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Manuskript (pdf) - WDR 5

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DOK 5 – Das Feature: 10./11.03.2013<br />

Arme Irre – Zurück zur Nachkriegspsychiatrie?<br />

O-Ton - Michael Haupt (Pflegeleiter, ehemals Pfleger LKH Grafenberg):<br />

Es hat barbarisch gestunken. [...] Diesen Geruch können, glaub ich, nur Leute<br />

nachvollziehen, die's wirklich auch selbst erlebt haben. Das ist 'ne Mischung aus<br />

mangelnder Körperpflege, Fäkalien und einem Gemäuer, das um die<br />

Jahrhundertwende erbaut wurde und seitdem auch nicht mehr renoviert worden<br />

war. Das kann man schlecht beschreiben, wie das gerochen hat. [schmunzelt]<br />

Sprecherin:<br />

Auf der Station für sogenannte Oligophrene in Düsseldorf-Grafenberg waren rund 80<br />

Menschen untergebracht: Geistig und körperlich Behinderte, Demente, Kinder und<br />

Alte. Manche trugen Anstaltsdrillich; die meisten hinten offene OP-Hemden. Den<br />

Tagesablauf bestimmten Hierarchie und katastrophaler Personalmangel. Auf der<br />

Station regierten die Pfleger.<br />

O-Ton - Michael Haupt:<br />

Das waren also dann pro Schicht drei oder vier Leute, die - ich hätte jetzt fast<br />

gesagt, die sich um die Menschen, die dort lebten, kümmerten. Aber das kann<br />

man nicht wirklich so sagen. Denn das waren über die fünfziger, sechziger Jahre<br />

eingespielte Abläufe, die eigentlich darauf hinausliefen, daß sich das Personal vor<br />

den Eindrücken und vor dem Elend auf dieser Station schützte. Nach allen nur<br />

denkbaren Möglichkeiten.<br />

O-Ton - Christa Wirtz-Stützer:<br />

Mit Bettlaken, da wurden einige fixiert; dann gab's auch diese Lederbänder, die<br />

man auch um diese Bettgestelle machen konnte, wo dann die Füße dran<br />

festgebunden wurden, und auch die Arme. Und dann auch die Körpergurte, die<br />

dann auch mitten um den Körper gemacht worden sind. Wenn man so<br />

festgebunden war, ging nichts mehr, da hatte man keine Bewegungsfreiheit mehr.<br />

Sprecherin:<br />

Christa Wirtz-Stützer, 1976 Sozialpädagogin im Landeskrankenhaus Brauweiler bei<br />

Köln. Patienten wurden damals in erster Linie ruhiggestellt. Psychopharmaka oder<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012<br />

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