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TEIL - Monoskop

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342 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

cherste Mittel, dessen Existenz auf kürzestem Wege objektiv ein Ziel zu<br />

setzen.« (Luxemburg 1913, 391). Die internationale Ordnung und der gekerbte<br />

Raum des Imperialismus dienten tatsächlich der Entwicklung des<br />

Kapitalismus, doch dann wurde er für die deterritorialisierenden Ströme<br />

zum Hemmschuh, störte den glatten Raum kapitalistischer Entwicklung und<br />

musste schließlich beseitigt werden. Rosa Luxemburg hat im wesentlichen<br />

Recht: Der Imperialismus wäre der Tod des Kapitals gewesen, hatte man<br />

ihn nicht überwunden. Die volle Entfaltung des Weltmarkts ist das Ende<br />

des Imperialismus.<br />

Der Niedergang nationalstaatlicher Macht und die Auflösung der internationalen<br />

Ordnung bringen auch für den Ausdruck »Dritte Welt« das definitive<br />

Ende. Die Geschichte ist eigentlich ganz einfach zu erzählen. Der<br />

Ausdruck wurde während der bipolaren Konfrontation zwischen den dominanten<br />

kapitalistische Nationen und den großen sozialistischen Staaten im<br />

Kalten Krieg geprägt, und er begriff die Dritte Welt als außerhalb dieses<br />

Hauptkonflikts stehend, als unbesetzten Raum oder Grenzland, den Einsatz<br />

im Streit der ersten beiden Welten. Da der Kalte Krieg zu Ende ist, funktioniert<br />

die Logik dieser Aufteilung nicht mehr. Das ist zwar die Wahrheit,<br />

doch das nette Ende dieser einfachen Schilderung vergisst, die Realgeschichte<br />

des Ausdrucks, seiner Gebrauchsweisen und Auswirkungen in<br />

Rechnung zu stellen.<br />

Viele behaupteten seit spätestens den 1970er Jahren, dass die Dritte Welt<br />

nie wirklich existierte, und zwar in dem Sinne, dass mit dieser Konzeption<br />

versucht wird, eine durch wesentliche Differenzen gekennzeichnete Reihe<br />

von Nationen als homogene Einheit zu präsentieren, und dass dabei die<br />

bedeutenden Unterschiede zwischen Paraguay und Pakistan, Marokko und<br />

Mozambique nicht begriffen oder sogar bestritten werden. Die vorhandene<br />

Vielfalt anzuerkennen, sollte uns aber nicht blind gegenüber der Tatsache<br />

machen, dass aus der Sicht des Kapitals auf seinem Vormarsch zur Eroberung<br />

der Welt eine derartige vereinheitlichende und homogenisierende Vorstellung<br />

eine gewisse Berechtigung hatte. Rosa Luxemburg etwa nimmt<br />

genau den Standpunkt des Kapitals ein, wenn sie die Welfaufteilt und dem<br />

kapitalistischen Bereich die nichtkapitalistische Umwelt entgegenstellt. Die<br />

verschiedenen Zonen dieser Umwelt sind ohne Zweifel radikal verschieden<br />

voneinander, doch vom Standpunkt des Kapitals aus betrachtet, sind sie alle<br />

außen: potenziell Gebiete seiner erweiterten Akkumulation und zukünftiger<br />

Eroberungen. Während des Kalten Kriegs, als die Gebiete der Zweiten Welt<br />

dem Kapital effektiv verschlossen waren, bedeutete Dritte Welt für die do-

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