Berlin.Friedrichstraße Ausgabe 3/2013 (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
den gemeinsame Komitees und Ausschüsse<br />
einberufen, die unsere Zusammenarbeit koordinieren<br />
und regeln. Also, das ist eine sehr<br />
intensive Aufgabe, Botschafter von Polen in<br />
<strong>Berlin</strong> zu sein, und zugleich eine sehr spannende.<br />
→ Gibt es Themen, die Ihnen besonders am<br />
Herzen liegen?<br />
Ja, die Europapolitik. Das ist ein Thema, für<br />
das ich mich auch persönlich sehr interessiere<br />
und dem ich besondere Aufmerksamkeit<br />
schenke. Deutschland hat eine besondere Bedeutung<br />
in Europa und ist unser wichtigster<br />
Partner.<br />
Zweites bedeutendes Thema ist die Wirtschaft.<br />
Hier sind wir in einem sehr intensiven<br />
Austausch mit Deutschland. Ein Drittel des<br />
polnischen Außenhandels wird mit Deutschland<br />
abgewickelt. Das bedeutet, dass viele<br />
deutsche und polnische Firmen eng zusammenarbeiten,<br />
das hat bereits eine lange Tradition.<br />
Deutschland gehört zu den größten Auslandsinvestoren<br />
auf dem polnischen Markt.<br />
Es gibt auch immer mehr polnische Unternehmen,<br />
die in Deutschland investieren – das<br />
ist eine vielversprechende Entwicklung.<br />
Und das dritte Thema, das mir besonders<br />
am Herzen liegt, ist die Kultur. Während meines<br />
kurzen Aufenthaltes haben wir bereits<br />
einige Konzerte in <strong>Berlin</strong> veranstaltet, wir<br />
planen auch Ausstellungen. Um einen Raum<br />
für wichtige Debatten über Kultur, Politik<br />
und Wirtschaft zu schaffen, haben wir einen<br />
Diskussions-Salon »In Mitte« gegründet, der<br />
im Herzen <strong>Berlin</strong>s, im traditionsreichen Hotel<br />
Adlon veranstaltet wird.<br />
→ Derzeit befindet sich die Polnische Botschaft<br />
noch im Grunewald, ein Umzug nach <strong>Berlin</strong><br />
Mitte ist geplant. Wann ist es denn soweit?<br />
Wir sind gerade dabei, das Bauprojekt zu<br />
entwickeln. Wir hoffen, dass wir Ende dieses<br />
oder Anfang des nächsten Jahres beginnen<br />
können, das alte Gebäude abzureißen und<br />
neu zu bauen. Das würde dann bedeuten, dass<br />
wir vielleicht im Jahr 2017 soweit sind. Ich<br />
hoffe es auf jeden Fall. Selbst wenn es für einen<br />
Botschafter nicht die geläufigste Aufgabe<br />
ist, Bauherr zu sein. Aber ich freue mich sehr,<br />
da ich persönlich darunter leide, dass das alte<br />
Gebäude immer noch inmitten der Stadt steht<br />
und das Publikum noch keine neue, schöne<br />
Botschaft an dieser prächtigen Stelle hat.<br />
→ Freuen Sie sich auf den Umzug nach <strong>Berlin</strong><br />
Mitte?<br />
Ja, sehr. Wenn man <strong>Berlin</strong> von heute ein bisschen<br />
näher kennenlernen möchte, dann kann<br />
man das am besten in Mitte tun. Dort erlebt<br />
man, wie das neue <strong>Berlin</strong> nicht nur einfach<br />
aus den zwei Teilen der Stadt zusammenwächst,<br />
sondern dass diese zwei Teile eine<br />
neue Qualität, neue Synergien entwickeln.<br />
Die Jägerstraße ist architektonisch ein gutes<br />
Beispiel, weil man dort die alte <strong>Berlin</strong>er<br />
Architektur sehen kann. Da gibt es Gebäude,<br />
die renoviert worden sind und aus dem<br />
Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des<br />
20. Jahrhunderts stammen. Und es gibt diese<br />
typische DDR-Architektur aus den 70er<br />
Jahren, dazu noch topmoderne Neubauten.<br />
Diese verschiedenen Architekturen sind sehr<br />
harmonisch integriert worden. Vor 20 Jahren<br />
hatte man schon Zweifel, ob das klappt. Da<br />
Der derzeitige Sitz der Botschaft der Republik Polen im<br />
Grunewald.<br />
gab es große Spannungen in <strong>Berlin</strong>, da wurde<br />
diskutiert, welche Teile der Architektur in<br />
<strong>Berlin</strong> es verdient haben, zu überleben, welche<br />
beibehalten werden sollen und welche<br />
eben nicht. Ich sehe immer mehr, dass man<br />
einen Modus Vivendi gefunden hat, mal gewollt,<br />
mal nicht. Das, was in der Architektur<br />
in dieser Hinsicht vielleicht am deutlichsten<br />
wird, findet auch in den Köpfen statt, vermute<br />
ich. Diese Akzeptanz für das Andere, für das<br />
Nichtgeläufige prägt diese Stadt auf eine interessante<br />
Art und Weise.<br />
→ Polen und Deutschland haben eine lange<br />
gemeinsame Grenze. Sind Sie als Botschafter<br />
oft in diesen Grenzregionen?<br />
Deutschland ist ein großes Land, ein Land<br />
mit vielen Zentren. Viele Bundesländer haben<br />
sehr enge Kontakte zu Polen, die betreut und<br />
gepflegt werden müssen. Ich bin auch sehr<br />
viel im Grenzgebiet unterwegs. Es ist sehr<br />
wichtig, dass man die Arbeit der Bürgermeister<br />
vor Ort anerkennt, die den Austausch und<br />
das Miteinander der Bürger beiderseits der<br />
Grenze fördern.<br />
So wird der Neubau der Polnischen Botschaft in <strong>Berlin</strong>-Mitte aussehen.<br />
<strong>Berlin</strong>.<strong>Friedrichstraße</strong> Nr. 3 <strong>2013</strong> 11