Manuskript (pdf) - WDR 5
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DOK 5 – Das Feature: 10./11.03.2013<br />
Arme Irre – Zurück zur Nachkriegspsychiatrie?<br />
Sprecher: Zitat 2<br />
"Ihr allumfassender oder totaler Charakter wird symbolisiert durch Beschränkungen<br />
des sozialen Verkehrs mit der Außenwelt sowie der Freizügigkeit, die häufig direkt in<br />
die dingliche Anlage eingebaut sind, wie verschlossene Tore, hohe Mauern,<br />
Stacheldraht, Felsen, Wasser, Wälder oder Moore. Solche Einrichtungen nenne ich<br />
totale Institutionen [...]. Sie sind Treibhäuser, in denen unsere Gesellschaft versucht,<br />
den Charakter von Menschen zu verändern."<br />
[Erving Goffman: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und<br />
anderer Insassen. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1972, S. 15f., 23]<br />
O-Ton - Horst Kapellen (Psychiatrie-Erfahrener):<br />
1967 in der Uniklinik waren wir in einem Schlafsaal mit circa 12, 13, 14 Betten,<br />
und das schönste war daran, alle die Patienten, die aus der Neurologie im Sterben<br />
lagen, kamen zu uns in die 31 A und das war nicht schön; und da sieht man jede<br />
Woche einen raustragen.<br />
O-Ton - Rainer Kukla (ehemaliger Gesundheitsdezernent des LVR):<br />
Auch das gehört eigentlich zu den Bildern, daß man Schlafsäle fand, wo die<br />
Betten so eng standen, daß überhaupt kein Nachttisch dazwischen paßte.<br />
Sprecherin:<br />
Schlafsäle ohne Privatsphäre, unhygienische und defekte sanitäre Einrichtungen,<br />
eine Zahnbürste für alle (wenn überhaupt), verrottete Bausubstanz in<br />
Gründerzeitgebäuden, Dreck - so sah es in den meisten psychiatrischen Kliniken der<br />
Nachkriegszeit aus. Einige beherbergten 2.000 Patienten und mehr.<br />
Michael Haupt arbeitete 1969 als Hilfspfleger im Landeskrankenhaus Grafenberg:<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012<br />
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zugänglich gemacht ) werden..<br />
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