Heft 3/2008
Heft 3/2008
Heft 3/2008
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MEIER – Vom Mundartlexikographen und seinen Helfern<br />
Gruppe der Gewährsleute. Sie sind die wichtigsten Zeugen für den aktuellen<br />
Mundartgebrauch. Für den älteren Mundartgebrauch ist der Lexikograph<br />
natürlich allein auf schriftliche Quellen angewiesen. Sie sind<br />
besonders wertvoll dann, wenn es sich bei ihnen – wie etwa bei älteren<br />
Mundartwörterbüchern – um Aufzeichnungen von Gehörtem handelt 6 .<br />
Doch bleiben wir beim aktuellen Sprachgebrauch. Die Befragung der<br />
Gewährsleute kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:<br />
1. durch die direkte Befragung, bei welcher der Sprachdatensammler<br />
von Person zu Person geht und entweder nach dem Gebrauch bestimmter<br />
Mundartwörter oder – anders herum – nach der mundartlichen Bezeichnung<br />
bestimmter Sachen fragt. Die Antworten wurden früher handschriftlich<br />
aufgezeichnet, heute bedient man sich in aller Regel des Tonbandgeräts.<br />
Diese Art der Sprachdatenerhebung ist natürlich sehr zeitaufwendig;<br />
sie wird deshalb meist ergänzt<br />
2. durch die indirekte Befragung mittels Fragebögen, die an die Gewährsleute<br />
verschickt werden. Diese Fragebögen bestehen – analog zur direkten<br />
Befragung – entweder aus Wortlisten mit der Bitte, diesen Wörtern<br />
Bedeutungen zuzuschreiben und Beispielsätze zu liefern, oder aus<br />
der Beschreibung von Sachen mit der Bitte, die mundartlichen Bezeichnungen<br />
für diese Sachen zu notieren. Bei der letzteren Aufgabe stehen<br />
die Gewährsleute natürlich vor dem bereits erwähnten Schreibproblem.<br />
Die Aufforderung, weitestgehend so zu schreiben, wie man spricht, hilft<br />
meist über Hemmnisse hinweg und beschert dem Lexikographen ziemlich<br />
authentisches Material.<br />
Eine 3. Art der Sprachdatenerhebung ist das freie Gespräch. Dabei gibt<br />
man den Gewährsleuten die Gelegenheit, über bestimmte Themen frei<br />
zu reden und hält diese Äußerungen mit dem Tonbandgerät fest. Mit<br />
dieser Methode sind unter der Leitung von Professor Dr. Dieter Möhn<br />
z.B. viele Bewohner Altenwerders aufgenommen worden, bevor dieser<br />
Ort der Hafenerweiterung zum Opfer fiel und seine Mundart somit zum<br />
Aussterben verurteilt war.<br />
Für unser Hamburgisches Wörterbuch sind auch die beiden ersten, also<br />
alle drei Formen der Sprachdatenerhebung genutzt worden. Eine Variante<br />
der indirekten Befragung bot sich mir, als ich im Jahr 1978 die Gelegenheit<br />
erhielt, das “Hamburger Abendblatt” für eine Umfrage zu nutzen.<br />
Günter Harte, der mit seiner wöchentlich erscheinenden plattdeutschen<br />
Kolumne “Lütt beten Platt mit’ Abendblatt” bereits in der Zeitung<br />
vertreten war, konnte bei der Redaktion eine weitere wöchentlich er-<br />
26<br />
Quickborn308-1.Korr.<br />
26<br />
22.09.<strong>2008</strong>, 9:49 Uhr