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TEIL - Monoskop

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286 PASSAGEN DER PRODUKTION<br />

Die neuen Produktionszyklen der Subjektivität, in deren Mittelpunkt sich<br />

die dramatischen Veränderungen von Wert und Arbeit finden, wurden innerhalb<br />

und gegen Ende der disziplinargesellschaftlichen Organisation eingeführt.<br />

Die Bewegungen antizipierten das kapitalistische Bewusstsein für<br />

die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Produktion und diktierten<br />

dessen Form und Verlauf. Wenn es den Vietnamkrieg, wenn es die<br />

Revolten der Arbeiter und Studenten in den 1960er Jahren nicht gegeben<br />

halte, wenn es kein 1968 und keine neue Frauenbewegung und auch nicht<br />

die ganze Reihe antiimperialistischer Kämpfe gegeben hätte, hätte sich das<br />

Kapital damit begnügen können, sein eigenes Machtarrangement aufrechtzuerhalten,<br />

in dem glücklichen Bewusstsein, dass ihm ein Paradigmenwechsel<br />

in der Produktion erspart bleibt. Das Kapital wäre aus mehreren<br />

Gründen zufrieden gewesen: weil die natürlichen Schranken der Entwicklung<br />

ihm reichten; weil es von der Entwicklung immaterieller Arbeit bedroht<br />

wurde; weil es wusste, dass die transversale Mobilität und die Hybridisierung<br />

der Arbeitskraft weltweit das Potenzial neuer Krisen und<br />

Klassenkonflikte von nie zuvor gekanntem Ausmaß bargen. Die Restrukturiemng<br />

der Produktion, den Übergang vom Fordismus zum Postfordismus,<br />

von der Modernisierung zur Postmodernisierung antizipierte der Aufstieg<br />

neuer Subjektivität (vgl. Negri 1989). Der Übergang von einer Phase der<br />

Perfektionierung des Disziplinarregimes zur darauffolgenden Phase, der das<br />

Paradigma der Produktion verschob, wurde von unten angetrieben, von einem<br />

Proletariat, dessen Klassenzusammensetzung bereits verändert war.<br />

Das Kapital hatte kein Bedürfnis, ein neues Paradigma einzuführen (auch<br />

wenn es dazu in der Lage gewesen wäre), weil der Augenblick seiner<br />

Schöpfung bereits stattgefunden hatte. Das Problem des Kapitals bestand<br />

vielmehr darin, eine neue Zusammensetzung zu beherrschen, die autonom<br />

entstanden war und die ein neues Verhältnis von Natur und Arbeit definierte,<br />

ein Verhältnis autonomer Produktion.<br />

An diesem Punkt ist das Disziplinarsystem völlig obsolet, es muss überwunden<br />

werden. Dem Kapital muss es gelingen, die neue Qualität der Arbeitskraft<br />

negativ zu spiegeln und zu invertieren; es muss sich neu ausrichten,<br />

um wieder in der Lage zu sein, das Kommando zu übernehmen. Wir<br />

nehmen an, dass aus diesem Grund die industriellen und politischen Mächte,<br />

die am heftigsten und intelligentesten die extreme Modernisierung des<br />

disziplinären Produkt!onsmodells vorangetrieben haben (also große Teile<br />

des japanischen und ostasiatischen Kapitals), am schwersten unter diesem<br />

Übergang zu leiden haben. Einzig die Kapitalfraktionen werden in der neu-

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