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TEIL - Monoskop

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398 UNTERGANG UND FALL DES EMPIRE<br />

Zerstörung, gerade so, als wolle sie deutlich machen, wie sehr das eine das<br />

andere bedingt und nach sich zieht. Die beiden vollführen einen Tanz über<br />

dem Abgrund, über dem imperalen Mangel an Sein.<br />

Solche Beispiele für Korruption ließen sich endlos aufzählen, doch<br />

Grundlage all dieser Korruptionsformen ist eine ontologische Ungültigkeitserklärung,<br />

nämlich die Zerstörung des singulären Wesens des Menge.<br />

Die Menge muss entweder geeint oder in unterschiedliche Einheiten aufgeteilt<br />

werden: Genau so ist die Menge zu korrumpieren. Darin liegt auch der<br />

Grund, warum sich die antiken und modernen Korruptionsbegriffe nicht<br />

unmittelbar auf den postmodernen Begriff übertragen lassen. Während Korruption<br />

in der Antike und in der Moderne im Verhältnis zu den Wertschemata<br />

und/oder Wertrelationen bestimmt wurde und als deren Falsifikation<br />

galt, so dass sie mitunter bei der Veränderung unter den Regierungsformen<br />

und der Wiederherstellung von Werten eine Rolle spielen konnte, kann<br />

Korruption heute bei der Transformation von Regierungsformen gar keine<br />

Rolle spielen, weil sie selbst ja Substanz und Totalität des Empire ist. Korruption<br />

ist die reine Ausübung des Kommandos, ohne jeden verhältnismäßigen<br />

oder angemessenen Bezug zur Lebenswelt. Sie ist Befehlsgewalt, die<br />

darauf ausgerichtet ist, die Singularität der Menge zu zerstören, indem diese<br />

zwangsweise geeint und/oder brutal aufgeteilt wird. Und genau aus diesem<br />

Grund ist das Empire zwangsläufig schon in dem Moment im Niedergang<br />

begriffen, in dem es sich erhebt.<br />

Diese negative Figur des Kommandos über die produktive Biomachl<br />

wirkt noch paradoxer, wenn man sie aus der Perspektive der Körperlichkeit<br />

betrachtet. Die biopolitische Generation verwandelt die Körper der Menge<br />

in unmittelbarer Weise. Dabei handelt es sich, wie wir gesehen habe, um<br />

Körper, die mit intellektueller und kooperativer Macht versehen und bereits<br />

hybrid sind. Was uns die Generation in der Postmoderne liefert, sind somit<br />

Körper »jenseits allen Maßes«. In diesem Zusammenhang erscheint Korruption<br />

schlicht als Seuche, Frustration und Verstümmelung. Auf diese<br />

Weise ist die Macht schon immer gegen »angereicherte« Körper vorgegangen.<br />

Korruption erscheint darüber hinaus als Psychose, als Rauschmittel, als<br />

Seelenqual und als Langeweile, aber auch das war die ganze Moderne hindurch<br />

in den Disziplinargesellschaften der Fall. Die Besonderheit der heutigen<br />

Korruption liegt vielmehr darin, dass sie die Gemeinschaft der singulären<br />

Körper aufbricht und deren Handeln behindert - sie bricht die<br />

produktive biopolitische Gemeinschaft auf und behindert deren Leben. Wir<br />

haben es hier also mit einem Paradoxon zu tun. Das Empire erkennt die

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