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TEIL - Monoskop

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BIOPOLITISCHE PRODUKTION 55<br />

Wenn wir uns an die Formel erinnern, mit der Max Weber drei Typen<br />

legitimer Macht beschrieb, so besteht der qualitative Sprung, den das Empire<br />

gegenüber jener Definition darstellt, in einer unvorhersehbaren Mischung:<br />

erstens Elemente, die typisch für traditionale Macht sind, zweitens<br />

die Ausdehnung bürokratischer Macht, die sich physiologisch dem biopolitischen<br />

Zusammenhang anpasst, und drittens eine Rationalität, die durch<br />

»Ereignis« und »Charisma« bestimmt ist und die in der Singularisierung des<br />

Ganzen und in der Wirksamkeit imperialer Interventionen als Macht in Erscheinung<br />

tritt (Weber 1920). Die dieser neuweberianischen Perspektive<br />

innewohnende Logik wäre eher funktional als mathematisch, eher rhizomatisch<br />

und undulatorisch als induktiv oder deduktiv. Sie hätte die Organisation<br />

sprachlicher Sequenzen als Gefüge maschinischer Sequenzen der Denotation<br />

zu behandeln, die zugleich kreativ, dialogisch und irreduzibel<br />

innovativ sind.<br />

Die Machtverhältnisse des Empire deuten auf etwas Grundlegendes, auf<br />

die Produktivkraft des Systems, des neuen biopolitischen ökonomischen<br />

und institutionellen Systems. Die imperiale Ordnung bildet sich nicht allein<br />

aufgrund ihrer Macht zur Akkumulation und zur globalen Expansion, sondern<br />

gleichermaßen auf der Basis ihrer Fähigkeit, sich wesentlich selbst zu<br />

entwickeln, zum eigenen Ursprung zu werden, sich im biopolitischen Gitternetz<br />

der Weltgesellschaft auszubreiten. Die Absolutheit der imperialen<br />

Macht ist ihrer vollständigen Immanenz komplementär, immanent der ontologischen<br />

Maschinerie von Produktion und Reproduktion, also dem biopolitischen<br />

Zusammenhang. Das kann vielleicht letztlich nicht in eine<br />

Rechtsordnung münden, ist aber dennoch eine Ordnung, die durch ihre<br />

Virtualität, ihre Dynamik und ihre funktionale Unabgeschlossenheit definiert<br />

ist. Die Grundnorm der Legitimation findet sich so in den Tiefen der<br />

Maschine, im Kern der gesellschaftlichen Produktion. Gesellschaftliche<br />

Produktion und Legitimation dürfen deshalb nicht als primär und sekundär,<br />

noch als Momente von Basis und Überbau angesehen werden. Sie stehen<br />

vielmehr in einem Verhältnis absoluter Parallelität und Vermischung, sie<br />

entsprechen einander in einer biopolitischen Gesellschaft. Im Empire, im<br />

Regime der Biomacht, fallen ökonomische Produktion und politische Konstitution<br />

tendenziell zusammen.

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