Berlin.Friedrichstraße Ausgabe 3/2013 (Vorschau)
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people | interview<br />
satz ebenso, trotzdem gibt es hin und wieder<br />
Diskussionen. Bei Fragen der Stadtplanung<br />
sind wir als Bezirk zuerst zuständig. Übergeordnete<br />
Planungen des Senats können da mit<br />
unseren schon mal in Konflikt geraten. Auch<br />
in Bezug auf die Hauptstadtplanung ist die<br />
Zusammenarbeit nicht immer ganz einfach.<br />
Unsere Strategie ist allerdings seit Jahren, auf<br />
Kooperation mit der Senatsebene zu setzen.<br />
→ Könnten Sie zum Beispiel die Wilhelmstraße<br />
vor der Britischen Botschaft wieder für den<br />
Autoverkehr öffnen lassen?<br />
Wir würden die Wilhelmstraße gern wieder<br />
öffnen lassen. Wir haben auch schon verhandelt,<br />
aber die Antwort lautet immer, dass die<br />
Sicherheitslage eine Öffnung nicht hergibt.<br />
Terrorabwehr ist wichtig, allerdings ist die<br />
Sperrung der Straße schon ein Einschnitt in<br />
das öffentliche Leben.<br />
→ Es gibt immer mal die Idee, Alt-Mitte einen<br />
Sonderstatus zu verleihen und am besten<br />
gleich dem Bund zu unterstellen. Was halten<br />
Sie davon?<br />
Das halte ich für eine absolute Spinnerei. Die<br />
Kommunalverwaltung ist gesetzlich geschützt.<br />
→ Auch der Bezirk Mitte hat Ortsteile, die<br />
vorwiegend von Migranten bewohnt werden.<br />
Stimmen Ihre Erfahrungen mit denen Ihres<br />
Amtskollegen Heinz Buschkowski, Bezirksbürgermeister<br />
von Neukölln, überein?<br />
Ich stehe mit Buschkowski im Kontakt. Teilweise<br />
haben wir ja die gleichen Probleme wie<br />
Arbeitslosigkeit bzw. Langzeitarbeitslosigkeit<br />
bei Jugendlichen, Anteil der Zuwanderer und<br />
Milieubildung. Europaerweiterung ist gut, aber<br />
man muss viele andere Dinge dabei beachten,<br />
die von ethnischer Verfolgung bis hin zu Sozialpolitik<br />
innerhalb Europas reichen und die<br />
wir als Bezirk überhaupt nicht auffangen können.<br />
Sicher haben wir auch problematische<br />
Fälle, um die wir uns kümmern. Ich stelle aber<br />
gern in den Vordergrund, dass 90 Prozent aller<br />
Einwanderer gern in unserer Stadt leben und<br />
teilweise unter Diskriminierung zu leiden haben,<br />
obwohl sie sich integrieren wollen.<br />
Dr. Christian Hanke hat seine berufliche Laufbahn<br />
als Lehrer begonnen. Der gebürtige <strong>Berlin</strong>er<br />
geht zum Essen am liebsten in das Schraders<br />
im Wedding, mag aber auch jugoslawische Spezialitäten.<br />
In seiner knappen Freizeit liest er gern,<br />
meistens vor dem Einschlafen. »Zurzeit ist es eine<br />
Studie über Muslime«, sagt er. Auf die Frage,<br />
wie charismatisch ein Bürgermeister sein muss,<br />
antwortet er: »Persönlichkeiten im öffentlichen<br />
→ Es wird immer wieder über Business Improvement<br />
Districts, auf Deutsch Immobilienund<br />
Standortgemeinschaften, geredet. Ist das<br />
auch hier in <strong>Berlin</strong> von Relevanz?<br />
Das ist etwas, was nach wie vor in der Diskussion<br />
ist, auch für den Bereich <strong>Friedrichstraße</strong>.<br />
Wir kennen die Idee des Business Improvement<br />
Districts aus den USA. Sie gilt aufgrund<br />
des Erfolgs in Amerika auch in Deutschland<br />
als zukunftsträchtiges Stadtentwicklungskonzept.<br />
Allerdings gibt es dort ein anderes<br />
Steuer system und eine andere Sozialstaatsausprägung.<br />
Deshalb kann man dieses System<br />
nicht 1:1 für Deutschland übernehmen.<br />
Hamburg hat es getan und wir werden uns die<br />
Vorteile genau ansehen. Ein Vorteil wäre, dass<br />
man privates Kapital auch über eine öffentliche<br />
Stadtentwicklung binden kann. Man muss<br />
das abwägen, da es ja auch steuerliche Konsequenzen<br />
für die Unternehmen hat. Ich habe da<br />
aber noch kein abgeschlossenes Urteil.<br />
→ Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Das Interview führten<br />
Frank Nehring und Anja Strebe.<br />
Leben müssen schon eine etwas charismatische<br />
Ader haben, gerade wenn man Menschen begeistern<br />
und irgendwohin mitnehmen muss.<br />
Ein Bürgermeister ist ein sehr starker Identifikationspunkt.<br />
Charistmatische Führung allein<br />
reicht aber nicht aus, Kosten-Leistungsrechnen,<br />
Betriebswirtschaft und Effizienz sollte man<br />
auch können. Wichtiger als Partyhopping ist das<br />
Zuhören.«<br />
20 <strong>Berlin</strong>.<strong>Friedrichstraße</strong> Nr. 3 <strong>2013</strong>