Heft 3/2008
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Barockes Plattdeutsch – SCHÜPPEN<br />
kennen, zeigt sich freilich eine ”konservative” Grundhaltung. Bei Günter<br />
Grass spielt Lauremberg seinen letzten Trumpf aus, als diskutiert<br />
wird, welche Ordnung man nach dem Krieg wolle: ‘Ja, welche Ordnung<br />
man denn wolle, wenn nicht die gute alte?’ rief Lauremberg.” (Grass,<br />
Treffen, S.89)<br />
Johann D. Bellmann hat Lauremberg eine kritische Erinnerung gewidmet.<br />
In seinen ”Celler Gedichten” meint er, er habe das Zeug zum großen<br />
niederdeutschen Dichter gehabt, spricht sogar vom alten Griechen<br />
Homer, habe sich aber zu sehr der aktuellen Politik ergeben und<br />
sei so zu zeitbezogen geblieben:<br />
Ach, Meister Lauremberg, harrst du een Epos uns schreven,<br />
So as Homer un Virgil, denn harrst uns beeter Deenst daan!<br />
Nu aver kummst du dorher mit söötsuure Schertz-Gedichten ...<br />
Wat geiht uns dat an, wat de Lüdd neemoodsch üm’t Lief sik dor hingt! 6<br />
Manfred Windfuhr, der 1966 eine Heidelberger Habilitationsschrift über<br />
”Die barocke Bildlichkeit und ihre Kritiker” vorgelegt hat (Stuttgart:<br />
Metzler) hat Lauremberg entprechend dieser Sicht als ein Beispiel für<br />
”altdeutsche Opposition” gegen die Barockdichtung gesehen. Er nennt<br />
aber kaum Stellen aus Laurembergs Scherzgedichten für ”groteske Metaphorik”,<br />
oder für ”Häßlichhkeitsbeschreibung” oder für ”Grobianismus”.<br />
Dagegen erscheint Lauremberg im Zusammenhang mit einer<br />
Wiederbelebung des ”Humanismus”, der Übertreibungen rügt und<br />
dann schon im Sinn des 18. Jahrhunderts ”Aufklärung” vorbereitet.<br />
Deutlich- und Richtigkeit seien seine Ideale, meint Manfred Windfuhr.<br />
Lauremberg verbindet den humanistischen Aufbruch des 16. Jahrhunderts<br />
mit der Aufklärung des 18. 7<br />
Günter Grass lässt Lauremberg bei (dem schon spätbarocken) Hofmannswaldau<br />
”künstlik gerime” kritisieren (S.133), ihn einschlafen,<br />
wenn Andreas Gryphius ein pathetisches barockes Märtyrerdrama<br />
vorträgt. (S.66) Er stellt fest, dass der große Komponist Heinrich Schütz<br />
seine Libretti nicht besonders brauchbar findet (S.49), aber Lauremberg<br />
ist bei ihm in der Lage und willens Schütz nach Kopenhagen zu<br />
vermitteln. (S.99) Seine Umgebung beobachtet er genau, wie seine<br />
Dichtungen zeigen. Für Grass ist er zudem ein begabter Geschichtenerzähler,<br />
der in den üblichen Männergesellschaften dazu gern einen<br />
letzten zusätzlichen Schluck nimmt, das mag aber auf einen modernen<br />
Kollegen gemünzt sein. Bei ihm hat er später einen großen Auftritt,<br />
macht auch einen unpassenden Zwischenruf. (S.101) Grass zeigt die<br />
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22.09.<strong>2008</strong>, 9:49 Uhr