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MARKT UND MANAGEMENT<br />
Wohnungsgenossenschaft Wolfen eG<br />
Erfolgreiche Restrukturierung einer<br />
Wohnungsgenossenschaft in Sachsen-Anhalt<br />
Restrukturierungsprozesse gehören in <strong>de</strong>n unternehmerischen Alltag – auch in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Unternehmen in schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen und mit wirtschaftlichen Struktur- sowie<br />
Nachfrageproblemen stehen mitunter vor immensen Herausfor<strong>de</strong>rungen. Wie externe Partner bei <strong>de</strong>r<br />
Analyse, <strong>de</strong>r betrieblichen Restrukturierung und <strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>r Umfinanzierung helfen können, zeigt<br />
ein Beispiel aus Wolfen.<br />
Sven Stüwe<br />
BBT GmbH, Berlin<br />
Sebastian Schnei<strong>de</strong>r<br />
BBT GmbH, Berlin<br />
Die Region Bitterfeld-Wolfen, in welcher die<br />
Wohnungsgenossenschaft Wolfen eG (WGW) ihren<br />
Immobilienbestand bewirtschaftet, hat seit<br />
<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> im Jahr 1990 einen dramatischen<br />
Strukturwan<strong>de</strong>l mit spürbaren Auswirkungen<br />
auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt (überdurchschnittlich<br />
hoher Leerstand) zu verkraften, <strong>de</strong>ssen negative<br />
Folgen auch heute noch anhalten. Die WGW hat<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rprogramms Stadtumbau<br />
Ost auf diese Entwicklung durch <strong>de</strong>n Abriss von<br />
mehr als 3.700 Wohnungen reagiert und ihren Bestand<br />
so seit 1990 um ca. 30 % verringert. Trotz<br />
dieses Rückbaus konnte die WGW ihre Vermietungssituation<br />
nicht wesentlich verbessern, da<br />
<strong>de</strong>m Abriss eine weiterhin sinken<strong>de</strong> Anzahl vermieteter<br />
Wohnungen im verbleiben<strong>de</strong>n Bestand<br />
gegenüberstand. Die Leerstandsquote schwankte<br />
in diesen Jahren zwischen 25 und 30 %.<br />
Zum 31. Dezember 2009 bzw. 30. Juni 2010 liefen<br />
die Zinsfestschreibungen fast aller Darlehen<br />
<strong>de</strong>r WGW aus. Gleichzeitig en<strong>de</strong>te auch <strong>de</strong>r mit<br />
<strong>de</strong>n Altgläubigern auf <strong>de</strong>r Basis eines früheren,<br />
durch die Genossenschaft selbst erstellten Restrukturierungskonzeptes<br />
vereinbarte Zinsverzicht.<br />
Eine Fortführung <strong>de</strong>r Finanzierung machten<br />
zwei Hauptkreditgeber von einem überarbeiteten<br />
Restrukturierungskonzept mit positiver Fortführungsprognose<br />
und einer <strong>de</strong>taillierten langfristigen<br />
Unternehmensplanung abhängig, erstellt<br />
durch ein unabhängiges Beratungsunternehmen.<br />
Beauftragung<br />
eines Restrukturierungskonzepts<br />
Vor diesem Hintergrund beauftragte die WGW<br />
die BBT Treuhandstelle <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s Berliner<br />
und Bran<strong>de</strong>nburgischer Wohnungsunternehmen<br />
GmbH (BBT) im August 2009 mit <strong>de</strong>r Erstellung<br />
einer langfristigen Unternehmensplanungsrechnung<br />
2009 bis 2020 sowie eines Restrukturierungskonzeptes.<br />
Im Detail umfasste die Beauftragung<br />
folgen<strong>de</strong> Teilbereiche:<br />
• Portfolioanalyse zur Ableitung von Objektstrategien<br />
und Definition eines strategischen<br />
Kernbestan<strong>de</strong>s,<br />
• objektkonkrete Unternehmensplanungsrechnung<br />
in drei Szenarien unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r Portfolioanalyse,<br />
• Bewertung <strong>de</strong>s Besicherungsbestan<strong>de</strong>s und<br />
Analyse <strong>de</strong>r Darlehens- und Besicherungssituation,<br />
• Organisationsanalyse/Restrukturierungskonzept.<br />
Im Zeitraum von August 2009 bis Februar 2010<br />
erfolgte die Erarbeitung <strong>de</strong>s Restrukturierungskonzeptes<br />
unter intensiver Einbeziehung <strong>de</strong>s Vorstands<br />
und <strong>de</strong>r Mitarbeiter <strong>de</strong>r WGW. So wur<strong>de</strong><br />
u. a. mit Hilfe <strong>de</strong>r Portfolioanalyse (mittels <strong>de</strong>r<br />
Planungs- und Portfoliomanagementsoftware<br />
„Avestrategy“ <strong>de</strong>r BBT) <strong>de</strong>r Wohnungsbestand in<br />
Kern-, Investitions- und Desinvestitionsbestand<br />
segmentiert und diesbezügliche Objektstrategien<br />
erarbeitet. Diese flossen anschließend in die<br />
langfristige Unternehmensplanung ein, welche<br />
wie<strong>de</strong>rum die Basis für die zukünftige Unternehmensstrategie<br />
bil<strong>de</strong>te. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> – aufbauend<br />
auf <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Portfolioanalyse und <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensplanungsrechnung – auch die Bewertung<br />
<strong>de</strong>s zukünftig zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />
Besicherungsbestan<strong>de</strong>s vorgenommen. Den Beleihungswerten<br />
wur<strong>de</strong>n anschließend die Einzel- und<br />
Gesamtgrundschul<strong>de</strong>n sowie die konkreten Darlehen<br />
<strong>de</strong>r Einzelgläubiger unter Berücksichtigung<br />
von Querverhaftungen gegenübergestellt.<br />
Parallel hierzu wur<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>r Organisationsanalyse<br />
die Unternehmensstruktur <strong>de</strong>r WGW<br />
untersucht. Auch wur<strong>de</strong>n mögliche Optimierungspotenziale<br />
in Bezug auf die Aufbauorganisation<br />
und <strong>de</strong>m damit verbun<strong>de</strong>nen Personaleinsatz<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert. Dies erfolgte in einem engen Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Portfolioanalyse im Hinblick<br />
auf die Größe <strong>de</strong>s zukünftigen Kernbestands und<br />
daraus resultieren<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlicher Mitarbeiteranzahl.<br />
Die Ergebnisse flossen maßgeblich in<br />
die Personal- und Verwaltungskostenplanung <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensplanungsrechnung ein.<br />
Ergebnisse<br />
In Relation zur Unternehmensgröße war <strong>de</strong>r Personalbestand<br />
zu hoch und das Gehaltsniveau für<br />
die Region Bitterfeld-Wolfen überdurchschnittlich.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Beleihungswertermittlung<br />
wur<strong>de</strong> für die Altgläubiger eine Beleihungslücke<br />
(Unterbesicherung) in Höhe von rund 31 Mio. €<br />
festgestellt. In Kombination mit <strong>de</strong>r begrenzten<br />
78 11 | 2012