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TEIL - Monoskop

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164 PASSAGEN DER SOUVERÄNITÄT<br />

eine ganze Myriade von Differenzen auf. Diese Differenzen flottieren natürlich<br />

nicht frei durch einen friedlichen globalen Raum, sondern werden<br />

durch globale Machtnetzwerke gesteuert, die aus hochgradig ausdifferenzierten<br />

und mobilen Strukturen bestehen. Arjun Appadurai setzt die neue<br />

Qualität dieser Strukturen in Analogie zu Landschaften oder besser Seeschaften<br />

(seascapes): In der heutigen Welt erkennt er Finanzschaften,<br />

Technoschaften, Ethnoschaften usw. (Appadurai 1996, 27­47). Das Suffix<br />

»­schaft« ermöglicht es uns einerseits, auf das Fließende und die Unregelmäßigkeit<br />

dieser verschiedenen Bereiche hinzuweisen, und andererseits, die<br />

formalen Gemeinsamkeiten solch unterschiedlicher Bereiche wie Finanzwesen,<br />

Kultur, Waren und Demographie aufzuzeigen. Der Weltmarkt produziert<br />

eine echte Politik der Differenz.<br />

Die verschiedenen »­Schäften« des Weltmarkts verleihen dem Kapital<br />

Möglichkeiten, die in diesem Ausmaß bislang unvorstellbar waren. Es überrascht<br />

deshalb kaum, dass postmodernes Denken und seine zentralen Begriffe<br />

vor allem in den verschiedenen praktischen und theoretischen Bereichen,<br />

die mit Kapital zu tun haben, großen Anklang finden, etwa im<br />

Marketing, bei der Managementorganisation oder bei der Produktionsorganisation.<br />

Es ist in der Tat eine postmoderne Logik, mit der das globale Kapital<br />

arbeitet. Im Bereich des Marketing wird die enge Beziehung zu postmodernen<br />

Theorien vielleicht am deutlichsten, ja, man könnte sogar sagen,<br />

dass die kapitalistischen Marketingstrategien schon lange postmodern avant<br />

la lettre waren. Auf der einen Seite sind die Marketingpraktiken und das<br />

Verbraucherverhalten ein bevorzugtes Gebiet bei der Entwicklung des<br />

postmodernen Denkens: So betrachten etwa bestimmte postmoderne Theoretiker<br />

das fortwährende Einkaufen sowie den Konsum von Waren und zu<br />

Waren gemachten Bildern als paradigmatische und bestimmende Aktivitäten<br />

postmoderner Erfahrung, als unsere kollektive Reise durch die Hyperrealität<br />

(vgl. Baudrillard 1988 und Eco 1986, 3­58). Auf der anderen Seite<br />

ist das postmoderne Denken — mit seiner Betonung von Begriffen wie Differenz<br />

und Vielfalt, mit seiner Vorliebe für Fetischismus und Simulacra,<br />

mit seiner fortwährenden Begeisierung für das Neue und die Mode — eine<br />

ausgezeichnete Beschreibung der kapitalistischen Idealvorstellung von Warenkonsum<br />

und bietet damit die Möglichkeit, Marketingstrategien weiter zu<br />

perfektionieren. Es gibt, so ein Marketingexperte, deutliche »Parallelen<br />

zwischen den heutigen Marktpraktiken und den Lehren der Postmoderne«<br />

(Brown 1995, 157). 22

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