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Manuskript (pdf) - WDR 5

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DOK 5 – Das Feature: 10./11.03.2013<br />

Arme Irre – Zurück zur Nachkriegspsychiatrie?<br />

körperlicher Zwang haben sie oft auch seelisch gebrochen. Viele Opfer, die davon<br />

erzählen könnten, sind nicht mehr zu finden. Einen Runden Tisch, der ihre<br />

Geschichte aufarbeitet wie die der damaligen Heimkinder, wird es nicht geben.<br />

Etliche sind früh gestorben - weil sie in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen und<br />

lange schlecht versorgt worden sind, weil sie auf der Straße gelebt haben, weil sie<br />

mit Medikamenten vollgepumpt wurden. Manche sind den Erniedrigungen der<br />

Anstaltspsychiatrie entkommen und wollen nie wieder darüber sprechen. Andere<br />

malen die Erinnerung rosarot - auch ein Überlebensmechanismus.<br />

Einer, der nicht verdrängt hat, ist Horst Kapellen, heute Anfang 60. Seit 1967 war er<br />

immer wieder Patient in den Landeskrankenhäusern Düren und Köln-Merheim:<br />

O-Ton - Horst Kapellen:<br />

Fixieren ist so: Einen Bauchgut kriegt man um, und an den Beinen, rechte und<br />

linke Bein wird am Pfosten vom Bett festgemacht, dann kann man sich kaum<br />

bewegen und nichts, und wenn man dann noch irgendwie laut wird und so was,<br />

dann kriegt man Haldol-Spritze. Die wollten ihre Ruhe haben, die Pfleger.<br />

Frage: Und wenn Sie sich gewehrt haben dagegen?<br />

Dann wurd' man zu fünf, sechs, Mann festgehalten, und dann war das so. Je mehr<br />

man aufbrauste, je mehr man meckerte, um so schlimmer war es.<br />

Frage: Wie lange wurden Sie denn dann so fixiert?<br />

Zwei, drei Stunden. Und dann wurd' man losgelassen, und je nach dem, wenn<br />

man wieder 'n bißchen laut war, wurd' man wieder fixiert.<br />

Frage: Und wenn Sie in der Zeit zum Beispiel mal auf die Toilette mußten?<br />

Ja, hab ich ja auch gesagt, dann mußt ich ins Bett machen, auf Deutsch gesagt! In<br />

den sechziger, siebziger Jahren mußte man - bis da mal einer kam mit 'ner<br />

Urinflasche, die haben nur gesagt: Der spinnt, oder so, oder laß den mal laufen,<br />

laß den mal sein; auch in Merheim war das so.<br />

O-Ton - Christa Wirtz-Stützer:<br />

Das war ja auch damals diese Situation in Bonn im Landeskrankenhaus, wo ja<br />

auch die Patienten teilweise in Säcke gesteckt worden sind, oben zugeknotet, und<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2012<br />

Dieses <strong>Manuskript</strong> einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />

engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das<br />

<strong>Manuskript</strong> weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich<br />

zugänglich gemacht ) werden..<br />

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