Umweltbildung und -erziehung in Kindertageseinrichtungen
Umweltbildung und -erziehung in Kindertageseinrichtungen
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Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
durch Lernen im Dialog<br />
<strong>und</strong> sozialen Austausch (Ko-Konstruktion)<br />
Der Bayerische Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsplan<br />
baut auf e<strong>in</strong>em ko-konstruktiven Lernansatz<br />
auf (vgl. BayBEP, 2010, S. 31ff). Dabei<br />
wird davon ausgegangen, dass sich der Aufbau<br />
von Wissen <strong>und</strong> das Verstehen von Gegebenheiten,<br />
Situationen, Deutungen <strong>und</strong><br />
Bedeutungen im sozialen Austausch vollziehen.<br />
In offenen Dialogen, im Austausch<br />
von Perspektiven <strong>und</strong> Vorstellungen werden<br />
geme<strong>in</strong>same Ziele ausgehandelt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Verständigung auf das für alle Bedeutsame<br />
herbeigeführt. An Ko-Konstruktionsprozessen<br />
s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Erwachsene (Erzieher,<br />
Eltern, Experten u. a.) zugleich aktiv beteiligt<br />
(Demokratiepr<strong>in</strong>zip/BayBEP S. 34f).<br />
Jedes e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d bereichert den Ko-<br />
Konstruktionsprozess mit se<strong>in</strong>er ganz<br />
eigenen Perspektive auf e<strong>in</strong>en Sachverhalt.<br />
Vielfältige <strong>und</strong> unterschiedliche Perspektiven<br />
können so zur Erweiterung <strong>in</strong>dividueller<br />
Denk- <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten beitragen<br />
<strong>und</strong> ebenso zur Entwicklung der Denk<strong>und</strong><br />
Handlungsmöglichkeiten der Lerngeme<strong>in</strong>schaft<br />
führen. Entscheidend für den<br />
Lernertrag des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des ist, dass es<br />
mit se<strong>in</strong>en ganz speziellen Erfahrens- <strong>und</strong><br />
Denkweisen, se<strong>in</strong>en Wissensvoraussetzungen,<br />
Interessen <strong>und</strong> lebensweltlichen <strong>und</strong><br />
kulturellen Bezügen an die geme<strong>in</strong>samen<br />
Überlegungen anknüpfen kann <strong>und</strong> zu<br />
weiterführenden Reflexionen angeregt wird.<br />
Nur wenn die „ganze Perspektive“ des K<strong>in</strong>des<br />
im Lernprozess Berücksichtigung f<strong>in</strong>det,<br />
wenn Aufgaben <strong>in</strong>dividuell anschlussfähig<br />
s<strong>in</strong>d, will <strong>und</strong> kann das K<strong>in</strong>d sich <strong>in</strong> vollem<br />
Umfang se<strong>in</strong>en Aufgaben zuwenden (vgl.<br />
Hellfritsch, 2007).<br />
Erwachsene bzw. kompetentere Lernpartner<br />
werden beim Lernen durch sozialen Austausch<br />
als die wichtigsten Mittler bei der<br />
Wissenskonstruktion des K<strong>in</strong>des gesehen<br />
(vgl. Vygotsky, 1987). K<strong>in</strong>der oder Erwachsene,<br />
die mehr über e<strong>in</strong>en bestimmten<br />
Sachverhalt wissen, die weiterführende Fragen<br />
stellen, die das Nachdenken anregen,<br />
die neue Perspektiven auf e<strong>in</strong>en Sachverhalt<br />
öffnen, können das K<strong>in</strong>d zum Denken auf<br />
dem nächsthöheren Niveau herausfordern.<br />
Wird diese „Zone der nächsten Entwicklung“<br />
betreten, wird die Entwicklung bestehender<br />
Problemlösefähigkeiten unterstützt.<br />
Aufgabe der pädagogischen Fachkraft ist es,<br />
im sozialen Austausch mitzuwirken <strong>und</strong> ihn<br />
gleichzeitig zu unterstützen. Durch weiterführende<br />
Fragen ermutigt sie die K<strong>in</strong>der Hypothesen<br />
aufzustellen (z. B. über den Gr<strong>und</strong><br />
dafür, dass Raupen sich an Brennnesseln<br />
nicht verbrennen), regen zur Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit verschiedenen Vorstellungen <strong>und</strong><br />
zum F<strong>in</strong>den geme<strong>in</strong>samer Lösungen an. Die<br />
Qualität des <strong>in</strong>dividuellen Lernfortschritts ist<br />
dabei von der Qualität der Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> der Interaktionen zwischen den Beteiligten<br />
bee<strong>in</strong>flusst. Insofern werden Sprache <strong>und</strong><br />
Gespräch zu zentralen, Lern- <strong>und</strong> Bildungsprozesse<br />
steuernden Elementen (vgl. Textor,<br />
2000; Siraj-Blatchford, 2007).<br />
Umweltpädagogische Ansätze, die alle<strong>in</strong> die<br />
Begegnung mit der Natur, die Erfahrungen<br />
mit Tieren <strong>und</strong> Pflanzen <strong>und</strong> den Umgang<br />
mit Naturmaterialien <strong>in</strong>s Zentrum stellen,<br />
greifen vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zu kurz.<br />
Auch Ansätze, die die sozialen Interaktionen<br />
der K<strong>in</strong>der untere<strong>in</strong>ander als das alle<strong>in</strong> Entscheidende<br />
sehen, s<strong>in</strong>d aus dieser Perspektive<br />
nicht h<strong>in</strong>reichend, (umweltpädagogische)<br />
Bildungsprozesse anzuregen. Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung greift die Pr<strong>in</strong>zipien<br />
des ko-konstruktiven Lernansatzes auf<br />
<strong>und</strong> trägt dazu bei, dass K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> tiefer<br />
gehendes Verständnis von Lebenszusammenhängen<br />
entwickeln, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
der Orientierung an Werten selbstgesteuertes<br />
Denken aufbauen <strong>und</strong> die erworbenen<br />
Kompetenzen <strong>in</strong> verantwortungsvolles<br />
Alltagshandeln umsetzen können (Lernmethodische<br />
Kompetenz/BayBEP S. 66ff).<br />
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