Deutsch (12.3 MB) - Nagra
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NAGRA NTB 85-14 - 11 -<br />
Eine noch einschneidendere Veränderung betrifft die<br />
Miozän/Pliozän-Grenze. Wurde früher die Basis des Pliozäns<br />
mi t dem Auftreten von Hipparion resp. dem oberen<br />
Ende der Molassesedimentation gezogen (Höwenegg-Schichten),<br />
so zeigte sich nach und nach (siehe 2.2.2.4),<br />
dass die Basis des medi terranen Pliozäns (Top Messinian)<br />
viel jünger ist, sodass heute diese jüngste Epoche<br />
des Tertiärs bei ca. 5.4 Mio Jahren und nicht mehr<br />
wie früher bei ca. 10 Mio Jahren beginnt (z.B. STEININ<br />
GER & PAPP 1979). Damit ergeben sich, wie wir noch sehen<br />
werden, schwerwiegende Verständigungsschwierigkeiten<br />
für die postmolassische Zeit und vor allem die umstrittene<br />
Datierung der Jurafaltung (Kapitel 2.4.3).<br />
Ober Eger, Eggenburg, Ottnang und Karpat werden als Unter-,<br />
Baden und Sarmat (= OSM) als Mittel- und Pannon &<br />
Pont als Obermiozän bezeichnet. Je nach Autor könnte<br />
ein "Helvet S.S." (= Ottnang, z.B. LEMCKE 1983: Fig. 1)<br />
oder ein "Helvet s.l." (= Ottnang und Karpat, z.B.<br />
BüRGISSER 1980: Fig. 2-1) unterschieden werden. Dies<br />
hängt vielleicht dami t zusammen, dass im Westen<br />
(Schweiz) die marinen Verhältnisse länger andauern (bis<br />
und mit Karpat), während im Osten (Süddeutschland) die<br />
Meeresmolasse mi t dem Ot tnang ausklingt (Graupensande )<br />
und das Karpat als Süssbrackwassermolasse nicht mehr<br />
zur OMM gezählt werden kann (LEMCKE 1984:382). Für das<br />
höhere Obermiozän und das Pliozän bleiben die Verhältnisse<br />
weitherum im Dunkeln, da Ablagerungen aus dieser<br />
postmolassischen Zeit praktisch nicht vorhanden sind<br />
und zudem nur in Ausnahmefällen genauer datiert werden<br />
können (siehe stratigraphische Tabellen I - IV).<br />
Geochrönologische Daten, welche zur Orientierung am absoluten<br />
zeitmassstab dienen könnten, sind nur spärlich<br />
vorhanden. Für die ostschweizerische OSM könnte eine<br />
radiometrische Datierung (sofern machbar?) der verschiedenen<br />
Bentonithorizonte grundlegende Zeitmarken<br />
ergeben, wie dies die datierten Hegau-Vulkanite für die<br />
dortigen OSM-Schichten darstellen (SCHREINER 1983: 29) •<br />
Besonders das K/Ar-bestimmte sogenannte revidierte<br />
Höwenegg-Datum ist für die wei teren Betrachtungen von<br />
entscheidender Bedeutung. Eine Zusammenfassung neuerer<br />
Resultate für die OSM geben BüRGISSER (1980:34) und<br />
SCHREINER (1983: 29). GLEVASSKAYA et ale (1984) haben<br />
kürzlich einen Versuch unternommen, alle verfügbaren<br />
K/Ar-Alter der zentralen Paratethys s.l. mit den paläomagnetischen<br />
Daten zu korrelieren.<br />
Für die älteren Molasseformationen gilt gleiches in<br />
noch weit höherem Masse. Absolute Altersdatierungen<br />
existieren keine. Die brauchbarsten Informationen erhäl<br />
t man über den Vergleich von SäugerfundsteIlen mi t<br />
sicher datierten Referenzlokalitäten (z.B. SCHLANKE<br />
1974; CAVELIER 1979; FREI 1979; MAYO 1980). Im westlichen<br />
Teil des schweizerischen Molassebeckens wurden in