Heft 3/2008

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SUHRBIER – „Das Korn auf dem Halm kaufen ...“ den Kammerherrn kaum, denn er hat vorab – also auf dem Halm – bereits mehr Raps verkauft als zu ernten sein wird, und zudem hat er binnen dreier Tage 7000 Thaler zu zahlen, die ihm aber keine Bank in Rostock leihen wollte. Kurz, nachdem er diese Summe doch noch erlangt hatte, stirbt der Kammerrat hoch verschuldet. Und sein Sohn häuft durch unsinnige Bewirtschaftung des Gutes weitere Schulden auf und wird am Ende nur durch seinen vermögenden Vetter gerettet. “Die Kunst von morgen kaufte er auf dem Halm” “Das Korn auf dem Halm (ver)kaufen”: diese anschauliche Redensart aus der Landwirtschaft lässt sich auch auf Termingeschäfte anderer Art übertragen. Ein Beispiel dafür enthält der Roman “Der Mann ohne Eigenschaften” (1930) des österreichischen Autors Robert Musil. In einem leicht ironischen Porträt von Walter Rathenau, des AEG-Chefs und weitsichtigen deutschen Industriellen der Kaiserzeit, heißt es: “Er war ein Mann großen Formats. Seine Tätigkeit breitete sich über alle Kontinente aus. Er kannte alles: die Philosophen, die Wirtschaft, die Musik, die Welt, den Sport. Er drückte sich geläufig in fünf Sprachen aus. Die berühmtesten Künstler der Welt waren seine Freunde, und die Kunst von morgen kaufte er auf dem Halm, zu noch nicht heraufgesetzten Preisen.” Als letztes Mittel, Geld für unerwartete Ausgaben zu beschaffen, hat auch Arno Schmidt die Redensart benutzt, und zwar aus Sicht eines Autors. In seinem Roman “Die Schule der Atheisten” (1972) erfährt der Philosophie-Professor Butt während einer Schiffsreise mitten auf dem Atlantik durch ein Telegramm, dass seine Frau Zwillinge geboren hat. Und in komischer Verzweiflung über diesen unerwarteten Kindersegen entfährt ihm der Stoßseufzer: “Oh jetz kann Ich wieder ‚die Frucht auf dem Halm verkaufn‘... (?): d’s heißt: ‚unfertige Bücher bevorschussn lassn!‘”. Gedruckt am 04. 07. 2008 in: Schweriner Volkszeitung/Mecklenburg Magazin, S. 2 60 Quickborn308-1.Korr. 60 22.09.2008, 9:49 Uhr
THOMAS STELLJES Mit unsen Herrgott ünnerwegens Wenn dat mol so ’n richtig hitten Sommerdag is un du hest di to Foot op ’n Padd mookt, un wenn denn – noh ’n Stünn oder twee – dien Been mööch waard un de Sweet di all den Rügg hendool löppt, dennso freihst du di wiss, wenn du di jichtenswo mol so ’n lütten Oogenblick verpusten kannst, an ’n besten natürlich in ’n Schatten un mit wat to Drinken ut ’n Buddel. Uns Herrgott mag ook so dacht hebben, as he in Johann Diedrich Bellmann sien Vertelln “Uns Herrgott sien Daglöhner” an ’e Isst (Este) ünnerwegens is. Den eenen Dag hett he sik vörnohmen, vun Appelbek noh Moisborg (Moisburg) un denn wieter noh Buxtu (Bux- Uns Herrgott (Heinrich Kröger) in ’n Snack mit sien Daglöhner (Heinz-Georg Sievers). Achtern op ’t Bild: Hinrich Gerken ut Harsefeld. Foto: Stelljes 61Op Besöök Quickborn308-1.Korr. 61 22.09.2008, 9:49 Uhr
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