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Heft 3/2008

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MEIER – Vom Mundartlexikographen und seinen Helfern<br />

“Hamburger Abendblatt” auch Ergebnisse veröffentlichten. Als wir mitteilten,<br />

dass mit dem Substantiv Finn die Trichine bezeichnet werde,<br />

wurde uns mit Hinweis auf die entsprechende Fachliteratur bedeutet,<br />

dass Finn (hd. Finne) nur der junge Bandwurm, nicht die später sich<br />

bildende Trichine sei. Wir sahen uns veranlasst deutlich zu machen,<br />

dass die Mundart in aller Regel so feine Unterschiede, wie die Fachsprache<br />

sie kennt, nicht nachvollzieht, unser mehrfach bestätigter Befund<br />

also durchaus glaubhaft sei.<br />

Probleme hatten Personen des Typs der Bekennenden auch mit der oft<br />

gegebenen Synonymenvielfalt, also mit der Vielfalt von Bezeichnungen<br />

für ein und dieselbe Sache. Sie hatten z.B. für den Schluckauf eine<br />

vertraute Bezeichnung und ließen andere wie etwa Slucken, Hicken oder<br />

Kluckop nur ungern gelten. Ein Einsender hielt unsere ganze Umfrage<br />

denn auch für ziemlich unsinnig. Er schrieb uns: “Vor 25 Jahren waren<br />

schon einmal Fragen dieser Art in einer Zeitung zu lesen. Die Deutungen,<br />

die hochdeutsche Forscher oder Wissenschaftlicher manchen Worten<br />

gaben, waren oft konstruiert und hatten mit Platt nichts zu tun. Auch<br />

in Ihrem Werk wird es Irrtümer geben, man sieht es an den Antworten<br />

ihrer Leser, die teilweise wiedergegeben wurden.”<br />

Der Lexikograph ist nicht ganz glücklich mit diesem Typ von Helfern,<br />

weil sie sich über den Zweck des Wörterbuchs, das den ortsspezifischen<br />

Wortgebrauch dokumentieren soll, nicht hinreichend im Klaren<br />

sind. Nun wäre dies nicht weiter problematisch, wenn sich die betreffenden<br />

Einsender – wie in den aufgezeigten Beispielen – stets als diesem<br />

Typ zugehörig zu erkennen gäben. Das ist in den meisten Fällen<br />

jedoch nicht der Fall. Grundsätzlich ist also eine kritische Prüfung aller<br />

Meldungen angezeigt. Sie besteht u.a. darin, dass nur Wörter, Wortverbindungen<br />

und deren Gebrauchsweisen Eingang ins Wörterbuch<br />

finden, die jeweils von mehreren Gewährsleuten bezeugt sind (Belege<br />

aus Fachmundarten können eine Ausnahme bilden). Keine Chance hat<br />

z.B. eine Meldung, die wir auf unsere Frage nach Leckklüten erhielten<br />

(Leckklüten, auch Klackerklüten genannt, sind kleine Mehlklöße in der<br />

Milchsuppe; sie werden gemacht, indem man den angerührten Teig in<br />

die Suppe tropfen lässt); die Meldung lautete, wörtlich zitiert: “Leckklüten<br />

(hier singularisch begriffen) ist ein Lolli, jedoch dreifach so groß<br />

wie Kojak ihn zu lutschen pflegte.”<br />

Ich komme zum dritten Typ, zu den Kombinierenden. Sie sind manchmal<br />

mehr, manchmal weniger in der Mundart zu Hause. Was sie eint und<br />

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Quickborn308-1.Korr.<br />

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22.09.<strong>2008</strong>, 9:49 Uhr

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