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Haus & Garten Test 18 Gas-, Holzkohle- und Elektrogrills (Vorschau)

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AKTUELL | Recht<br />

Susanne Sprotte,<br />

Rechtsanwältin<br />

Urlaubsspaß –<br />

mangelhaft?<br />

Der Sommer naht <strong>und</strong> mit ihm die Reisezeit –<br />

egal ob man der Fußball-EM entgehen will oder ihr<br />

sogar entgegenreist. Doch Reisemängel können die<br />

Freude trüben. Welche Rechte haben Urlauber?<br />

eiseverträge stellen eine besondere Ver-<br />

mit mehreren Komponenten<br />

Rtragsart<br />

(Flug, Unterkunft) dar, sie sind gesetzlich<br />

geregelt in den §§ 651a ff BGB. Der Reiseveranstalter<br />

ist verpflichtet, die Reise so zu<br />

erbringen, dass sie die zugesicherten Eigenschaften<br />

hat <strong>und</strong> nicht mit Fehlern behaftet<br />

ist, die den Wert oder die Tauglichkeit zu dem<br />

gewöhnlichen oder nach dem Vertrag vorausgesetzten<br />

Nutzen aufheben oder mindern.<br />

Hält die Realität am Urlaubsort also nicht der<br />

Beschreibung im Katalog oder Onlineportal<br />

stand, so bestehen Minderungs- bzw. Rückzahlungsansprüche.<br />

Eine detaillierte Aufzählung<br />

möglicher Mängel samt entsprechender<br />

möglicher Minderungsquote bietet die sogenannte<br />

Frankfurter Tabelle. Dabei ist zu beachten,<br />

dass diese Quoten auf Einzelfallentscheidungen<br />

beruhen, die nicht pauschal auf<br />

alle vergleichbaren Sachverhalte anwendbar<br />

sind. Die Tabelle ist somit nicht verbindlich<br />

<strong>und</strong> bietet lediglich einen ungefähren Anhaltspunkt.<br />

Von Mängeln zu unterscheiden<br />

sind bloße Unannehmlichkeiten, welche vom<br />

Urlauber hinzunehmen sind. Beispiele für<br />

bloße Unannehmlichkeiten sind unfre<strong>und</strong>liches<br />

Verhalten des Flughafenpersonals <strong>und</strong><br />

das Schließen des Frühstücksbuffets bereits<br />

um 10 Uhr (AG Düsseldorf, 42 C 14445/01).<br />

Verhalten vor Ort<br />

Tritt ein Mangel auf, so ist er unverzüglich<br />

anzuzeigen <strong>und</strong> Abhilfe zu verlangen (§ 651c<br />

BGB). Der Veranstalter muss zunächst Gelegenheit<br />

haben, den Mangel innerhalb einer<br />

angemessenen Frist zu beseitigen. Vertragspartner<br />

ist der Reiseveranstalter bzw. die<br />

Reiseleitung vor Ort, nicht etwa die Hotelrezeption.<br />

Erst wenn der Reiseveranstalter<br />

auch nicht über die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Notrufnummer zu erreichen ist, kann<br />

der Mangel dem Hotel oder Busunternehmen<br />

als Erfüllungsgehilfen des Vertragspartners<br />

angezeigt werden. Wenn trotz Reklamation<br />

keine Abhilfe geschaffen wurde, kann der Urlauber<br />

entweder – in drastischen Fällen – den<br />

Vertrag kündigen <strong>und</strong> das Hotel wechseln.<br />

Die Mehrkosten muss der Reiseveranstalter<br />

nach § 651c BGB erstatten. Jedoch trifft den<br />

Reisenden hier eine Schadensminderungspflicht;<br />

er hat also keinen Erstattungsanspruch<br />

darauf, in die nächste Luxusherberge<br />

einzuchecken, wenn er nur eine Mittelklassereise<br />

gebucht hatte. Bei leichteren Mängeln<br />

kann alternativ dazu eine Bestätigung dieser<br />

Mängel eingeholt <strong>und</strong> diese dann nach der<br />

Rückkehr beim Veranstalter schriftlich reklamiert<br />

werden. Aufgr<strong>und</strong> der Gewährleistung<br />

besteht dann ein Anspruch auf Minderung<br />

des Reisepreises. Dies hat innerhalb eines Monats<br />

nach Ende der Reise zu erfolgen (§ 651g<br />

BGB). Nur wenn der Reisende ohne eigenes<br />

Verschulden an der Einhaltung der Frist gehindert<br />

wurde, kann er seine Ansprüche auch<br />

noch nach Ablauf dieser Frist geltend machen.<br />

LG Duisburg am 26.6.2003<br />

(12 S 27/03)<br />

Fehlt der im Prospekt versprochene<br />

Hummer im Speiseangebot des Hotels,<br />

rechtfertigt dies eine Minderung<br />

des Reisepreises in Höhe von<br />

2 Prozent.<br />

AG Hamburg am 2.12.1997<br />

(<strong>18</strong>b C 279/97)<br />

Ein Auftreten von 40 bis 50 Katzen<br />

in einer Bungalowanlage auf Gran<br />

Canaria (umgerechnet 0,15 Katze<br />

pro Bun galow) berechtigt nicht zur<br />

Reisepreisminderung, sondern stellt<br />

eine bloße Unannehmlichkeit dar.<br />

AG Charlottenburg am 24.3.2011<br />

(210 C 367/10)<br />

Bei Unterbringung in Newark statt New<br />

York ist der Reisende zu einer Minderung<br />

i. H. v. 30 Prozent berechtigt.<br />

AG München (191 C 3762/01)<br />

Wird die Lage eines Urlaubshotels<br />

im Katalog wie folgt geschildert:<br />

„Das Hotel ist etwas zurück versetzt<br />

von der Küstenstraße …“, so muss<br />

ein Urlauber nicht davon ausgehen,<br />

dass er direkt an einer Europastraße<br />

wohnt. Wegen des starken Lärms<br />

<strong>und</strong> der Abgase kann der Reisepreis<br />

um 20 Prozent gemindert werden.<br />

AG Düsseldorf am 8.9.1997<br />

(29 C 20.253/96)<br />

Gibt es anstelle des zugesagten<br />

Sandstrandes am Meeresufer nur<br />

grobe Steine, die bis ins Wasser<br />

reichen, ist eine Minderung i. H. v.<br />

10 Prozent gerechtfertigt.<br />

AG Aschaffenburg am 19.12.1996<br />

(13 C 3517/97)<br />

Einheimische am Strand stellen<br />

keinen Reisemangel dar.<br />

Die Urteile stellen Einzelfallentscheidungen<br />

dar.<br />

Minderung<br />

Wichtig ist, die Mängel nicht nur zu benennen,<br />

sondern auch ausdrücklich das Minderungsbegehren<br />

zu formulieren, etwa „Aufgr<strong>und</strong><br />

von Beeinträchtigungen durch Baulärm fordere<br />

ich 30 Prozent des Reisepreises zurück“.<br />

Hierbei sind dann die geltend gemachten<br />

Beeinträchtigungen möglichst detailliert<br />

aufzulisten <strong>und</strong> nachzuweisen (anhand von<br />

Fotos, Videoaufnahmen, Zeugnis durch Personal<br />

<strong>und</strong>/oder Mitreisende, Lärmprotokoll<br />

bei Bau- oder Feierlärm). Dabei können auch<br />

mehrere einzelne, unerhebliche Mängel addiert<br />

werden <strong>und</strong> zusammen eine höhere<br />

Quote ergeben. War die Reise so erheblich<br />

beeinträchtigt, dass sie völlig vereitelt war,<br />

kann der Reisende auch wegen nutzlos aufgewendeter<br />

Urlaubszeit eine Art Schmerzensgeld<br />

verlangen (§ 651f II BGB –<br />

„angemessene Entschädigung in<br />

Geld“). Unabhängig davon stehen<br />

ihm auch Schadensersatzansprüche<br />

nach § 651f I BGB zu, sofern<br />

der Reiseveranstalter den Umstand,<br />

auf dem der Mangel der<br />

Reise beruht, zu vertreten hat. Die<br />

genannten Ansprüche des Reisenden<br />

verjähren innerhalb von zwei<br />

Jahren, beginnend mit dem Tag,<br />

an dem die Reise dem Vertrag<br />

nach enden sollte (§ 651g BGB).<br />

Bilder: Auerbach Verlag, Stock.xchng<br />

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Aktuell | 4.2012

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