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TEIL - Monoskop

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348 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

gierung untersuchen, die diesen verschiedenen Entwicklungen entsprechen.<br />

Leicht wird man feststellen, dass diese Prozesse voller Widersprüche stekken.<br />

Wenn die Macht immanent ist und die Souveränität sich in Gouvernementalität<br />

verwandelt, müssen die Herrschaftsfunktionen und Kontrollregimes<br />

sich in einem Kontinuum entwickeln, in dem Unterschiede auf dem<br />

gleichen Niveau angesiedelt werden. Zugleich und im Widerspruch dazu<br />

haben wir gesehen, wie in diesem Prozess Unterschiede sogar akzentuiert<br />

werden, so dass die Integration ins Empire neue Trennungslinien und Spaltungen<br />

in der Bevölkerung mit sich bringt. Das Problem der imperialen Regierung<br />

besteht also darin, den Integrationsprozess zu leiten; dazu muss sie<br />

die gespaltenen und separaten sozialen Kräfte pazifizieren, mobilisieren und<br />

kontrollieren.<br />

Das Problem ist so allerdings noch nicht hinreichend beschrieben. Diese<br />

Spaltung der Menge war historisch schon immer Bedingung des politischen<br />

Regierungshandelns. Der Unterschied zu heute besteht in der Tatsache, dass<br />

in modernen Regimes nationalstaatlicher Souveränität die Regierung auf<br />

eine lineare Integration von Konflikten zielte und auf einen kohärenten Apparat<br />

setzte, der jene unterdrücken konnte, das heißt, sie arbeitete auf die<br />

rationale Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens hin und hatte dabei<br />

sowohl ein Gleichgewicht wie die Entwicklung administrativer Reformen<br />

als Ziel vor Augen; unter den Bedingungen des Empire wird die Regierung<br />

hingegen fraktal: Sie versucht Konflikte nicht zu integrieren, indem sie sie<br />

einem kohärenten sozialen Dispositiv unterwirft, sondern indem sie die<br />

Differenzen kontrolliert. Die Regierung im Empire lässt sich nicht mehr mit<br />

der Begrifflichkeit verstehen, in der Hegel die Regierung definierte: gegründet<br />

auf den Vermittlungen der bürgerlichen Gesellschaft, die den Mittelpunkt<br />

des gesellschaftlichen Lebens konstituieren. Ebenso unmöglich ist<br />

es, sie in der Tradition der Weberschen Definition zu begreifen, also als<br />

rationales Prinzip, das auf der fortwährenden Mediation und dem daraus<br />

abgeleiteten Legitimitätsprinzip gründet.<br />

Ein erstes Prinzip der Regierung im Empire ist es, dass sich in ihr die<br />

Verfolgung politischer Ziele tendenziell von der Anwendung bürokratischer<br />

Mittel ablöst. Das neue Paradigma unterscheidet sich somit nicht nur vom<br />

alten Modell der öffentlichen Verwaltung, sondern ist ihm entgegengesetzt.<br />

Im modernen Staat bemühte sich die Regierung, ihr System bürokratischer<br />

Mittel mit ihren allgemeinen politischen Zielen in Übereinstimmung zu<br />

bringen. Unter den Bedingungen des imperialen Regimes hingegen funktionieren<br />

Bürokratien (und Verwaltungsinstrumente insgesamt) nicht entspre-

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