29.12.2013 Aufrufe

INFORMATIONSBRIEF Nr. 40 / 2-2004 April - Mai - Juni - BAGSO

INFORMATIONSBRIEF Nr. 40 / 2-2004 April - Mai - Juni - BAGSO

INFORMATIONSBRIEF Nr. 40 / 2-2004 April - Mai - Juni - BAGSO

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Aus Kirche, Politik und Gesellschaft<br />

Weltkirche integrieren.<br />

Der Präsident des Vatikanischen Rats zur Förderung der Einheit der<br />

Christen, Kardinal Walter Kasper, hat unlängst eine solche Sicht des<br />

Protestantismus als einem historisch überholten Phänomen geliefert. In<br />

einem Brief an Reinhard Frieling, den früheren Leiter des<br />

Konfessionskundlichen Instituts Bensheim, führt er aus: „Wenn ich<br />

Luther recht verstanden habe, wollte er keine eigene Konfessionskirche<br />

gründen sondern die bestehende Kirche reformieren. Luther wäre<br />

sozusagen heilfroh gewesen, wenn wenigstens einer oder ein paar<br />

katholische Bischöfe sich der Reformation angeschlossen hätten; er<br />

hätte die von ihm als Notlösung empfundenen eigenen Ämter nicht<br />

schaffen brauchen. Ich verstehe deshalb nicht ganz, weshalb der<br />

heutige Protestantismus an der tragischen Konfessionsbindung und an<br />

der aus Not faktisch entstandenen Struktur [...] grundsätzlich festhält<br />

und dies obwohl die heutige katholische Kirche inzwischen viele<br />

legitime reformatorische Anliegen aufgegriffen hat. Luther hatte gesagt,<br />

er würde dann den Papst auf Händen tragen und ihm die Füße küssen“<br />

(veröffentlicht im Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts<br />

Bensheim 2/2003, S. 37).<br />

Was Kasper hier macht, ist nichts anderes, als den protestantischen<br />

Kirchen ihre Existenzberechtigung abzustreiten. Das ist ein Muster, nach<br />

dem katholische Theologen immer wieder verfahren: Es wird<br />

eingestanden, dass es in der spätmittelalterlichen Kirche einige Missstände<br />

gab und dass es grundsätzlich legitim war, diese zu artikulieren<br />

und in der aufgrund der damaligen kirchlichen und politischen<br />

Gesamtkonstellation leider nicht zu verhindernden „Abspaltung“<br />

einige Teilwahrheiten zu pflegen. Mit der Beseitigung jener Missstände<br />

wird freilich die Existenzberechtigung des religiösen Protests strukturell<br />

hinfällig, und die „Teilwahrheiten“ kommen eh nur im Licht der<br />

katholischen Kirche voll zum Leuchten. Lässt sich der Protestantismus<br />

auf diese Logik ein, dann ist seine Sonder- und Eigenexistenz von<br />

prinzipieller Falschheit, er fußt dann nur auf einer geistlichen im<br />

Letzten illegitimen „Spaltung“ der einen Kirche.<br />

Man kann es einem römisch-katholischen Kardinal nicht zum Vorwurf<br />

-23-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!