Heft 3/2008
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Laudatio auf Prof. Dr. Jürgen Meier – SCHRÖDER<br />
Stelle stehen natürlich Hafen und Schifffahrt und der damit zusammenhängende<br />
Handel und das entsprechende Gewerbe, die Fischer, die<br />
Schiffsausstatter, die Hafenarbeiter, die Handwerker im und am Hafen.<br />
In den Vier- und Marschlanden kommen Gemüsebau und Gärtnerei<br />
als Bereiche hinzu, deren Wortschatz wir im sprachlichen Alltag des<br />
18. und 19. Jahrhunderts auf den Märkten finden, wo die Händler ihre<br />
Waren ausriefen und so vielfältiges Material für das Wörterbuch lieferten.<br />
Auch die Bezeichnungen für topographische Besonderheiten<br />
der Stadt dokumentiert das Wörterbuch wie beispielsweise den Jungfernstieg<br />
oder die Michaeliskirche, den Michel. Das städtische Alltagsleben<br />
in den Häusern wird ebenso dokumentiert wie die städtische<br />
Festkultur. Schließlich fehlen auch nicht die markanten stadtbekannten<br />
Persönlichkeiten wie der Wasserträger Hummel. Sie kennen alle<br />
den Gruß Hummel, Hummel, den die Hamburger auf verschiedene<br />
Weise beantworten, traditionell aber mit – – – Auf Hamburgs Wohlergehn,<br />
oder die Zitronenjette, die Ende des 19. Jahrhunderts auf den<br />
Straßen und in den Lokalen Zitronen verkaufte. Auch die verschiedenen<br />
Synonyme für den Hamborger Jung finden Sie im Wörterbuch und<br />
können daraus viel über den Alltag auf den Straßen erfahren: Da ist<br />
der Buttje zu nennen – so wird ein ”kecker, frecher Junge/ Schlingel”<br />
bezeichnet oder ein ”Junge der sich auf den Straßen herumtreibt”.<br />
Dafür kennt das Hamburgische Plattdeutsch auch den Ausdruck Strotenkeuter.<br />
Wird der Buttje etwas älter, so bezeichnet man ihn als Dietlein,<br />
als ”einen Jugendlichen, der gerne randaliert und sich prügelt”,<br />
als ”Halbstarken”; ein Buttje kann aber auch ein Briet sein, ein ”Rüpel”,<br />
der wie der Lööv als Gelegenheitsarbeiter auf den Märkten zu<br />
finden ist und gegen ein kleines Trinkgeld dabei behilflich ist, die<br />
Waren zu transportieren. Dass das Wort ”Trinkgeld” hier wohl wörtlich<br />
genommen werden kann, zeigen die Belege: Das Wörterbuch verzeichnet<br />
als feste Wortverbindung dreug as de Kehl von een Lööv ”trocken<br />
wie die Kehle eines Löwen” und blau as’n Hoppenmarktslööv<br />
”blau/betrunken wie ein Hopfenmarktlöwe”.<br />
Die traditionelle internationale Vernetzung Hamburgs durch Handel<br />
und Hafen oder auch durch Zuwanderer aus verschiedenen Ländern<br />
und Regionen schlägt sich im Wörterbuch durch Entlehnungen nieder.<br />
So stammen Wörter wie Bugseer für ”Schlepper/Bugsierschiff”,<br />
Buscherump für das Fischerhemd und suutje für ”sacht, langsam” aus<br />
dem Niederländischen, Schisslaweng für ”Schwung” und Oomidoom<br />
für ”Wäschestärke” und auch ”Ohnmacht” aus dem Französischen, die<br />
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Quickborn308-1.Korr.<br />
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22.09.<strong>2008</strong>, 9:49 Uhr