Heft 3/2008
Heft 3/2008
Heft 3/2008
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Rezensionen<br />
die große Schrift insofern passt, als<br />
seine Leser sich erinnern werden<br />
und gern werden erinnern wollen<br />
und möglichst unbeschwert ohne<br />
Brille und Hörhilfe, die hier ohnehin<br />
nicht gefragt ist wie etwa beim Fernsehen,<br />
und die alle langsam und bewusst<br />
das weiter verinnerlichen lässt,<br />
was ihnen vertraut ist. Eine religiöse,<br />
eine künstlerische und eine sprachliche<br />
Erinnerung, die sprachliche<br />
Analysen herausfordert, wie sie in<br />
Ludwigsens Generation viele Jahre<br />
sehr intensiv betrieben worden sind<br />
und in Heideggers Sprachphilosophie<br />
einen Höhe- und Angelpunkt<br />
hatten.<br />
Die ersten Worte animieren mit dem,<br />
was man kennt und doch erstaunt in<br />
neuer Form erlebt, denn märkisches<br />
Platt ist wenig verbreitet: “Am Anfang,<br />
ääger dat die Welt was, / Dao was Hei,<br />
dää “dat Wort” es. / Hei was bi Guott /<br />
Van Anfang ån, / Dao was hei bi<br />
Guott.” (S. 7) Die Vorgänge klingen so<br />
nicht nach Philosophie und werden<br />
durch Alltagssprache bedenkenswert:<br />
“Owwer sei [die zwei Emmausjünger]<br />
nöüdigeren ’ne, hei möche<br />
duoch bi ’ne üowwer Nacht bliwen:<br />
“Häär, bliff duoch bi uns, denn dat well<br />
düüster wääen un de Dagg es am<br />
Enne!” Dao gongk hei met rin, as wann<br />
hei bi ’ne bliwen woll. Un as se bim<br />
Aowenbroud sääten, dao nahm hei dat<br />
Brout, sprak dat Dankgebäit und däilere<br />
dat Brout met ’ne. – Dao göngen<br />
iehnen die Ougen op – un dao was<br />
iehnen dat bewietten, dat hei dat was.<br />
Owwer in diämselftigen Ougenblick<br />
was hei verschwunnen.”<br />
Horst Ludwigsen hat ein schönes kleines<br />
Werk geliefert, eine Art Gesamtkunstwerk,<br />
zu dem seine Bibeldeutung<br />
gehört. Ich bin froh, es gelesen<br />
und angesehen zu haben, empfehle es<br />
also allen ähnlich Gestimmten. Es<br />
mag mancherlei Betrachtern und Lesern<br />
etwas geben, dass zu einem guten<br />
Teil mit der Via dolorosa, dem<br />
Kreuzweg zu tun haben wird, von dem<br />
ich jetzt gar nichts gesagt habe. Er hat<br />
in katholischen Kirchen und Wallfahrtsorten<br />
14 Stationen. Der Rahmen<br />
freilich ist in dieser Form Horst Ludwigsens<br />
Beigabe, erinnert an ein in<br />
allen Jugendverbänden mit Recht<br />
sehr beliebtes religiöses deutsches<br />
“Volkslied”.<br />
Horst Ludwigsen, Via dolorosa van<br />
Jerusalem nach Emmaus, Linolschnitte<br />
un die bellangriksten Stien<br />
vam Liden un Stiärwen Jesu Christi ut<br />
diäm Niggen Testament (in miärkischwestfäölischem<br />
Plattdüütsch ut diär<br />
Luther-Bibel un diär latinschen Vulgata),<br />
Heimatbund Märkischer Kreis, Altena<br />
2007.<br />
Franz Schüppen<br />
50. Jahresgabe der Klaus-Groth-<br />
Gesellschaft<br />
Ein Jahrbuch, das einer literarischen<br />
Vereinigung in besonderer Weise<br />
Ehre macht, ist ohne Zweifel die Jahresgabe<br />
der Klaus-Groth-Gesellschaft.<br />
Sie erscheint in dieser Reihe<br />
bereits zum 50. Mal, und erneut ist den<br />
Herausgebern eine sehr lesenswerte<br />
Zusammenstellung von Aufsätzen zum<br />
Leben und Werk des Dichters Klaus<br />
Groth gelungen. Neben einigen allgemeinen<br />
Beiträgen zur niederdeut-<br />
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Quickborn308-1.Korr.<br />
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22.09.<strong>2008</strong>, 9:50 Uhr