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Heft 157 - IFSH

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9. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die Ausführungen um das Phänomen maritimer Terrorismus und seine Definition haben gezeigt,<br />

dass dass eine Abgrenzung − bzw. eine räumliche Eingrenzung − von dem Begriff des allgemeinen<br />

Terrorismus, sinnvoll und notwendig ist. Dies ermöglicht, den Bereich maritime Gewalt und damit<br />

die Risiken für den maritimen Bereich näher zu untersuchen. Es war jedoch notwendig, den Begriff<br />

in Kontext zu setzen und zu präzisieren. Der Begriff bleibt dennoch weit genug gefasst um die<br />

relevanten Phänomene zu erfassen und wird auch in Zukunft Anlass zu Debatten geben.<br />

Das Papier stellt im Kern erstmals eine empirische Auswertung vergangener Anschläge mit Tätergruppen,<br />

Häufigkeiten, regionalen Verteilungen und Opferzahlen dar. Die PiraT-Projekt-<br />

Datenbank zum maritimen Terrorismus wurde vorgestellt, die Informationen aus den Datenbanken<br />

von RAND, GTD und WITS wurden gefiltert, klassifiziert und zusammengeführt. Das besondere<br />

Erfordernis der Datenerhebung liegt in der Erfassung vergleichbarer Daten zu diesem relevanten,<br />

aber bisher kaum (empirisch) gefassten Phänomen. Bei der Arbeit mit den Datenbanken wurde<br />

offensichtlich, dass solche Daten sicherlich erforderlich und nützlich, aber auch mit Vorsicht zu<br />

betrachten und auszuwerten sind. Keinesfalls dürfen daraus voreilige Schlüsse gezogen werden<br />

oder eine qualitative Analyse der Fälle für überflüssig erklärt werden. An dieser Stelle sei noch auf<br />

die Problematik hingewiesen, dass die Datenbanken unterschiedliche Zeiträume abdecken, insbesondere,<br />

dass RAND nach 2008 keine Fälle mehr aufgenommen hatte und WITS erst 2004 mit der<br />

Erfassung begann. Die hier vorgelegten Ergebnisse der Auswertung der Datenbanken können dennoch<br />

dazu beitragen, Tendenzen aufzuzeigen, denen weiter nachgegangen werden sollte.<br />

Es gibt nur vergleichsweise wenige aufsehenerregende maritime Terroranschläge. Dazu gehören<br />

die Entführung des italienischen Kreuzfahrtschiffs Achille Lauro durch palästinensische Rebellen<br />

(1985), Angriffe von Al-Qaida auf das US-Kriegsschiff USS Cole (2000) und den französischen<br />

Öltanker Limburg (2002) und die Bombenexplosion auf der philippinischen SuperFerry14 (2004)<br />

durch ASG. Aufgrund der geringen Anzahl der bekannten Vorfälle, könnte der irrige Eindruck<br />

entstehen, dass es aufgrund der geringen Anzahl der terroristischen Anschläge im maritimen Raum<br />

nicht notwendig sei, Ressourcenauf deren Abwehr zu konzentrieren.<br />

Die tatsächliche Anzahl der maritimen Attacken in dem betrachteten Zeitraum beträgt jedoch<br />

mehrere Hundert, von einer Geringfügigkeit des maritimen Terrorismus kann also keine Rede<br />

sein.. Verglichen mit der absoluten Zahl terroristischer Vorfälle im gleichen Zeitraum, ist die Zahl<br />

allerdings gering und erscheinen im Vergleich weniger alarmierend. Im Zeitverlauf unterliegen die<br />

Anschlagszahlen starken Schwankungen; für statistische Trendanalyse reicht die Datenlage nicht.<br />

Die Zahlen aus der Vergangenheit sind nicht unbedingt aussagekräftig, was mögliche katastrophale<br />

Folgen maritimer Terroranschläge in der Zukunft betrifft. Wiederholten Drohungen, die strategisch<br />

wichtige Handelsrouten betreffen, sollte zumindest eine gleichbleibend hohe Aufmerksamkeit gelten<br />

(vgl. Kap. 1). Eine effektive Governance dieses speziellen Risikos bleibt daher geboten, zusammen<br />

mit Maßnahmen gegen andere Kriminalitätsformen (im Sinne von Global Crime Governance,<br />

vgl. Jakobi 2010 und 2011) sowie zur Beilegung von Bürgerkriegssituationen, in denen<br />

bewaffnete Gruppen zu terroristischen Maßnahmen greifen.<br />

Sieben Regionen waren im gesamten betrachteten Zeitraum betroffen, in der jüngeren Zeit reduzierte<br />

sich das auf vier betroffene Regionen (mit verschobenen Schwerpunkten). Dabei hatten in<br />

den letzten Jahren, insbesondere im Zeitraum seit 2001, Subsahara-Afrika und Südamerika einen<br />

deutlichen Zuwachs zu verzeichnen, während die Zahlen in Süd- und Südostasien auf einem<br />

gleichbleibend höheren Niveau blieben und in Nahost und Nordafrika sogar leicht rückläufig waren.<br />

Die Anzahl der Akteure ist hoch und ihre Motive vielfältig und kontextgebunden. National/separatistische<br />

Gruppierungen verübten deutlich die meisten Anschläge, islamistische<br />

Gruppierungen stehen an zweiter Stelle, gefolgt von linksideologischen Gruppen, letztere allerdings<br />

auf deutlich niedrigerem Niveau. Gemessen an der Opferzahl pro Anschlag stellt sich der<br />

islamistische Terrorismus insbesondere seit 2000 als besonders gefährlich dar, zumindest wenn<br />

man die Gruppen einbezieht, die neben den islamistischen auch noch andere Motive haben. Isla-<br />

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