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INFORMATIONSBRIEF Nr. 40 / 2-2004 April - Mai - Juni - BAGSO

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Aus Kirche, Politik und Gesellschaft<br />

der philosophischen Aufklärung. Auch die evangelischen Fürsten (als<br />

Garanten des Fortbestands der evangelischen Kirchen) waren von<br />

dieser neuen Geistesbewegung erfasst. Manche, wie etwa Friedrich II.<br />

(der Große) von Preußen, versuchten sich als aufgeklärte Absolutisten<br />

selbst in der Rolle des Philosophen. In dieser Zeit trat der Gegensatz<br />

zwischen lutherischen und reformierten Kirchen zumindest in<br />

Deutschland immer stärker in den Hintergrund.<br />

Es waren zwei theologische Richtungen, die diesen Trend verschärften:<br />

der Pietismus und der Rationalismus: Die Pietisten wollten bewusst<br />

fromm sein, sich aber gleichzeitig in tätiger Nächstenliebe üben. Man<br />

wollte der Welt zeigen, dass der evangelische Glaube die Möglichkeit<br />

eines guten, gelingenden Lebens innerhalb einer christlichen Gemeinschaft<br />

bietet. Ein orthodoxes Beharren auf Lehrunterschiede war bei<br />

diesem Unterfangen fehl am Platz. Im Rationalismus dagegen war das<br />

bewusste Sich-Einlassen auf die Herausforderungen der Aufklärung<br />

Programm: Man wollte zeigen, dass der christliche Glaube selbst<br />

vernünftig ist und sich vor dem Tribunal der Vernunft nicht zu<br />

verstecken braucht, ja richtig verstanden vor dem Urteil der Vernunft<br />

besser noch als andere Weltanschauungen bestehen kann. Beiden<br />

Richtungen, dem Pietismus und dem Rationalismus, war gemeinsam,<br />

dass die konfessionelle Gliederung des Protestantismus in Lutheraner<br />

und Reformierte immer bedeutungsloser wurde: Es war das Zeitalter<br />

der Union.<br />

Bereits das Wöllnersche Religionsedikt von 1788 und das Preußische<br />

Allgemeine Landrecht von 1794 reden im Singular von der<br />

„protestantischen Kirche“ in Preußen, lange bevor der König 1817 die<br />

Vereinigung der Lutheraner und Reformierten verfügte. In Preußen<br />

war es der in Berlin lehrende Theologe und Philosoph Friedrich Daniel<br />

Ernst Schleiermacher, der die theologischen Grundlagen der<br />

Unionstheologie ausarbeitete. Er forderte die gänzliche Aufhebung des<br />

kirchlichen Unterschieds zwischen Lutheranern und Reformierten,<br />

damit „die protestantische Kirche in diesem Staat durchaus nur Eine<br />

sei“, so sein Vorschlag zu einer neuen Verfassung der protestantischen<br />

Kirche im preußischen Staate“ aus dem Jahr 1808.<br />

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