Manuskript (pdf) - WDR 5

DOK 5 – Das Feature: 10./11.03.2013
Arme Irre – Zurück zur Nachkriegspsychiatrie?
wenn dann jemand einkotete oder aus Angst unter sich machte, das wurde dann
auch rigoros bestraft, mit Abspritzen mit kaltem Wasser und solchen Sachen. Und
es ist damals auch ein Patient in dieser Situation an Herzversagen gestorben.
Sprecherin:
Steile Hierarchien, keinerlei Kontrolle, kaum Personal - das erleichterte
Grenzüberschreitungen jeder Art, bis hin zu Mißhandlungen und Folter.
O-Ton - Rainer Kukla:
Ich hab schon auch Patienten gefunden, wo offenkundig Zigaretten ausgedrückt
waren auf der Haut; ich hab gesehen, wie Patienten unter der Dusche mit einem
Kaltwasserstrahl traktiert wurden.
Sprecherin:
Rainer Kukla, 1964 Hilfspfleger im Landeskrankenhaus Süchteln, heute Viersen:
O-Ton - Rainer Kukla:
… ich habe mitbekommen, wie ein Patient eine Packung bekommen hat; das war
damals eine Strafaktion, die sehr berüchtigt war; das heißt ein Patient wurde in
nasse Laken gewickelt, und wenn das trocknet, zieht sich das zusammen und übt
einen unglaublichen Druck aus; [...] - ja gut, die Stationen wurden von den
Pflegern beherrscht.
O-Ton - Christa Wirtz-Stützer:
Therapie, die einem quasi raushilft, konnte ich da nicht feststellen.
O-Ton - Horst Kapellen:
Einmal in der Woche kam die Visite, oder jeden zweiten Tag - einmal in der
Woche kam Oberarztvisite. Oder Chefarztvisite. Und immer: "Hallo wie geht's?
Tschüß, auf Wiedersehen!" Dann waren die fertig.
Frage: Das heißt, im Grunde haben die Sie gar nicht behandelt?
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012
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