Download - Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V.
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Die deutschen <strong>Pflanzenzüchter</strong> fordern daher<br />
gemeinsam mit ihren Kollegen aus ganz Europa<br />
die Einführung der Züchtungsausnahme<br />
in das EU-Patent. Der Deutsche Bundestag und<br />
das EU-Parlament haben in einer gemeinsamen<br />
Entschließung gefordert, sich bei der Schaffung<br />
eines einheitlichen europäischen Patents dafür<br />
einzusetzen, dass die Züchtungsausnahme auch<br />
für das europäische Patent gilt.<br />
Nachdem die Einführung der Züchtungsausnahme<br />
in den Verordnungsentwurf für das Gemeinschaftspatent<br />
im Sommer scheiterte, weil<br />
Großbritannien formale Einwände bezüglich der<br />
Zuständigkeit des Europäischen Gerichtshofs erhob,<br />
wird die Züchtungsausnahme nun in einem<br />
überstaatlichen Übereinkommen über das neue<br />
zentrale Patentgericht europaweit eingeführt<br />
werden. Ein entsprechender Formulierungsvorschlag<br />
liegt bereits vor, muss allerdings noch<br />
durch die Mitgliedstaaten ratifiziert werden.<br />
Im Dezember haben EU-Parlament und Rat der<br />
EU alle erforderlichen Regelungen verabschiedet,<br />
sodass das Gemeinschaftspatent 2014 in 25<br />
Ländern in Kraft treten kann.<br />
Nächster Schritt zur Klärung der<br />
Patentierbarkeit konventionell<br />
gezüchteter Pflanzen steht bevor<br />
Die Große Beschwerdekammer des Europäischen<br />
Patentamtes wird sich im „Schrumpeltomatenfall“<br />
mit der Frage befassen, ob durch Kreuzung<br />
und Selektion gezüchtete Pflanzen patentierbar<br />
sind.<br />
Nachdem das Europäische Patentamt Ende 2010<br />
im Brokkoli- und im Tomatenfall entschieden<br />
hatte, dass Verfahren der Kreuzung und Selektion<br />
„im Wesentlichen biologisch“ und damit<br />
nicht patentierbar sind, liegt der Tomatenfall<br />
nun erneut bei der Großen Beschwerdekammer<br />
des Europäischen Patentamtes. Die Kammer<br />
wird sich nun mit der Frage befassen, ob auch<br />
die Pflanzen, die aus Kreuzung und Selektion<br />
hervorgehen, unter das Patentverbot fallen.<br />
Klare BDP-Position<br />
Der BDP hatte sich in seiner 2010 verabschiedeten<br />
Position klar gegen die Patentierbarkeit<br />
von Pflanzen ausgesprochen, die durch Kreuzung<br />
und Selektion gezüchtet wurden. Nur so kann<br />
eine deutlichere Abgrenzung von Sorten- und<br />
Patentschutz erreicht werden. Der vorliegende<br />
Fall bietet nun die Möglichkeit, die BDP-Position<br />
durch Auslegung des Europäischen Patentübereinkommens<br />
und der Biopatentrichtlinie zu implementieren.<br />
Der BDP hat das neue Verfahren daher zum Anlass<br />
genommen, diese rechtlich begründete Auffassung<br />
im Rahmen eines sogenannten amicus<br />
curiae-Briefes vor der Großen Beschwerdekammer<br />
zum Ausdruck zu bringen. Gleichlautend hat<br />
sich die European Seed Association (ESA) positioniert.<br />
Folgt die Große Beschwerdekammer der<br />
Züchterauffassung, so ist eine weitere wichtige<br />
Forderung der BDP-Position umgesetzt, ohne ein<br />
langwieriges Gesetzgebungsverfahren mit ungewissem<br />
Ausgang durchlaufen zu müssen.<br />
Parteiübergreifende Einigkeit zur<br />
Abgrenzung von Sorten- und Patentschutz<br />
Auch die Fraktionen von CDU/CSU, FDP, SPD und<br />
Bündnis 90/Die Grünen haben im Januar 2012 einen<br />
gemeinsamen Antrag verabschiedet, in dem<br />
Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen<br />
abgelehnt und die Bedeutung des Sortenschutzes<br />
für Innovationen in der Pflanzenzüchtung<br />
hervorgehoben werden.<br />
Der BDP begrüßt diesen gemeinsamen Antrag,<br />
in dem die vier Fraktionen die richtige Grenze<br />
für die Patentierung von Pflanzen ziehen: Einerseits<br />
Anerkennung des Patentes für technische<br />
Erfindungen bei Pflanzen. Andererseits Ablehnung<br />
des Patentes für Pflanzen, die aus Kreuzung<br />
und Selektion hervorgehen und für die der<br />
Sortenschutz als das primäre und mit seinem<br />
Züchtervorbehalt maßgeschneiderte Schutzrecht<br />
zur Verfügung steht. Auf internationaler Ebene<br />
haben sich die Züchter sehr ähnlich positioniert<br />
(siehe dazu S. 42).<br />
BDP Geschäftsbericht 2012/13 · 19