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THEMA DES MONATS<br />

Innerstädtische Nachverdichtung<br />

Chancen nutzen!<br />

Urbanität ist immer mit Dichte verbun<strong>de</strong>n. Die Nähe <strong>de</strong>r Infrastruktur ist dabei genauso selbstverständlich<br />

wie die Nähe zum Nachbarn. Einen überzeugten Landbewohner wird man niemals mit <strong>de</strong>n Qualitäten<br />

urbaner Strukturen in die Stadt locken können. Aber Menschen, die städtisches Wohnen bevorzugen, kann<br />

man durchaus mit besseren Qualitäten für das Wohnen in <strong>de</strong>r Stadt interessieren.<br />

Hans-Otto Kraus<br />

Technischer Geschäftsführer<br />

GWG München<br />

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind<br />

Begriffe, die heute bei fast je<strong>de</strong>r Gelegenheit<br />

auftauchen, ob ernst gemeint o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r „political<br />

correctness“ entsprechend verwen<strong>de</strong>t. Im Zusammenhang<br />

mit innerstädtischer Entwicklung zur<br />

Nachverdichtung sind sie aber selbstverständlicher<br />

Bestandteil, quasi systemimmanent.<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>r Größe städtischer Gefüge<br />

steht dabei die optimale Flächennutzung in Zusammenhang<br />

mit vorhan<strong>de</strong>nen Infrastrukturen im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund. Ver-, Entsorgungs- und Verkehrssysteme,<br />

Erschließung, Schulen, Kin<strong>de</strong>rgärten etc.<br />

sind mehr <strong>de</strong>nn je kritischer Kostenbetrachtung<br />

ausgesetzt. Nicht zuletzt wegen <strong>de</strong>r weit verbreiteten<br />

Haushalts- und Finanzprobleme vieler Kommunen.<br />

<strong>Als</strong>o liegt es nahe, vor weiterer Inanspruchnahme<br />

unbebauter, unerschlossener Flächen, die<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Potenziale städtischer Strukturen zu<br />

erkun<strong>de</strong>n und zu nutzen. In einer Stadt wie München,<br />

wo – bei weiterem Wachstum – ein immer<br />

problematischer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Wohnungsmangel<br />

herrscht, ist dies ohnehin ein zwingen<strong>de</strong>r Ansatz.<br />

Dichte o<strong>de</strong>r Qualität?<br />

Das Fachwort „Nachverdichtung“ löst bei <strong>de</strong>n<br />

meisten Betroffenen Unbehagen aus. Man unterstellt<br />

zunächst – verständlicherweise – nur<br />

mehr Dichte, d. h. Enge und daraus folgen<strong>de</strong> Probleme:<br />

An guten Beispielen kann man jedoch im<br />

Gegenzug nachweisen, dass zunehmen<strong>de</strong> Dichte<br />

in urbanen Strukturen nicht automatisch zu einer<br />

Verschlechterung <strong>de</strong>r Wohn- und Lebensbedingungen<br />

führen muss. Wie bei so vielem kommt<br />

es darauf an, wie und mit welchem Qualitätsanspruch<br />

man etwas macht.<br />

Intensivierung baulicher Nutzung<br />

Die Sanierung bzw. Ertüchtigung vieler alter<br />

Quartiere und Gebäu<strong>de</strong> steht nicht nur wegen<br />

<strong>de</strong>r energetischen Herausfor<strong>de</strong>rungen an. Im Zuge<br />

ganzheitlicher Betrachtung und nachhaltiger Bewirtschaftung<br />

ist es durchaus angebracht, über<br />

intensivere bauliche Nutzungen nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Gera<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Aspekt, dass <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n nicht<br />

vermehrbar ist und Mangel an bezahlbaren Wohnungen<br />

herrscht.<br />

Viele Quartiere o<strong>de</strong>r Siedlungen können mit behutsamen<br />

o<strong>de</strong>r auch mit einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Nachverdichtungen<br />

baulich wie strukturell aufgewertet<br />

wer<strong>de</strong>n. Wenn neben funktionalen Wohnungen<br />

auch gut gestaltete sowie vielseitig nutzbare<br />

Freiräume entstehen und attraktive Architektur<br />

entwe<strong>de</strong>r die bisherige I<strong>de</strong>ntität eines Quartiers<br />

erhält o<strong>de</strong>r sogar eine neue schafft, können<br />

selbst intensiver genutzte Quartiere hohe Akzeptanz<br />

verzeichnen. Genügend Beispiele sind<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Deutschen Bauherrenpreises <strong>de</strong>r<br />

AG KOOPERATION aufgezeigt und auch prämiert<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Ein Beispiel aus <strong>de</strong>r Praxis<br />

Die GWG München praktiziert seit rund zehn<br />

Jahren systematische Nachverdichtung in ihren<br />

Quartieren. Ein Wohnquartier aus <strong>de</strong>n 1960er<br />

Jahren wur<strong>de</strong> durch Ergänzungsbauten entlang<br />

<strong>de</strong>s verkehrsbelasteten Mittleren Rings und durch<br />

eine eingeschossige Aufstockung maß- wie wirkungsvoll<br />

nachverdichtet. Nicht nur <strong>de</strong>r nunmehr<br />

entstan<strong>de</strong>ne Schallschutz für die gesamte Siedlung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die 63 zusätzlich geschaffenen<br />

mo<strong>de</strong>rnen, barrierefrei erschlossenen Wohnungen<br />

bewirken eine noch nicht dagewesene<br />

Wohn- und Lebensqualität an dieser Stelle. Die in<br />

diesem Zuge durchgeführten Wärmedämmmaßnahmen<br />

in Kombination mit <strong>de</strong>r Anbringung von<br />

neuen Balkonen komplettieren die Aufwertung.<br />

Die Neugestaltung <strong>de</strong>r Außenanlagen – mit Bau<br />

einer Tiefgarage – trägt ebenfalls zur positiven<br />

Resonanz bei.<br />

Augenmaß bei <strong>de</strong>r Nachverdichtung<br />

Mit diesem Beispiel soll <strong>de</strong>monstriert wer<strong>de</strong>n, dass<br />

in <strong>de</strong>r innerstädtischen Nachverdichtung auch<br />

eine riesige Chance steckt. Mit städtebaulichem<br />

und architektonischem Augenmaß konzipiert und<br />

verantwortungs- und qualitätsvoll umgesetzt,<br />

kann sie Aufwertung und gleichzeitig Nachhaltigkeit<br />

be<strong>de</strong>uten.<br />

11 | 2012<br />

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