26.12.2013 Aufrufe

TEIL - Monoskop

TEIL - Monoskop

TEIL - Monoskop

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WIDERSTAND, KRISE, TRANSFORMATION 287<br />

en Weltordnung gedeihen, denen es gelingt, die neue immaterielle, kooperative,<br />

kommunikative und affektive Zusammensetzung der Arbeitskraft zu<br />

adaptieren und zu regieren.<br />

Die Agonie der sowjetischen Disziplin<br />

Nachdem eine erste annähernde Beschreibung der Bedingungen und Formen<br />

des neuen Paradigmas gegeben ist, soll kurz von einer gewaltigen<br />

subjektiven Auswirkung die Rede sein, die der Paradigmenwechsel in seinem<br />

Verlauf mit sich brachte: vom Zusammenbruch der Sowjetunion. Unsere<br />

Hypothese über die sowjetische Welt, die wir mit vielen Wissenschaftlern<br />

teilen, 36 besagt, dass das System in die Krise geriet und<br />

auseinander fiel, weil es strukturell nicht in der Lage war, über das Modell<br />

disziplinarer Regulation hinauszugehen, sowohl was seine Produktionsweise,<br />

die fordistisch und tayloristisch war, als auch was die Form des politischen<br />

Kommandos angeht, die keynesianisch-sozialistisch war und deshalb<br />

modernisierend nach Innen und imperialistisch nach Außen wirkte. Das<br />

Fehlen von Flexibilität, um den Einsatz des Kommandos und den Produktionsapparat<br />

den Veränderungen der Arbeitskraft anzupassen, verschärfte die<br />

Transformationsprobleme. Die schwerfallige Bürokratie des sowjetischen<br />

Staats, die das Erbe einer lang anhaltenden Periode der Modernisierung<br />

war, zwang die sowjetische Macht in eine unmögliche Position, als sie aufgefordert<br />

war, auf die neuen Forderungen und Bedürfnisse sich weltweit<br />

artikulierender Subjektivitäten, zuerst im Modernisierungsprozess und dann<br />

an seinem äußersten Rand, zu reagieren.<br />

Die Herausforderung der Postmoderne kam in erster Linie nicht von<br />

feindlichen Mächten, sondern von der Subjektivität der Arbeitskraft und<br />

ihrer intellektuellen und kommunikativen Neuzusammensetzung. Das Regime<br />

war, vor allem in seinen antiliberalen Fraktionen, nicht in der Lage,<br />

auf diese subjektiven Forderungen adäquat zu antworten. Das System hätte<br />

weiter, und für eine gewisse Zeit tat es das auch, auf der Basis des Modells<br />

disziplinarer Modernisierung funktionieren können, doch konnte es Modernisierung<br />

nicht mit der neuen Kreativität und Mobilität der Arbeitskraft<br />

verbinden, also den Grundbedingungen, die dem neuen Paradigma und seinen<br />

komplexen Mechanismen Leben eingehaucht hätten. Vor dem Hintergrund<br />

von »Star Wars«, dem nuklearen Rüstungswettlauf und der Eroberung<br />

des Weltalls, mag die Sowjetunion immer noch in der Lage gewesen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!