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Jahresbericht 2009

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Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung von Sexualität als Teil der Strafe<br />

angesehen wird. Dies wird nicht zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen. Der<br />

Drang nach sexuellen Handlungen führt zu einer Abspaltung der Sexualität von der<br />

allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche<br />

Handlungen praktiziert, die konträr zur Haltung und allgemeinen Aussage der<br />

Inhaftierten stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität wird<br />

teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier<br />

vor einem Dilemma. Der Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität in<br />

Präventionsveranstaltungen wird mit Anlehnung begegnet. Um Inhaftierten die<br />

Möglichkeit eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen zu<br />

Übertragungswegen vertrauensvoll beantwortet werden, bietet die AIDS-Hilfe daher<br />

seit 2007 eine Hepatitis- / HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn und<br />

Dinslaken an.<br />

Tätowieren / Piercen<br />

Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler Injektionsnadeln eine<br />

Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß, von HIV.<br />

Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten durchgeführt, um hier eine<br />

Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über<br />

Tätowieren und Piercen zu treffen.<br />

Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen bei<br />

ihrer Präventionsarbeit und bietet den Rahmenbedingungen entsprechende<br />

Lösungsansätze an.<br />

5.3.4.1 Primär- und Sekundärprävention<br />

Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen in den<br />

Justizvollzugsanstalten durchgeführt. Neben den Übertragungswegen von HIV und<br />

Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten und mögliche Schutzmaßnahmen<br />

angesprochen (Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung des<br />

„Blutbewusstseins“, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen und Safer Sex - Praktiken<br />

{bei Männern, die Sex mit Männern haben sowie Frauen, die Sex mit Frauen<br />

haben}).<br />

5.3.4.2 Begleitung<br />

Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“<br />

bietet den inhaftierten Frauen und Männern die Möglichkeit, regelmäßig (in der Regel<br />

alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. zu<br />

sprechen. Die Erstgespräche werden von dem hauptamtlichen Mitarbeiter<br />

durchgeführt. Hier werden folgende Aspekte erörtert: Bedarf des Inhaftierten,<br />

Stadium der HIV-Infektion, medizinische Behandlung sowie die Angebote der AIDS-<br />

Hilfe (z.B. Knastpakete, Therapievermittlung, Resozialisierung nach der<br />

Haftentlassung etc.). Die regelmäßigen Besuche werden durch einen<br />

hauptamtlichen Mitarbeiter oder ggf. von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

durchgeführt. Im Sinne einer professionellen psycho-sozialen Begleitung besteht für<br />

die ehrenamtlichen Mitarbeiter das Angebot der „Drogen- / Knast-Gruppe“. Ziel des<br />

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