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158 PASSAGEN DER SOUVERÄNITÄT<br />

Entzweiung und Aufspaltung im Kunstwerk vorgeführt zu bekommen, heißt<br />

auch, ein tiefes Verlangen nach sozialer Solidarität zu bekunden.« (Bhabha<br />

2000, 28) Der Keim zu dieser alternativen Gemeinschaft, so glaubt er, liegt<br />

in der Beachtung der lokalen Verankerung von Kultur, ihrer Hybridität und<br />

ihrem Widerstand gegen die binäre Struktur gesellschaftlicher Hierarchien.<br />

Wir sollten jedoch beachten, welche Form von herrschender Macht in<br />

diesem postkolonialistischen Rahmen als Gegner (und damit als negative<br />

Begründung) dient. Macht, so die Annahme, wird ausschließlich durch eine<br />

dialektische und binäre Struktur ausgeübt. Mit anderen Worten: Die einzige<br />

Form von Herrschaft, die bei Bhabha eine Rolle spielt, ist diejenige moderner<br />

Souveränität. Aus diesem Grund kann er beispielsweise von »hierarchisch<br />

oder binär« sprechen, als ob diese Begriffe austauschbar wären: Aus<br />

seiner Sicht gründet Hierarchie als solche notwendigerweise in binären<br />

Aufteilungen, sodass die bloße Tatsache der Hybridität über die Macht verfügt,<br />

Hierarchie tout court zu zerstören. Hybridität an sich ist eine Verwirklichung<br />

der Politik der Differenz, sie setzt Differenzen, um damit Grenzen<br />

zu überspielen. An diesem Punkt kommen sich Postkolonialismus und<br />

Postmoderne am nächsten: im vereinten Angriff auf die Dialektik moderner<br />

Souveränität und in der Annahme, dass eine Politik der Differenz Befreiung<br />

bedeutet.<br />

Wie die postmodernen Theoretiker, so interessieren uns auch Postkolonialisten<br />

wie Bhabha in erster Linie insofern, als sie Symptome des epochalen<br />

Wandels sind, den wir gerade durchlaufen, das heißt des Übergangs<br />

zum Empire. Vielleicht sind diese Diskurse selbst überhaupt nur möglich,<br />

wenn die Regime moderner Souveränität schon am Verschwinden sind.<br />

Doch wie die Postmodernisten haben auch die postkolonialistischen Theoretiker<br />

im allgemeinen nur eine sehr wirre Sichtweise dieses Übergangs zu<br />

bieten; denn auch sie bleiben darauf fixiert, eine alte Form der Macht zu<br />

attackieren und eine Befreiungsstrategie vorzuschlagen, die nur auf diesem<br />

alten Terrain wirksam werden kann. Der postkolonialistische Blickwinkel<br />

bleibt vorwiegend auf die koloniale Souveränität gerichtet. »Das Postkoloniale<br />

existiert nur im Gefolge, als Danach­Danach, das am Kolonialismus<br />

haftet.« (Prakash 1992, 8). Das mag die postkolonialistische Theorie zu<br />

einem sehr brauchbaren Instrument machen, um Geschichte neu zu interpretieren,<br />

aber es reicht bei weitem nicht dazu aus, die heutige globale<br />

Macht theoretisch zu erfassen. Edward Said, mit Sicherheit einer der brillantesten<br />

Vertreter des Postkolonialismus, kann die gegenwärtigen globalen<br />

Machtstrukturen nur insoweit verurteilen, als in ihnen kulturelle und ideo­

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