Berlin.Friedrichstraße Ausgabe 3/2013 (Vorschau)
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culture | jedermann-festspiele <strong>2013</strong><br />
Die Grande<br />
Dame und der<br />
Jedermann<br />
Brigitte Grothum<br />
inszeniert im 27. Jahr die<br />
Jedermann-Festspiele<br />
B<br />
ereits zum 27. Mal feiern am 17. Oktober <strong>2013</strong> die <strong>Berlin</strong>er<br />
Jedermann-Festspiele im <strong>Berlin</strong>er Dom ihre Premiere. Erneut<br />
inszeniert von Schauspielerin und Regisseurin Brigitte<br />
Grothum. 1987 brachte sie die Dichtung von Hugo von Hofmannsthal<br />
mit großem Erfolg nach <strong>Berlin</strong> und etablierte sie als<br />
festen Bestandteil des <strong>Berlin</strong>er Kulturlebens.<br />
© Agentur Baganz<br />
→ Frau Grothum, was macht den Jedermann<br />
in <strong>Berlin</strong> so besonders?<br />
Das Theaterstück Jedermann enthält viele<br />
transzendente Elemente, die wir – wie wir<br />
meinen – am besten durch die Bach’sche Orgelmusik<br />
verdeutlichen können. Diese Musik,<br />
live gespielt auf der mehr als 7.000 Pfeifen und<br />
über 100 Register enthaltenden Sauerorgel,<br />
die als die größte noch im ursprünglichen<br />
Zustand erhaltene Orgel der Spätromantik<br />
gilt, sowie die »Kulisse« des Doms, die kein<br />
Bühnenbildner erstellen könnte, sind außergewöhnliche<br />
Bestandteile des <strong>Berlin</strong>er Jedermann.<br />
So haben es auch bisher alle Schauspieler<br />
empfunden, die in den vergangenen<br />
Jahren im Jedermann gespielt haben. Auch<br />
ich empfinde es immer wieder als einmaliges<br />
Erlebnis, etwas ganz Besonderes. Zudem: Der<br />
Jedermann ist in <strong>Berlin</strong> uraufgeführt worden.<br />
Er gehört zu <strong>Berlin</strong>.<br />
→ Auf welchen der Darsteller freuen Sie sich<br />
besonders?<br />
Der gesamte Stab und Teile des Ensembles<br />
sind ja wie eine große Familie. So freue ich<br />
mich jedes Jahr auf das Wiedersehen mit den<br />
»Alten« und das Kennenlernen der »Neuen«.<br />
→ Wie leicht oder schwer ist es, ein Stück im<br />
Dom zu inszenieren?<br />
Es ist natürlich sehr viel schwieriger, im Dom<br />
zu inszenieren als in einem Theater. Wir müssen<br />
alles an die Gegebenheiten dieses Gotteshauses<br />
anpassen. So gibt es kaum Varianten<br />
für die Auftritte, nicht viele Möglichkeiten,<br />
Licht aufzustellen oder anzuhängen. Räume<br />
für Maske, Kostüm und Darsteller sind natürlich<br />
nur begrenzt vorhanden. Jeder muss<br />
zurückstecken, wir brauchen ein teamfähiges<br />
Ensemble. Dazu kommt, dass wir nur drei<br />
Tage Zeit haben, um unsere Arbeit, die wir<br />
in der Luisenkirche am Richard Wagner Platz<br />
erarbeitet haben, in den Dom umzusetzen,<br />
und das bei vollem Publikumsverkehr. Nicht<br />
zuletzt handelt es sich um den <strong>Berlin</strong>er Dom<br />
mit einer Kuppel von 70 Metern Höhe. Das ist<br />
für die Akustik eine große Herausforderung.<br />
→ Was macht den Hauptanteil der Besucher<br />
aus: Touristen oder doch eher <strong>Berlin</strong>er?<br />
Wir haben im letzten Jahr wieder eine Erhebung<br />
gemacht: Das Ergebnis lautet: 50:50.<br />
→ Tragen sich die Festspiele selbst oder gibt es<br />
finanzielle Zuschüsse?<br />
Wir erhalten keinerlei Zuschüsse und tragen<br />
uns ausschließlich durch den Verkauf der<br />
Eintrittskarten und durch Sponsoren.<br />
→ Welche Rolle spielen die Jedermann Festspiele<br />
in Ihrem persönlichen Schaffen?<br />
Sie sind mein drittes Kind...<br />
→ Gibt es vergleichbare Stücke, die Sie gern<br />
inszenieren würden?<br />
Es gibt ein paar Stücke, die mich inhaltlich<br />
reizen. Bei denen könnte ich es mir vorstellen.<br />
→ Welche wären das?<br />
Es gibt z. B. ein Stück von Felix Mitterer –<br />
»Sibirien« – das ich sehr gern mal machen<br />
würde oder von Alan Ayckbourn »Ganz unter<br />
uns«. Auch »Mord im Dom« von T.S. Eliot<br />
war mal mein Traum, aber es ist zu schwierig.<br />
→ Sie stehen seit mehr als 60 Jahren auf der<br />
Bühne und haben in zahlreichen Filmen und<br />
Serien mitgespielt. Was hat sich während<br />
dieser Zeit geändert?<br />
In den 60 Jahren hat sich sehr viel verändert,<br />
allein durch die Vielfalt der Medien, die alle<br />
bedient werden müssen. Quereinsteiger sind<br />
an der Tagesordnung, die Art der Unterhaltungssendungen<br />
hat sich total verändert. Das<br />
38 <strong>Berlin</strong>.<strong>Friedrichstraße</strong> Nr. 3 <strong>2013</strong>