Deutsch (12.3 MB) - Nagra
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NAGRA NTB 85-14 - 119 -<br />
3.2.3 Geomorphologie<br />
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass sich Verwitterung<br />
und Erosion, vor allem die Ausbildung und Dynamik<br />
von regionalen Gewässernetzen, an tektonisch vorgeprägten<br />
Strukturen orientieren. Damit wird die Geomorphologie<br />
zu einer wertvollen Handhabe für die Analyse tektonischer<br />
Vorgänge (HANTKE 1978: 276ff).<br />
HUBER & HUBER 1984 (NTB 84-30) und besonders SCHMASS<br />
MANN (1984, in HALDlMANN et al.) gibt eine kurze Zusammenfassung<br />
über die Analysen der Gewässerentwicklung im<br />
Südschwarzwald, welche gut den dortigen Ablauf der Krustenverstellungen<br />
seit dem Pliozän wiedergeben. HANTKE<br />
(1984) versucht eine Synthese der "jüngeren Landschaftsentwicklung<br />
in der Nordschweiz", wo er schon<br />
frühe Vereisungen seit dem obersten Miozän postuliert,<br />
welche in der Folge das Gewässernetz entscheidend mitprägten.<br />
Natürlich rücken dami t auch die Beträge der<br />
Erosion schon in den Bereich glazialer und fluvioglazialer<br />
Dimensionen, was die mögliche Zeitspanne für die<br />
Umgestaltung vor allem des Mittellandes im Vorfeld der<br />
Vergletscherungen viel grösser werden lässt, als dies<br />
traditionellerweise der Fall war, wo der Beginn der<br />
glazialen Erosion erst ungefähr mi t; der Wende<br />
Plio/Pleistozän angesetzt wurde.<br />
HANTKE (1980, 1984) stell t die Entwicklung des Gewässernetzes<br />
seit der OSM in mehreren Phasen dar und zeigt<br />
dabei deutlich, wie die sukzessive fortschreitende Auffaltung<br />
des Juragebirges und der damit verbundenen<br />
Bruchtektonik die Verlagerung der Flussläufe sei t dem<br />
tiefen Obermiozän entscheidend mitbestimmt hat. Während<br />
im mittleren Miozän das gesamte westliche Alpenvorland<br />
noch einheitlich nach Südwesten ins Rhonetal entwässerte,<br />
bildet sich im Laufe des Obermiozäns entlang dem<br />
Jura eine Wasserscheide aus, welche einen externen,<br />
wei terhin nach Südwesten entwässernden Bereich von einem<br />
internen, fortan über ein sich entwickelndes<br />
Aare-Donau System nach NE entwässernden Teil trennt.<br />
Das Einsetzen dieser geomorphologisch sich äussernden<br />
Bewegungen im Jura kann gros so modo mi t dem Ende der<br />
OSM-Sedimentation gleichgesetzt werden. Der neoalpine<br />
Fernschub bewirkt eine anhaltend posi ti ve Massenbilanz<br />
und zusammen mit isostatischen Ausgleichsbewegungen die<br />
nun folgende Phase genereller Hebung im Mittelland und<br />
im Jura. Die Zei t der Molassesedimentation wird abgelöst<br />
von der postmolassischen Phase allgemeiner Erosion,<br />
die, später beschleunigt von den Erscheinungen<br />
glazialer Tiefenerosion, das alpine Vorland in rascher<br />
Folge umgestaltet. Die Erosionsbasis verlagert sich von<br />
Lyon sukzessive rhonetalabwärts und erreicht im Messinian<br />
einen absoluten Tiefststand (z.B. BALLESIO 1972.).<br />
Die postmolassische Zei t darf also nicht einfach als