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Nachruf - Welcker-online.de

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Christoph: »Hol's <strong>de</strong>r Kuckuck! Hätte ich gewußt, daß er herzhaft<br />

und ein so großer Fechter wäre, so hätte ihn <strong>de</strong>r Teufel holen mögen,<br />

eh' ich ihn herausgefor<strong>de</strong>rt hätte. Macht nur, daß er die Sache<br />

beruhn läßt, und ich will ihm meinen Hans, <strong>de</strong>n Apfelschimmel,<br />

geben.« Tobias: »Ich will ihm <strong>de</strong>n Vorschlag tun; bleibt hier<br />

stehn, und stellt euch nur herzhaft an ... er hat mir auf sein ritterliches<br />

Wort versprochen, er will euch kein Leid zufügen. Nun<br />

frisch daran!«<br />

Christoph: »Gott gebe, daß er sein Wort hält.«<br />

— —<br />

Tobias: » ... und wegen seiner Feigheit, fragt nur <strong>de</strong>n Fabio.«<br />

Fabio: »Eine Memme, eine fromme Memme, recht gewissenhaft in<br />

<strong>de</strong>r Feigheit.«<br />

Christoph: »Wetter! ich will ihm nach und ihn prügeln.«<br />

Tobias: »Tu's, puff ihn tüchtig ... «<br />

— —<br />

(Junker Christoph kommt mit einem blutigen Kopfe.)<br />

»Um Gottes Barmherzigkeit willen, einen Feldscherer! Und<br />

schickt gleich einen zum Junker Tobias!«<br />

»Was gibts?«<br />

Christoph: »Er hat mir ein Loch in <strong>de</strong>n Kopf geschlagen, und Junker<br />

Tobias hat auch eine blutige 'Krone weg. Um Gottes Barmherzigkeit<br />

willen, helft! Ich wollte hun<strong>de</strong>rt Taler drum geben, daß ich<br />

zuhause wäre ... Wir glaubten, er wäre 'ne Memme, aber er ist <strong>de</strong>r<br />

eingefleischte Teufel selbst ... Ihr habt mir um nichts und wie<strong>de</strong>r<br />

nichts ein Loch in <strong>de</strong>n Kopf geschlagen, und was ich getan habe,<br />

dazu hat mich Junker Tobias angestiftet.«<br />

Der Feind: »Was wollt ihr mir? Ich tat euch nichts zu Leid. Ihr<br />

zogt ohn' Ursach gegen mich <strong>de</strong>n Degen. Ich gab euch gute Wort'<br />

und tat euch nichts.«<br />

»Wenn eine blutige Krone was lei<strong>de</strong>s ist, so habt ihr mir was zu<br />

Lei<strong>de</strong> getan. Ich <strong>de</strong>nke, es kommt nichts einer blutigen Krone bei.<br />

Da kommt Junker Tobias angehinkt, ihr sollt noch mehr zu hören<br />

kriegen. Wenn er nicht was im Kopfe gehabt hätte, so sollte er<br />

euch wohl auf 'ne an<strong>de</strong>re Manier haben tanzen lassen.«<br />

»Nun, Junker, wie stehts mit euch?«<br />

Tobias: »Es ist all eins. Er hat mich verwun<strong>de</strong>t und damit gut<br />

…« ...<br />

»Fort mit ihm! Wer hat sie so übel zugerichtet?«<br />

Christoph: »Ich will euch helfen, Junker Tobias, wir wollen uns zusammen<br />

verbin<strong>de</strong>n lassen.«<br />

Tobias: »Wollt ihr helfen? Ein Eselskopf, ein Hasenfuß und ein<br />

Schuft! ein le<strong>de</strong>rner Schuft! ein Pinsel!«<br />

»Bringt ihn zu Bett und sorgt für seine Wun<strong>de</strong>!« —<br />

Ist dieses nicht <strong>de</strong>r Treubund vom Ultimatum bis zum Ultimo? Und je<br />

bleicher Christophs Wange ward, umso lauter rülpste Tobias und das Verhältnis<br />

ward ausgebaut und vertieft. Durch alle Trübsal unseres Daseins hopsen<br />

müssend, von dieser unerbittlichen Melodie <strong>de</strong>r Treue gequält, spürten wir<br />

<strong>de</strong>n Druck einer führen<strong>de</strong>n Hand, die es allerdings, im Gegensatz zum Shakespeareschen<br />

Spaßmacher furchtbar ernst mit sich und uns meinte. Der ver-<br />

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