Gesamte Rechtsvorschrift für Strafprozeßordnung ... - Legislationline
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Bundesrecht konsolidiert<br />
Vorsitz und Abstimmung in den Senaten<br />
§ 40. (1) Im Geschworenengericht, im Schöffengericht und in allen anderen Senaten führt ein<br />
Richter den Vorsitz. Der Vorsitzende hat Verhandlungen und Sitzungen sowie Beratungen und<br />
Abstimmungen zu leiten. Die Zahl der Senatsmitglieder darf weder größer noch kleiner sein als sie in den<br />
§§ 31 bis 34 festgesetzt ist.<br />
(2) Jeder Abstimmung hat eine Beratung vorauszugehen. Sieht das Gesetz einen Berichterstatter vor,<br />
so stimmt dieser zuerst. Der Vorsitzende stimmt zuletzt. Die anderen Richter stimmen nach der Dienstzeit<br />
bei dem Gericht, das die Entscheidung trifft, bei gleicher Dienstzeit nach der <strong>für</strong> die Vorrückung in<br />
höhere Bezüge maßgebenden Dienstzeit, und zwar die älteren vor den jüngeren. Die Geschworenen und<br />
Schöffen geben ihre Stimme in alphabetischer Reihenfolge vor den Richtern ab.<br />
(3) Eine Stimmenthaltung ist außer im Fall des § 42 Abs. 3 nicht zulässig.<br />
§ 41. (1) Soweit im Einzelnen nichts anderes bestimmt wird, entscheidet das Gericht mit der<br />
Mehrheit der Stimmen. Bei Stimmengleichheit gilt die <strong>für</strong> den Beschuldigten günstigere Meinung. Gegen<br />
die Stimme des Vorsitzenden des Schöffengerichts kann die Schuldfrage nicht bejaht und keine <strong>für</strong> den<br />
Angeklagten nachteiligere rechtliche Beurteilung der Schuld vorgenommen werden.<br />
(2) Ergibt sich keine Mehrheit, weil mehr als zwei Meinungen vertreten werden, so hat der<br />
Vorsitzende durch Teilung der Fragen und neuerliche Umfrage zu versuchen, eine Mehrheit zu erzielen.<br />
Wenn dies nicht gelingt, sind die <strong>für</strong> den Beschuldigten nachteiligeren Stimmen den jeweils günstigeren<br />
solange zuzuzählen, bis sich eine Mehrheit ergibt.<br />
(3) Entstehen unterschiedliche Ansichten darüber, welche von zwei Meinungen <strong>für</strong> den<br />
Beschuldigten die günstigere ist, so ist zunächst darüber abzustimmen. Ergibt sich auch dabei keine<br />
Mehrheit, so gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag.<br />
§ 42. (1) Über die Zuständigkeit des Gerichts, über eine Ergänzung des Verfahrens und andere<br />
Vorfragen ist vor der Hauptsache abzustimmen.<br />
(2) In der Hauptsache ist zunächst die Frage der Schuld und deren rechtliche Beurteilung zu<br />
entscheiden. Liegen dem Beschuldigten mehrere Straftaten zur Last, so muss über jede Tat einzeln<br />
abgestimmt werden.<br />
(3) Wer den Beschuldigten auch nur in einem Fall <strong>für</strong> nicht schuldig hält, kann sich bei der Beratung<br />
über die Strafe der Stimme enthalten. Diese ist der <strong>für</strong> den Beschuldigten jeweils günstigsten Meinung<br />
zuzuzählen.<br />
4. Abschnitt<br />
Ausschließung und Befangenheit<br />
Ausgeschlossenheit von Richtern<br />
§ 43. (1) Ein Richter ist vom gesamten Verfahren ausgeschlossen, wenn<br />
1. er selbst oder einer seiner Angehörigen (§ 72 StGB) im Verfahren Staatsanwalt, Privatankläger,<br />
Privatbeteiligter, Beschuldigter, Verteidiger oder Vertreter ist oder war oder durch die Straftat<br />
geschädigt worden sein könnte, wobei die durch Ehe begründete Eigenschaft einer Person als<br />
Angehörige auch dann aufrecht bleibt, wenn die Ehe nicht mehr besteht,<br />
2. er außerhalb seiner Dienstverrichtungen Zeuge der in Frage stehenden Handlung gewesen oder in<br />
der Sache als Zeuge oder Sachverständiger vernommen worden ist oder vernommen werden soll<br />
oder<br />
3. andere Gründe vorliegen, die geeignet sind, seine volle Unvoreingenommenheit und<br />
Unparteilichkeit in Zweifel zu ziehen.<br />
(2) Ein Richter ist außerdem vom Hauptverfahren ausgeschlossen, wenn er im Ermittlungsverfahren<br />
Beweise aufgenommen hat (§ 104), ein gegen den Beschuldigten gerichtetes Zwangsmittel bewilligt, über<br />
einen von ihm erhobenen Einspruch oder einen Antrag auf Einstellung entschieden oder an einer<br />
Entscheidung über die Fortführung des Verfahrens oder an einem Urteil mitgewirkt hat, das infolge eines<br />
Rechtsmittels oder Rechtsbehelfs aufgehoben wurde.<br />
(3) Ein Richter eines Rechtsmittelgerichts ist überdies ausgeschlossen, wenn er selbst oder einer<br />
seiner Angehörigen im Verfahren als Richter der ersten Instanz, ein Richter der ersten Instanz, wenn er<br />
selbst oder sein Angehöriger als Richter eines übergeordneten Gerichts tätig gewesen ist.<br />
www.ris.bka.gv.at Seite 23 von 147