Erfahrungen<br />
ermutigen, dass es sich lohnen könnte, vermehrt auch in der Kirche auf Leitvorstellungen des New-Public-<br />
Managements zu setzen.<br />
Die Leitideen des New-Public-Management zielen in folgende Richtungen:<br />
65
Wirkungsorientierte Zielsetzung<br />
Nicht das, was man glaubt, es sei gut für die Menschen in der Kirche, gibt den Massstab für die pastorale Arbeit<br />
ab, sondern die Wirkung, die erzielt werden soll. Diese Wirkungen müssen so präzise wie möglich umschrieben<br />
werden. Mit Hilfe von Indikatoren soll gesagt werden, woran sie gemessen werden sollen. Damit wird die Basis<br />
gelegt, Erfolge und Misseerfolge an einigermassen verlässlichen Massstäben abschätzen zu können und eine<br />
transparente Evaluation der erbrachten Leistungen vorzunehmen. Mit einer systematischen Reflexion der erzielten<br />
Wirkungen kann für künftige Unternehmungen gelernt werden. Was nicht den erhofften Nutzen erbringt, wir<br />
nicht mehr ausgeführt.<br />
Beobachtung des Umfeldes<br />
Je intensiver man sich der Situation stellt, den Problemen und Schwierigkeiten nachgeht und die Handlungschancen<br />
auslotet, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass man bei der Konzeptualisierung des Leistungsangebotes<br />
nicht ins Leere läuft. Schwierigkeiten können bereits bei der Interpretation der momentanen Lage<br />
auftreten. Uneinigkeit über zu erbringende Leistungen haben ihre Ursachen oft in einer unterschiedlichen<br />
Wahrnehmung von Problemlagen. Eine Klärung der Aufgabenstellung wird schwierig, wenn man nicht zu einer<br />
gemeinsamen Einschätzung der Wirklichkeit gelangt, in die schliesslich zielgerichtet eingegriffen werden soll.<br />
Ein wichtiger Gesichtspunkt dabei ist, den Wirkfaktoren nachzuspüren, die in einem bestimmten Arbeitsfeld<br />
wirken und so zu einer realistischen Einschätzung der Einflussmöglichkeiten zu gelangen. Um nicht betriebsblind<br />
zu werden und relevante Zusammenhänge zu übersehen, empfiehlt es sich, im Team zu arbeiten. Lieber ein Mal<br />
zuviel überlegen als mit Einschätzungen der Wirklichkeit zu arbeiten, die sich später als falsch erweisen. Ihre<br />
normative Denkart verleitet viele Theologen, die Situationsanalyse in ihrer Bedeutung zu unterschätzen.<br />
Zukunfts- und Zielorientierung<br />
Dazu gehört, Chancen, Gefahren und Probleme in einem Arbeitsfeld frühzeitig zu erkennen sowie eine systematische<br />
und methodische Auseinandersetzung mit der Zukunft, strategische Schwerpunktplanung, der Aufbau<br />
eines kohärenten Zielsetzungs-, Planungs- und Controllingprozesses.<br />
Effizienzorientierung<br />
Angestrebt wird ein zielgerichteter, wirkungsvoller und nutzbringender Einsatz von Massnahmen und Mitteln zur<br />
Realisierung eines bestmöglichen Kosten-Nutzen-Verhältnisses.<br />
Projektorientierte Arbeitsgestaltung<br />
Die gesamte Arbeit wird in Projekte gefasst. Sie enthalten Aussagen über Ziele, Zielgruppe(n), Qualitätskriterien,<br />
erwünschte Wirkungen, Evaluation, Zeithorizont, Kooperationspartner, Tätigkeiten, Arbeitszeit, Kosten. Die<br />
einzelnen Projekte werden zu Leistungseinheiten zusammengefasst.<br />
Qualitätssicherung und -kontrolle<br />
Im Vordergrund der Qualitätssicherung steht die Mitarbeiterförderung durch Weiterbildung, Mitarbeitergespräche,<br />
Supervision, ein motivierendes Arbeitsklima und die periodische Evaluation von Wirkungen, die mit der<br />
eigenen Arbeit erzielt werden sollen. Damit werden wesentliche Voraussetzungen für eine effektive und effiziente<br />
Arbeitsgestaltung geschaffen.<br />
Die wichtigste Ressource der Kirche sind ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Sorge um motivierte Mitarbeiter(innen)<br />
erfordert höchste Aufmerksamkeit. Die Arbeit muss Spass machen, sollen sich Erfolge einstellen.<br />
In jährlichen Mitarbeitergesprächen wird eine periodische <strong>St</strong>andortbestimmung vorgenommen, persönliche Ziele<br />
festgelegt, Massnahmen werden erörtert, welche der persönlichen Fortentwicklung am Arbeitsplatz dienen.<br />
Controlling besteht in einer systematischen Gegenüberstellung von Zielen, Massnahmen und anvisierten<br />
Erfolgen. Erfolgskontrolle wäre eine wesentliche Komponente der Qualitätssicherung. Sie soll ihren Teil dazu<br />
beitragen, bessere Wege zu gehen, dazuzulernen, neue Möglichkeiten zu entdecken, evtl. Zielvorgaben zu<br />
revidieren, veränderten Rahmenbedingungen gerechter zu werden. Sie bedeutet auch, sich rückzuversichern, auf<br />
dem richtigen Weg zu sein.<br />
66
Kommunikation nach Innen und Aussen<br />
Ohne aktive Kommunikation kommt pastorale Arbeit nicht aus. Sie ist ein zentraler Aspekt bei der Entwicklung<br />
von Dienstleistungen, Akzeptanz herzustellen, Goodwill zu erzeugen, eine “Corporate Identity” aufzubauen und<br />
zu pflegen.<br />
Kommunikation ist gewissermassen die Blutbahn der Arbeit in <strong>Seelsorge</strong>einheiten. Verengen sie sich, leidet die<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
Gute Kommunikation nach aussen setzt eine Kultur des Dialoges in der eigenen Unternehmung voraus.<br />
Kommunikation schafft Vertrauen und damit die Basis für gelungene Kooperation. Ohne Kommunikation keine<br />
Kooperation.<br />
4 Unternehmerisch denken und handeln<br />
Veränderungen im Blick auf die Zukunft beginnen im Kopf. Entscheidend für die Zukunft sind nicht so sehr<br />
bessere <strong>St</strong>rukturen, sondern der Geist, der die Arbeit beflügelt.<br />
Wir müssen lernen, in einem schärfer werdenden Wettbewerb um die Loyalität und Aufmerksamkeit der<br />
Menschen zu bestehen.<br />
Dies setzt eine unternehmerische Einstellung voraus, indem die heutigen Veränderungen nicht als Bedrohung,<br />
sondern als Chance gesehen werden, aus der die Kirche in kräftiger Gestalt hervorgeht. Das heisst, den Mut<br />
haben, Dinge in Frage zu stellen, Neues zu versuchen, Experimente zu wagen, Fehler zu riskieren, sich von<br />
festgefahrenen Verhaltensweisen zu befreien, heisst <strong>St</strong>reben nach Verbesserung in allem, was getan wird. Dafür<br />
müssen wir die notwendigen Voraussetzungen schaffen durch Förderung der Eigeninitiative und Selbstverantwortung,<br />
Teamgeist, durch aktives Fördern der Mitarbeiter, durch ein Arbeitsklima, das aufstellt, Motivation<br />
durch gemeinsame Werte und Ziele.<br />
Der einfachste Weg, alles beim Alten zu belassen und sich vor Veränderungen zu schützen, bietet die Redeweise<br />
vom “Gesundschrumpfen der Kirche”. Wer in der heutigen Form des kirchlichen Lebens nicht mitmachen will,<br />
der bleibt eben draussen.<br />
Unsere Leitperspektive kann nicht heissen: Retten, was zu retten ist, sondern mit Überzeugung und mit Selbstvertrauen<br />
auf die Menschen zu zugehen und ihnen aufzeigen, dass die Botschaft des Evangeliums ein “Leben in<br />
Fülle” (Joh 10,10) zu ermöglichen vermag.<br />
Die Herausforderungen sind äusserst vielfältig. Sie zwingen uns, neue und nichtvertraute Wege einzuschlagen.<br />
Sie lassen die Frage danach stellen, ob unsere etablierten Anschauungen, Konzepte und Vorgehensweisen am<br />
Ende ihrer Brauchbarkeit angelangt sind und noch ausreichend in der Lage sind, mit Veränderungen ziel- und<br />
wirkungsorientiert umzugehen oder durch neue Leitwerte und Verhaltensweisen ersetzt werden müssen. Handlungskonzepte<br />
und Erfahrungen, die uns bislang geleitet haben, stehen zur Überprüfung an. Lässt man den<br />
Dingen ihren Lauf, droht der Kirche gesellschaftliche Marginalisierung.<br />
Der Kirche bleibt keine andere Wahl, als sich den Herausforderungen zu stellen. Es würde ihrem evangelischen<br />
Auftrag widersprechen, sich mutlos in den Gang der Dinge zu schicken und vor den Widerwärtigkeiten der Zeit<br />
zu kapitulieren. Eine solche Versuchung zeigt von geringem Vertrauen in die eigenen Kräfte und nicht von einer<br />
unternehmerischen Einstellung.<br />
Innovativer und kreativer Unternehmungsgeist wird abverlangt<br />
in einer Gesellschaft, die durch ständigen sozialen<br />
Wandel gekennzeichnet ist. Es ist unübersehbar, dass uns<br />
in den nächsten Jahren Veränderungen bevorstehen, die<br />
sich derzeit kaum abschätzen lassen.<br />
67
5 Vom “Spieler” zum “Trainer”<br />
Die Rolle der <strong>Seelsorge</strong>r(innen) wechselt sozusagen vom “Spieler” zum “Trainer”. Sie übernehmen weniger<br />
Spieler - als vielmehr Trainerfunktionen.<br />
Bisher gestalteten die <strong>Seelsorge</strong>r(innen) das Spiel. Sie waren Torhüter, Abwehrspieler, Libero und <strong>St</strong>ürmer<br />
zugleich - und die Gemeinde schaute zu und bewertete das Spiel.<br />
In Zukunft wird es so sein, dass sie nicht mehr an vorderster <strong>St</strong>elle das “Spiel” bestreiten. Jedenfalls nicht mehr<br />
alleine. Viele der früheren Zuschauer werden auf das Spielfeld gewechselt sein. Sie werden die Erfahrung<br />
machen, dass Fussballspielen viel mehr Freude macht als zuschauen. Es kann sein, dass die/der <strong>Seelsorge</strong>r(innen)<br />
als eine Art “Spieler-Trainer” selber mitspielt, aber dann als einer unter vielen. Das hauptsächliche<br />
Spiel bestreiten die anderen. Wenn es nicht gut läuft, dann wird man tatsächlich fragen müssen ob die/der<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(in) seine Arbeit gut gemacht hat. Aber dann liegt der Fehler nicht darin, dass er selber nicht genug<br />
gespielt, sondern sie/er ihre/seine Leute nicht gut genug trainiert hat.<br />
Ohne die/den <strong>Seelsorge</strong>r(in) läuft in den Pfarreien nichts. Die Pfarreien sind heute ausgesprochen seelsorgerzentriert.<br />
Auf der anderen Seite hat sich ein Anspruch- und Servicedenken breitgemacht. Der Dienst der <strong>Seelsorge</strong>r<br />
lässt sich mit einer Mutter vergleichen, die zu ihrem Kind sagt: “Du brauchst nicht laufen zu lernen. Ich laufe ein<br />
Leben lang für dich”.<br />
Hinter dem Postulat, die Rolle der <strong>Seelsorge</strong>r neu zu definieren, steht, wie unschwerlich zu erraten ist, die<br />
neutestamentliche Konzeption des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen: “Er (Jesus) hat einige als Apostel<br />
eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen<br />
zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden” (Eph. 4, 11-12).<br />
Mit dem Modell der arbeitsteiligen <strong>Seelsorge</strong> soll das pastorale Versorgungsmodell, in dem ein Professioneller<br />
für alles und jedes zuständig ist, durchbrochen und Raum geschaffen werden für die Mitverantwortung aller im<br />
Sinne des “Volk-Gottes”-Gedankes. Die Erfahrung lehrt, dass Freiwillligenarbeit nur dort zu gedeihen vermag,<br />
wo die nur zu verständliche Versuchung unterlaufen wird, sich von eigener Verantwortung zu entlasten und sie<br />
an eigens dafür angestellte und bezahlte Expertinnen und Experten abzutreten.<br />
Es gibt in einigen Pfarreien schon Gemeindemitglieder, die aufgrund einer besonderen Ausbildung besondere<br />
Qualifikationen für die Ausbildung pastoraler Alltagsdienste mitbringen, etwas Gemeindemitglieder mit einer<br />
Zusatzausbildung über theologische Kurse. Aufgabe von pastoralen Teams ist es, für die Befähigung solche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sorge zu tragen.<br />
6 Veränderte Rolle der Pfarreiräte<br />
Untersuchungen zeigen, dass die Pfarreiräte oft große Mühe bekunden, ein eigenständiges Selbstverständnis<br />
neben dem Kirchenrat und einen angemessenen Platz im Leben der Pfarreien zu finden. Entsprechend schwierig<br />
gestaltet sich die Suche nach geeigneten Mitarbeiter(inne)n. Allzusehr sind Pfarreiräte vom Wohlwollen der<br />
<strong>Seelsorge</strong>r(innen) abhängig.<br />
Sollte die pastorale Arbeit in den Pfarreien in Zukunft stärker von ehren- und teilamtlichen Mitarbeiter(inne)n<br />
übernommen werden, könnte der Pfarreirat eine Führungsfunktion in Kooperation mit einer Bezugsperson<br />
übernehmen. Der Pfarreirat bestünde nicht wie bisher aus gewählten Pfarreimitgliedern, sondern aus Verantwortlichen<br />
für die verschiedenen pastoralen Dienste in der Pfarrei. Sie nehmen ihre Aufgabe in offizieller<br />
Beauftragung von Seiten der Kirche wahr. Ein solcher Pfarreirat übernähme die Aufgabe, die Arbeit der ehrenund<br />
teilamtlichen in der Pfarrei Tätigen zu planen und zu koordinieren.<br />
Die seelsorgerlichen Alltagsdienste werden im Masse des Möglichen in die Verantwortung der Pfarreimitglieder<br />
gelegt, die in diesen Aufgaben von den hauptamtlichen Mitarbeiter(inne)n unterstützt werden. Die Verantwortlichen<br />
für die verschiedenen Dienste üben ihre Aufgabe in der Regel ehrenamtlich, im Einzelfall auch nebenamtlich<br />
oder in einer Teilzeitbeschäftigung aus. Die besondere Aufgabe des Gemeindeleiters ist die Führung,<br />
Motivation, Ausbildung, fachliche Begleitung und Fortbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter(innen). Hinzu<br />
kommt, mit den Verantwortlichen der verschiedenen Dienste vor Ort die gesamte <strong>Seelsorge</strong>arbeit der Pfarrei zu<br />
planen. Die Durchführung der pastoralen Alltagsdienste liegt in den Händen von Pfarreimitgliedern, als<br />
Bezugsperson obliegt ihr/ihm die Planung und Koordination der Arbeit.<br />
68
I<br />
Schritte in die Zukunft<br />
Mit dem vorliegenden Bericht ist die strategische Phase im Rahmen des LOS-Projektes abgeschlossen. Die Phase<br />
der praktischen Umsetzung kann nun beginnen. Die folgenden Ausführungen sind als Denkanstösse gedacht,<br />
die entworfenen Leitperspektiven einer lebensraumorientierten <strong>Seelsorge</strong> zielstrebig und schrittweise in die Tat<br />
umzusetzen. Geschieht dies nicht, verkommt das Projekt zu einer bloss verbalen Deklaration des guten Willens<br />
ohne Folgen.<br />
1 Das LOS-Projekt braucht eine gemeinsame Vision<br />
Entscheidend für den Erfolg der Unternehmung LOS ist seine konzeptionelle Kraft, die Überzeugung: “Gemeinsam<br />
eröffnen wir der Kirche Zukunft in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Miteinander sind wir stark”. Überpfarreiliche<br />
Kooperation braucht als Motor die Aussicht auf Gewinn, ein “Mehr” gegenüber dem, was eine Pfarrei alleine<br />
sein, tun und haben kann.<br />
Das Projekt LOS ist ein “Unternehmen mit Gewinn-Erwartung”. Es muss immer wieder deutlich gemacht werden,<br />
welche Vorteile eine zukünftige arbeitsteilige Zusammenarbeit unter den <strong>Seelsorge</strong>r(inne) in Pastoralteams für die<br />
Menschen in den beteiligten Pfarreien hat:<br />
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das Pfarreileben stärken durch neue Impulse und Partner aus den Nachbarpfarreien<br />
spezielle pastorale Angebote für einen breiteren Interessentenkreis öffnen<br />
den Raum öffnen für vielfältigere Erfahrungsgemeinschaften im Glauben<br />
die je eigene Identität der Pfarrei in der Kooperation mit anderen erkennen und entwickeln<br />
Pastorale Dienste, die in einer kleinen Pfarrei nicht genügend “Nachfrage” erleben, können eine<br />
tragfähigere Basis gewinnen<br />
<strong>Seelsorge</strong>teams bringen ein breiteres Spektrum von Kompetenzen, Interessen und Neigungen in die<br />
Pfarreiarbeit ein und machen das kirchliche Leben für jede einzelne Pfarrei bunter. Die Fixierung auf eine<br />
einzige hauptamtliche Versorger-Figur wird durchbrochen.<br />
die besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse des <strong>Seelsorge</strong>personals überpfarreilich nutzen<br />
begrenzte persönliche und finanzielle Ressourcen gemeinsam fruchtbarer und phantasievoller einsetzen<br />
Die Vision, das zukünftige Handeln der Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> zu inspirieren und voranzubringen, verleiht<br />
dem LOS-Projekt den notwendigen Schub. Ohne diesen Schub bleiben Erfolge aus. Es stirbt ab, bevor es zu<br />
gedeihen begonnen hat. Von dieser Vision muss erzählt und gesprochen werden:<br />
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Berichterstattung über gelungene Projekte überpfarreilicher Zusammenarbeit<br />
Preisverleihung alle zwei Jahre durch eine Jury für ein Projekt, das die Leitideen des LOS exemplarisch<br />
umgesetzt hat<br />
Vorstellung der LOS-Leitideen in allen Pfarreiräten<br />
In einem ‘Flyer’: “Kräfte sammeln, Zukunft gestalten. Pastoralteams eröffnen neue Chancen” wird über<br />
die Leitperspektiven des LOS informiert.<br />
Periodisch wird ein “Ideentag” zum Thema “ Zukunftsfähige Kirche in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>” durchgeführt,<br />
auf dem mit <strong>St</strong>änden und in Workshops Ideen und Projekte zur “<strong>Lebensraumorientierte</strong>n <strong>Seelsorge</strong>”<br />
vorgestellt werden.<br />
In “Zukunfswerkstätten” im Westen, Zentrum und Osten der <strong>St</strong>adt werden die Potentiale einer pfarreiübergreifenden<br />
Pastoral ausgelotet.<br />
“Aufbruch-Gottesdienst”, in dem sich Ermutigung und Zurüstung durch Gottes Geist ereignet, der<br />
gemeinsame Wille zur Zusammenarbeit bekundet wird, Hoffnungen und Befürchtungen vor Gott<br />
getragen werden. Der Bischof spricht ein besonderes Wort der Würdigung und der Ermutigung aus.<br />
Der Anstoss für das LOS-Projekt gab der Mangel an Priestern. Doch das Projekt reduziert sich nicht auf<br />
“Mangelverwaltung”. Es eröffnet neue hoffnungsvolle Perspektiven der Verwirklichung von Kirche in einer<br />
veränderten Gesellschaft, auf die voranschreitende Pluralisierung des Lebens angemessen zu reagieren<br />
und eine pluralitätsfähige Pastoral zu entwickeln.. Entscheidend sind die Perspektiven, die sich mit dem<br />
LOS-Projekt eröffnen, gemeinsam im Lebensraum der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> Kirche im Sinne des Zweiten<br />
Vatikanischen Konzils als “Volk Gottes” zu gestalten.Nicht Mangelerfahrung, sondern Zukunftsgestaltung<br />
ist die Begründung für das Unternehmen LOS.<br />
Mit einer öffentlichen Thematisierung des Unternehmens LOS im nächsten Jahr soll eine positive<br />
Grundstimmung gegenüber dem Projekt geschaffen werden.<br />
69
Ein Ideenpool wird eingerichtet, in dem alle Anliegen, Anregungen, Bedenken und Ängste eingebracht<br />
werden können und von verantwortlicher <strong>St</strong>elle bearbeitet werden.<br />
Die öffentliche Diskussion um das LOS wird von einer zentralen <strong>St</strong>elle aus entworfen, inspiriert und<br />
koordiniert.<br />
2 Das Unternehmen LOS verursacht “Mehraufwand”<br />
Überpfarreiliche Kooperation stellt sich nicht von selbst ein. Sie ist nicht zum Nulltarif zu haben. Ohne personelle,<br />
zeitliche und finanziellen Investitionen stellt sich der erhoffte Gewinn nicht ein.<br />
Das Unternehmen LOS braucht in einer ersten Phase einen Mehraufwand an Zeit vonseiten der <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />
und <strong>Seelsorge</strong>rn und finanzielle Investitionen vonseiten der Kirchgemeinde. Höhere Kosten verursachen die<br />
Weiterbildungsprogramme für die pastoralen Mitarbeiter(innen) und die Beauftragung externer Moderatoren, die<br />
den Aufbau der Pastoralteams begleiten und deren Arbeit voranbringen. Dieser Mehraufwand ist ausdrücklich<br />
zu benennen, zu würdigen und gleichzeitig auch sorgfältig zu kontrollieren.<br />
In den kommenden Jahren wird in der Kirchgemeinderechnung ein eigener Budgetposten “Lebensraumorienterte<br />
<strong>Seelsorge</strong>” vorzusehen sein. Jährlich wird Rechenschaft über die Verwendung der Gelder und die erzielten<br />
Fortschritte abgegeben.<br />
3 Eigenständige Konzeptualisierung der Zusammenarbeit durch die<br />
Pastoralteams<br />
Der Weg der Pfarreien zu gemeinsamer Wahrnehmung der pastoralen Aufgaben in Pastoralteams kann nicht<br />
von heute auf morgen zurückgelegt werden. Es ist ein Prozess, der sich in Phasen entwickelt.<br />
Etliche Pfarreien in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> kennen nur eine sehr bescheidene oder überhaupt keine Kooperation<br />
mit anderen Pfarreien. Die Ausgangslage, sich auf eine überpfarreiliche Kooperation einzulassen, variiert von<br />
Pfarrei zu Pfarrei.<br />
Überpfarreiliches pastorales Handeln braucht ein hohes Mass an Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung<br />
der beteiligten Pfarreien. Grundsätzlich gilt: Es gibt nicht die eine optimale Lösung, deren Realisierung immer<br />
und überall erstrebt werden sollte; vielmehr kommt es auf die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort an - auf<br />
kirchliche und örtliche Traditionen ebenso wie auf die in den einzelnen Pfarreien aktiven bzw. aktivierbaren<br />
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, auf ihre Vorstellungen von wünschenswerten Formen und gutem <strong>St</strong>il<br />
eines Miteinander-Arbeitens.<br />
Zur praktischen Umsetzung des LOS-Projektes auf der Ebene der Pastoralteams sind die folgenden Schritte ins<br />
Auge zu fassen:<br />
1. Der Einstieg in das Unternehmen LOS geschieht an drei Orten: im Osten, Zentrum und Westen der <strong>St</strong>adt.<br />
Die <strong>Seelsorge</strong>rinnen und <strong>Seelsorge</strong>r gruppieren sich zu drei Pastoralteams.<br />
2. Jeweils ein(e) <strong>Seelsorge</strong>r(in) wird auf Vorschlag des Pastoralteams mit der Teamleitung vom Bischof<br />
beauftragt.<br />
3 Vorrangige Aufgabe der Pastoralteams ist die arbeitsteilige Leistung der pastoralen Grunddienste in den<br />
Pfarreien. Diese Aufgabe soll als erste angegangen werden. Die beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(innen) entwickeln<br />
miteinander eine Vorstellung, wie sie dabei vorgehen wollen:<br />
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<br />
<br />
Wegleitend für diese Arbeit ist der Dreischritt: Sehen, Urteilen, Handeln, nach dem auch das Bistumsprojekt<br />
“He! was glaubst Du?” abgelaufen ist.<br />
In einer ersten Phase geben sich die beteiligten <strong>Seelsorge</strong>r(innen) Rechenschaft über die Arbeit und<br />
pastoralen Prioritäten in den betroffenen Pfarreien wie auch über die Zeitinvestitionen in die jeweiligen<br />
pastoralen Arbeitsfelder. Dazu stehen ihnen die Pfarreiporträts und das Zeitinventar zur Verfügung.<br />
Jede(r) einzelne <strong>Seelsorge</strong>r(in) überlegt für sich, in welchem Tätigkeitsbereich seine Fähigkeiten am<br />
wirksamsten zur Entfaltung kommen könnten. Eine arbeitsteilige Zusammenarbeit kann nur gelingen,<br />
wenn eine Balance zwischen den Herausforderungen der kirchlichen Arbeit und den vorhandenen<br />
70
personellen Ressourcen gefunden werden kann. Zusammenarbeit basiert auf einer abgestimmten<br />
Arbeitsaufteilung unter den Teammitgliedern.<br />
Die gesamte pastorale Arbeit wird in Aufgabenfelder aufgeteilt. Sie enthalten Aussagen über Ziele,<br />
Zielgruppen, Qualitätskriterien, erwünschte Wirkungen, Evaluation, Zeithorizonte, Kooperationspartner,<br />
Tätigkeiten, Zeitaufwand und Kosten. Die einzelnen Aufgabenfelder werden zu Leistungseinheiten<br />
zusammengefasst, die für eine(n) pastorale(n) Mitarbeiter(in) einen Tätigkeitsschwerpunkt<br />
abgeben können.<br />
4. Die drei Pastoralteams legen ein Konzept vor, wie sie die zu leistende Arbeit in arbeitsteiliger Zusammenarbeit<br />
bewältigen wollen.<br />
5. Liegt ein Grobkonzept zur Entwicklung arbeitsteiliger Zusammenarbeit im Pastoralteam vor, werden erste<br />
Gehversuche zu intensiverer Kooperation unternommen.Dabei ist zu lernen, welche Wege begehbar sind<br />
und was das Gehvermögen der Leute, des betroffenen pastoralen Personals, erträgt oder überfordert. Es<br />
geht um die Erprobung angemessener Wege und Modelle der Kooperation. Sie lassen sich nicht vom<br />
Schreibtisch aus entwerfen:<br />
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<br />
Jeder Fortschritt wird ausdrücklich registriert und mit Wertschätzung belegt. Rückschläge dürfen nicht<br />
entmutigen, sie gehören unvermeidlich zu einem solchen Veränderungsprozess.<br />
Periodisch wird es ein “Marschhalt” eingelegt, Bilanz gezogen und die nächsten Schritte werden<br />
festgelegt.<br />
Erfahrungen mit Elementen eines kooperativen Miteinanders liegen an vielen <strong>St</strong>ellen bereits vor. Von<br />
diesen guten Erfahrungen ist auszugehen.<br />
Ein erster bescheidener Schritt in Richtung Kooperation heisst “gegenseitiges Lernen”. Gute Erfahrungen<br />
mit pastoralen Projekten werden herausgearbeitet, um von diesen zu lernen. Bestehendes bleibt<br />
erhalten, so wie es ist; aber es wird ergänzt durch die Übernahme der guten Erfahrungen anderer.<br />
Um einem Prozess auf dem Weg zu gelingender Kooperation zu fördern, sind folgende Arbeitsprinzipien<br />
einzuhalten: Kommunikation, Partizipation, Transparenz, Effizienz, Wirkungs- und Adressatenorientierung.<br />
Bei der Entwicklung von Kooperation tauchen immer wieder bestimmte Arbeitsschritte auf:<br />
Die Wirklichkeit wahrnehmen und reflektieren in Bezug auf<br />
- die jeweilige Umwelt der Pfarreien mit ihren kommunalen Eigenheiten, Lebensweisen der<br />
Bevölkerung, Mentalitäten usw.<br />
- die jeweilige Pfarreikultur: Ziele, Traditionen, personelle Ressourcen, Verbundenheitsprofile<br />
usw.<br />
Ziele präziser fassen und konkrete Schritte unternehmen. Konkrete Zielgruppen und Arbeitsfelder<br />
werden aufgespürt, auf die sich die Zusammenarbeit in einer ersten Zeit konzentriert.<br />
Den Fortgang überprüfen und würdigen. Nach einer gewissen Zeit praktischer Gehversuche braucht<br />
es eine “Auszeit”, in der Rückschau gehalten wird. Dank wird ausgesprochen und Engagement<br />
entsprechend gewürdigt. Faktoren, die zum Gelingen beigetragen oder die einen Fortschritt<br />
behindert haben, sollen festgehalten und reflektiert werden, bevor man weitere Schritte ins Auge<br />
fasst.<br />
Durch schrittweise Wahrnehmung der Situation des jeweils anderen und die Suche nach pragmatischen<br />
Lösungen gelingt es, eine konstruktive Arbeitskultur zu entwickeln.<br />
6. Bereits heute bestehen im sozialen Bereich überpfarreiliche <strong>St</strong>ellen im Zentrum und Osten der <strong>St</strong>adt. Das<br />
Diakoniekonzept für das <strong>Dekanat</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> aus dem Jahre 1998 sah vor, dass im Westen der <strong>St</strong>adt ein<br />
neuer Sozialdienst eingerichtet werden soll. Die Errichtung eines solchen Sozialdienstes ist in der Zwischenzeit<br />
in die Wege geleitet.<br />
7. Die Liturgie gehört zu den Kernaufgaben des kirchlichen Dienstes. Gesucht werden muss eine dem<br />
Leistungspotential der zur Verfügung stehenden Priester angepasste Abstimmung der Gottesdienstzeiten<br />
und -formen, die Bündelung der kirchenmusikalischen Möglichkeiten unter den beteiligten Pfarreien. Eine<br />
Neuordnung des Angebotes an Gottesdiensten in den einzelnen <strong>Seelsorge</strong>einheiten ist unumgänglich.<br />
Anhaltspunkte dazu liefern die Gottesdienstbesucherzahlen in den Pfarreiportraits.<br />
8. Mit Angeboten und Initiativen, die in einer einzelnen Pfarrei nicht genügend “nachgefragt” werden, z. B.<br />
im musischen und meditativen Bereich, liessen sich auf der Ebene der <strong>Seelsorge</strong>einheit breitere Personenkreise<br />
ansprechen<br />
71
9. Grenzen öffnen liessen sich mit wechselseitigen Einladungen zu kirchlichen Anlässen wie z.B. durch<br />
gemeinsame kirchenmusikalische Highlights.<br />
10. Zu den zentralen Diensten in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit gehören Absprachen gegenseitiger Ferien- und<br />
Krankheitsvertretungen, Predigtpläne usw..<br />
11. Bei überpfarreilichen religiösen Anlässen wird immer zu überlegen sein, auf welcher Ebene sie<br />
durchgeführt werden sollen: auf der Ebene der <strong>St</strong>adt oder dezentral im Osten, Zentrum und Westen<br />
der <strong>St</strong>adt.<br />
4 Spirituell-religiöse Profilbildung in den Pfarreien<br />
Mit dem Projekt “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” rückt die <strong>St</strong>adt als Lebensraum der Menschen ins Zentrum<br />
der Aufmerksamkeit. Die Aufgaben auf dieser Ebene werden im Abschnitt G umschrieben. Die Gesamtverantwortung<br />
für die kirchliche Arbeit nach dem Modell “<strong>Lebensraumorientierte</strong> <strong>Seelsorge</strong>” übernimmt der “städtische<br />
Pastoralleiter”. Er nimmt diese Aufgabe in enger Kooperation mit den Leitern der Pastoralteams wahr. Die<br />
Einsetzung eines “städtischen Pastoralleiters” geschieht gleichzeitig mit der Errichtung der drei pastoralen Teams<br />
in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Im Vordergrund der Arbeit dieses Leitungsteams steht in den nächsten Jahren die<br />
spirituell-religiöse Profilbildung in den Pfarreien<br />
Mit dem LOS-Projekt wird ein zweites wichtiges Ziel verfolgt: ein Gewinn an kirchlichem Profil in den Pfarreien<br />
der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Die Profile der einzelnen Pfarreien müssen<br />
sichtbar gemacht und gewürdigt werden. Wenn sich die Pfarreien<br />
zusammentun sollen, müssen sie zunächst einmal wissen, wer<br />
sie selbst sind. Wo dabei Unterschiede zwischen den Pfarreien<br />
sichtbar werden, können diese als gemeinsamer Schatz verstanden<br />
werden. Sie bereichern das zukünftige kirchliche Leben<br />
in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Die Besonderheiten der einzelnen Pfarreien werden gewürdigt,<br />
herausgearbeitet und es wird überlegt, wie die<br />
bewährten <strong>St</strong>ärken sich weiter zur Entfaltung bringen<br />
lassen.<br />
Die Kirche kann wachsende Bedeutung für die Menschen<br />
bekommen, wenn sie sich stärker in Richtung der unterschiedlichen<br />
Milieus profiliert, die im jeweiligen Nah-<br />
Raum der kooperierenden Pfarreien zu finden sind. Pfarrei<br />
A könnte sich z.B. profilieren durch ein ausgeprägte Bildungsangebot für Akademiker, Pfarrei B könnte<br />
den Schwerpunkt auf Familien mit Kindern legen und Pfarrei C ein besonders diakonisches Profil<br />
entwickeln - ohne jeweils andere Aufgaben zu übersehen. Die eine Pfarrei kann auf die andere verweisen<br />
und ihr den Grossteil eines spezifischen kirchlichen Handlungsfeldes überlassen.<br />
Überpfarreiliche Zusammenarbeit kann zur Profilierung einzelner Pfarreien beitragen, wenn in Absprache<br />
miteinander einzelne Arbeitsbereiche aufgegeben und von anderen qualifiziert ausgestaltet werden. Dafür<br />
braucht es den Mut, sich von manchen Dingen (vielleicht auch von Personen?) zu verabschieden.<br />
Die Entwicklung unterschiedlicher pastoraler Profile in den Pfarreien auf dem Hintergrund des sozialen<br />
und kulturellen Veränderungsprozesses müssen organisch an die bestehenden pfarreilichen Identitäten<br />
anschliessen. Folgende Kriterien hätten diesen Entwicklungsprozess zu steuern:<br />
S die“Identitätskerne” einer Pfarrei im Blick auf die vergemeinschaftenden Anlässe, spirituellen Ausdrucksformen<br />
und Ästhetiken, pastoralen Zielsetzungen und Prioritäten formulieren<br />
S sich durch komplementäre spirituelle Traditionen bereichern lassen<br />
S vorhandene kulturelle und religiöse Potentiale ausloten<br />
S alltägliche Vernetzungsformen und Lebensschwerpunkte der Menschen in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong><br />
beachten.<br />
S Potentiale einer eigenständigen spirituellen Identität zur Beheimatung von zeitgenössischen Lebenskulturen<br />
über die Pfarreigrenzen hinaus nutzen<br />
5 Kreativer Umgang mit Widerständen<br />
72
Rascher Wandel schafft Vertrautheitsdefizite. Kinder, die sich in unbekannter Umwelt bewegen, tragen ihre<br />
eiserne Ration an Vertrautem überall bei sich - ihren Teddybären. Der Teddybär für den einen oder anderen in<br />
der kirchlichen Arbeit ist die vertraute Welt der Pfarrei.<br />
Das Unternehmen LOS verunsichert und erzeugt Verlustängste, die Sorge um den Verlust pfarreilicher Identität.<br />
Pfarreiübergreifende Kooperation wird als ‘künstlich’ empfunden, gegenüber der naturwüchsigen Verbundenheit<br />
am Ort. Werden, so fragen sich manche, nicht die soziale Geborgenheit und Überschaubarkeit, die Identifikationssymbole:<br />
unser Pfarrer, unsere Kirche, unser Friedhof, unser Kirchenchor, unsere Jubla aufs Spiel gesetzt?<br />
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Vorhandene Ängste sind ernst zu nehmen, auch wenn sie oft nur begrenzte Gültigkeit haben. In unsicheren<br />
Zeiten neigen Menschen dazu, ihre eigenen Welten zu pflegen. Mit solchen Verhaltenweisen muss<br />
auch das LOS-Projekt rechnen. Es muss genügend Zeit zur Verfügung stehen, um berechtigte Anfragen,<br />
Widerstände und Beschwernisse im Blick auf eine Kooperation wahrzunehmen und aufzuarbeiten.<br />
Erhoffte positive Wirkungen einer verstärkten Öffnung werden den zu erwartenden Schwierigkeiten<br />
gegenüber gestellt.<br />
In der Organisationsentwicklung gibt es einen wichtigen Grundsatz: Wer gegen den Widerstand kämpft,<br />
stärkt ihn. Wer mit ihm geht, kann neue kreative Wege gehen.<br />
Besonders aktive Pfarreimitglieder sind oft pfarreiorientiert und identifizieren sich nachdrücklich mit der<br />
eigenen Pfarrei; der Gedanke an überpfarreiliche Kooperation erscheint ihnen daher nicht selten fremd<br />
und löst Verlustängste aus. Oft werden neue veränderte Formen als “<strong>St</strong>örung”, als Bedrohung einer ihnen<br />
liebgewonnenen Tradition empfunden. Interesse und Offenheit müssen hier in einem sorgfältig geplanten<br />
Prozess erst geweckt werden.<br />
Die Entwicklung von pastoralen Teams sollte nicht mit einem sehr hochgesteckten Ziel begonnen werden,<br />
das viele Beteiligte und Betroffene sachlich und emotional überfordert und damit Energie in der Mobilisierung<br />
von Widerstand bindet. Erfolgsversprechender kann es sein, zunächst kleine, überschaubare -<br />
und gegebenenfalls revidierbare Schritte zu planen, deren Wert sich an Erfahrungen prüfen lässt.<br />
6 Kooperationsbereite und zur Kooperation fähige <strong>Seelsorge</strong>r<br />
Von den <strong>Seelsorge</strong>rinnen und <strong>Seelsorge</strong>rn ist eine grundsätzliche Bereitschaft zu gemeinsamer Arbeit unerlässlich.<br />
Es ist eine Binsenweisheit, dass überpfarreiliche Arbeit nur fruchtbar sein kann, wenn sie von denen, die sie<br />
tun sollen, auch gewollt wird. In der Entwicklung überpfarreilicher Zusammenarbeit nehmen die <strong>Seelsorge</strong>nden<br />
eine zentrale, wenn nicht gar die entscheidende Rolle ein.<br />
Der Wille zur Zusammenarbeit ist nicht bei allen <strong>Seelsorge</strong>r(inne)n gleichermassen ausgeprägt. Die Haltung:<br />
“Die Kröte müssen wir wohl schlucken” reicht allein nicht aus. Kooperation muss gewollt werden.<br />
<br />
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Dass Kooperation nicht gewollt wird, liegt sicher auch daran, dass man die Dinge gerne so lässt, wie sie<br />
sind. Ohne intensive Überzeugungs- und Motivationsarbeit, auch über persönliche Gespräche, bleibt das<br />
LOS-Projekt toter Buchstabe.<br />
Die wichtigste Grundlage überpfarreilicher Zusammenarbeit ist die Ausbildung einer “Teamkultur”. Die<br />
<strong>Seelsorge</strong>nden überlegen sich, wie sie gepflegt und gefördert werden kann.<br />
Kooperation setzt bei den Beteiligten ein Mindestmass an wechselseitigem Interesse aneinander und<br />
Sympathie für einander voraus, gegenseitige Akzeptanz auf zwischenmenschlicher Ebene. Je geringer<br />
diese in der Anfangsphase ausgeprägt ist, desto begrenzter sind die Ziele einer Zusammenarbeit zu<br />
formulieren, desto sorgfältiger sind erste Schritte zu planen<br />
Gute gemeinsame Erfahrungen können dazu beitragen, dass Sympathie und Interesse wachsen.<br />
Vor dem Einstieg in die Kooperation muss geklärt werden, inwieweit gegenseitige Aversionen und<br />
Vorbehalte bestehen und wie sie abgebaut werden könnten. Unterschwellig dahinmottende emotionale<br />
Konflikte bringen Kooperationen über kurz oder lang zum Scheitern.<br />
Der Umgang zwischen Professionellen und Freiwilligen erfordert besonderes Geschick. Das Potential an<br />
Freiwilligen ist vorhanden, wenn es gelingt, die Menschen durch neue Anerkennungsformen und angemessene<br />
Rahmenbedingungen für die Mitarbeit zu motivieren. Die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen<br />
ist ein Schlüssel zur Gestaltung der Zukunft von Kirche.<br />
73
7 Fachliche Begleitung und Fortbildung<br />
Welche Resultate die Bemühungen um Kooperation zeitigen, hängt wesentlich von einer sorgfältigen Ausgestaltung<br />
des Planungsprozesses ab. Ohne Begleitung von aussen lässt sich die geplante Umstellung in der<br />
pastoralen Arbeit kaum bewältigen.<br />
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Jedes <strong>Seelsorge</strong>team tut gut daran, den Prozess der Verständigung über die Formen der Zusammenarbeit<br />
von aussen begleiten zu lassen. Die Arbeit in einem Team verlang soziale, personale, fachliche und<br />
methodische Fähigkeiten, die bei den Teammitgliedern in unterschiedlichem Masse ausgeprägt sind. Die<br />
Moderation bezweckt, das Team mit diesen Aspekten vertraut zu machen und dessen Mitglieder in der<br />
Anwendung der entsprechenden Regeln zu unterstützen.<br />
Unter dem kirchlichen Personal gibt es “Zugvögel” und “Nesthocker”. Die Qualität einer Beratung von<br />
aussen bemisst sich daran, zwischen diesen Kräften eine Balance herzustellen und allen Beteiligten<br />
deutlich zu machen: beide Positionen haben ihre Berechtigung.<br />
Die Schaffung von <strong>Seelsorge</strong>teams wird langwierig und anspruchsvoll sein. Neben kleinen - manchmal<br />
auch grösseren - Fortschritten kann es immer wieder Phasen der <strong>St</strong>agnation, mehr oder weniger heftiger<br />
Rückschläge und manchmal auch die Notwendigkeit von Kursänderungen geben. Hilfe von aussen z.B.<br />
in Gestalt von Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung kann die unmittelbar Beteiligten auf einem<br />
solchen Weg unterstützen und entlasten.<br />
Alle Beteiligten in einem Team müssen offen über ihre Interessen, über vorhandene Spannungen und<br />
Unklarheiten reden können. Konflikte zu entziffern und ihre Botschaft zu verstehen, kann man lernen. Eine<br />
geeignete Hilfe dazu bietet die Supervision.<br />
Ein Hauptthema der <strong>Dekanat</strong>sweiterbildungskurse wird die Einübung in Teamarbeit und -entwicklung<br />
sein.<br />
Im Pastoralkurs muss das Thema “Kooperation” integriert werden.<br />
Zu(r) Teamleiter(in) werden Personen bestimmt, die über langjährige Erfahrung in Teamarbeit verfügen<br />
oder sich über Kurse die einschlägigen Fähigkeiten und Kenntnisse in Teamentwicklungen erworben<br />
haben. Den Teamleitenden kommt in der Teamentwicklung eine Schlüsselrolle zu.<br />
Im Projekt LOS kommt der Mitarbeit von freiwilligen Mitarbeiter(innen) in der Pfarreiarbeit eine besondere<br />
Bedeutung zu. Es werden Schulung und Trainings in den verschiedenen Feldern der Pastoral<br />
angeboten.<br />
Das Gewinnen, Befähigen und Begleiten von Freiwilligen prägt in Zukunft in starkem Masse die Arbeit<br />
der professionellen Mitarbeiter(innen). Dem Umgang mit Freiwilligen ist höchste Aufmerksamkeit in der<br />
Weiterbildung zu schenken.<br />
Die Rahmenbedingungen zur Förderung der Freiwilligenmitarbeit, wie sie vom diözesanen <strong>Seelsorge</strong>rat<br />
ausgearbeitet wurden, werden konsequent umgesetzt.<br />
8 Ausarbeitung von “Leistungsvereinbarungen” mit den Pastoralteams<br />
Als Fazit aus bisherigen Bemühungen um überpfarreiliche Zusammenarbeit lässt sich feststellen: Kooperation zu<br />
früh in verbindlichen Abmachungen festzuschreiben und ihr damit ein Corsett anzulegen, ist nicht förderlich.<br />
Wichtiger ist es, eine Kultur der Kooperation auszubilden aus der heraus sich verbindliche Abmachungen<br />
entwickeln.<br />
<br />
<br />
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<br />
Am Ende des Team-Bildungsprozesses wird mit den Pastoralteams eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen,<br />
in der die Leistungserwartungen gegenüber dem gesamten Team umschrieben werden mit den<br />
Beiträgen, die von jedem einzelnen Mitglied zur Zielerreichung erwartet werden.<br />
In den Leistungsvereinbarungen werden auch Aussagen gemacht zu den Formen der Evaluation und des<br />
Controllings als Instrumente der Selbststeuerung innerhalb des Teams. Sie stehen im Dienste der Qualitätssicherung<br />
und der Optimierung der eigenen Arbeitsweise.<br />
Die Teammoderatoren werden dazu verpflichtet, jährlich Mitarbeitergespräche durchzuführen. Dazu steht<br />
ein standardisierter Gesprächsleitfaden zur Verfügung.<br />
Leistungsvereinbarungen beinhalten eine neue Arbeitsphilosophie. Es werden nicht mehr Aufgaben<br />
aufgelistet, sondern Ziele vereinbart, die den Mitarbeiter(inne)n den operativen Spielraum für Eigenverantwortung<br />
eröffnen, eigenständig und kreativ Mittel und Wege zu deren Verwirklichung zu entwerfen.<br />
Damit die Ausarbeitung von Leistungsvereinbarungen erfolgreich verläuft, ist zu beachten:<br />
1. Es werden Ziele vereinbart, nicht einzelne Tätigkeiten.<br />
2. Ziele werden vereinbart, nicht vorgegeben.<br />
74
3. Ziele müssen qualitativ aber auch quantitativ festgelegt werden.<br />
4. Einzelziele sind in einer Gesamtstrategie eingebettet.<br />
5. Zielsetzungen und verfügbare Mittel sind aufeinander abgestimmt.<br />
6. Zielerreichung wird evaluiert und kontrolliert.<br />
7. Die Evaluation ist Grundlage für die weitere Planung.<br />
<br />
<br />
Kooperation gelingt nur, wenn in den <strong>Seelsorge</strong>teams Rollen- und Aufgabenklarheit, Verlässlichkeit und<br />
Verbindlichkeit gegenüber Abmachungen bestehen. Kooperationen bedingen klare Absprachen. Alle<br />
Beteiligten müssen genau Bescheid wissen, wie ihr Auftrag und ihre Rolle definiert und eingebettet ist in<br />
ein kooperatives Vorhaben und welche Befugnisse zum Auftrag gehören.<br />
Besondere Aufmerksamkeit ist der Intergration der Priester in die Teamarbeit zu schenken. <strong>St</strong>ehen der<br />
<strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> in Zukunft bestenfalls 3 bis 4 Priester zur Verfügung, birgt dies die Gefahr in sich, dass<br />
sie zwischen unterschiedlichen Gottesdienstkulturen in den Pfarreien hin- und herpendeln und ausführen<br />
müssen, was andere entworfen haben. <strong>Seelsorge</strong>teams werden daher sorgfältig auf die Integration der<br />
Priester in die Teamarbeit zu achten haben.<br />
9 Personalplanung und -förderung<br />
Personalpolitisch muss gewährleistet werden, dass für die <strong>Seelsorge</strong>teams fähige und kooperationswillige<br />
Mitarbeiter(innen) gefunden werden können. Ohne eine aktive und zielgerichtete Personalpolitik und <strong>St</strong>ellenbesetzung<br />
von Seiten der Bistumsleitung scheitert das Unternehmen LOS.<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
Die Veränderung im kirchlichen Berufsfeld verlangt neue Berufsqualifikationen, die über die Berufsausbildung<br />
erworben werden müssen.<br />
Eine aktive Personalpolitik gibt sich Rechenschaft über die personellen Ressourcen, die für eine erfolgreiche<br />
Umsetzung des pastoralen Modells “<strong>Seelsorge</strong>einheiten” erforderlich sind.<br />
Eine kooperative Pastoral erfordert eine vorausschauende Personalförderung.<br />
Teamfähigkeit wird zu einem der wichtigsten Selektionskriterien für den pastoralen Dienst.<br />
Bestehende Kooperationen dürfen bei <strong>St</strong>ellenbesetzungen nicht gefährdet werden. Am Prozess der<br />
<strong>St</strong>ellenbesetzungen müssen in geeigneter Weise alle betroffenen Teammitglieder einbezogen werden.<br />
Untereinander muss abgesprochen werden, welche Anforderungen ein (e) Kandidat(in) zu erfüllen hätte.<br />
Neubesetzungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind bereits im Blick auf die Zukunft vorzunehmen. Dies<br />
setzt voraus, dass in einer <strong>Seelsorge</strong>einheit so schnell wie möglich erste Grobkonzepte pastoraler<br />
Zusammenarbeit ausgearbeitet werden.<br />
75
Literaturverzeichnis<br />
Belok Manfred 2002, Zwischen Vision und Planung. Auf dem Weg zu einer kooperativen und lebensweltorientierten<br />
Pastoral. Ansätze und Erfahrungen aus 11 Bistümern in Deutschland, Paderborn<br />
<strong>Dekanat</strong>svorstand des <strong>Dekanat</strong>es Basel-<strong>St</strong>adt 2000, Pastoralkonzept II<br />
<strong>Dekanat</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> 1998, überarbeitete Dringlichkeitsliste zu den pastoralen Schwerpunkten 1997-2002.<br />
Dubach Alfred, Campiche Roland (Hg.) 1993, Jede(r) ein Sonderfall? Religion in der Schweiz, Zürich<br />
Dubach Alfred 2001, Wandel der kirchlichen Sozialform, in: SPI (Hg.) Lebenswerte. Religion und Lebensführung<br />
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