Umweltbildung und -erziehung in Kindertageseinrichtungen
Umweltbildung und -erziehung in Kindertageseinrichtungen
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Biologische<br />
Vielfalt<br />
• Wenn man sich ruhig verhält, ke<strong>in</strong>e<br />
schnellen Bewegungen macht <strong>und</strong> die<br />
Tiere nicht anatmet, kann e<strong>in</strong>em deshalb<br />
auch nichts passieren.<br />
Stolz zu wissen, wie man sich <strong>in</strong> Gegenwart<br />
von Wespen gefahrenfrei verhält, berichten<br />
die K<strong>in</strong>der der Erzieher<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Erkenntnis:<br />
• Die Wespe hat, anders als die Biene,<br />
ke<strong>in</strong>en Widerhaken an ihrem Stachel.<br />
Nach e<strong>in</strong>em Stich bleibt dieser deswegen<br />
im Körper des Tieres.<br />
Mit dem neu gewachsenen Mut kommt e<strong>in</strong>e<br />
neue Frage auf: „Kann man die Tiere auch<br />
füttern?“<br />
Die Gruppe will es ausprobieren. An e<strong>in</strong>er<br />
gut zu beobachtenden Stelle wird e<strong>in</strong> Stück<br />
Wurst <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Stück Sch<strong>in</strong>ken auf e<strong>in</strong>em<br />
Teller bereitgelegt. Die K<strong>in</strong>der wissen:<br />
„Wenn es e<strong>in</strong>en Wespenstaat <strong>in</strong> der näheren<br />
Umgebung gibt, werden welche kommen“.<br />
Die K<strong>in</strong>der warten auch nicht lange. Sie<br />
stehen <strong>in</strong> sicherer Entfernung <strong>und</strong> beobachten,<br />
wie sich die Wespen Fleischstückchen<br />
abtrennen <strong>und</strong> wegtransportieren. Die<br />
K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d begeistert. Sie wissen um das<br />
Verhalten der Wespen.<br />
E<strong>in</strong>e tote Wespe<br />
Wenige Tage später entdecken e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der<br />
beim Spielen im Haus e<strong>in</strong>e tote Wespe. Sie<br />
legen sie auf e<strong>in</strong> Blatt Papier <strong>und</strong> untersuchen<br />
sie mit Hilfe e<strong>in</strong>er Lupe. Farben <strong>und</strong><br />
Form des Tieres werden genau betrachtet<br />
<strong>und</strong> anschließend im Bestimmungsbuch<br />
nach dem Namen der Wespe geschaut: Es<br />
ist e<strong>in</strong>e Sächsische Wespe, auch Hauswespe<br />
genannt.<br />
„Wie lange leben Wespen eigentlich?“,<br />
fragen die K<strong>in</strong>der.<br />
Die Erzieher<strong>in</strong> erklärt, dass das Leben e<strong>in</strong>er<br />
Wespe viel kürzer ist als das e<strong>in</strong>es Menschen.<br />
Es dauert <strong>in</strong> der Regel vom Frühl<strong>in</strong>g<br />
bis zum Herbst e<strong>in</strong>es Jahres.<br />
An e<strong>in</strong>em lichten Platz <strong>in</strong> der Hecke schaufeln<br />
die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Loch <strong>und</strong> beerdigen<br />
das Insekt dar<strong>in</strong>. Sie stecken e<strong>in</strong> zusammengeb<strong>und</strong>enes<br />
Kreuz aus kle<strong>in</strong>en Ästen dazu.<br />
Das Wissen über die Lebensweise der Wespen<br />
nehmen die K<strong>in</strong>der mit zu ihren weiteren<br />
Begegnungen mit Insekten. Sie wirken<br />
ruhiger <strong>und</strong> erklären jedem, der sich Wespen<br />
ängstlich nähert, was sie gelernt haben.<br />
Dokumentation <strong>und</strong> Reflexion<br />
Mit Hilfe der E<strong>in</strong>tragungen im „Wiesenbuch“<br />
können die K<strong>in</strong>der den durchlaufe -<br />
nen Lernprozess aus ihrer eigenen Perspektive<br />
immer wieder nachverfolgen. Sie<br />
können rekonstruieren, was sie z. B. über<br />
Wespen, Raupen, Brennnesseln <strong>und</strong> Fallobst,<br />
Wiesenblumen, Kellerasseln, Marienkäfer,<br />
Regenwürmer <strong>und</strong> Ameisen gelernt<br />
haben. Die Dokumentation der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Lernschritte, der Austausch der K<strong>in</strong>der untere<strong>in</strong>ander<br />
sowie mit der Erzieher<strong>in</strong> macht<br />
ihnen bewusst, wie Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt<br />
aufe<strong>in</strong>ander bezogen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wie sie sich<br />
gegenseitig bed<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>sichtig wird ihnen,<br />
wie wichtig es ist, die Artenvielfalt, den<br />
Reichtum der Natur zu schützen <strong>und</strong> hierfür<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Die K<strong>in</strong>der führen sich vor Augen, wie sich<br />
jedes K<strong>in</strong>d im Verlauf des Projektes auf se<strong>in</strong>e<br />
eigene Weise die D<strong>in</strong>ge aneignete, dass sich<br />
jedes mit se<strong>in</strong>en speziellen Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Grenzen e<strong>in</strong>brachte. Allen wird bewusst,<br />
sie haben geme<strong>in</strong>sam viel gelernt <strong>und</strong> dabei<br />
war jeder E<strong>in</strong>zelne wichtig.<br />
Nachfragen der Erzieher<strong>in</strong>nen wie „Wisst ihr<br />
noch, wie ihr herausgef<strong>und</strong>en habt, warum<br />
das Gänseblümchen bei Regen se<strong>in</strong>e Blüte<br />
schließt?“ regen die K<strong>in</strong>der an zu reflektieren,<br />
wie sie sich Informationen beschafft<br />
haben, welche Mittel (z. B. Sachbücher, Internet,<br />
Experten) ihnen auf dem Lösungsweg<br />
hilfreich waren.<br />
Letztlich erkennen sie, dass ihre Erkenntnisse<br />
nicht nur für E<strong>in</strong>zelne, sondern für alle<br />
<strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d. Sie machen den Vorschlag,<br />
<strong>in</strong> jeden Morgenkreis e<strong>in</strong>e Gedanken- <strong>und</strong><br />
Erfahrungsr<strong>und</strong>e e<strong>in</strong>zubauen.<br />
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