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IMPERIALE SOUVERÄNITÄT 207<br />

Grenzen erscheinen. Die Oberfläche der imperialen Gesellschaft verändert sich<br />

fortwährend und destabilisiert damit jeden Ortsbegriff. Das zentrale Moment des<br />

modernen Rassismus spielt sich an dessen Grenze ab, in der globalen Antithese<br />

von Innen und Außen. Wie W.E.B. Du Bois vor gut einem Jahrhundert bemerkt<br />

hat, ist das Problem des 20. Jahrhunderts das Problem der »color line«. Im<br />

Gegensatz dazu beruht der imperiale Rassismus, der sich möglicherweise auf das<br />

21. Jahrhundert freut, auf dem Spiel der Differenzen und der Regelung von<br />

Mikrokonflikten innerhalb seines sich beständig ausweitenden Herrschaftsgebiets.<br />

Entstehung und Korruption von Subjektivität<br />

Die zunehmend fehlende Unterscheidung zwischen Innen und Außen hat<br />

bedeutsame Folgen für die gesellschaftliche Erzeugung von Subjektivität. Eine<br />

der zentralen und gängigsten Thesen der Institutionenanalysen, die von der<br />

modernen Gesellschaftsheorie vorgenommen wurden, lautet, dass Subjektivität<br />

nicht von Anfang an gegeben und ursprünglich ist, sondern sich zumindest in<br />

gewissem Grade im gesellschaftlichen Kräftefeld herausbildet. Aus diesem<br />

Grund verzichtete die moderne Gesellschaftstheorie zunehmend auf jede<br />

Annahme einer vorgesellschaftlichen Subjektivität und begründete die<br />

Produktion von Subjektivität stattdessen mit der Funktionsweise wichtiger<br />

Gesellschaftsinstitutionen wie etwa dem Gefängnis, der Familie, der Fabrik<br />

oder der Schule.<br />

Zwei Aspekte dieses Prozesses seien im Folgenden näher beleuchtet. Zum<br />

ersten ist Subjektivität ein fortwährender gesellschaftlicher Generierungsprozess.<br />

Wenn Ihr Chef Sie auf dem Gang grüßt, so entsteht eine<br />

Subjektivität. Die materiellen Praktiken, mit denen das Subjekt im Kontext<br />

einer Institution zu tun hat (sei es, sich zum Gebet hinzuknien oder Hunderte<br />

von Windeln zu wechseln), sind die Produktionsprozesse von Subjektivität.<br />

Damit wirkt das Subjekt reflexiv, durch seine eigenen Handlungen,<br />

auf sich ein und wird erzeugt. Zum zweiten bieten die Institutionen vor allem<br />

einen diskreten Ort (das Zuhause, die Kapelle, das Klassenzimmer, den<br />

Arbeitsplatz), an dem sich die Produktion von Subjektivität vollzieht. Die<br />

verschiedenen Institutionen der modernen Gesellschaft sollte man deshalb<br />

als Archipel von Subjektivitätsfabriken betrachten. Im Verlaufe seines Lebens<br />

betritt und verlässt das Individuum zielstrebig diese verschiedenen<br />

Institutionen (von der Schule über die Kaserne bis zur Fabrik) und wird von

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