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Heft 157 - IFSH

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discher, panamaischer, sowjetischer, liberianischer, japanischer und unbekannter Flagge fuhren,<br />

durch Minen zerstört oder beschädigt. Nach Angaben des Internationalen Gerichtshofs starben<br />

dabei zwei Personen und weitere 14 wurden verletzt. Die Rebellenorganisation ARDE übernahm<br />

offiziell die Verantwortung für die Verminung, doch es gibt klare Hinweise dafür, dass auch die<br />

amerikanische CIA an dieser Aktion nicht unbeteiligt war. Zudem kam es zu Anschlägen auf einen<br />

Marinestützpunkt und weitere Häfen, Anlagen der Ölindustrie und Lageranlagen sowie eine<br />

Unterwasserölpipeline (vgl. International Court of Justice 1986: § 75-81).<br />

Der zweite Krisenherd 1984 war Ägypten bzw. der südliche Ausgang des Suezkanals und das sich<br />

anschließende Rote Meer. Hier wurden die den Kanal durchfahrenden Schiffe, ähnlich wie in Nicaragua,<br />

durch Seeminen beschädigt. Bis zu 23 Schiffe – darunter auch einige deutsche und sowjetische<br />

– wurden durch Explosionen der Minen getroffen und beschädigt, jedoch sank kein Schiff.<br />

Später fand man heraus, dass das libysche Frachtschiff Ghat die Minen bei seiner Durchfahrt durch<br />

den Suezkanal Anfang Juli 1984 gelegt hatte. Die schiitische Gruppierung des Islamischen Dschihad<br />

bekannte sich dazu, etwa 190 Minen gelegt zu haben. Der Schifffahrtsweg konnte erst durch<br />

gemeinsame, multinationale Minenräumungsbemühungen wieder sicher schiffbar gemacht werden<br />

(vgl. Levie 1992; Truver 2008: 111). 43<br />

In den letzten Jahren ließen sich drei weitere auffällige Spitzenwerte mit mehr als 15 Vorfällen pro<br />

Jahr beobachten. 44 Gewöhnlich folgten diese dem Muster einer Anschlagshäufung an einem oder<br />

zwei Krisenherden und vereinzelten Anschlägen im Rahmen verschiedener schwelender Langzeitkonflikte.<br />

Bei genauerer Betrachtung ergibt sich ein präziseres Bild. Im Jahr 2005 wurden 16 Vorfälle<br />

gezählt. Von diesen wurden drei in Kolumbien, drei in Nigeria und drei in Indonesien verübt.<br />

Zu weiteren, einzelnen Vorfällen kam es im Irak, in Algerien, Sri Lanka, Indien, Malaysia, Jordanien<br />

und Frankreich.<br />

Im Jahr 2009 wurden die meisten Anschläge nach dem Spitzenjahr 1984 verzeichnet: Es kam zu 23<br />

Anschlägen in insgesamt acht Staaten, davon 9 in Nigeria, fünf in Somalia und jeweils zwei in Sri<br />

Lanka und auf den Philippinen. In 2008 war der eindeutige Krisenherd Nigeria mit 15 von 21 Anschlägen.<br />

Tabelle 9: Anzahl von Anschlägen in Ländern, 2000 - 2010 (die vier Anschlagstärksten)<br />

Land Nigeria Sri Lanka Somalia Philippinen<br />

Anzahl Anschläge 43 17 14 12<br />

Quelle: PiraT-Datenbank<br />

Es wird relativ schnell deutlich, dass Sri Lanka (17 Anschläge zwischen 2000 und 2010) und Nigeria<br />

(43 Anschläge zwischen 2000 und 2010) die für den maritimen Terrorismus entscheidenden<br />

Krisenherde der letzten Jahre sind. In beiden Fällen ist der maritime Terrorismus nur ein Teilaspekt<br />

der an Land geführten Auseinandersetzungen.<br />

Die nigerianische Regierung befindet sich erst seit 1997 im Konflikt mit verschiedenen Rebellengruppen.<br />

Hier geht es um Fragen der Autonomie und vor allem um die Verteilung der Einkünfte<br />

aus der nigerianischen Ölförderungsindustrie im Nigerdelta. Nach einer Amnestie seitens des Präsidenten<br />

im Jahr 2009 entspannte sich die Lage hier zusehends. Dennoch nahm besonders das Movement<br />

for the Emancipation of the Niger Delta (MEND) weiterhin Geiseln und griff Einrichtungen<br />

der Ölindustrie an (vgl. HIIK 2010: 35-36). In Sri Lanka führte die separatistische Tamilenorganisation<br />

Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) von 1983-2009 einen erbitterten Bürgerkrieg<br />

gegen die Zentralregierung. Durch ihren maritimen Arm, die Sea Tigers, kam es auch im Untersuchungszeitraum<br />

zu verschiedenen Anschlägen auf hoher See. Allerdings sind seitens der LTTE in<br />

43 Siehe auch Presseberichte, wie Der Spiegel 33/1984, S. 90-91; Terrorism: Scouring the Red Sea Floor, Time Magazine,<br />

Montag, 27. August 1984; http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,926817,00.html, Abruf am<br />

03.11.2011.<br />

44 Durch die unterschiedlichen Zeiträume, die die Datenbanken erfassen, sind die Angaben nur als erste Näherungswerte<br />

zu betrachten.<br />

34

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