Manuskript (pdf) - WDR 5

DOK 5 – Das Feature: 10./11.03.2013
Arme Irre – Zurück zur Nachkriegspsychiatrie?
O-Ton - Christa Wirtz-Stützer:
Und der stellvertretende Direktor, Dr. Thewalt, war jemand, der hieß auch
Sonnengott, das war sein Spitzname, das war jemand, der hatte so 'ne sehr
militärische Art und dann an Sonn- und Feiertagen lief er dann auch in Uniform
durchs Gelände...
Frage: In was für 'ner Uniform?
Militäruniform. [...] Das war was ganz Wesentliches: Der marschierte durchs
Gelände und patrouillierte im Grunde. Und seine Arbeit bestand im Grunde darin,
sehr hoch zu dosieren mit den Psychopharmaka.
Sprecherin:
Die Zustände in Brauweiler waren bekannt; es gab Beschwerden. Aber ein
Untersuchungsausschuß des Landschaftsverbandes kam 1976 zu dem Schluß, die
Vorwürfe seien "im Wesentlichen unbegründet".
O-Ton - Christa Wirtz-Stützer:
Niemand ist verantwortlich. Jeder der 'n Stück Autorität oder Macht hat, konnte
machen, was er wollte, und es gab keine Reglementierung. [...] Und das war was
Typisches für Brauweiler, daß im Grunde da das Personal des
Landschaftsverbandes sich sammelte, was nirgendwo anders mehr tragbar war.
Und auch aus Arbeitshauszeiten, also nach dem Krieg, da noch Personal war.
Was letztendlich genauso mit den Patienten auch umging.
Sprecherin:
Dann gab es kurz nacheinander zwei Tote. Im Juli 1977 starb der 25jährige Patient
Franz Machwirth unter ungeklärten Umständen, im Januar 1978 die 20jährige Marion
Masuhr an einer Überdosis Psychopharmaka.
Der SSK erstattete Strafanzeige und trug die Fälle mit Demonstrationen und
Flugblättern in die Öffentlichkeit. Der Landschaftsverband sah sich gezwungen,
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012
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