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TEIL - Monoskop

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GEMISCHTE VERFASSUNG 325<br />

von Funktionen und Elementen uns erlaubt, die Problematik des Empire<br />

direkt anzugehen. Anders gesagt, die aktuelle imperiale Situation ähnelt der<br />

theoretischen Beschreibung imperialer Macht als höchster Regierungsform,<br />

die Polybius für Rom entwickelte und die durch die europäische Rechtsgeschichte<br />

tradiert ist (Polybius 1978). Für Polybius stellte das Imperium Romanum<br />

den Höhepunkt der politischen Entwicklungsgeschichte dar, insofern<br />

es die drei »guten« Formen der Macht vereinte: Monarchie,<br />

Aristokratie und Demokratie, verkörpert in der Person des Imperators, im<br />

Senat und in den Komitien des Volks. Das Imperium verhinderte, dass diese<br />

guten Formen im Teufelskreis der Korruption verfielen, durch den aus der<br />

Monarchie die Tyrannei wird, aus der Aristokratie die Oligarchie und aus<br />

der Demokratie die Ochlokratie oder Anarchie.<br />

Polybius zufolge sind in der Monarchie die Einheit und der Fortbestand<br />

der Macht verankert. Sie ist der Ausgangspunkt und die letzte Bestimmung<br />

imperialer Herrschaft. Aristokratie heißt Gerechtigkeit, Maß und Tugend,<br />

und sie knüpft ihre Netze in der Sphäre der Gesellschaft. Sie wacht über die<br />

Erneuerung und den Austausch der imperialen Herrschaft. Schließlich organisiert<br />

die Demokratie, einem Repräsentationsschema entsprechend, die<br />

Menge und bringt damit das Volk unter die Herrschaft der Regierung, während<br />

sie die Regierung zwingt, die Bedürfnisse des Volks zu befriedigen.<br />

Demokratie garantiert Disziplin und Distribution. Das Empire, das wir<br />

heute vorfinden, konstituiert sich ebenfalls - mutatis mutandis - durch ein<br />

funktionales Gleichgewicht der beschriebenen drei Formen der Macht: die<br />

monarchische Einheit der Macht und ihr globales Gewaltmonopol; die aristokratischen<br />

Artikulationen durch transnationale Konzerne und Nationalstaaten;<br />

die demokratisch-repräsentativen Komitien, die wiederum in Nationalstaaten<br />

und den verschiedenen Arten von NGOs, Medien und anderen<br />

populären Organen präsent sind. Man könnte behaupten, dass die sich entwickelnde<br />

imperiale Konstitution die drei traditionell als »gut« klassifizierten<br />

Regierungsformen in einem Verhältnis vereint, das formal mit Polybius'<br />

Modell vereinbar ist, auch wenn sie sich dem Inhalt nach gewiss deutlich<br />

von den gesellschaftlichen und politischen Kräften des römischen Imperiums<br />

abheben.<br />

Die Genealogie der Interpretationen, die Polybius in der europäischen<br />

Geistesgeschichte erfuhr, zeigt, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede<br />

zum Modell der imperialen Macht bei Polybius bestehen. Die Hauptlinie<br />

der Polybius-Rezeption wird durch Machiavelli und die italienische Renaissance<br />

begründet; von ihr ging die machiavellianische Tradition i n den De-

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