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TEIL - Monoskop

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238 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

äußerlich. Gold und Diamanten etwa können aus Peru oder Südafrika kommen,<br />

ebenso Zuckerrohr aus Jamaika oder Java, während jene Gesellschaften<br />

und die Produktion dort weiterhin nichtkapitalistischen Verhältnissen<br />

entsprechend funktionieren.<br />

Die Aneignung neuen variablen Kapitals, die Beschäftigung zusätzlicher<br />

Arbeitskraft, die Schaffung von Proletariern hingegen setzt einen kapitalistischen<br />

Imperialismus voraus. Wenn der Arbeitstag der in der kapitalistischen<br />

Ökonomie existierenden Arbeiter ausgedehnt wird, so kann auch das<br />

selbstverständlich zusätzliche Arbeitskraft schaffen, doch sind seiner Ausdehnung<br />

Schranken gesetzt. Für den Rest der neu benötigten Arbeitskraft<br />

muss das Kapital fortwährend neue Proletarier schaffen und beschäftigen;<br />

es findet sie in nichtkapitalistischen Gruppen oder Regionen. Die zunehmende<br />

Proletarisierung der nichtkapitalistischen Umgebung ist gleichbedeutend<br />

mit dem fortwährenden Neubeginn des Prozesses der ursprünglichen<br />

Akkumulation ­ es ist dies die Verwandlung in Kapital der nichtkapitalistischen<br />

Umgebung selbst. Luxemburg sieht darin die wirkliche historische<br />

Neuheit der kapitalistischen Eroberung. »Alle Eroberer gingen auf die<br />

Beherrschung und Ausbeutung des Landes aus. keiner hatte ein Interesse<br />

daran, dem Volke seine Produktivkräfte zu rauben und seine soziale Organisation<br />

zu vernichten.« (Ebd., 320) Im Prozess der Kapitalisierung wird<br />

das Außen zum Innen.<br />

Das Kapital muss deshalb nicht nur mit nichtkapitalistischen Gesellschaftsformationen<br />

in offenem Austausch stehen und sich deren Reichtum<br />

aneignen; es muss sie tatsächlich selbst in kapitalistische Gesellschaften<br />

verwandeln. Das ist das zentrale Moment in Rudolf Hilferdings Definition<br />

des Kapitalexports: »Wir verstehen unter Kapitalexport die Ausfuhr von<br />

Wert, der bestimmt ist, im Ausland Mehrwert zu hecken.« (Hilferding 1910,<br />

426) Exportiert wird ein Verhältnis, eine gesellschaftliche Form, die sich<br />

vermehren oder replizieren wird. Wie ein Missionar oder Vampir berührt<br />

das Kapital das, was ihm fremd ist, und macht es sich zu eigen. »Die Bourgeoisie«,<br />

so Marx und Engels, »zwingt alle Nationen, die Produktionsweise<br />

der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehn wollen; sie<br />

zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h.<br />

Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem<br />

eigenen Bilde.« (Marx/Engels 1847/48, 466) Dieser Eintritt in die Zivilisation<br />

und in die Moderne bedeutet, ökonomisch gesprochen, Kapitalisierung,<br />

heißt also, in den expandierenden Zyklus der kapitalistischen<br />

Produktion und Reproduktion inkorporiert zu sein. In dieser Art wird nicht­

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