Heft 157 - IFSH
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GTD und RAND (keine Angaben von WITS), sie sind aber durchaus vereinbar. Der bei RAND<br />
beschriebene Handlungszwang und die bei GTD angesprochene übermittelte Nachricht kann unter<br />
dem bei PiraT angesprochenen Druck in Richtung politischen, sozialen oder ideologischen Wandel<br />
subsumiert werden. Zum Aktionstyp: PiraT bleibt mit der Drohung oder Anwendung von Gewalt 18<br />
genauso allgemein wie RAND, ergänzt aber ebenso wie GTD, dass es sich um einen Akt außerhalb<br />
der Regeln des Völkerrechts handeln muss. WITS schließt einzig noch explizit Kriminalität,<br />
Stammesauseinandersetzungen und politische Unruhen aus. Zum Akteur: PiraT und GTD geben<br />
jeden nichtstaatlichen Akteur an, was sich im Prinzip mit „Individuen oder Gruppen“ von WITS<br />
und RAND deckt. Zum beabsichtigen Ziel der Anschläge: Während WITS und RAND sich laut<br />
Definition zwar auf zivile Ziele festlegen (keine Angaben von GTD), aber dennoch alle drei Datenbanken<br />
Anschläge gegen militärische Ziele aufführen, enthält die PiraT-Definition auch Anschläge,<br />
die sich gegen die Regierung bzw. das Militär richten.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden: Die Terrorismusdefinitionen sind bei allen Datenbanken<br />
recht weit gefasst und die Probleme ähneln sich: Die Beschreibungen sind oft unvollständig, es<br />
werden unterschiedliche Zeiträume erfasst, die Quellen sind nicht (immer) nachvollziehbar und<br />
somit sind die Einordnungen der Fälle zu Terrorismus in jedem einzelnen Fall kritisch zu überprüfen.<br />
Trotz aller postulierten Grunddefinitionen bleibt bei der Erfassung von Einzelfällen wie bereits<br />
erläutert ein erhebliches Maß an Unsicherheit und damit Unschärfe in den Daten.<br />
Die Datenlage ist daher in weiten Teilen als diffus zu bezeichnen. Eine eigene Datenerhebung, d.h.<br />
Erfassung von Anschlägen, könnte einige der oben angesprochenen Mängel zwar beseitigen, wäre<br />
jedoch mit einem nicht tragbaren Ressourcenaufwand verbunden. Daher bleibt einzelnen Wissenschaftlern<br />
oder kleineren Forschergruppen nichts anderes übrig, als aufgrund dieser Basis zumindest<br />
Tendenzen herauszuarbeiten. Die PiraT-Datenbank lässt sich immerhin um Fälle ergänzen, die<br />
in den drei benutzten Datenbanken nicht erfasst sind; außerdem können die Fallbeschreibungen um<br />
Informationen aus anderen Quellen erweitert werden.Wichtig bleibt dennoch, sich der Vorbehalte<br />
bewusst zu sein, die weitere Recherchen zu den Einzelfällen und eine auf den empirischen Ergebnissen<br />
aufbauende qualitative Analyse unverzichtbar machen.<br />
Im Vergleich mit der absoluten Anzahl von Fällen, die in die Zehntausende gehen, ist die Zahl der<br />
maritimen Anschläge – einige Hundert – relativ gering. Welche Auswirkungen dies auf das Phänomen<br />
maritimer Terrorismus hat wird noch zu klären sein. Gleichwohl ist es notwendig, die bisherigen<br />
Vorkommnisse auszuwerten, um jenseits der vieldiskutierten potenziellen Szenarien zu einem<br />
realistischen Bild zu kommen.<br />
Das Ziel Datenerhebung liegt in der Erfassung verhältnismäßig vergleichbarer Daten zu diesem<br />
bisher kaum (empirisch) erfassten Phänomen. Bei der Arbeit mit den Datenbanken wurde offensichtlich,<br />
dass solche Daten sicherlich erforderlich und nützlich, aber auch mit Vorsicht zu genießen<br />
sind. Keinesfalls dürfen daraus voreilige Schlüsse gezogen oder eine qualitative Analyse der<br />
Fälle für überflüssig erklärt werden. Diese quantitative Bearbeitung bedarf daher einer intensiven<br />
qualitativen Aufarbeitung. Gleichwohl können die Ergebnisse der Datenbanken dazu beitragen,<br />
Tendenzen aufzudecken, denen weiter nachgegangen werden muss. Für eine genauere Kategorisierung<br />
bietet sich eine Einzelbetrachtung der Vorfälle nach Tätergruppe und ihrer Motivation an.<br />
18 Die Datenbanken legen keine konkreten Gewaltschwellen fest bzw. geben dazu keine Informationen. Eine unterschiedliche<br />
Bewertung könnte ein möglicher Grund für die unterschiedliche Anzahl der erhobenen Fälle sein.<br />
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