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Heft 3/2008

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LESLE – Fritz-Reuter-Preis <strong>2008</strong> für Gerd Spiekermann<br />

Für ihn gibt es keine Tabus. Auch nicht, als es darum ging, politische<br />

Verstrickungen der Plattdeutsch-Eliten aufzudecken. Was ohnehin nur<br />

zögerlich und mit Verzug geschah: 1994 erscheint die erste umfassende<br />

Studie zum prekären Komplex ”Niederdeutsch und Nationalsozialismus”.<br />

Zwischen der Vergemeinschaftungs-Strategie der Niederdeutschen<br />

Bewegung und dem Rasse-Nationalismus des NS-Staates hat es<br />

vielfach Analogien gegeben. Gerd Spiekermann verfasst für das Werk<br />

einen wissenschaftlichen Beitrag, er analysiert und bewertet plattdeutsche<br />

Rundfunk-Programme aus dieser Zeit. Sein Fazit: Damals wurde<br />

Platt auch im Funk zur ‚Waffe’ gegenüber allem, was in der Niederdeutsch-Bewegung<br />

bereits seit dem 1. Weltkrieg als ‚artfremd’ denunziert<br />

wurde.<br />

Jüngst erschienen: Sein kenntnisreiches Buch über das Ohnsorg-Theater,<br />

zum Hundertsten, eine Art Liebeserklärung. Spiekermann verdanken<br />

wir eine Theater-Chronik, die diesen Namen wirklich verdient.<br />

Etliche haben sich im Laufe der Zeit daran versucht, die Geschichte<br />

dieses Theaters kurzweilig nach zu zeichnen. Immer haben sie sich<br />

von ihrer uneingeschränkten Empathie leiten lassen. Demgegenüber<br />

scheut sich der Chronist Spiekermann nicht, auch die blinden Flecken<br />

in der Historie in den Blick zu nehmen: „Heute erscheint die Geschichte<br />

dieses Theaters (...) wie eine glatte Erfolgsstory (...). Tatsächlich ist<br />

sie aber ebenso eine Geschichte von Irrwegen, Fehlentscheidungen<br />

und menschlichen Schwächen.“ Spiekermann redet um diese Irrwege<br />

nicht herum und zeigt gerade so, warum ihm an der Plattdeutsch-Bühne<br />

in den Großen Bleichen und ihren Protagonisten so viel liegt.<br />

Was an solcher Art publizistischem Ethos einmal mehr deutlich wird:<br />

Gerd Spiekermann ist weder Schönfärber noch Wahrheitsverschlepper.<br />

Nicht nur, dass er sein schriftstellerisches, publizistisches und kabarettistisches<br />

Handwerk in seltener Meisterschaft beherrscht. Er ist –<br />

bei allem Erfolg – das geblieben, was er immer war: im höchsten Maß<br />

integer.<br />

Gerd, Du hest düssen Pries verdeent as man een. Maak dor wat vun ...<br />

un Kumpelmenten!<br />

14<br />

Quickborn308-1.Korr.<br />

14<br />

22.09.<strong>2008</strong>, 9:49 Uhr

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